Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 11.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192206110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19220611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19220611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-11
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Gvuutag den 11- Juni ,922 Zum Diözesancaritastag Nur wenige Tage trennen uns noch von der öffentlichen Veranstaltung des DiözesancaritasvcrbandeS, es sei aber hier nochmals erinnert, daß der 13. Juni hierfür ausersehen ist, an dem abends 7.30 Uhr im kleine» Saale der Dresdner Kaufmann schaft die erste Tagung dieser Art geschieht. Es ist wohl keine Uebertreibung, wenn wir sagen, das; die Caritas sich noch nie in der ganzen Weltgeschichte vor so große und schwierige Aufgaben gestellt sah wie in der Gegenwart. Das Gebiet, wo sie helfen soll, ist so groß wie die Welt, und die Notleidenden zählen nach Millionen und Abermillionen. Trotz aller großen und kleinen Unternehmungen hat man immer wieder das niederdrückende Gefühl: WaS ist das für so viele? Ja, das UeLermaß des Elendes kann sogar ein Erschlaffen der Liöbestätigkeit zur Folge haben, indem man sich sagt, eS sei doch nichts zu machen und alles nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Diese müde Stimmung der Resignation, diese halbe Verzweiflung ist viel leicht der größte Feind der Caritas in unseren Tagen, und gegen diesen Feind heißt es auf der Hut sein, denn er bringt uns dazu, auch das Gute zu unterlassen, was wir run können, und den nächsten in seinem Elend ohne Hilfe zu lassen. Da wir heute im Zeitalter der Organisation leben, hat sich diese auch der LieLestätigkeit bemächtigt, und gewiß vielfach mit sehr günstigein Erfolg. Aber es darf doch nicht übersehen wer den, daß ein solcher Verwaltungsweg nicht zu allen Toren de? Elends führt. Vereine und Anstalten können eines gewissen Geschäftsganges nicht entbehren, eine Art Bureaukratismus ist unvermeidlich. Es müssen Untersuchungen angestellt und Be richte erstattet werden, wobei immer mehrere Personen ins Ver trauen gezogen werden. Das aber ist es gerade, was die vcr- schämten Armen abhält, sich an solche Organisationen zu wenden. Sie wollen ihre Not nicht offen bloßlcgen und ziehen eS lieber vor, zu hungern und zu darben. Hier kann nur die vornehmste Form der Caritas, die stille Wohltätigkeit von Person zu Person, Abhilfe schassen. Und die ser Form der Caritas möchten wir hier das Wort reden. Wenn wir für sie Verständnis haben, brauchen wir uns gar nicht viel Mühe zu geben, um die zu finden, denen wir unsere Hilfe schen ken können und sollen. Ein jeder kennt in seiner engeren oder weiteren Verwandtschaft oder -in seinem Bekanntenkreise den einen oder anderen Notleidenden. Da bedarf eS keiner langen Untersuchung, denn Personen und Verhältnisse sind bekannt. Die Vertrautheit mit den Einzelheiten des Falles gibt die besten Fingerzeige auch für die Art der Wohltätigkeit. Es braucht durch aus nicht gleich eine Geldunterstützung zu sein. Eine gelegent liche Zusendung von Lebensmitteln, eine Einladung zum Essen, ein Freitisch, eine billige Wohnung, ein Ferienaufenthalt für die Kinder können einen lehr willkommene Erleichterung für ver schämte Arme sein, ebenso eine passende Beschäftigung gegen gutes Entgelt. Diese Armen arbeiten gern, auch über acht Stunden. Wenn derartige Unterstützungen auch nicht der Not im Großen steuern, so sind sie doch Beiträge zu ihrer Linderung. Und heute bleibt für Millionen von Menschen nichts anderes übrig als die Politik der kleinen Mittel; sie müssen zufrieden sein, wenn sie von Tag zu Tag ihr Leben fristen. Weit in die Zukunft hinein kann heute niemand sehen. Wer einmal damit begonnen hat, für diese verschämten Armen — unsere Studenten nicht zu vergessen — ein Auge und ein Herz zu haben, der erschließt damit zugleich sich selbst eine Quelle der edelsten Freuden, denn diese Armen sind dankbar für jede, auch die kleinste Hilfe. Gewiß ist, was- wir tun, verglichen mit der Gesamtheit der Not, immer nur ein Tropfen, aber viele, viele Tropfen ergeben schließlich ein Meer. Vor allem aber können wir uns dann selbst das Zeugnis ausstellcn, daß wir von unserer Seite getan haben, was wir konnten. Diese stille Lie- bestätigkcit ist zugleich mich das beste Mittel, um in den Men- schenhcrzcn wieder den Glauben an die Wirklichkeit des Guten und an die Wirksamkeit des Christentums zu erwecken. Wenn die Menschen echte Nächstenliebe wayrnehmen, sind sie auch wie der geneigt, an Gottesliebe zu glauben. Beherzigen wir vor allem, was an sachverständigem Rat uns auf der bevorstehenden Tagung an Anregungen und anfcucrnder Ermahnung mit ans den Weg gegeben wird. Wortungsgefühl keinerlei Vorstellung hat. Das Blatt fordert (Nr. 259 vom 7. Juni) zur „proletarischen Einheitsfront gegen die Orgesch-Osfensive" auf, behauptet, daß die Reaktion „mit verstärktem Eifer am Werke ist, um systematisch die Vorbedingungen eines monarchistischen Umschwunges zu schassen". Das Blatt führt dann eine Reihe von Ausschreitungen extrem rechtsgerichteter Kreise zur Beweisführung an und fährt dann fort: „Es unter liegt keinem Zweifel, daß die Mobilisierung der gegenrevolutio- uären Kräfte in den nächsten Wochen noch mit verstärkter Kraft betrieben wird. Die jetzt fast täglich stattsindenden Regiments und Erinnerungsfeiern sollen Ende Juni durch ein allgemeines Aufgebot sämtlicher Orgeschformatione» gekrönt werden. Vom 13. Juni ab soll Berlin der Schauplatz der „Deutschen Kampfspiele" sein, in denen man nichts anderes sehen darf, als eine Muste- rungs- und Kontrollversammlung größten Stils der militärischen Kräfte der Reaktion. Den Abschluß dieser Generalmusterung wird eine Johanniterfeier unter persönlicher Teilnahme der Hohen- zollernprinzen, und ein Germanentag des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes bilden . . .". „Wenn der nationalistische Rummel am 28. Juni gelingt, ohne daß die Arbeiterschaft nennenswerten Widerstand leistet, so wird das für die monarchi stischen Drahtzieher vom Schlage Ludendorsf ein Zeichen dafür lein, daß der Weg frei ist zu einem neuen Kapp-Putsch". Gewiß ist zuzugeben, daß in gewissen extremen rechtsgerichteten Kreisen immer noch mit dem Gedanken einer gewaltsamen Umwälzung gespielt wird, aber die Aufbauschung, die die „Rote Fahne" gewissen Vorgängen zuteil werden läßt, ist maßlos übertrieben. Der Zweck dieser Uebertreibuugen wird ans dem Aufruf der „Roten Fahne" selbst klar und> unzweideutig ersichtlich. Die „Rote Fahne" übertreibt absichtlich um die Massen zu verhetzen. Das Blatt fordert nämlich das Proletariat auf zu einer „kamps entschlossenen Front der Arbeiterklasse" und überall die monarchi stischen Kundgebungen zu verhindern. Diese Hetze der „Noten. Fahne" ist offenkundig eine Parallelaktion zu dem Vorgehen der Konimunisten im preußischen Landtag. Die Gespensterseherei der „Roten Fahne" feiert wieder einmal Helle Triumphe. Wir haben wiederholt schon Gelegenheit genommen, auf die Hctzversuche des Organs der kommunistischen Partei hinzuweiseu, welches unter dem Scheine .der Herstellung der sogenannten proletarischen Einheitsfront eine Aufhetzung der Massen betreibt, letzten Endes lediglich zu dem Zweck, über die innere Zerrissenheit der eigenen Partei hinwcg- zutäuschen. Geradezu frivol und unverantwortlich müßte das neue Vorgehen der „Roten Fahne" bezeichnet werden, wenn! man nicht von vornherein wüßte, daß dieses Blatt von Verant- Der Siegerwillen unserer Industrie stößt seit längerer Zeit auf die peinlichsten Widerstände, die sich vor allem aus dem wachsenden Kapitalmangel ergeben. Mit dem verwässerten Gelds lassen sich die großen Anforderungen, die die Nohstoffeinkäufe und die maßlos gestiegenen Lohnanteilc an den Kosten der Fsrtigfabrikate nicht mehr decken. Die Roh stoffe kommen vielfach aus dem Auslande, müssen somit mit reiner Goldmark wie vor dem Kriege bezahlt werden; oder aber sie stammen ans dem Jnlande, und dann verlangen sie infolge der kürzeren Arbeitszeit und der verringerten Arbeitsleistung gegen früher ebenfalls sehr bedeutende Mehraufwendungen. Eine gewisse Erleichterung war cs ja unbedingt, daß die Zahlungs- gcwohnheitcn in der unsicheren Zeit bessere sind. Die langen Kredite ans der Vorkriegszeit werden nicht mehr gegeben; die Kreditvcrhältnisse sind dafür zu unsicher und das Verlangen nach Kreditgewährung bei Einkäufen wird heute allgemein als ein Eingeständnis finanzieller Unsicherheit angesehen. Also wird alles gleich gezahlt. Aber seit die Mark längst nicht mal mehr den Wert der kleinsten Nickelmünze darstcllt, hilft diese Erleichte rung nicht mehr viel. Aeuherste Anspannung aller finanziellen Mittel der Jndustriewirke war daher die Folge; und weil das schließlich nicht in allen Fällen hals, blieb den Unternehmungen, besonders den Gesellschaften, nichts anderes übrig, als ihr Ka pital durch neue Ausgabe weiterer Aktien oder durch Begründung von neuen ErgänzungSwerken für Teilproduktioneu zu verwäs sern. Darin hat bereits das vorige Jahr sehr erhebliche Fort schritte gemacht. Die Statistik verzeichnet für das verflossene Jahr die Ausgabe von über 30 Milliarden Mark neuer Aktien und Anteile. Das- erste Viertel des laufenden Jahre? zeigt das selbe, in mancher Hinsicht sogar noch ausgeprägtere Bild starken Geldbedarfes. Im allgemeine» sind nun zwar diese Neuanfordc- rnngen an den Geldmarkt bisher glatt nntergcbrncht worden; zum Segen für die Arbeiterschaft, der sonst größere Arbeitslosig keit sicher gewesen wäre. Dennoch beginnt jetzt der lange vor ausgesagte Kanjnnkturaufschwung sich fühlbarer zu machen, und an Nerven, Zähigkeit und Arbeitswillen der deutschen Industrie werden große Anforderungen gestellt werden. Man darf hoffen, daß nichtsdestoweniger einstweilen die schlimmsten Schädigungen unserer arbeitenden Bevölkerung hintangehalten werden.. Im allgemeinen wird zu folgern sein, daß die Arbeiterschaft sich nach Möglichkeit an der Kapitalbildung beteiligen soll. Die sogenannte „besitzende Klasse" wird durch die neuen Steuern furchtbar mitgenommen; jene Gelder, die bisher für Neuanlagcn in der Industrie Verwendung fanden oder in? gewerbliche Leben gingen und dort Arbeit und Verdicnstmöglichkeit schufen, werden jetzt weit mehr wie bisher wcggcsteucrt. Da wird c? bedenkliche Lücken ans dem ArbcitSmarkt geben, in die die besser gestellten Schichten oer Arbeiterschaft )n ihren« eigensten Interesse cin- springcn Mssen. Zum Prozeß Killinger Offenburg, den 10. Juni 1922 Am Freitag wurden die verschiedenen Orte in der Erz- vergermordaffäre im Nenschtale besucht. In zwei Stunden war auf der krahrt durch das herrliche Renschtal Offenburg erreicht, wo das Gasthaus zum Hirschen besichtigt wurde. Es ist dies das ,Gasthaus, in welchem di« Tater am 21. August abends ankamen. Der Sohn ^cr Hirschenwirtin kam im August vorigen Jahres nach der Tat auf den Gedanken, daß die beiden Gäste irgend welche Gegenstände zun« Fenster hinausgeworfen haben konnten. Man suchte und fand tatsächlich eine Anzahl Zettel und Schnitzel, aus denen wertvolles Material für die Untersuchungen staimnt. Nack einer halbstündigen Fahrt durch das herrliche Renschdorfer Ibach- und Poterstal kam die Kommission nach dem Kurhaus .Griesbach, wo Erzberger gewohnt hatte. Es wurde festgcstellt, daß man tatsächlich von der Bank auf dem Höhenwege, der dem Gasthofe gcgenüberliegt, bequem in die von Erzberger bewohnten Zimmer sehen kann. Alsdann fuhren die Antos aus dem Höhen- wog. der dein Gashaus gegenüberliegt, und der neuen Kniebisch straße dem Tatort entgegen. Ein Polizeibeamter zeigte an Bei spielen, wie die Schüsse abgegeben sein müssen. HeuteVverde», wie bereits gesagt, die Zeugen ans Oppenau über die Schuitzcl- funde vernommen. Der Prozeß wird voraussichtlich am Mitt woch nächster Woche zu Ende gehen, da die für Ende nächster Woche geladenen Zeugen für den Anfang der Woche geladen wor den sind. Aus Offen bürg wird uns von unseren« besonderen Be richterstatter geschrieben: Zu den erschütterndsten, um nicht zu sagen grauenvollsten Eilidcücken der seitherigen Verhandlungen im Erzbergermordpro- zeß gehörte das Gutachten des Oberkircher Bezirksarztes über den SektionSbefund au der Leiche ErzbergerS. Nach den Schilde rungen dieses Gerichtsarztcs kann man ErzbergerS Ermordung nicht anders als eine Hinschlachtung bezeichnen. Die Mörder haben gaiize Arbeit geleistet. Sie richteten, wie zuvor schon der Zenlruinsabg. Dieb als Zeuge angab, zu gleicher Zeit ihre bei den Revolver, die übrigens Waffen modernster Gattung waren, gegen die Stirne ErzbergerS, verfolgten dann den Fliehenden, der sich durch eine lebende Hecke zwängte, immer eine breite Miitspnr hinter sich lassend, über den« 16—20 Meter hohen Hang hinab bis zu einer Rottanne, wo ErzbergerS Füße sich in Wur zeln verstrickten. Dorp gaben sie die wirklich todbringenden Scküsse ans ErzbergerS Schädel ab. Dieser Schädel ErzbergerS lag dem Gerichtshöfe vor. Er bot in seiner Zurichtung einen entsetzlichen Anblick. Die Kugeln hatten die Schüdeldecke glatt durchschlagen, die Sch«lßwirkung war, wie der Sachverständige sich auüdrückte, gleich einer förmlichen Tynamitst'rcgung. Knochen- tcile der Schüdeldecke sind mit furchtbarer Gewalt durch daS Ge hirn hindurch gejagt worden. Dieses Gehirn konnte überhaupt nicht mehr rekonstruiert werden. ES war ein förmlicher Brei. Eiergroße Schädelstücke waren abaesprcngt. Diese Schüsse erst hatten den unmittelbaren Tod ErzbergerS zur Folge, da sie daS Gehirn und somit den Sitz jeder LebcnSfu»k:ion zerstörten. Der Sachverständige stellte aber auch fest, daß Erzbergcr nicht schon als toter Mann diese Schüsse empfangen habe, sondern zu einer Zeit, da er noch am Lebe» war. Die zuvor empfangenen Schüsse — Erzberger hatte im ganzen in seinem Körper acht Schüße anf- zuweiscn, von denen aber nicht alle auch wieder Ans-schußöfx- nungcn zeigen — hätten nach der Ansicht des Sachverständigen zwar nicht »««mittelbar tödlich gewirkt, bei der körperlichen Ver anlagung ErzbergerS. insbesondere bei der libernormalen Größe seines Herzens doch in der Folge zu seinem Tode führen müssen. Die Ermordung ErzbergerS ist förmlich organisiert worden. Zwar leugnet Killinger, unter dessen Namen formell dieser Prozeß läuft, bei den« aber in erster Linie die Täterschaft des Schulz und Tillesse» festgrsicllt werden soll, Mitwisserschaft und Beihilfe. Daß aber die Ermordung ErzbergerS auf eine „Anweisung" eriolgte, sprechen die Täter in einem von den Sach verständigen und dein Gericht für durchaus echt gehaltene». Briefe offen aus. Uni die Spure» zu verwischen und den Ver dacht abzulcnken, erklären sie aber, — und auch daS zeugt wieder von einer rassinierten Tendenz — daß sie diese Anweisung aus „rheinischen Zentrumskreisen" erhalten hätten und das; sie auS diesen Kreisen auch mit reichlichen Geldmitteln versehen worden sein. Sie selber, Schulz und Tilleßen, seien nicht die Mörder, sondern nur die Werkzeuge! Sie hätten den Attentätern die Wege zur Flucht ebnen müssen! Natürlich iit dieser Brief ein plumpes Ablenkungsmanöver, Die Hinschlachtung ErzbergerS und deren svstemaiische Organisation, wie die kaitberechncnde grauenhafte Ansfnhrung der Mordtat selber sind erschütternde Dokumente einer Zeit des Irrwahns, die auch heute »och nicht überwunden 'st. An die Zentrums-Wähler und -Wählerinnen! DaS Volksbegehren au' Landtagsauslösung ist eingeleitet. Die Eintragung in die Listen findet vom 6. bis 19. Juni statt. Wir scrdsrn alle Zentrumswähler und -Wählerinnen auf, sich für das Volksbegehren auf Land tagsauflösung auszusprechen und ihre Namen in die in aller« Gemeinde» aufgelegten Listen einzutragcn. Tie gegenwärtige Negierung des Freistaates Sachsen uns; als eine verfassungswidrige bezeichnet werben. Sie stützt sich aus eine Partei, welche die Verfassung des Reiche? und des Landes nicht anerkennt, welche bestrebt ist, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitte'.» die Verfassung zu stürzen und das Fundament de? C taates zu nntergraoeu. Die gegenwärtige Regier > >g des Freistaaus Sachsen hat de» Beweis dafür erbracht, daß sie nicht in der Lage und auch nicht willens ist, eins Regierung für :as ganze Volk zu sein. Die gegenwärtige Koalition kann nur gehalten werden durch die Erfüllung von kommunistischen For derungen. die nichts niehr und nichts weniger als wie die Er richtung des Klassenstaates bezwecken. Die mehrheitssozialdcm»- kiatische Partei in Sachsen hat als stärkste Partei der Koal.t a.r eS abgelehnt, sich für eine Umbildung bezw Neubildung der Ne gierung einzusehcn. Sie hat sich damit erneut in Gegensatz zu der Politik gesetzt, welche die mehrhütSsozialdemokratische Partei im Reiche treibt. Die Sächsische Zentrum Sparte! ist getreu der Politik des Neichszentrums und getreu ihrem Programm stets für eine Politik der Mitte eingetreten. Sie wird sich von dem klar vorgezcichneten Wege auch in Zukunft durch nichts ab bringen lassen. Nachdem jedoch alle Bemühungen auf eine Um bildung der Negierung des Freistaates Sachsen gescheitert lind, bleibt nichts anderes übrig, als das gesamte Volk auf zurufen, ui» durch Volksbegehren und durch Volksentscheid den Nachweis zu erbringen, in welch starkem Maße Negierung und Regierungsparteien des Frcistaaics Sachsen sich im Gegen satz zu breiten Schichte» des Volkes befindend Staat und Siaats- leben müssen Schiffbrnch leiden, wenn, wie das gegemvärtig in Sachsen der Fall ist, die Vertretung der einen Hälfte des Volkes bewußt gegen die andere Hälfte regiert. Nur eine Politik tcS Ausgleiches, nur eine Politik der Mitte kann eine Besserung und Gcsundnng der Verhältnisse in nnscrcm engeren Vatcrlande bringen. Darum rufen wir alle Zentrumsanhän ger des Freistaates Sachsen auf, nach KraNrn daS Volksbegehren auf Laiidtagsanflösung zu unterstütze ». Sowohl im Lande als auch im Reiche stehen wir vor schweren Entscheidungen. Trotz der Sommermonatr macht sich datier regste politische Tätigkeit unbedingt notwendig. Wir bitten alle ZcntrnmSanhängcr, auch weiterhin durch Wart und Schrift für die Ideale unserer Partei wnznireten. Wenn die Aufgaben, vor die uns die Zeiivcrhältnisie stellen, erfüllt werden sollen, wenn vor allem erfolgreich der Kampf der nächsten Mo nate geführt werden soll, bedarf es dazu auch einer weit stärkeren materiellen Unterstützung als bis her. Wie das in anderen LandteStcilen, znm Beispiel in Schle sien, bereits gcsckwhen ist, ersuchen wir unsere Zentrumsanhän ger, nach ihren Kräften um Entrichtung eines Partei notop sc rS, damit die Leitung der Säclmschen Zentrnms-partei vor allem in die Lage verseht wird, durch Verbreitung von Fing- blätiern und entsprechender Literatur anfkiärend im Sinne un seres Parteiprogramms wirken zu können. LAir ersuchen ent sprechende Spenden entweder ans das Konto der Säch sisch e n Z e n t r n m s v a r t e i bei der Dresdner Ba n k, > p o s i t e n k a s s c C. DreSden - Nc n st.. B a u tz n e r Straße, überweisen oder direkt an den L a n d e S ka ss i e r e r, Herrn E i se n b a b n ! n sp e k I or Richard Rcinisch, Dresden-Neust., Radeberger Straße 11b, sende» zu wollen. Der GcschnfiIfiihrende Ausschuß des LondeSvorst,indes der Sächsischen ZentrumSparte!. i. A.: Stndienrat Wc l s-Dresden, 1. Vorsikender. Berliner Brief Die Sommerfrische der Unbemittelten Einen Trupp Erholungsuchender »ach dem anderen brin gen die Sonderzüge aus dem Weichbilde der Großstadt, dorthin, wo Wald und Berg, Sec nnd Strand, aber leider, leider auch Kuriaren und Extrapreise, überfüllte Pensionen und fragwürdige Gasthäuser sind. Und viele Berliner von denen, die nicht die große Mappe voll kleiner Scheine besitzen, sagen voll gewohnlcr Bescheidenheit: Fahrt »nr hin nnd ärger! euch lüchlig, laßt euch stoßen, drängen und übervorteilen, wir verzichten gern auf alles. „Erhole dich zu Hanse!" Das ist zurzeit der fliegende Impera tiv der G'roßberlincr, die nicht aus- der Neichsbauplstadt hcrauS- wollcn oder können, lind man wird ihm glänzend gerecht, glänzender ,als die meisten Nichteingcwcihteii ahnen. Dabei ist natürlich nicht bloß an den raffinierten Schneidcrgesellcn ge dacht, der die Sonne ans dem Znschneidetische znm Lichtlnftbad zu brauchen verstand, sondern eine regelrechte, jeden Nalnrlicb- haber verblüffende „ErholungSlechnik". Da ist znm Beispiel der Obcrsekretär M, der an der T-Promenadc wohnt. Jeden Tag seiner UrlanbSzeit, sobald das Wetter es- gestaltet, sitzt er auf der Bank neben dem Vrunncndenkmal, hat ein Buch an? der Leih bibliothek von nebenan nnd ruht sich ans-, abwechselnd lesend, spazierengchcnd und — cinnickend. Sei» Kollege bat ein erwei tertes Programm dies-mal ausgestellt; er wird am Morgen zum Krcazberg wandern, dort bis mittag bleiben, nachmittag? geht eS ans das sonnige Tempelhofer Feld. Dort ist „des- Volke? wahrster Himmel, hier kann ich Mensch, hier darf ichs- sein". Denn dort ist cs- jetzt sehr lebhaft geworden, seil Frau Sonne wieder freundlich uns zulacht. Angrenzend liegen die herrlichen Tchießstände in der Hasenheide, die der Fis-knS jetzi als Wald- erholungSstälte mit Bennhcrkartcn aufgemacht hat. Mehr als 10 000 Menschen suchen unter dem Schatten der köstlichen alte» Eichen dort neue Kräfte. Mit dem großen Treptower Park be ginnt für die meisten der Kreis- der mit einer oder zwei elektri schen Bahne» zu erreichenden Vororte. Aber welcher Familien vater einfachen Standes kann denn pro Kopf nnd Tag lO Marl Fahrgeld zahlen, das ist bei Vicr'indersamilicn 60 Mark täg lich oder 1800 Mark monatlich, das heißt fast drei Viertel de? Gesamteinkommens. Also auch das ist für die nnbemittelien Kreise fast unerschwinglich geworden. Mit Neid sieht er die Wandervögel in Gottes freie Natur ziehen, nm dort, frei von Großstadtdunst und Stemmecröde der Gesundheit dienen zu dürfen. Man hat wohl den Urlaub fast alle» Angestellten be willigt, aber nicht das Cleld dazu, um ihn nutzbringend im Dienste der Gesundheit zu gebrauchen. Wann wird dec Volks-- mann erscheinen, der auch denen „ohne Mittel" die notwendige Soinmcrerholung verschafft, nicht als Gnade und Almosen, son der» als gutes Recht, weil sie ihn als Befestigung ihrer Gesund heit und zur Erhaltung ihrer Arbeitskraft in der Groß'ladt drin- gend nötig habe». ,IIe »»»»onreloiUkstrvu uns vi« ftNterrer, Vinnen, kiiitcilen. Nsutrüt», Pickel, Pusteln «,r. v. ru vertreiden, verteilt in tiixiicken tVsrckunxen mit sei eckten VN» berxmsnn > Lo., krctedeul. Oders» erkAtiick.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)