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Oppersdorf-Schlesien, Erzberger und Dr. Heim gipfelte, war eine Sturmansage gegen Liberalismus und Hansa bund zu den nächsten Neichstagswahlen, wo die Handels verträge zur Entscheidung stehen. „Wird im Jahre 1911 eine falsche Politik gemacht, alsdann verliert der Bauern stand alle seine bisherigen Errungenschaften", sagte Dr. Heim auf der Tagung. Vom Liberalismus, der sich dem Linksliberalismus ergeben hat, hat der Bauernstand nur die Gefährdung seiner Interessen zu erwarten, da er den Bauern Schutzzölle versagt und die Verbindung mit der Sozialdemokratie erstrebt, lieber die Bedeutung der Regensburger Kundgebung wird der Liberalismus in Bayern sich wohl im Klaren sein. Rußland. — Das Präsidium der Rrichsdnma beschloß, die Gesetzesvorlage für Finnland noch vor den Sommerserien auf die Tagesordnung zu setzen. Türkei. — Der Pforte nahestehende Kreise erklären, bei den gegenwärtigen Verhandlungen über die Festlegung eines definitiven Regimes für Kreta vertrete die Pforte den Standpunkt, daß die Türkei der Ernennung jeder Persön lichkeit selbst eines Kcetensers zum Chef der autonomen Verwaltung Kretas zustimmen könne, aber niemals der Ernennung eines Griechen auS dem Königreiche. UebrigenS rechnet man in den Kreisen der Pforte nicht auf einen baldigen Abschluß der Verhandlungen. Amerika. — In Gegenwart des Präsidenten, der Infantin Jsabella, des Präsidenten von Chile Montt und der fremd ländischen Abordnungen erfolgte am 26. Mai in Buenos Ayres in feierlicher Welse die Grundsteinlegung zu einem aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Unabhängigkeit Argen- tinieus zu errichtenden Denkmals. Nachmittags fand eine Truppenschau statt, an der Abteilungen der Besatzungen aller in der Stadt ankernden fremden und argentinischen Kriegsschiffe, die chilenische Militärschule und 20 000 Mann des argentinischen Heeres teilnahmcn. Die Truppen defilierten bei herrlichem Wetter in Beisein einer unge heuren Menschenmenge vor dem Regierungspalaste, wo die Präsidenten von Argentinien und Chile, die Infantin Jsabella, die fremdländischen Abordnungen, das diploma tische Korps und zahlreiche Geladene versammelt waren. Bei dem Vorbeimärsche waren sowohl die fremdländischen als auch die einheimischen Truppen Gegenstand lebhafter Sympathiekundgebungen. In der Stadt herrscht große Begeisterung. Aus Stadt und Land. Dresden, den 27. Mai 1d10. —* Der Herzog von Sachscn-Altcnbnrg hat seine auf mehrere Wochen berechnete Reise nach Oberitalien an getreten. —* Preußen hat den neuen Entwurf über die Schiss- fahrtsabgabeil noch immer nicht fertiggestellt. Jedoch hat die preußische Negierung mitteilen lassen, daß die sächsischen Wünsche, von denen hauptsächlich Leipzig wegen des Saalc- kanals profitiert, erfüllt würden. -* Die Flucht in die Oeffciitlichkcit, diesen nicht mehr ungewöhnlichen Weg, hat jetzt auch der aus der sächsischen Landtagsfraktion nusgeschiedene Neichstagsabgeordnete Merkel betreten. In einer Zuschrift an die „Leipziger Neuesten Nachrichten" sagt er: „Mein Austritt aus der nationalliberalen Landtags- fraktiou ist erfolgt, weil die Fraktionsleitnug dem ge mäßigten Liberalismus der Negierung gegenüber keine Geltung zu verschaffen wußte und weil in der Fraktion vom Liberalismus schließlich nicht viel mehr zu spüren war. Zn Beginn der Session, als mehrere Minister den Nationalliberalen scharf zuleibe gingen, hat es an schönen Vorsätzen nicht gefehlt, aber zuguterletzt war alles wieder vergessen. Man wich stets mutig zurück und konzedierte alles, was die Negierung wünschte, sobald sie nur mit Nach druck auf ihrem Willen bestand . . . Erst der fortgesetzte llmfall der Fraktion und die offen zutage tretende Liebe dienerei der Parteileitung gegen die Negierung und die Konservative» haben mir schließlich den Austritt diktiert. Ich war zuletzt als liberaler Mann durch mein Gewissen gedrängt, meiner Wege zu gehen . . . Anfänglich habe ich nicht darauf geachtet, daß ein großer Teil meiner Fraktions kollegen den Saal mied, wenn ich zum Worte gelangte, das ich mir selbst verschafft hatte. Erst von Bauknachbarn bin ich dann ans dieses Gebaren aufmerksam gemacht worden, und ich finde es heute auch sehr erklärlich, nachdem mir Opposition „<i»nn«i indinv" ans den Kreisen meiner früheren Fraktionskollegen öffentlich vorgehalten wird. Man wollte vermutlich durch die Abwesenheit bei meinen Reden der Negierung zeigen, daß ich nicht im Aufträge der Fraktion, sondern nur für meine Person sprach." —* Recht interessant ist der Bericht des katholischen Lehrcrvcrbniides im Königreiche Sachsen, der die Jahre 1998 und 1909 umfaßt, und soeben erschienen ist. Nachdem sich 1908 die „Vereinigung katholischer Lehrer zu Plauen" gebildet, sind es 8 Vereine, die zum katholischen Lchrer- verbande gehören. Der Gesamtverband hatte am 31. De zember 1909 einen Bestand von 323 Mitgliedern, darunter 67 Knratgeistliche, 7 Fachlehrer und Fachlehrerinnen, 7 emeritierte Lehrer und Lehrerinnen, einen geistlichen Emeritus und 1 sonstige Mitglieder. Der Bericht ist mit vieler Gewissenhaftigkeit ausgearbeitet und läßt ein er freuliches Licht ans die Tätigkeit der einzelnen Gruppen und ihrer Mitglieder fallen. Auch manche literarische Veröffentlichungen seiner Mitglieder macht er namhaft. Ter Vcrtretertag in Dresden und der Verbandstag in Chemnitz erfahren eine eingehende Würdigung. Natur gemäß berichtet uns das 39 Seiten starke Heftchen auch von der mannigfaltigen Tätigkeit des Vorortes Chemnitz. Vielfach nimmt es zu unserer Freude Bezug auf Berichts der „Sächsischen Volkszcitnng", besonders auch in dem treff lichen knappen Bericht über den Wissenschaftlichen Fort bildungskursus für katholisch Lehrer, der am 1. und 2. Oktober 1908 in Bautzen gehalten wurde. Sehr gut ge fallen uns auch die Nekrologe, die dem „Herrn Kantor" - Benno Peter Scholze (Nadibor), dem Pfarrer Wendelin Trenkler (Oelsnitz i. E.), dem Kaplan N. Andritzki (Zittau) und dem Domschuloberlehrer em. Joseph Schmiedek (Bautzen) gewidmet sind. Wer ein Bild vom Streben der katholischen Pädagogen des Königreiches Sachsen ist den letzten Jahren haben will, wird an dem Berichte, dessen fleißigen! Ausarbeiter man herzlich danken muß, nicht vorübergehen dürfen. —* Der Kampf im Baugewerbe scheint innerhalb des Königreiches Sachsen vorläufig noch nicht zu Ende zu gehen. Der BezirkSarbcitgeberverband für das Baugewerbe im Königreiche Sachsen, der sich aus 37 Arbeitgeberverbänden mit 1293 Baugeschäften zusammensetzt, hat sich in einer hier stattgefundenen Vorstandssitzung erneut mit der AuS- sperrungsscage beschäftigt und nach einer längeren Beratung einstimmig folgende Resolution angenommen: Die heute im Kaiser-Wilhelm-Saale des Hauptbahnhofes zu Dresden vollzählig versammelten Vertreter der 37 Unterverbände des BezirkSarbeitgeberverbandcs für daS Baugewerbe im Königreiche Sachsen erklären, auch heute noch an den Be- schlüssen der Dresdner Hauptversammlung unbedingt fest- zuhaltcn, sie sprechen die Erwartung aus, daß diese Be schlüsse bei den in Aussicht stehenden FriedenSverbandlungen zugrunde gelegt werden und daß die Aussperrung keines- falls aufgehoben wird, bis im gesamten Gebiete deS Bezirks- Verbandes der Abschluß eines Tarifvertrages auf zufrieden stellender Grundlage gesichert ist. —* Wetterprognose der König!. Sächs. Lande»» Wetterwarte zu Dresden für den 28. Mai: Noidwestliche Winde, Zunahme der Bewölkung, etwas kälter, zunächst Gewiiter» Neigung, danach ketu erheblicher Niede schlag. —* So. Majestät der König nahm heute vormittag im Residenzschlosse die Vorträge der Herren Staatsminister entgegen und stattete hierauf dem Königlich Großbitanni- schen Ministerresidenten in dessen Wohnung Wiener Straße 70 anläßlich des Ablebens weiland Sr. Majestät des Königs von Großbritannien und Irland einen Kondolenzbesuch ab. — * Se. Majestät der König wohnte gestern am Fronleichnamsfeste dem VormlttagsgotteSdienste in der kath. Hofkirche bei und nahm mit Ihren König!. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian sowie dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg und der Prinzessin Mathilde nach dem Hochamte an der feierlichen Prozession teil. —* Se. Majestät der König hat Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Johann Georg den Sidonien- orden mit der Erlaubnis, ihn an einem breiten Ordens bande nach Art der Großkreuzdekoration der inländischen Orden zu tragen, verliehen. —* Se. Majestät der König hat dem Staatsminister des Inneren und der auswärtigen Angelegenheiten Grasen Vitzthum v. Eckslädt das Komturkreuz 1. Klasse des Ver- dienstordenS. dem Oberhosmarschall Frhrn. v. d. Bussche- Streithorst den Stern in Gold vom Großkreuz des Albrechtsordens und das grüne schmalgeränderte Band, dem Chef der Privatvermögensverwaltung Schloßhaupt- mann v. Tümpling das Komturkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens und dem Oberzeremonienmeister Grasen Wilding v. Königsbrück das Komturkreuz 2. Klasse des- selben Ordens verliehen. Dem Hanptkontrolleur der Kgl. Hoftheater Rechnnngsrat Kramer und dem Direktor des ResidenztheaterS Karl Wilt wurde das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsoidens verliehen. —* Se. Majestät der König hat Herrn Postdirektor Löbmann in Wurzen das Ritterkreuz 1. Klasse des AlbrechtS- ordenS verliehen. —* Der Geburtstag Seiner Majestät des K önigs wurde im ganzen Lande festlich begangen. Die Stadt Dresden bot in ihrem reichen Flaggenschmucke einen feierlichen Anblick. Um 6 Uhr morgens fand große Reveille auf der Altstädter Hauptwache und im prinzlichen Palais an der Zinzendorfstraße statt. Um 8 Uhr wurde dem Mon archen in Wachwitz eine Morgenmusik gebracht. Von 10 Uhr ab nahm der Monarch im königlichen Residenz schlosse Beglückwünschungen entgegen von dem hoch- würdigsten Bischof mit der katholischen Geistlichkeit, dem Minister des königlichen Hauses, den Kavalieren des königlichen großen Dienstes und der prinzlichen Hofstaaten, ferner von den königlichen Staatsministern, den kom mandierenden Generälen, der aktiven Generalität der Oüirnisoii Dresden und den Kommandeuren. Hierauf er schienen Mitglieder des fürstlichen Hauses Schönburg und Graf Friedrich zu Castell-Castell. Am Schlüsse folgte eine Deputation des Rates und der Stadtverordneten der könig- lichen Haupt- »nd Residenzstadt. Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde trafen vormittags zur Beglückwünschung Seiner Majestät des Königs ini Residenzschlosse ein. Um 11 Uhr wohnte Se. Majestät dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei und begab sich um ^1 Uhr vom Residenz schlosse zur Parade. Nach der Parade kehrte Se. Majestät der .König zu Pferde nach Wachwitz zurück, wo um 3 Uhr königliche Familientafel stattfand. Ein ans» 60 Musikern des Allgemeinen Musikervereins gebildetes Orchester unter Leitung des Herrn Königlichen Musikdirektors Reh konzer tierte mittags von 12 bis 1 Uhr auf dem Altmarkte. Nach mittags vereinigten sich im Kvnzertsaale des Städtischen Ansstelliingspalastes zahlreiche Bürger Dresdens, nameikt- lich viele Nertrcter der Staatsbehörden, des Rates und des Stadtvcrordneteiikollegiums, der Kunst und Wissenschaft, der Schulen, der Post und der Telegraphie, der Aerzteschaft, der Industrie, des Handels und Gewerbes zu einem Fest- mahle, zu dem die staatlichen und städtischen Behörden Ein ladungen hatten ergehen lassen. Auch der hochwürdigste Bischof Dr. Schaefer nahm teil. Staatsminister Graf Vitz thum v. Eckstädt brachte das Hoch auf den Monarchen aus. nachdem er in einer längeren Rede aus der politischen Lage folgenden Schluß gezogen hatte: „Es sind wahrhafte Fricdensgcdankcn, die das Land durchziehen und die unS heute beherrschen. Hatten wir schon in der gemeinsamen LandtagSarbcit erkennen können, wie auch die Mehrzahl unserer Gegner von dem Wunsche geleitet wurde, dem Wohle des Vaterlandes zu dienen, so sind die Feiern, zu denen sich heute im ganzen Königreiche alle königstreuen Untertanen zusammenfinden, ein Zeugnis für den ernsten und festen Willen, der uns alle beseelt, die Güter zu jvahren, .. t die wir höher schätzen als das Glück des einzelnen." Der Konservative Verein hielt am Dienstagabend im Gewerbe haus die Königsfeier ab. Am Nachmittag vereinigte sich das Kollegium mit einer Reihe angesehener Männer aus den Kreisen der freien wissenschaftlichen Berufe, der In dustrie, der Finanz- und Handelswelt zu einem Festmahle auf dem Königlichen Belvedere. Rektor Geh. Hosrat Prof. Dr. Helm brachte das Hoch auf Se. Majestät den Köniz aus. Die Technische und Tierärztliche Hochschule veran stalteten ebenfalls eine Festfeier in der Aula. Auch in deir einzelnen Schulen wurden Festaktus abgehalten. —* Zu unserem Berichte über die Köntgsparade auf dem Alaunplatze zu Dresden ist noch nachzutragen, daß bei dem Vorbeimärsche des Schützenregiments und des Jägerbataillons sich Prinz Johann Georg an die Spitze dieser beiden Truppenteile setzte, um sie seinem erlauchten Bruder persönlich vorzuführen. Bei dem zweiten Vorbei märsche der Grenadierregimenter marschierten die beiden ältesten Prinzen als Fahnenosfiziere vor der Regiments kolonne. während Prinz Ernst Heinrich als schließender Offizier marschierte. Er hielt mit den langen Grenadieren tapfer Schritt, hatte jedoch oft Mühe, nachzukommen, so- daß er sich durch einige Laufschritte helfen mußte. —* Herr Pfarrer Göhler von der hiesigen evangel. Jakobikirche ist in Berlin, wohin er sich zur Teilnahme an der Weltkonferenz der Jungsrauenvereine begeben hatte, plötzlich an einem Schlaganfalle gestorben. —* Prinz Eitel Friedrich von Preußen, der Großmeister des Deutschen Johanniterordens, trifft dem nächst in Dresden ein, um an der Feier des 50jährigen Bestehens der Genossenschaft des Johanniterordcns im Königreiche Sachsen teilzunchmen. Die Genossenschaft Sachsen der Johanniter gehört zum sogenannten Ballet Brandenburg, die noch eine Anzahl anderer Provinzen resp. Genossenschaften, insgesamt 16, umfaßt. Die sächsische Genossenschaft begründete im Jahre 1880 in Riesa ein Krankenhaus, das dort 12 Jahre bestand und der ganzen Gegend großen Segen gebracht hat. AIS die Genossenschaft das Krankenhaus zu erweitern gedachte, faßte man gleich zeitig den Plan einer Verlegung der Anstalt nach Heidenau ins Auge, wo das neue Johanniterkrankenhaus am 28. Juni 1902 eröffnet wurde. An diesem Kcankenhause sind drei Aerzte, fünf Schwestern und neun Beamte tätig. Das sächsische Krankenhaus der Johanniter nimn t die fünfte Stelle unter den 64 gleichen Anstalten des Ordens ein. Für die Gegend von Heidenau, Pirna usw. ist das statt liche Krankenhaus seit seinem Bestehen zu einer Quelle deS reinsten Segens geworden. An der Feier des 50- jährigen Jubiläums wird auch Seine Majestät der König teilnehmen. —* Das zum Besten des Neubaues eines Kinder krankenhauses am 29. Mai zu veranstaltende Frühlingssest wird gleichzeitig anderen wohltätigen Zwecken mit dienen, da dabei auch die von der Firma Römmler u. JonaS zu ermäßigten Preisen zur Verfügung gestellten Postkarten fürstlicher Personen zum Verkaufe gelangen. Der Rein ertrag dieser künstlerisch wertvollen Postkarten wurde be kanntlich von Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola für die Zwecke der Lungenfürsorgestellen in Dresden bestimmt. Auch werden die schönen Bilder Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Mathilde zum Besten des Maria-Anna- Hospitales zu billigem Preise von derselben Firma in den Kiosken für Ansichtspostkarten angeboten werden. —* DaS Frühlingssest im Garten des Japanischen Palais am 29. Mai werden Se. Majestät der König und sämtliche Mitglieder des Königlichen Hauses mit ihrer An wesenheit auszeichnen. Außer den dem ständigen Komitee angehörenden Damen haben sich zahlreiche Wohltäterinnen dem Unternehmen zur Verfügung gestellt und die Unter stützung junger Damen und Herren gewonnen. Auch einige Schwestern der Kinderheilanstalt werden Mitwirken. Die Musik wird von den Musikkorps des 13. Jäzer-BataillonS und des 12. Feld-Artillerie Regiments aukgesührt. Pro gramm im Garten. —* Der Johannisverein, der unter dem Pro-- Lektorate Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Jo hann Georg steht, hielt vorgestern vormittag unter dem Vorsitze des Herrn Geh. Regierungsrates Freih. v. Teubecn seine diesjährige Hauptversammlung auf dem Königl. Belvedere ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte der Vorsitzende mit, daß der kürzlich verstorbene Herr Gene ralkonsul Kommerzienrat Palmi6 dem Vereine ein Legat von 6000 Mark hinterlassen habe. Aus dem Berichte über die Tätigkeit des Gesamtvereins und seiner vier Ab teilungen, der ebenfalls von Herrn Geh. Regierungsrat Freih. v. Tcnberir erstattet wurde, ging hervor, daß dem Vereine ans den Mitteln der Künigin-Carola-Stiftung eine nachträgliche Beihilfe für das Jahr 1908 in Höhe von 1800 Mark und eine Beihilfe für 1909 in Höhe von 2000 Mark zngegangen sind. Die 164 Wohnungen des Vereins wurden von 529 Personen bewohnt. Unter ihnen befanden sich 159 Haushaltungsvorstände, 82 Ehefrauen, 11 Kinder über 14 Jahrs, 114 schulpflichtige Kinder und 65 Kinder unter 6 Jahren. Der Kindergarten des Vereins war nicht ganz so stark besucht wie in den früheren Jahren: durchschnitt lich befanden sich hier 15 bis 38 Kinder. Die Anstalt wurde wiederholt durch den Besuch der hohen Protektorin ausge zeichnet. Der Kassenabschlnß verzeichnet in Einnahme und Ausgabe 49 167,92 Mark. Der Buchwert der Häuser be lief sich auf 542 620 Mark abzüglich 454 460 Mark Hypothek der Landesversicherungsanstalt. Die Abteilung für Näh maschinenerwerb entfaltete eine erfolgreiche Tätigkeit und konnte 94 neue und eine gebrauchte Nähmaschine, sowie 5 Strickmaschinen an Hilfsbedürftige abgeben. Das Da heim gewährte 45 jungen Mädchen Ausnahme, Unterkunft und Schutz vor Verführungen. Es war das ganze Jahr voll besetzt. In den vom Frauenvereine verwalteten 4 Kinder- bewahranstalten wurden allein 69 439 Mittagsportionen verabreicht. Das Eisfest auf dem Carolasee brachte einen Reinertrag von 3900 Mark. —* Der sächsische Landesverband Gabelsberger begeht am 4., 6. und 6. Juni in Dresden sein 25jähriges Jubiläum. Er zählt gegenwärtig innerhalb Sachsen 350 Stenographenvereine mit 22 000 Mitgliedern. Für die Festtage ist ein reichhaltiges Programm aufgestellt worden «