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Der Zentrumsparteitag steht vor der Tür. Die Auf gaben. die er zu lösen hat, beziehen sich ebensosehr aus die praktische Politik der nächsten unmittelbar vor uns stehenden Reichstagsperiode wie auch aus die innere Lage des Zentrums selbst, über die seit dem Wahlausgang vom 2V. Mas viel diskutiert worden ist. Der „Artikeldienst -er Deutschen Zentrumspartei" veröffentlicht nachstehend« Ausführungen, die sich mit der geistigen Grund legung des Zentrums befassen. Auch unsererseits wird noch innerhalb der Debatte zum Parteitag Stellung zu nehmen sein. Die Redaktion. Der Wahlausgang mit seinem rapiden Rückgang an Zentrumsstimmcn, sowie die Verkündung der „Katho lischen Aktion" hat erneut die Diskussion über Grund lage und Daseinsberechtigung einer Zen t r u m s p a r t ei in Fluß kommen lassen. Adam Röder hat in dem Aufsatz „Das Zentrum und die politische Stellung der Katholiken", erschienen in seiner „Süddeutschen Conservativen Korrespondenz", den Stand der Aussprache gewissermaßen zusammengefaßt. Die Er örterung ist aber über die Gedankengänge von Dr. Karl Neuendörfer, Dr. Ernst Michel und Dr. Heinrich Teipel nicht wesentlich hinausgegangen. Nur das neue Faktum der Katholischen Aktion ist mit hereingezogen worden und wirft neue Schlaglichter. Seit geraumer Zeit wird das Schlagwort vom alten and neuen Zentrum gebraucht. Die Gefahr liegt nahe, daß daraus endlose Mißverständnisse erwachsen. Deshalb sei zuvor Verschiedenes k l a r g e st e l l t. Keine Partei lebt in einer Verabsolutierung ihrer programma tischen Ansichten, in einer punktuellen Beharrung in zeit bedingten Daseinsformen. Jede Partei ist in eine Ent wicklung hineingestellt, die sich gleichzeitig mit der Ent wicklung des Gesamtvolkes fortbewegen muß. Dies ist wenigstens mit der Partei der Fall, die noch lebendig rm Aol k s o r g a » i s m u s verwurzelt ist. Das Zentrum ist in diesem Sine zweifellos nicht auf einem historischen Punkte der Vergangenheit stehengeblieben, sondern hat sich mit der Zeit und mit dem Volke weiterentwickelt. Daß bei dn'tem Prozeß nicht alle Teile seiner Anhängerschaft gleichen Schritt gehalten haben, ist aus der Perschieden- aitigleit der menschlichen Naturen und ihrer unterschied lichen Empfänglichkeit für Neuentwicklungen verständlich. Jede Bewegung, die in Tradition und Form gebunden ist, jedes Gemeinwesen muß bei stürmischen Fortentwicklungen ihrer inneren Strukturen damit rechnen, daß Teile der Mglicderschuft innerlich und äußerlich nicht mitkommen, smdein bei einem historischen Punkte beharren. Es ist müßig in einer solchen Situation von einer alten und einer neuen Parteiform zu sprechen. Die Begriffe alt und neu sind sehr relativ, und mit subjektiven Empfindun gen verknüpft. Die Parteifreunde, welche die neuen Ent wicklungen, als aus dem Kern der Parteistruktur ent sprungen, bejahen, sind sich nicht bewußt, prinzipielle Wesenszüge der Partei verwischt zu haben, während die in der Ablehnung Beharrenden entgegengesetzter Auffassung sind. Es hat aber im Laufe der Zentrumsgeschichte nie einen Zeitpunkt gegeben, wo nicht eine ähnliche Proble matik von „alten" und „neuen" Partciauffassungen existiert Hütte. Die Richtung Windthorst schien der von Franken stein. die Richtung Hertling der von Hitze entgegenzustehen. Immer hat es in diesem Sinne ein „Altes" und ein ^Neues" gegeben. Die Situation nach dem Zu sammen bruchvon1918warfürdasZentrum nicht weniger problematisch als die Ab wendung von der Kulturkampfperiode zur staats bejahenden Mitarbeit. Es würde einem unnatürlichen Denken entspringen, natürlich sich wie in >rdein Leben ergebende Spannungen und Aufassungsunter- schiede, die zumeist im Wechsel der Generationen begründet liegen, organisatorisch auseinandergliedern zu wollen. Ein natürliches Denken gliedert die Svannunaen. wie sie in Die baskische Denus Uraufführung im Neuen Theater, Leipzig. Um das Jahr 1820 hat ein alter Graf im Baskenland in sei nem Park eine Venus-Statue ausgcgraben. Einige Unfälle bei der Aushebung machte das abergläubische Volk stutzig, und bald stand des Schloß und seine Umgebung im Bann dieser lähmenden Furcht. Ei» junger Archäologe aus Paris, der als Fachmann herbeigcrusen wird, wird Zeuge, wie der junge Schloßherc, ein Wüstling rohester Seile, am Abend seiner Hochzeit durch seinen frevelhaften Ucber- mut der Venus gegenüber unter Blitz und Donner erschlagen wird. Er lMe dem ehernen Standbild seinen Ehering angesteckt, um un- gemimn-r das verlorene Schlagsplel seiner Landsleute zurück ge- wimicu zu können. Bei dem Versuche, den Ring wieder abzuftreifcn, Mel er den Ringfinger der Venus gekrümmt. Er entreißt dem Ümgcu Gelehrten seinen Ring und wechselt ihn am Traualtäre aus. Der erschütterte Archäologe findet die Unheil ahnende Braut, die sich in der entscheidenden Stunde gegen jede Annäherung verzwei felt gewehrt hatte, ohnmächtig am Fuße des Standbildes. Ihre Herzen finden sich und dieselbe Venus krönt die gegenseitige Zu neigung durch den starken, vollen Glauben an ihr Glück. Auch sonst finden sich psychologische Feinheiten und dichlerische Schönheiten in dem Text. Die Musik ist dramatisch angelegt von der erste» bis zur letzten Rote. Der Komponist Hans Wetzler arbeitet überwiegend mit dem vollen Orchester. Daher haben die solistischen Darsteller einen schweren Slauü bezüglich Deklamation ihrer Rollen, die starkes dar stellerisches Können voroussctzen. Wetzler bietet durchweg ausge prägteste atonale Musik. Er geht darauf aus, den Text in seinem ganze» Verlauf zu untermalen, herauszuheben, musikalisch aus- zubrcilen, die jeweilige Situation klanglich auszudeuten Er beweist hierin eine nie daneben greifende, klangsichere Technik, bisweilen von überraschender rhythmischer Wirkung. Wetzler berührt sich hier - ohne an Eigenwert einzubüßen — mit Richard Strauß. Nur ist ihm entgangen, daß die fesselnde Szenenmusik eines Strauß ihre durchschlagende Wirkung der großen, die Seelenstimmung erfassen- den, sic umschlingenden Linie verdankt, die den Zuschauer zum Mlierieben zwingt, die seine aushorchende Seele Mitschwingen, mit jesier Partei ver 'wesentlichen Zeitwenden austreten, positiv zueinander. In dem Maße, wie der Partei das gelingt, behauptet sie ihre politische Existenz und recht fertigt sie ihre Tradition. Die staatspolitische Aufgabe einer Partei beruht nicht in der organisatorischen Ab spaltung jeder politischen Denkdifferenz, sondern in einem polarischen Zusammenbau der Kräfte von einem Zentralpunkt der gemeinsamen An schauungen. Eine zweite Unklarheit hat sich aus der Diskussion über die Grundlagen der Zentrumspartei ergeben. Es wird gefordert, bas „Zentrum müsse sich — besonders mit Hin blick auf die „Katholische Aktion" — entscheiden, ob es eine konfessionelle Partei, eine katholische Partei, eine ParteiderKatholiken oder eine politische Partei sein wolle. Meistens wird unter Heranziehung der Dr. Schauffschen Statistiken noch besonders hervorgehoben: Heute stehe es schon fest, daß das Zentrum nicht mehr sämtliche Katholiken erfasse, daß es also äs kacto schon nicht mehr d i e Partei der Katholiken sei. Diesen Ge danken liegen Unklarheiten zugrunde, die eigentlich schon seit Jahrzehnten geklärt sein dürften. Das Zentrum hat schon seit Windthorsts Zeiten nicht den Anspruch erhoben, eine Partei zu sein, die alle Katholiken erfasse, der alle Katholiken aus religiösen Rücksichten angehören mußten. Das hat das Zentrum nie behauptet, lst es auch nicht gewesen. Schon im Kulturkampf hat es zahlreiche Katholiken gegeben, die politisch nicht zum Zentrum ge hörten. Es ist deshalb unrichtig, aus der Tatsache, daß die Zahl der außerhalb des Zentrums stehenden Katholiken größer ge worden ist, beweisen zu wollen, das Zentrum habe wesentliche Grundlagen seiner Struktur geändert. Daß die Partei ihren aktiven politischen Charakter stärker in den Vordergrund stellen muß, hat ihre Ursache in den gänzlich veränderten politischen Funktionen, die einer Partei in unserem heutigen Ber- fassuiigswesen zustehen. Das Erundverhältnis der Partei zur religiösen Grundlegung im einzelnen Menschen hat sich deswegen nicht geändert. Wir wissen wohl, daß dies, ein seitig oder verzerrt dargelegt, mitunter auch in Kreisen der eigenen Parteifreunde nicht ganz verstanden worden ist. Unsere großen Führer aber, wie z. B. Windthorst, haben, bevor daraus ein politisches Schlagwort gemacht wurde, von der relativen Autonomie des politischen Bereiches gewußt. Sie waren sich dar über klar, daß sie nicht sämtliche politischen Aufgaben im kleinen Katechismus und in den kirchlichen Auslassungen fertig gelöst vorfünden, daß sie ihren eigenen politi schen Verstand anstrengen und aus der besonders gelagerten Spielart des Denkens und Handelns eine Lösung von politischen Aufgaben und Schwierigkeiten suchen müßten. Es heißt das politische Denken unserer alten Führer simpli fizieren, wenn man die Sachlage anders darstellt. Das Verhältnis des Politischen zum Religiösen war im Zentrum zu jeder Zeit einwandfrei geklärt. Das besagt nicht, daß manche Parteifreunde es mitunter aus begrifflichen Un klarheiten oder aus sonstigen Gründen verwirrt haben könnten. Prinzipiell war e« im Zentrum immer bekannt, daß es für das Politische eigen st ändigeProvi uzen gebe, die nach eigener politischer Gesetzlichkeit regiert werden müssen. Es gibt Bezirke im politischen Denken und Handeln, die auch dem dogmatisch gebundenen Katholiken freigegeben sind. Der Katholik kann z. V. Monarchist oder Republikaner sein, er kann unter Umständen für oder gegen den Panzerkreuzer sein, ohne daß er damit gegen ein Dogma oder eine kirchliche Vorschrift , verstieße. Es gibt daher auch keine Möglichkeit, den Katholiken absolut an eine Partei zu binden, wenn nicht dafür eine besondere zeit- und kirchengeschichtliche Bearllnduna vorliegt. Nriiuiviell war es im Zentrum eine alte Weisheit. daß narhoMen auch anderen Parteien an gehören können, sofern sie nicht gegen kirchliche Grundsätze verstoße. Ist man sich darüber klar, daß es zu jeder Zeit im Zentrum entwicklungsgeschichtlich ein Altes und ein Neues gegeben hat. und daß die Partei nie den absoluten Anspruch auf Erfassung aller Katholiken aus religiösen Gründen er hoben hat, so kann man nicht einsehen, mit welchem Recht fortwährend an unserer Partei Her umdefiniertwerden soll. Ihre Existenz ist ein historisches und aktuelles Faktum, an dem niemand vorbeikommen kann. Das Zentrum hat nie so sehr aus geschriebenen Programmen und philo sophischen Definitionen gelebt als aus den lebendigen Nvlkszusam men hängen. Es hat sich dabei auch besser gestanden, als beispielsweise die deutsche sozialdemo kratische Partei, die jeden Augenblick ihr Programm in we sentlichen Punkten ändern muß, weil es zu zeitbedingt, für den aktuellen Augenblick, formuliert wurde. Das Zentrum lebt nach wie vor, trotz zeitweiligen Rückganges, noch in Volkszusammenhängen: es ist noch ein in sich lebendi ger Teilorganismus des deutschen Volk.s- organismus. Es kann nicht bestritten werden, daß das Zentrum — ohne damit den Anspruch einer umfassenden katholischen Partei zu erheben — trotz allem große Teile des katholischen Volkstums in seiner politischen Organisation zusammenfaßt. Das hat natürlich Folgen und Wirkungen. Wenn schon jeder einzelne Katholik verpflichtet ist, Politik aus dem Glauben, aus seiner katbo- lifchen Grundhaltung zu betreiben, so muß das um so mehr eine große Mehrzahl von Katholiken in einer politischen Partei. Die Trennung zwischen Politik und Religion ist für den Katholiken nur relativ. In den grundlegenden Fragen des Lebens, das ja in seiner vollblütigen Ganzheit der politischen Ordnung eingebaut ist, muß er sich nach den in ihm lebenden Gesetzen seines Glau be n s r i ch t e n. So ergibt es sich hieraus, daß der Katho lik von seinem Elaubensleben her eine z e n t r a l e I n sPi rat i on für sein politisches Denken und Handeln erfährt, einen Antrieb zur Totalität in der Erfassung politischer Probleme, gleichzeitig eine Korrektur, eine Zügelung poli tischer Leidenschaften und Radikalismen. Aus dem Glau ben ergibt sich kein spezielles politisches System, aber eine Haltung der Besonnenheit und Mäßigung, der Wesensganz- heit, Totalität, von der eine Partei befruchtet werden kann, die bei verwandten politischen Lagerungen eine poli tische Mittelstellung einnimmt. Diese Analogie kann nicht ohne weiteres weggeleugnet werden, es kann natürlich auch daraus kein absolutes Dogma gezogen werden. Die Mittelstellung des Zentrums ist eine nicht zu bestreitende Tat sache, historisch begründet, für seine Exi stenz notwendig. Denn das Zentrum nimmt in der politischen Lagerung, genau wie jede andere Partei, eine ihm zukommende potentielle Stelle ein, an die eine ander« Parteistruktur nicht so leicht treten kann. Es sei denn, daß das gesamte Kräftesystem unseres deutschen Parteiwesens über den Haufen geworfen würde. Der Streit um diese Mittelstellung des Zentrums beruht nur auf Denkeinseitig keiten oder auf Mißverständnissen. Daß es sich hierbei um keine auf rechts oder links rückbezogene Mittelstellung handeln kann, sondern nur umeineeigene, nurihm innewohnende, aktive Kräfteenergie, brauchte eigentlich nicht besonders betont zu werden. Keine von Rechts- oder Linksauffassungen abhängige, mechanische Mitte kommt in Frage, sondern ein organisches Wurzeln im Herzpunkt der eigenen Kräfte lage. Unsere Partei steht im Spannungszentrum der positiv, polar gegeneinander gespannten politischen Kräfte, die sich einander annähern, sich durchtränken und durchdrin gen, ohne daß sie die ihnen eigenen Werte verlieren. In jedem Organismus, der existieren will, verhält es sich so, daß seine sämtlichen Lebenskräfte in gegenseitigen Span nungen, von einem lebendigen Herzpunkt aus durchströmt und gelenkt, sich aufbauen. Wie das Zentrum diese seine Mittelpolitik einsetzt, an welchem koalitionspolitischen Punkte, liegt in.seiner ausschließlichen Entscheidung. Es klingen läßt. Und darin sicht Wetzler dem großen Szenenmeister in Wien nach. Wetzlers Musik interessiert, aber sie läßt kalt. Es kommt dies auch daher, daß ex der Musik als solcher kein Wirkungsseld freigibt. Dieses Werk bildet textlich das Gegenstück zu Mozarts „Don Juan" Gewiß: Mozart stattete es aus mit einer Musik, aus der mau Symphonien gewinnen könnte. Mozarts Oper wirkte auch ohne Szene, ohne Bühn«. Mozarts Text versagt in der Durchfüh rung des Hauptgedankens, in der Konzentrierung des Geschehens um das kommende Strafgericht. (Daher die Verschiedenheit der Be zeichnung dieser Oper als tragisches Schauspiel »der als „Lustspiel".) Ganz anders hier. Diese Durchführung der Vergcltnngsidee verdient geradezu vorbildlich genannt zu werden. Aber sie ergreift nicht see lisch. Und dies bat letzten Endes seinen Grund in der Psychologie der gewählten Tonkunstart. Der Komponist bietet veristische Musik bis auf die letzte Spitze getrieben. Er lehnt damit jeden Ein schlag von Romantik bewußt ab. Die ohne Zweifel poetisch empfindende Seele der Textdichtern! LissiWctzlcr (die Frau des Komponisten) stellt aber in den dramatischen Mittelpunkt eine von reichster, hemmungslosester Romantik durchtränkte Szene: Ein Standbild aus Erz handelt wie ei» Wesen mit Herz. Diese beiden Auffassungen können nie eine künstlerische Gleichung ergeben. Gegen den Schluß hin versucht Wetzler, seelische Vorgänge musikalisch zu belichten, zu vertiefe», emporzuadcl» durch den Kunstgeist der Musik als solcher. Es ist ihm dringend zu raten, hier an eine Kürzung zu denken, Die Steigerungshöhe ist bereits in der Hochzeitsnacht er reicht. Auch Mozart hat sich hierin etwas versehen. Ohne Span nung kein Kunstempfinden. Es liegt in der naturalistischen Texiauffassung des Kompo nisten begründet, daß den Volksszenen — dem Ballwettspiel und der HochzeilSfeier — besondere Aufmerksamkeit beim Entwurf des Werkes geschenkt tvard. Sie stellen die wirksamsten Szenen dar und können in ihrer rassigen Vollblütigkeit und entzückenden Natürlich keit nicht überboten werden Die Verbindung von Bewegung?. Moment aus der Szene und der rhythmischen Gestaltung durch das Orchester wirkt geradezu verblüffend, so daß man im einzelnen Falle nicht weiß: sind diese Wendungen und Windungen nachkomponiert, oder ist die Musik Vorbild, Modell für den Tanz gewesen. Zudem fesseln die mit historischer Treue an Ort und Stelle aufgenommencn Tänze, die sich dir zur ausdrucksvollste» Pantomime steigern, durch ihre Eigenart und Unerwartethcit ihrer Formen im Verein mit dem Orchester, daß hierin dieses Bühnenwerk auf Zeiten hinaus vorbild lich wirken dürfte. Die glänzende Aufführung war — zunächst musiktcchnisch — bis ins kleinste vorbereitet und mit einer Ucbersicht, bei feinfühliger. Abtönung der einzelnen Klangkörper und Klangeffckte, geleitet, die rückhaltlose Anerkennung verdient. Gustav Brecher dirigierte die unglaublich schwierige Partitur meisterhaft im vollen Sinne des Worts. Der Spielleiter Walter Brugmann ließ alle seine Szene», und Lichtkünste spiele». Nur die Szene der tötenden VenuSberühruug muß ihm besondere Kopfschmerzen gemacht haben. Warum Alfonso — von FritzZohsel temperamentvoll gespielt — noch bis zur Sterbestclle nach erhaltenem Schlage gehen kann, bleibt ein Rätsel. Panos Aravantinos sorgte für Notnrcchtheit der fesselnden Bühnenbilder. Die betrogene, nur aus Geldrücksicht verheiratete Braut Rehnalda (Fanny Cleve) wurde ihrer schwierigen Sing- und Spielrolle gerecht, wenn auch ihre Höhenlage mitunter etwas überanstrengt klang. Besonderen Eindruck machte trotz der Kürze ihres Auftretens Marga Dannenberg als die verlassene Geliebte Alfonsos. Hans Lißmann gelang di« schwierige Aufgabe, den halb albernen alten Grafen immer noch als zurechnungsfähig glaubhaft zu mache». Die Mutter der Braut (Lotte Dörwald) wußte kraft ihrer prächtige» Stimmittel in der erschütternden Dnozene in der gräßlichen Hochzeitsnacht starke» Eindruck sich zu sicher», Etwas weniger befriedigte im Spiel Max Spilcker als Gast und Geliebter, Allerdings seine Nolle dürfte wohl die schwierigste sein. Vielleicht braucht es etwas Zeit, ehe ein gelehrtes Haus sich so recht auf das besinnt, tvas die Frauen Liebe nennen. Ist mitunter viel Kleinkram dabei. — Und der große Ge danke, der uns beim Zuschaun und Anhören ins Ohr geflüstert >var von einer stillen Seele, die dabei >var: Wer die Venus berührt — stirbt daran. Die wahre Liebe, ihr ivahrcs Glück bleibt ein Ge heimnis. Dr. Hugo Löbmann, Leipzig, Schauspielhaus Leipzig. „Leinen aus Irland". — Ein Lustspiel aus dem alten Oesterreich. Von Stephan Ka ma re. Warum wir darüber schreiben? Da haben wir jahre lang noch einem Gegenstück zu Lessings Minna von Barnhelm, und zu dem zündenden Lustspiel „Die Journalisten" von G. Freitag gesucht — und hier haben wir's. Dieses herrliche Gegenstück zum Dreigemälde, zum Triptichon. Man spricht