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Ans der Zentrumspartei Zrntrnmvtundqcbung in Schirgiswalde. Die Ortsgruppe Schirgiswalde der Sächsi- schen Zentrumspartei veranstaltet am Donnerstag, den 31. Mai im großen Saale des Crbgerichts eine große öffentliche Versammlung, in der der Abgeord nete D r. Schwerins aus Köln a. Rhein, Mitglied des Preußischen Landtags, über das Thema: „Der Kampf für Deutschlands Jugend und Zukunft" sprechen wird. Die Versammlung beginnt abends Punkt 8 Uhr. Es sei schon heute auf diese wichtige Versammlung hingewiesen. Der Termin ist deshalb sehr geeignet, weil an diesem Tag in Schirgiswalde Feiertag (Fronleichnamsfest) ist. Besonders sind alle ZentrumSanhängcr und und -Anhängerinnen gebeten, aufs eifrigste für die Versammlung zu werben. Herr Dr. Schwerins, dem der Ruf eines vorzüglichen Redners vorauk-gcht, wird in seinem Thema die gesamte außen- und innenpolitisch? Lage be handeln und dabei auch ausführlich auf das wichtige Gebiet der Schulfragc Hinweisen. Leipzig. Aus deu ani Sonntag, 27. Mai stattfiudenden W e st s a chse »t a g der Z e n t r u m s p ar tei in Zwickau werden di; Mitglieder der Ortsgruppe Leipzig der Zentrums» Partei sowie alte Leipziger Parteifreunde nochmals aufmerksam > gemacht. Abfahrt: Leipzig Hauptbahnhof 6.40 früh. Bda. Nene Gesetzesvorlagen Dresden, 23. Mai. Dem Landtag ist eine Vorlage iiber die Entfernung der monarchischen Hoheitszeichen am und im Ministerialgebäude in Dresden-Neustadt, Königsufer 2, zu- gegangen. Dieser vom Ministerpräsidenten Zeigner Unterzeich nete Gesetzesakt wird folgendermaßen begründet: Am und im gemeinschaftlichen Ministerialgebäude befinden sich noch monarchi sche Hoheitszeichen, die entfernt werde» müssen. (!) Sie sind ge eignet, als Verkörperung des monarchische» Gedankens und ins besondere als ein Sinnbild dafür zu erscheinen, daß die Amts- hanblnngen, die im gemeinschaftlichen Ministerialgebände vvrgc- uourmcn werde», im Namen und unter dem Zeichen des KünigS- tnms geschehen. Belm Ministerialgebäude, als dem Sitze der freistantltchcn Regierung, muß alles vermieden werden, was zu Mißdeutungen in dieser Hinsicht führen könnt« selbst auf di? Gefahr hin. daß künstlerische Werte beeinträchtigt werden, lind die Kosten ?? Sie sind aus 18 292 060 Mark geschätzt worden. Bei dieser Summe wird eS aber wahrscheinlich nicht bleiben. Weiter sind dein Landtag zwei Gesetzentwürfe unterbreitet worden, die eine Aenderung der Gebührenordnung für Tierärzte in gericht lichen, verw.iltungSgcrichtlichcn und VcrwaltnngSangelcgenheiten und eine anerweite Aenderung der Aerzteordnung vom 15. August 1904 betreffen. Dresden : Eine Arbeitsgemeinschaft für Städtebau Im Gebiete de? Freistaats Sachsen wurde in einer am 18. ds. MtS. in Dresden unter dein Vorsitz vo» Stadtbaurat Wolf, Dresden, stattgehabten Versammlung als Organ der Freien Deutschen Akademie des Städtebaues gegründet. Die Arbeitsgemeiisichaft bezweckt einen freien, losen Zusammenschluß aller ans dem Gebiete des Städte- baneS und einzelner Teilgebiete desselben praktisch oder wissen schaftlich tätigen Persönlichkeiten — Organisatoren, Techniker, Hhgienikcr, Volkswirte n„d Künstler — zn gemeinsamer Arbeit, um alle Vargänge auf dein Gebiete des Städtebaues zu be obachten, das nls gut Erkannte zn fördern, das Schädliche zn bekämpfen und weiteren Kreisen die Bedeutung von Wissenschaft und Kunst des Städtbanes vor Angen zn führen. : Fahrpreisermäßigung für Eigentümer und Pachter van Kleingärten. Eigentümern und Pächtern vo» .Kleingärten ge währt die deutsche Ncichseiseiibahn bei ihren Fahrten zwischen der Station des WobnorleS und der dem Kleingarten nächstgele- gcnen Station eine Ermäßigung des einfachen Fahrpreises um die Halste, lieber die genauen Tarifbestimmnnge» erteilen die Fahrkartenausgaben, AuSkniiftstellen und die in den großen Städten ton den Stationen hiermit beauftragten Stellen AnS. kirnst. Die hauvtsächlichste» Bestimmungen sind folgende: Die Ermäßigung wird außer den Genannten auch ihren im Tarif näher b?zc:ckm«ten HauSstaudSangehörigen zur Bewirtschaftung von Kleingärten gewährt. Als Kleingärten gelten nur Grund stücke von 200 bis 2500 Quadratmeter Größe, die überwiegend zur Gewinnung von Feld- oder Gartenfrüchten benutzt werden, keine festen Wohnhäuser und keine gewerblichen Anlagen tragen und nur zur Deckung des eigenen Bedarfs durch den Kleingärt, ner selbst und seine Augebörigen ohne fremde Hilfe bewirt- schäftet werden. Die Fahrpreisermäßigung wirb nur bei Be. imtznng der 3. und 4 Klasse der Personenzüge nur auf Enr- fcrmlngei! b>S höchstens 40 Kilometer und nur in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober jedes JahreS gewährt. Si? kommt nur In Frage bei Lasting gewöhnlicher Fahrkarten des öttentlichen Verkehr?; dagegen wird sie nicht gewährt bei Entnahme von Zcitfahrkarte». Anträge aut die Vergünstigung sind bei den Fahrkartenausgaben einznreichcn, wo die vorgeschriebcncn An- iragvordrnckc zu kaufen sind. Katholische Cchnlorganisation Dresden-West (Löbtau — Cotta). Mantag, den 14. Mai abends 8 Uhr fand im Votkswohl- saate ani Crispiplatz di? erste Generalversammlung unserer Gruppe statt. Nach einem einleitenden Liede der Lobt an er Cä. cilia begrüßte der erst? Vorsitzende, Obcrkommissar Otte, die Anwesenden und gab die Tagesordnung bekannt. Dann erteitte er Herrn Obersekreinr Müller daS Wort zum Jahresbericht. Die Zahl der Mitglieder ist. dank der treuen Kleinarbeit der Obleute, von 132 auf 675 gestiegen. Kassierer Winkler be richtete über den Stand der Kasse. Dann folgte die Wahl de? Vorstandes, zunächst die des 1. Vorsitzenden. Herr Oberkommissar ^ Otte wurde einstimmig und mit großem Beifall wieder an dce Spitz? unserer Gruppe gebeten. Herr Pfarrer Schindler und Herr Direktor Dünebier sprachen als Vertreter der Kirche und der Schul? warme Worte der Anerkennung und des Dankes für die Begeisterung nnd Selbstlosigkeit, mit der der 1. Vor sitzende im vorigen Jahre seine Aufgabe gelöst hatte. Der übrige Vorstand wird in derselben Zusammensetzung wieder gewählt. Von d?r Gemeinde Plauen war als Vertreter der Vorsitz?»dr des dortigen Vereins, Herr Hensel, erschienen. Dieser betonte, daß sich die Plauener der Gruppe Dresden West anschließen wolle», solange sie noch keine eigene Pfarrei bilden. Darauf wurden die vom Vorsitzenden anSgearbeitcten Statuten vorge lesen. abgestimmt und einstimmig angenommen. Zum Schluß bcm?rktc der Vorsitzende noch, daß nun der Anschluß unserer Gruppe an die übrigen Gruppen der hiesigen Schulorganisation vollzogen sei und gab allen ermutigende Worte mit auf den Weg ins zweite ArbeitSjabr. Ein stimmungsvolles Abendlied der Cacilia beschloß di? Versammlung. De entstandenen Unkosten wurden durch «ine Hntsammlnng gedeckt. Eine vor kurzem van unserer Gruppe veranstaltete Sammlung zugunsten der Grauen Schwestern des Atbert-Siftes hatte die ansehnliche Summe von 800 000 Mark noch überstiegen. — Dem tatkräftigen Vorsitzenden und seinem eifrigen Stabe, den VorstandSmittsiiedern und allen Helfern, ein herzliches „Glück auf" ins neue ÄrbettSjahr! M.F. : Bühiicnvolksbiiud im Nenstädtcr Schauspielhaus. Zn der Vorlesung des Dramas „Hochverrat" von Kntbel, die der Dichter am Sonntag vormittag 10.30 Uhr st» Neustädter Schauspielhaus hatten wird, sink sämtliche Mitglieder der B. V. R. herzlich ein« geladen. Die anfgerufenen Mitgliedsnnmmern 3301—4400 können, wenn sie die Vorstellung nicht besnchen, eine Ersatzvorstellung er- erhalten. — Die ermäßigten Eintrittspreise für alle Mitglieder betragen 1200 statt 2000 Mark. Der Briefträlier kassiert in diesen Tagen bei unseren Postabonnente« den Bezugspreis für den Monat Der Bezugspreis ist trotz der höheren Löhne und der stetig steigenden Papier- und Materialpreise . der gleiche wie im laufenden Monat, er beträgt Mark 500V- Ärl«« ftr 8Mt>> MsztiiW. : Anmaßungen kommunistischer Jünglinge. Dem Tcluinoii- Sachscndicnst wird geschrieben: Von den über 10 OM evangelischen Jmigmännern Deutschlands, die in den Psingsttagen in Dresden weilten, ist nichts bekannt geworden, daß sie irgendwie den Ver kehr der Großstadt durch ihre Umzüge behindert hatten. Aber ein paar großmannssüchtige kommunistische Jünglinge brachten es in der Mittagsstunde des Sonntags fertig, in den Betrieb des feiertägigen Straßenbahnverkehrs hemmend einzngrcisen Sie kreuzten, von der Schäferstrnße kommend, die Könneritzstraße und forderten von einem Straßenbahnführcr, daß er mit seinem Wagen warten solle. Als der Straßenbahnführer diesem unberechtigten Ansinnen keine Beachtung schenkte und sich anschickte, weiterzu fahren, umringten die Burschen den Straßenbahnwagen, einige sprangen auf den Standplatz des Wagenführers und einer von ihnen schlug ihm mit dem Stocke über den Kopf, während ein anderer ihm die Kirrbel zu entreißen versuchte. Der Straßen« bahnführer soll eine erhebliche Kopfverletzung davonget-.agcn haben. Was sagt Herr Polizeipräsident Menke dazu? Leipzig ) Die Leipziger Herbstmesse 1923. Die diesjährige Hcrbst- nresse findet vom 26. August bis 1. September statt. Die Anmel dungen für die amtlichen Meßadreßbücher müssen bis zum 16. Juni erfolgen. ) Musikdirektor Matthe») tot. Der ehemalige Königliche Musikdirektor Julius Hermann Matthe» ist am 1. Pfingstfeiertcig im 70. Lebensjahre verschieden. Der Verstorbene war 27 Jahre in Leipzig erst als Musikmeister, später als Oberinusikmeister »nd Königlicher Musikdirektor beim Infanterieregiment Nr. 106 tätig, wo er sich als Dirigent und Komponist einen guten Ruf erworben hat. ) Hnndwerkerfest 1923. Zn dem am 10. Juni 1923 von den Berufsverbänden Groß - Leipzigs veranstalteten diesjährigen Handln erkerfest im Palmengarten wird unk noch mitge» teilt, daß in Anbetracht der gegenwärtigen Zeit von Straßen- kundgöbunaen abgesehen wird. Neben einem Gartenkonzert, einem Festball mit Doppelorchester, Gesangsvorträgen, Schau turnen nnd devgl. wird eine größere Tanzcmffnhrung den Mittel. Punkt der Veranstaltungen bilden. In den Abendstunden wird ein Bunt-Feuerw?rk abgebrannt. <) Ter Vcrtrhr auf der Leipziger Straßenbahn. Nach den „Statistischen Monatsheften" für die Stadt L?ipzig stellten sich ini 1. Vierteljahr 1923 die Fahrgeld-Einnahmen aus 3 26I 792 3K0 Mk. gegen 36 707'>22 Mark in d?r gleichen Zeit des Vorjahres. Tie Zahl der Fahrgäste mit einfacher Fahrt ist von 14,01 Millionen im 1. Vierteljahr 1922 auf 8,48 Mil lionen in dem gleichen Zeitraum 1923 z n r ü ck g e g a n ge n, dagegen hat sich die Zahl der Umsleige-Fahrscheine von 2608 799 auf 3131 296 erhöht. Die verkehrsreichste Strecke nar die Linie Möckern—Connewitz, aus der 1 793 818 einfache und 585 585 Um- steigc-Fahrschcinheste ansgegeben wurden. De Leipziger Außen bahn verausgabte im Januar bis März >923 insgesamt 229 041 Fahrkarten gegen 650 968 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Straßcnbahndirektion teilt weiter mit, daß die Gültigkeit der ermäßigten Fahrkart-. „ für Kinder und Kriegsbeschä digte vom 1, Pftngstfeiertag ab an allen Tagen bis 12 Nhr nachts verlängert wird. Diese Maßnahme ist im Inten sie de? AnSftngs-verkehrs sehr zn begrüßen. Gemeinde- und Vereinennrhrichten 8 Borna b. Leipzig. (Mission und Firmung.) I» den Tage» vom 6. bis 13. Mai hielt der Rektor des Nedemvtoristen- klosters zn Heiligenstadt, Pater Mn st hoff, in unserer Kirche eine hl. Mission ab. In seinen schlichten aber doch so eindring lichen Worten verstand er es gar bald, die Zuhörer so zu be geistern, daß die Zahl beständig zunahm, so daß in den letzten Tagen die Kirche noch einmal so groß hätte sein könne». Ein Glück, daß mit der Kirche das Schnlzimmer verbunden ist! Wo hätlen sonst alle »ntergebrncht werden, die zum Teil stundenweit herkamen? Ten zahlreichen Polen wurde jeden Abend eine pol nische Predigt gehalten; auch hatten sie ein Hochamt mit pol nischem Gesang und zweimal eine polnische Singmesse. — Hin ein geflochten in die Missionswoche war die Erstkommunion unserer Kinder. 28 Kinder waren es, die am Feste Christi Himmelfahrt das erste Mal zum Tische des Herrn gingen. Welch ergreifenden Eindruck machte es, als bei der Erneuerung des Taufgclübdes die Kinder im Altarramn im Halbkreis um ihren Pfarrer standen, um, die brennende Kerze gleichsam zum Schwur in der rechten Hand haltend, das Gelöbnis der Treue Gott und der Kirche gegenüber abznlege». — Ten Höhepunkt aller Feier lichkeiten dieser Woche bildete aber der Besuch umeres geliebten Oberhirten, beS Bischofs Christian, der nach 4M Jahren als erster wieder in Borna das Sakrament der Fir m ung spen den sollte. Am 12. Mai, abends 7 Uhr, kain der hochw. Herr von Leipzig hier in Borna an, vom Pfarrer Hübner am Bahn hof willkommen geheißen. Im Auto, von Herrn Kommerzienrat Ernest Schmitt-Frohburg für die Bischosstage dankbarst zur Verfügung gestellt, begab er sich sofort zur Kirche. Am Eingang zur Kapelle bildete die Schuljugend Spalier. Hunderte von Kinderhändchcn streckten sich ihm entgegen; jeder wollte ihn zuerst begrüße,:. In der Kirche selbst erwartete den Bischof eine zahlreiche Menge in stiller Andacht. Nach den vorgeschricbenen liturgischen Gebeten begrüßte ihn der Pfarrer im Namen der Gemeinde, woraus der Bischof seinerseits ein paar Worte der Be grüßung an die Gläubigen richtete. Darauf wurde er in Pro zession in die Pfarrei geleitet, wo er alsbald den Kirchenvorstand und die VercinSvorstände empfing. Nacbdcm der hochw. Herr schon (n dem für die Polen Sonntag früh um halb 8 Uhr angcsetztc» Gottesdienst eine Ansprache gebasten hatte, hielt ex um halb 10 Uhr ein feierliches Pontifikalamt, bei dein ihm Prälat S t r a n z - Leipzig und Psarrer Hübner assistier ten. Die Zahl der Priester und der Altarramn waren viel zu klein, um die Schönheit der sinnreiche» Zeremonien eines solchen Amtes zur vollen Entfaltung zn bringen. Nnd die Kirche hätte noch einmal so groß sein können, um alle aufznnehmen, die im Umkreis von 2 bis 3 Stunden in aller Frühe hcrbcigeeilt waren. Nach dem Pontifikalamte spendete der Bischof das Sakrament der Firmung an 198 Firmlinge, denen er in einer zn Herzen gehende» Predigt die Bedeutung des TngeS anse-.nandergesetzt hatte. Mit Te Dem» schloß die Feier gegen 12 Uhr. — Nach mittags war feierlicher Schluß der Mission und daraus im Eiast hof zu Einandorf eine weltliche B cgr ü st u n ' sseic r. War eS doch das erste Mal, daß uns unser Bischof in Borna besuchte! Nach einigen Vorträgen der Geschwister Wilezck und von Schul kindern ans verschiedene» Ortschaften und einer Begrüßung-) >n- sprache des Pfarrers ergriff der Bischof noch einmal da§ Wort, um in liebevollen Mahnungen die Gemeinde zur Treue zu er muntern. Die Stunden waren nur zu schnell verflossen, als es hieß, Abschied nehmen. Montag vormittag war ein Reg ui cm für die Verstorbenen der Pfarrgemeinde, nach dem der Pater noch eine Armenseeleupredigt hielt. Nachmittags hatten die Kinder noch einmal die Freude, um ihren Bischof zn sein, der uni halb 4 Nhr eine kurze Religionsprüsnng vornahm... lind wiederum winkten Hunderte von Kinderbändchen ihm zu, als er von tbuen Abschied nahm. Mögen die Tage der Gnade allen unöerge lich bleiben und einen bleibenden Eindruck ans die ganze Gemeinde hinterlassen, damit das GlaubenSleben und die Treue zur Kirche immer mehr erstarke. K DreSdcn-Johannstadt. (Krenzlnindnis.) Heute Donners tag, den 24. Mai, abends 8 ttbr, Vortrag, Kommt recht zahlreich. Die Katholiken in den Vereinigten S aaten Nach dem soeben erschienenen „Catholie Drectorp" beträgt die Zahl der Katholiken in den Vereinigten Staaten 18 260 793; das bedeutet für das Verflossene Jahr eine Znnahm? von 155 989. 234 neue Gemeinden und 213 MissionSstationcn wurden errichtet. Die Zahl der Priester hat um 496 zngenommen nnd beträgt jetzt 22 545; in den Seminaren sind 8778 Theologi?stndenten. De Zahl der höheren Lehranstalten und der katholischen Schulen bat sich um 167 vermehrt; die katholischen Schulen und Institute werden von 1 922 420 Schülern besucht, K. K. Paulinzelle Von Robert Hill,»«»». Hingebettet zwischen waldigen Höhen liegt dreiviertel Stil»« ten Bahnweg hinter Arnstadt an der Linie Saalfeld das schwarz- Lurgische Dörfchen Paulinzelle (Bahnstation), weit berühmt durch bi? herrlichen Ruinen eines ehemaligen Benedikt, »er- rlosters. Für späte Zeit ein Bild aus frühen Tagen Ragt Paulinzelles hoher Dom empor; «Nnd ohne Altar, ohne Priesterchor Fühlt man das Herz in hcilgem Fühlen schlagen . So rein ragen die weißen Sandsteinmassen aus den Magen krüner Wiesen und Wipfel hervor, als hätten eben die Werkleute Meißel und Schlägel zur S?ite gelegt. Und doch sind fait 800 Jahre über diesen Tempel hingerauscht, reich an Schicksalen, lichten nnd trüben. Von der Westseite aus nahen wir unS, vorbei an dem weln- Pbersponnencn Barockschlößchen und der Oberförsterei, einem Massigen Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, den altehrwür- tigene Resten. Der südlich? Portalturm ragt noch über vier Stockwercke empor, während sein nördlicher Genosse verschwunden stst. Wi? herrlich mögen sie einst im traulichen Waldtale sich «um Himmel gereckt kabenl Wir treten nun zuerst in den Raum Aer Vorkirche ein Zw?i wuchtige Pfeiler mit schön erhaltenen ^crpitälen und die Außenmauer des südlichen Seitenschiffe? mit jSpuren verschiedener baulicher Veränderungen sind erhalten. «Gras bewachst den Boden, wo einst die Gläubiger am Weih- jwasserbecken, daS seht am Boden li?gt, sich segneten, bevor sie in das eigentliche Gotteshaus eintraten, dessen prächtiges sänken» jgc schmückte? Portal mit der darüber liegenden Fensterreihe, den großen Bogenfenstern und dem durchbrochenen Giebel erhalten ist. Im Tympanon, dem Raum üb?r dem Portal, erblicken wir Hie deutlichen Neste eines Madonnenbildes mit zwei Heiligen. AnS dem Teile der Ruine, den wir nun betreten, können wir unS ein deniliches Bild von der Ausdehnung und dem ein stigen Aussehen der Kirche machen. ES war ein dreischisfiges Kreuzban mit hock, überragendem Mittelbau. Erhalten davon find noch die nördliche Außenwand und die 12 Säulen und 2 Pfeiler, die die mit Zahnschnittfriesen gezierten, 20 Meter Hobe» von je 8 Fenstern durchbrochenen Mauern des Mittelschiffs tra gen. 8 dieser schlanken Säulen mit ihren zart hingehanchten Kapitelfkulptnren bestehen anS einem Stück. Von dem Ouerbau stehen noch die Außenwände, zwei ge-, wattige Pfeiler, die einen mächtigen Halbbog?n in lichter Höhe traaen nnd im nördlichen Teile eine halbrunde ApsiS. Vor diesem Ouerbau war daS Chor vorgelegt, daS vermutlich in drei runden Apsiden abschloß. AnS der Höhe der Mauern und den „och vorhandenen Tragstcinen zu schließen war der Ban mit einer flachen Holzdecke versehen. B?achtenSwert sind noch einige Grabplatten an der Nordwand, stark verwittert läßt eine einen Mann und eine Frau erkennen mit der Jahreszahl 1380 und und eine andere 1718. ES handelt sich bei den anderen Matten, nach den Skulpturen zu urteilen, jedenfalls um Grabsteine von Aebten. Die Klost?rgebäude, die im Süden der Kirche vorge lagert waren, find verschwunden. Di?se trockene Beschreibung gibt nichts wieder von der wunderbaren Stimmung, die den Besucher der Ruinen in ihren Bann zwingt. ES ist schwer, den Zauber zu schildern, der um diese Reste strenggläubiger Vorzeiat zittert, wenn Sonnenstrah len und Himmelblau durch die Fensterhöhlen und zwischen den Pfeilern hereinfluten und Weiche Schatten ans den samtenen Rasenbodcn malen. Man hat hier nicht daS Gefühl dcS Ver falls, da? einen sonst beim Besuche von Ruinen wehmütig um- rängt. Man siebt nicht Versinkendes, sondern wähnt großartig Erstehendes vor sich zu haben. „So strahlet reinec Glaub tn Sonnenklarhctt; Die Wahrheit nur ist ewig und besteht." Sag?»umwogt ist der Ursprung des Klosters Paiilin- zelle. Als Stffterin wird Pauline. die Tochter de? kaiserlichen Truchseß Maricho. eine Verwandte der Schwarzburger Grasen genannt, die nach einem an Unglück reiche» Leben sich Gott weihte und hier ei» Kloster gründete. Al? Zeitpunkt nimmt man 1105 an. Im Lause der Jahre vergrößerte sich der Besitz de? Klosters, das- in ein Mönchs- und ein Nonnenkloster zerfiel md mit Hirsau in g-istigcr Verbindung stand. Später wurde da? Nonnenkloster verlegt. 1132 wurde die jetzt in Trümmer lie gende Kirche eingeweiht vom Erzbttchof Aibert I. von Mainz. Schnell stieg nun des Klosters Ansehen und Besitz. In der erste» Hälfte de? 13. Jahrhunderts- erhielten die Acbte von Pau li»,zelle das- Recht. Insul und Mtra zu tragen. Zur Blnteze-t gehörten zum Kloster 19 Dörfer, Besitzungen in 62 anders» Dörfern und Zinsen aus über 100 Ortschaften. Aber ans dieser Hohe konnte eS sich nicht dauernd erhalten. Der Bauernkrieg 1526, der in Thüringen so manchcS Denkmal aus alter Zeit zer störte, schonte wohl Kirche und Klostergebände. 1534 aber zoa Graf Heinrich XXIV. von Schwarzvnrg die Klostergnter eu, und ließ sie von Amtsleitten verwalten. Mehrfach wechselte!', in der Folgezeit die Besitzer; doch die Verwaltung trug für Er haltung der Kirche Sorge bis in? 17. Jahrhundert. Katholische,- scit? machte man einen vergeblichen Versuch, wieder in den Be sitz diese? Kloster? zn kommen. Eine Fenerkbruiist infolge Blitz schaden? war der Beginn der Zerstörung. Unmassen vo» Weik- steincn wurden nun zu Bauzwecken nach dem Dorfe Paul,,,zelle und nach Rudolstadt abgefahren. Schließlich tat man weiteren Verwüstungen Einhalt, und 1877 wurde durch eine gründlich.- Restauration weiterem Verfalle vorgcbengt. Heute hg! man d-n angenehmen Eindruck, daß Sorge getragen wird, den ehrwür digen Charakter der Klosterrnine zu wahren. So möge Panlin zelle auch ferneren Zetten erstrahlen als eine der herrlichsten Perlen in der Krone Thüringens, und stille Weihestnnden den, schönheitSdurstigen Wanderer bereiten. Für uns aber bleittt sie ein Denkmal alten ernste,^ opferwilligen VäterglanbcnS, der in seinem Ewigkeitswalten hintvegschaut "über das Vergängliche und Irdische.