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Beilage zu Nr. M der „Sächsischen Nolkszeitung" Zur Statistik der kath. Arbeiter- und GefeUenvereine Deutschlands. Wie aus den statistischen Angaben der jüngst erschiene nen neuen Auslage (vierte, verbesserte und ergänzte Ans-- gäbe) von Hitzes „Arbeiterfrage" <M. Gladbach 1904. Ver lag der Zentralstelle des Volksvereins) zu ersehen, betrug die Zahl der katholischen Arbeitervereine Eiche 1903 zirka 1385 mit 210 500 Mitgliedern. Tie Vereine der Diözesen Köln, Münster, Paderborn, Hildesheini und Fulda sind per einigt in dein Verbände katholischer Arbeitervereine West dentfcblands, dessen Verbandsorgan die „Westd. Arbeiter - zeitung" (Auslage 22 000) ist. Tic Erzdiözese Köln zählte 130 Vereine mit 30 000 Mitgliedern, die Diözese Münster 79 Vereine mit 15 000 Mitgliedern, Paderborn 104 bezw. 20 000, Hildesheim 15 bezw. 2000, Fulda 25 bezw 3000. Fm Verbände der katholischen Arbeitervereine «Sitz Berlin) waren 310 Vereine mit 44 000 Mitgliedern vereinigt. Tas Organ des Verbandes ist „Ter Arbeiter", Berlin «Auflage 44 000). Ter Verband süddeutscher katholischer Arbeiter vereine «VerbandSorgan „Oer Arbeiter", München, Auslage 32 000) hatte 540 Vereine mit 71 000 Mitgliedern. Znm Teil noch nicht einem Verbände angeschlosien sind die kntlio- lischen Arbeitervereine der Diözese Osnabrück lll Vereine mit 1200 Mitgliedern, deren niedrere dem westdeutschen Verbände angeschlossen>, der Diözese Trier (115 Vereine mit 18 000 Mitgliedern, wovon 41 Vereine mit 8300 Mitgliedern dem Verbände der tatboliichen Arbeiterverein", Sitz Berlin, angeschlossen sind», der Diözese Limburg (2!) Vereine mit 2500 Mitgliedern, deren Mebrzabl dem west deutschen Verbände angeschlossen sind), und die der Diözese Straßbnrg <27 Vereine mit 0000 Mitgliedern). Vereinshänser besitzt der süddent-che Verband 12, «Augsburg, Freising, Kempten, Kronach, Lanbbeiin, Mün eben An Giesing, München 'Neuhansen, München West, Pir masens. Negensbnrg, Spiegelan, Würzburg), der tuest deutsche 8 «Türen, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Epen Al tendors, Köln, Krefeld, Münster). Arbeitersekretariate mit dem Zwecke, das katholische Vereinswesen zu sördern, insbesondere die Arbeiter zu schulen und zu organisiere», bestanden in Ascbassenbnrg, Tortmnnd, Düsseldorf, Essen. M.-Gladbach, Hagen i. Wests.. Karlsrnlte, Koblenz, Köln, Kreseld, Lippsladt. Neisse, PZin- chen, Stuttgart »itd Wnrzbnrg. Außerdem bestanden Volksbnreans, ivelche jedermann ohne Unterschied der Partei und Konfession zugänglich sind, in Aachen, Augsburg, Barmen, Benthen, Bochold, Bochum, Bonn, Tortmnnd, Tnderstadt, Dnisbnrg, Düsseldorf, El berfeld, Erfurt, Essen, Freibnrg i. Br.. Gelsentirchen, Gladbach, (zugleich Viersen, Dulten, Loberich), Hamburg, Hannover, Hildesheim, St. Johann Saarbrücken, Karls ruhe, Krefeld, Kreuznach, Mannheim, Metz, München Mün ster, Neisse, Osnabrück, Paderborn, Seeligenstadt i. H., Straßbnrg, Wiirzbnrg. An der Gründung der Volksbnreans sind die tathoii scheu Arbeitervereine gewöhnlich beteiligt. Ihren Mit gliedern gewähren die Volksbnreans meist freie Auskunft. An Unterrichtsknrscn bestehen im süddeutschen Verband gegen 45, im westdeutschen gegen 150. Tas Bibliothek wesen wird in allen Vereinen mit ansehnlicher Mitglieder zahl gepflegt. Tie Zahl der Gesellenvereine in Deutschland betrug 770 mit etwa 178 000 Mitgliedern (Gesellen und Meister». Hospitien haben 331 Gesellenvereine, Bibliotheken 720, Sparkassen 515 Vereine. Unterricht in den Elementar fächern, sowie in Buchführung, .Kalkulation, Wechsellehre usw. geben 400 Vereine, fachtechnischen Unterricht in Fort bildungstursen (Fachabteilungen) 135 Vereitle. Aus Stadt und Land. * S ch ü l e r f a h r t na ch H a m bürg und Kiel. Ter unter dem Ehrenvorsitze Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen stehende Sächsische Landesverband des Deutschen Flotten-Vereins veranstaltet auch i» diesem Satire (vom 24. bis 28. Mai d. I.) eine Schülerfahrt nach Ham- bnrg und Kiel. Die Anmeldungen zu dieser Fahrt sind, wie wir hören, von den hierbei in Frage gezogenen höheren Lehranstalten Sachsens wiederum so zahlreich eingegangen. daß die Teilnehmerzahl erhöht werden mußte. Tas Pro gramm bietet eine Fülle von Sebenswiirdigteiten, die den meisten Teilnehmern von besonderem Interesse sein werden. Die Neisedispositioncn sind so getroffen, daß die Teilnehmer soweit es die kurze Zeit gestattet, unter sachkundiger Füh rung alles zu sehen bekommen, was geeignet ist, in ihnen eine lebendige Anschauung von den Eigentümlichkeiten un serer Kriegs- und Handelsflotte zu erwecken. Potschoppcl. König Albert Denkmal. Das ans dem Windberge errichtete König Albert Denkmal ist soweit ferti,, gestellt, daß die Weibe desselben am 18. Juni Nachmittags erfolgen kann. Nadcbcrg. In Lomnitz bei Nadeberg in Mittwoch nacht durch Brandstiftung ein größeres Feuer ansgetommen, das sich durch den herrschenden Sturm über drei Anwesen ver breitete und die Gebäude in Asche legte. In de» Flammen ist ein 84jäbriger Greis und ein 5jäbriges Kind, sowie viel Vieh nmgetommen. Wehlen. Landtags Ansslug. Am 17, Mai beinchten die Mitglieder des Landtages mit ihren Frauen die Bastei. Dieselben kamen per Bahn bis Pötzscha, nni dann durch den Grund zu fahren oder zu wandern. Die Gardereiterkapebe batte die Musil dazu gestellt. Ans der Basici ist übrigen-, an der Stelle, wo der Musikpavillon stand, eine große Block- Halle errichtet worden, in welcher mehrere Hundert Menschen bei plötzlichem Wetternmschlag Schutz finden können. Wcrmsdvrf. Die Geschirnährers Ehefrau Geßner, hier, bat ihre beiden Töchter im Alter von 8 und 12, Jahren erdrosselt. Tie Frau ist zur Beobachtung ihres Geistes.-» standes in die Landes Heilanstalt Hnbertnsburg eingelieiert worden. Ehrmniti. Das Kriegsgericht der 4. Tivision Nr. 40 verurteilte wegen Erregung öffentlichen Aergernisscs durch unzüchtige Handlungen den Hauptmanu im 10. Infanterce Regiment Nr. 134 in Plauen i. V., Frbrn. v. Haikett, zu drei Monaten Gesängnis. Während der Tauer der Ver handlung war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Frnnkrnbrrg. Ter 8jährige Sohn des Maurers Kempe stürzte, während er in der Waschküche des von den Eltern b> wolmten Hauses auf dem zugedeckren Waschkessel saß und sich mit der Herstellung von Seifenblasen vergnügte, infolge Verscknebens des Deckels in das kochende Wasser und ver brühte sich dermaßen, daß er im Krankenhanse nach entsetz lichen Leide» starb. Frnukcilbcrg. Am Dienstag nachmittag zersprang in der Zipperschen Bleichereianstalt im Hammertale plötzlich die große Schlendermaschine, wobei der sie bedienende Ar beiter, der 59jäbrige Johann Spröd ans Niederlichtenan, von den nmherfliegenden Maschinenteilen getötet wurde. Spröd war Kriegsinvalid und hinterläßt eine seit einiger Zeit tränte Frau und zehn erwachsene .Kinder. Zwickau. In einem Ham'e des Ortsteiles Marienthal ist am Mittwoch früh die 70 Iabre alte Milchhändlerin Io Hanne Wntzler tot ansgeninden worden. Sie bewohnte das Hans allein. Verschiedene Vorgefundene Verletzungen am Kopse lassen die Vermutung eines Verbrechens anstommen. Martiiriitirchkli. Von einem bedauerlichen Geschick ist der Wirt der Balmhoss Nenanration Herr Albert Hartmann betroffen worden. Infolge einer Krankheit ist er plötzlich irrsinnig geworden. Plauen. Die Stadtbibliothek verursacht unserem Ge meinwesen im Jahre 1901 einen Kostenanswand von 300«» Mart, die in den Hansbaltplan eingestellt worden sind. «Im Vorjahre waren cs M20 Mt.) Zittau. Der. wie bereits gestern berichtet, am Montag durch Herabslnrzen von einer Leiter schwer verunglückte Po stillon Hermann Kern ist am Mittwoch seinen Verletzungen erlegen. Srishciincrsdvrs. Der hiesige Genieinderat beschloß in seiner letzten Sitzung den Bau einer Wasserleitung znm Krantenbans »och in diesem Jahre zur Aussührnng zu bringen. Neugcrsdorf. Das Projekt der Erbauung eines neuen großen Postgebändes lnerielbst ist in ein weiteres Stadium ringetrelen, indem eine Entscheidung dahin erfolgte, daß die sich darum bewerbende Banurma I. W. Notb bierselbs« die Unternehmerin des Baues wird und die Neicbspost das Ge bäude von dieser abmietet. Frankfurt a. M. Der Möbelträger Groß und der Knt scher Staisorsl wurden nach dreitägiger Verhandlung vom Schwurgericht für schuldig befunden, an dem hiesigen Kla Vierhändler Lichtenstein am 20. Februar d. Is. einen Raub mord verübt zu haben, und znm Tode verurteilt. Hannover. In dem Strafprozeß gegen die Vermal- tnngsmitglieder der in Kontnrs geratenen Hannoverschen Landesbant, welcher vor dem hiesigen Landgericht verhan- — 15«! — dein Gedanken, schuldlos, unverdient zu leiden, aber der glühende Schmerz in der Brust wurde dadurch nicht gelindert. Wie ein Schatten glitt Ilse vorwärts, sie seufzte tief und rang mit ihrer Onal. Als sie die Stube betrat, saßen Map und Theodor vor dem Schach brett. Die junge Amerikanerin spielte zerstreut und unaufmerksam. Allerlei fuhr ihr durch das mutwillige Köpfchen und dann sah sie wieder verstohlen in Theodors geistvolles, vornehm geschnittenes Gesicht, das sie weit mehr interessierte, als die Figuren dort vor ihr. Aber auch Theodor war nicht ganz bei der Sache und als er ihr ungewollt einen bedeutenden Vorteil bot, und sie ihn doch ungenutzt ließ, konnte er ein belustigtes Lachen nicht unterdrücken, „wir sind ein Paar Meisterspieler, gnädiges Fräulein, und sollten uns an einem Schachturnier beteiligen." Ans diesen Anlaß schien May gewartet zu haben, sie warf alle Figuren bunt durcheinander und amüsierte sich dann köstlich über des Doktors Gesicht. „Sind Sic mir jetzt böse, mein hochgelehrter Herr und Dichter?" Er beugte sich rasch über ihre Hand, die er an die Lippen führte. „Ihnen sollte ich böse sein. May. Ihnen—" Unbewußt sprach er ihren Vornamen ans, ihr Lieblingsdichter, für den sie bereits seit Jahr und Tag schwärmte. Was schon seit gestern in ihr rang und kämpfte, das gewann immer festere Gestalt. Jetzt erschrak die kleine May noch; sich das Wunder, die Wandlung ihrer innersten Empfin dlingen klar einzngestehen, wagte sie nicht. Aber sie war eine sehr mutige, junge Dame und gewohnt, dem Leben die bessere Seite nbzngewinnen. Schon jetzt begann sie wider Willen auf Mittel zu sinnen, wie sie sich am besten ans dem Konflikt, in den sie Plötzlich hineingeraten, befreien könne. Sie verabschiedete sich von Ilse und Theodor und schlüpfte in das für sic bestimmte Zimmer hinauf. Ihr erschien diese schlichte Wohlhabenheit recht Primitiv, aber traulich fand sie es doch, und ihr im Grunde bescheidener Sinn erfreute sich an der kleinsten, ihr erwiesenen Aufmerksamkeit. Ilse ging in das Krankenzimmer, wo Tante Betsey anfopfernngsvoll waltete. Ottilie lag im Halbschlnmmer, ihre Lippen bewegten sich, ohne Worte formen zu können. Eine starke Erschöpfung lähmte jedes Glied, jede Muskel. Die Hände lagen wachsbleich, wie die einer bereits Gestorbenen ans der Bettdecke. Ilse hauchte im Uebermaß des Schmerzes einen Kuß ans die kalte Stirn, aber ein schmerzhaftes Zucken der Augenlider verriet, daß die leiseste Berührung der Kranken Pein bereitete. „Ob ich Papa benachrichtige?" fragte sie bedrückt. „Eine Gefahr ist ausgeschlossen, wie der Arzt fcstgesrellt hat," sagte die alte Dame ernst, „es ist vielleicht nicht notwendig, daß wir ihn erschrecken." „Gehen Sie nun zur Nnhe, gnädige Frau," bat Ilse, „ihre Güte kann ich Ihnen nie genug danken, cs ist, als hätte der Himmel selbst Tie mir gesandt." „Aber liebes Kind, unter guten Menschen, zu denen wir nnS doch rechnen, bedarf es so vieler Worte nicht. Heute fallen mir die Augen wirklich zu, aber wecken Sie mich doch nach Mitternacht —" — 153 — „Unternimm nichts gegen Waltenberg," flüsterte sic, dann riß sie sich von ihm los. Er sah ihr traurig nach, ihr still getragenes Leid, die blassen, ver härmten Augen taten ihm weh. „Mir scheint, ich bin gerade zur rechten Zeit gekommen. Der elende Bursche, er soll seiner Strafe nicht entgehen!" „Gegen Abend schickte Marwitz. Ilse möchte doch hinübcrkommen. Lette selbst erschien, um sie zu holen. Sie wurde auch den amerikanischen Damen vorgestellt, die cs sich bereits begnem geinacht hatten. Herr Trolloyn wartet draußen vor der Tür auf uns. er wollte nicht mehr stören." „Trolloyn?" riefen die beiden Ausländerinnen wie ans einem Munde. „Jones Trolloyn?" Man war schon hinaus. „Er wird schon wissen, wo mein Nene s sich anshält," ergänzte die Tante, „Jones und unser Heinz sind die intimsten Freunde, ihre Geheimnisse erfährt kein dritter Sterblicher. Wir wnßten übrigens, das; Ionesjzsich hier anshält, ich hätte morgen nach seiner Wohnung gefragt." Jones war nicht wenig erstaunt, als May ihn im DämmernIi,in eng lischer Sprache anredete. „Fräulein May, ich bitte Sie, das war ein echter Backfischstreich, hier nach dem unmöglichen Erlau zu kommen!" 'Nur widerstrebend betrat er die Lnkadosche Villa. „Aber liebste Tante Betsen, wie konnten Sie nur, das ist entschieden Fräulein Maas Werk!" ,/Nicht so laut, inein bester Jones, wir haben eine Kranke im Hanse, gestatten Sie zuerst, daß ick, Sie mit Hcrrn Doktor von Lnkado bekannt mache, so, und nun sagen Sie mir. wo ist Heinz, gerade uns vor der Nase zu entwischen, und niemanden milznteilen, wohin die Weiterreise beschlossen !' -- M'j o erscheint mir nichts^mehr war. das ist doch ein starkes Stückchen!" „Nun ich Sie und Man hier in Erlau sehe, wunderbar!" „Aber zu welchem Zweck in aller Welt habt Ihr dünn Eidenwmkcl eigentlich anfgesncht, was soll man nur davon denken?" „Das Beste, gnädige Frau, es bleibt einen, weiter nichts übrig. Ich sür meinen Teil wünschte, Heinzens 'Bitten nie nachgegeben zu haben." Ilse »vor schon hinansgegangea. jetzt e,hob sich auch Theodor. Aber Jones reichte ihm mit einer gewissen Tienhcrzigkeit beide Hände. H , , „Mißverstehen Sie mich um des Himmelcwillen nicht so grenzenlos. Herr Doktor, ich ineine es nicht halb io schlimm, als ich es sage, was nützt mir schließlich alles Schelten, mir bat es d-e deutsche Lust auch angetan, sonst wäre ich längst wieder über alle 'Berge!" Alle lachten und Tante 'Betsey sah freundlich auf die erglühende Lotte. „Wie steht es denn mit den Zweifeln, bester Jones Er fuhr sich mit der Hand durch das knrzgeschnittcne Haar. "'„Das isls eben, mir kommen keine mehr, so sehr ich auch grübele. Jetzt weis; ich nur noch nicht, wann ich klüger war. früher oder jetzt." „Das wird sich bald finden." tröstete May neckend, „und Sie. liebes Fräulein, werden ein Werk der 'Barmherzigkeit Inn, wenn sie unserem Freunde den rechten Weg weisen, allein, fürchte ich. findet er ihn nie!"