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»»GM«, »-II»,«>»>», Znm 400. Geburtstage eines großen Deutschen Peter CanisinS, geboren 8. Mai 1521) Von Angustinus 5t l e i n S. I. „Leiten ist," so schrieb im Jahre 1005 Dr. Vikior Nau mann '), „soviel und so Verkehrtes über einen Menschen ge schrieben worden als über den sel. Canisius in dem verflossenen Dezennium. Jeder liberale Zeitungsschreiber suhlte sich be müßigt, in einem oder mehreren „Leitern" sein Urteil über den Mann und seine Taten den getreuen Abonnenten, frei nach dem Rezevt des evangelischen Bundes mit mebr oder wen'aer schmückender Verbrämung mitznteilen. Nachdem nämlich Pius lX. 1864 den Jesuiien selig gesprochen, hatte er ihn da durch zugleich vogclsrei sür liberale Angriffe erklärt und ... es wurde von dieser Bogelfreihcit ausgiebigster Gebrauch gemacht und CanisinS wurde dem protestantischen Norden als ein gar ge fährlicher Intrigant, als ein rechter Ketzerhenker. kurz und gut, als ein Scheusal comine il saut geschildert." Wenn d'ese Charakteristik auch nicht ans alle protestantischen Beurteiler paßt, wenn auch manche mit größter Hochachtung von unserem Seligen sprechen, so mag doch un allgenieinen das Bild, das unsere ge trennten Glaubensbrüder sich auf Grund der ihnen zugänglichen Quellen '.nid Darstellungen von Canisius entworfen haben, ein nicht gerade aünstigeS sein. Vielleicht kann die folgend: Unter suchung an Hand der zeitgenössischen Berichte und bislang noch wenigen zugänglich gewesenen Dokumente und Briefe dazu an getan seiu, Mißverständnisse zu beseitigen und auch unseren Selige» in seinem Verhältnis zu den von der hl. Kirche Ge trennten gerecht zu beurteilen. Zunächst wollen wir die Frage zu beantworten suchen: Wie stellte sich Canisius zu den Nenglänbige»? Jeder nvoorein- genommene Beurteiler muß reststelien, daß aus allen Schriften, den Briefen und Predigten des Canisius ein Geist größter Milde und barmbecziger Liebe zu seinen deutschen LandSIencken spricht. Auch in dem nach seiner Meinung irrenden Bruder sieht er vor allem den Bruder und dann erst den Irrtum. Von sei nen: Standpunkt als Katholik, als Priester und OrdenSmann muß er uncrschütrerlich festhaltcn an jeglichem überkommenen Glanbensgut, an katholischer Lehre und Einrichtung; aber das ist für ibn keineswegs ein Hindernis, überall den Irrenden zu entschuldigen, wo es nur irgendwie angeht. Hören wir ihn selbst; in einem Gutachten über seine Arbeiten in Deutschland schreibt er an Vater El. Aannviva'): In Deutschland gibt es «ine ungeheure Menge von solche», die im Glauben irren, aber sie irren ohne Eigensinn, ohne Verbissenheit und Versto-kthe-t; sie irren nach Art der Deutschen, welche von Naturanlage meist einfach und ehrlichen Gemütes sind und sehr empfänglich lind sür alles, was sie teils in der Schule, teils in den Kirchen, teils in de» Büchern der Jcrlebrer gelehrt haben." An Pater Leinez schreibt er'), bezugnehmend ans die von seiten der Protestanten gegen ihn gerichteten Angriffe: „Möchten wir sie doch noch risri« ger sieben, als sie uns heruntersetzcn. Sie verdienen eS um des Blutes und der Liebe Ebristi willen, ge liebt zu werden, schon deshalb, weil die meisten von ihnen aus Unwissenheit irren." .Kaum einer in damaliger Zeit wurde so mit Schmähungen überhäuft wie CanisinS; nud dock beteuert er in seinem ge'kt- sichen Testamente leine Bereitwilligkeit, für die Schmäher zu sterben: ..Könnte ich doch nur ibnen daS Heil der Seele, brnmen. Müßte ich es auch um den Preis meines Blutes erkaufen. Das würde ich wahrlich für einen Gewinn erachten und ihnen damit dem Gebote des Herrn gemäß die Aufrichtigkeit meiner Liebe be weisen." Will er anderen einen Rat erteilen zur Wiedergewinnung der Getrennten, so rät er ibnen vor allein Milde und Sanftmut an; alle bcrbe und kullere Polemik, wie sie damals in beiden Lagern üblich war. war ihm in innerster Seele zuwider. Prof. Wilh. Linden in Dillingen balle eine Schrift versaßt gegen die Glanbensnenerer; darin inachte er nach dein Beispiel der vro- i-stantikcken Polemiker Anspielungen ans die Namen Calvins Mclanclilhoiis n. n. Darauf hin schrieb ihm EanisinS am Sä. Februar 1557»,: „In deinen Schriften könnte manch'?- viel milder ausgedrückt werden; denie Aiistuelungeu mögen einem Vbetor am'tebcn. e'nem Tbeol"gen bentigcr Zeit gebübr-n solche ftkoskesi: nick'!. Mil solcher Arme! bcilen wir die Kranken nacht mache,: iie >ueli'.'-nr noch unbeilharer. . . . Auch den GutR-sinu- tcn flößt eS Ekel ein, wenn etwas nach Bitterkeit schminkt; sie ii'va da. »s San. Epp. Memoriale P. Eanisii 1582; es. Dankschreiben qnaviva lick. 5. 1582). für die Denkschrift: De Germania '"-chilüls. Vi'a Eanisii. Fim-Kstad» 1510. 157. «ollen Bescheidenheit mit Würde und gewichtsvoller Beweisfüh. rung gepaart. . . . Im Geiste der Milde sollen wir die Irren den mehr mahnen als erbittern." In der bereits ermähnten Denkschrift an P. El. Aquaviva meint Canisius: „Es ist unstatt haft, daß man die Irrgläubigen, wenn sie zu uns kommen, hart anlätzt; das heißt nichts anderes als gegen das Verspiel des Herrn das geknickte Rohr brechen und den glimmenden Docht auslöschen. Gerade solche, welche die Irrlehre verbittert und gegen uns eingenommen hat, müssen mit aller Milde und Liebe behandelt werden." Daß unser Selige selbst nach diese» seinen Worten gehandelt hat, bezeugen die verschiedensten Urteile von Freund und Feind; auch seine Gegner müssen immer wieder seine Milde in seinen Predigten und im persönlichen Verkehr hervorheben. Kein Wunder ist es da. wenn sein Wirten unter den Neugläubigen schöne Erfolge zeitigte. Freund von Disvu- tationen mit den Getrennten war er nie; waren sie aber nicht zu umgehen, so setzte er auch da — und häufig mit gu.'enw Er folg — seine ganze Begeisterung für die Sache der K-rcke ein. Wenn manche Historiker der damaligen Zeit berichten, daß viele hochgestellte Männer und Frauen durch den Besuch der Predig- ten des EanisiuS zur katholischen Kirche znrückgesührt wmdeu. kann man dies wohl sicherlich seiner milden Art, oaS Wo>t Gottes zu verkünden, zuschrcibe». Daß überhaupt Anhänger der Lehre Luthers seinen Predigten beiwohnten, kann wohl durch seine einnehmende Predigiweise erklärt werden.. Nebenbei bemerkt, hatte der hl. Jguatiuö seinen Söhnen, die er mit EanisinS nach Ingolstadt schickte, ausdrückliche Weisung gcgeben, sich aller Schmähungen der Irrgläubigen zu enthalten in Pre- . digt und Vorlesung: wohl batte EanisinS dem hl. OrdenSstistcr seine Methode und ihre Erfolge in Deutschland nritgetestt Am 1k. 10. 1554 schrieb EanisinS an ihn: .Mögen dock all- unsere Patres-, die nach Prag kommen lzwecks Gründung eines Kollegs), beseelt sein von einer hl. Geduld und großem Eifer, nicht zu dis putiere». sondern zu ertragen und mehr durch Taten zu er bauen als durch Worte." Er selbst hofft, wie er in einem Briefe von: 22. 4. 1559 schreibt, in, Gegensatz zu anderen Schriftstellern seiner Zeit durch Wtze und Bescheidenheit diese zu übei treffen; die allerlei Heftigkeit und menschliche Leidenschaft in ihren Schriften cinfließen laßen und gerade dadurch die Deutschen mehr reizten als heilten. Von polemischen Angriffen ans die Protestierenden verspricht er sich nichts; er will, daß man ein fach den Unterschied zwischen der alten und der neuen vebre dar lege »nd ein Bild von der Erhabenheit der katholischen Lehre entwerfe. Als er in Straubing tFastenzeit 1858) ans Wunsch des BapernbcrzogS Albrccht gegen die weitere Ausbreitung der Irrlehre predigen sollte, sprach er nicht etwa über Luther und seine Anhänger, sondern wählte sich als Thema und Leitgedanken da? Leiden Ebristi. Oeffentlick lobte man dieserkialben seine Bescheidenheit und Zurückhaltung in den Predigten. Auch in seinen Schriften bleibt er seinem Vorhaben, niemanden zu stoßen, treu. Persönliche Gehässigkeiten und leidenschaftliche Ausdrücke gegen die Protestanten sucht man darin vergebens. Während man in Luthers großem Katechismus allenthalben liest von „tollen und törichten" Bischöfen, von päpstlichen Hansen, Mönchen. Nonnen, so den Ehestand verachten und mit ihrem Gelübde der Keuschheit die kkinsnltigen betrügen, während e? bei Luther hagelt von KrastanSbrücken, die katholische Gebräuche herabseßen, bleibt EanisinS in seinem Katechismus rein sach lich"!. Sorgfältig widerlegt er alle Slreitsäße. aber häufig nur indirekt indem er die katholischen Lehrsätze erklär» und beweist. Selbst die Gegner des Kaiechismns fFlaecns. JllhrienS n. a.) geben -n, daß in dem Buche allenthalben eine milde Sprache gebrauch» werde; allerdings schreiben sie die? der Furchtsamkeit und Gleißuerei zu. Nach allein bisher an EanisiuS Gerühmten können wir aber Wehs mit Recht schließen, daß seine Milde ans liebendem Herren kam. Auch als die Protestanten, namentlich Melanchlhon, Flaee»?. JlOu-icu?-"!, Wigand?) n. a. die heftigsten Angriffe gegen den Katechismus und seinen Verfasser richte ten, hielt er sich an den Rat de? Pater Lainer, ..nicht Ri cb eine »» Der Protest. Knsierist--- Heiur, Böhmer kin .Die Jesus« m", cd. 2, Leipzig 1007, S. 97k.) urteilt, der KatechBmus des auisiu? haste infolge seiner ruhigen, volkstümlichen Art, die sie direkte Polemik beiseite käste, den großen Erfolg, den er 'eklich staüe. voll und aanz verdient. R Ep k, sing. te st alle wirkt ? El' k, 080. " B P. Eanisii eptstnlae et a-ta eolleoit Brann?berger, biester 9 Bände. R- rder. Fecilnirg seit 1806 (ini folgenden alge kni g .En"> 11 72. . . Leipzig kille rimmer ml« stall n w-iimmaller zc »Er - pxeisk mäßig - «onfemi-M Knust «nd Wissenschaft TRutottper. Von den in der letzten Zeit hier z» Gaste weilenden Tenöre» machte E i s e n b e r g von: Tmüssen Lan- de-tlienler in Prag den weitaus besten Eindruck als Herzog im ,. N t g o I e to Er war zweifellos etwas heiser und seine Muteklaar klana .nscngcdc'ic» nicht frisch, aber die Höbe ergab solchen Schmelz und soviel echtes Gold, daß man ein Engage- inciil des Sängers unterstütze» kann. Zudem kann er vortreff lich spielen. Von den anderen Darstellern seien der meisterliche Rigolet!» Stäegemaii ns und die entzückend frisch: G'de Lirie! v Schn ck ö noch ertra rühmend genannt. Resideiiziheater. (Gastspiel Wi»i Grabitz' „Wie einst im Ata iRührselige Stücke erfreue» .sich zwar im- .ne: p iin g^W->, Publikum einer unheimlichen Beliebtheit, aber d»ß die bl >wki bniig dieser allen Posse so stark einschlagen winde, lütte ich nich' geglaubt. Ist es vielleicht das Schwelgen in der b iiii.nernng an schönere Zeiten, das den starken Erfolg ln.»''. Senn an de»! s.'iällßn'n, geistig jedoch sehr mageren W»u : n dock', eia au st« l wstich wenig dran, was da? Operetten» pull:!»in nii!erw Sage innreißen könnte. Oder ist es- — — Wi. -Rabitz' Tic belieb:,' Soubrette vermag es nämkicki, selbst die verwöhn:-.sic» Obere lienbesncher zu bezwing-» durch idi, :!ei!. '! i ii Il-lwiniu! und durch die eckten Hei;cnS° :ön. die iie aiiicl-tz'geii tann. Man lin! Willi Grabitz nach Ver di st ui.mig gei.-er:. S « lsnll assistier» ihr. Das ergibt ei» Paar. :n dessen Adern gesundes Lpcre:ten!>Int pulst! lind auch H e! l w > g »ersuch: die selbst in der Polle unmögliche und übcr- di> stbr nilsympathische Figur des steinalten, trotteligen BaronS rin' ermaßen erträglich » wachen. Karl als Jnstizrat, Jan» da. die spanische Tänzerin der Kaitner, die Hamm. Grete Koch und Grete Ecker: ergänzten das lustige Ensemble, dessen iilnntalische Führung Herr K u. n z - K r au s e innehattc. Zck. Albcrttheoter. tErstansinbrnng: ..Der Querulant", Komödie von Herm. Bahr.) Diesmal hat er? nun mit einem Voltonück bersttcht der Wiener „Philosoph". Er hat auch die literarlsctie Ambition gehabt, sein Stück als ...Komödie" zu be zeichne». Voeh r las man ..Volkskomödie". Am richtigsten wäre aber gewesen: „Kumedi". Denn es ist der Versuch eines Volks» stücke? in Au wiigrnberschcr Manier ohne dessen dichterische Höhe punkte allerdings. Nnd mit ..Philosoph!.'". Die sieht freilich wüst aiis. Er nimmt andauernd Fäden aus, svinnt sie nicht wei ter, meint, der Zuschauer wird sichs schon denken, und streut mit Blitzen herum, die nicht zünden. Ich glaube, ohne diese Philosophie, besonders ohne den psuchologische» Versuch über di« Treue der Frau, wäre «in ganz akjeptable» Volksstück entstan den. Wobei natürlich zu bedciiken wäre, daß der „Prozeßhansl" auch nicht schlecht war nnd im übrigen der selige Anzengruber mit sehr vielen Anleihen bedacht ist. Früher war Bahr b'kwcilen äußerst liebenswürdig. Mai: denke an „Wienerinnen". Später manchmal wenig moralisch. Diesmal ist er langweilig. Wenn der Rotstift ein Drittel strciast, dann könnte das Ragout allen falls genießbar werden. So leidet die Einheitlichkeit und man ist nabe daran, bei diesen zwei Handlungen den Faden zu ver lieren, so lose sind sie miteinander verknüpft. Der Ouernlant ist ein k. k. Weginachcr, dem der Herr Forstmeister den Hund — — „ermordet" hat. Dafür wünscht er ihn zu Zuchthausstrafe verurteilt. Und als das nicht gelingt, macht er ein Attentat auf die Försierotochtcr, d. h. man möchte cs fast glauben. Aber weiß mcms denn? Dazu — eine, nein, zwei saftlose Liebes geschichten a la Kolportage. Ileberslüsfige Personen treten in Hülle nnd Fülle ans und eigentliche Höhepunkte der dramatischen Handlung, d. b. motivierte, fehlen. Daß daraus nicht viel zu machen nmr, ist klar. Immerhin gaben sich die Darsteller — bis auf den Dialekt — redliche Mühe, namentlich Eggert, Willi. Karsten», Winterheld, Irma Zeißig. Meta B länger. Genutzt hatS nichts. Die Aufführung dauerte eine geschlagene Stunde länger als der Zettel besagte. Zck. — Konzerte. Der Liederabend Dresdner Komponisten, den Elsa Bartsch veranstaltete, brachte sechs hier lebende Ton dichter AN Gehör. Freilich war es rin recht buntes nnd nicht immer überwältigendes Programm, aber die schöne Stimme nnd der glänzende Vortrag der geschätzten Meisterin verhals allen Liedern znm Erfolg. An: besten gefiel nnS der an letzter Stelle siebende Sans Hermann mit wirklich bedeutenden Schöpfun gen al? den: „Minnelted" und „Unersättlich". Jul. Klengel» „Wiegenlied'-, Stiers gewandte Sachen und zum Teil auch Herm. Baums Lieder verdienen größte Beachtung. — — Daß auch Herbert Jäger gewinnt, wenn er allein anstritt, dachte ich mir gleich. Sein Mozartabend war recht genußreich. Jäger hat Stilgefühl nnd spickte z. V. die E-Dnr-Sonate ganz hervorragend stiinmungSpoll. — — Größer freilich ist Helene Renate Lang. Ihre Chopin-Interpretation läßt einen Beethovenabend wünschenswert erscheinen. Nicht alle» war „rin Guß", aber alles war „Herz". Zck. Di« zweite Opcrnsoubrette unsere» StantktbcaterS, Frl. Milly Stephan, hat sich ebenfalls unter die Konzertgebcrinncn gestellt. Und nicht ohne Erfolg. Allerdings liegen der sympathischen Künstlerin dir Werk: eine» Et,rill Scott, Drbnssy und Mahler nicht ganz so gut als Schu bert und Wolf, aber man verspürt vom Podium herab diel mehr, wa? Können nnd Kultur bedeutet, al» dir» bei den kleinen Par tien. dir ihr m der Oper ,„fallen, geschehe« kan«. Via» wir» Nr. Sei:: s Antwort, sondern durch GnteStun die Verleumdung zu Wider. legeiE)." Um dies gleich hier zg bemerken: Eanisins zeigte sich auch in diestii: Punkte durchaus nicht schwach; er wußte Per öm und Sache in rechter Weise zu trennen. Sein Grundsatz war: Wer heilen will, muß zuerst den Sitz des Nebels zu ecken-! a suche,: und den Mut haben, offen nnd ehrlich dasselbe et»- e- stehen, mit christlicher Klugheit und Besonnenheit die : Mittel zur Heilung verwenden und ohne Rücksicht ans st unbekümmert um alle Gefahren nnd Beschwerlichkeiten, c- Ziel: die Ehre Gottes nnd das Heil der Seelen, verfolge: a schreibt er an Vater Lainez") ans die Schrift dcZ Magdebiiraer Centuriatoren Ehemnih hin: „Ich sehe cS ein, es ist auf unserer Seite eine weise und richtige Vorsichtsmaßregel, nicht mit den Irrgläubigen zu streiten. Aber die Liebe drängt nus, Schwachen zu Hilfe zu kommen; darum müssen wir eil ige Rechenschaft abst'gen ven unserem Glauben, nicht um unsererst'iE zu beißen, sondern um die Richtigkeit unserer Lehre darzu- in. Sonst würden, wie es zu gehen pflegt, viele glauben, e? beuche das, wa? man uns andichtet, ans Wahrheit." Der protestantische Biograph unseres Seligen, Pastor DrewS'»), sucht in seiner Schrift die Handlungsweise des Pater EanisiuS so zu de» -n, als ob Eanisins zwar nickt selbst die Schmähungen seiner G-g. ner erwidert bade, aber dafür um so mehr durch andere mit Schmähungen habe antworten lassen. Ob dies richtig ist, wöge der Leler selbst entscheiden nach den Ausführungen unseres Seligen i» dieser Sache; in seinen Briefen an die Generäle Franz BorgiaS «8. 9. 1870) und Eberhard Merknrian «8. 8. I57l) schreibt EauisiliS. es erscheine ihm angebracht, eine Verteidigung der kirchlichen Lehren und Vorschriften gegen die polemisch« Literatur der Protestanten anfertigen zu lassen dnrch gelehrte Schriftsteller, die ohne Bitterkeit, ohne persönliche Ehrsucht ot-er andere Privatafsekte lediglich dnrch selbstlosen Eifer für die hei lige, allen Christen gemeinsame Sache geleitet würden. — Dal scheint nicht nach Rache auSzusehen. — Fasten wir das bisher Gesagt« kurz zusammen, so setzen wir bei CgnisinS eine große Liebe zu den Protestanten, bie sich in seinen: Verkehr mit ihnen, in seinen Predigten, seinen Briefen und Schriften aussprach. Wa» erntete er nun dafür bei den Neuglänbigen nnd besonder» ihren offiziellen Vertreiern, den Predigern nnd protestantischen Theologen? Auf den ersten Blick fällt den: aufmerksamen Leser der protestantischen Schmäh, schriften aus der zeitgenössischen Literatur auf, baß fast keiner der Gegner genaues Wissen besaß über EanisiuS und seinen' Orden. Hielten doch manche CanisiuS sür den Stifter und nann.- ten die Mitglieder nach ihm „Canisten". Solche nnd ähnliche' Unwissenheiten mögen einigermaßen manches in den genannten Schriften entschuldigen. Auch bie etwa? gar zu derbe Sprache mag man znm großen Teil au» den: Geist der damaligen Zeit erklären können, aber ganz Ist e« nicht zu entschuldigen, baß die Gegner im Kampfe gegen EanisiuS in diesem Punkte de» Guten allzuviel taten. In besonders nahe Berührung mit den Pio. testanten kam Canisius wider Willen beim Religion»gespräck> in Worms st887); Hostien zwar die Protestanten von den Religions gesprächen. daß „dadurch dem Antichrist etwelcher Abbruch ge. schehe" und die neue Lebre erstarke, so hielt doch CanisinS, gestützt ans die Erfahrungen früherer NeligionSgespräche nicht eben viel davoin Diese seine Ansicht hatte auch Kaiser Ferdinand mitge» teilt: „die Erfahrung aller Jahrhunderte lieferte den Beweis, daß in solchen Znsammenküuflei! die Zeit mit unnützem Hin« und Herreden vergeudet werde: nachher wolle keine Parte: nnler- kegen sein, jede schreibe sich den Sieg zu, widersprechende Ge rücht« über d:c Verhandlungen würden anSgestreut. und der Er- folg sei nicht die Beruhigung der Gemüter, sondern noch größere Entzweiung und Verbitterung". Da aber der Kaiser ans dem Gespräch bestand, erklärte sich EanisiuS bereit, al« Sprecher der Katholiken aufzntreten; nach langen Kämpfen unter den ver schiedenen Richtungen der Protestanten zur Festlegung eine? gemeinsamen Standpunkte? kam e» schließlich zustande. In der Eröffiiiiiigsrcde am 11. September nannte der Führer der pro. testantischen Bekenntnisse, Melanchthon, den EanisiuS einen Einnker, der „wider eigenes Wissen erkannte Wahrheit mit hoi. Hafter Soplnstik verfolge, Abgötterei und Irrt»»: stärke »ud. wenn er so sortfahre, die Belohnung de? Juda« empfangen werde""!. Wa? da noch an Versöhnung zu erwarten war, läßt sich leicht denken. Selbstverständlich verlief das Gespräch, wie EanisiuS es anch voranSgeseben hatte, erfolglos, wenigstens de. züglich der Miedcrvereimgniig der beiden christlichen ,Konst>'':'. ne». Der Riß zwischen den Protestanten selbst wurde c'^rctz die Tagung nur vergrößert. Die Berichte damaliger Zeit erzählen sodann von peesen- sichen Angriffen von seiten irregeführler Neugläubigen ans da? Leben bcS Eanisin? und zeitweilig ko»nte ihn nur der dirckte Schutz des Kaiser? vor Ilel'erlällen schützen, Canisius I eackstn« B E. Boero, Vita Eai.isi:, S, ISO, ", Brief von, 8, Mai 1668, Sv kV, IW. '") DrewS, Petr CanisinS, de: erste deutsche Jcst it Tchriftc» zur ReformationSgeschichte, Erfurt 189L. "> Cvrp. Reform 8, 688—989. sich freuen, ihr gelegentlich wieder zi: begegnen,, Am Flügel loh Paul Aron, der ausgezeichnete Pianist und Begleiter, mz. — Znm Besten des Sächsischen KrüppelhetmS veranstalteten dir Hcrrci: Professoren Bachmann stKlavier), Bärtich (Violine! und Wille (Cello! ein Konzert. Drei-der bedeutendsten T-.wS, nämlich Beethoven G-Dur, Brahms C-Moll und Schubert irs- Dur wurden aufgcführt. Nicht nötig zu sagen, daß d.e Hus- sührnng durch die genannten Meister in tonaler wie technischer Hinsicht ganz erstklassig war. Besonder» Schubert ward zu eine:n eindrucksvollen Erlebnis. Zck, — Philharmonische» Orchester. Die beiden letzten Volks, sinfoniekonzertr dirigierte wieder Edwin Lindner persönlich. Am vergangenen Sonnabend leitete Schubert» C-Dur- Sinfonie «in. ein« der bedeutendsten Sinfonien, ja sogar eine? der hervorragendsten Werke der gesamten Orchestermusik über- hoicht. Der geniale Melodienschwung kam indessen nicht gonz zu der Wirkung, die Lindner sonst zu geben gewohnt ist, Dal Orchester spielte die Sinfonie zum ersten Male und sah an seine» Pulten infolge der Schwrdenreis« diele Notbesehungcn. Das mag wob! der Grund für da» nicht restlose Gelingen gewesen sein. Glanzvoller kam dafür Tscheikowsky» große Ouvertüre „Rvmeo und Julia" heran«. Die Solistin, Frida Trödler- Striegler sang die Arie „Beruhigt ist da» Toben" au» Liszt» Oratorium „Die heilige Elisabeth" mit prächtigem Ausdruck. - Gestern abend beendeten die Philharmoniker ihre Konzertsaison mit einer ganz wundervollen Aufführung der Pahtötigu« von Tschaikowskn, die Lindner wohl so besonder» schön heranSgebracht hatte, nm den Abschied recht schwer zu machen. Kleine „Patzer" der Bläser fielen nicht in« Gewicht bei dieser ttn>peran>e 'lvc'!l>:n, allen Schwierigkeiten der Partitur gerecht kverdcnden Anstüh- rung. Webers Pinto-Onvertüre leitet« da» Konzert ein. da» „Meist«rsingcr".Vo!:spi«l gab ihm «inen festlichen Abschluß Di« zuerst mit großer Enttäuschung vermißte Solistin, Helena Foeti, mußte e« sich gefallen lasten, daß fi« gar bald vergessen war. Zck. -- Grhfsnnn« drt K,nzrrts«if»n im ««»stell» ngSparl. Lange Jahre war e« infolge Verwendung der Ausstellung zu Lazarettzwecken nicht möglich, den schönen Park dem Publikum zur Erholung. Unterhaltung und Belustigung zugänglich zu mackien. Jetzt ist auf Betreiben de« neuen Pachter» Arnold alle- wieder zu neuem Leben erwacht und die Konzertsaiion hat ihren Anfang genommen, verpflichtet ist diesmal da» Pbil- harmonische Orchester unter Leitung des Herr» Kav'll« meister Feierei«. Mit «inm ganz vortrefflich arrangierten Festkonzert, da« mit dem Meistersingrrsviel «ingeleitet wnrd» und die Bedeutung unserer jetzt numerisch so starken Philhar« monikrr für dt« Hebung d« Eiartenkonzert« in »in helle» Licht