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Nr. L1H — LI Jahrgang. D»nuer-tag de« LS. Mai LVIV SWscheKolksMiMg »1ch»»n» stlltch ,,ch«. mu «u»na-m» der Sonn, und Festtage. <»« Deutschland »»»««»« » Au Lee»! v»»« » r > ^ "L -Die »et» In Wort und Bild' dtertetlLLrltch In Dresden durch Baten »,4» F». In »an, chland frei Ha», »,ii» Fk; tn Oesterreich 4,4» L ohne Ulnstrterte Beilage Dresden durch Boten j»,I0 ü». . F»! »n Oesterreich 4 07 U« I,«» F». veuischland ftet n««l.»r. ,ch 4 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit L- Illirsn ai»a 8aI«lHv»»B«ii Krebs ausrcsbl kssllsts ksilisnunz Ukrmseksr ^-^^«Utnorrsr. 12 Avwi Himmelfahrt! In der Finsternis gestorben, iru Morgenschein erstan den, in der Mittagssonne gen Himmel gefahren durch .'lacht zum Licht ist gegangen Jesus Christus, unser Hei land und Erlöser. Tie Sünde ist getilgt, der Tod über munden und eine Bahn gefunden, die die Weisesten der Weisen nicht zu entdecken vermochten. Restlos hat der Men ichensohn die Rätsel unseres Daseins gelöst. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Christi Himmelfahrt ist nicht bloß ein Dogma der Arche, sondern versinnbildet zugleich den Inhalt und das stiel ihrer erhabenen Pädagogik: llebcrwindung von Sünde und Sinnlichkeit, Erhebung und Verklärung des ganzen Menschen, Geist ist Fleisch geworden — Fleisch soll Geist werden. Pascal sagt irgendwo: „Nur das ist die wahre Religion, die unsere wahre Natur erkannt hat. . . die Größe und die Niedrigkeit des Menschen . . . und den Grund von beiden." Mit staunenswertein Scharfsinn hat die Kirche die Schwächen des Menschen aufgedeckt, ihm seine Ohnmacht offenbart, ihn gedcmütigt, um ihn zu erheben hoch und immer höher zu den, großen Gedanken: „Ich ver mag alles in dem, der mich stärkt." Bis dahin ist freilich ein weiter Weg. Unsagbar viel Arbeit, Kampf, Mühe, Not. Fallen und Aufstehen liegt da- mischen. Jene Fehler, deren wir »ns nicht zu schämen brauchen, weil sie mit uns geboren sind, verbinden sich mit den gewaltigen Lockungen und Täuschungen der Welt. Nur unausgesetzter, planmäßiger Gottesstreit führt zur Himmel fahrt des sinnlichen Menschen. Alle vierzehn Stationen des Kreuzweges müssen durchgemacht werden. Nichts wird unS geschenkt, und früh muß beginnen, wer vollenden will, ehe die Nacht kommt. Mit dem Tode der Sünde hebt an das Leben der Seele Wunderbar ist der Segen dieser Befreiung. Der Sonnen- uchein des himmlischen Lichtes flutet mit verhüllten Stroh len in unser Wirken, wir nehmen teil an der Ruhe des Jen ieits, und an jenem ernsten Frieden — fröhlich für alle, die ihm entgegenreisen. „Dem Sieger werde ich geben von dem verborgenen Manna." — Was St. Johannes in der geheimnisvollsten seiner Schriften den Getreuen verheißt beginnt schon hienieden zu keimen wie Samen im Schoß der Erde. Die Kirche zeigt uns heute den übergroßen Lohn. Wie in der Passion, so jetzt in der Verklärung heißt es: s'laaa liamv! T«r Menschensohn breitet seine Arme aus, und eine stimme ruft: „Kommet!" Wir bedürfen dieses Bildes und dieses Festes. Die Ströme seines Lichtes laben, die Musik ,einer Gedanken in 'girieren uns zu Geist und Leben. Am Tage des letzten Ge lichtes, wo die Geschichte der Seelen vor uns liegt wie ein offenes Buch, werden wir ergreifende Schilderungen lesen, wie der Gedanke der Himmelfahrt wandermüde Herzen auf gerichtet und getröstet hat. Sünde ist Knechtschaft. Unkeuschheit ist die häufigste und schrecklichste aller Tnranneien. die beginnende Höllen fahrt, der Gegensatz zum Evangelium, das wir heute küssen. Wiederum steht der große Befreier Christus vor dem ge sallenen Menschen . Sein reiner Odem umweht ihn wie Morgenluft und eine Stimme ruft: „Kommet ... ihr Mühseligen lind Beladenen kommet!" Der Christ sieht und fühlt mehr als andere Menscl>en. Er hat eine Heimat droben, und ihre Glocken läuten und grüßen zu ihm herüber. Er hat einen Heiland, der ist bei ihm alle Tage. Er hat eine Kirche — der fortlebende Christus, sie leuchtet im Scheine der herrlichsten Lichter. Ehrfurcht ihrer tausendfältigen Erfahrung, göttlich tief vom ersten Tage an! Welcher Sterbliche will gegen die Unsterbliche streiten? Wir waren wie irrende Schafe und aufflatternde Tauben, sie zeigte uns Weg, Wahrheit und Leben, sic weihte uns ein zur Himmelfahrt und segnete uns, wie eine Mutter ihre Kinder segnet. Für alles müssen wir heute dem danken, der thronet zur Rechten des Vaters. Den unsere Blicke nicht erreichen, treffen unsere Gedanken und Gebete. „Groß und wunder bar sind deine Werke, Herr! Gott, Allmächtiger!" Laß uns dich loben und lieben heute und allezeit, bis wir stehen am „kristallenen Meere" mit den goldenen Harfen des ewigen Jubels. VV. Darum die Nattonalliberalen Gegner des Zentrums sein wollen. Der Nationalliberale Reichsverein hielt gestern abend eine öffentliche Versammlung in Hollacks Sälen (Königsbrücker Straße) ab. An Stelle des erkrank ten Herrn Syndikus Dr. Stresemann sprach Herr Landtags- abgeordneter Dr. Zoephel. Sein Thema war: „Die Lage im Reiche und der Einfluß des Zentrums." Wer einmal so recht in die Tiefen der nationalliberalen Bierbankpolitik in Sachsen eindringen wollte, kani hier auf seine Kosten. Der Horizont war eng von diesen Anschauungen begrenzt. Man sah es dem Referenten an, daß er sich mit Reichspolitik nicht zu besclsiiftigen Pflegt. Daher hörten wir Ansichten, die mit den Tatsachen absolut nicht übereinstimmten, Kombinatio nen, denen jede Grundlage fehlte, kurz eine Politik, die durch ihre sonderbare Naivität recht erfrischend wirkte. Der Herr Referent stellte die Lage als sehr ernst hin. Aber nicht etwa wegen der Stärke der sozialdemokratische» Partei im Reicks tage — diese Erscheinung nannte er bloß bedauerlich sondern weil das Zentrum -nieder Trumpf geworden sei Diese erschütternde Mitteilung wurde durch ein kräftiges „Bravo" aus Zentrumsmunde abgeschwächt. Redner begann nun seine Gründe zu entwickeln, warum die Lage ernst sei; sein Gedankengang war: Das Zentrum sei eine konfessionelle Partei. Es sei also vom Papst i» Rom abhängig. Dieser aber strebe die Macht in Deutschland auch in politischen Dingen zu erlangen, also . . . gnacl erat ckamarmtrnnclnm. Ten Beweis dafür, daß das Zen tlum eine konfessionelle Partei sei und daß es auch in pol: tischen Dingen von Nom abhänge, schenkte sich der Redner Nur mit den Machtgelüsten Noms beschäftigte er sich. Diese seien bereits hervorgetreten, als Bonifatius das Christen tum den Deutschen brachte. Mit dem Segen des Christen tuius brachte er den Fluch des römischen Christentums, des Priesterlichen Machtgelüstes. Als die Nachricht durch die Presse ging, der Kaiser habe dem bayrischen Ministerpräsi deuten Freiherrn v. Hertliug den kaiserlichen Salonwagen zur Verfügung gestellt, habe das so berührt, als wenn Kai ser Barbarossa dem Papste den Steigbügel gehalten habe. Dann kam Redner auf das Sehnen des deutschen Bürger tmns nach der Reichseinheit zu sprechen und erklärte als die beiden größten Feinde derselben den Partikularismus und das Zentrum. Staunend hörte mau, daß das Zentrum nach Gründung des Reiches den Kaiser bereits in einen .Kampf mit dem Papste zu verwickeln suchte. Schuld an dem Env- porkommen des Zentrums sei Bismarck gewesen. Denn er lehnte in der Zollpolitik die Mithilfe der Nationallibe raten ab und verband sich mit den Konservativen und dem Zentrum. Mit dieser verhängnisvollen Stunde begann die Rückentwickelung des Deutschen Reichsgedankens. Erst Vülow raffte sich auf und rief durch die Neichstagsauflösung um Hille gegen die „Koalition von Zentrum und Soziah demokratie". Redner verbesserte sich allerdings, indem er meinte, es sei das kein schriftliches Bündnis gewesen, aber das Zentrum hätte die Situation auSgenntzt und sobald es in nationalen Dingen Nein sagen wollte, bei der Sozial demokratie Unterstützung gefunden Die Wahlen fielen zu nugunsten der Sozialdemokratie aus und damit war das Zentrum machtlos gewordm. Auf die geistreich sein sollen den Ausführungen über die Reichsfinanzreform, die den Block sprengte, wollen wir nicht eingehen. Sehr interessant war dieAnslegnng der Erbanfallsteuer. TieNationalliberalen wollten diese nicht, weil sie gerecht sei, sondern nur, um das Reich vom Partikularismus zu befreien, ihm eigene Steuer quellen zu erschließen, bannt es nicht von den Immatriknlar beitrügen der Bundesstaaten abhängig sei, sondern seine eigene Politik machen könne. Aber die konservativen mit rühmlicher Ausnahme der sächsische» und das Zentrum sintertrieben es, damit die preußisch-bayrische Fuchtel weiter über das Reich regiere. Das Zentrum wolle das Reich nicht mächtig werde» lasse», daher müsse dies nach der Franken lteinschen Klausel alle Mehreinnahmen aus den Zöllen über IM Millionen ans Reich abliefern. Auch den 8 16 des Zolltarifgesetzcs vom Jahre 1M2 habe das Zentrum gemacht. Womil die Zinsen aus den Nettozollei »nahmen zu einem Fonds für die Witwew und Waisenversichernng angesammelt werden sollen, nur um dem Reiche die Machtmittel zu ent ziehen. So streben Zentrum und die preußische» Konser vativen auf die Auflösung des deutsche» Reichsgedankens hin. Nicht die Konfession des Zentrums sei der Grund der nationalliberalen Gegnerschaft, sonder» weil es die Reli gion für seine Machtansprüche mißbrauche. Diese aber wer den non Rom aus gestellt und das Zentrum müsse dem Papste gehorchen. Das Zentrum sei also seiner Natur nach reichsfeindlich. Es stehe im Gegensätze zu dem national- liberalen Begriff von Staat und Königstum. Der Priester in Rom gehe dem Zentrum über den deutschen Kaiser. Da her seien die Nationalliberalen die unerbittlichsten Feinde des Zentrums. Diese Verleumdungen zu widerlegen, hieße der sächsischen Bierbankpolitik zu viel Ehre antun. In den weiteren Ausführungen glaubte Redner aus dem bayrischen Jesuitenerlaß, aus dem Vorgehen des Zentrums gegen den Duellzwang seine Macht zu erkennen. Man wolle, daß das Offizierkorps der „ultramontanen Auffassung Rechnung trage''. Aus einer Aeußerung der Augsburger Postzeitg." folgert Redner, daß hier der alte ..Kuhhandel" getrieben werden solle; der preußische Kriegs- minister müsse springen oder nacksgeben. sonst „kriege er die Wehrvorlage nicht bewilligt". Ueber diese „ollen Kamellen' dl? Saewalt?»? PclUzcll? "d?r der?» Raum »tt FS» Rückaad? anverlang«. Schriftftül», »ei«? Svrr-dll»»??: I I di» t^Ndr , muß man lachen. Denn, wie wir in iinserm gestrigen Leit artikel auSsührte». hat das Zentrum bedingungslos die Wehrvorlage als Reichsnotwendigkeit behandelt »nd »,r z,u Annahme verholfe», und die Tuellfrage erst nachhei ie- handelt. Das Zentrum bat nie Budget und Wehrvorlagen zum Gegenstand eines „Kuhhandels" gemacht, wie es - ie Nationalliberalen so gern zu tn» pflegen. Auch auf die sächsische Sclsulvorlage kam Herr w-i stoepbel zu sprechen. Im Mittelpunkte derselbe» stehe die konfessionelle Frage. Die Nationalliberalen wollen keine-.-- wegs w behauptete er. den Religionsunterricht ausscbeiden; nur solle der übrige Unterricht nicht konfessionell sein. Jede Religion verkümmere, die sich zur Macht ausbilde. Wenn es nur der Protestantismus wäre, so könne man nichts da- gegen haben. Aber auch der Katholizismus mache sich durch die Schule geltend. Er werde die Hand ans die Schule lege», denn wenn wir die Konfessionssclmlr dem Protestant»?, mus zugesleheN', müssen wir sie auch den Katholiken geben. Zwar sei die kath. Kirche in Sachsen nicht groß, aber nach und nach werde sie durch Zuzug von außen größere Macht um sich scharen. Das sei um so gefährlicher, weil das Zen- Inml immer wieder den Tolernnzmitrnss eilibriiwe, durch welchen die Landeshoheit der einzelnen Staaten über die Konfession ansgeschaltet »»erden und der Reichsregierung zngewiesen werden soll. Der Herr Redner zeigt lsiei so recht die Engherzigkeit der sächsischen Liberale». Dieie wolle» keine freie Religionsübnng für jedermann, sondern die Bei- behaltnng der alten gesetzlichen Zwangsjacke. Das ist der Partiknlarisinns in seiner widerlichsten Form gegenüber dem großen Reichsg.'danken. den Herr Dr. Zoephel so »»arm verteidigte, nicht »m das Zentrum >n treffen, denn für dieses l rancbt inan hier kein Gesetz, sondern um die katholische Kirche nicht unter der preußisch-bayrischen, sondern unter der sächsischen Staatsfuchtel zu behalten. Redner schloß seine Ausführnngen mit der Voraussage, daß der Kulturkampf in der nächsten Zeit bevorstehe. Es erfülle ihn das mit schweren Sorgen. Man müsse das Reich vom Zentrum frei machen, um die Kaisergewalt und Einig keit des Reichsgedankens gegen die Machtansprüche des Zen- trums zu schützen. Wir brachten de» Gedankengang der einstündigen Rede etwas ausführlicher, weil sie symptomatisch für die ganze nationalliberale Partei in Sachsen ist. Herr Dr. Zoephel entschuldigte sich, warum er über das ferne Zentrum 'preche, da es doch für Sachse» keine Gefahr bilde, daß man aber gerade deshalb eine objektivere Ansicht über diese Par tei gewinne, als wenn inan niit den einzelnen Abgeordneten in Berlin in Berührung komme. Merkwürdiger Grundsatz! Der Charakter einer Partei könne von der Ferne ans den verschiedensten Zeitungsaiisiclsien, ans dem Wnst von Wider sprüchen und Unwahrheiten besser beurteilt »»erden, als wenn man sie nicht nur im Plenum sondern hauptsächlich in den Kommissionen zum Wohle des Vaterlandes arbeiten sehe. Herr Dr. Heinze ist anderer Ansicht. Nächstens könnte man Herrn Dr. Zoephel in den Reichstag wählen, damit er Gelegenheit hat, den Gesichtskreis seiner Anschauungen zie erweitern. Vielleicht ist dann seine Beweisführung von der Gefährlichkeit des Zentrums gegen den Reichsgedanken eine! andere geworden: vielleicht spricht er dann nicht mehr gegen das für Sachsen ungefährliche Zentrum, sondern gegen die gefahrdrohende sächsische Sozialdemokratie, welches Wagnis! allerdings nur ein Herr unternehmen kann, der mich ge- vappnet ist, den Angriffen standzuhalten. Aus den Mit teilungen des Herrn Dr. Zoephel über die Schnlvorlage im Landtage werden die vertrauensseligen Katholiken in Sackl- sen erkennen, daß der Kampf der nationalliberalen Partei im Grunde genommen dem katholischen Schulwesen allein gilt. Wenn es ginge, würde man den Protestanten ibr« konfessionelle Schule lassen, aber den Katholiken wegneh men. Darin,, sollte nach dem liberalen Plane die Einheits schule interkonfessionell gestaltet inerden mit gnädiger Ge stattung des konfessionellen Neligionsunterrichls. Aber auch das schlug fehl. Nur der Entschiedenheit der Regierung und der kouservativ gerichteten Abgeordneten danken wir es. daß ui der Konfessionalität der Volksschule sestgehalten wird. Das wissen die kathol. Elter» zu schätzen, denn sie lieben ihre Volksschule, die sie unter schweren materiellen argen errichtet haben und erhalte», damit ihre Söhne und Döchter im Geiste des katholischen Christentums erzogen, einstmals tüchtige königstreue Staatsbürger und den Neickss- gedanken hochhaltende Deutsche werden r r Deutscher Reichstag. : a' 2 Berlin. den I-». Mai Kleine Anfrage» — Militäretat. Der Reichstag hatte heute «halatag; eS Ware» die ersten .kleinen Anfragen" zu beraten. Dr. Fra nk-Mannheim (Soz.) hatte das erste Wort; er frng nach de», Staude der Verhandlungen mit Holland über die Schiffahrtsabgaben. Der Regien,,igSkommissar Lehman n antwortete, da« der Reichskanzler keine Auskunft gebe» könne. Der An- fragcr „ergänzte" seine Anfrage, ob nicht solche Verhandlun- den stnttgefundeii hätten; er erhielt keine weitere Auskunft. Wegen des Festes Christi Himmelfahrt erscheint die nächste Nummer erst Freitag den 17 Mai nachmittags.