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delt wird, wurde auf Antrag des Staatsanwalts wegen dringenden Verdachts der Bilanzfälschung und Bilanzver schleierung gegen den Hauptangeklagten Arthur Schumann, den ehemaligen Tirektor der Bank, ein Haftbefehl erlassen. Weimar. Infolge Ablebens der verwitweten Erb- großherzogin Panline haben die meisten öffentlichen Ge bäude Halbmast geflaggt. Das Großherzogliche Hoslheater bleibt bis auf weiteres geschlossen. Der Grvßherzog und die Großherzogin. die sich zurZeit in Heinrichau in Schlesien aufhalteu. sind bereits in Weimar angekommen. Die Bei setzung findet voraussichtlich Sonnabend vormittag in der Fürsteiigruft statt. Eßlingkii. Am IX. Mai wurde hier das von dem Stuttgarter Bildhauer Kieiulen geschaffene Lenandenkmal, das erste ans deutschem Boden, enthüllt. Vereinsnachrichten. H Dresden. Ter katholisch Polnische Arbeiter Verein unter dem Schube des hl. Adelbert, feiert am 2!t. Mai sein 7. Stiftungsfest im Herzogin Garten, Oslra Allee. verbun den mit einem Vortrag und Theateransführung. Für lln: terhaltung und ein Tänzchen ist bestens gesorgt. Verein.- lokal und Sitzring jeden Sonntag nachmittag 2 Uhr im Ne stanrant zum Burgkeller, Indenhof I. Alte Landsleute sind herzlich willkommen! 8 Schirgiswaldk. In reichem Fesischinncke prangten am vergangenen Sonntag, den IT Mai. die Straße» unsres lieben Städtchens. Ten Anlaß hierzu bot dnS an diesem Tage stattsindende Falinenweilnest des hiesigen tat!,. Ge sellenvereins. Rege herzliche Teilnahme von Nah und Fern und herrliches Wetter, die im Herzen gehegten und oft aus gesprochenen Wünsche vorhergegangener Tage, in über raschender Weise erfüllten sie sich und heute noch hören wir in aller Munde des Festes fröhliches Gelinge» preisen. Schon der Vorabend weckte Festesstiniinung in vieler Her ze»: die Riislnng und Schmückung der Häuser zum kommen- den Feste war eben vollbracht, da erstrahlten plötzlich die Fenster unseres Vereinslokals, des Restaurants znm Türm chen, in hellstem, vollstem Lichterglanze. Kanin war der Fest tagsmorgen angebrochen, gewahrte man schon Gäste von Nah und Fern und im Lause des Vormittags mehrte sich ihre Zahl. festliche Begrüßung und Einholung auswärii- ger Vereine fand statt l I Uhr am Bahnhof. Unter den Klängen der Festninsik wurden die zahlreich eingetrofsenen Gäste empsangen und znm Vereinslokal geleitet, wo ein knr zeü Frnhschoppent'onzert die Begriißnngsnntei Haltung würzte. Uni 3 Uhr sollte der feierliche Akt der Fahnenweihe in der hiesigeil kath. Kirche vollzogen werden. Es war ein imposanter Ing, der sich zu diesem Zwecke gegen X Uhr vom Vereinslokal ans »ach dem Gotteshanse in Bewegung setzte. Voran eine Zahl von Festreitern. die Fabrikseuerwehr von Schirgiswalde, Festjnngsranen in großer Zahl und die Fah- iienpatin zu Wagen: zwölf der Festjnngsranen trugen die zu weihende Jahne. Dieser Spitze des Inges reihten sich an die Behörden, Ehrengäste und Vereine, hiesige und answär tige. viele unter der eigenen Jahne geschart. Nach der An zahl der vorangetragene» Ieslstandarten zu schließen, waren sicher 35 Vereine a» dem Inge zur Kirche und später an dem Festzug durch die Stadt beteiligt. Ten Schluß des Zuges bildete der festgebende Verein selbst, der kath. Ge sellenverein von Schirgiswalde, und die Freiwillige Feuer wehr. Der Weiheakt wurde vollzogen von dem Seminar direktor Sr. Hochwürden Kanonikus Löbmann aus Bautzen, dem nunmehr ältesten Präses des kath. Gesellenvereins von Schirgiswalde. Der Kirchenchor trug einen Festeshymnus vor, woraus der feierliche Akt eröffnet wurde nnt einer herz lichen Ansprache an die kath. Gesellen, in welcher ihnen die neue Fahne als Wahrzeichen des Glaubens, der Brüderlich keit und des Sieges anschaulich dargestellt wurde. Die Weihefeier in der Kirche schloß abermals ein Festgesang. > Wer die neue Fahne sah, nannte sie ein Kunstwerk ihrer Art. Sie ist hervorgegangen aus der Osiander'schen Kunst stickerei-Anstalt zu Ravensburg. Auf der einen Seile zeigt sie aus cremegelbem Grunde das Bild des hl. Josef, des Pa trons der Handwerker, auf der andern aus grünem Grunde das Bild des Handwerksgesellen mit allen Emblemen des Handwerks, gekrönt mit dem Wappen unserer Stadt. Im Garten des Gaslbofs zum Erbgericht schloß sich der kirchlichen Feier die Ueberreichnng der der Fahne sehr reichlich ;n- gedachte» Festgeschenke an. Ten Fahnenschmuck bilden ei nige Falmeuschleifen und 34 Fahnennägel. Von 3 Uhr an bewegte sich ein stattlicher Festzug durch die Straße» der Stadt. Zur Ehre derselben muß es hervorgehoben werden, sehr Vieles und Schönes hat die Bürgerschaft im Schinucke der Häuser durch Fahne», Guirlanden, Kränze und Birkeu- bäume. im Schmucke der Straßen durch Erbauung von Ehrenpforten geleistet. Turnverein, Freiwillige Feuerwehr und einzelne Privatleute hatten darin gewetteisert. Abends 7 Uhr begann die Festversammlnng im Gasthofes znm Erb gericht. Obwohl einige auswärtige Vereine uns im Lause des Nachmittags verlassen hatten, fanden wir doch daselbst einen dichtgesüllten Saal. Ein von Frl. Elisabeth Kurze. Tochter des ersten Stadtrates hier, gut vorgetragencr Fest prolog leitete den Festabend ein. Der derzeitige Präses des kath. Geselleiivereins Herr Kaplan Rücker ergriff darauf das Wort zu einer Festansprache. In seinen Auvsüh'iingen nannte er das Fest, das an diesem Tage gefeiert wurde, ei» Vereinsfest, ein Genieindefest und ein Freundschastsfest. Hierauf folgten noch zahlreiche Toaste auf geistliche und weltliche Obrigkeit und verschiedene Festteilnebmer. Mit dieser Festversammlung war aber unsere Festesfreude noch nicht beendet. Ter Montag-Nachmittag fand Behörden, Ehrengäste Festjnngfranen und den festgebenden Verein znm gemütlichen Beisammensein im Restaurant Müller. Fuchsberg. Bei eintretender Dunkelheit erfolgte von hier gemeinsamer Zug nach dem Festlokal zum Ball. Feuerwerk und Illumination erfreuten unsere Angen. Mit dem Fest- Halt, der die Festteilnehmer noch lange ergötzte, fand unser Fahnenweihsest seinen Abschluß. Die freudige Erinnerung an dasselbe aber wird noch lange in unserer Gemeinde fort leben. Vermischtes. V Pins X. ü ber das B arttra g e n der Pric - st e r. Vor wenigen Tage» empfing der hl. Vater die von ihrer Pilgerfahrt ins heilige Land znrückgekehrten italieni schen Pilger. Nach altem Brauche hatten die unter densel ben sich befindlichen Priester den Bart stehen lassen. Beim Eintritt in den Empfangssaal blieb Pius X. einen Augen blick stehen und schaute sich die Pilger an. Tann sagte er scherzend: „Oll, <tw darbe (O. welche Bärte!) Ich kenne einen Pfarrer, für welchen das Rasieren eine wahre Qual war. Oesters sagte er: Wenn ich Papst wäre, so würde ich den Priestern erlauben, sich den Bart wachsen zu lassen. Und wenn ihr wissen wollt, wer dieser Pfarrer war, so will ich es euch sagen: Ich war es selbst!" Nachdem sich die Heiter keit. welche selbstverständlich diesen Worten folgte, ge'egt hatte, fuhr Pius X. fort: „Gern bin ich bereit, das Bart- trageu denjenigen zu erlauben, welche einen Grund dafür anzugeben wissen. Man soll nur darum einkommeu. Denn ich habe es ja als Pfarrer schon versprochen!" Später iah PiuS X. unter den Pilgern einen ihm persönlich wohlbe kannten Pfarrer aus seiner eigenen Heimatsdiözese Treviso. „Nun", fragte ihn der Papst, „wirst du mit deinem Hiarte in deine Pfarre zurückkehren?" — „Nein, heiliger Vater,' antwortete dieser, „ich werde, bevor ich zurückreise, mir den Bart abrasieren lassen." — „Ganz recht," erwiderte Pius X., „Deine Pfarrkinder würden dich nur auslache.,, denn mit diesem Barte siehst du gräßlich aus!" v Wie weit der Haß gegen alles Katho lisch e g eht, zeigt ein nettes Stückchen, welches sich in Königsberg a. d. Eger abgespielt hat. In genanntem Orte weilten in den letzten Tagen einige echte „Los von Rom"- Studenten zu Besuch. In ihrer Stimmung für das „lau tere" Evangelium kamen sie des Abends an der Statue des bl. Johann von Nepomuk auf offenem Platze vorüber und begossen diese mit Bier, um angeblich dem durstigen Heili gen einen Trunk zu verabreichen. Daß man gegen derar tige „slalldeutsche" Uebergriffe, welche man kaum einem un vernünftigen Kinde zumutet, gesetzlich nicht gegenübertritt, finden wir unbegreiflich. Tie Oesterr. Volkszeitung bat für derartige Roheiten ein recht passendes Verslei», welches beißt: Daß keine Achtung mehr ihm eigen, Zu jeder Zeit und jeder Frist, „Daran erkennt man ja den Lumpen Vor dem, was andern heilig ist." — Eingesandt. <Ohnc Verantwortung der Redaktion.) Trotz des öfteren Ersuchens von verschiedenster Seite, die Frauenwelt möge doch in ihrer Straßenkleiduug von dem Tragen der Schleppen Abstand nehmen und durch fuß- freien Rock zum Wohle der Allgemeinheit beitragen, findet diese Mahnung wenig Gehör. Man gehe nur einmal bei schönem Wetter in den Großen Garten oder in den Aus stellungspark, so kann man sehen, wie durch die langen Schleppkleider der Damen der Staub aufgewirbelt und die Luft mit Bakterien gesättigt wird. Staubwolken müssen nun von anderen Personen, welche der gesunden Lust wegen die Parkanlagen anfsuchen, eingeatmet werden. Es wurde deshalb schon in verschiedenen Städtevertretungen mit Recht die Frage ventiliert, ob nicht gegen das Schleppentragen po lizeilich einzugrcifen sei. Der Prager Magistrat gebt dieser Unsitte ernsthaft zu Leibe, indem er sich anschickt, mit An drohung von Geldstrafen gegen das Schleppentragen in den öffentlichen Parkanlagen vorzugehen. Es wäre gut, wenn der Rat zu Dresden diesem Beispiele folgen würde. Einer für Viele. 15.1 15a — Lotte war sehr befangen und verlegen wie nie zuvor in ihrem Leben, und weil sie sich darüber ärgerte, wurde sie immer röter und verwirrter. Schließlich sprang sie auf und empfahl sich mit einigen undeutlich ge stammelten Worten. Jones eilte ihr etwas imzeremoniell nach. Ec hörte noch das Lachen der Zurückbleibenden, aber es kümmerte ihn wenig. Viel mehr lag ihm daran, Lotte einznholen. — Ilse ging langsam, als werde cs ihr schwer, sich zu bewegen, dem Schlosse zu. Nun sie allein war. erstarb das Lächeln auf ihren Lippen und eine tödliche 'Blässe überzog das liebe Gesicht. Wie in halber Verzweiflung faltete sie die Hände lind sah nach oben. Aber kein Stern leuchtete, kein tröstlicher Strahl fiel in ihr armes Herz. Welch ein Tag war das wieder gewesen, was er an Schwerem, Schmerzlichem brachte, fast zu viel für ihre schwache Kraft! Die Füße versagten ihr beinahe den Dienst. Als sie die Bank unter einem der hohen Bogenfenster erreichte, sank sie wie in tiefer Erschöpfung darauf nieder. Ein Heller Lichtstrahl fiel ans den Platz. Gläserklingen tönte heraus. Mai: feierte den Sieg. Das Bewußtsein, hier weiter herrschen zu dürfen, nach dem Vorgefallenen vielleicht noch mehr Rechte zu erreichen, mochte die Familie berauschen. Sie jubelten und sprachen alle durcheinander, Ilse achtete nicht weiter darauf. Aus gelegentlichen Bemerkungen der ausländischen Damen hörte sie heraus, daß auch Map verlobt war. Der Name „Heinz" war beiden Damen sehr geläufig. Heinz hatte hier im Hotel gewohnt, mit ihm wollten sie znsammentresfen. Er war aber gestern abgereist in einer flucht- ähnlichen Eile. Die edle Erscheinung des Fremden, mit welchem sie fast täglich ein paar Worte gewechselt, tauchte vor ihrem Geiste auf. Ein Schiminer von Farbe kam in ihre Wange». Welch ein Lichtpunkt auf ihrem Dornenwege Ware» diese flüchtigen Begegnungen gewesen — auch das vorbei. Und doch schien der Leidenskelch »och nickst gefüllt. Was sie bereits während des ganzen Nachinittags vermutet und dock, wieder weit von sich gewiesen, das wurde ihr durck, Jones Worte zur Gewißheit. Mays Ver lobter war jener Fremde, welcher hier auflauchte und wieder verschwand, ohne eine Spur zurückzulasseu. — „Glückliche May." und seufzend erhob sich Ilie. Marwitz sah ihr voll Unruhe entgegen. „Wie geht eS Ihrer Mutter?" „Nicht gut. o. gar nickst gut!" „ So — grüßen Sie sie von mir, Ilse, und sagen Sie ihr, cs sei nun alles verziehen und vergessen." „Oh —", Ilse sank nieder und legte den heißen Kopf auf die kalten Hände des alten Mannes. „Dank, tausend Dank, die Botschaft wird sic ge sund machen — sie leidet unsagbar!" „Und Sie. armes Kind, sehen auch aus. wie das Leiden Ehristi. Kopf hock,. Ilscheu. eö wird noch alle« gut werden! Glauben Sie, daß der linkische Bauernstutz mein Junge ist. glauben Sie c«. Ilse?" „Ich kann nicht urteile», Herr Marwitz, fast wollte e« mir so scheinen, als ob jeder Zweifel ausgeschlossen sei. Er war so treuherzig —" „Mag sein, mein Sohn ist er doch nicht — ah, der schaut ans anderen Augen, ich sah ihn ja! Ach, Kind, das entschädigt für all den Schmerz zu erfahren, daß Gott sich seiner annahm und ihn zu mir znrückführte, damit mein Lebensabend hell und freundlich sei!" Ilse glaubte, dies seien Jrreden, der Geist des alten Mannes beginne sich infolge der Aufregungen zu nmnachten. Der Jammer drohte sie zu übermanuen. Scheinbar ging sie auf alles ein. „Jetzt müssen Sie sich zu Bette bringen lassen. Herr Marwitz, morgen sprechen wir dann über alles weiter." „Sie müssen schon vormittags kommen, Ilse, dann jubeln und feiern wir aber! Daß ich armseliges Geschöpf nicht aufspringen und mich bewegen kann, die Freude erstickt mich ja!" „Ja. freuen Sic sich," sagte Ilse mit erloschenem Blick. „Glück und Freude können ihnen sogar die volle Gesundheit zurückbringen." „Darauf hoffe ich auch! Ich halte nichts mehr für unmöglich!" „So ist's recht, Herr Marwitz, so sehe ich Sie gern! .. . Gute Nacht jetzt, schlafen Sie recht, recht wohl!" „Gute Nacht, Ilscheu, und seien Sie mir nicht böse, daß ich so lange unpersönlich gegen ihre Mutter war! Jetzt soll aber auch alles gut sein, alles —" „Ja, Herr Marwitz." Ilses Stimme erstickte in einem hervorbrcchcnden Tränenstrom. Sie eilte hinaus, lim sich nicht zu verraten. Die zuversichtlichen, hoffnungsfrohen Worte des alten Mannes bereiteten ihr grausamen Schmerz. Wieder stand ffe atemschöpfend still, eine Qual ohnegleichen schnürte ihr die Brust zusammen. Gerade über dem Schlosse funkelte jetzt ein Heller Stern, über ihrem Elternhause aber drohten finstere Wolken. Plötzlich vernahm sie laute, fröhliche Stimmen und gleich darauf traten zwei junge Paare aus einem Seitenweg hervor. Lotte und Trolloyn eng umschlungen, und Helene an Borcherts Arm. „Das gibt eine Doppelhochzeit!" rief Lotte soeben, „seid ihr ein verstanden?" Ein eifriges Ja ertönte von verschiedenen Seiten und dann gab Helene nachträglich noch ihrem Staunen über Lottes Verlobung Ausdruck. „Wie ist das nur so schnell gekommen?" fragte sie, vielleicht von heim lichem Mißtrauen geleitet, „ich habe doch nie bemerkt. Herr Trolloyn. daß Sie Lotten Aufmerksamkeiten erwiesen!" „Das habe ich auch kaum getan," bemerkte JoneS in seiner trockenen Art, „aber Lotte weiß es doch, daß ich sie gern habe, und so fest vertrant sie mir. daß sie mich als meine kleine Frau nach New-Uork begleiten wird." Die Schwestern umarmten sich und die zukünftigen Schwäger schüttelten einander die Hände. Allen leuchtete das Glück aus den Augen. Ilse hielt sich im Schatten eines Boskcttö bis die jungen Leute weiter- gingen. Sic war nicht gesehen worden. Ein unsäglich bitteres, trostloses Lächeln irrte um ihre Lippen. Sie allein also war ausgeschlossen von dem süßen Wounerausch. den jedes junge Herz ersehnt. Der Mutier waren die Jahre im Sonueuglauz der Freude verflossen, erst die Tochter machte das Schicksal verantwortlich für das, was damals geschah, die Tochter mußte büßen für das Unrecht der Mutter. Etwas wie ein Trost lag freilich in