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Nr.»» 1V. Jahrq. G«sch»ftrft»U< m»d Dv«Äe»»A. L«, 4« Säcksssclie Dienstag, 27. April 1920 P»RNhPG<«E«» HOOG . «-»»»« «,. »47», 's.» Lterteljährttch m der SetitzStt»It«lie oder von der Polt «bgetzolt «n»aab« 1 mit Illusk. «etlaze Lv.»0^ » ».4» In Dresden und gan, Deutlchland sret Han» «»4,ad, 4 1V.I8 ««»«ad« » ».»» Ft. — W»««hs,sche LoIir,«Uuns orlchein« an allen MoSentaaen na«m. — «prei-stuiide der KiedaMon: »1 dt» 1» Uhr vorm. «„»>«»», Annahme von L«>ihaft»an,etL«,i dt» I« Uhr. von tzamUtenaiizeise» o-.L 4L Uhr vor«. - Brei» 1«r dl« Pettt.kpalt,eUe 1.4»Ft. Im «ekiamelet, 8.8« F. FamUteu-Unjetgen 1.80 Kür »indeuUt« eel>hrt«r»n«, ,««te dm« germvreiher luilgegeden« «n,»t,en lüimeu >otr dt« «erantwortltchlelt lür die M-Htixkeit de» Lex.e» at«t Äemeh«,» Revolution, Verfassung und Land wirtschaft Die politische Umwälzung in der Revolution hat keine» Berufs, stand mehr wie den der Bauern mit eine», Rucke aus seinen altge wohnten Verhältnissen in ganz Plötzliche, anfangs ihm unverständliche Nenerungcn geworfen. Umwandlung der lletne», bombensicheren Wahlkreise in Rtesenwahlkrcise, in denen nur die Stimmenzahl gilt. In Preußen Selbstverwaltung der Landgemeinden auf Grund des tglttchen Wahlrechtes, vielfach in Zusammenarbeit mit sozialdemokra- tMhen Gemeindevertretern. Wahlrecht der Frauen. Beseitigung der Monarchie, dafür schrankenlose Volksherrschaft. Erst Diktatur der Un abhängigen. heule Vorherrschaft der zur Demokratie sich bekennenden MdhtheitSsozialisten als der stärksten Partei! sie besetzte die wichtigsten Regierungsstellen. Zwang für die bürgerlichen Stände und Parteien zur Verständigung mit der Mehrheitssozialdemokratie, um die bolsche wistischen Unabhängigen im Zaume zu halten, NM überhaupt wieder Ordnung Im Lande zu schaffen. Zwang für die Bauern, mit den sozialistischen Landarbeitergewerkschasten über die Arbeitsbedingungen Ar verhandeln. Wegfall alter Vorrechte mit ehrenamtlichen Pflichten, ' att dessen freie Selbstbestimmung des Volkes, das zu mehr als 4V vom -Hundert bei den Nationalwahlen wählte Hm»,er 'wieder Beunruhigung des Wirtschaftsleben durch wilde Streiks, user- lose Preis- und Lohnsteigerungen, Lähmung des öffentlichen Ver kehr». Der Mehrzahl der Bauern ist erst fetzt zum Bewußtsein gekom- tnen, daß sie schon vor dem Kriege eine Minderheit von etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung darstellten. Die meisten von ihnen hatten sich den immer mehr zugespitzten und viel Staub aufwirkelnden parteipolitischen Kämpfen ferngehalten, die in den ländlichen Wahl kreisen, vor allem in Preußen unter einem Dreillgssrnwahlrecht iin Staate, in den Kreisen und Gemeinden überhaupt nicht ernsthaft wnr» den. Den Kampf mit der wachsenden Sozialdemokratie und mtt einer radikalen Demokratie sah man als eine Angelegenheit der Jndustrie- bezirke an. Mit ländlichen Arbeiterorganisationen mit dem Kampf zu rechnen war man all das Neue auf die g heretnl Daß die Bauern nach einem solchen Umstürze, nach ein-m solchen Plötzlichen Herausgeworfenwerden ans einer altgewohnten, für unan tastbar gehaltenen Sicherheit sich nicht sofort znrechtfanden, eaß sie Aach dem verlorenen Alten Immer wieder zmückichauen, dem Reuen vielfach noch mißtrauisch oder doch innerlich unversöhnt gegenüRr- stehen, Ist bei Ihrer Anhänglichkeit an da» Hergebrachte für den Anfang menschlich verständlich. Aber was Hilst es zu grollen wenn das Schick sal plötzlich ein ganze» Volk au» den alten ckrhnen wirst und zwingt, auf neuen Wegen zu wandeln? Jede Revolution als gewaltsame Um wälzung ist die Rache für verpaßte rechtzeitige, freiwillige und fri-d- liche Umwandlungen. Sie ist eine Kcffelexplofion infolge de» Vere sagenS der Ventile. Das ist eine alte geschichtliche Wahrheit, für welche die großen Staatsmänner aller Zelten ,hr Zeugnis abgelegt haben. Wenn plötzlich in einem menschlichen KSroer ein furchtbares Geschwür aufbricht, dann hat man versäumt, der Ansammlung der schwärenden Säfte rechtzeitig vorznbengen. Das deutsche Volk bat nach gleichem Wahlrecht eine Nationalversammlung gewählt mit dem Auftrag, eine neue Verfassung zu schassen. Diese fand die Zustimmung von mehr als dreiviertel der VollSvertrrt'iag, ist also der Ausdruck der freien Selbstbestimmung des tz ullchen Bolf>s. Dies; '..eu- Reichsversasftmg beseitigte die Gewaltznstände der Revolution und führte den Zustand der Bürgerfreiheit und rechtmäßig',, Ordnung zurück Es liegt In der Natur seder Rwnlutian. die nur Umstürzen kan», daß sie über das Ziel HInauSschi-ßt. Tie Aufgabe der Neuordnung ist eS dann, das zu schaffende Neu» mit dem lebenskräftigen und lebens notwendigen Alten zu versöhnen. Niemals aber lehrten nach einer großen Revolution die alten Verhältnisse unverändert zurück. Man ging vielmehr manche neue Wege, welche die späteren Zeiten gesegnet haben. Diese Lehre der Weltg'schichte gilt eS auch ans dem Lande zu beherzige». Daß stets erst nach furchtbaren revolutionären Kämpft» voll Irrtum und Schuld die M;nfchh;st zum Begeben der neuen, teil- wüfe im Dunkeln liegenden Wege findet, ist 'In hartes Schickst, ist tragische Schuld. Geht eS aber Im Leb-n der einzelnen durchweg an ders? Ging eS anders mit dem Anfft-ig:» der alten Benstslländc? Ist In den mittelalterlichen S'ätxen der »;>« auskvmmcnde Stand der Handwerker ,nr büraerlichen Freih-it und zu seiner sozialen Selbstän digkeit gekommen ohne lange »nd schwere, gar kriegerische Kämpfe und Aufstände? Ztt die Bauernbefreiung vor hundert Jahren nicht durch die Not der Napoleonischen Fremdherrschaft erzwungen? Wäre ohne die große englisch« (1688) und fran-ösische (1789) Revolution der dritte Stand, das Bürgertum, In England, Frankreich, in Westeuropa zur Freiheit und Selbständigkeit aufgestiegen? Nun hat in Rußland, -Dmlsthland und Oesterreich-Ungarn die arößte Revolution aller Zeiten >4« «irrten Stand der Arbeiter emporgetragen, der an der Erreichung sd»r<Mrichberechtiin»ia mit den alten B-rulss«ä„de„ durch eine friedliche Sazialrtform verzweifelt war, da sie noch während der furchtbarsten kKlWRM in Deutschland trotz der entgegenkommenden Osterbotschaft 19m -4es Kaisers durch Widerstände im Inner» verschleppt »nd vethtndert ward. Beim Versagen des Kriegsglücke» wäre eS die oll-rbdMi: Zeit gewesen. ana-fickits einer so überaus starken Sozial demokratie durch gründlich« Vollendung der Sozialreform die Ventile zu öffnen und die Explosion einer Revolution zu verhüten. Die meisten Bürger in Stadt und Land übersahen das, so kam die Revo lution und warf das deutsche Volk gewaltsam in neue Bahnen. Da« Schicksal ist, wenn eS loSbricht niemals aufzuhalteäi, eS ist allmächtig, aber e« läßt stets den Menschen die Freiheit, eS zun. Guten zu wenden. TaS Ist nun die Aufgabe de» deutsch» Volke» i,n neuen Volksstaat, dessen Verfassung vom deutschen Volke nach dem freiesten Wahlrecht mit überwältigender Mehrheit ordnungsgemäß be schlossen und damit verbindlich geworden Ist. Daß der bodenständige, dem deutschen Volke lebensnotwendig« Stand der Bauern seine mehr aus das Erhalten b«S dauernd wertvollen, bewährten Alten gerichtete beständige Gesinnung mit in die neue Demokratie einbringt, ist für den Wiederaufbau von höchster Wichtigkeit. Im Bauernstände ruht >roße unverbrauchte politische Kraft: möge er sie nun in reger pollti- cher Mitarbeit einschließen, nicht aber grollend kriselte stehen. Er ist tark genug, sich auch im Volksstaate zu behaupten und geltend zu Der Zwiespalt unter den Deutsch- nationalen ist auch bei der Verhandlung über das Wahlrecht der Soldaten in der Donnerstagssitzung ver Nationalversammlung scharf bervorgeireien. Die nationallibcrale „Kölnische Zeitung" (Nr. 383) läßt sich darüber und über die Gegensätze in der Denstchnationalen Partei noch einige«, was vermerkt zu werde», verdient, aus Berlin berichten: »Die drutschnationale Fraltivn bot auch in dieser Frage da» Schauspiel des BrudcrlampfeS. der zurzeit in der Partei zwischen den gemäßtigten Elementen und der konserva tiv-de utschvölktschen Gruppe auSgefochten wird, die sich immer mehr vordrängt und dadurch kürzlich den Abgeordnete» von Kardorss und Genossen zum Austritt aus der Partei veranlaßt hat. Dieser Zwiespalt ist offensichtlich geworden, seitdem die deutschvülkische Gruppe der Partei das Ultimatum gestellt hat, dem Chefredakteur der rechtsradikalen „Deutschen Zeitung", Wulle, den» Herausgeber des antisemitischen „Deutschen Wochenblattes" Knntzc, und dem deutschvölkische» Führer von Ramm NeichStagS- plätze zu sichern. Heute zeigte sich der Zwist darin, daß einer der Führer des äußersten rechten Flügels, de, Mgeordnele v. Gräfe, derselbe, der mit gleißenden Locktönen die Deutsche Volköpartei ins konservative Lager hinüberzuziehen versucht, der Reichswehr da» Wahlrecht sichern wollte (übrigens in bemerkenswerter Konkurrejiz mit der Sozialdemokratie!) natürlich, um sie ins reaktionäre Lager zu zerren und sie zu reaktionären Zwecken zu gebrauchen. Der Ural- tionSsührer der Deutschnationalc». Graf PosadowSkh, gab dem FraktionSfreund eine so scharfe Absage, daß man ermessen komtte, wie groß der Unterschied der Anschauungen -wischen rechts und links bei den Dentschnationalen ist, aber auch, daß die typischen Reaktionäre ihre Bestrebungen mtt zielbewußter Hartnäckigkeit wei ter verfolgen." Kaum weniger bemerkenswert ist, so bemerkt dar» die „Köln VolkSzcilung", daß selbst ein Blatt, das sonst den extremsten Deutsch- nationalen sich stark geistesverwandt gezeigt hat, dt« „Tägliche Rundschau", bei dieser Gelegenheit Herrn von Gräfe eine kleine liebenswürdige Bosheit verabreicht, mbem sie schreibt: „Eine Minder heit der Rechten, geführt von dem Abgeordneten von Gräfe, tritt dafür (für da« Wahlrecht der Soldaten) ein, wie er behauptet, nicht ans Wahltaktik,' aber selbst bei Deutsch,lalionalen vermag ich an reine Ritterlichkeit nicht zu glauben." Des Mittelstandes Not Wir geben der folgenden offenen, aber mit warmem Herzen für den Mittelstand geschriebenen Zuschrift Raum, die wir der „Rhein. BvlkSwacht" entnehmen: Kritik ist wie Wettersturm, der lastende Schwüle zerreißt und den Horizont klärt. Kritik kann aber auch sein wie heißer Wüstensand, der das Leben zudeckt. Kritik ist aber nie Keimzelle neuen Lebens. Jede Neugeburt aus reiner Kritik heraus war noch immer eine Tot geburt. Unser Mittelstand steht nach Monaten der Niedergeschlagen heit zum alten starken politischen Leben auf DaS Zentrum krgrüßt dies Erwachen der alten Garde mit froher Hoffnung. Andererseits dürfen wir nicht übersehen, daß gewisse intellektuelle Kreise den Mittelstand anö der Zcntrumspartei herauSbrechcn möchten, um ihn an den Karren der Rechtsparteien zu binden. Und darum sage» wir znerst: Der Mittelstand bleibt, was er ist. und ist, was er war, nämlich eu, Stand der Mitte, weder rechts be lastet noch nach links verführt Der tiefste Grund für die N.nb-l'bung ist zunächst ein äußerlich, r, der Druck von den Gewerkschaften her. Der Mittelstand gehorcht also nur einem natürlichen Gesetz, wenn er aussteht. Allerdings legt dieser Tag der Auferstehung ihm sofort die sittliche Pflicht ans Herz und Ge wissen. nun auch die alten sittlich-religiösen Jdenle wieder zu stärken, die ehedem von ihm in heiligen Händen gehalten wurden. Dazu be darf cs ehrlicher Selbsterkenntnis. Der egoistische Geist des Kapita lismus griff vor dem Krieg mit kalter Hand auch in weile Bärgerkreise hinein. Eine gewisse seelenlose Mechanisierung ersetzte Urteil und gei stige Selbständigkeit. Rollendes Geld fiel reich in die Kaffe». Satte Behäbigkeit zog einen materiell'» Egoismus groß. Man war reli giös aus Gewohnheit, wählte d i e Partei, die am meisten z» Um ver sprach. liek äugelte mit dem Liberalismus. Liberalismus macht unsozial. Von all dem werden sich diese Bürgertreiss freimachen müsse». Wir müssen den Sah sagen: Das Zentrum dar-f und kann keineswegs das Ziel vergiftender Kritik iem. Denn nie und zu keiner Zeit hat das Zentrum lebendigere und weitschauendere Mittelstands politik getrieben als I» der Gegenwart. M.n vertraue nur dem Ge setz der organischen Entwicklung. Der EintngSpolitiler, der die Knosvcn in Ungeduld ansbricht, statt auf die Früchte zu warten, spricht aller dings das Wort: Das Zentrum hat Verrat geübt. Die Geschichte wird richten. Wie wenig das Zentrnm von seiner Politik der Milte abge- wichsr Ist. da? beweisen wieder die st.iatSmsnnIlch-weistn .Porte Trun- borns in seiner letzten großen Parlamentsrede. Die Gefahr strht für nnS links. Klarer kann unsere Politik nicht auf eine Formel gebracht werden. Darum darf der Mittelstand seine Hoffnungen festhalten. wenn er mit gesunder Tat in der Zentrums»,nci verb'-ivt Alle diejenigen, die ihn aus dem Turm heranölocken, sind falsche Prophet?». Im parlamentarischen Untersuchnngs- auHschust der Nationalversammlung für die Vorkriegszeit (Schuld am Kriege) ist e« zu Differenzen gekommen. Der Ausschuß hat soeben ein kleines Weißbuch als Abschluß seiner schriftlichen Erhebungen und monote- langen Arbeiten veröffentlicht. ES enthält die schriftlichen Antworten deutscher Staatsmänner »nd Politiker von Bethmann bis Hugo Ganz über Ihre Beweggründe und Beobachtungen in der Zeit vom Mord in Serajewo bis zum österreichischen Ultimatum. Nunmehr wollte der Ausschuß auf Vorschlag seines Vorsitzenden ALg. Dr. Ouarck (Soz.) die drei deutschen Staatsmänner Bethmann-Hollweg von Jagow und Zimmermann in den drei Tagen nach Schluß de» Parlaments münd lich über die Schuldsragr vernehmen, ca Bersrgnng und Arbeitsplan das mündliche ErhebungSversahren als Haupt- uns Schlnßstück der Untersuchungen vorgesehen haben. Im großen UntersnchnngSanSschuß waren die Meinungen über diese Absicht geteilt, cbenio tm Nettesten* rat, der schließlich dem ersten Unterausschuß selbst die Entscheidung überließ. Dieser verhandelte gestern über die strittige Frage. Bet der Abstimmung entschieden sich die Abgeordneten Schultz-Brousterg (Dentschnat), Dr. Pachnicke (Dem.), Burlage lZentrum) gegen, die Abgeordnete» Dr. Ouarck (Soz.), Frau Behm-Schuch (Soz.) und Eichhorn (Unabh.) für die Vornahme, währ-nd sich Abgeordneter Dr> Meerseld (Soz.) der Abstimmung enthielt. Hierauf erklärte der Bov- sitzende Abg. Dr. Ouarck, daß er den Vorsitz uiederl'ge. Der Rücktritt des Berkehrsminifter Dr. BeÜ der, wie wir ersahren, zum 1. Mat erfolgt, kommt nicht überraschend. Die Ausgabe, die ihm bei der Uebernahme de» uen geschaffene,! Ver« kchrkministerlltm übertragen war, war fest umschrieben, cs war bi« Durchführung der Uebernahme der einzelnen öandeseiseiibahnen auf da- R ich. Der Minister Dr. Bell hat sich dieser Aufgabe mtt voller Hingabe untezzogen und »ach großen schwierigen Verhandlungen, die wiederholt Ins Stocken gerieten und bei denen mehr al» einmal dt« Berreichlichiiiig der Eisenbahnen bedroht erschien, ist e» der außer ordentlichen Gewandheit Dr. BellS gelungen, da» schwere Werk zum Abschluß zu dringen. Dasür gebührt Ihm der Dank de« deutschen Volkes. Seine Aufgabe war keine leichte. Da» Reichsverkchrr- ministerium, welche» er al» erster Minister »eu ins Leben z« rufen batte, stand vor einer um so schwierigeren Aufgabe, al« diese» neu« Ministerium an« dem Nichts geschaffen werden mußte, denn da» eigentliche Rückgrat des BerkehrSmtnistertum, die Eisenbahnen, waren im Besitz der Länder, und e» war ein sehr schwere» Wc,k. die Zustimmung all dieser Einzelländer zur Ueberiraguna der Eisenbahnen auf da« Reich zu erlangen. Das Reich hat für die Uederuahwe der Eisenbahnen schwere finanzielle Opser auf sich nehmen müssen, aber nichts destowrnlgrr bleibt r» ein großes Verdienst des '"„üsters Dr. Bell, daß er seine Ausgabe nftlos gelöst hat. Die . gäbe war siir ihn um so schwieriger zu lösen, als er als Nichljachmaun sich zunächt in die schwierige Materie hineinarbeiten mußte, sie war umso schwieriger, als ihm bei der Lösung seiner Aufgabe wiederholt Schwierigkeiten gemacht worden sind, die ihren AuSgangspuntt hatten in einzelne» L>sen- balmministerien. Allen Schwierigkeiten zum Trotz hat er seine Angabe gelöst. Wenn er jetzt aus seinem Amte scheidet, so darf ganze Volt ihm ausrichtigen Dank schuldet für seine aufopferungs volle, hingebende Tätigte». Finanzfragen in der Nationalver sammlung Finanz- und Ernährungsj scgen waren am Momag Gegenstand der Verhandlungen der Nanonalveiammtung. Der Nctetat gob zwei' Ministern Gelegenheit, gleich zu Beginn der Sitzung zu einer Pro- grammrcde das Wort zu erqreiZn. Ter neue Rrichsjinan,',minister Dr. Wtrth setzte in überaus cinkru'lsvcll.'r Rede, die trotz ihrer lange» Dauer vom Anfang t-iö -um Ende da? Ohr des Hause? Halts, dem Hause die Finanzlage deS Reich:? aus:> »ander Diele ist, um das gleich vorwegzunehmen, eine erche-äend ernst' Start l?' > Mil liarden Ausgaben, die man noch im Vorjahre als Normalbedars an gesehen hätte, sind in ordentlichen und außerordeattichen Ausgaben mehr als das Doppelte, nämlich 89. i Milliarden ersvrderli h Da sind gewaltige Ziffern un'' ür sie gilt es Deckung z» schassen. Die neuen Steuern, deren so n " hreitter der Minüler Wirth mit be sonderem Nachdruck her und s)r deren einheitliche Gistaltung er feinem Vorgänger Erzb < Dank atz'»'trete, reichen bei weitem nicht aus, diese gewaltigen Summen zu decken ES ist natürlich nicht daran zu denke», noch für das lausende 'Zatsjakr diese Fchlleträge auSi Stenern zu decken, und eS ist üherhanot »ragiich ob Steuern all''»' den Fehlbetrag zu decken vermögen. D--.igo» not lut uns vor allen' Dingen ein Zurückschrauben der Ausgaben und geeaoe in diese, Hin sicht hat der Finanzininisler Dr. Wirth ein sehr ernstes Wort der Mahnung gesprochen, und die R'ich? und Staatsbeamten mit allem Nachdruck daraus hingewiesen daß das S hreblichst.' Schrecken nicht nur siir das Reich als solches 'andern auch für ieden einzelnen Be amten und SiaatSangestellteu sein würde, wenn Deutschland die -'er- psändung seiner beiden wichtigsten raanisni >u?n, der Post und Eisen bahn. aufgezwttng'',, werden würde. Er avp-Nikite an das Verständnis de« Millionenheeres der Beamtm und Angestellte», daß der Sozial« sierung lebenswichtiger Betriebe das Grab g.-schauselt werde, wenn ?« nicht einmal gelinge, die beide» waG -Et sozial! rten Ncich-sbeiriele, Post- und Eifenbahn, die znsa n.n.ni rate einen Fehlbetrag von über 12 Milliarden auszuweisen haben, ans der Desizitanrtichast herau-szu- bringen. Nene Einnahmequellen müsst» auf alle Fälle dem Reich er schlossen werde». Die cigentti hm St.-uern sind von einigen weuigen indirekten Steuern in der Hanoislche bereits h->ra»gezoge». ES müssen daher andere Wege zur Nbbürdnng der Schuldenlast des Reiches be schütten werden. Der Geldinflatio» kann nach d,r Ansicht de« Mi nlster? nur durch eine erfolgreiche inn re Anleihe ei» Ende gemacht werden. Zinn Ausgleich der Ausgaben denkt der Minister an die Bildung von Monopolen, aber nur an solche, b' Ae wirtschaftliche Entwicklung.nicht hindern, sondern sie fördern »» sozialen Charakter tragen. Aber alles das wird letzt'» Ende« nichls nutzen, wenn nicht das Wichtigste hinzu kommt: rastlose, unermüdliche Arbeit. Nach dem Finanzminister Wirth. dessen Ausführungen wieder holt mit lebhaftem Bestall ausgenommen wurden, sprach der neu« ReichslandwirtschastSminister Dr. Herme? Das Reichslandw'rt- schaftSininisterirml ist bekanntlich ganz jungen Datum? und wurde namentlich auf Betreiben des Zentrum?, von ,'em ohn-hin schon Über mäßig überbürdoten Wirtschastsm'nisterium abgetrennt damit die * a- teressen der deutschen Landwirtschaft mit größerem Nachdruck vahr genommen werden können, als das bisher möglich war. Ministe«. Hermes stellte die planmäßige Förderung der landwirtschaftlichen Pro duktion als seine Hauptaufgabe hin. Zn« Hebung der landwirsthoff st-