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»ach der Jagdscheine gehen wollte, einige Schütte von dem Wagen entfernt, im Straßengraben dm Geschirrführer als Leiche auf und zwar halb verschneit. Alsbald wurde auf Anordnung des in Reichen drand patiouirten Gendarmen der Verunglückte nach der Leichenhalle daselbst gerächt. Wie der Verunglückte auf diesen Unrechten Weg, der gar nicht nach seiner Heimath führt, gekommen und wodurch er verunglückte, ist unaufgeklärt. — Am 1. Februar e. trat der Bahn Wärter Herr August Vogel hier, nach 28jähriger treuer Dienstzeit in dm Ruhestand ein. — Selbstmord» In Geyer ist der auf der Thumcc Straße wohnhafte 31 Jahre alte Einwohner St. in seiner Kammer erhängt aufgefunden Worden. Nahrungssorgen scheinen den Betreffenden zu diesem Schritt der Verzweiflung getrieben zu haben. St. hinterläßt seiner Frau vier unerzogene Kinder. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Ov Fkvttit« »Isrrrr Blatte« «erd«, ersacht. »»« wichtig- s-g-txoh-ite«, Mgft »UzitheNl». Chemnitz, den 13. Februar 1893. — Ernennungen. Den Herren Bürgerschullehrer Stein- Va«b und Bezirksschullehrern Klink Hardt, Kirsten und Werner ist in Anerkennung ihres langjährigen ersprießlichen Wirkens im hiesigen Schulwesen seitens des Ministeriums des Kultus und öffent lichen Unterrichts das Prädikat „Oberlehrer" verliehen worden. In Gegenwart der Direktoren Herren Ranft, Goldammer, Neumeister II und Hunger wurde den Ausgezeichneten von dieser Verleihung an Rathsstelle durch die Herren Stadtrath vr. Dittrich und Schulrath Dachselt als Vertreter der Schnlinspektion für die Stadt Chemnitz Mittheilung gemacht. — Zu deu Wahlen für das Gewerbegericht des Be- HvkeS der Sluitöhauplmannschaft Chemnitz, welche bekanntlich am 17. d. M. stattfinden, hat eine kürzlich im Restaurant „Bienen stock" unter Leitung des Herrn Fabrikant Eugen Merkel-Nieder- rabenstein abgehaltene und fast aus allen Orten des Bezirkes be schickte Versammlung von Arbeitgebern Stellung genommen, indem «au sich dahin einigte, für die zu vollziehende Wahl von drei Bei sitzern aus der Klasse der Arbeitgeber unter Beibehaltung der biS- häcigen leitenden Gesichtspunkte die Herren Strumpffabrikant Hermann ' Richter in Berbisdorf, Steinmetzmeister Wilhelm Weber in ilberSdorf und Maschincnfabrikant Theodor Friedrich in chönau zur Neu- bezw. Wiederwahl in Vorschlag zu bringen. — Zahlungseinstellungen, lieber das Vermögen 1) des Handelsmanns Ernst Julius Claus (Zimmerstraße 17 und Brücken straße 56), 2) der Schnittwaarenhäudlerin Albine verehel. Scholz (Limbachcrstraße 3) und 3) des Schloffermeistcrs Otto Ebert (Altcnhainerstraße 3), sämmtlich in Chemnitz, ist unter dem 9. bez. 11. d. Mts. das Konkursverfahren eröffnet worden. Zum Konkursverwalter wurden 'zu 1) Herr Rechtsanwalt Tetzner »nd zu 2) »ich 3) Herr Kaufmann Otto Hösel in Chemnitz ernannt. — Die Kanzlei -er hiesige»» königl. Amtshaupüiia»»»«' schifft bleibt nächsten Donnerstag wegen Reinigung der ExPeditionS- räume für alle nicht ganz dringlichen Sachen geschlossen. —r.— Goldenes Ehejubiläum. In seltener körperlicher Rüstigkeit und Geistessrische beging am gestrigen Sonntage das Ehe paar Krutzsch in Altenburg die Feier der goldenen Hochzeit. AuS den Kreisen der Verwandten und Freunde gingen dem hochbe tagten Jubelpaare zahlreiche Glückwünsche und sichtbare Zeichen der Liebe und Verehrung zu. Der Jubilar, Herr Karl Krutzsch, war bis zu seiner erst im vorigen Jahre erfolgten Uebersiedelung nach Unem jetzigen Wohnorte eine längere Reihe von Jahren hier wohn, hast und als Werkmeister in der Sächsischen Webstuhlfabrik vormals L. Schönherr in Chemnitz thätig und dürfte daher Manchem unserer Leser nicht unbekannt sein. — Fürsorge. Das in Leipzig vorgekommcne bedauerliche Brandunglück hat unserer Polizeibehörde Veranlassung gegeben, durch ihre Organe die hiesigen Schanklokale auf die etwa in ihnen an gebrachten, leicht entzündlichen bez. feuergefährlichen Dekorationen hin Untersuchen zu lassen. Sicherem Vernehmen nach mußten alle dev artigen Ausschmückungsgegenstände bereits bis gestern Abend 6 Uhr beseitigt sein. — Die erledigte Stelle eines Assessors beim hiesigen Rathe ist von diesem dem Assessor bei dem königl. Landgerichte hier, selbst Herrn Ernst Theodor Keil übertragen worden. — Ei»» »»euer öffentlicher Platz. Sobald cs die Witterung gestattet, soll nunmehr laut Rathsbcschluß mit der Herstellung von Gartenanlagen auf dem freien Platze vvrgegangcn werden, welcher nach dem Vau der im Bebauungsplan vorgesehenen Straßcnzüge entlang dem ehemals Wciske'schen Grundstücke gewonnen worden ist. Hiermit wird zugleich einem Gesuche derjenigen An wohner entsprochen, welche zum Ankauf und zur Herstellung dieses Areals besondere Beiträge geleistet haben. Außer den erforderlichen Wegen, Anpflanzungen und Rasenplätzen beabsichtigt man, am nörd lichen Ende des Platzes einen großen Spielplatz mit Sitzbänken an zulegcn, auch sollen die Fußwege um den Platz herum durch An- pflanzcn von Bäumen ein freundlicheres Ansehen gewinnen. Die Kosten dieser Ausführungen, zu welchen das Stadtverordnctcnkollcgium seine Zustimmung nicht versagen dürfte, sind auf zusammen 2900 Mk. veranschlagt. — Das Regulativ für das Diingerabfuhrwefe»» »«»«sercr Stadt ist auf Anregung des königl. Ministeriums des Innern, bez in Rücksicht auf eine neuerliche Entschließung dcS Rcichsamts des Innern durch Vornahme der hiernach nöthig gewordenen Aendcrungen vorbehaltlich der Mitentschließung des Stadtverordneten-Kollegiums in ein eigentliches Statut umgewandclt worden. — StaVttheater. Im Laufe dieser Woche wird die Sängerin Frl. l'Allcmand vom Metropolitan-Opcrnhausc in New- Uork ein auf zwei Abende berechnetes Gastspiel an der Bühne unseres Stadttheatcrs absolviren. Irl. l'Allem and beabsichtigt am Mittwoch, den 15. d. M., die Rose Friquet in der reizenden Oper: „Das Glöckchen des Eremiten" und am Freitag, den 17. d. M., die Margaretha in Gounods gleichnamigem Werke zu singen. Wir machen umsomehr auf dieses Gastspiel auf merksam, als Frl. l'Allcmand in der That eine vortreffliche Sängerin ist, die sich allenthalben der schmeichelhaftesten Anerkennungen zu erfreuen hat. Den hiesigen Opernfrcundcn stehen mithin zwei genußreiche Abende bevor. — Bcrmiftt wird seit dem 4. Februar die am 19. April 1866 in Erlau geborene Ehefrau Auguste Mathilde Kcmpe gcb. Lungwitz von hier. Dieselbe war von untersetzter Gestalt, hatte rundes, gesund aussehendes Gesicht, hellblonde (röthlichc) Haare, blonde Augenbrauen, graublaue Augen, niedrige Stirn, im Unter kiefer fehlte ein Schneidezahn. Bekleidet war die Vermißte mit grauem Rock, schwarzer Tuckjacke, braunem Kopftuch, blangedruckter Schürze und vermuthlich schwarzen Strümpfen. Etwaige Wahrnehm ungen über den Verbleib der Kempe wolle man dem hiesige» Polizeiamte mittheilen. — Der Ve»»ische Jugend-»»»»-, welcher erst seit kurzer Zeit gegründet wurde, hat schon die stattliche Mitgliederzahl von nahezu 50 erreicht, ein Zeichen, daß de« Berck» überall Sympathie entgegen- gebracht wird. Vorstand ist gegenwärtig Herr Hermann Arthur Kinzel, Hauboldstr. 16, an welchen alle Meldungen und Zuschriften zu richten sind. Der Verein bietet seinen Mitgliedern bei einem Beitrage von nur 30 Pfg. allmonatlich 1—2 belehrende Vorträge durch bewährte Kräfte, bezweckt einen freundschaftlichen Verkehr zwischen dem Handwerker- und Kaufmannsstande und ist bestrebt, seine Mit glieder in Wort und That zu echten Deutschen heranzubilden. Alle unsere Gedenk- und patriotischen Tage werden durch Commers oder geselliges Beisammensein festlich begangen. Den nächst» Bortrag für TicnStag, den 14. Februar, Abends '/,9 Uhr, hat Herr Diakonus Weichelt übernommen, welcher über das Thema „Die Zeit Karls des Großen in ihrer Bedeutung für die Kirche" sprechen wird. — I. Naturheilverein. Im Saale des „Elysium" findet nächsten Mittwoch der 3. Lehrabeud statt, in welchem Herr Th. Hieke über die „Pflege des menschlichen Körpers" und zwar als Vorbeugungsmittel gegen Krankheiten (Hygieine) sprechen wird. —n. Wintergarten Schönan. Obgleich dieses beliebte Vergnügungslokal in Chemnitz sowohl, als auch in seiner näheren wie weiteren Umgebung hinlänglich bekannt sein dürfte, halten wir es doch für angebracht, dasselbe an dieser Stelle durch eine kleine Besprechung in empfehlende Erinnerung zu bringen. Man wird selbst in großen Städten vergeblich nach einem mit solcher Eleganz ausgcstattcten Saal suchen, wie man ihn im „Wintergarten" findet. Einen herrlichen Anblick, namentlich bei elektrischem Licht, bietet der Saal mit seiner gegenwärtigen Dekoration, darstellend „die Weltaus stellung in Chicago", einem ungeheuren und mit künstlerischem Ver ständniß ausgeführten Oelgcmälde. Da der rührige Wirth, Herr August Knorr, seiner sehr umfangreichen Gärtnerei eine ganz be sondere Pflege angedeihen läßt, so ist er auch im Stande, den einen der beiden kleineren Säle, „Flora" genannt, in einen wahren Bluinen- tcmpel zu verwandeln. Derselbe bietet einen außerordentlich an heimelnden und angenehmen Aufenthalt. Wird erst die Witterung eine einigermaßen günstigere, dann erwacht auch im „Wintergarten" neues Leben. So hat Herr Knorr für das kommende Frühjahr schon Engagements abgeschlossen mit verschiedenen Militär-Kapellen, die dem musikliebcnden Publikum einen großen Kunstgenuß zu bieten vev sprechen. Da bei dem angenehmen Aufenthalt im „Wintergarten" auch Küche und Keller aufs Beste bestellt sind, so können wir dem neuen Wirth, Herrn August Knorr, nur alles Gute wünschen. —* Ein lieber,«inthlger. Vor einigen Tagen wurden die Bewohner eines Hanfes der Hermannstraße durch mehrere hinter einander abgegebene Schüsse Morgens in der 2. Stunde aus dem Schlafe geschreckt. Ein Gast der im Erdgeschoß befindlichen Schank- wirthschaft hatte aus reinem Ucbermuth und in betrunkenem Zustande im Hofraum aus einem Pistol diese Schüsse abgefcuert. Gegen den übermüthigen Schützen ist Anzeige erstattet worden. —* Ei»» Unangenehmer. Am Sonnabend Nachmittag war ein Handarbeiter aus einer Schankwirthschaft, in welcher er mit den Gästen Streit angefangen hatte, gewaltsam entfernt worden. Aus Aerger hierüber.schlug derselbe eine große Fensterscheibe an der Eingangsthüre entzwei und ergriff die Flucht. Er wurde jedoch ein geholt und der Polizei übergeben. -* Pferde schen gemorden. Am Sonnabend Abend in der sechsten Stunde wurden auf dem Kohlcnbahnhof an der Gocthe- straße die beiden vor einen Kohlenwagen gespannten Pferde durch das Vvrüberfahren eines Bahnznges scheu und rasten die Goethestraße herab. An der Zwickanerstraße kam eines der Pferde zum Stürzen und wurde vom anderen noch eine Strecke weit geschleift, ohne jedoch verletzt zu werden. Ein weiterer Unfall ist dabei nicht vor gekommen. —* Ein Messerheld. Ein hiesiger, heute früh gegen 3 Uhr nach Hause kommender Expedient kam vor der Thiire seines Hauses mit einem Unbekannten in Wortwechsel und wurde von diesem Plötzlich mit einem Messer in die linke Hand gestochen. Der Unbekannte ergriff die Flucht. Der Verletzte ging nach der nächsten Polizeiwache, um sich dort die glücklicher Weise nur leichte Wunde verbinden zu lassen. —* ES lohnte sich. In einem Trödlergeschäft wurden vor einigen Tagen aus einer Pappschachtel eine silberne Anker-Remontoir- uhr im Werthe von 9 Mark, eine silberne Cylindcruhr im Warthe von 8 Mark, ein altes Granatarmband im Werthe von 10 Mark, ein ebensolches, mit weißen Perlen besetzt, im Werthe von 8 Mark und ein sogen. Bicrzipsel mit silbernem Buchdruckcrwappen gestohlen. —* Gestohlen wurden: Von einem auf der Gvethestraße stehenden Handwagen weg ein Packet mit Adresse Louis Lcwy L Cie. Chemnitz, enthaltend 4 Dutzend gebleichte Hcrrcnhandschuhe; aus dem unverschlossenen Keller eines Hauses der Bismarckstraße eine Kinder badewanne, gelb angestrichen, und aus einein unverschlossenen Ge schästslokal an der Reitbahustraße ein Paar Herrcngummischuhe. —* Erwischt. Vor einigen Tagen wurden in einem Hanse der Schloßstraße einer Kellnerin aus ihrer im vierten Stock gelegenen Schlafkammcr nach Aufsprcngcn der Thüre 27 Mark gestohlen. Am vergangenen Sonnabend wurde der Thäter in einem zur Zeit be schäftigungslosen, schon mehrfach bestraften Handarbeiter ermittelt und festgenommcn. Das Geld halte der Dieb mit einem Freunde gctheilt und verthan. —* Unehrlicher Haiidwerker. Einem hier wohnhaften Uhrmacher wnrdcn in letzter Zeit von verschiedenen hiesigen Einwohnern goldene und silberne Uhren zur Reparatur übergeben. Da dieselben die Uhren nicht mehr zurück erhalten konnten, wurde Anzeige erstattet und es stellte sich heraus, daß der betrügerische Mensch die ihm anvertrauten Uhren theils verkauft, theils versetzt und den Erlös ver than hatte. Auswärtige Tagesereignisse. v. U. Danzig, 11. Februar. Mit Rücksicht auf die Cholera gefahr warnt der hiesige Regierungspräsident die Wcichsclanwohner davor, das Eis der Weichsel und ihrer Nebenflüsse mit Nahrungs und Genußmitteln in Berührung zu bringen, da einerseits das kaiserliche Gesundheitsamt zu Berlin sich dahin geäußert habe, daß sich nichti ermessen lasse, inwieweit eine Verseuchung der Weichsel be der letzten Cholera-Epidemie Platz gegriffen habe, und andererseits nach den bisher angcstcllten Untersuchungen die Cholerabazillen sich im Flußcise lebensfähig erhalten <A Rieseubilvg, 11. Februar. Aus einem seltsamen Grunde wird voraussichtlich am 13. d. die Schule zu Rahnenberg bei Riesen- bnrg geschlossen, nämlich weil kein Holz zur Feuerung mehr da ist. Bis dahin hat die Negierung der Schule Rahnenberg das Holz ge liefert, aus unbekannten Gründen aber die weitere Lieferung eingestellt und den Schulvorstand aufgefordert, von nun an das Holz zu liefern, was zu thun sich dieser aber entschieden weigert. ch Münster, 10. Februar. Vor etwa zwei Jahren war aus dem Briesbeutcl der Fahrpost ein von Jena nach Osnabrück gerichteter Wcrthbries jmit 24,000 Mark (in 1000 - Markschcinen) gestohlen worden. Obwohl die Untersuchung mit ziemlicher Sicherheit darauf führte, jdaß der Diebstahl auf dem hiesigen Zentralbahnhofe bei dem Transport des Beutels von dem einen in den anderen Zug verübt worden war, wollte es doch nicht gelingen, d« Thäter ausfindig zu machen. Jetzt endlich scheint Licht kn die Sache zu kommen. Vor gestern wurde hier nämlich der PosthülfSbote Braun verhaftet, der damals bei der Ueberbringung des Beutels betheiligt gewesen war und in der letzten Zeit durch ein übermäßig flottes Leben sich ver dächtig gemacht hat. Die Aufklärung des Diebstahls ist um so wünschcnswerther, als andere Beamte deswegen bereits gerichtliche Verfolgungen erleiden mußten. C RegeuSburg» 11. Februar. Ein Gendarm attrapirte kürzlich in der Nähe von Kclheim, als die Kälte noch arg und die Donau noch zugefroren war, einen armen, erfrorenen Handwerks burschen, doch diesem war die kalte Freiheit noch lieber, als die warme Gefangenschaft; deshalb nahm er in einem unbewachten Moment Reißaus, schnurstracks über die Donau — der kühne Wächter todesverachtend nach. Aber weil das Glück den Lumpen hold, kam der Stromer hinüber und der Gendarm brach ein. Als das der Verfolgte bemerkte, fühlte er ein menschlich Rühren, kehrte um und half seinem Verfolger heraus. Auch der Gendarm spürte jetzl hinwiederum ein solch' menschlich Rühren und stellte seinem Retter vor, daß bei Anzeige dieser That eine sichere Belobigung erfolgen werde. Doch der Handwerksbursche traute dein Landfrieden nicht und meinte, ihm sei eine sofortige Belohnung lieber, was auch der Gerettete einsah, ihm zwei Mark schenkte und ihn in Frieden entließ. K Brünn, 10. Februar. In einer belebten Straße nahe dem Theater, auf dem 'Zollhausglacis Nr. 15, wurde heute ein äußerst freches Raubattentat verübt. Abends gegen 6 Uhr erschien im Bureau des hiesigen Kaufmannes Max Rosenthal, welcher In haber einer protokollirtcn Firma für Militärausrüstung ist, zwei maskirte Männer und verlangten Geld. Herr Rosenthal befand sich im Comptoir mit drei Bediensteten. Da Roseuthal die Forderung zurück- wies, schaffen die Räuber nach den Anwesenden. Zwei Schüsse streckten Herrn Rosenthal nieder, welcher nach wenigen Minuten starb. Zwei andere Schüsse trafen zwei Bedienstete, von denen einer schwer, der andere leicht verwundet wurde. Dem Schwerverwundetcn wurde von der Nettungsabtheilung eine Kugel aus der Brust gezogen. Als sich die Mörder flüchten wollten, kam gerade der Neffe des Erniordctcn, Advokat vr. Hoze, ins Comptoir, um seinen Onkel zu besuchen. Die Strolche feuerten auch auf diesen Schüsse ab, durch welche vr. Hoze an der linken Seite des Oberkörpers verletzt wurde. Die Thäter flüchteten sich, ohne daß eine Spur derselben zurückgeblieben wäre. Merkwürdig ist,, daß hinter dem Comptoir einige Hundert Arbeiter in der Fabrik auf die Auszahlung warteten, und daß die Räuber den Ueberfall gerade zu dieser Zeit unternahmen. e—. PariS, 10. Februar. Eiffel, der Erbauer des Pariser Riesenthurmes, wurde im Jubel der Weltausstellung 1889 als „Großer Franzose" gefeiert. Seitdem er wegen Vertrauensbruches in Panamasachen auf die Anklagebank gekommen ist, leugnen die Pariser seine französische Nationalität und nennen ihn den „Bayer Eiffel". Gestern ist der Mann, dessen Familie übrigens in keinem nachweis baren Grad aus Bayern stammt, zu zwei Jahren Gesänguiß ver- urtheilt Worben. Sofort wird ihm wieder ein Titel seines früheren Kuhmes abgesprochen. Das „Echo de Paris" enthüllt, daß der Eiscnthurm durchaus nicht, wie man dem Publikum vorgeredet habe, 300 Meter, sondern nur 270 Meter hoch sei. Vermuthlich ist er vor der Schande seines Erbauers in den Erdboden gesunken. Wie tief gesunken ist aber erst eine Presse, welche ihre nationale Eitelkeit o kindisch und gemein befriedigt, und auf welcher Stufe muß ein Publikum stehen, das daran Gefallen findet?! —tsek. Herma»»»«stadl, 8. Februar. Der 17jährige Student Josef Fekete, der in Szabadka studirt hatte, mußte auf Anrathcn der Aerzte das Studium auf unbestimmte Zeit aufgcbcn und kehrte nach dem Hause seines Vaters, nach Oetönös bei Küla heim. Vorgestern morgens ging Fekete seiner Gewohnheit gemäß mit einem Körbchen Brotkrumen und Samenkörner in den Hof, um die Vögel zu füttern. In seine Samaritcrarbeit vertieft, nahm er nicht wahr, daß sein jüngerer Bruder, der 12 jährige Emerich, von der Hinterwohnung mit dem geladenen Gewehr seines Vaters hergeschlichen kam, mit der Absicht, die Zerstreuung seines Bruders zu verderben und einige Spatzen zu schießen. Der unbesonnene Scherz hatte aber leider traurige Folgen, denn der Schuß traf anstatt der Sperlinge Josef Fekete, der mit einem herzerschütternden Schrei zusammenbrach und seinen Geist anfgab. Als Emerich das Unglück sah, welches er an- gcrichtet, entfloh er aus dem elterlichen Hause und wird seit zwei Tagen vermißt. Die Eltern befürchten, daß er sich auch ein Leid angethan habe. O Sofia, den 6. Februar. In Philippopel hat kürzlich eine bulgarische Theater-Gesellschaft Schillcr's „Räuber" in bulgarischer Ucbcrsctzuug unter stürmischem Beifalle des zahlreich erschienenen Publikums aufgcführt. Zustände auf den deutschen Besitzungen iu dev Südsee. Aus den deutschen Besitzungen in der Südsee kommen schlimme Nachrichten. Wie vom Bismarck-Archipel gemeldet wird, sind in Ncu- Mccklenburg und Ncu-Hannover, sowie auf den Salomoninseln Un ruhen ausgcbrochcn. Verschiedentlich wurden Europäer von den Eingeborenen überfallen, ausgeraubt und dann erschlagen. Eine Aendcrung dieser Zustände ist nur zu erwarten, wenn in dortiger Gegend eine Schuhtruppe aus Eingeborenen stationirt wird, welche genügen würde, die Eingeborenen im Zaum zu halten. Die bezügliche Nachricht lautet: Aus Ncu-Mecklcnburg und Neu-Hannover laufen neuerdings immer mehr und inehr beunruhigende Meldungen ein. Anfang Oktober wurde der Trepangfischer M'Nicole in der Byron- Straße von Eingeborenen überfallen. Einer seiner Leute wurde er schlagen, er selbst für todt zurückgelaffen. Sein Boot wurde aus- geraubt. Fast gleichzeitig wurden Händler in Neu-Mccklenburg und Neu-Hannover bedroht. Ende November wurde das Haus des Händlers auf Kabotkron umstellt und man drohte, ihn za erschlagen, jedoch gelang es demselben nach langem Parla- mentiren, die Belagerer loS zu werden. Auch der Händler in Kavieng (Nuna gegenüber) wurde bedroht. Die Eingeborenen machen durchaus kein Hehl daraus, daß es ihre Absicht ist, die Weißen zu tödien, um in den Besitz von deren Feuerwaffe» zu gelangen. Ein anderes Motiv ist nicht vorhanden. An verschiedenen Stellen der Küste Ncu-Mecklenburgs sind die Eingeborenen im Besitze von Waffen, welche sie sich aus dem Nachlasse der ermordeten Europäer angceignct haben. Kriegsschiffe wie Schutztruppe haben vergeblich versucht, die Uebclthäter zu bestrafen. Die Eingeborenen lassen alle Heimsuchungen ruhig über sich ergehen, wohl wissend, daß nach ein oder zwei Tagen die Friedensstörer wieder von dannen ziehen, nach dem sie einige Hütten abgebrannt haben. Eine Folge davon ist, daß etzt sämmtliche Stationen auf der Küste Neu-MecklenburgS ynd Neu- Hannovcrs eingczogcn sind, und daß die Agenten der verschiedenen firmen sich auf ihre Hauptstationen zu beschränke»» suchen. Dadurch leidet der Handel bedeutend, denn Neu-Mecklenburg lieferte bisher etwa ein Drittel des gesammten CopraertrageS de» Archipels. Eine Aenderung dieser Zustände kann nur eintreten, wen» die Landesverwaltung sich entschließt, ja dortiger Gegend -«näxl