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laude» bedeuten soll«. Mit anderen Worten heißt das also, daß Ägypten zwar nicht zu anncktiren, aber auch in absehbarer seine Truppen nicht daraus zu entfernen gedenkt. Zahlreiche ormgesetze wrrden angekündigt, darunter auch das Selbst-Re- merungSgesetz für Irland (die Homernle-Bill). Die letztere Vorlage ist der Stein des Anstoßes für das Ministerium Gladstone und in urtheilssähigen Londoner Kreisen besteht die feste Ueberzeugung, daß hierdurch das Kabinet schließlich stürzen wird. Es ist eben un unmöglich. den übertriebenen Forderungen der Irländer zu ent- ftirechen. Rußland. — Sehr bemerkt wird der Trinkspruch des deutschen Botschafters General von Werder bei der Kaiser-Geburtstagsfeier. Werder betonte ostentativ, daß der Zar dem deutschen Kaiser durch aus zugethan und friedensfrcundlich sei. — Ueber dte Exkönigin Natalie von Serbien berichten russische Zeitungen, sie werde nach der Krim kommen, um dort auf ihren Gütern zu leben. In Pariser Journalen heißt es hingegen, Natalie wolle nach Belgrad gehen und sich dort mit Milan zum zweiten Male trauen lassen. Sehr wahr scheinlich ist das kaum. Australien. — Die englische Regierung scheint entschlossen, nicht zu dulden, daß fich die nordamerikanische Union der Hawaii-Gruppe bemächtigt. Sie hat zunächst in Washington dagegen protestirt, daß amerikanische Scesoldaten in Honolulu die Bildung einer provisorischen Regierung^ unterstützten. Präsident Harrison hat hingegen diese Haltung gebilligt. Englische Kriegsschiffe sind nach Hawaii unterwegs, und wenn fie wohl kaum der gestürzten Königin wieder zu ihrem Thron verhelfen werden, so werden sie doch auch eine Annektion der Inselgruppe durch die Anierikaner nicht dulden. Es wird darüber noch mancherlei Streit gebe». Sächsisches. — Vom Prinzen Friedrich August wird der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" ans Dresden geschrieben: Des Prinzen Friedrich August von Sachsen Ernennung zum Oberst der königlich preußischen Armee L In auits des Garde-Schützcnregiments durch den deutschen Kaiser gelegentlich dessen diesjährigen Geburts tages ist der erste Fall, daß einem königlich sächsischen Prinzen noch vor Erlangung des Gcneralranges eine Ehrenstellung im preußischen Heere eingeräumt wird. Prinz Friedrich August bekleidet auch in der österreichischen Armee eine ähnliche Ehrenstellung, indem ihn bei Ge legenheit seiner Vermählung 1891 der Kaiser Franz Josef zum Stabsoffizier im 3. Dragvncrrcgiment ernannte, dessen Chef der König Albert seit seiner Thronbesteigung 1873 ist. Im königlich sächsischen (12.) Armeekorps nimmt der Prinz zur Zeit die Stellung Zeines Obersten der Infanterie ei» und befehligt als solcher das Schützcn- (Füsclier-)Regiment Nr. 106, dessen Chef sein Vater, Gcneral-Fcld- marschall Prinz Georg, seit 9. Juli 1871 ist. Ferner ist Prinz Friedrich August Chef des 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 seit 86. Mai 1866. Er war auch der erste Sachsenprinz, welcher dem Kaiser den Fahneneid beim Eintritt in die Armee vor 10 Jahren geleistet hat, wie dies durch die preußisch-sächsische Militär-Convention Von 1867 in Verbindung mit Artikel 64 der Ncichsvcrfassnng vor geschrieben Ivordcn ist für jeden Offizier. Es geschah dies am L0. Juli 1883 auf dem Kascrnenhofe der sächsischen Grenadier- Regimenter Nr. 160 und 101 in der Albertstadt bei Dresden. — Ernennungen. Landgerichtsrath Edmund Fuchs in Bautzen wurde zum Landgerichtsdircktor beim Landgerichte Bautzen, Amtsrichter Adolf Römisch in Geithein zum Rath beim Landgerichte Bautzen mit dem Titel Landgerichtsrath in Klasse IV Nr. 18 der Hofrangordnuug und der Assessor beim Amtsgerichte Freibcrg vr. Hermann Ulbricht zum Amtsrichter beim Amtsgerichte Geithain ernannt. — Verleihung deö Denerwehr-Ehrenzeichenö. Dasselbe erhielten für länger als 26jährige treue Dienste bei der Feuerwehr in Ernstthal die Herren Kommandant Hermann Hofmann, Weber meister Hermann Gaudlitz, Webermeister Eduard Nestler, Webermeister Hermann Wölker und Materialist Hermann Müller daselbst. — Kur in Maricnbav. Das kgl. sächs. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist in der Lage, an Zugehörige seines Ressorts drei Unterstützungen im Betrage bis zu 106 Mark zum Gebrauche einer Kur in Maricnbad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kurzeit, zu gewehren. Bewerbungen um diese Unterstützungen sind längstens bis zum 15. März d. I. bei der Kultuswinisterialkasse in Dresden einzureichen. — Schonzeit jagdbaren Wildes. Mit dem 1. Februar treten nach dem köuigl. sächsischen Jagdgesetz außer den Hasen und Rehböcken auch die Fasanen außerhalb der Fasanerien, sowie Wachteln, Schnepfen, Auer-, Birk- und Haselwild, in Preußen die Hasen, das weibliche Roth- und Damwild nebst Wildkälbcrn, Hasclwild re., in Oesterreich aber die Nehböckc, Hasen, Rebhühner und alle Drosscl- arten in die gesetzliche Schonzeit. — Ei» Veteran der sächsischen Armee. Aus Leipzig wird gemeldet: Mit dem 31. Januar ist ein pslichtgctreucr Soldat aus den Reihen der sächsischen Armee ausgeschiedcn, welcher wohl einer der ältesten nicht nur des XII. Armeekorps, sondern des deutschen Heeres ist, der in Folge seines Wirkungskreises weit über das Weich bild der Garnison Leipzig hinaus bekannt geworden und der sich bei allen Denen, die ihm dienstlich oder gesellschaftlich näher zu treten Gelegenheit hatten, nicht nur größter Hochachtung, sondern auch all gemeinster Beliebtheit erfreute. Es ist dies der Feldwebel im Land- wehrbczirk I Leipzig Gustav Alexander Böhme, welcher dem Vater land,: in Krieg und Frieden 49 Jahre und 8 Monate mit Aus zeichnung diente; nur überkommene Körperlciden haben es vermocht, daß der Brave seinen Wunsch nicht in Erfüllung gehen scheu konnte, ein halbes Jahrhundert der Dienstjahrc für König und Vaterland zu vollenden. — Geflügel-Attösteflungö-Ehrenpreise. In Rücksicht darauf, daß der in der Zeit vom 24. bis 27. Februar in Leipzig stattfindendcn „Ersten Deutschen National-Gcflügcl-Ausstellnng" volks- wirthschastlichc und lokale Bedeutung bcizumcsscn ist, hat der Rath beschlossen, zur Beschaffung von Ehrenpreisen 660 Mk. aus städtischen Mitteln zu bewilligen. — Protest. Der Allgemeine Turnverein in Leipzig-Thon berg und Ncurcudnitz hat in einem an den Rath gerichteten Schreiben gegen die von sozialdemokratischer Seite ausgestellte Behauptung pro testirt, er habe den Antrag auf Anschluß an die „freien Turner" nur deshalb fallen lassen, weil er gefürchtet habe, seine auf städtischem Grund und Boden stehende Turnhalle würde vom Nathe der Stadt Leipzig gekündigt werden und weiter die große Mehrzahl der Vcr- einsmitglieder seien Sozialdemokraten und sympathisirten mit den „freien Turnern". — Die Frage der Vereittigitltg von Hohenstein ttttd Ernstthal wird demnächst endgiltig entschieden werden. Ernstthal hatte in einigen Punkten, die der vertragsmäßigen Festsetzung bedürfen, abweichend von Hohenstein Beschluß gefaßt. In der Sitzung vom 25. Januar hat der Stadtgemeinderath der Mehrzahl der Ernstthaler Beschlüsse zugestimmt und es kommt nun darauf an, ob auch Ernstthal etwas nachgeben wird. —^V. JahnSdorf» 30. Januar. Anläßlich des letzten Sonntag kordnung z« erledigen, als über den Bezug von Heilmitteln u. dgk. seitens des hiesigen Militärvereins stattgehabten Balles ertönte am sehr wichtige Mitteilungen gemacht werden sollen. In Anbetracht Vorabend Zapfenstreich, am Sonntag Morgen Weckruf. Nachmittags 3 Uhr versammelte» sich die Mitglieder in Lasch'S Schankwirthschaft, um nach der Wohnung des ehemaligen Vorsitzenden, Herrn Guts besitzer Schaarschmidt, zu marschiren. Der Genannte wurde in Anerkennung seiner hohen Verdienste um den Verein (er hat zwölf Jahre das Vorstandsamt treu verwaltet) zum Ehrenmitglied ernannt und ihm unter entsprechenden Worten durch den zweiten Vorsitzenden, Hern, Kaufmann Florentin Sonntag, ein diesbezügliches Diplom überreicht. Dan» wurde der erste Vorsteher, Herr Materialwaaren- händler Hochmuth, abgcholt und hieraus nach der Schwalbe'schen Schankwirthschaft abmarschirt. Nach einem geselligen Beisammensein dortselbst begann im Saale des „Felsenkeller" der Ball. Der erste Vorsitzende brachte im Laufe des Abends Hochs aus auf Kaiser und König und aus die Ehrengäste, während Herr Strumpfwirker Otto Colditz eine längere Ansprache hielt. Herr Heinrich Kunz feierte durch ein Hoch die beiden Vorsteher. Der hiesige Männergesangverein spendete unter Leitung des Herrn Lehrers Pommer Liedervorträge. Der Ball verlies in harmonischster Weise. — Zum Bau des Fichtelberghaufes. Der Gesammtvor- stand des Erzgebirgsvercins konnte Heuer wieder Antheilscheine zum Baue des Fichtelberghaufes im Betrage von zusammen 1560 Mk. ausloosen; es bleiben nun noch 3000 Mk. in solchen Antheilscheinen zu tilgen. — Die kleinsten Schulen. In unserem dichtbevölkerten Sachsen giebt es doch noch zwei Schulen mit nur je 13 Kindern und zwar in Bärenburg im Erzgebirge und Gürth im Vogtlande, ja sogar eine in Kottenhaide bei Auerbach im Vogtlande mit nur fünf Kindern. —E. vbergräfenhain, 31. Januar. In der Nacht zum 30. d. M. brannte die Scheune des Gutsbesitzers Emil Mühlbach hier nieder. Es war nur der Windstille zu danken, daß die anderen Gebäude des Gehöftes erhalte» werden konnten. Brandstiftung ist wahrscheinlich. — Znm Morde der Bertha Zergievel in Zwickau. Derselbe erfolgte bekanntlich im September v. I. Die hierbei ge raubten königl. preußischen Staatspapiere im Betrage von 22,000 Mk. werden jetzt zur Außerkraftsetzung aufgeboten. Vom Mörder ist noch keine Spur vorhanden. — Erfroren aufgrsnnden wurde in der Nacht zum 29. Jan. der Zimmcrgeselle Behr aus Georgenfeld bei Altenberg. Derselbe ist auf dem Nachhausewege vom „Erbgericht" daselbst, ca. 100 Schritte von seiner Wohnung liegen geblieben. Das Bedauern über das Schicksal des braven, beliebten Mannes ist allgemein. Er war 57 Jahre alt, verhcirathet nnd hiuterläßt 4 Kinder. — Nngliicksfälle. Der Bierschröder Flade in Sachscnburg führte regelmäßig Bier aus der Sachsenburger Schloßbrauerei nach der Anstalt Hochwcitzschen und traf am Sonnabend Vormittag in Begleitung seines Sohnes wieder mit einem Fuder Bierfässer vor der genannten Anstalt ein. Bei der Einfahrt in das Anstaltsthor rutschte der Wagen auf dem glatten und dabei ohnedies etwas ab schüssige» Wege und Flade so»., der neben dem Wagen hcrging, wurde von einer unter dem Wagen in der Schwebe hängenden Tonne dergestalt an den Thorpfeiler geschleudert, daß der 69jährige Mann sofort bewußtlos zusammenbrach und nach etwa 1'/, Stunden, ohne wieder zur Besinnung gekommen zu sein, verschied. — Einbrnchsdiebstähle in Markranstädt. Am 29. Januar Abends gegen 6 Uhr wurde daselbst in einem Uhren- nnd Gold- waarengeschäft an der Lützcner Straße ein Einbruchsdiebstahl verübt. Der Dieb hat eine größere Anzahl Uhren, sowie Schmucksachen ent wendet. — Gleichfalls am Sonntag Abend wurde in die Kutscher- stnbe eines Gasthofcs eingebrochen und dem daselbst bediensteten Haus knecht ein Geldbetrag von 50 Mk. entwendet. — Bedeutende Vermächtnisse. In Greiz hat am 30. Januar die Testamcntseröfsuuug des verstorbenen Fabrikanten Ernst Arnold statlgcfuuden nnd fallen der Stadt bedeutende Ver mächtnisse zu: z. B. das Müllcr'sche Gut als Asyl für salte unbe scholtene Leute nebst einem Kapital, welches 1,000,000 Mk. betragen soll, ferner Stiftungen für Studircnde, Arme u. s. w. Auch für seine Beamten und langjährigen Arbeiter soll der Verstorbene eine namhafte Summe ausgesetzt haben. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. »« grnntde unlikrl vlaU«» wird-» -rlrccht, »»» -»Ichlig- vegrb-ub-Ui» gütig» mtlMeNe» Chemnitz, den 1. Februar 1893. — Die hiesige Handelskammer wählte in ihrer letzten Sitzung den bisherigen Präsidenten Herrn Fcrd. Waldau und auch den bisherigen Vizepräsidenten Herrn Alexander Philipp wieder für diese Aemtcr. Auch die Gewcrbekammer hat ihre bisherigen ersten Leiter, nämlich Herrn Stadtrath Uhlmann-Stollbcrg und Herrn Müller-Burgstädt, wieder als solche berufen. — Aus der Plenarsitzung ist hervorzuheben, daß das Ministerium der Finanzen auf die Herabsetzung des Tarifs für Reisegepäck, namentlich für Handelsreisende, nicht cingcgaugcn ist, daß die Kammer nach wie vor gegen eine Ausstellung in Berlin ist, daß sie das gemeinsame Organ für Handelskammern unterstütze» und in 20 Exem plaren halten will, daß sic für einen Zollbcirath eintrat, dessen Mit glieder zur Hälfte von den verbündeten Regierungen, zur anderen Hälfte von den drei Interessengruppen Handel, Industrie und Land- wirthschaft ernannt werden sollen, daß sie eine Bittschrift gegen Er höhung der Braustcucr an das Ministerium zur Berücksichtigung übergeben hat, daß sie bei der Verzollung von Schweineschmalz eine Tara von 17 Prozent wünscht und daß die Prüfung des Vorganges bei der Gründung der Aktiengesellschaft vormals Arno und Moritz Meister günstig ausgefallen ist. — Der Schlntztcrmin zur Anbringung von Rekla mationen gegen die Einschätzung zu den Gemeindeabgaben ist nunmehr auf den 16. Februar d. I. einschließlich festgesetzt, später eingehende Reklamationen haben also keinen Anspruch auf Berück sichtigung. Eine angebrachte und bis dahin nicht erledigte Reklamation befreit bekanntlich nicht von der Verpflichtung der Zahlung des 1. Termins der Abgaben in der cingeschätztcn Höhe, da eine etwaige Ausgleichung erst nach Beendigung des Rcklamationsvcrfahrens er folgen kann. — Die erste bedeutendere elektrische Kraftübertrag ung in unserer Stadt dürste die durch ihre musterhafte Diamant- schwarzfärberei weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus rühmlichst bekannte Firma Louis Hermsdorf in ihrem Etablissement an der Emilicnstraße errichtet habe». Es handelt sich bei dieser komplizirten Anlage um die Beschaffung des auf zirka 700000 Liter pro Tag zu schätzenden Wasserbedarfs für den Betrieb, welcher aus dem Terrain zwischen der Blankenauerstraße und dem Chemnitzfluh entnommen nnd der Fabrik zugcführt wird. . — Verband der Krankenkassen voi» Chemnitz und Umgebung. Die regelmäßige Monatsversammluug desselben, welche morgen, Donnerstag, Abend 8^/, Uhr im Arbeitervereinshause, Zschopauerstraße, stattfindet, hat insofern eine sehr interessante Tages- dessen darf Wohl auf einen zahlreichen Besuch gerechnet werden. — Handwerkervereirr. In unserem gestrigen Bericht über den letzten Vortragsabend des Handwerkervereins hat sich insofern ein Jrrthum eingeschlichen, als nicht der Vorsteher Herr Eberlein, sondern Herr Zivilingcnieur Theuerkorn in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ausschusses für Beschaffung von Vorträgen Herrn Eulau für seinen Vortrag im Namen des Vereins dankte. —* Verletzungen. Verletzt wurde am 27. v. M. in einer hiesigen Maschinenfabrik ein Schlaffer beim Transportiren von Eisen- blechtaseln, indeni eine derselben abrutschte und chm auf den rechten Fuß fiel, so daß er eine bedeutende Quetschung davontrug. Ferner auf der Beyerstraße am letzten Freitag ein Arbeiter, welcher auf dem glatten Fußweg ausgcglitten und hingefallen war und sich dadurch eine starke Kontusion zugezogen hatte. —* FSflerdiebe. In letzter Zeit wurden verschiedenen Laden besitzern aus den Hofräumen eine Anzahl leerer Petroleumfässer ge stohlen. Nachdem eine diesbezügliche Anzeige erstattet worden war, wurden gestern durch die Kriminalpolizei zwei Handarbeiter ermittelt, welche der betreffenden Diebstähle verdächtig waren. Der Eine ge stand auch zu, die Fässer gestohlen zu haben, während sein Complice den Aufpasser gemacht hatte. Die Fässer hatten die Beiden verkauft und den Erlös dann getheilt. Allgemeiner Konsumverein. Unter zahlreicher Betheiliglnig hielt gestern Abend der hiesige „Allgemeine Konsumverein" im Saal« von „Stadt London" leine schon längst über die Kreise der Mitglieder hinaus mit Spannung erwartete außerordent liche Gencralversammlnng ab, deren Einbcrusnng eine »othwendige Folge der im Borjahre abgehaltenen Prolestveisainmlinig war. Dieselbe hatte über sehr schwerwiegende nnd über die gedeihliche Weiterentwickelung des großen Ver eins prinzipiell wichtig« Fragen zu entscheiden und »ahm, wie sich voraus- sehen ließ, einen sehr erregte», mitunter stürmischen Verlauf, so daß der Herr Vorsitzende wiederholt von seiner Glocke und sonstigen Mitteln der Beruhig ung ausgiebige» Gebrauch mache» mnßle- Laut der Präsenzliste hatten sich bis zu dem 20 Minute» nach 8 Uhr erfolgten Schluffe des SaaleS 615 Mit glieder enigefnnden. während zahlreiche Späterkommende keinen Zutritt mehr finden konnten. Nach längerer Erörterung über die Reihenfolge der beide» BcralhungSgegenstäude und über die Ausnahme von „VereinSangelegenheile»" als dritten Punkt trat man endlich in die bekannt gemachte Tagesordnung ein, deren ersten Gegenstand die Aushebung des in der Hauptversammlung vom 18. Oktober vorigen IahrcS gefaßten Beschlusses über die Aendcrung des Geschäftsbetriebes und die Herstellung desselben in anderer Form bildete. Die Frage, ob man geneigt sei, mit Koutrahcnten (Bäcker, Fleischer, Posamenten-, Schnitt- und Wollwaarenhäudler unter Ausschluß von Materinl- und Grünwaaren) wieder in Geschäftsverbindung zu treten, wurde allgemein bejaht. Zur Vermeidung der Mißbräuche, welche den Anlaß zur Ab schaffung aller Geschäfts-Kontrahenten in der früheren Form geführt hatten, ist die neue Verbindung in der Weise geplant und gestern gntgeheißc» worden, daß Blechmarke» der Vereins nur in dessen eigenen, in Kurzem um zwei zu vermehrende» Verkansslokalc» zur Verwendung kommen, während die übrigens mit größter Sorgfalt ausgewLhlten und durchlde» Abschluß eigener Verträge zu« Lieserung nur bester, prciswürdiger Maaren verpflichteten Gcschästskoulrahenlev gegen Erlegung des entsprechende» Betrages Pappenmarken im Bnreui des Vereins zu entnehmen und diese au di« bei ihnen Maare» entnehmenden Mitglieder des Vereins auSznhändigen haben. Nach dem Werth dieser Market, wird dann am Jahresschluß die vorläufig in ihrer Höhe noch nicht genan sestznstellende Dividende iniabhängig von dem Umsätze in den eigenen Verkaufsstelle» des Vereins berechnet, bez. ansgezahlt- Es ist somit ei» ebenso sicherer, als be quemer »ud einfacher Ausweg gefunden worden, um die mancherlei Härten des früher gefaßten Beschlusses ohne irgend einen Nachtheil zu mil-er». Eine hitzige Debatte entspann sich über den zweiten Punkt der Tagesordnung, die Zurückziehung des in der ordentliche» Generalversammlung vom 2!). November v- I. gestellten Antrages, einen Neubau deS Geschäftshauses ans dem Grundstücke des Vereins an der Ecke der König« und Waiseustraße betreffend, seitens des Vorstandes, den man i» der vorliegenden Form nnd Fassung als »naunehmbar bezeichuete. Allgemein war man von der sriihcr oder später an den Verein herantretenden Nothwendigkeil der Errichtung eines neue» größeren Geschäftshauses überzeugt, hielt aber das hier für in Aussicht genommene, erwähnte Grundstück der beschränkten Nanm- verhältnissc wegen nicht für geeignet. Auch tadelte mau ganz euts hieben, daß die früher zur Berathnng dieser Frage gewählte Commission nicht zu den Verhandlungen der Gesainmtverwaltimg zugezogen Worte» sei. Die von Seite» derselben abgegebenen Erklärungen hierüber hielt man von gegnerischer Seite nicht für stichhaltig und genügend. Schließlich gelangte ein ans der Milte der Versammlung gestellter Antrag ans Einsetzung einer ander- weite» ggliedrige» Commlssio» zur Annahme. In diese Commission, welche die Vanaugelegenheit weiter verfolgen soll, werden die früher gewählten Herren Czech, Hecker, Jnnghans und Wagner wieder ciiilreten, denen «»Stelle der ans der alten Commission als Nichtlnitglieder AuSgeschiedencn die Herren Enders, Mäßig, Treps, Werner und Adolph Wagner zngewählt wurden. Der Nest des Abends wurde mit z»»i Thcil sehr leidcuschastlichen Anssprache» über die Zulässigkeit und Nichtznlässigkeit einer Berathnng von BcreinsangelegeNheite» ansgcsüllt, welche die Einberufung einer »nr diesem Zwecke dienenden auderweilcu außerordentlichen Generalversammlung zur Folg habe» dürften. — Vortrag im Bereit» für Chemnitzer Geschichte. I» einer am 31. Januar im Börsensaake abgehaltene» Versammlung des Vereins, zu welcher auch Gasten der Zutritt gestaltet war, hielt Herr Lehrer E. Wenihold von hier einen Vorirag über: „Die Durchzüge ver triebener Salzburger Protestanten durch Chemnitz im Jahre 1732." — Die Vertreibung vieler Tausende von Bekenner» der evangelischen Kirche ans den» schöne» Salzburger Lande ist allgemein bekannt als Schandmal brutaler Un- doldsamkcit eines katholischen Kirchensürstc». Umsomehr mußte es anregend wirken, Näheres zu hören über den Durchzug einzelner Trupps dieser Ver triebenen, denen der damalige Preußenkönig Zuflucht gewährte, durch Sächselt und speziell durch unser Chemnitz. Erklärlich ivar es daher, daß sich ein recht zahlreiches Auditorium im Börsensaale eingefnndc» hatte. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Proscssor Goitschald, nahm in seiner Begrüßungsansprache Gelegenheit, lebhafter Gcmigthnung hierüber Ausdruck z» gebe». Der Vor trag des Herrn Wenihold dürfte wohl allen Erwartungen mindcstcnS ent sprochen haben. Derselbe legte dem Redner ehrendes Zeugnis; ab von dem Fleiße und der rühmlichen Hingabe, womit der junge strebsame Redner den erforderlichen Stoff für seinen Vortrag ans mancherlei vorhandenen Schrift« quelle» mühsam znsannnengclraqen. Nur hierdurch ist es möglich geworden» ei» so auschanliches Bild jener Ereignisse in Chemnitz bieten z» können. Aber a»ch die geschickte Griippirung des Materials lcgle Zcngniß ab sür ein an« crkennenswcrthes Vcrsländniß des Wcinhold in Erledigung solcher Ansgaben. Nachdem Redner die Vorgeschichte der Salzburger Protcstanten-AuS- Ircibinig kurz slizzirl, schilderte er i» farbcnsrischc» Strichen den Zustand der beklagenswerthen Emigranten bei ihrem Zuge »ach Sachsen; eingehend aber behandelte er deren Ankunft in Chemnitz, wie de» feierliche» Empfang, welcher ihnen hier z» thcil wurde und die glänzende Opscrwilligkcit der Chemnitzer Bürger ans diesem Anlaß. Drei Mal im Laufe weniger Monate hatte Chemnitz das Schauspiel derartiger Durchzüge; jedesmal bestanden diese Auswanderer-Truppen auS Hnnderten von Personen vom höchste» Greiscn- altcr bis zur zarten Kindheit. Aber jedesmal wurden die Fremdliuge hier aus's Wäruisle ausgenommen, bewirthet, verpflegt, mit Kleidung und baareni Gelde ansgestattet, welch letzteres durch Kollekten aufgebracht worden war. Eingehend gedachte Redner anch der beiden Salzburger, wclche hicr ver stärken »ud des Denkmals derselbe» ans dem hiesigen alten Friedhofe. Eine Abbildung desselben, wie verschiedene andere Bildwerke, ans jene Ereignisse Bezug habend, waren zur Allsicht ansgclegt- Herr Wenihold fand seitens der Anwesende» wohlverdienten Beifall für. seinen Vortrag. — An diese» schloß sich eine Sitzung des Vereins, deren Tagesordnung ans Vortrag des Jahresberichts, Kassenberichts rc. lantele und woraus zu entnehmen war, daß die Bestrebungen des Verein» nOftge günstigen Stande» der Finanzen und Verstärkung der Mitgliederzahl auch in Zukunft kräftig verfolgt werden können. di« Heu- Schwllrgeiilhtssitzmtg — Chemnitz vom 31. Januar 1803. In der heutigen öffentlichen Sitzung des SchwiirgerichiS gelangl- Strafsache gegen den Kellner Karl Friedrich Ko »staut in Emil Th ring ans Eckhardtsberga wegen Straßenrandes zur Verhandlung. Der Angeklagte ist ei» wegen Diebstahls, Unterschlagung, Betrugs, Freiheitsberaubung, Erpressung, thätlicher Beleidigung, Verleumdung j Widerstand» und Unfug, Körperverletzung nnd tödlllchrr Verletzung eine» 'Vorgesetzte» vorbestrafter Mensch, der an- a»S dein MilitSrstandr au»gest,W «HL