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L«. Jahrg. Domitrstag, den 13 Dez. 1917 »» 4 «, l Sächsische »-sch»st«»ft-Le »»P «eb»M»«r Lro»»«».«. 1«. 4« K-nch»^che» SIS«« P-stscheckko»1o Leipzig «». 147S7 Anzeigen, Annahme von «etchdslKanz,t»en »IS I«UI>r, oon SNlniltemmzeigrn di« LIM Preis Uhr b,nn r««S sül »tePetit-Ov»ltzeil«LS imReUa. niete» 8« FamUieie-Äüzeigeii itv j durch Aeri» >«n »n »>« rullich geschriebene, iowi« di »isMeaedene Anzeigen Umu »rtiM.it sür die üNchiigkeli i glir >nU>«utiich geschriebene, irecher »>s ' " ' !«rmuw»> nicht übernehmeiu EPrechstimd« der Redattten! 11—12 Uhr dorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ^ mit iSustrierter llutmchaltiMAsbeksage und relig. WochsubeÜage Feterabvud. Ausgabe v nur mit der WocheribeUage. Der Fall Jerusalems Die Räumung Jerusalems durch das türkische Heer, daS sich nach dem Ostrand dieser Stadt zurückgezogen hat, wird sicherlich in den Politischen Kreisen der von uns feindlichen Koalition soviel als möglich publizistisch ausgewertet werden. Die zahlreichen Niederlagen der uns feindlichen Staaten sind aber eine Gewähr dafür, daß dieser Erfolg unsrer Feinde gegenwärtig eine bedeutend geringere Festigkeit hat, als dies noch vor Jahresfrist der Fall gewesen wäre, als der rusischo Zarismus noch bestand. Wäre damals Bagdad und Jerusalem in die Hände der Engländer gefallen, so hätte ein gemeinsames Operieren der russischen Heeresmacht in Armenien und der englischen in Mesopotamien und Syrien für die Türkei schicksalsschwer werden können. Diese Gefahr ist gegenwärtig völlig ausgeschlossen. - Die Eroberung Jeru salems Lurch die Heere der Briten und seiner westlichen Der- bündeten bedeutet nichts mehr als einen vorübergehender» Erfolg auf einem außereuropäischen Gebiete, auf dem sicher lich nicht die Entscheidung bezüglich des Weltkrieges fällt. Das haben französische Blätter selbst anerkannt, die davor warntem die Bedeutung der von ihnen bereits angekündig ten Eroberung Jerusalems zu überschätzen, da die Eroberung dieser Stadt und selbst von Damaskus die Entscheidung im Weltkriege nicht bringen werde, die nur auf europäischen Schlachtfeldern erlangt zu werden vermrag. Dennoch wollen wir die Bedeutung des Falles von Je rusalem nicht unterschätzen. Dieser liegt nicht auf militäri schem, sondern vor allem auf ethisch-religiösem Gebiete. Jerusalem ist die heilige Stadt, und zwar nicht nur für die Christen aller Bekenntnisse, sondern auch für die Mohamme daner und Juden, also für die wichtigsten religiösen Bekennt nisse der'Völker und Länder des Erdkreises. Daß der Welt krieg auch um Jerusalem geführt wurde, bezeichnet, so recht die Tragweite und die gewaltige Wirkungsmöglichkeit des furchtbaren Staaten- und Dölkerzusamnrenstoßes, den wir gegenwärtig erleben. Die Weltgeschichte ist bekanntlich ein Weltgericht, und die Eroberung einer Stadt wie Jerusalem war zu jeder Zeit von höchster politischer Bedeutung. Wir können in dieser Hinsicht auf Jahrhunderte, ja auf Jahr tausende zurllckgchen, wir werden immer finden, daß ge waltige Völkerkonslikte, die in Vorderasien ausgefochten wurden, mit der Bestürmung und Eroberung dieser Stadt und Palästinas endigten. Das letzgenannte Land war be reits Jahrhunderte vor Christi Geburt auf der Wegstraße jener gewaltigen Weltreichs des Altertums, aus denen sich die gemeinsame Kultur des Menschengeschlechts herausbildete. Es war dies Aegypten, Phönizien, Assyrien, Babylonien und später das Perserreich Me gewaltigen Eroberer jener längst vergangenen Zeiten suchten ihren Weg über Palästina und Jerusalem. Das tragische Verhängnis der Israeliten des alten Testamentes war es, zwischen diesen Weltreichen zu stehen und von ihnen zermalmt zu werden. Die wehmüti- gen Klagen der Propheten des alten Bundes, namentlich Jeremias, der vor "der Allianz mit Aegypten warnte, sind ein Zeugnis dafür. Das Reich Nebukadnezars »var 686 stärker als das ägyptische. Jerusalem wurde zerstört und die Juden in die babylonische Gefangenschaft geführt. Die Eroberung Babylons durch den Perserkönig Syrus führte sie nach Judäa zurück: er war aber nicht der letzte jener Eroberer, die ihre Herrschaft über Jerusalem ansdehnten, um von dort aus nach Aegypten zu gelangen, um sich und seinen Nachfolgern die Weltherrschaft zu sichern. Den gleichen Weg über Jeru- sakem ging auch Alexander der Große, der Zerstörer des alten Perserreiches und später alle jene Fürsten und Feld herren, die auf Len Trümmern des mazedonisch-griechischen Weltreiches nach Aegypten zu gelangen suchten. Auch Pom- pejuS und Cäsar gingen den gleichen Weg. Das römische Weltreich ist in seiner brutalen Herrlichkeit emporgewachsen, es hat Jerusalem zerstört, den Samen des Wortes Gottes, der im heiligen Lande ausgestreut worden ist, und das Heilswerk unsers götttlichen Erlösers vermochte aber die militärische (Gewalt eines Titus und eines Hadrians, der anstelle Jerusalems eine römisch-heidnische Stadt gründen wollte, nicht zu vernichten. Die Kirchenschriftsteller der ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt haben bereits darauf hin gewiesen, daß das göttliche Lamm die römische Wölfin über wunden hätte. Jerusalem, hebräisch: die Stadt des Friedens, ist so recht das Symbol dessen, daß diese religiöse Macht, das auf göttlicher Liebe beruhende Recht stärker ist als die größte auf rein mechanischen Gesetzen beruhende Gewalt. All die Stürme des Mohammedanismus sind über Jerusalem und die Hörigen Stätten hinwoggegangen und eS ist sich, wie in t>evgangenen Jahrhunderten, immer selbst treu geblieben. Als Mittelpunkt des Christentums bildet es noch gegenwärtig den Ruhepunkt mitten in den Stürmen der Politik und des - .Krieges, der nun Len in K-Ibst erstarrten Orient erfüllt. Auch füt die Mohammedaner ist Jerusalem eine heilige Stadt, den« Mohanmieds Lehre ist ja nichts andres als ein falsch peiHmdenes, von einem phantasiebsgabten Araber umge- H Das Neueste vsm Tage! Ak MW irMk AMW (Amtlich. U. T.-A.l Großes Hauptquartier, - den 13. Dezember 1817. Westlich »r K»iegsscha»pLatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: Don Diximiden bis zur Lys und südlich von der Scarpe zeitweilig erhöhte Artillerietätigkeit. Osstlich von Aillecourt entrissen unsre Truppen dem Engländer mehrere Unterstände und nahmen 6 Offiziere und 64 Mann gefangen. Zwischen Moeuyres und Vendhuille haben sich die schon am Abend lebhaften Artilleriekämpse heute morgen ver schärft. Auch nördlich von St. Quentin gesteigertes Feuer. .Heeresgruppe deutscher Kronprinz: In Verbindung mit Erkundungsgefechten lebte in ein zelnen Abschnitten die Feuertätigkeit auf. Oestlicher Kriegsschauplatz Wie vereinbart beginnen heute die im Befehlsbereich des Generalfeldmarschälls Prinz Leopold von Bayern die Ver handlungen über den Abschluß eines Waffenstillstandes, der die zurzeit bestehende Waffenruhe ersetzen soll. Mazedonische Frost: Im Cerna-Bogen wurden in kleineren Unternehmungen eins Anzahl Italiener und Franzosen gefangen. Italienische Front: Bei Schneefall und Nebel blieb die Gefechtstätigkeit gering. D«r Gsnoralquartiermoiflor: Sudendorff. Ein Seegefecht. Berlin, 13. Dezember. (Amtlich.) Leichte Streit- kräfte unter Führung des Korvettenkapitäns Heinicke haben am 12. Dezember morgens dicht unter der englischen Küste vor der Tync-Mündung den feindlichen Handelst»», kehr angegriffen. In erfolgreichem Gefecht mit den eng lischen Vorposten wurden zwei große Dampfer und zwei be waffnete Patrouillcnsahrzcuge versenkt. Unsre Streitkräfte kehrten ohne eigne Verluste oder Beschädigungen zurück. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Neue Versenkungen. Berlin, 13 .Dezember. (Amtlich.) Eines unsrer U- Boote, Kommandant Kapitänleutnant Joß, hat neuerdings im Sperrgebiet um England 35 000 Bruttorcgistcrtonnen versenkt, Unter den vernichteten Schiffen befanden sich ein großer Dampfer mit vier Masten, zwei mittelgroße bewaff nete Dampfer, von denen einer durch vier Bewacher gesichert war, ei» Passagierdampfcr von etwa 7500 to. sowie ein mittelgroßer Tankdampfer. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Drahtlose Stationen in Holland. Hoog, 12. Dezember. Der Minister für Wasserstraßen hat 6 Millionen Gulden zur Errichtung einer drahtlosen Station für di? Absendung und den Empfang drahtloser Telegramme nach und von Indien angefordert. Die Tels- sunkengesellschast wird in etwa 3 Monaten die Empfangs- einrichtung und in etwa N/s Jahren die Abgangseinrichtung fertigstellen. formtes Judentum bezw. Christentum. Mohammed be- zeichnete sich ja als den Vollender der .Heilsichre Jesu Christi. Wäre die Christenheit im Mittelalter einig geblieben, hätte sich das unheilvolle Schisma im Orient die christlichen Völker »«schwächt. Wäre zwiscl>en Papsttum und .Kaisertum nicht de« unheilvolle Konflikt ausgebrochen, der das elfte, zwölfte und dreizehnte Jahrhundert erfüllte, so wäre das heftige Land sicherlich im Besitze der französischen- und deutschen Ritter schaft geblieben, die es iin Jahre 1099 unter der Führmtg des Herzogs von Nieder-Lothringen, Gottfried von Bouillon, eroberte. Die Schicksalsfügung der Weltgeschichte war be kanntlich eine andre. Bereits zu Ende des 13. Jahrhunderts! war Palästina wiederunm mohammedanisches Land, wobei: eine Dynastie die andiv stürzte, um sich in den Besitz der den» Mohammedanern heiligen Städte Jerusalem, Mekka midi Medina zu setzen. 1517 eroberte Sultan Saladin Jerusalem« und machte sich dadurch zum Oberl>errn der Araber Syriens, Aegyptens und des eigentlichen Arabiens. Es scixnnt, Latz die Engländer gerade bestrebt ivaren, 440 Jahre danach dje türkische Macht daselbst zu brechen. Bekanntlich Verfolgs das britische Kabinett in Vorderasien eine rein semitisch- nationale Politik, wobei es sowohl die mohammedanischen» als auch die christlichen Araber Syriens gegen die Türkei» aufzuhetzen suchte. Gleichzeitig unterstützt Großbritannien auch die jüdiscli-nationale Bewegung, die ans die Begründung eines eines Nationalstaates in Palästina hinarbeitete. Die Verbindung der britischen Geschäftswelt mit dem jüdische» Grvhkapitalisimis ist dabei für England ebenso förderlich wie sein Besitz in Aegypten und Grobindien, wodurch Ava bien, Mesopotamien und Syrien sozusagen eingekreist sind. Der Eindruck, des Falles von Jerusalem auf das Judentum, das sich so ziemlich auf die Phrase Wilsons vonr Selbstbe stimmungsrecht der Völker sestgelegt hat, ist deshalb nicht -u> unterschätzen, aber ebensowenig auch zu überschätzen, dem» die eigentliche Entscheidung im Weltkriege wird nicht in den» außereuropäischen Kontingenten fallen, sie ist bereits tn« Europa gefallen, und zwar zugunsten der Mittelmächte. MI das britische Gold und all die politischen Jntriguen, die ek» von London und Newyork ans geleitetes Wettjudentum an« zuzetteln vermögen, werden gegen das mit treuer Hand ge schwungene deutsche Schwert nichts zu erreichen vermögen, X Süchslscher Landtag Zweite Kammer (:) Dreden, 12. Dezember. Die Zweite Kcmrmer erledigte in ihrer heutigen IS, öffentlichen Sitzung eine Anzahl Anträge und Interpol»« ttonen betr. die Lebensmittelversorgung. Aus der Registran.de ist bemerkensn>ert ein Schreiben des Abg. Pfarrer Konrad Oertel-Crimmitschau, der auf Grund eine ärztlichen Zeugnisses ans Gefundlieftsrück- sichten genötigt ist, sein Mandat niederzulegen. Adg. Oertel gehört der konservativen Partei an. Die Kammer genehmigte ohne Aussprache die Nieder- legung des Mandats. Vor Eintritt in die Tagesordnung richtet 2lbg. Biene« (Res.) eine Anfrage an den Vizepräsidenten Frätzdors, de« in der Sitzung vom 27. November gesagt Ixrbe, es sei be zeichnend, daß der gewerbliche Mittelstand auch jetzt uxihrenÄ des Krieges bestrebt sei, seine Verhältnisse auszubessern. Sa habe der Verband sächsischer Bäckerinnungen versucht, das! Ministerium des Innern zu veranlassen, den Konsumvereine!» und den brotbackenden Mühlen das Brotbacken zu unter sagen. Dies« Behauptung stehe mit den Tatsachen in Wider spruch und der Verband Sächsischer Bäckerinmingen frag« Ln, wer eigentlich der Berichterstatter des'Her rn Vizepräsidenten gewesen sei. Vizepräsident Fräßdors verliest ein Rund - schreiben des Verbandes Sächsischer Konsumvereine, nach dem die sächsischen Bäckerinmingen beim Ministerium des! Innern beantragt haben, daß den brotbackenden Mühlen daS Brotbacken tatsächlich verboten werden solle. Die Bäcker- Innungen hätten hierbei geltend gemacht, daß hierdurch eben falls Kohlen erspatt würden, umsomehr, als in den Klein betrieben auch nicht mehr Kohlen verbraucht würden als ln» den Großbetrieben. Der Konsumverein Leipzig-Plagivth» habe der Leipziger Handelskammer eine entsprechende Ant wort erteilt. Er habe den Mitteilungen des Rundschreibens nichts weiter hinzuzufügen. - , Hierauf trat die Kammer in die eigeirtliche Tagesarü« ° ring ein. Abg. von Byern (Kons.) begründet dann den riach- stehenden Antrag: Die Kammer wolle beschließen: 1. die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, alsbald Maßnahmen zu tref fen, durch die sofort nach Friedensschluß dein gesamten säch sischen Wirtschaftsleben, inbcsondere der Landwirtschaft, a) ausreichende menschliche nnd tierische Arbeitskräfte, d) das!