Volltext Seite (XML)
bewegen, die Dr. Hermes angeblich aus Paris mitgebracht hat, verlautet hier heute, das; abgesehen von seinen Zugeständnissen hinsichtlich des Bradbury-Vorschlages insbesondere eine Verdoppe lung der Umsatzsteuer und eine neue Zuckersteuer in den Bereich der Möglichkeit gezogen worden ist. Eine Pause in den Pariser Anleihearbeiten Paris, 27. Mai. Von »ichtfranzösischer Seite wird erklärt, daß in de» Beratungen der Anleihekommission vielleicht eine kur§e Panse eintreten könnte, in der ein vorläufiger Bericht für die Ncparationskommission ausgearbeitet werden soll. Eine Rückfrage an die Reparation-Kommission Berlin, 27. Mai. Der Berliner Lokalanzeiger berichtet: Nach längere» Beratungen innerhalb des Kabinetts einigte man sich am Freilag über alle Punkte der Pariser Vorschläge mit Aus nahme des dritten. Diese Einigung konnte erst nach einer hef tigen Aussprache erzielt werden. Ter Kanzler soll in der Kabi- nettssitzuug am Freitag nachmittag erklärt haben, er würde eine Vergewaltigung seiner Person darin erblicken, daß die Mehrheit des Kabinetts anderer Ansicht sei als er.. Der Reichspräsident mußte wegen des dritten Punktes eingreifeen . Auf ihn soll eine Kompromißformcl zurückzuführen sein, in der erklärt wird. Deutschland sei bereit, den Papiergeldumlauf mit dem 31. Mai als Stichtag einzustcllen unter der Voraussetzung, daß nicht weiter ein katastrophaler Rückgang dees Kurses der Reichsmark erfolgt. Der Kompromißvorschlag verdichtete sich schließlich zu einer Rück frage nach Paris. Staatssekretär Bergmann erhielt den Auf trag, bei der NeparationSkommission anzufragen, ob wir bei An nahme des Punktes 3 die Erlaubnis erhalten nürden, neues Papiergeld in Umlauf zu setzen, wenn wir unsere Verpflichtung, die Inflation einzustellen, unter dem Drucke höherer Gewalt nicht baltcn könnten. Halbamtlich wurde heute nacht ein Bericht über die gestrige Besprechung ausgegeben, nach dem die aus den Pariser Verhandlungen des Reichsfinanzminiüers hervorgegangenen Vor schläge noch Gegenstand von Verhandlungen im Reichskabinett wären. Die Beilegung der Regierungskrise Berlin, 27. Mai. Wie die T.-U. aus parlamentarischen Krei sen erfährt, steht die Beilegung der Regierungskrise, die durch Unstimmigkeiten zwischen Reichskanzler Dr. Wirth und Reichs- finanzminister Dr. Hermes entstanden sind, unmittelbar bevor. Die Ursachen dieser Unstimmigkeiten sind, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, dadurch entstanden, daß vielleicht infolge man gelhafter Verständigung zwischen dem Reichskanzler in Genua und dem Reichsfinanzminister in Paris bezw. Berlin die Politik des Reichskanzlers Wirth, die eine direkte Verständigung in der Reparationsfrage mit dem englischen und dem italienischen Ministerpräsidenten zum Ziele hatte, durch die Verhandlungen und die präzisen Erklärungen des Reichsfinanzministers Hermes in Paris durchkreuzt worden ist. Das Reichskabinett ist zu dem Entschluß gekommen, daß diese allerdürgs schwerwiegenden sach lichen Differenzen nicht zu einer Regierungskrise führen dürfen, weil erst abgewartet werden müsse, ob die NeparationSkommission die vom Reichsfinanzministcr abgegebenen Erklärungen als Grundlage zu neue» Deutschland schädigenden Forderungen be nutzen wird. Bei der ernsten außenpolitischen Bedeutung der An gelegenheit kommen persönliche Differenzen zwischen Dr. Wirth und Dr. Hermes in keiner Weise in Betracht. Sie sind im übri gen von der Presse völlig unzutreffend dargestellt und übertrieben worden. Ter Ausgleich ist, wie in parlamentarischen Kreisen ver lautet, bestimmt worden durch da? Eingreifen des Fraktionsfüh rers der Zentrumspartei. Selbstverständlich wird trotz der Bei legung der Krise den: Problem des Separatfriedens und insbeson dere der aus dem Napallo-Vertrage sich ergebenden politischen Lage nach wie vor die grösste Aufmerksamkeit geschenkt, und es ist nicht anzunehmcn, daß das Kompromiß einen Verzicht des Reichskanzlers auf seine in Genua begonnene Politik bedeutet. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages Berlin, 27. Mai. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages ist gestern nachmittag 10,30 Uhr unter dem Vorsitz des Abge ordneten Herrmann Müller zusammengetrete». Vom Reichs kabinett war Vizekanzler Bauer und Reichswirtschaftsministev Schmidt erschienen. Der erste Punkt der Tagesordnung, Repara- tionssragen, wurde nach längerer Debatte abgesetzt, weil die Kabinettsverhandlungen darüber noch nicht abgeschlossen sind. Man beschäftigte sich daher mit dem zweiten Punkt der Tages ordnung, die Konserenz von Genua, über die Minister Dr. Nathenan berichten sollte, doch war Dr. Rathenau bis 11 Uhr noch nicht im Hause erschiene». Der Auswärtige Ausschuß ist zunächst in die Besprechung der oberschlejischeu Frage eiugetreten. ZentrrrmSabgeordneter Nacken s rn «-»»»», 27. M«t. s« «fchwetter ist d»r Zen1r»«,ad,«»»d«et« -»seph Nackl«« »eftorben. «» sein« Stell« »ird der Na»f«a«n Ein«-Aachen in de« NeichWtND «intrsien. Lin rühriger, wett über die Grenzen der Partei hinaus ge schätzter, mit trefflichen Gaben des Geiste« und Herzens ausgestatteter Anhänger und Kämpfer derZeqtrumspartei ist mit Joseph Nacken, der am 8. Oktober 1880 zu Aachen geboren war, dahtngegangen. Nacken wurde nach dem Rechtsstudium Kaufmann in seiner Vater stadt. war in vielen Ehrenämtern tätig besonder« al« Mitglied der Handelskammer von vorbildlichem Fleiß. Mt Freimut und frischer Offenheit de« Rheinländer« vertrat er seine politischen Ideale, die Partei, di« seiner rührigen Mitarbeit insbesondere in den Kom- mission«arbettrn soviel verdankt, wird de« aufrechten und treuen Manne» in steter Dankbarkeit gedenken. L. i. x. Der Reichspräsident zum Tatznitzer Marine nnglück Berlin, 87. Mai. Reichspräsident Ebert hat an den Chef der Marineabteilung ein in herzlichsten Worten gehaltenes Tele gramm anläßlich des Marineunglücks bei Saßnitz gerichtet. kegins - Pslsrt Ds^5DLft, V/aisenliausslkaLe 22 ««» läglicli 8 Ulif adelig: Isnrsttpsktionsn alleiei-slen langer IZglieli 41/2 naclimittags S-Ukr-Iss ^ecjen Dienstag tuicl f^eitag: Voinelimel' Ksgkns-vsII liLeliberlellimgeli: ^enikiif22943—22943 038 gpokk I3N2 - Programm fiünstlefisclie Deilung: Lgon liesemer frances Mirimann hsntsKetänre x ttenn^ Mebel x in ihren lanrbchäpiungen x 2 Ssraiiows x OmrsktertZrire x l.is un6 freä « «Iss morxtsine Isnrpssr veti^ feiner vom Ihsiis-Ihester kerlin 6 fgon Heserner 5timmungr-ehsn5ons INsrgliei'iteZoiin Xapellinsislei' tlelnr pulscke mit 8 Künstlern 1511 Deutscher Reichstag Am Freitag nachmittag hat der Reichstag seine Arbeit wieder ausgenommen. Das Zentrum mit einer schmerzlichen Trauerbotschaft. Ein langjähriges verdientes Mitglied hat der Tod ganz plötzlich aus den Reihen der Zentrumssraktion gerissen: der Abg. Nacken ist unerwartet schnell aus diesem Leben ab berufen worden. Unten im Sitzungssaal des Reichstages ist sein Platz, den er bis vor kurzem noch eingenommen hat, mit Blumen, geschmückt. Ein weißer Fliederffrauß, umschlungen von schwarzem Trauerflor, zeigt a», daß durch den unerbittlichen Tod eine Lücke rn die Reihen der Volksvertreter gerissen ist. Präsident Löbe widmet dem Verstorbenen zu Beginn der Sitzung einen herzlichen und warmempfundenen Nachruf. Rühmend hebt er hervor, daß der Abg. Nacken als Schriftführer des Hauses trotz wachsender körperlicher Beschwerden es mit der Ausfüllung seines Amtes außerordentlich gewissenhaft genommen hat. Das Haus hat sich zu Ehren des Toten, wie es üblich ist, von den Plätzen erhoben. Dann tritt es in die gewohnte Tagesarbeit ein. Es ist weder viel noch bedeutend, was dem Reichstag am Freitag an Material zur Erledigung vorliegt. Eine Interpellation der Deutsch, nationalen über die Organisation der Schutzpolizei und die Forde rungen der interalliierten Kontrollkommission. Dann einige Ge setzentwürfe, eine Vorlage über Verlängerung der Geltungsdauer der Pachtschutzordnung, eine Vorlage über die Ausprägung von Ersatzmünzen, die Besteuerung der Dienstwohnungen der Reichs beamten und über die schiedsgerichtliche Erhöhung von Preisen bei der Lieferung von elektrischer Arbeit, Gas und Leitungs- Wasser. Debattiert wird wenig oder gar nicht. Sonst liegt noch die Erledigung einer Anzahl von Positionen des Etats vor, vor allem der Haushalt des Reichstages, der Schwierigkeiten nicht zu bereiten Pflegt. Das Interesse wandte sich naturgemäß den Verhandlungen des Reichstages am Freitag nicht zu; denn wichtigeres als die Debatten in der Plenarversammlung geht zurzeit in der deutschen Politik vor sich. Die Wandelhalle ist das Hauptfeld für die Verbreitung von Gerüchten. Dort mehrten sich im Laufe des Nachmittags die Gruppen, die eifrig im Ge spräch vertieft über die durch die Unstimmigkeiten im Kabinett geschaffene Lage Zwiesprache hielten, erregt oder lässig, je nach Temperament. Was noch am Vormittag als strenges Geheimnis gehütet wurde und als streng vertraulich galt, das war am Nachmittag bereits als Waudelhallengespräch im Umlauf. Auch bie Berliner Blätter wußten allerlei Neues über die Sitzung des Kabinetts und über die Affäre Hermes zu berichten. Was sie an tatsächlichen Einzelheiten zu vermelden hatten, zeigt Richtiges und Falsches in buntem Durcheinander. Zumeist beruht es aber auf Kombinationen, die manchmal um so gefährlicher sind, als sie eine kritische Lage, wie wir sie auch diesmal zweifellos durchleben, nur zu verschärfen, kaum zu entwirren imstcmdo sind. Es ist besser, Kriesen nicht vorzeitig an die Wand zu malen, wobei nicht gesagt sein soll, daß es nicht gut sei, aus alles vorbereitet z» sein. Aus dem Ausland Die I-Milliarde-Dollar-Anleihe für Deutschland Neuyork» 27. Mai. In Wallstreet herrscht der Eindruck vor daß eine Anleihe von einer Milliarde Dollar für Deutschland be fürwortet werden könne. Teilweise werde diese Anleihe in Form einer Kreditoperation und teilweise durch direkte Goldverschifsnng gegeben werden. Neuyork Times glaubt, der finanzielle Horizont Europas werde klarer. Vertrauensvotum für Lloyd George London, 27. Mai. Nachdem Llo»d George im Unterbaust die Angriffe, die Lord Robert Cecil im Verlaufe der Debatte über Lloyd Georges Vorgehen in Genua gegen Lloyd George gerichtet hatte, energisch zurückgewiescn hatte, erteilte ihm das Unterhaus mit 235 gegen 26 Stimmen das Vertrauensvotum, Die Arbeiterpartei enthielt sich der Stimmabgabe. Botschafter Wiedtfeld bei Harding Neuyork, 27. Mai. Nach einer Meldung aus Washington hat Präsident Harding den deutschen Botschafter Wiedtfeld zur Ueberrcichung des Beglaubigungsschreibens empfangen. Organisierung weitz-ruffischer Truppen in Polen Berlin, 27. Mai. Der in Berlin erscheinende „Golos Rossyi" berichtet aus Kowno, daß der polnische Generalstab be müht ist, in dem Gebiet des Gouvernements Grodno lokale weiß- russische Truppen zu organisieren. In Grodno selbst ist beim Kriegskommando eine Werbestelle errichtet worden, die eine eif rige Tätigkeit entwickelt. .Karolas Leid und Liebe Roman von E. Grabow ski (Nachdruck verboten.) Fortsetzung.) In jähem Schreck sah sie Herr von Kitziugen an: „Wenn sie dazu imstande wäre . . . das wäre furchtbar!... Für jeden Katholiken ist eine solche Ehe ungültig! Doch reden wir nicht davon... ich kann es nicht glauben, daß Margit sich so weit vergesse» wird. Meinem Anwalt habe ich natürlich die Weisung gegeben, jede Geldfordevuug vorläufig abzulehnen. Es ist dies der einzige Weg zu ihrer Rettung. Ich bin überzeugt davon, daß die Liebe dieses sauberen Patrons zu Ende ist, wenn die Goldquelle, die er ausbeuten wollte, versagt." Er blieb am Fenster stehen, sah hinaus in den winterlichen Frieden, lange, lange. Gedachte er der Zeit, da er das blühende Mädchen in Liebessel'gkcit in sein Haus geführt? Der Diener kam und meldete den Tee im Herrenzimmer a». Herr von Kitziugen sah auf seine Ilhr: „So trinken wir eine Tasse Tee, der Leute wegen, ich gehe dann noch ins Bureau. Kommst du in die Mette?" „Ja, Onkel — heute erst recht. Ich glaube, wir haben beide den Trost Gottes nötig." » » « Die Feiertage ginge» still und einförmig vorüber. Kein Lebenszeichen drang von außen ein: von Margit kam kein Gruß, kein Gedenken au das Kind. Karola beschäftigte sich damit, ihre Briefe und Papiere in Ordnung zu bringen. Immer bestimmter tauchte in ihr die Absicht auf, das Haus des Onkels zu verlassen. Bestärkt war sie darin worden durch einen kleinen Vorfall am ersten Feiertag. Als sie aus der Kirche ging, drängte sich die Bäckersfrau an sie heran, bei der sie ihre Einkäufe au Backwaren zu machen pflegte. Eine schlichte, ehrliche Frau. „Nichts für uirqut, Fraileinchcn," flüsterte sie ihr zu — „aber ich mag die Schlechtigkeit der Leute gar nicht mehr an hören. Sie reden so viel in den Tag hinein! lind ich wollte das liebe Frailein nur warnen ... ich... die Leute . . Vor dem Ernst der jungen Mädchenanigen verstnmmte die Frau und sah verlegen vor sich her. .Karola kam ihr zu Hilfe: „Ich dank- Ihnen, Frau Duschek, ich weiß, sie meinen es gut mit mir. Aber, lasten Sie die Leute nur reden, wenn es ihnen Spaß macht." Die Frau schnappte noch einpaarmal nach Lust und ging dann mit einem „Ich küß die .Hand, und nichts für ungut, ich meine es wirklich gut mit dem Frailein." «Ich bin überzeugt davon, aber was soll ich tun?" hatte sie gefragt, und da hatte die geschwätzige Fra» ihr den Rat erteilt: Wenn Sie wo eine ältere Dame wüßten, so eine Anstands- dame, wie man sagt — das Frailn ist eben zu schön, viel zu schön, und die Welt so schlecht ..." MH der Anstawdsdame war eS nichts, weder sie noch Onkel Theodor hätte» ihr Leid in den Schutz'fremder Augen gegeben. Die Sache mußte sich anders aus der Welt schaffen lasten. Ich werde gehen, sobald eS möglich ist, dachte sie. Rudi muß eben schon zu Ostern nach Men, das wird die einfachste Lösung sein. Wahrend sie so ihre Zukustft nach allen Seiten hin über- dachte, kam sie zu keinem rechten Resultat über sich selbst. Mt der gemeinsamen Arbeit in Charlottes Kinderhort war es nichts. Sie konnten doch nicht der guten Sitte ins Gesicht schlagen und zusammen arbeiten, wenn ihre nächsten Angehörigen sich so be fehdeten. Ich will mich mit unserem Propst besprechen, dachte sie und strich sich daS Haar aus der heißen Stirn. Dann band sie um ihre Papiere ein blaues Band und schrieb das Datum nebst der Adresse auf. Ein schüchternes Klopfen an der Tür hatte sie zuerst überhört. Es wurde stärker, da rief sie verwundert: Herein! Wer wollte sie um diese Zeit sprechen? Die Besuchszeit war vorüber, und vertrauliche Besuche hatte sie nicht zu erwarten. Nelly trat ein: „Der Herr von Török lasten fragen, ob er angenehm sei." „Gezal" Rasch überlegte sie: Sein Besuch wwr ungewöhn- lich; seit Margits Flucht hatte sie ihn nicht gesprochen; aber oicl« leicht kam er im Aufträge der Tante. „Ich laste bitten." Sie hatte eben noch Zeit, die Papiere wezzuräuw.en. da :rat er ein „Ich küß die Hände, teure Lola — du bist verwundert über mein Kommen, nicht wahr? Ich sehe es dir an; du kannst dich nicht verstellen. Am Ende hast du recht. Ich komme aus G....l" In KarolaS blauen Augen blitzte eS erregt auf: „Ich dachte es mir! Führt dich ein befinde, «r Grund her? Aber bitte, setze dich doch!" Die schob ihm einen Sessel zu, er legte Hut und Stock weg, ließ sich behaglich in die weichen Polst:r gleiten und warf neu gierige Blicke umher: „Weißt du auch, daß ich das erstemal in deiner Zelle bin! Nett hast du es hier!" Karola halte dein Mädchen gsiän.l-t. . Du trinkst doch einen Kaffee mit mir?" „Mit Handkuß, schöne Lola!" Sie machte eine unwillige Gebärde: «Bei mir sind deine Schmeicheleien nicht am Platze." „Ach, sei doch nicht so herb! Unter Verwandten ist doch ein freierer Ton erlaubt!" Da brach der Groll der setzten Wochen b-Ktig :n ihr aus: „Nicht doch! Die böse Welt zieht unserem Verkehr noch engere Schranken, als >venn wir unter Fremden leben. Jeder Blick, jedes Wort, jeder Weg, den wir gemeinsam machen, wird belauert und verdächtigt! O, ich weiß ein Lied zu singen von dem erlaubten „freien Verkehr" mit Verwandten! Ich bin eben dabei, mich darauf vorzubereiten, das Haus zu rerlassen. weil ich die Bosheit unserer lieben Mitmenschen nicht mehr er tragen kann." Geza war sehr erst geworden. Er sah seine junge Verwandte erschrocken an: „Das darfst du nicht tun, Lola! Margits einziger Trost ist es, dich hier zu wissen! Nein, das darfst du uns nicht antun." „Und mein Ruf?" fragte sie ihn erregt. „Gilt der gar nichts?" Er faßte sie an der Hand. «Beruhige dich, Lola! Ich kenne aas Geschwätz, von dem du sprichst. Niedere Kreaturen wittern überall Sünde und Ver derbtheit, wie sie ihr unreines Hirn ersinnt. ES kann dich doch nicht berühren, dich, die Reine, Hoheitvolle, was solche Schmutz finken sich zusammenreimen. Kein anitäud'ger Mensch wird ihnen glauben/' ' „Und wenn es doch Menschen gäbe, die sich an solchen, Ge- schwätz stoßen?" fragte sie mit heißen Wangen. Ach. auf dem Grunde ihres Herzens brannte der Name, der ihr Leitstern war durchs ganze Leben. Mochte dir Welt sie noch so tief stellen, wenn er nur an sie glaubte. Aber gerade er schien sie am schärfsten zu verdammen; sie las dies ja :n se nen B.-cken, O, er »vor so scharf in seinem Urteil über Frauensi't-l «Sa. laß sie, an solchen Menschen verlierst du nichis!" Und wie er säh. wie blaß sie wurde, nahm er ihre beiden Hände in die seinen, sich ihr tief in die blamen Au>ye»: «Du weißt eS. Lola, ich wäre dir gern mehr geworden als em Freund. Du hast e« nicht gewollt, nun laß mich wenigstens dein Freund werde»! Als solcher rate ich dir: Du darfit nicht Weggehen jetzt! Viel stärker würde die Fama ihr Haupt erheben und über dich lästern! Ich Will nicht deutlicher sein, ich hoffe, du glaubst meiner Freund schaft für dich!" Sie senkte tief errötend ihr schönes Haupt und haucht« ern «Ja » «Ich habe dein Versprechen, du bleibst; gibst die törichten Fluchtgedanken auf. ES wäre für alle ein Unglück, wenn d» jetzt fortyingst, auch für meine dumme, kleine Schwester Margit." Karola sann ein Weilchen nach, dann sagte sie mit warmem Augenaufichlag: „Es ist ein Opfer, das ich bringe, wie groß e» ist, das kannst du nicht ermessen; aber, ich will bleiben, so >any» man mich hier braucht." (Fortsetzung folgt.) elie beste Kinäerselte