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«eschlwsktuv« «»» Dre«p»»»A. 1«, H»kL«t»st»atzr L« Aeras»«ch«» 2»SS« Pspsch-lttout» L-tpzig Nr. 147»? a>»I<i»iU»ran.»«i«n»>» »«Uh», l«n F»vNt«»«>z»tg»n dis »rUH» von». Preis sv» SiePrt».k>tt>Nj»>>»2« q,I«iitelt». «elev «« q. Aür imdrltlitch ftrtchrirdrn». >owt» tnnch Irr». «»e»er o»kft«acd»n« dtnjoiycn kiinnrn »n hi» Vrrantivsrllich/rlt stk dir StÜmgl» ltdr« Veit»* »Ich! üd«n»«-il»e». Spicchklmlte d», Sikdattion: »I—IL Uhr dorm.- Einzige kacholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Ientrumspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Uuterhaltuugsdeilage «n- relig. WochenbeUage Feieraberch. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbettagc. Rußland vor der Zersetzung Gewaltige Gefolge an -er Ostfront Neue Revolutionsbewegungen in Rußland Die russische Republik ist nach dem Sturze des Zaren tums ein ganz ähnlick)er Hexenkessel geworden, wie es die französische nach der Beseitigung der Burbonen in den Jahren 1792 und 1793 war. Der große Unterschied gegen- iiber der französischen Republik liegt aber darin, daß Frank- reich damals im ganzen und großen als siegreicher Staat gegenüber Deutschland und England aufzutreten vermochte, während die neue russisck)e Negierung die Niederlagen der Zarenl-eere, die diese 1915 und 1916 erlitten, nicht in ihr Gegenteil zu verwandeln vermag. Tie blutig zusammen- gebrochene russische Offensive zu Beginn des Monats Juli, die nur südlich des Dnjestr zu geringfügigen Erfolgen führte, die größtenteils wieder wettgemacht worden sind, hat die schwache russisä-e Koalitionsregierung, die aus bürgerlichen Republikanern und Sozialisten besteht, völlig erschüttert. Der friedensfreundliche Teil der rnssisck-en Sozialisten und die Anarchisten verlangen den Sturz der Regierung und ihre Ersetzung durch ein rein sozialistisches Kabinett, die Einsetzung der Kommune in ganz Rußland und den Abschluß des Friedens um jeden Preis oder zu- mindestens den Verzicht auf alle neuen kriegerischen Ope rationen seitens der russisä)cn Armee. Bedeutende Teile des russischen Heeres, wenn auch nicht die Mehrzahl dieses, sind von ähnlichen Absichten erfüllt. Was tut nun die jetzige russische Negierung? Sie verteidigt sich ansehnliche Weise, als es die Minister des Zaren Ende Februar 1917 taten, mittels Kosaken, Maschinengewehren und Kanonen. Das eherne, nicht zu umgehende Gesetz jeder Revolution erfüllt sich vollends an Rußland: Die bei Nevolutionsbeginn sieg reiche Partei wird durch eine noch radikalere abgelöst, bis die völlige Auflösung und die Militärdiktatur eingetreten ist. In den russischen Märztagen des laufenden JahreS wurde Zar Nikolaus durch eine reine Militärrevolution zur ?lbdnnkung gezwungen, die von treulosen Generälen und Großfürsten geleitet wurde, die sich einerseits -er Unzu friedenheit nationalistischer bürgerlicher Parteien gegenüber Sonderfriedensbestrebungen einzelner konservativer Hof herrn bedienten, andererseits aber auch der Revolten der von Anarchisten und Sozialisten aufgehetzten Soldaten und des Großstadtpöbels von St. Petersburg. Bald ivaren aber gerade diese Linkselemente, die sich in Soldaten- und Ar- bciterräten zu organisieren begannen, den nationalistischen Leitern Rodzianko und Miljukow über den Kopf gewachsen. Namentlich dieser letztere mußte in der Versenkung ver- schwinden, nachdem er sich die abenteuerlichen nationa listischen Kriegspläne des Zarismus ans dem Jahre 1914 zu eigen gemacht hatte. Das Ministerium Lwow-Kerenski- Czerrrow, worin ein russischer Fürst das Präsidium führt, der Sozialist Kerenski Kriegsminister und der sozialrevo- lutionäre Czernow Ackerbalnninisler ist, >var so reckst der Ausdruck der widernatürlichen Verbindung nationalistisch- bürgerlicher Revolutionärer mit dem für die Feindschaft gegen das deutsche Mitteleuropa und deren Monarchie ge wonnenen revolutionären russischen Proletariate. Wäre die russische Offensive, die die Frucht dieses Bündnisses ist, sieg reich getvesen, befänden sich die russischen Bauernheere im Aufmärsche gegen Lemberg, so würde diese Verbindung sicherlich unverändert geblieben sein. Tie tatkräftige Ver teidigung der Ostfront durch unsere und die reichsdeutschen Truppen hat aber das. Ihrige dazu beigetragcn, daß St. Petersburg und die größeren rirssischen Städte sich neuer dings im revolutionären Zrrstande befinden. Es liegt hier ein ganz ähnliches Ergebnis vor wie zur Zeit der Pariser Koimmine, als eben die Niederlagen der französischen Trup pen, die von der provisorischen republikanischen Regierung aus Bordeaux geleitet wurden, den Ausbruch der komniu- nistischen Revolten in Paris hervorbrachten. Was will die rnssisckio Regierung tun? Sie hat nur zwei Alternativen: Entlveder das völlige Nachgeben gegenüber den Sozial- denrokraten und Anarchisten der äußersten Linken oder aber die Anwendung aller Gewaltmittel des Zarismus, um dieser Belvegung .Herr zu werden. Schon plant die provisorische Regierung, die ursprünglich der Welt weiß machen tvollte, daß das ganze russische Volk einmütig dastehe und daß alles für die Freiheit begeistert sei, wie sie Miljukow im Vereine mit den Sozialisten den betörten Massen vorspiegeln ließ, aus der allzu freien Stadt St. Petersburg zu flüchten, um sich in das altrussische Moskau zu begeben. Eine solche Hluchti nach Moskau wäre aber das Eingeständnis des voll- kommenen Zusammenbruches der russischen Freiheit?» H Das Re«efte vom Tage H M mW WA AWkkW (Amtlich. ». T.-B.) Großes Hauptquartier, den 25. Juli 1S17. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Die Dchlachtfront in Flandern war auch gestern der Schauplatz gewaltigster Artilleriekämpfe, die bis in die "Nacht dauerten. Starke englische Erkundungsstöße wiederholten sich an mehreren Abschnitten; alle sind in unseren Trichterstellungen zurückgeschlagen worden. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Am Winter-Berg bei Craonn» holten sich die Franzosen durch das Fehlschlagen mehrerer starker Angriffe gegen unsere neuen Stellungen eine Schlappe. Auch der Einsatz einer frischen Division erzielte keinen Vorteil. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Heeresgruppe des Generaloberst von Eichhorn Der Russe hat unter dem Eindruck seiner Mißerfolge nicht von neuem angegriffen. Heeresgruppe des Generaloberst v. Böhm-Ermolli: Unser Vormarsch geht unaufhaltsam weiter. Unter den Augen Seiner Majestät des Kaisers schlugen kampf- bewährte Divisionen beim Aufstieg arg- der Sereth-Niederung zwischen Larnopol und Trembowla starke russische Angriffe zurück und gewannen im Sturm die Höhen des Ost-Ufers. Hier wurden erneut tiefgestaffelte Angriff» der Russen ab gewiesen. Tarnopol ist genommen! Wir nähern uns Buczacz; Stanislau und Nadworna sind in unserer Hand I Nachhuten doS Feindes wurden überall geworfen. „FrontdsS Generalober ften Erzherzog Joseph: Die Truppen des Nirdflügels Hallen mit den im Karpathen-Vorland vorwärts dringenden Kräften gleichen Schritt. Südlich des Tartaren-Passes hält der Gegner noch seine Stellungen. Im Südteil der Karpathen drang der Feind am Susita-Tal in unsere Linien; sein schnell genährter Stoß wurde in einer dicht westlich gelegenen Riegelstellung zum Stehen gebracht. HeereS-rupp« beS vonoalfelbmarschallS ». Mackanfon Am unteren Sereth lebhafter Feuerkampf; bisher keine größeren Angriffe. Mazedonische Front: Nichts Wesentliche. * Der ersts Eknrratyuarttaouwtster: Snbenrborfs. Neue U Boot-Erfolge Berlin, 24. Juli. (Amtlich.) Neue U-BootS- Erfolge im Sperrgebiet um England. 25 000 Br.-Reg.-To. Unter den versenkten Schissen befanden sich zwei große be- lodene, aus Geleitzügen herausgeschossene Frachtdampser. Eines der versenkten Fahrzeuge hatte Petroleum geladen. Die Ladungen der übrige« Schiffe konnten nicht festgrsteltt werde«. Der Chef des Admiralstabs der Marine. bewegnng. Tenn gerade Moskau ist der Mittelpunkt über zaristischen Ueberlieferungen und Erinnerungen des rus sischen Volkes. Es ist das Zentrum des russisck-en Land»:, von >vo ans gerade die konservativen, rein monarckststisch n,.d nationalistisch gesinnten russisckien VolkSelemento seit jelkr ihre Inspirationen genommen haben. Peter der Große bet seine Residenz eben deshalb an das Meer gelegt und St. Petersburg begründet, weil er von diesen halbasiatiscle'» Traditionen sich selbst und sein Volk frei mackien wollt. Schon vor dem Kriege und namentlich zu. Beginn dieses haben russische konservative Patrioten zu wiederlw!t< i Malen dein Zaren den Vorschlag gemuckst, seine Residenz wieder nach Moskau zu übertragen, und es ist sehr ttwln- scheinlich, daß für den Fall, daß dies geschelwn wäre nvd Nikolaus II. den Mittelpunkt seiner Regierung imd Militv:-, mackst nach Moskau gebracht hätte, eine Revolution in St. Petersburg völlig unterdrückt worden wäre, da eine Aus hungerung dieser Stadt binnen kurzem erfolgen l-ätte können und noch jetzt erfolgen könnte, sobald sich die Regie rung selbst nicht mehr darin befinden würde. — Die russische Revolution, auf welche die Sozialdemokraten der ganz-n Welt, besonders aber die Mitteleuropas, soviel überspanr Hoffnungen gesetzt haben, sie bricht innerlich und änßerUcft in der läinmerlichsten und sckiändlichsten Weise zu Boden. Innerlich in einer Verwirrung und Zerspaltung der ganzem russischen Gesellschaft und in einem Niederbrnche des, ganzen wirtschaftlichen Lebens, ärger als es ein Zar j« bätte zustande bringen können und äußerlich in bltttttpuew und ichiiiachvvllercn Niederlagen, als sie selbst Zar Niko-, laus ll. iui Jahre 1915 erlebt hatte. Die Worte, die du; Abgesandten der Republik Nowgorod an den Begründer dev russischen Monarchie Nnrik z» Ende des 9. Jahrhundert-- sprachen: „Unser Land ist groß und fruchtbar, aber otmi» Ordnung, komm, herrsche iiber »ns" haben sich bewahrlieitet nn'v sie werden sich in Rußland immer von neuem bewahr heiten. Rußland vor der Zersetzung Ter Kampf mit der Anarchie. „Corrierc dclla Sera" meldet, daß in Petersburg, Minsk und Kronstadt das Standrecht erklärt wurde. Zahlreiche am letzten Aufruhr beteiligte Zivil- nud Militärpersonen nnirden verhaftet und ohne iveiteres den Militärgerichten zur Aburteilung ausgo-- liefert. Die Negierung geht mit nnnachsichstlickx'r Strenge vor. Sie beschlagnahmte Dokumente, a»S denen die um fangreiche Vorbereitung des Ansstandes hervorgelren soll. In Petersburg sind in den letzten b.iden Tagen sortirwhrena zahlreiche Truppen von der Nächstliegenden Front, danint>"7 sehr viele Artillerie und Kavallerie, eingetrossen. — Das selbe Blatt meldet, daß sich auch an der rnmänischen Front! Arbeiter- und Soldatenräte gebildet haben, daß die Trup pen dort Zusammenkünfte abtzchtei, unü der nunänijch« Kriegsiniiiister seine Entlassung eingerncht habe. G enf, 21. Juli. Wie die Pariser Blätter ans Peters burg melde», halten die anarchistisckien Meuterer einzeln-' Petersburger Stadtteile tuffetzt. Naiilentlich die großen Onartiere ans dem recksten Newa-User sind in den Händen- der Aufständischen, die ii»»nterbrockieii ans der Provinz Zuzug erhalten. Regierungstreue Regimenter lwlten durch Artillerie- und Jnfanteriefeuer die Massen in Schach. Di« Waffendepots der Roten Garde wurden von der Polizei b», schlagnnhmt, die Zeitung „Praivda" (das Blatt Lenins) wurde aufgehoben. Lenin bei der Nordarmre? Basel, 21. Juli. Di« Londoner „Daily News" melden aus Petersburg, die Garni son in Riga zeige sich beunruhigt. Es gingen bestimmte Gerüchte, daß Lenin nach der Nördarmce »nd Riga ent kommen sei. Finnland nnd die Russen. Budapest, 21. Judr. „Nowoje Wreinja" teilt mit, daß die sinnländische Bevölke rung sich weigert, in ganz Finnland der russischen Bevölke rung sowie de» russischen Soldaten Brot zu verabreichen. Es ist daher zu befürchten, daß demnächst in Finnland ne u' Unruhen ansbreche-n inerden, da man ja nickst die 800 VW Russen, die sich zur Zeit in Finnland befinden, dem Hungcr- tode aussetzen kann. Tie finnischen Blätter dagegen be haupten, daß Finnland selbst vor der Hnngersnot stände una> daß man dicher nickst verlangen könne, daß Finnland noch für die Russen sorgen solle. Dir Russen slüchtr» aus Fiuulaud. Zürich, 21. Juüz „Eorriere della Sera" meldet aus Petersburg: Es treffrn