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ummer V8 — S». Jahrgang «scheint s«ch»mal wöchentlich. B«z«gsp»ai* str Mai 000 M. Anzeigenprei«, Die eingespaltene Petitzeile 80M., für Familien- und Ve reinlanzrigen, Stellen, und lietgrsuche RSO M. Die Pettt-Reklamezeile, SS mm reit. 780 M., Offertengebühr sür Selbstabholer 20 M-, >ei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Seei» fü» di« Einzeinammer 200 Mark vkschästsicher Teil: Josef Fohmann. Dresden ÄüÄllWe Mittwoch, den 9. Mai 1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung von Anzeigen-Aulträgen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durch Fern sprecher übermittelte Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion S bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschristleiter: Dr. Josef Albert, Dre«de« volMMUNg Tageszeitung für christliche Politik und «edaktion und Geschäftsstelle: Dre-den.Attstadt tS. Holbetnftrafte 4S * Fernruf 82723 / Postscheckkonto Dresden 147S7 Me«« « VW ' M Weil dkl FM - M NM Wen - Die Beschlüsse des Londoner Kabinetts Englands Versuch zur Herbeiführung von Verhandlungen — Keine schroffe Ablehnung der deutschen Vorschläge —Eine gemeinsame englisch-italienische Note — Ueberreichung in den nächsten 24 Stunden Vor einer neuen bedeutsamen Rede Lord Curzons Der »Me Kabinettsrat London, 3. Mai. DaS englische Kabinett hat am Montag unter dem Bor» -sitze Lord Curzons in mehrstündigen Beratungen den Kon- sflikt mit Rußland und die deutsche Reparationsnote eingehend gesprochen. Der Schatzkanzlrr hatte einige Fragen im llntrr- chnuse über die Stellung Englands zn den deutschen Vorschlägen !mit der Mitteilung beantwortet, daß er am Dienstag im Unter- Hause eine Erklärung über die Stellungnahme der englischen Negierung abgeben werde. Unmittelbar nach Schluß des Mi- chistcrratS gab Reuter folgende halbamtliche Information Uber das Ergebnis der Beratungen bekannt: „Die englische Negierung wird dem Beispiele Frankreichs folgen und die dentsche Not? in einer eigenen Note beant worten. Diese Note ist dazu bestimmt, klar zu legen, daß das dentsche Angebot »n befriedigend und ungenügend ist. ES wird trotzdem nicht auf eine Ablehnung bestanden, sondern man wird den Versuch unternehmen, mit dieser Note die Eröff nung von Verhandlungen zwischen Deutschland »nd den Alli ierten herbeizufiihren." DaS Kabinett hat ferner beschlossen, der französischen und belgischen Negierung den Empfang ihrer Noten an Deutschland zn bestätigen, um für den Höslichkeitsakt zu danken, der darin besteht, 24 Stunden vor ihrer Abscndung nach Deutschland die Rete der englischen Regierung zu übermitteln. London, 8. Mai. lieber den KabinettSrat verlautet noch weiter: Der Kabinettsrat erörterte vor allem die Fragen, di« daraus entstanden sind, daß Frankreich und Belgien eine Ant wort erteilt haben, ohne sich mit den übrigen Alliierten zu ver ständigen. Die offiziellen Kreise zeigten sich sehr zurückhaltend. Die britische Antwort wird etwa Mitte der Woche abgesandt r er den. Das deutsche Angebot wird in britischen Kreisen als Aus gangspunkt für Verhandlungen, jedoch nicht als VerhandlnngS- grundlage angesehen. Die italienische Ansicht ist, wie angenommen wird, di« gleiche. Nach britischer Ansicht bedeutet die französische Antwort an Deutschland kein Zuschlägen der Tür. ES wird von britischer Seite der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Deutschland die Antwortnote Englands und Italiens ab- wartet und dann den Alliierten ein abgcändert?S Angebot unter breitet. London, 9. Mai. Die öffentliche Meinung und die politi- schen Parteien Englands haben den Entschluß der französischen «nd belgischen Regierung, Berlin eine Antwort zu erteilen, bevor die Frage geklärt werben könnte, ob eS möglich sei, eine gemein same Antwort aller Alliierten aufznsetzen, als eine rücksichts lose Verletzung englischer Interessen und eine persön liche Brüskiernng des englischen AußeinninisterS niifqe- noinmen. In Londoner politischen Kreisen ist man der Auf fassung, daß spätestens am Donnerstag Lord Curzon im englischen Unterhaus eine äußerst bedeutsame außenpolitische Erklärung abgeben wird, die zweifellos auch eine scharfe Kritik am deutschen Angebot üben wird, zugleich aber Frankreich ge genüber in sehr bestimmter Form erklären dürfte, daß England reine NeparationSregelung anerkennen werde, die Frankreich ohne Fühlungnahme mit seinen Verbündeten einem zusammenbrcchen- den Deutschland durch eine Gewaltpolitik aufzuzwingen in der Lage ist. Nach englischer Ansicht kommt es jetzt darauf an, an Stelle per von Frankreich im Rnhrgcbiete angewendeten Methode ein diplomatisches Verfahren gegenüber Deutschland anzuwenden. ES sst zu hoffen, schreibt Observer, daß Frankreich in seiner eigen sinnigen Laune nicht weiter verharrt. PoincarcS Vorgehen ist eine äußerst unglückliche Antwort ans den Appell CurzonS jin der Alberihalle. Sie ist nm so überraschender, als daS deutsche «Angebot selbst als in gewissem Sinne durch Curzons Rede be einflußt angesehen werden muß Nach Ansicht des Blattes könne sder in Frankreich befürwortete stärkere Druck auf Deutschland Pen vollständigen politischen und wirtschaft lichen Zusammenbruch Deutschlands herbei- «führen. Die „Times" schreiben: Man könne hoffen, daß «Amerika in dieser Frage bereit sein werde, von neuem eine Assoziierte Macht zu werden. Staatssekretär Hughes selbst habe Pen Gedanken der Verweisung an ein derartiges Tribunal gut- 'tzeheißen. ES sei klar, daß ganz Europa, vor allem Frankreich, einen jungeheurcn Vorteil aus diesem Plane ziehen würden, an dem Amerika interessiert sei. Die Lage erfordere eine gemeinsune Uklion, nicht eine getrennte. vor einer Mnhrdebatte In der französisckien Kammer Paris, 8. Mai. Der Jntranstgeant, der über die Absichten der französischen Regierung gewöhnlich sehr gut unterrichtet ist, teilt mit, daß rS wahrscheinlich sei, daß Poincare in der Eröfs- nungSsttzung der französischen Kammer, die heute Dienstag, nach- Mittag stattfindet, eine große politische Nedr halten wird, um über die französische Antwort auf die deutschen Vorschläge sowie über die Beweggründe »nd die Ziele der französischen Ruhrpolitik zu sprechen. Ein diesbezüglicher Beschluß bürste wahrscheinlich im Mintsterrat gefaßt werden. Der Inhalt her e»M-italie«Wen Uetc Die schweizer Presse zur französischen Antwort. Paris, 8. Mai. ^. Den Inhalt der englischen Antwortnote und die a»S Lon- hon dazu gemeldeten Einzelheiten faßt daS „Petit Journal" fvl- Nndermnßen zusammen: ^^ES wirb erklärt, daß die englische und di? italienische Ant- «ort Letrennt erfolge» aber t» einem nahezu übereinstimmen den Ton gehalten sein werde. Die englische Antwortnote wird ziemlich kurz sein. Sie wird den bereits bekannten Standpunkt der englischen Regierung erneut zum Ausdruck bringen: nämlich die Unmöglichkeit betonen, daß die deutschen Vorschläge als Grundlage für eine Besprechung i-iciic» könnten. Es wird jedoch klar zu verstehen gegeben, daß cs möglich erscheine, neue Vorschläge e i n z u r e i ch e n. — Diese Antwortnote, deren genauer Wortlaut noch nicht bekannt ist, wurde von dem Mt- nisterrat in seiner gestrigen Morgensitzniig endgültig beschlossen. Sie wird Deutschland in den nächsten 24 Stunden über geben werden. Es steht noch nicht fest, so schreibt der Korre spondent des Blattes weiter, ob der Tezst der Note nach er folgter Mitteilung an die dentsche Negierung der Oefsentlichteit übergeben werden wird. Indessen wird von den kurzen Erklä rung?», die Baldwln im ilnterhause und Lord Eurzon im Ober hause abgebcn werde», Näheres Uber diese ganze Frage wie auch über d?n Inhalt der Note erwartet. Weiter sagt der Berichterstatter, es sei zu beachte», baß die englische Presse weiterhin sich noch zurückhaltend äußere. Basel, 8. Mai. Zu der französische» Antwortnote sagen die «Basler Nachrichten": Die Note enthalt die gewohnt?» Gedankeu- gänge. Eine radikale Ablehnung der deutschen Vorschläge be deutet sie nicht. Sie wird nicht als schlechthin unannehmbar, sondern nur als in verschiedenen Punkten unannehmbar bezeich net. Vorläufig ist jedoch entscheidend der Schlußsatz, wonach die deutschen Vorschläge nicht zur Berücksichtigung gezogen wer den. DaS heiße aber nicht, daß die Franzosen die Tür für weitere Verhandlungen gänzlich Zuschlägen. Einstweilen soll erst daS Stzstem des verstärkten Druckes anSgeübt werden. Die „Neue Züricher Zeitung" zieht anS der Antwortnote den Schluß, daß sie «ine deutsche Gegennote nicht unmöglich mache und daß ferner die beiden Mächte durch die Ausführlich keit ihrer Noten sich ans eine gemeinsame Diskussion eingelassen haben. Da? Blatt befürwortet, daß Deutsebland die französischen Vorwürfe, Deutschland arbeite bewußt auf die Aushebung deS Versailler Vertrages hin, znrückwcise. Bei dieser Gelegenheit sollen positivere Vorschläge gemacht werde». Wim Mein»»- Rom, 8. Mai. (r a h t b e r i ch t.) Die französisch-bel gische Antwort entspricht ungesähr der Prognose der hiesigen Blätter. Die „Jtalia Nationale" findet, die Antwort Poijeil- careS basiere ans der üblichen Austastung französischer Intran sigente». di« sich nicht entschließen könne», de» Boden de- Ver sailler Vertrages zn verlassen »nd das Gesnmtprolftem unter dem cnropäischen Gesichtswinkel zn überprüfe» »nd dann einfach die Totalguthaben zusammen zurech»en. So komme nichts anderes zustande, als ein fortwährender Notenwechsel, aber keine Reparationen und Ruhrausgleich. Nun habe England und Italien das Wort. Wie „Journal" mitteilt, sind für heute nachmittag 12 Interpellationen in Aussicht gestellt. Unter diesen befindet sich die Interpellation Doudet über die Reise Loncheiirs nach London »nd weiter die Interpellation Barthon über die Essener Ereignisse. Im „Echo de Paris" kündigt Kortien in eincnk ziemlich geharnischten Artikel a». über die Rnhroperation AuSkniift zu verlangen. Me lrlckii Zenzen im krW-siwseß Urteilsverkündung am Dienstag. Berlin, 8. Mai. In der Verhandlung' de- KruPp-ProzesseS bestätigte der Zeuge Sch tippner, Privatsekrclär Krupps, das; dieser sich in seiner Korrespondenz niemals in Angelegenheiten des Direk torium.? eingemischt habe. Der Bürovorstano des Privatbiiros des Direktors Oesterlen-Haß hat von einer Vereinbarung, Im Falle einer Besetzung die Sirenen ziehen zu lassen, bis zmn 3t. März nichts gewußt. Arbeiter Zinimerinann bezeugte, daß am 3l. März auch auf den hinter der Autohalle vorbeisnhrenden Schienen der durch da? ganze Kruppsche Werk führenden Schmalspurbahn allmäh lich einige unter Dampf stehende Lokomotiven nicht weiterfahren konnten, weil die demonstrierende Menge die Gleise versperrte. Der Werkphotograph Wegm-ann hrt aus eigener Initiative drei Aufnahmen von den Demonstrationen gemacht, zwei vor und eine etwa 5 Minuten nach der Katastrophe, während die Menge auseinanderstob. Es ist ihm, nicht eingefallen, etwa die Menge aufzufordern, Gesten zu machen. Ueberhaupt sei die Menge in keiner Weise erregt oder drohend gewesen. Die Stim- iming war eher humoristisch. Auch hätten vor der Katastrophe bereits verschiedene Leute, denen die Sache anscheinend zu lang weilig wurde, den Platz wieder verlassen. Die Menge sei schon wieder dünner gewesen. Die französischen Truppen hätten schon vom Eingang der Antohalle anS gefeuert. Bei der ersten Salve stürzte bereits ein junger Mann, der auf dem« Dache gegenüber gesessen hatte, zu Tode getroffen herunter. Sofort begann die Menge zu flüchten. ES bildete sich eine Gasse, während die Franzosen, die nun ans- schwärmten, das Feuer aussctzten. Abteilungsdirertor Müller hat beobachtet, wie von der durch die Katastrophe erregten Menge ein belgischer Motorradfahrer hernntergerissen und angegriffen wurde. Er hat den verwundeten Radfahrer sofort In sein Büro genommen, ihn ordnungsgemäß verbinden und durch einen Krupp- schen Krankenwagen ins Krankenhaus schaffen lassen. In der Nachmittagssitzung kam die Frage der Propa ganda zur Sprache. Der Vorsitzende richtete an Herrn von Krupp die Frage, ob nicht verschiedentlich Nachrichtenblätter in den Werken angeschlagen gewesen seien. — Dr. Krupp: In den Wcche», in denen viele Zeitungen verboten waren, ist Ein MlHinhaftes Wort über die Sekenntiiisllhille Benin, 7. Mai. Bei Beratung de? Knltnretats im vrenßßcheS Landtage hielt der Bonner NniversttätSprofesior und Zentnnnsahgeordneicr Dr. Lauscher eine beachtenswerte Rede über die Schulpolitik. Ine Vordergrund steht auch diesmal wieder die Vollsichule. DaS N e i ch s s ch » l g e se tz ist bis beute nicht verabschiedet, nicht durch unsere Schuld. (Zustimmung im Zentrum.) Wir babe» emsig nach der Grundlage einer Mehrlieitobildnng geäicht, im Ausschüsse sieben die Stimmen lt zu II: die Gegenseite bat e- am früheren Entgegenkommen neuerdings seblen fasten. Der Wille der Erziehungsberechtigten ist ebenso schnlbildendcc Faktor >v!e die verfassungsmäßige Bevorrechstnig der Gemein schaftsschule. Die Bekenntnisschule werden wir nilt auc- böhlen lasten. Der Nichtgläubige Lehrer gehört nicht in die Be kenntnisschule. (Lebhafter Widerspruch links.) Bei der Dakli! der Linksparteien wird inan zn schwersten Kämvsen, aber nicht zn e er Verständigung komme». Der innere Friede de- deustcheii Voües kann nur gewahrt werden, wenn allerseits auf Vergewalugnngen verzichtet wird. Ich habe den Eindruck, als ob die Linie a» einen« Neichsschnlgesetz zur Zeit kein rechte Zntcrcsse mehr habe und beginne, sich auf eine Notlösung cinzustellcn. Vezwecft wird dabei die gesetzliche Grundlage für die weltliche Schule, die ihr bisher gefehlt hat. Denn da- maß entichieden betont wer den, daß die sogenannten Sammelklassen obne ReligionSnnlerri dt mit der Reichs-Verfassung nicht zn vereinigen sind. Wir sind bereit, der weltlichen Schule eine gesetzliche Taseinsmöglichkeit zn gebe,,, aber nur unter der Voraussetzung, daß im ganwn deutschen Reiche dieselben Möglichkeiten auch der Bekenntnisschule gegeben werden, soweit sie nicht bereits gesetzlich zugelasse,, ist. Man hat versucht, die Gemeinschaftsschule so stark der welt lichen Schifte anzngleichen, daß sie von dieser nicht mehr zu unterscheiden ist. lind die Bekenntnisschule sucht nmn nach dem Modell der Gemeinschaftsschule zn gestalten. Das mache» wir nicht mit. Wir verlangen eiiee Bekenntnisschule. die im Geilte des Bekenntnisses mrterrichtct nnd erzieht. Der Erftftg der U». t e r > ch r i f t c n s a m m l n n g e n zeigt, daß die große Mehrbeil des deutschen Volkes diese Bckeiinlni-ickmle verlangt. Sie wird keinem anfgedrängt. Wir wollen iedeni die Schifte geben, die seiner Nebcrzeugung entspricht. Wie verlaiftet, sind in letzte« Zeit mehrfach Fälle vorgckommcn. wo die Anstellung eines an- bcrSglänbigeii Lehrers an einer BelemftniSschnle, die darin be gründet war, daß für den Religionsunterricht konfelsianeller Minderheiten Vorsorge getroffen werden mußte, zum Anlässe genommen worden ist, die betressende Schifte in eine Simiiltan- sclnile »in,zuwandeln Gegen die Anstellung eine- andersgläubigen Lehrers unter solchen Verhältnissen haben wir nichts einznwenden Aber die Bekenntnisschule darf ans- diesem Grunde n i ch t in ihrem Charakter verändert werden. Ich empsehle diese Ange legenheit der besonderen Ausmertsamkeit de- Minister-, WaS die viel erörterte Frage der Lehrerbildung betrifft, so verlangen wir sür die Bekenntnisschule Lehrerpersönlichkeiten, die die Gewähr dafür biete», daß sie im Geiste des- Be- kenntnisses wirken. Dem muß ihre Vorbildung ent sprechen. Wir billigen c-, daß da- Ministerium zunächst die reich-gesetzliche Regelung der Lehrerbildung abwarten will. Tie Kovfessivnalität der Schule ist sür uns ein Prinzip, Vesten Geltung nicht ans die Volksschule beschränkt ist. Wir verkenne,: gewiß nicht die Schwierigkeiten, die vielfach der Errichtung kvnfe sionellri Schulen cntgegenstehen. Aber wir vermögen absolut nicht cunn- sehen, warum z. B. nicht die An fb an sch u le n in Gegenden mit konfessionell einheitlicher Bevölkerung auf koiisessivueller Grundlage errichtet werde» sollten. WaS die Personalpvliti! des Ministers betrifft, so war eS von intimem Reiz, daß .Herr Abg, Hönisch sich dem Zentrum al- Sekundant für die ParitätS- forderungcn'de-S katholischen VollsteilS zur Verfügung gestellt hat. Wenn er bei dieser Gelegenheit entsprechende Berücksichtigung auch sür die Sozialdemokratie gefordert hat, so sind wir damit ganz eiiiperstanden. Nur eines bitte ich ils» z» bedenken: Für die Aeniter der K r e i s sch u l r ä t e ist, wie er zngebcn ward, das- Vertrauen der Elternschaft unentbehrlich. Zum Schluß noch ein Wort an die Adresse des Herrn Minister-, Ich erkenne bereitwillig an, daß er aus kontrete Wünsche zugunsten des katholischen VolkSteilS, die ich im Ausschuß vorgetragen habe, eine entgegenkommende Antwort gegeben hat. Bedauer lich ist nur, daß es in solchen Fällen gar so sehr lange dancrft bis der gute Wille zur Tat wird. Ein geistreicher Rheinländer hat kürzlich gesagt: Preußen hat vieles sür daS Rheinland ge tan, aber eS fehlt ihm die Grazie des Serviere ns. (Heiterkeit.) Sic wissen, Heiw Minister, daß zu den geschätztesten Eigenschaften des ServierenS die Schnelligkeit gehört. Sorgen Sie dafür, daß den freundlichen Morten recht bald die Tat folgt. Die Wirkung wird um so besser und der Tank um so freudiger sein. (Lebhaftes Bravo! in der Mitte) »«eines Wissens ein kleiner Anschlag mit tatsächlichen Nach richten verbreitet wordxn. Krupp versichert, daß seines Wissens nicht eine verbotene Nachricht angeschlagen worden sei. Als nach kurzer Panse die Verhandlungen wieder eröffne! werden, kommt es zu einem ernste ik Auftritt. Krupp wird gekragt »ach den Richtlinien. die die Firma Krupp von Berlin erhalte, und erklärt: Die Firma Krupp erhielt keinerlei Richt linie» und besoiedcre Weisungen von Berlin. — Vorsitzen der: Habe» Sie Beziehungen z» der Periöielichkcit. die die Re- giernng in Berlin leitet? — Krupp: Gewiß! Ich habe mIch nicht »ach Berlin brgebeir, »m Weisungen za hole», sondern nm meine Ansichten zu äußern über wirtschaftliche Fragen. — Vor sitzender: Wie stimmt diese Erklärung überein mit Ihrer Aenßcrung von; 1. Mai. daß die Richtlinien von Berlin gegeben werden? - Krupp: Ich habe damals nicht gesagt, daß von Berlin ans Weisungen sür die Firma Krupp gegeben worben sind, sondern sür ganz Deutschlaied. nicht «ur für einzelne Werke. — Vorsitzender: Ist eS wahr, daß Sie. als Sie wieder vor Gericht gerufen wurden, einer PersöiNichkeit in Berlin erklärt haben, daß Sie sich »ach Esse» begeben würden, um sich »>it den übrigen Direktoren solidarisch und «erantwortllch zu erkläre»? — Krupp, der bisher immer nur t» ziemlich leiser Sprache ansaeiagt hat, spricht mit wachsender Erregung und erklärt in