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Nr. LS» 21. Jahrg. Fernsprecher: jjzcdaktion 32723 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 14797 Sonntag, 11. Juni 1922 Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden «A. 18, Holbeinstrafte 48, veioasvretS, «iertettsbrNch «r--> iusgau«»»^ »welmonalli« »I.Ii« monatlich 11 >t, auSschtteblich je 4^ giitchlag für Mai und Juni ISA. Wimmer 1 Li» LLlhjtjch« BoUeieiruim ertcheun wöchentlich techrmal. Im Falle höherer SewaU oder beim rluröleiden der Papieriielerungen ust». «rlilcht jede Lechflichtung aus Erfüllung von Nnjetgen-Nultrügen und Leistung von Schadenersatz. Anzeigen preis, Dir «ingestzalten« BetU„U» S X. für Slamilten, und Bereinöanzelaen. Stellen- und Mietgesuche 4.llN F,. ! tionellen Teil. SS mm dreit, 18 g». Für Inserate init besonderer PlajterungSvorschrtst aus obige Preise 2!i Vr»»e»t Selbstabholer 2 bet Urbersendung durch die Post autzeroem Portozuichiag. Di« Petit»ReNamezeil« im redal- Zuschlag. Oflertengeblihr! jllr Svrechstund» der Redaltton :S-S Uhr nachm. 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Zwischen Russland und Finnland ist ein Vertrag wegen gegenseitiger Greiizunverlehbarkclt abgeschlossen worden. lieber die Persönlichkeit des als Attentäter auf Scheidemann verhafteten Mannes, der angeblich der U. S. P. D. angehören soll, gibt die Staatsanwaltschaft bis Abschluß der Untersuchungs verfahren keinen Ausschluß. In Moskau ist die Stimmung unter den Bolschewisten wegen Lenins Erkrankung bedrückt, es wird schon über den Nachfolger beraten. Ucbcr London wird der Aufstand in Kapstadt als nicdcrge- worfen gemeldet. Oesterreich beschäftigt sich mit dem Gedanken eines Diktators für die Finanzmatznahmen. Der Erzbischof von Canterburh hat beim Heiligen Stuhl die Erlaubnis eingeholt, Vertreter katholischer Körperschaften Englands nach Russland zu schicken zur Prüfung der Behandlung der Geistlichkeit unter der Sowsetregierung. Die Revolution in Paraguay, die von dem früheren Präsi- denteu auSgrht, nimmt ernste Formen an. Deutsche Offiziere wurden durch KriegSgerichtsspruch der Rhcinarmce in Mainz zu Gefängnis- nnd Geldstrafen verurteilt. Die Vermählung des serbischen Königs Alexander mit der rumänischen Prinzessin Maria hat am Donnerstag mit dem üblichen Gepränge stattgefunden. D^r Reichskanzler über die Lage Frankfurt a. M., 10. Juni. Vor etwa 800 geladenen Gästen hielt am Freitag abend Reichskanzler Dr. Wirth in Stuttgart eine große politische Rede. Nach einer kurzen Ansprache d:S württembergischen Staatspräsidenten Hieber ergriff Reichskanzler Dr. Wirth das Wort. Er bezeichnet«: als das Ziel der deutschen Politik das Wohl des deutschen Volkes und die Erhaltung seiner politischen und wirtschaftlichen Einheit. Die große Aufgabe der Erhaltung des Deutschen Reiches könne aber nur unter der Mit arbeit der deutschen Arbeiterschaft aller Richtungen und aller Beamtenverbände gelöst werden. Einen Fortschritt in den poli tischen Beziehungen des Deutschen Reiches zu den früher feind lichen Staaten erkenne man am deutlichsten an der Sprache, die diese führen. Noch vor einem Jahre wurde nn Tone des Ulti matums, der Diktatur mit Deutschland gesprochen. Ganz anders war es bei der Konferenz in Genua, wo 3)H Jahre nach Schluß des Weltkrieges begonnen wurde in ruhiger nüchterner Form die politischen Fragen zu besprechen. Zur Besprechung des Vertrages von Rapallo übergehend, gab der Redner der Ueberzeugung Aus druck, daß durch diese wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Ruß land nicht nur Deutschland, sondern dem ganzen dahinsiechenden Europa gebolfen werde. Mit einem Appell zur Mitarbeit an der Erhaltung des einigen und unaubhängigcn Deutschen Reiches be endete der Kanzler seine mit großem Beifall aufgenommcne Rede. Dann sprach noch Außenminister Dr. Rathenau. Er be handelte bor allem das Reparationsproblem. Wenn dasselbe auf der Konferenz van Genua auch nicht berührt werden sollte, so trat dock, bei allen Besprechungen die Ueberzeugung von der wirtschaftlichen Verflochtenheit der Interessen der europäischen Staat, n und von der Undurchführbarkeit der Bedingungen des Londoner Ultimatums zutage. Als einen wichtigen Schritt auf dem Wege der Loslösunq von dem Geist« des Londoner Ulti matum? bezeichnet« Dr. Rathenau die Besprechungen des Van- kierkomitecS in Paris. Es sei dies der bedeutungsvollste und wichtigste Schritt, der seit dem Ultimatum von London gemacht worden sei, denn die Antwort des Konsortiums 'uf die Frage, ob Deutschland die 132 Goldmilliarden zahlen könne, sei ein glattes Nein. Mit Worten des Dankes schloß hierauf Staats präsident Hieber die Veranstaltung. folgende beachtenswerten Betrachtungen an: Wir haben ein Pro gramm. Dieses umschließt das was wir wollen und das was wir nicht wollen. Was wir wollen ist folgendes: Frankreich und Belgien sollen bis zum Aeußersten als die Nationen, die am meisten unter dem Kriege gelitten haben, zusammenaroeite», um ihre Reparationen gedeckt zu sehen. Wir verstehen sehr wohl, daß jetzt Versuche gemacht werde», um Frankreich und Belgien zu trennen, in dem man letzterem sofortige finanzielle Vorteils anbietet. Von Belgien wird dieses Linsengericht verschmäht, weil cs den Rest seiner Erbschaft kosten würde. Außerdem wollen wir, daß Deutschland seine Finanzen gesund macht. Zu diesem Zwecke muß ein neuer Marksturz vermieden werden und eS sind dafür" die von der Reparationskvmmission vvrgeschlagcncn Maßregeln" sofort zu ergreifen. Besonders muß cs der Inflation steuern! und die Finanzkontrolle in Kraft treten lassen. Wir würden alles mit Freuden tun eine internationale Anleihe zu fördern, selbst wenn es sich nur um eine kleine Anleihe handelt, unter der Voraussetzung, daß die Beträge der Anleihe genau mit Rück sicht auf die belgischen und französischen Interessen berechnet und dementsprechend keinerlei Deckung des belgischen Guthabens vorwcg- genommcn würde nnd ferner unter der Voraussetzung, daß die deutsche Inflation aufhört und die Finanzkontrolle Platz greift. Herabsetzung der deutschen Neparationsschuld auf 5V Milliarden? Paris, 10. Juni, lieber die gestrige Sitzung deS Anleihe- komitees, die die erwartete Entscheidung ans heute vertagte, ver lautet in der heutigen Morgenprcsse allgemein, daß iw wesent lichen solgcndes beschlossen wurde: Das Bankierlomitee hält unter den gegenwärtigen Umständen eine große internationale Anleihe nicht für möglich. Das Komitee wird seine Arbeiten insolgedessen auf drei Monate vertage», während welcher Zeit die verschiedenen Regierungen Gelegenheit haben werden über die Reparations frage unter sich zu verhandeln. Die heutige Sitzung soll dazu dienen eine endgültige Form für die in der Debatte gefaßten Beschlüsse zu finden. Petit Parisi'en sagt, von einer Seite hätte man die für Deutschland mögliche Neparationslast auf 50 Gold milliarden festgesetzt. Das Oeuvre weiß niitznteilen, daß das Komitee erklären werde, daß eine internationale Anleihe gegen wärtig ausgeschlossen sei. M PkW« lies m WIMM Von Dr. Heinrich Staab, Neuß Die rheinische Frage ist längst kein französisch-deutsches, noch ein europäisches Problem mehr, sondern sie ist zu einer Weil frage geworden. Auch wirtschaftliche und politische Gesichts punkte allein erklären sie nicht mehr, geistige Grundlagen müssen zu ihrer Beantwortung gefunden werden. Sind die Volksgenos sen rechts des Rheines darüber klar? So oft die politische Welt des besetzten Gebietes zusammenkommt, gibt zweierlei den Grundton ab: Einmal das unerschütterliche Bekenntnis zum deutschen Gedanken, zweitens aber auch eine Summe an Klagen. Beides darf nicht unter- bezw. überschätzt werden. Kür »ns Rheinländer ist die deutsche Treue am deutschen Rhein eine un erschütterliche Selbstverständlichkeit. Wenn wir über oieS oder jenes uns beklagen, so wissen wir, daß Scndernot fürs Ganze leicht empfindlich machen kann. Mögt Ihr da drüben cuererseiis die ebenso selbstverständliche schonende Liebe, den Willen zu jener besonderen Achisamkeit aufbrnigcn. m:l der der verschonte Bruder den für ,hn darbenden bedenkt! Am Rhein entwickelt sich ein neuer Ttzp deutscher Menschen. Einer, der über Partei- »nd w r.jchaftSpolu.sch'. Enge hniouswächst zu rein nationalem Denken. Die Nhe:«. landgesinnnng muß ein Programm w:rde», das wir »:» Rhein land pj. gen, dessen Folgerungen aber von allen den ichen Voiks- brüdcrn n allen Regionen mit ihren b-j „deren B'ni.nmgcn gezc-en i-cron. müssen. Versteht recht: Nicht darum hai'^e't es sich, daß wir maßgebend sein, besonders behandelt werden müssen, sondern doß wir mit dem Recht des Vorpostens über unsere E.n» drücke und mit unseren Erkenntnisse gehört werde». Je mehr wir uns einer wahre» Lösung der europäischen Schw'emlsidt nähern, desto schärfer rückt di« Nheirlandfrage ins Licht. Wir empfinden im Rheinland schon laugst, daß das Ne- paratimSproblem mit unserem schöne» Laude gelost werden Wird. Das Programm des ..Guten Rheinländers" muß mit einer Reche weltpolitischer Tatsachen rechnen. Frankreich kann und will nicht mehr ans die Rhcin- Menze verzichten. Kern und Stern seiner Politik ist. irgendwie an den Rhein zu kommen. Elsaß-Lothringen genügt ihm nicht, trotzdem Stroßburg und Nenbelgien wie Kneifer einer Zange, wie AuSfaVtore zum deutschen Rhein wirken. Ja. weil Elsaß- Lothringen wieder einmal in französische Hand gekommen sind, treibt Frankreich weiter. Der bekannte Vorkämpfer des deutschen Rheinland:?, Professor Dr. Lauscher, hat vor einigen Tagen den tiefen Zusammenhang Mischen der elsaß-lothringischen Annexion, der Erschleichung des SaargcbieieS und oer Bedräuung des Rheinlandes enthüllt: Das Erzgebiet des lothringischen Minette ist in rastloser deutscher Arbeit auf das Nuhrqebiet als Kohlen- vasis organisatorisch eingestellt worden. Der französische Impe rialismus sagt zu dem A der Annexion des Oberrheins das B der Annexion deS NiedernheinS. Was dazwischen liegt, ist not wendige Brück«. Möglichst nahe am RuhÄecken ist das franzö sische Machtbereich über Mitteleuropa unangreifbar. England hat weltpolitisch gegenüber Amerika den Krieg verloren, sieht in Europa an die Stelle des nicdergeboxten Deutschland Frankreich gesetzt. Frankreich wird das noch einmal zu spüren bekommen. Aber Deutschland braucht sich davon keine Besserung seiner eigenen Stellung zu verspreche». So lange England Zugeständnisse im Orient und anderswo benötigt, wird e» auf die chronisch gewordene Hysterie Frankreichs Rücksicht neh men. sind daS Kompensationsmittel kann wieder nur das Rhein land sei». Geht man so weit, das Rheinland in irgend einer Form zu neutralisieren, so bedeutet das keine Lösung, sondern A«e Verschärfung de» deutschen Nhei»Problem». ' Das Reparationsproblem wird, wenn e» nicht au» Geringe Aussichten — Heute Schlußsitzung? Paris. 10. Juni. Trotzdem auch über die Fccitagssitznngeu keinerlei Mitteilungen von beteiligter Seite gemacht worden sind, verlautete am Freitag abend in Ententekreisen, daß die Aussichten für die geplante große Anleihe für Deutschland nur noch sehr gering seien. Aussichtsreicher erscheint es: eine kleine Anleihe unterzubringen, die Deutschland zunächst über die Schwierigkeiten des Jahres 1922 Hinweghelsen könnte. Zu den Anleihcverhand- lungen führt am Freitag abend der Temps anscheinend ossiziöS Keine weiteren Auleiheverhandlungen Paris. 9. Juni. Nach der Chicago Tribüne soll Morgan gegen die Fortsetzung weiterer Anlciheverhandlungcn sein, solange nicht bezüglich der Herabsetzung der deutschen ReparationSichnlden bestimmte Entschlüsse unter den Alliierten gefaßt sind. Er halte die Fortführung der Verhandlungen deshalb für nutzlos, weil Frankreich als Hauptglänbigerstaat hinsichtlich der Reparations zahlungen gegen die Ausgabe der Gcsamtbcsugnisise des Anlrihc- koinitees gestimmt habe. W»«W»MWW1WWW»MWgWWW»WAAWWDWW»«WW«M»W»ck»»»» dem Gesichtspunkte einer offenen Abkehr von den Prinzipien des Versailler Vertrages gelöst werden soll, auf dem Nücke» unseres Rheinlandes ausgetragcn. England ist zu wirtschaftlich einge stellt, als daß eS nicht von der einfchneidcndcn Behinderung der deutsche» Zahlungsfähigkeit durch die riesigen Besatzungskosten überzeugt wäre. Es wird eines Tages den Posten absetzen wollen. Eine Zurückziehung der Besatzung wird Frankreich auf den Plan rufe». Die französische Armee besetzt heute de» über wiegenden Teil des Rheinlandes. Durch ihre Zurückziehung ver liert Frankreich außenpolitisch sein Rheinzicl, wirtschaftlich einen Korrektor für seine Arbeitslosigkeit, innerpolitisch wahrscheinlick! ein gut Teil jener inneren Scheinruhe, die allein erklärt, daß in Frankreich eine Kammer herrscht, die dem Volkswillen in kei ner Weise entspricht. Gefordert werden muß: Aktive deutsche Rhein- Propaganda. Immer wieder wird von einsichtigen Politikern gefordert, daß, wo immer von den Regierung?- und Parlaments stellen gesprochen oder gehandelt werde, es unter dem Gesichts punkte geschehe: Wie wirkt es auf das Rheinland und für es? Die geplante Auflösung der Oberpostdirektionen Trier und Aachen mag zum Beispiel mit SparsamkcitSrücksichten hinrei chend begründet sein, dürfte aber gerade mit Rücksicht auf die Grenzlande politisch und administrativ ein schwerer Fehler wer den. Landwirtschaftlich müssen die rheinischen Verhältnisse end lich ganz klar als andersliegend behandelt werden wie etwa die östlichen Großbesihverhältnisse. Es ist bereits erwiesen, daß die SmeetSschen Agitatoren gerade mit der schematischen Anwendung der vorjährigen Getreideumlage bei den Bauern der Eifel und deS HunSrückS agitieren. Daß sogar französische Kreiskantrol leure in diesem Punkte Erkundigungen einziehen nnd Bespre chungen führen. Diese amtliche Wohlüberlegtheit gegenüber rheinischen Fragen muß wirkungsvoll ergänzt werden durch die bewußt über den Rhein hinübergespomienen Fäden der Verbände aller Art. Hier ist ein erfreuliches Verständnis auf allen Seiten zu beobachten. Der Kölner Männergesangverein, der beliebteste und bekannteste seiner Art in den Rheinlanden, hielt vor kurzem eine glanzende Bekenntnisreise an den Sitz der Neichsregierung. Große Wirtschafts, nnd Kulturverbände halten ihre Tagungen im besetzten Gebiet, um den Gesinnungsgenossen zu sagen: Wir denken an Euch! Können die Fäden nicht noch enger gesponnen werden, wenn di« deutsche Kunst uns ihr gesamtdeutsches Antlitz einmal am Rhein offenbart? Auf dem propagandabcackerten Boden hat sich die tak tische Erziehung zu vollziehen. Es ist damit zu rechnen, daß inan französischerseits nicht wagen wird, ohne eine wenig. stenS frisierte Volksabstimmung irgend etwas an den politischen Zuständen des Rheinlandes zu ändern. Der mite Rheinländer, und daS sind alle bi» auf ein paar gekaufte Subjekte, fordert sie nicht. Kon,mt sie aber von außen, so werden vier Fragen zur Wahl stehen: Preußische Provinz, deutscher Bundesstaat, neu traler Pufferstaat oder Zugehörigkeit zu Frankreich? Letztere» scheidet für den Deutschen am Rhein ganz, das dritte bis auf wenige politische Kindsköpfe und Hochverräter aus. Die Wahl Mischen dem bundesstaatlichen und dem Gedanken der Zuge- Hörigkeit zu Proußcu könnte Verwirrung anrichtcu. Es muß mit aller Deutlichkeit gesagt werden, daß man im Rheinland die Lösung der Nengestaliung des Reiches- als eine inner- und ge samtdeutsche Frage anzusehen gelernt hat. Wer das ans noch so wohlineincnden Gründen verkennt, erschwert uns Rbcin- ländcrn eine geschlossene ?lb:nehrstellu»g gegen die Fremdherr schaft. Es- steht fest und ist »ainentlich in der Provinzialspitzc der Zentrumspartei erst i» den letzten Tagen aufs- deutlichste be zeugt worden, daß die rheinische Volkssiimmung es ablcbnt, aus fremden Händen eine Möglichkeit z-nr Entscheidung des BundeS- staats-gedankens entgegenzunehmcn. Darüber wollen wir reden, wenn wir freie Männer am freien Rhein sind. Darüber wollen wir mit unseren deutschen Brüdern überall reden. Darüber wollen wir entscheide» nnisr rein sachlichen Bedingungen einer natür lichen Rcichöeinheit. Eine Zwangsabstimmnng würde vom rhei nischen Volke nach seiner Stimmung nur mitgeinacht, wenn ihre formalen Bedingungen gerecht und zweckentsprechend »raren. ES müßten alle Fragen gestellt werden. Nnd sie würden nur unter der einen Losung von allen Ständen und allen Gegenden beant- woriet werden: Keine Aendcrnng, solange noch e n fremder Soldat auf deutschem Boden steht! Das Bewußtsein, für Großdeutschland zu leiden, ist uns in Fleisch nnd BImt übergegangen. Unsere geschlissene Haltung bedarf aber einer Rückenstärkung durch die Volköbrüder des nn- besetzten Vaterlandes. Noch ei» besonderes Wort angesichts der besonders- gearteten Konfessionsverhältnisse des- RheiulandeS. Im Rheinland sitzt der Kern deS norddeutschen Katholizismus. Die Brüder im Reiche werden nicht verkennen dürfen, wie vorsichtig unter diesen Um ständen namentlich auch die deutsche Schul- und Kirchcnpolittk sein muß. Wenn die französische Propaganda uns mit der Ge meinsamkeit der Religion kommen will, so sind wir nicht um Antwort v wiegen. Wir wissen, daß der französische Katholizis mus sich von seiner gallikanischcn Erdcnscbwere säubern mutz, ehe er dein deutschen vergleichbar sein wird, vnd dann auch han deln wir nach dem Geist Christi, wenn wir die Treue zu den Namensverwandten über alle organisatorischen Lßrnde stellen. Der Frecheitskampf des RheiulandeS verlangt aber auch, daß die kulturellen Belange der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung wohlwollend nnd weitgehend anerkannt werden. Meide man also alles, was auf diesem Gebiete die Kampsfrendigkeit der Ka tholiken am Rhein hemmen könnte! Der Schulkainps scheint dazu angetan, wichtige Bestände an Entgegenkommen und liebereni- stimmung zu gefährden. ES kann die Stoßkraft nach außen nur schwächen, wenn der rheinische Katholizismus mit einer Hand einen Kulturkampf nn Innern führen müßte, den ihm sein Ge wissen zur Abwehr gebietet. Niederschmetternd muß in diesem Zusammenhänge wirken, wenn ein Wanderredncr des Evange lischen Bundes. Pfarrer Dr. KremerS-Bonn, gerade eine solche Lage sich auSsncht, um in Neuwieder nnd Bonner Versammlun gen die nationale Zuverlässigkeit des Katholizismus in Frage zu stellen! Bringen wir auch darin den großzügigen christlicheit und nationalen Gesichtspunkt auf! Treue um Treue diesseits und jenseits de» Rhein»l