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Nr. 16L. «rscheint täaltch uach«. mit «»«nahm» der Sonn-und Feftta«». v«»n,»prri-, «lertelj 1^8«^ ^ohn, Sestellgi-ld). lürOesler- reich » It «8 t>. Bet a a Postaiillniieu I-Zettimg-vretSliste «r Hin^elimmmer lv Pf. — «edaktioiiS-Evrechstunde l >12 Uhr. Einladung 54. Keneral-Wersammtung der Katholiken AeuLfchkands in Würzvurg. Deutsche Katholiken! Für die 54. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in der Zeit vom 25. bis 29. August ist als Ort der Tagung Wirr,-bürg ausersehen. Glanzvoll, einem mächtig anschwellenden Strome gleich, haben sich die Generalversammlungen der letztver gangenen Jahre in Straßburg und Essen gestaltet; die alt- berühmte Hauptstadt unserer Reichslande und die gewaltige Zentrale deutschen Jndustrielebens in den NheinlanLen haben ihre ganze Kraft arffgcboten, um bei erstmaliger Ab haltung der Versammlung in ihren Mauern alle früheren zu überflügeln. Ein gewisses Bangen mutz sich deshalb in unserer Stadt Würzburg unwillkürlich der vorberatenden Kreise bemächtigen, oo inan es mit unseren viel bescheide neren Kräften werde wagen dürfen, die unmittelbare Nach folge zu übernehmen Allein der vielfach ausgesprochene Wunsch nach einer Versammlung, die weniger kolossal in der äußeren Gestaltung, um so mehr der ruhigen Weiter arbeit an ihren innc.en Aufgalen gewidmet fein sollte, ver lieh den Mut das ehrenvolle Ansinnen gern anzunehmen. Und ein Blick zurück in die Geschäfte der Generalversamm- lnngen konnte nur dazu angetan sein, uns darin zu bestär ken, denn unsere alte fränkische Vischossstadt darf den An spruch eines wohlverdienten Veteranentums auf diesen: Gebiete erheben. Die bevorstehende Tagung ist bereits die vierte in Würzburgs Mauern, und ebenso darf nie vergessen werden, von welcher epochemachenden Bedeutung für den Aufschwung der katholischen Sache in Deutschland jene denk würdige Konferenz der deutschen Bischöfe in Wllrzbnrg im Jahre 1848 tvar. Von solchen Gefühlen und Erinnerungen bestärkt und gehoben, war das für die Vorarbeiten gebildete Lokal komitee seit dem November des vorigen Jahres nach Kräf ten bemüht, auch diesmal wieder der Generalversammlung einen würdigen und fegensreicksen Verlauf zu sichern, und wir dürfen den Augusttagen um so vertrauensvoller ent gegensehen, da die vorbereitenden Arbeiten in enger Füh lung und im Einverständnisse mit dem ständigen Zentral komitee sich vollzogen haben. In unaufhaltsam fortschreitender Betvegung, vielfach mit wahrer Sturmesgewalt vollzieht sich die Entwickelung des modernen Lebens nach allen Richtungen hin. Aber bei aller Größe dieser Erscheinungen und Errungenschaften wird die sinnende Menschenseele unwillkürlich nur um so mehr von Sehnsucht nach dem Bleibenden und Ewigen er füllt, und wie nun eben gegenüber der N>echselnden Flucht der irdischen Erscheinungen auch diesem Gedanken vom Standpunkt unserer christlichkatholischen Welt- und Lebens anschauung ans zu seinem unveräußerlichen Rechte zu ver helfen sei, um die geheimnisvollen, die Zeit und Ewigkeit mit einander verbinden, nicht zerreißen zu lassen, das bil det, wie in erster Linie die Aufgabe unserer kirchlich'» Heilsordnung, so auch in innigem Zusammenhang damit den unerschöpflich reichen und vielseitigen Gegenstand des Gedankenaustausches auf unseren Generalversammlungen. Ans solchen Gründen glaubt das unterfertigte Lokal komitee auf freudigen Widerhall in weiten Kreisen des ka tholischen Deutschland hoffen zu dürfen, indem es seine Einladung zur diesjährigen Generalversammlung in Würz- bnrg hiermit ergehen läßt. Die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands ist für unsere Stadt kein neuer, ungewohnter Besuch; als einen alten, lieben Gast sehen wir freudig und eruartungsvoll. ihr entgegen und nehmen sie mit offenen Armen auf. Auch dürfen wir uns wohl dem frohen Glauben hingcben, daß die großen geschichtlichen Erinnerungen und die Reize einer anmutvollen Natur, wie sic sich in unserer altehrwürdigen, türmereichen Stadt, der Stadt des heiligen Kilian, so schön vereinigt finden, neben den großen und ernsten Zielen der Generalversammlung selbst noch einen weiteren Anziehungspunkt bilden werden, und daß insbesondere mancher, der unvergeßliche Jahre der Studienzeit dahier verlebt lxit, gern diese Erinnerungen an Ort und Stelle auffrischen wird. Darum unser Gruß und Wunsch, den wir an die Katholiken Deutschlands richten: „Ans frohes Zusammentreffen und segensreiche gemein same Arbeit hier in Würzbnrg!" Aas Lokatkornitee zur Vorbereitung der 54. Oenerat - Werfammkung der Katholiken Aeutschlands: Borstand. 1. Präsidium: Justizrat Dr. Thale r. NnIversitätSprofcssor Dr. Henner L. «chriftsiihrerr , Buchhändler Valentin Bauch (Eichhornstrahe »). Stadtschullehrcr I. Val Schubert (Scheffelstraße 8). Rechtsanwalt Dr. Then I (Eichhornstraße 8). ». Echah «elfter» Bankier Max Geist (Ludwigstraße 18). 4. Verirrter der Geistlichkeit. Domdekan Dr. 5k i h n. päpstl. Hausprälat. Stadtpfarrer Dr. Ackermann. Stadtpfarrer Dr. Fischer, päpstl. Geheimkämmerer. Stadtpfarrer üeistl. Rat Heßdörfer. Stadtpfarrer Geisll. Rat Einil Kemp f. 5. Vorsitzende der Kommissionen. ».) Redncrkommisnon: Doinpropst Dr. Diem. b) Preßkommission: Redakteur Abgeordneter Geritenbcrger (Marktplatz 9). v) Finanz- und >1n melde kam Mission: Kaufmann Lothar Seuffcrt (Peiersplatz -0. 6) Wohnungskommission: Nechlsrat Beruh. Brand (Weingariemtcaße 27). o) Bau- und Ansschmiicknngskommissi on: Domkapitular Kl. Heßdörfer. k) Ordnungskommission: Negierungsrar Phil. Keßler. r-> Fe st ko m Mission: Prakt. Arzt Dr. Ioh. Lill «Domschulstraße M). b) Fcstzugskommission: Großkaufmann Franz Schmitt (Hangerring Ui). P»1t,isa»e sttundschau. Dresl-en, den l7 Juli ISO?. — Die Nordlandfahrt des Kaisers. Der deutsche Kaiser sah am 15. d. M. zur Abendtafel den Fürsten von Monaco bei sich und hat am 16. d. M. auf der „Alice" ge- frühstückt. Die Abfahrt nach Narvik fand gestern nachmittag 8 Uhr statt. Die Ankunft daselbst erfolgte um Mitternacht. Das Wetter ist regnerisch. An Bord ist alles wohl. Der Kaiser wird seine Nordlandsfahrt am 1. August beendigen und un mittelbar nach seiner Rückkehr wird in Swineiniinde vor seinen Augen eine große Uebung der deutschen Flotte stattfinden. '— PosadowSkys Sturz behandelt Maximilian Harden in der neuesten Nummer der „Zukunft" folgendermaßen: „War Graf Posadowsky den Schwarzen verbündet? Nein; er ist nur so weit mit ihnen gegangen, wie zwei Kanzler wünschten und wie die größte Partei der drei Hauptparla- mente fordern durfte. Ja; er hat nicht geglaubt, daß ohne sie auf die Länge Nützliches zu scksaffen und gegen Wurm fraß zu sichern sei. Wollte er sterben und war fürs letzte Stündlein bereitet? Nein! Herr von Lucanns rief ihn (durchs Telephon) von weitansblickender Arbeit und konnte, als er nach einem Besuche von knapp viertelstündiger Tau.'r das Reichsanit verließ, schon das Abschiedsgesuch mitnehmen (das im voraus genehmigt N>ar) und das Zeichen zur An- kündigung des Personalwechsels geben. Stärkt solche Eil fertigkeit die Autorität hoher Staatsbeamtenschaft? Ja, denn sie lehrt, daß auch bei uns, wie in der engeren Welt der Ilias, Einer allein herrscht, Einer nur König ist. Und nun spaltet kein Splitter mehr die Willenseinheit der höch sten Diener? Nein: für einen stehen jetzt alle. Sind Sie auch liberal? Nicht reaktionär . . . Die Hand an den Griff (des Automaten); jeder bekommt sein Päckchen." Anläßlich der neuen Ordcnsniedcrlassung in der Gemeinde Büttgen bei Düsseldorf, womit eine Kinderbe wahranstalt und ein Krankenhaus velbnndcn ist, bemerkt das freisinnige „Beil. Tagebl.": „Es wird sich fragen, ob die ministerielle Genehmigung noch ans der Amtszeit des Herrn von Stndt verrührt!" Nach der Ansicht dieses Blattes muß also der neuest" Kurs darin bestehen, daß der KiiltnSniinister nicht einmal mehr die krankenpflegenden Orden znläßt, denn um einen solchen handelt es sich. So weit ging man nicht einmal im heftigsten Kulturkampf. Tie Liberalen forderten zlrxrr auch scharfe Maßregeln und Verbannung dieser Orden; in der entscheidenden Kronrats- sitznng aber erklärte Kriegsminister Roon, daß er keinen Krieg ohne die barmherzigen Schwestern führen könne und sein Nachfolger Kamecke hat dasselbe erklärt. Ta N>ar es .Kaiser Wilhelm I., der die krankenpflegenden Orden vor dem schwersten Schlage benxrhrt hat; das vergessen wir dem großen Kaiser nie. Tie Bedingungen für die Zulassung derselben sind aber noch recht schwere. Nun will der Libe ralismus seine Steine auch in diesen schönsten Garten der christlichen Nächstenliebe werfen! Katholiken seid ans der Hut! — Die „Eorrcspondciiza Romana" veröffentlicht zwei von Sclxll selbst durch Unterschrift angenommene, 1904 und 1905 datierte geheime Protokolle der Würzburger Bi- schvfsknrie. Diese besagen, daß Schell von der Kirchenbe- Hörde offiziell benachrichtigt wurde über den heterodoren Charakter einiger seiner Thesen und diese dann teils er klärt, teils zurückgezogen habe. Der Zweck dieser Publika tion ist, den Beweis zu erbringen, daß der Vatikan mit sei nem Büchervcrbot vielfach nur ans Opportunität der äuße ren Kirchendisziplin dienen will, ohne zugleich den geistigen Fortschritt zu hindern, sowie daß der Vatikan interessier ten Autoren Gelegenheit zur Rechtfertigung zu geben ge- ivohnt sei. Insbesondere aber erhellt ans der Publikation, daß Schell vor dem Würzburger Bischof von Schlocr sowohl prinzipielle wie kasuelle, erkenntnis-theoretische und meta physische Lehrsätze aus seinen Werken erörtert und versichert hat, er wolle "die bischöflichen Mahnungen beobachten und die von ihm angenommenen Modifikationen seiner Auf fassung, sowie, die gesamte kirchliche Doktrin nicht bloß äußerlich, sonticrn aus Uebcrzeuguug vertreten. — Den Entwurf der neuen Ostmarkenvorlage, der be reits in der verflossenen Session des preußischen Landtages beabsichtigt war, soll, so erfährt die „Franks. Zeitg.", eini gen Parteiführern des Abgeordnetenhauses und des Herren hauses vertraulich mitgeteilt worden sein. Dabei hat sich herausgestellt, daß, ganz abgesehen von dem Zentrum und den Freisinnigen, die einen solchen Schritt nie mitmachen werden, auch angesehene Politiker, die sonst im allgemeinen der Regierung nahestehen, namentlich zahlreiche Mitglieder des Herrenhauses, diesen Gedanken der Enteignung so ernste grundsätzliche Bedenken entgegenstellen, daß wohl haupt sächlich deshalb und auch mit Rücksicht ans die allgemeine politische Situation von der Einbringung dieser Vorlage da mals Abstand genommen worden ist. — lieber den Tuckcrbrief schreibt K. v. d. Heydt: Wie fest der Glaube an die Identität des Tuckerbrieses mir dem Woodward- oder Smirhnbriefe sich selbst in Kreisen der Kolonialabteilung eingenislet hatte, beweist mein folgendes Erlebnis mit dem Wirkt. Geheimrat Hellwig. Im Winter 1908 traf ich diesen Herrn auf der Straße und unser Gespräch kam ans den Tuckerbrief; da stellte er in sichtlicher Erregung — genau so, wie es jetzt die „Köln. Ztg." darstellt — die Behauptung auf, in den Akten der Kolonialabteilung befände sich der dem Tuckerbrief ganz gleichwertige Woodwardbrief. Ich wies darauf hin, daß Peters den genau gegenteiligen Inhalt dieses Briefes da mals schon veröffentlicht hatte. Das konnte aber Geheim rat Hellwigs Ansicht — an deren donrr li<l68 ich keinen Augenblick zweifle — nicht erschüttern. Er blieb dabei, daß Peters eigenhändiges Geständnis seiner Schuld sich in den Akten befinde." Auch in den Kreisen der Zentrums abgeordneten ist diese Leseart bekannt und wenn wir richtig informiert sind, stammt sie aus der Kolonialabteilung selbst. Man wird es daher auch begreiflich finden, wenn die Re gierung zögert, die Akten herauszugeben: denn würde es alle Welt unbegreiflich finden, wie der Reichskanzler sich dazu entschließen konnte, das Gesuch um die Begnadigung von Peters dem Kaffer vorzulegen. Der Reichstag aber wird auf der Vorlegung der Akten bestehen. — Der bayerische Landtagsabgeordnete Professor Dr. Berndt wurde vor dem Schöffengericht in Hamm i. W. zu 20 Mk. Geldstrafe eventuell zu 4 Tagen Gefängnis und zur Tragung der Prozeßkosten verurteilt, weil er am 6. Januar in einer Wählerversammlung den Reichs- tagsabgeordneten Erzberger einen „Kolonialstänker" ge nannt hatte. In der Begründung wurde hervorgehoben, daß das Wort „Stänker" im VolkSmunde als eines der größten Schimpfwörter gelte. Insofern sei es eine Be leidigung. Die Beleidigung sei mit Bewußtsein geschehen. Berechtigte Interessen waren nicht zu wahren. Es lagen auch keine Parteiinteressen vor. da Dr. Berndt, nicht mit der Leitung der Partei in Verbindung steht. Bei der Ab messung der Strafe wurde mildernd in Betracht gezogen, daß die Beleidigung in der Hitze des Wahlkampfes fiel. — Zur Index-Bittschrift. Ans Rom wird unterm l l. Juli geschrieben: „Nach meiner Kenntnis ist der Heilige Stuhi an den Enthüllungen der „Lorr. Romana" nicht beteiligt. Diese erst seit einigen Wochen erscheinende Korrespondenz hatte Neklamebedürfnis. Die bestenkatholischen Blätter Italiens „Osservatore Cattolico", „Monrento" und „Avvenire" haben das sofort begriffen und auf die Reklame verzichtet. „Monrento" schrieb, es handle sich nicht um eine Auflehnung, wie Ultras glauben machen wollten, sondern um einen inopportunen Schritt. Von einer treu kirchlichen geistlichen Seite wurde zu der Angelegenheit gesagt, Ultrakonservative hätten ja schon daran Anstoß genommen, daß der Papst eine Reform der Seminarien und des kanonischen Rechts energisch durchführe. Eine ähnliche Reform auch in der Kongregation des Inder, die bei Fortsetzung des vatikanischen Konzils sicherlich gekommen wäre, weil sie schon seit Jahrzehnten sich als notwendig erweist, wird sicherlich auch unter Pius X. Platz greifen. — Wie man der „Köln. Volksztg." aus Rom mitteilt, sind die in der „Cornspondenza Romana" veröffentlichten Schriftstücke nicht dem gesamten Episkopat, sondern „nur den Bischöfen der beteiligten Länder" zngesandt worden, vermutlich zur Berichterstattung, was denn eigentlich an der Sache sei. Das ist, sagt das rheinische Blatt dazu, der richtige Weg. Weitaus die meisten Bischöfe werden aller- dings nicht in der Lage sein, über Vorgänge in ihren Diözesen zu berichten, weil eben in denselben nichts, aber auch gar nichts Passiert ist. In denjenigen deutschen Diözesen aber, in welchen die Münstersche Aktion in irgend wie erheblichem Maßstabe Anklang gefunden hat, wird inan sich durch Information an geeigneter Stelle leicht über zeugen können, daß cs sich in der Hauptsache um blinden Lärm und- ernen Berg von Mißverständnissen handelte, und daß in Münster wie anderswo ein „Geheimbund* mit Grund stürzenden Absichten weder besteht, noch geplant morden ist. Aus Münster geht dein Blatte unterm 9. Juli folgendes Schreiben zu: „Sie wollen gütigst nach Möglich keit mit jeder weiteren Beurteilung der Jndcxbewegung znrückhalten bi- zu dem Zeitpunkte, da jeder Leser in der Lage ist, an der Hand des völlig veröffentlichten Gesamt- Materials die Berechtigung ^'üer verschiedenen Auslassungen selbst zu kontrollieren, 1nP>esondere sich auch selbst ein Urteil zu bilden über die Tragweite und über die Klarheit der verfolgten Ziele und L.Vganisation. Nichts liegt den Beteiligten hier ferner als jdie Aufbauschung des in der Presse übertriebenen und mit irreführenden Kommentaren