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Aren, worauf eine furchtbare Explosion erfolgte. Man muthmaßt, daß eine Sprengbombe gegen das Gebäude geschleudert worden ist. Hon dem Thäter ist keine Spur. Der Schaden wird ans >/g Million Pollar geschätzt. — Aus Ta» Franriäro werden verheerenden lieber« schwemmungen in den Thälern des Sacramcnto gemeldet. In der Stadt San Jraquin allein wird der angerichtete Schaden auf 1 Million Dollar geschätzt. Durch einen unterhalb der Stadt Colusa cinge- tretenen Dammbrnch wurden gegen 50,000 Acres fruchtbaren Bodens überschwemmt. Die Einwohner von Colnsa retteten sich. — Die «ufstüdtfchen in der Argentinischen Provinz Corrientes haben die Regierungstruppcn unter stetigem Vordringen wiederholt geschlagen, während sie selbst nur eine kleine Schlappe erlitten. Unter diesen Umständen klingt die Meldung, der Kanipf solle durch einen Schicdsmann ausgeglichen werde», wenig hoffnungsvoll. — Der Unfstand in Rord Mexiko gegen die Negierung des Präsidenten Portino Diaz, nimmt eine immer größere Ausdehnung an. Die Negierungstruppen zeigen sich wenig zuverlässig und sind wiederholt be Mt worden. i Sächsisches. .j — DaS kvjffihrkge Meister-Jubiläum feierte am 27. De zcmber der Ehrenbürger und Webermeister C. F. Rüdiger in Frankenberg. — Avtheilnng für Rancher. Bei Abfassung des mit Ende dieses Jahres außer Giltigkeit tretenden Bctricbsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands hatte nian es für selbstverständlich gehalten, haß in den Frauenabtheilungen nicht geraucht werde und infolgedessen üne hierauf bezügliche Bestimmung unterlassen. Die immer freier denkende Damenwelt aber hat den Elsenbahnverwaltungen wiederholt bewiesen, daß auch Damen rauchen können und in diesem Genüsse in den reservirten Frauenabtheilungcn der Eisenbahnwagen sich nicht stören lassen wollen. In die neue Vcrkchrsordnung ist deshalb nun mehr ausdrücklich das Verbot des Rauchens in den Frauenabtheilungcn ausgenommen worden, so daß diejenigen Vertreter des schönen Ge schlechts, welche während der Eisenbahnfahrt zu rauchen wünschen, in den allgemeinen Raucherabtheilungen für Damen und Herren Platz nehmen müssen. — Zunahme der Geisteskranken in Sachsen. Nach dem jetzt erschienenen Verwaltungsbcrichte der vierten Abtheilung des Vkönigl. sächs. Ministeriums des Innern stieg in den Jahren 1875 bis 1890 die Bevölkerung um 37 Prozent, die Zahl der Geistes kranken im Lande dagegen um 31 Prozent. Die den Bevölkerungs zuwachs übersteigende Zunahme der Geisteskranken trifft vorwiegend die weibliche Bevölkerung, die in dieser Zeit um 27,9 Prozent stieg, Während die Zahl der weiblichen Geisteskranken um 34,0 Prozent zunahm. Noch stärker war bei der noch immer wachsenden Neigung der Gemeinden, ihre Irren in Landesanstalteu unterzubringen, die Vermehrung der in diesen Anstalten vorhandenen Geisteskranken; sie betrug in dieser Zeit 52 Prozent, also ziemlich das Doppelte der Bevölkerungszunahme. Die Gesammtzahl der Geisteskranken im Lande betrug am Schluffe des Jahres 1890: 8011, darunter in Landesanstalten untergebracht: 3910. — An Brandwunden verstorben. In Königswalde bei Annaberg brach in dem Wohnhanse des Straßenwärters Hermann Feuer ans. Die in der Oberstube wohnenden Nestler'schen Eheleute hatten sich auf kurze Zeit aus dem Zimmer entfernt und befanden sich nur die zwei jüngsten Kinder in demselben. Wahrscheinlich ist nun während deren Abwesenheit ein Funke aus dem Ofen in das auf dem Fußboden liegende Stroh gefallen, wodurch dieses entzündet wurde. In wenigen Augenblicken stand das ganze Zimmer in Flammen. Durch das schnelle Eingreifen der hcrbeigeeilten Nachbarn gelang es jedoch, den Brand wieder zu ersticken. Leider hat sich dabei ein äußerst betrübender Unglücksfall ereignet. Dem jüngeren der beiden Geschwister, einen, ungefähr 1 Jahr alten Kinde, wurde das aus der Wiege hervorgestreckte Unterärmchen gänzlich verbrannt. Das ältere entkam glücklich aus der Stube. Am 28. Dezember ist das bedauernswcrthe Kind durch den Tod von seinen Leiden erlöst worden. — Fenier wird aus Zwisckau berichtet: In der äußeren Neichcn- bacher Straße ist ein 4 Jahre altes Mädchen, die Tochter eines Fuhrwerksbesitzers, aus dem Bette aufgestanden und hat sich jedenfalls an dem Nachtlicht zu schaffen gemacht; dabei hat das Nachthemd des Kindes Feuer gefangen und ist vollständig vom Leibe gebrannt. Auf das Geschrei des Kindes erweckte eine 11 Jahre alte Schwester und rief die Eltern herbei, doch waren die Brandwunden derart, daß nach wenigen Stunden trotz ärztlicher Hilfe das Kind daran unter großen Schmerzen verstarb. — Ei« frecher Einbruchs-Diebstahl wurde am 2. Weih nachtsfciertag bei dem Bäckermeister Jakobi in Kühnheide verübt. Der Bäckergeselle Richard Kaden aus Marienbcrg, 27 Jahre alt, und zur Zeit bei de», Bäckermeister Hcizig in Schlettau in Arbeit, kam die Weihnachtsfcicrtage nach Annaberg zu seiner noch lebenden Mutter . zu Besuch, ging am 2. Feiertag zu Tanz und übergab seinen Ucbcr- zieher und Hut der Garderobe. Abends 7 Uhr hat er sich nur mit einem Jacket bekleidet und ohne Kopfbedeckung nach dem 2 Stünden entfernten Kühnheide begeben und den Einbruchsdiebstahl ausgcführt, um sich um 10 Uhr Abends, nach einer Abwesenheit von 3 Stunden, Wieder in dasselbe Tanzlokal zu begeben. Jakobi ist mit seiner Frau nicht zu Hause gewesen. Ein Mädchen von 10V- Jahre» lag zu Bett, als Kaden mit einem Stückchen brennenden Licht in die Schlafstube trat und von dem Kinde sofort erkannt wurde. Da sich das Kind rnhig verhielt, ist Kaden an den Sekretär getreten, hat denselben mit einen, Dietrich geöffnet und aus eine», Kästchen ein Portemonnaie mit einem Inhalt von 1875 Mk., davon 1130 Mk. in Gold, 625 Mk. in Papier und das übrige in Silber, gestohlen. Kaden hat bis zu Pfingsten vorigen Jahres bei Jakobi gearbeitet und war mit den häuslichen Verhältnissen vollständig vertraut. Es ist gelungen, den Dieb fest zunehmcn und das Geld, welches Kaden bei seiner Mutter im Zicgen- stall unter dem Dünger versteckt hatte, wiederzucrlangen. — Selbstmorde. In Seiffen erhängte sich der 37 Jahre alte Holzdrcchslcr Langer, dem kürzlich sein Haus abgebrannt ist. Langer hintcrläßt außer seiner zu Dresden aufhältlichen Mutter Niemanden Schwermut!) und Arbeitslosigkeit sollen die unselige That veranlaßt haben. — In Dresden nahm der Hofphotograph K. in dem Augen blicke Gift, als in seinem Geschäft einige Gerichtsvollzieher sich mit dem Ansiegcln beschäftigen wollten. Das Gift (Cyankali) hat den sofortigen Tod hcrbcigcsührt. — In Wurzen erschoß sich der Hoboist (Oberjägcr) Kreuz vom 3. Jägerbataillon Nr. 15. Differenzen mit seinem Hanswirthe sollen die Ursache gewesen sein. — In Schneebcrg schoß sich ein dort in Arbeit stehender Tapezicrergehilfe eine Rcvolverkngcl in die Brust. Der Schwerverletzte wurde nach dem städtischen Krankcnhause gebracht. Uebcr den Grund der That ist nichts Zuverlässiges bekannt. — Brände. In Haubitz bei Grimma brach in dem Gute des Gemeindevorstandes Rosse Feuer aus, durch welches Wohnhaus Stall- und Schuppengebäude zerstört wurden. Es scheint Brand stiftung die Ursache des Feuers zu sein. — In Wernesgrün (Vogtland) wurde das Gutsgebäude des Gutsbesitzers Eismann ein- gräfchert. Dem Besitzer find hierbei 4 Kühe und 2 Ochsen mit ver brannt. Brandstiftung wird vermuthet. — In Brand bei Frciberg brannte die Scheune des Gutsbesitzers Moritz Andreas ab. — In Hütten bei Königstein brach in einem Lagerraum der Papierfabrik Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß ungeachtet aller Anstrengungen das Schuppengcbäude total und der Dachstuhl des an grenzenden Blcichereigcbäudcs theilweise vernichtet wurden. Der Be trieb der Fabrik wird durch den Brandschaden nicht gestört, doch durfte der Schaden sich auf über 15000 Mk. belaufen. —W. JnhuSdorf» 28. Dezember. Bei der gestern im Gasthof „Zun, Felscnkcller" stattgefundenen Generalversammlung des hiesigen Vereins zur gegenseitigen Unterstützung in Krankheits- und Sterbe- fällcn wurden folgende Herren wiedergewählt: Gemeindeältester Tischler meister Hofmann: Vorstand; Schuhmachcrmeister und Holzhäudler Schwer: Kassirer; Fabrikbeamtcr Günther, Strumpfwirker Karl Püsch- maiin und Strumpfwirker Kilian Vogel: Ausschußmitglicder; neu- gewählt: Herr Werksührer Uhlig: Ausschußmitglied. Der Versammlung schloß sich ein Tänzchen an. — Am ersten Weihnachtsfeiertag konzer- tirte der hiesige Männergesangverein im Saale des „Felsenkeller", der Turnklub in, Gasthaus „Zur grünen Aue". Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die AttUUde uuscreS «lalle« werde» «rs»4t. un» wichtige Begebe,»eiten gtUIzü ailljiilsellea. - Chemnitz, den 30. Dezember. — Sstwesterfeier. Den Uebergang des alten Jahres in das neue Jahr festlich zu begehen, ist gewiß eine überall verbreitete schöne Sitte. Wenn die Klänge der Glocken von allen Thürmen das neu erstandene Jahr begrüßen, wird in allen Familien und überall da, wo sich Menschen zusammenfinden, das junge Jahr mit fröhlichem Sang und lustigem Trinkspruch gefeiert und Bekannte und Unbekannte rufen sich auf den Straßen ihr „Prosit Neujahr" zu. Weniger erfreulich ist es aber, wenn namentlich von jugendlichen Krakehlern diese Ge legenheit zu wüstem Schreien, Brüllen und Toben auf den Straßen und öffentlichen Plätzen benutzt wird. Es ist daher anerkennenswerth, daß in dieser Hinsicht unsere Schutzmannschaft — wie in den letzten Jahren beobachtet werden konnte — energisch einschreitet und wir empfehlen daher allen diesen jugendlichen Helden, ihre Kehlen in der Sylvesternacht nicht allzusehr anzustrengcn, damit ihnen nicht in den ersten Stunden des Jahres gleich etwas Unangenehmes widerfährt. —n. Atlsfordcrung der Reisenden zun» Einsteigen in die Eisenbahnwagen. Vom 1. Januar künftigen Jahres ab, als dem Tage der Einführung der neuen deutschen Verkchrsordnung, er- olgt auf sämmtlichen Stationen der sächsischen Hauptcisenbahnen die Aufforderung der Reisenden zum Einsteigen in die Wagen nur noch durch Abrufen in den Warteräumcn, auf den sächsischen Neben eise „bahnen (Bahnen untergeordneter Bedeutung) durch Ingangsetzen des Läutewerks der Lokomotive. Das bisher übliche Abläutcn der Züge durch die Stations-(Perron-) Glocken kommt überall in Wegfall. Wir machen unsere Leser auf diese wichtige Aenderung im äußeren Eisenbahndienste hiermit ganz besonders nochmals aufmerksam. — Arinenwesen. Als Unterarmenpflcger für den 45. Bezirk wurde Herr Bäckermeister Hermann Otto Voigtländer, Blanken- auerstraßen 22, am 27. Dezember verpflichtet. — Gegen 33,VV0 Stück Christbänme standen in diesem Jahre an den verschiedenen hierzu bestimmten Plätzen zum Verkauf und fanden bis auf geringe Restbestände auch wirklich bereitwillige Abnehmer, besonders da die Preise diesmal als mäßig zu bezeichnen waren. — Die Banmwollpreise haben, wie das „L. T." berichtet, n der letzten Woche in Liverpool ein wenig nachgelassen, sind aber dann auf den früheren Standpunkt zurückgegangen, so daß sie im Ganzen als fest gelten können. Immerhin läßt sich annchmen, daß ie eher auf- als rückwärts gehen, zumal dann, wenn die jetzt still- tehendcn Spinnereien in Lancashire ihren Bedarf decken müssen. Die noch im Betriebe befindlichen Baumwollspinnereien arbeite» nur 3 Tage wöchentlich, um den Spinner», die feiern müssen, cntgcgenzu- kommcn. Früher verbrauchte England die Hälfte aller Rohbaumwolle, die auf dem Erdball erzeugt wird, jetzt kaum den dritten Theil. Das kommt daher, daß die Zahl der Baumwollspinnereien in den Vereinigten Staaten um 7 und in Ostindien sogar um 23 Prozent zugenommen hat. Es kann also doch einmal der Fall eintreten, daß die indische Baumwollindustrie, die über billige Arbeitskräfte verfügt, »ns in Europa mit ihren Waare» den Wettbewerb streitig macht. An Versuchen hat es in England nicht gefehlt. —1. Der Reservesenermann Neinicke, welcher bei der Hebung mit der Hakenleiter abstürtzte, und eine» komplizirtcn Bruch des linken Unterschenkels und am rechten Fuß einen Knöchelbruch er litt, befindet sich den Umständen angemessen erfreulicherweise wohl. Dagegen mußte sich der Fcucrmann, auf welchen Rcinicke ausficl, noch nachträglich in ärztliche Behandlung begeben. Der Arzt kon- tatirte eine Halsmuskeldrehung. Die Ursache des Absturzes konnte noch nicht mit Sicherheit ermittelt werden. Der Gurthaken „nd die Leiter waren in tadelloser Ordnung. Rcinicke hatte die zweite Leiter erstiegen und sich an der obersten Leitersprosse eingehakt. Er hatte die vorschriftsmäßige Wendung» welche gemacht werden muß, um die 3. Leiter fassen zu können, noch nicht halb gemacht, als er aushakte und hcrabfiel. — Verstorben. Der bei dem cigcnthümlichc» Unglücksfall in der Fabrik der Firma Uhle L Co. in Kappel am schwersten ver brühte Arbeiter — sein Name ist Hillcr — welchen man nach dem hiesigen Stadtkrankenhause überführt hatte, ist dort am Mittwoch Abend einen am Tage vorher erhaltenen Verletzungen erlegen. —t. Branvbcricht. In einem Wohnzimmer an der Reichs straße gericthen dadurch» daß zwei Kinder sich Streichhölzchen zu verschaffen gewußt hatten und damit spielten, Holz, die Dielung und andere Gegenstände in Brand. —t. Kanarienvögel erstickt. Zwanzig zum Theil wcrthvolle Kanarienvögel erstickten in einem Zimmer an der Zöllnerstraße an Rauch, der sich dadurch entwickelt hatte, daß einige Säcke durch aus dem Ofen gefallene Kohlen in Brand gcrathcn waren. —* Unredlicher Mensch. Vor einigen Tagen übergab ein hiesiger Kohlenhändler einem Handarbeiter einen größeren Handwagen im Wcrthe von 35 M>, sowie 1000 Stück Briketts, mit dem Auf trag, diese zu verkaufen und am Abend Geld und Wagen abzuliefern. Der Handarbeiter ließ sich jedoch nicht wieder sehen und es ergab sich, nachdem Anzeige erstattet worden war, daß derselbe Wagen und Briketts für 11 Mk. verkauft und das Geld verthan hatte. Der Mensch wurde festgenommcn. —* In der Trunkenheit. In der Nacht zum 17. d. M' kam einem Fabrikarbeiter, als derselbe sich in betrunkenem Zustande in mehreren Lokalen Herumtrieb, seine silberne Nemontoiruhr mit goldenem Rand, im Innern des Deckels der Name des Uhrmachers, Harrisch, Kappel, im Werth von 25 Mark sammt daran hängender Stahlkelte abhanden, und liegt die Befürchtung nahe, daß dieselbe ihm gestohlen worden ist. —* Logiöschwindler. Vor einigen Tagen hatte sich ein Un bekannter unter der Angabe, er sei Arbeiter in einer hiesigen Fabrik, bei einer in der Martinstraße wohnhaften Frau einlogirt und hatte zusammen mit einem dort wohnhaften Schneider eine Stube den, Tags darauf war der Unbekannte fortgegangen, ohne wicderznkehren und mußte dann sein Logiskollege die Wahrnehmung machen, daß ihm der Unbekannte das 18 Mark enthaltende Portemonnaie mitge« nommen hatte. —* Unfall. Vorgestern Nachmittag glitt ein Handarbeiter aus der Treppe eines Neubaues der Scdanstraße beim Transport einer Fußbank aus und verstauchte sich hierbei das rechte Fußgelenk so be deutend, daß er mittelst Wagens nach seiner Wohnung gebracht werden mußte. —* Gestohlen wurde am 18. d. Mts. aus der Garderobe eines hiesigen Gasthauses 1 Winterüberzieher von schwarzblauem Stoff, schwarzem Sammetkragen und blau und roth gestreiftem Futter; darin ein schwarz-weiß-rothgestreiftes Taschentuch; am 30. d. MtS. von einem auf der Wiesenstraße stehenden Schleifwagen weg eine Kiste Datteln, 30 Kilo schwer, H. U. L Oiv. gezeichnet, im Werthe von 35 Mark. Stadttheater. , / Donnerstag» de» 39. Dezember: „Graf Essex", Trauerspiel von Heinrich Laube. Laubes größte und theatralisch machlvollsle Bühueuschöpsuug üble auch diesmal wieder ihre gewohnte Wirkung, obgleich man i» der Besetzung der Rolle der Gräfin Nulland einen bedenklichen Mißgriff gethan. Verinnthlich wird der Gast, dem man die Nolle «»vertrant hatte, ebenso plötzlich, wie er erschienen, auch von der Bildfläche wieder verschwinden, denn selbst ein sorglich aeleiteler Beifall vermag ein verfehltes Spiel nicht zu einer Knustleistnng z» stempeln. Wer bei einem an und für sich spröde» und dünnen Organ »och völlig abhängig ist vom heimischen Dialekt, wie Frl. Nanpp — so hieß der Gast —; wer bei so unfertigen, fast dilettanlenhastc» Bewegungen so wenig zu charaklerisire» versteht und sich lediglich ans Eifer n»d guten Wille» ver lassen mnß, der mag nm Gottes willen nicht an eine Aufgabe von solcher Bedeutung herantrete». Was mag denn die eigentliche Vertreterin der Nnt- laud gedacht haben, da sie vom guschanerraiim aus sich die- klägliche Ge bilde angeschaut? . . . Mit kräftigem Selbstbewnßtsein und feuriger Hingabe war Herr Maximilian an den Titelhelden gegangen. Gebrach es auch seinem Essex an freier ritterlicher Größe »nd an leuchtendem Glanz, so riß er doch hin durch lebhafte Empfindung und starke Leidenschaft. Sein glnthvolles, von innerster Erregung beseeltes Spiel am Ende des zweiten Aufzuges bracht« ihm stürmischen Beifall und mehrfachen Hervorruf ein. Leider war er damit, was seine Stimm-Mittcl aiilangt, an der Grenze seiner Kraft augelangt, und so mußte er in der erregte» Scene des dritte» Auszugs über die Gebühr sorcirc». Dabei verlor sein Spiel das künstlerische Gepräge, und den armen Versen LanbeS ist es übel ergangen. Nichtsdestoweniger darf Herr Maximilian sich aus seinen Essex etwas zu gute Ihn»; er gehört zu seinen wirlungsvollsten Leistungen. Am höchsten aber in der Gcsannntdarstellung stand die Königin unserer ersten Heldin Frl. Woytasck. Dies« Künstlerin hatte keinen leichten Stand, denn die Elisabeth ist im Laufe der Jahre von einer Reihe der hervor ragendsten Größen — cs sei nur a» Clara Ziegler, Paiiline Ulrich u. a. erinnert — a»f unscrer Bühne vorgeführt worden. Doch Frl. Woytasch war eine stolze königliche Erscheinung, nnd wenn auch ihrem Anftretc» die »iajestätische Wucht »nd gelegentlich die ausgiebige Kraft der Stimme »langelte, so hatte sich die Darstellerin doch mit sehr tüchtiger geistiger Ein sicht nnd mit tiefer Empfindung i» die anspruchsvolle Rolle versenkt. Es war ein schöner dramatischer Zug in ihrem Spiel, das sich überzeugend zu tragischer Höhe erhob und in dem alle Uebergängc seelisch vermittelt waren- Was Frl. Woytasch im dritten und vierte» Akt künstlerisch geleistet, das trug ihr die Palme des Abends ein. Herr Striebeck spielte den eifrige» Cecil mit sicherer »nd scharfcrAnf- fassnug; Ummer wieder aber machte il»n seine wenig geschulte Sprache z» schaffen: Herr Walther als Waller Raleigh erzielte mit seinem Schlacht- bericht (Akt 4) «inen wohlverdiente» Erfolg; Herr Neubcrt verlieh dem ritterlichen Southampton edles Feuer, erschien aber zu fahrig in seiner äußern Haltung nnd schrie im vierte» Auszug gar zu unanständig in die Szene hinein. Auch der leidenschaftlichste Zorn des verzweifelte» Freundes von Essex darf unS nicht vergesse» machen, daß Rittersitte und Rücksicht ans die Königin jegliche Rohheit dämpsen »iNsse». Dieser junge Graf aber schrie wie ein iiiigez,gener, ungeberdiger Junge. Der alte James Ralph des Herr» Stemmler war durchaus lebens wahr nnd mit seinem Takt dnrchgesührt, während der Jonathan viel zu nu« rnhig und nnstät gehalten war. Herr Grosse wußte ja de» furchtsamen Alten in eine köstliche komische Beleuchtung zu rücke»; aber ich glaube, den charakteristischen Feinheiten der prächtigen Figur hätte lniscr Herr Kurt- scholz niehr Rechnung getragen. Der verschlagene Cuff wurde durch „iisera brauchbare» und vieseitigen Herrn Blumenreich trefflich vermittelt. L. IV. Straskamii»er-Vertzandlim,ieli — Chemnitz. 29. 12. Felddiebt. Der im Jahre 1851 in Annaberg geborene Klempner und Handarbeiter Karl Emil Martin und der im Jahre 1857 geborene Handarbeiter Christian Louis Schiefer ans Mildenau bei Annaberg, Beide schon mehrfach bestraft, entwendete» gemeinschaftlich am 16. September d. I. von dem Kartoffclfelde des Gutsbesitzers G. in Frohnau ungefähr 9 Liter Kartoffeln, welche Schiefer verkaufte, worauf Beide den Erlös »»ter sich thcilten- Trotz der Gcringsügigkeit des erlangten VcrmögenS- vorthcils wurden Marti» und Schiefer wegen dicseS im Rückfalle ver übten EigcnthnmSvergehcns zu je 3 Monate» Gesängniß pcrnrtheilt. — Unliebsames Rekontre. Im Frühling d. I. pachtete der Bäcker Tobias Strichelt ans Chemnitz eine an der Dresdnerstraße Hierselbst ge legene Bäckerei zn einem kontraktlich festgesetzte» Miethzlnse, zu dessen Zahlung sich auch die Ehefrau des Pächters, Emilie Aiignste geb Lcsch, ver pflichtete. Dar Geschäft ging aber nicht gerade »ach Wunsch »nd bereits im Juni d. I. schien eS dem Vernnelher, als ob die Reich eit'scheu Eheleute ohne Zinszahlung anSziehe» wollten, weshalb er rechtzeitig sein Retentions recht a„ verschiedenen Möbel» n. s. w. gellend machte. Am frühe» Mor?e» des 27. In»! erschienen i» der N e ich elt'scheu Wohnung der Bäcker Paul Otto Ebert »nd dessen Bruder, der Schlosser Ludwig Richard Ebert ans Cheniiiitz, nm infolge Bestechung bei der heimliche» Wegschaffling der Gegenstände behilflich zu sei». Dies war auch bis ans einige wenige Stücke gelungen, che der Hanswirth anfmcrkiam ans den Vorgang wurde. Als dieser nnii das weitere Ansränmc» entschieden »ntersagt«, entstand Streit, welcher bald i» Schlägerei ansartete, wobei der Hauswirth von Strichelt und de» beiden Ebert mißhandelt »nd inehlsach verletzt worden sei» soll. Im Hinblick aus die sich znm Theil wiedersprechenden Angaben und die unklare» Abmachnuge» über die Art der Pachtgeldzahlling konnte die Anklage ans Grund der Zg 288 »nd 289 dcS R.-Slr.-G.-B. (Entwendung eigener Sachen ans der Pfandverstrickmig f. w.) nicht aufrecht erhalte» werden, so daß i» diesem Punkte bei allen 4 Angeklagten Freisprechung er folgte, hingegen erkannte die Straskaininer gegen Neichelt »nd die Brüder Ebert wegen gcincinschaftlicher Körperverletzung aus je 1 Monat Ge- sänaniß. 11-isanbere Manipulationen» Der schon wiederholt mit dem Straf richter in Berührung gekommene, 91 Jahre alte Agent Franz Oskar Ru dert aus Stollbcrg war im Mai und Juni d. I. ans Prozente für eine Zigarrcnfirma in Millwcida thälig, aber nicht zur Erhebung von Geldern be vollmächtigt. Trotzdem kassirtc Rudert, welcher sich i» Geldverlegenheiten befand, bei einem HandclSmaiine in Geher 17 Mk bO Psg., in Oberschlema in zwei Fällen je 10 Mk. und endlich bei einem Drechsler in Schwarzenberg den Betrag von 31 Mk. bO Psg. nnler der Vorspiegelung, zur Empfangnahme der Gelder berechtigt zn sei», natürlich ohne dieselbe» abznliefern. Außerdem machte er sich der Unterschlagnng von 28 Mk. 70 Psg. für gelieferte Zigarre» schuldig. Wege» dieser Slrafthatcn wurde Rudert zu 9 Monate» Ge- sä n gniß und zu 3 Jahren EhrenrechtSverlnst vernrlheilt und sosort i» Haft genommen. Nur nicht arbeiten. Nicht weniger aIS4 Mal war der in Grumbach bei Jöhstadt 1873 geborene Handarbeiter Emil Paul Roth« vorbestraft worden und kointte sich trotzdem nicht an eine geregelte Lebensweise gewöhne». Er strich, wie das so seine Art war, im Lande umher, um z» betteln. So besnchte Roth »im November »nd i» diesem Monat auch di« Ort« Wieso nnd Tauften« berg, «in die Mildthätigkelt vo» deren Bewohnern in Anspruch z» nehmen. begangenen Diebstahl und wegen Bettel»- wurde Rothe zu 4 Monaten Gesängniß nnd 1 Woche Haft, sowie zu 2 Jahren LhreurechtS« Verlust pcrnrtheilt. Die Hastftrafe wurde ihm al- durch dl« UntersuchmtgS« hast verbüßt in Abrechnung gebracht.