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'I > l i Doencrsiag Vcn 1. Juni 1922 Nr. '2tz. Seite 1 Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabowski (46. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Nach einigem Suche» fand Bennet in dem übervollen Saale noch einen unbesetzten Tisch, der etwas dunkel stand und darum bsher verschmäht worden war. Er ließ sich einen herben Tokayer g ben. Ec trank nicht viel, aber gern gute Weine. Während er schockweise, mit einer gewissen Andacht den herrlichen Trank ge noß, suchten seine Blnke irgeird ein bekanntes Gesicht heranszu- finoen auS dem Gewühl fröhlicher Menschen. Aber sein Suchen war vergeblich. So blieb er allein, obwohl es ihm nicht schwer geworden wäre, Anschluß zu finden; ist doch der Ungar beweglich iin Geiste und fremden gegenüber sehr entgegenkommend. Aber vergeblich umkreisten ihn neugierige Blicke von Herren und Domen, vevgebenS streiften junge Mädchen, spazierengehend Vicht an seinem Tische vorüber. Tr sah ihre Annäherung nicht. Seine Gedanken suchten den Wirt, der nicht in, Saale war; Kell- »er bedienten die Gäste. Eine Stunde mochte so verronnen sein. Um ihn herum schwirrte Rede und filesang; ungarische Melodie», Wiener ..G'stanzeln", Koschatl'.eder, slawische Volksweisen wechselten mit einander ab,'wurden auch wohl zu gleicher Zeit gesummt. An dem Nebentische saßen einige Herren und besprachen die kommen den Wahlen. Hitzig verteidigte jede Partei ihre Ansichten, und ein feines Ohr konnte es wohl heraushören, wie dunkel der Hori zont am politischen Himmel war, wie die Nager an der Arbeit waren, die eine gänzliche Umwälzung von Staat und Krone plcry- ten. Die wenigsten achteten auf die Zeichen der Zeit. Man lachte, wenn einer der böhmischen Jünglinge bedeutsam sprach: „Den alten Kaiser, laßt den mal sterben, dann fällt all die Herrlichkeit auseinander..." — „Ach was," hieß es entgegen, „kein mer lustig... in hundert Jahren ist alles anders!" Und die jungen Herren im Schnürrock tranken, blickten ein ander vielsagend an und lächelten vor sich hin, wie Wissende, die die Blindheit der anderen sehen und nützen. So wogte das Leben hin und her. Gäste kamen und gingen, Diener hechelten in der Leutestube ihre Herrschaft durch oder trie ben Politik auf ihre Weise. Ein böhmisches Stubenmädchen, dos ibrer Herrschaft auch als als Jungfer diente, heimlich Goethe uns Scbiller las, erklärte triumphierend: „In 30 Jahre» sitzt kein Fremder mehr in Böhmen . . ." Dabei ließen sich alle Wein und Kuchen trefflich schmecken, -chne zu fragen, welcher Nation die Spender angehörten. Wieder einmal öffneten sich die beiten Flügeltüren des Saales. Tine Gesellschaft kam lachend und plaudernd herein, noch unter dem Einfluß der krischen Winterlust stehend, die in kaltem Strome mit ihr hereindrang. Da nirgends genügend Platz zu finden war, ließen sich die neuen Gäste an Bennets Tische nieder. Gegenseitiges Borftellen ergab, daß man sich schon einnial irgendwo gesehen hatte, anläß lich eines Kirchtages, einer Weinlese oder sonst eines Massensestes, das in jener Gegend die Menschen aus allen Himmelsrichtungen zusammenzuführen pflegte. Nennet wich gewöhnlich solchen Ge legenheitsbekanntschaften aus, heut machte er davon eine Aus- nähme, ließ sich mit dem Strudel fortreißen, und bald kreiste der Wein und fröhliches Lachen wurde laut nach dem Spruch: »Sein wir lustig, in hundert Jahren ist alles anders." Ein Herr von Dobscha bestellte Sekt: «Sie wissen ja. Ober — meine Marke . . Der Kellner bedauerte: „Ist nicht mehr da." „Unsinn — ich hatte neulich doch den ganzen Rest mit Be schlag belegt . . . Rufen Sie mir den Wirtl" Er kam. Tin wenig untersetzt, mit stierigem Nacken, listige», suchenden Augen, die rasch und prüfend über Nennet glitten. Dabei zog seine Stirn sich in grüblerische Falten. Bennet sah eS betroffen: Das war Kurt, der da dienernd vor ihm stand, sich die Hände rieb und mit geschickten Ausreden das Fehlen der Weines erklärte. Wohl hatte er sich geändert, war behäbiger geworden, trug seinen Schnauzbart nach ungarischer Sitte in langen Ende auslaufend, und mengte in seine deutsche Sprache ungarische Worte. Aber der grobsinnige Ausdruck seines heute sehr roten und feisten Gesichtes sowie seine etwas steife Haltung war noch dieselbe, die dem unschönen Knaben eigen ge wesen. Johannes hatte Mühe, seine Erregung zu verbergen. Das letztem»! hatte er diesem Menschen auf dem Wehr der Oderinsel gegenübergestanden, in einsamer Mondnacht; seine höhnenden Worte hatten ihn für immer seelisch arm gemacht, ihm den Glau- ben an die Geliebte geraubt. . . . Unwillkürlich griff seine Hand nach der Brusttasche, in der er wohlverwahrt das grüne Band trug, das Karola ihm verweigert hatte. Es war sein Talisman gewesen, der ihn geschützt hatte vor Frauenliebe. Im raschen Denken sagte er sichs: „Heut sollen sich die Rätsel lösen, die an der Schwelle meines Glückes ausge stiegen sind und mir die Tür dazu verschlossen haben — Kurt soll mir Rode stehen. Er mizß mir sagen, was wahr ist an dem Ge. rede, das er selbst ausstreut über Karola! Doch, was will ich noch wissen! Ist seine Nähe hier nicht schon Beweis genug? Ach. warum trauere ich diesem Mädchen nach, . . . warum kann ich nicht vergessen in neuer Liebe, wie tausend andere . . .?" »So bringen Sie einen Schiller, einen Llfer, wenn Sie einen haben," hörte er Herrn von Dobscha sagen. .Und den Allasch nicht vergessen ..." Der Wirt verbeugt« sich und ging, nicht ohne noh.na.S prü fend hinüberzuschielen nach Johannes. Bald klaitgen die Gläser aneinander, stießen die guten „Kreunderln" wieder und wieder au, tranken nid küßten sich nach jeder Runde rechts und links auf die Wangen, erzählten Witze, die die Damen erröten ließen in koketter Verschämtheit. Sie lächelten und bargen ihre Gesichter in ihren Spitzentüchlein, dis quer in einer Ecke eingestickt die Namen ihrer derzeitige» Ver- ohrer trugen und in der anderen eine» passenden sinnig"» Spruch. Ein alter Herr von 84 Jahren mit immer noch scharfem Adlerblick sprang auf den Tisch und tanzte LsardaS zwischen Gläsern und Flaschen; der Zigeunerprimas ge.te Herrn von Dobscha „die Sterne vom Himmel" in die Ohren, wofür ihm die ser das Gesicht mit Gnldenzetteln beklebte, bis nur die Nasenspitze übrig blieb. Ein anderer Herr sprang plötzlich ans, drehte sich im Csardas herum, fuchtelte, „Elsen" rufend, nur den Händen in der Luft hemm», bestellte eine sentimentale Volksweise, lachte, Weinte, füllte die Gläser nnb schrie: „Kinder, trirxkt... ex, ex, sein wir lnsthz, in hundert Jahre» ist alles ander . . ." So rannen die Stunden. Es wurde „Pörkelt bestellt. Die einen wollten es von Hammelfleisch, die anderen von Fasanen, Dobscha gar von Fisch. . . Bald stand alles da; Konfekt und Trauben, die feine Mehlspeis fehlten nicht, — ja. der Wirt, der kannte seine Leute, er wurde jedem gerecht. . . . „Er wird schwer reich dabei," meinte eine der Damen. „Wohl, wohl," gab eine andere zu. „Woher stammt er denn? Daß er kein Ungar ist, das sieht man bald, wenn er seine Bartspihen auch noch so fest zusammendreht." Herr von Dobscha strich seinen sehr gepflegten Bart, er tat dies oft und gern. Einmal, »m auf den blonde,, Schmuck seines Gesichtes aufmerksam zu machen, er war sehr eitel darauf, anderer seits, um die Brillante» an seinen Händen in allen Regenbogen farben funkeln zu lassen. „Wenn ich nicht irre," sagte er, „stammt unser Wirtsjuwel aus Schlesien. Herr Milk sagte mir neulich, an seinem unglück lichen S-pielabende, er sei ein Landsmann der schönen Nichte des Herrn von Kihingen." Es trat eine Stille ein, ausgefüllt mit verständnisvollen Blicken, die sich die Damen znwarfen: „Na ja, reden wir von was aiiderem," ineinte Herr von Dobscha. wischte sich den Bart und füllte die Gläser von neuem. Die Damen tuschelten niitereinandcr, erst leise, dann lauter: (Fortsetzung folgt.) Dresdner kisMMii llcke Vuecgoss» 168 Freitag den 2. Juni abends V28 Uhr im großen Saale de« Gesellenhauser, Künfstrstraße 4 mit Ikr»II Ausführende: Mufilrverei« Kath. Seminar Bautzen. Einlaß l/,7 Uhr. Der Vorstand. Techniker, kathol., 25 Jahre, Oestcrretcher, ehemaliger Pilot, stattliche Erscheinung, Witwer, Leiter und Mitinhaber einer größeren Fabrik in guter Position, sucht gebildete bessere Dame mit edlem Charakter und tiefer Herzensbildung kennen zu lernen, welch» sein (Frauchen bei Zuneigung werden möchte. Ausführliche Zuschriften Mit Bild unter »V. S- b!8" an die Geschäftsstelle diese» Blatte- erbeten. 1662 tzo»- «vektlgrr Butter krratr 1665 sind die von mir geführten ZpeÄalMargarrneMsMn erster Firmen in ständig frischer, bester Beschaffenheit ?.8§kNet, ZreM »Me Größtes Spezialgeschäft am Platze »LvsSeiL ,ggg 25 VvrkiuikssltHeil »Uv» ktLMeilvii ^nk äis von uns voraosAnbtsli silinkn-uko- ßlltsolioilis Asvliftrso vir nrn ^stlressosilriö s o« WlMSNtlM Ssksi- ILÜKS«,' HzM. Nleeunateav» IS, kiLdo ^Itzor plate VorteiUintt« Loeustsguslls io IHKotsgsn, 81rümpf6N, Llnielcgak'rivn Eigene Zli'umpimi'Ickr'si uni! äi,8lr'jolLvi'vi ISIS Zörke, Mlien. Velken, kinüegsrne, vele nnll kette iisio. II. k. grösser, krkiirt. »04 io kmsrküllot srstso tzualitütso uvä so vortsilftattso ?roi8so 8okmikjt8l6ljt6i' 81rs66 5Z (1 vom tlaupldalmliof) filiale: k/lark^lrgke 45 forni uf 3300 unlt 3518. krkurt. W.fgMg8MillMWl!lLII.fsSIII!II ll.IMl V. OeacliSktsstelle: Ilisateerteag» 5, >. 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