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e-onniag oen 2V. Novewber 192L» Nr. .»4». Seit» 3 Dcrs Zentrum und dus Rei^ss<chulgesetz J>> Nr. 511 der .Kreuzzeitung" von> 14. d. M. veröfsenii cht Herr Dr. Mumm, Mitglied der Doutschiiationalen Fraktion des Rcichsti:geS, einen läiuzcren Aussatz über „den Kampf um das Reichsschulgcsctz", der eine Neide von Vorwürfe» siegen die Zen trum Partei bezüglich ihres Verhaltens zum Reichsschulgesetz enthält, Für jeden Eingeweihten ist es schon seit langem klar, das; die Deutsch'aiionalen aus den Schwierigkeiten, die ganz naturgcmüs; sür ders Zentrum aus der Beratuirg des Neichs- schwlgesetzcs entstehen, für ihre Richtung parteipolitische Vorteile hcrausschlagcii wolle». So liegt denn auch der Haupteffekt im Schlußsätze des Artikels: „Die Schwierigkeiten liegen an der LiukSpolitik des Zentrums." Dieser Satz, wie auch eine größere Anzahl von Stellen des Aufsatzes zeigen wiederum die Nichtigkeit der schon so oft ausgesprochenen Auffassung, daß mit den Deutsch. nationalen üocr die StaatSnotwenoigkeiten der Zeit keine Ver ständig», o hcrbeigesührt werden kann. Es kann nur immer wieder fesigestellt werden: das Zentrum hat sich nicht nach links entwickelt, hat cs aber als Pflicht einer jeden staatScrhaltenten Partei betrachtet, alles daran zu setze», um unser Staatswesen zu erretten. Das und nichts anderes ist der Beweggrund zur Teilnahme des Zentrums an der Koalition gewesen. Daß das Zusammenarbeiten des Zentrums mit Demokraten und Sozia- listen beim Zustandekommen eines Reichsschulgesctzcs die denk bar größten S chwierigkeiten mit sich brühst, unterliegt für nie manden, am wenigsten für die Zcntrumsabgcordneten, einem Zweifel. Aber ebenso wie das Zentrum trotz der Koalition mit Sozialdemokraten und Demokraten die Weimarer Verfassung zu stande gebracht hat, die doch, wie von keinem unbeeinflußt urtei lenden Menschen bezweifelt werden kann, unter anderem den Kirchen Rechte und Freiheiten in einem Umfange gewährt, wie es der weitaus größte Teil des christlichen Volkes bei der Wahl zi.-r Nationalversammlung nicht für möglich gehalten hat, ebenso muß das Zentrum nunmehr wenigstens den Versuch wagen, ein Schulgesetz zustande zu bringen, das den unabänderlichen Foc- d-runaen des katholischen Volksteiles gerecht wird, und zwar trotz der Widerstände, die ganz naturgemäß in demokratischen und sozialistischen Kreisen sich dagegen geltend machen. Oder meint kerr Dr. Mumm, das Zentrum könnte etwa die allgemein: Staatspolitik mit der Koalition machen, das Schulgesetz aber mit d en D e ut schn a t i on a l en und allenfalls noch mit der Deutschen Volkspa rtci? Er scheint ernstlich solchen Glaubens zu sein! Der Gedanke braucht aber wohl nur so scharf ausgesprochen zu werden, um seine Unmöglichkeit für jeden po litisch Denkenden deutlich zu mack.'». Die sogenannten Parteien baden zudem noch nicht einmal mit dem Zentrum die Mehrheit im Reichstage. Des weiteren ist schon mehrfach die Unmöglichkeit dargetan worden, das Schulgesetz durch Weiterberatnng im V i l d u n g Sa u s s ch » ß des Reichstages zu fördern. DaS Stimmenverhältnis, von dem Herr Dr. Mumm in seinen: Ar tikel spricht, ist Gar nicht mehr vorhanden. Wie schon so oft betont, vee'ügte bei der Abstimmung über den 8 1 des Gesetzes das Zentrum mit den rechtsstehenden Parteien über 15 Stimmen, während die linkssleheJ-n Parteien 13 Stimmen vereinigten. Bald nach Annahme des 8 1 Sicherte sich aber das Verhältnis, so daß seitdem Stimmeimlcichheit von 14 :14 Stim men besteht. Da bei dieser Sachlage alle Anträge, sei es von rechts oder von links abgelehnt werden können, ist klar erkenn bar, daß eine erfolgreiche Weiterberatnng im Bilduirgsansschutz keine Aussicht ans Erfolg bat, falls nicht eine Verständigung zwi schen beiden Lagern stgttfindct. Seit der Annahme des 8 1 des Entwurfes ist das Bestreben des Zentrums auf die Hcrbei- von Neichstagsabgsorbnstsn w. Marx führung einer solchen Verständigung gerichtet. Herr Dr. Mumm kan» die Sorge dafür, mit welchen Parteien tue Verständigung erstrebt wird, getrost dem Zentrum überlassen. Die Verhand lungen der letzten Wochen habe» wohl ausreichend bewiesen, daß das Zentrum auch in anderen Fiaaen eine Verständigung auf möglichst breiter Grundlage erstreb:. Warum sollte cs gerade in Schulsragen anders Vorgehen? Herr Dr. Mumm entwirft nun einen weitergchendcn Plan, der kurz zusammcngefaßt besagt, daß er ein Schulgesetz durch einen Volksentscheid angenommen wissen will. Er weist darauf hin, daß im Volke eine Mehrheit für die Erhaltung der christlichen Schule gegeben sei. Glücklicherweise ist diese Tatsache richtig. Sie ist namentlich wieder zutage getreten bei Gelegen heit der jüngst von der Schulorganisation in Süddeutschland ver anstalteten Ilnterschriftensammlnng zugunsten der Konfessions schule. Hierbei sind so gewaltige Stimmenzahlcn zugunsten der Konfessionsschule zustandcgekommen, daß allein schon in Bagern über eine Million wahlberechtigte Stimmen m eh r als Stimmen bei der letzten NeichstagSwahl für die Baye rische Volkspartei abgegeben wurden, die sich für die Konfessions schule ausgesprochen haben. Mit größter Genugtuung können wir also die Tatsache feststellcn, daß ein Schulgesetz, das den Wünschen d:S katholischen Voltsteileö bezüglich der Sicherung der konfessionellen Schule nicht, entsprechen wird, zweifellos im W«!ge des Volksentscheides verhindert oder beseitigt werden kann. Wenn Herr Dr. Mumm aber weiter geht und glaubt, daß auch positiv durch Volksentscheid ein Schulgesetz durchgcdrückt werden kann, obwohl im Reichstag eine Mehrheit dafür nicht vor- l>anden ist, so befindet er sich nach meiner Meinung auf falschem Wege. Der Volksentscheid, der bekanntlich auf eine Abstimmung mit Ja oder Nein üoer bestsinmte Gesetzesvorlagen hinaustäusk, eignet sich naturgemäß wohl sür die Ablehnung eines vom Par lament angenommenen Gesetzentwurfes, auch wohl für die Annahme eines Gesetzentwurfes, der vielleicht aus zwei oder drei Paragraphen besteht. Bei einem Schulgesetz, das irgend wie Aussicht ans Brauchbarkeit hat, kann man sich aber nicht ans einige Paragraphen beschränken, sondern es müssen ein: Reihe von Bestimmungen ausgenommen werden, über deren In halt und Vedciutlmg Meinuligsverschicdenheiten unter den direkt Beteiligten, also den Lehrern, Geistlichen und Eltern naturgemäß bestehen müssen. Der Volksentscheid ist für die Verabschiedung so komplizierter und schwieriger Gesetzentwürfe, wie es ein Schul gesetz nun einmal ist, ganz unanwendbar. Wenn auch über die grnndsätzticke Frage des Schutzes der Konfessionsschule Ucbercm- stiminnng in weiten Kreisen herücizuführen wäre, so würde doch über die Gestaltung der schuliechiiischei: Bestimmungen höchst wahrscheinlich eine solche Meinung-Verschiedenheit vorbanden sein, oder künstlich durch eine geschickt eingeleitete Gcgenagitation her. borgerufen werden können, daß sehr viele, die mit den Bestim mungen des Entwurfes zum Beispiel über Sicherung der Kon fessionsschule einverstanden wären, doch zu einer Ablehnung des ganzen Gesetzentwurfes angesichts der Regelung der techmsihen Fragen kommen. Die Abstimmung über einen Gesetzen'' urf findet bei einem Volksentscheid nur cHheittich über den gesamten Entwurf statt. Die an sich glücklicherweise unbestreitbare Tat sache, daß im Volke eine Mehrheit für die Erhaltung der christlichen Schule vorhanden ist, gibt noch lange nicht die Gewähr dafür, daß auch ein Schulgesetz durch eine Volksabstim mung mit Mehrheit angenommen würde. Herrn Dr. MnnimS Schlußfolgerung ist deshalb durchaus fehlsam. lieber weitere Vorwürse des im Anfang genannten Artikels werden wir u»S demnächst verbreiten. Gedanken ZurWkndthorstbundbervegttrig Von Reinhard H o f f m a n n - Reichcnbach „Wem die Jugend, dein die Zukunft!" Ein vtrl gebrauchtes, aber auch viel befolgtes Schlagwort nnsercr Zeit! Und tatsächlich hat sich auch ein »naufhörliches Ringen der Ideen um die Jugend entzündet. Mit begeisterten: Gesang und leuchtenden roten Fahne:., nicht fetten sogar in Cowjctnniform und Sowjetstern, zieht die Protetarirrjngend durch die Straße». Ans der anderen Seite sehei: wir blutjunge Hakenkrcuzler zornsprnhend die be'letzcnde Ordnung verhöhnen. In stillen BcreinSlokalen arbeiten ge mäßigtere Ingendvcrcine an dem Ausbau und der politische Bildung der Jngendgrnppc irgend einer Mittelharte!. Ter Zank und Streit der Alten scheint langsam auch seine zensetzende. Wirkung ans die deutsche Jugend cniSzuül'en. Naturgeinäst lodern die Flammen der Parteileisenstbaft in der Jugend, wein: sic einmal davon ergriffen worden ist, noch viel höher ans als bet dein gesetzten Alter. Da treten dem bedachtsamen Alten unwillknrllch eine Me igc zweifelnder Fraget: vor die Seele: Ist es denn nötig, daß die Jugend auch schon von dem verderblichen Gift Polltik kostet? Muß denn dieses Ringen der Anschauungen auch scbon hinein getragen werden in die Jugendzeit, nm dic'e zu »erst: er:? Wenn wir schon in die Jugend hinein Pirteizank und -Hader bringen, wie muß e-Z dann in» diese Inge. ^ erst im Alter stehen? Kann denn die »»reife Jugend in den bitterernsten Fragen unserer schweren Zeit mitreden? Wird sie da nicht noch na'ewei'cr wer den als sie doch ohnehin schon ist? Wiiscn wir Alten nicht heute auch, was wir wolle», »»d wir haben doch iu unserer Jugendzeit auch keine Politik getrieben? Diese und eine Menge anderer sorgenvoller Fragen mögen schon nianchem erfahrenen Alten ernstes Petze.legen bereitet haben/ Aber unsere Zeit, die so manche Tradition rücksichtslos umgestoßen hat. gibt daraus die rechte Antwort. Der verlorene Krieg und die Revolution mit ihren noch nicht absehbaren Folgest haben «eene neue Zeit geschaffen. Dunkel und bart liegt die Zukunft vor unserem Auge. Aber eines sagt sie uns klar und deutlich: Zähe Menschen, Menschen mit kraftvolle» Sehnen und stählernen Nerven verlangt sie von einem Volke, das innerlich und äußerlich die schwersten Erschütterungen erleben mußte. Die deutsche Eiche, vom Sturm geschüttelt und voin Wurm zermürbt, soll lebensfrische, grüne Aeste tragen, die jedem Wetter trotzen. Der Jugend ist die Zukunft! Sie muß des Vaterlandes Höchsts Not überdauern. Tie Zeit wird von der heutigen Jugend Be- iveise größter Ausdauer »nd Zähigkeit fordern. Unbeugsames Wille und klarblickender Verstand müssen zwei Hauptwassen sein, mit denen kommende Gencrationei: ausgerüstet sein inüsien! Köre perllche und geistige Abhärtung, nicht zärtliche 'Verweichlichung braucht die Jugend! Aber nur Kamps schasst mutige und eiserne Mensche::. Deshalb muß die Jugend beginnen, sich z>: erproben und zu rüsten. Warum soll sie denn bci'eite stehen, wenn sich ein neues Vaterland um sie gestaltet? Ist doch Jugend selbst ein Kampf, ein Streben des Kindes zur Mannesreife, dabei ei» Gären und Ringen nach Ausdruck und Form, ein heftig vorwärts treibendes, pulsierendes Leben und damit ist die Jugend eii« Abbild unserer heutigen Zeit. Die Jugend unserer Tage braucht Politik! Tie Politik zeigt der heutigen Jugend erst einmal cruste Bilder neben den seichten, oberflächlichen Thcolerszcuen, die ibr die große Welt in Vergnüge,: und Lust bietet. Sie zeigt der Jugend, daß unmittelbar neben den: wüsten Treiben breiter Volksmasicu eine bitterernste Aufgabe zu lösen ist: Das Bestehe!: eines Sieb'igmillioncnvvtkcs zu erhalten und zu sichern. Dieses Bild muß sie leicht veranlagt« Jugend doch zu ernstem Ausblick führe». Aber auch das Ringe:: der Anschauungen muß hinein^ getragen werden in die Jugend, damit sie sich eine feste An schauung verschafft und auch lernt, dieselbe zu vcr ndigcn und zu festige», sonst erleben wir es, daß so mancuer noch im Manuesalter ein schwankend Rohr ist, das jeder Sturm zerbricht! Wenn die Jugend politisch denken und suhlen lernt, dann wird sie iu: Alter die politische Reise erreichen, die heute so vielen Meiiiche», die sich politisch betätigen, fehlt. Die Jugend weiß auch, daß sie noch viel zu jung ist, mitznredci: und mitzutatcn ai: den Geschicken, dis unter Vaterlaicht beberr'chci:. Aber gerade deshalb muß sie sich politisch schulen und festigen, damit sie einst würdig das Erbe ihrer Väter übernehmen kann. Wenn die Jugend politisch gebildet und erzogen ist, wird sie in ernsten Fragen nicht mehr naseweis, sonder,: ernst und bedachtsam spreche» und handeln. Mein: sich daS Alter darauf beruft, daß cs sich in seiner Jugendzeit auch noch nicht mit Politik besaßt habe, so muß man ihn: znrnfen: „Die Zeiten ander» sich und wir mit ihnen." Heule ist die Polltik das große Zentrum, um das sich fast das ganze Weltgeschehen drebt. Die Welt ist es laug nicht mehr gewöhnt, an das Heilte denselben Moßstab anzutegen wie an da-s Gestern. Außerdem ist wohl heute inner Volk zu einem großen Teile der Meinung, daß es nichts geschadet hätte, wenn e- »von früher die Politik nicht so stiesmütlerlich behandelt bätte. Man hört ja heute nicht selten den Vorwurf, daß unser Volk politisch nicht reis genug sei. Wir seheil also, daß nicht der Mann der wahre Jngend- frennd ist, der ängstlich jede politische Anregung von ibr fern- hält, sondern, der sie trendig der voll lechen Betätigung zn- fi'ibrt. Er folgt damit einer Forderung der Jugend selbst, seiner Partei, des Vaterlandes und nicht zuletzt seiner Zeit. Die Jugend aller Zeiten und Volker hat sich in den schwer sten Nöten de-s Vaterlandes politisch betätigt. So ist eS auch in unserem Vaterlande. Es ist ein nnanshörtichcs Wachse» in der Jugend. Immer mehr schart sie -ich zummmen zu politischen Verbänden. DaS ist der klarste Beweis, das; auch in der Jugend ei» Wille vorbanden ist, mller armes, von übermütigen Feinden in den Schmutz getretenes Vaterland wieder emvorznfüh- ren zu Achtung und Wertschätzung vor der übrigen Welt. Da tritt naturgemäß an jeden einzelnen auch die Frage heran: Wo soll er schwimme» in den: großen Strom der Jugend bewegung? Soll er sich blindlings mit fortreißen lasten, um wie eii: kleine-?, schwaches Boot von übermächtigen Strömungen bald rechts, bald links in, breiten Fahrwasser geworfen zu werke»? — Nein! Die christliche Jugend braucht Ziele! lind zwar braucht sie klare und deutliche Ziele, mit denen die Be geisterung wachsen kann und wachten muß. Co'che Ziele bietet der christliche!: Jugend der Windthorübund, der seinen Namen zum ewigen Gedenken an jenen erfahrenen Stenerinnnn des Zentrnnch- schijseSschisses trägt. (Schluß folgt.) Theater und Musik Ctcnlt-eover. In „HoffmnnnS Erzählungen" sang an: Sonnabend Eh bi sch erstinalig bei: Hoffman». Schön teno rale Wirkungen erzielte er vor allem in den höhere!: Lagen, während er ii: der übrige,: Gestaltung etwas zu sehr „vornehme Znrückhattung" betonte. Für den erkrankten Hanns Lange war Teßmer ans Halle eingesprungen. wr. Tcßme r gastierte am nächsten Abend auf Engagement als Pedrillo in der „Entsü brung aus dem Serail". Die ser köstliche Bursche wurde von Rüdiger so ergötzlich dargestcllt, daß inan geneigt sein könnte, den auSgeschicdenen Tcnorbnsso für das Urbild Pedritlos zu halten. Teßmer spielte ihn etwa? derber, stilloser »nd sang ohne jedes Verständnis für die ent- zückende Mozartschc Musik. Es wir sehr schwer werden, Rüdiger zu ersetzeil und man möchte Herrn Teßmer unbedingt auf Herz »nd Nieren prüfe», ehe man ihn verpflichtet. Ein Notgast, Paul Stiebcr-Walther, gefiel recht gut. Zck. Schauspielhaus. (Gerhart Ha n p tm a n n-W o ch e.s Eine esiidrmkSvvlle Feier leitete die Dresdner Jubiläumswochc ein. Hnnptmann und seine Gattin mit dem geistvollen Antlitz wur den schon bei ihrem Eintritt in die Jntendantenloge gesiier-tz. DaS Neiner-Qnartett spielte daS Adaaio aus Beethovens St ichgnartelt Op. 52.2 und im Anschluß daran las Ponto ein Kapitel aus Hauptmanns Roman „Der Narr in Christo Emanncl Quint". Sehr eindrucksvoll wirkten die Hauptmamischen, von Prohaska vertonten Texte im Vortrag des Kamniersänaers Burg. Dramatisch belebt lasen Jlh, Martens, Ponto, Antonia Dietrich und Olga Fuchs das Hirtenlied. Man hätte sich eine solche Wirkung gar nicht erwartet. Elisa Stünzner sang als letzte Solistin Rob. Kahn-Lieder, gleich, falls mit Hauvtmannterten. DaS Schlußwort hatte wieder Beet« Hoven. Dr. Wollf hat diese schlichte Feier veraiistaltet und damit wohl ganz dem Sinne des gefeiertsten deutschen Dichters entsprochen, der am Schlüsse stürmisch bejubelt wurde und sich mit den nilSführenden Künstlern immer wieder aus der Bühne zeiacn mußte. Die ganze Woche ist nun Hauptmann ge weiht. Am Montag war eine Prachtvorstellung des „Biber pelz". Auch hier darf nicht überleben werden, daß hinter der Ironie tiefe? Mitleid steckt mit den Menschen, die aus Not und Sehnsucht fehlgehen und deren Kinder von HauS anS verderbt werden. Ein großer Teil des Publikums versteht das offenbar nicht und freut sich problemlos über jede „Posille". Mehnert npd die Bleibtren sind hier vorbildlich. — Am Bußtag gab man daS „Opfer", mit dem wir uns schon in ethischer Hinsicht mehrfach aiiSeinandersetzten in der bekannten, wahrhaft festlichen Ausführung mit Wiecke als König. „Schluck und Jan", das äußerst gelungene Rüpel- stück, folgt. Am Sonntag inszeniert Sauptmann selbst Pippa. Zck. Philharmonisches Orchester. DaS letzte Volks siufonie- konzert brachte als Solistin die geschätzte Dresdner Ko,izertsäi>> gerin Lydia Burger-Semmler. deren satten, schönen Alt wir schon oft rühmten. Die Künstlerin trug die AchillenS- arie „Aus der Tiefe des Grames" von M. Bruch mit bemerlenS- wcrtrr Textlchandlung vor. Willy Naue dirigieelc Tel e aus Mendelssohns Soiiinieniachtstrauin-Mnsik und mit w.nidcr o!! mnsika n tischem Schwünge die 4. Sinfonie Schumanns. Ci» eckt volkstümliches Programm, das von allen »erstanden wurde und darum so recht erzieherisch wirken kann. — mz. — — Tags daraus Halle sich der l. Konzertmeister der Philbarmaniker Jan Dahmen seine Kollcgenschaft n»ker Edwin Lindner verschrieben, uni in einem eigenen Konzert den Dresdnern nachzuweiscu, daß seine von auswärts gerühmte Monier chaft kein Bluff ist. Wir kannten ihn schon als ganz her. rraaende» Primgeiger des neuen, von ihm gegründete» Dresdner Streich quartetts. Jetzt wissen wir, daß er ein Virtuos ei ste» Ranne? ist, den dauernd an Dresden zu sesieln sich die maßle'e llen Stellen angelegen sc!» lasen sollten. Beethoven-Z einziges Violinkonzert hastet sehr fest beim Hörer. Alle Großen bringen iw mit. lind wenn Dahmen auch mauchnial zu sehr ins Brillieren gerät, so war seine Interpretation mit dem vielsagenden ersten Alleg-o und dem auf der Kochgeige be'onders: innig und oellihlvoli gestlle'ten Larghetto eine bewundernSwerle Lenkung. Noch be mi'chcrnSwcrler aber war eS, daß der Geiger nach ganz kur'er Erhollmgsvanse das ebenfalls gut bekannte »nd ebenfalls einzige Kor ert Dvorcks ohne sichtbare Mühe und mit glänzender, svie'eich'r lleberwin- dung des Technische» Verträgen konnte, jenes Konz-rß an da? sich immer nur die ersten Berühmtheiten bc-anwa"?,,. Ancki hier wurde er dcm langsamen Satz ebeillo aer-cht wie er drauf gängerisch die böhmischen Tanzwclle» erklinge» ließ. Ter Bei fall wollte kein Ende nehmen. Zck. Mozartvercin. Auch Mar Rosen stllelle das Nee Hoven« konzert. Nm eine Nüance weicher, sonst fast wie Dahmen mit technischer Bravour. Der junge Künstler war von vo-laer Sai'on noch in bester Erinnerung. Sonst muß man Ericb Srbneider loben. Er hält den Mozartverein (immerhin ein Tllellanten- orchester) aus bedeutender künstlerischer Höbe. So'che Leistungen wie die G-Moll-Sinfonie Mozarts, die in der alten Fassung aufgeführt wurde und die wirkungsvoll gesteigerte Ouvertüre zu „Coriolcm" von Beethoven macht kaum ein Berussorcheper bester. Konzerte und Vorträge. Martha Supplietb ist eine gewandte, nicht gerade mit alleredelstem Material, aber reifer Künstlerschaft ausgestattete Koloratursängerin, der die altitalie- niichen Arien der Carissimi und Dnrante entschieden besser liegen als Schubert und Strauß. Sie hatte sehr freundlichen Beifall. — Daß der Cellist Gutia Casini ungewöhnlich viel kann »nd daß eine feine Musikerseele in ihm wohnt, babcn wir schon srstber festgestellt. Diesmal svielte er Strauß, Tsibailowsly, Bach (Solo suite C-Dur) und einige Kleinigkeiten. Alles Sach-n, die an die technische Fertigkeit große Anforderungen stellen. Karl Pem- baur begleitete den Künstler mit bekanntem Anschmiegnngsver- mögen. Es ist nicht recht geschickt, daß sich die Dresdner Chöre mit ihren Aufführungen gleicher Werke so oft begeg nen. Voriges Jahr erlebten wir das mit der Nennten von Beethoven, gestern mit Brahms' „Deutschen Requiem", das-uns vor kurzem erst Pembanr und seine Scharen so meisterlich intcr- pictiert hatten. Dennoch fand auch R sichert Gelegenheit, seiner niustergi'ullarn Disziplin und glänzenden Mnllkaliläl Ausdruck zu verleihen, alS er in der Dreikrnigstirche mit Singatadcinie, Lehrer- gcjangvcrriu »nd Philharmonikern das Requiem in saß regloser Ersiilliing anssührte, wobei ihm die Qualität seiner Seligen — Frl. Stünzner und Herr Burg — sehr zu statten kam. Von Sylvia Leut horte ich gerade »och einen ausgezeichneten Vortrag der Habanera von Sarnsate und das Rondo caprieeivso, beides bestechend sauber »nd euivfindsa»: vorgetragcn. Die Künst lerin verdient Beachtung. — Zck. — — Kanne Dör-ing verfügt über gute Schul: und ist Vortrags: ü n st l e r i n. Mit Josef Marx, E. I. Wo'.sj und R. Trunk gelang'ö ibr. alle Ehre cinznlegcn. Willi Reiner spielte 2 Kon ertsincte von ,,ch selbst. Gediegene Mu'ik! An: Flügel saß der bewährte Johannes Stran ß. — n:z. — — HanS König lV oline) und Allee Schladitz (Gesang) erfreute» an: IE. ll. in der Kaus- mainckchaft mit einem au-er'e e >e>: Programm. Hans König trug die Sonate V-Tur von Nardini und Vachs Violinkonzert A Moll Nr. l virtuos vor. Tresflich cegänzte Alice Tchlndig bc'ondcrI mit Beethovens „Bitten" (Gcllcrt), Ov. 43 Nr. 1. Brahms „To- dcsschnen" Op. 8,; Nr. E daS Programm. Ein genußreicher Abend. — — Andreas Weißgerber ist ein gottl egnrGe-- ter Violinkünstler. Das D-Tnr Konzert von Mozart, sowie Wie- »iawslhs D-Mo'ck-Konzert Ov. 21, die die höchsten Anforderungen stellen, wurden mit vollcndelcr M llners.hasl vor'«Kragen. „Ana" und „Mrnnett" von I. S. Bacb Wcißgcrber wirkten besonders durch ihre Zartbeit und Feinncit der Wiedergabe. Der Erfolg war groß. — Pb. — Ilse und Oskar .Halfter sind al» tüchtige Künstlerin ank zwei Klavieren bekannt. Ganz be'onders im Andante der D-Tnr-Soiiate von Mozart svürtc man >hr Können. DaS Programm dickes Abends in: Künstlerbans füllte noch mit gut ge'chnlter, aber nicht immer tonreiner Stimme der Bassist Werner Reichest mit Liedern von Schubert und Löwe ans unter der Begleitung von Alfred stier an: Förster. — Otto Ern st las im Logcnhanssaal ans seinen Werken vor einem ganz bestimmten Kreis, der jedenfalls auch ans seine Kosten ge kommen iß. Aber über einen biederen Durchschnitt kam der Abend nicht hinaus. Die fröhliche Plauderei über „Das Belt" und die Sckundanervcrlobnng ans den: Roman „'Hermanns- land" zählten mit zum Vesten. — — Prof. DorowSkys Kunst steht uns vom vorigen Jabr noch in guter Erinnerung. Die Aufführung am TienStaa im KünstlrrhanS hätte bcsteren Be such verdient. Er brachte Werke von Liszt, Rabat, Proloncsf und Scriabine. Mit der ganzen Hingabe seiner, kraftstrotzenden Per sönlichkeit svielte er vor allen Dingen seinen Landsmann. — — Sonnatenabend. Rudolf Feigcrl und Johannes Smith gaben am Bußtag im Palmengarten eine,: Beethoven- abend für Klavier und Eello. Es war ein sauberes Znsammenspiel. Feiger! am Klavier bracbtG dic Wucht Beethovenichen Geiste? gut zum Ausdruck und Smith gab den warmen, weichen Cellvton dazu mit ausgezeichneter Bogeuführung. Für die zahlreich Er schienenen gestaltete sich der Abend, besonders die N-T:rr-Sonate Op. 69, zu einein wahren Genuß. wr.