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Dienstag den 9. November 191 k SLchPlq» «r. «88 Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: Südlich und südöstlich von Riga, ferner westlich von Jakobstadl beiderseits der Eisenbahn Mitau—Jakobstadt und vor Dünaburg griffen die Russen nach starker Feuer- Vorbereitung mit erheblichen Kräften an. Ihre Angriffe sind, teilweise unter schweren Verlusten für sie, abge schlagen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: Keine wesentlichen Ereignisse. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: Russische Angriffe nordwestlich von Czartorysk blieben erfolglos. 3 Offiziere, 271 Mann fielen gefangen in unsere Hand. Balkan-Kriegsschauplatz. Oesterreichisch-ungarische Truppen haben Jwanjica und den Vijenac (896 Meter), 7 Kilometer nordöstlich da von, erreicht. Deutsche Truppen sind im Angriffe auf die Höhen süd lich von Kraljevo. Zwischen Kraljevo und Krusevac ist die westliche Morava an mehreren Stellen überschritten. Krusevac wurde bereits in der Nacht vom 6. zum 7. November beseht. Ueber 3000 Serben sind unverwundet gefangen genommen, über 17,00 Verwundete wurden in Lazarette» gefunden. Die Beute besteht, soweit bisher feststeht, in >0 Geschähen, viel Munition und Material so, wie erheblichen Verpflcgnngsvorräten. Fm Tale der südlichen (Binacka-) Morava wurde Pras- kovcc durchschritten. -Oberste Heeresleitung. Der österreichisch-ungarische Tagesbericht W i e n. sW. T. V.) Amtlich wird verlantbart den 8. November 10l5>: Russischer K r i e g s s ch a u p l a tz. Bei Sapanow, an der Jkwa, am Kormyn-Bache und westlich von Czartorysk, wurden russische Angriffe abge schlagen. Sonst nichts Neues. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Ruhe an der Südwestfront hielt im allgemeinen auch gestern an. Im Nordabschnitte der Hochfläche von Toberdo hatten unsere Truppen wieder einzelne Vor stöße des Feindes abznweisen. Um den Col di Lana wurde heftig gekämpft. Nachmittags fiel die Spitze dieses Berges in die Hände der Italiener: abends wurde sie von unseren Truppen durch einen Gegenangriff znrückgewonnen. Die feindliche Artillerie hat das Feuer auf die Südfront von Riva eröffnet. Südöstlichcr Kriegsschauplatz. Die beiderseits des Moravice - Tales vordringenden österreichisch-ungarischen Kolonnen warfen den Feind aus seinen Hölienstellnngen nördlich von Jvanjica. Deutsche Truppen der Armee des Generals der In fanterie v. Koeves; kämpfen auf den Höhen südlich von Kraljevo. Flußabwärts bei Trstenik haben sich unsere Streitkräfte den Uebergang über die hochgehende Morawa erkämpft. Krusevac und die Höhen östlich davon sind in der Hand des Generals v. Gallwih. Die bulgarische Armee gewinnt in erfolgreichem Fort- schreiten die Ansgänge des Beckens von Leskovac. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Leutnant. Baron v. Korff ausgctauscht Hannover, 8. November. Der ehemalige Gouver neur von Warschau Baron v. Korff, der in Celle kriegs- gesangen war, ist ansgetanscht worden und heute nach Ruß land abgereist. (Köln. Ztg.) Ein serbisches Amazoncnkorps „Daily Mail" meldet ans Saloniki, daß die Witwe eines serbischen Leutnants ein Weiberkorps gebildet habe, dem schon 380 Weiber beigetreien seien, die mit Mansergewehren, Revolvern und Dolchen bewaffnet würden. Tclcgraniinwkchscl zwischen König Ferdinand und Schckow Sofia, 8. November. Aus Anlaß des Falles der Festung Nisch telegraphierte Generalissimus Schekow an König Ferdinand: „Ich bin überaus glücklich, Ew. Majestät berichten zu können, daß heute »in 3 Uhr nachmittags die Festung Nisch, ein befestigter Plah erster Ordnung, unter den Schlägen der siegreichen, Ew. Majestät unerschütterlich ergebenen Truppen unserer ersten Armee, gefallen ist. Nach dreitägigen, hartnäckigen Kämpfen gehört nun die Stadt Nisch für immer zu dem bulgarischen Königreiche und wird die Krone unseres verehrten obersten Führers schmücken. Scheckow." — Der König erwiderte: „Ich beglückwünsche Sie auf das wärmste zu dem Falle von Nisch, der Hoch burg von Treulosigkeit und Lüge. Gott segne die Truppen." 40 000 Engländer den Bulgaren entgegen Der „Franks. Ztg." wird aus London gemeldet: Die englische Gesandtschaft in Athen erhielt ein Telegramm, wo- nach gegenwärtig zwei englische Divisionen. 40 00«) Mann, den Bulgaren entgegenmarschieren. , Ter griechische Ministerpräsident Skulndis patte eine Unterredung mit dem Athener Berichterstatter der Londoner „Times", in der er sagte, er beabsichtige, gegenüber den Mächten des Vierverbandes eine Haltung sehr wohlwollender Neutralität cinzunchmen. Aus Athen wird weiter gemeldet: Das neue Mini sterium notifizierte den Gesandten der Mächte den Entschluß -ur Aufrechterhaltung der Neutralität. Nach Mitteilungen aus politischen Kreisen wird die Kammer in 10 Tagen vertagt werden, da dann die verfassungsmäßig vorgesehene Dauer von drei Monaten für die regelmäßige Session erfüllt ist. Die Venizelisten sollen dieser Lösung zustimmen, welche gestatten würde, eine Auf- lösung und Neuwahlen zu vermeiden, deren Ergebnisse an gesichts der Mobilmachung ungewiß sind. Der neue griechische Ministerpräsident ist ein Mann von Jahren. Schwedische Handelsmaßnahmen Stockholm, 8. November. Die neuen Bestim mungen über das Geleit schwedischer Handelsfahrzeuge durch Kriegsschiffe fand die erste Anwendung auf eine Anzahl Dampfer, die auf dem Wege nach deutschen und holländischen Häfen mit Erzladungen waren. (Köln Ztg.) Fünf Schiffe an einer Stelle gesunken Christiania, 8. November. Die Besatzung des norwegischen Dampfers „Eidsiva", der am Sonntag den 31. Oktober bei Dover in die Luft flog, ist nach Bergen heimgekehrt. Die Leute erzählen: In der Nacht zum Sonn tag lagen wir mit 2 englischen Handelsschiffen zusammen und setzten morgens unsere Reise fort. Um 8 Uhr waren unsere drei Schiffe an der Seite eines eng lischen Torpedobootes und eines Hilfskreuzers. Plötzlich fand eine Explosion statt, die vermutlich durch eine Mine hcrvorgerufen wurde. In 10 Minuten sank die „Eidsiva", die beiden englischen Handelsschiffe noch schneller, die beiden Kriegsschiffe aber waren augenblicklich wie weg geblasen, wahrscheinlich weil sie große Munitionsladungen führten. Wir bestätigen, daß von den Engländern 40 Mann ertranken und über 100 liegen in den Lazaretten. In Dover glaubt man, weil 6 Schiffe auf einmal gesunken waren, daß ein deutsches Unterseeboot die Ursache dazu sein müsse. (Kricgszeitung.) Eine neue feindliche Offensive im Westen? Kopenhagen. 8. November. Die „Central Nelvs" kündigen eine neue große englisch-französische Offensive an der Westfront an. In Artois wurden alle Vorbereitungen für einen umfassenden französischen Angriff getroffen. Tic Zersetzung der serbischen Armee Wien, 8. November. Balkanberichte melden An zeichen von Zersetzung in der serbischen Armee. Fahnen- flüchtige und Versprengte werden täglich in großer Zahl nnfgegriffen, die aussagen, daß in den serbischen Reihen Entmutigung und körperliche und seelische Erschöpfung Platz greifen. Größte Bedeutung wird in hiesigen Mili tärkreisen dem Vordringen der Armee v. Koeveß südlich Pozega und Cacak und der ans Sofia gemeldeten Einnahme von Gilane südöstlich Pristina durch die Bulgaren zuge messen. Serbien wird wahrscheinlich einen Durchbruch nach Süden versuchen und, wenn dieser mißlingt, zum Guerillakrieg in den serbischen Alpen gezwungen werden. In beiden Fällen aber ist der erreichte Hauptzweck, die Ver bindung »ach Konstantinopel nicht mehr zu ge fährde n. Die Kämpfe an der montenegrinischen Grenze werden überall erbittert geführt. Der Durchbruch der feind lichen Hanptstellung bei Trebinje ist hoch zu werten, da der Weg auf Niksic damit in unserer Hand ist. Nachrichten, daß die Italiener Truppen an der Küste Montenegros landen, sind bisher unbestätigt und auch wenig glaubhaft. Größere Landungen wären nur an der albanischen Küste denkbar, wenn Italien diese angesichts der griechischen Haltung ris kierte. (Kriegszeitung.) Totenfeier für gefallene Krieger in München Sonntag abend fand eine außerordentliche Gedenkfeier für die gefallenen Krieger in der Frauenkirche zu München statt, bei der Kardinal Erzbischof v. Bettinger die Pre digt hielt. Am Montag früh wurde zu gleichem Zweck ein Regniem abgehalten, welches ebenfalls Kardinal v. Bet- tinger zelebrierte. Eine stürmische Unterredung zwischen König Georg und Asquith Köln, 7. November. Nach einer Meldung des Washingtoner Berichterstatters der „Köln. Ztg." hat der Nenyorker „Sun" von einem Reisenden, der am 7. Oktober ans Liverpool zurückgekommen ist, eine Geschichte über eine überaus stürmische Unterredung zwischen König Georg und Asquith von unbedingt glaubwürdiger Londoner Quelle gehört. Der König gab Asquith die Absicht seiner Abdankung kund, wenn der Krieg ohne entschei denden Frieden beendet werden sollte. Er werde den Thron nie wieder ei «nehmen, noch einem seiner Kinder erlauben, ihn einzunehmen, wenn solch ewige Schande und Demütigung dem britischen Kaiserreich zngedacht sein sollte. Der König beklagte sich bitter darüber, daß seine Stellung als konstitutioneller Monarch ihn so zu handeln zwinge, als wenn er mit der Tätigkeit seiner Minister einverstanden wäre, während er sie tatsächlich als schädlich für die Sicherheit des Landes be trachten müsse. Der König wolle einen persönlichen Brief an die britische Nation richten. Ein König, rief er aus, sollte in solcher Krisis ein Führer sein, ich muß einen Strohmann abgeben, aber ich werde nicht gestatten, daß man von mir schreibt, ich wäre Strohmann geblieben in der kritischsten Stunde dieses Landes. Kitchcncr in Paris Paris, 8. Noveniber. (W. T. B.) Ueber den Aufent halt Lord Kitchencrs in Paris wird halbamtlich gemeldet: Dem englischen Kriegsminister lag daran, mit den Ver tretern der französischen Regierung und dem französischen Oberkommando wieder Fühlung zu nehmen. Seine Unter redungen mit Briand, Gallioni und Joffre gestatteten, die zahlreichen verwickelten Fragen, die durch die Balkanexpe dition und die Orientunternehmungen aufgeworfen sind, einer eingehenden Erörterung zu unterziehen. Die völlige Uebereinstimmung beider Regierungen wurde in diesen Unterredungen wiederum bestätigt. I Zur Beschlagnahmung eines englischen Blattes London, 9. November. (W. T. B.) In der Sonnabendnummer des „Globe", die der Anlaß zur Be- schlagnahme war, heißt es: Wir haben gestern gemeldet, daß Lord Kitchener dem Könige das Rücktrittsgesuch überreicht hat, daß dieses aber nicht angenommen worden ist. Eine Stunde nachher veröffentlichte das Pressebureau die amt- liche Ableugnung. Wir wiederholen heute unsere Fest stellung. Kitchener hatte am Donnerstag eine Audienz beim Könige und überreichte sein Rücktrittsgesuch, das nicht angenommen wurde. Die Veröffentlichung dieser Mitteilung hatte die gewünschte Wirkung. Sie verhinderte, daß ein völliger Wechsel in der verantwortlichen Kriegs- leitung hinter dem Rücken der Nation ausgeführt wurde. Englischer Verpflegungsdampfer versenkt London, 8. November, (W. T. B.) Wie die Admiralität mitteilt, ist am 6. November der bewaffnete Verpflegungsdampfer „Tara" von zwei feindlichen Unter seebooten im östlichen Mittelmeere angegriffen und ver senkt worden. 34 Mann der Besatzung werden vermißt. Englischer Fischdampfer versenkt Grimsby, 8. November. (W. T. B.) Reuter. Das britische Fifcherfahrzeug „King William" ist versenkt wor- den. Sieben Mann der Besatzung sind gerettet: der Kapi tän und ein Matrose werden vermißt. Schlagwetterexplosion H a mborn, 8. November. (W. T. B.) Auf Zeche 3 bis 7 der Gewerkschaft Deutscher Kaiser ereignete sich heute nachmittag gegen 5 Uhr eine örtliche Schlagwetterexplosion in Flötz 12 auf der fünften Sohle, bei der 19 Bergleute um- gekommen sind. Zwei Bergleute wurden schwer und fünf leicht verletzt. Die Verunglückten und die Verletzten sind sämtlich geborgen. Jede weitere Gefahr-ist beseitigt. Die übrigen Grubenbauten sind durch die Explosion nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Der türkische Bericht Konstantinopel, 8. November. (W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit: An der Dardanellenfront bei Anaforta machte unsere Artillerie ein Geschütz einer feind lichen Batterie bei Purnatepe unbrauchbar und brachte ein Mnnitionsdepot zur Explosion. In diesem Abschnitte fand das gewöhnliche Infanterie- und Artilleriefeuer sowie Kämpfe mit Bomben statt. Unsere Boniben führten in den feindlichen Schützengräben beträchtliche Wirkung herbei. Bei Seddnl-Bahr auf dem linken Flügel lebhafteres Ar- tilleriefeuer. Eine Mine, die der Feind auf dieser Front sprengen ließ, verursachte in seinen Schützengräben Scha den infolge einer Gegenmine. Sonst ist nichts zu melden. , Griechische Unruhen Lyon, 8. November. (W. T. B.) Wie „Nepubli- cain" aus Saloniki meldet, ist durch die letzten Ereignisse in Griechenland eine antidynastische Bewegung wachgerufen worden. Die Agitationsherde befinden sich in Kreta, Korfu und Mythilene. In Kandia sagt man offen, der König müsse abdanken und in die Verbannung gehen. In Korfu zerstörte die Menge einen Teil des Achilleion. In Larissa und Corinth wurde in öffentlichen Versammlungen die Ab setzung des^ Herrscherhauses und die Einführung eines wirk lich nationalen Regime gefordert. Deutsches Reich — Das sozialdcmokratischc Zentralorgan unter Vor zensur. An seine Abonnenten übermittelte die Redaktion des „Vorwärts" gestern folgende Mitteilung: „Die heutige Nummer war von der Redaktion rechtzeitig fertiggestellt. Es war aber nicht möglich, die Zensurerlaubnis dafür zu er langen. Wir bringen dies unseren Lesern zur Kenntnis und bitten sie, angesichts der Schwierigkeiten, denen ihr Blatt ausgesctzt ist, Nachsicht zu üben." — Aus dieser Er klärung geht hervor, daß das Blatt für seinen gesamten Text der Zcnsurerlaubnis bedarf. — Das neue Präsidium des Volksvereins. Am 24. Ok tober 1910 waren 28 Jahre verflossen, seitdem unter Mit wirkung Windthorsts in: Hotel Ernst zu Köln die Satzungen des Volksvereins für das katholische Deutschland beschlossen und dessen Vorstand gewählt wurde. Dem Ernste der Zeit entsprechend konnte dieses Jubiläumstages vorläufig nur in schlichter Form in der Gesamtvorstandssitzung des Volks- Vereins, die soeben in Frankfurt a. M. tagte, gedacht wer den. Zugleich mußte dem verstorbenen Ersten Vorsitzenden, Franz Brandts, ein Nachfolger gegeben werden. Einstim mig wählte der Gesamtvorstand dazu Herrn Justizrat Karl Trimborn in Köln, der sein 25jähriges Jubiläum als Zweiter Vorsitzender feiern konnte. Als Zweiter Vorsitzen- der wurde neu gewählt Herr Landgerichtsdirektor Grö ber in Heilbronn, der ebenfalls seit Gründung des Volks vereins dessen Gesamtvorstande und geschäftssllhrendenr engern Vorstande angehört. Beide Präsidenten verkörpern die bewährten Traditionen des Volksvereins und seiner segensreichen Arbeit für Kirche und Vaterland. Aus Stadt und Land Dresden, den 9. November ISIS. Dresden —* Die Zweit« Kammer de» Landtags tritt heut«. Dienstag. abend 6 Uhr zu ihrer ersten öffentlichen Präliminarsitzung Msammen. Tagesordnung: 1. Teilung der Kammer in fltns Abteilungen. 2. Konstituierung der Abteilungen, vor Eintritt in die Tagesordnung hält der seitherige Präsident Dr. Vogel als Vorsitzender de« Ein- »etsungSauIschusse» die übliche Rede. —'Die nattonalltberale Fraktion der Zweiten Kammer hielt gestern nachmittag eine Sitzung ab, in der st« sich »1t der LebenSmittelfrag« beschäftigte und einen Antrag dazu sistsetzt«. Zu vorsitzeuden wählte die Fraktion die Abgeordneten Hettner, vr. Niethammer, Nihschke-Leutzsch, zu Geschäftsführern die Abgeordneten Kleinhempel und Dr. Gehlert, zu Schriftführern die Abgeordneten vr. Kaiser. Göpfert und Rückert.