Volltext Seite (XML)
v,zog»vret«, A»>«ab« X mit Illustr. Beilage viertel S.40 In Dresden unk gan, ? l^id frei Hau» ».8» m Oesterreich eutfch- rlick B.L0-». In stet Hau» »«»gab, « viert: Dresden und aan, Deutschland »S» tn Oesterreich 4.»» «c. linzel-Nummer 10 4. Die küchfische «olk»jettuna erscheint an allen Wochentagen nachmittag». Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden «A. 16, Holbeinstratze 46 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Ar. 14767 Anzeigen 1 -0 von chme von GeschSslsai^eia Familienanzeigen bis I len bi» IU Uhr, 1 Uhr vorm. Preis sür die Petit-Spnltzeile »S im Rekln- melcii 8V g. Fainilien-Slnzeigen SU ^. ern- die Für undeutlich geschriebene, sowie durch sl'rccher ausgcgebcue Anzeige» können wir ... LerantwortUchkeit für die Richtigkeit deS Textes nicht übernehme». Sprechstunde der Redaktion: I I—IS Uhr vorm. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen Organ der Ientrumspu«rl Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend- Ausgabe ö nur mit der Wochenbeilage. Kann das dem Staate schaden? Von geschützter Seite wird uns geschrieben: Lochiens .Katholiken fordern die Beseitigung des (Ge setzes der staatlichen Oberaufsicht über die Kirche. Aber gereicht die katholische Kirche dein Staate 11 ichtz n in S ch aden , und heißt es für ihn nicht ein ge fährliches Spiel treibe», wenn er ihr Freiheit laßt?? Ich null die Frage erörtern an der Hand eines Artikels aus der Kirchenzeitiing: „Tie Reformation" (Nr. 22.) Der Dreüd ncr Pastor Julius Vogel schildert darin in schöner, an Alban Solz erinnernder Weise: „Kirchliche Erlebnisse in Süd tirol." Einige Züge seien daraus mitgeteilt. 1. In Kufstein sieht der Herr Pastor — vermutlich an einem Werktag eine Menge Schulkinder zur Stadtkirche gehen. Eine Frühmesse wird gehalten, welcher die gesamte Schuljugend mit ihre» Schullehrern und Schnlschwestern beiwohnt. Tie unter Leitung eines Kantors gesungenen Lieder machen eine» erbaulichen Eindruck. — Kann das d e m Staate schade n ? 2. Beim MittagSgelünt geht unser Gewährsmann über die Jnnbrücke und beobachtet, wie Arbeiter, dem Gebetsrns der Glocken folgend, trotz des heftigen Windes barhäuptig ihren Weg sortsetzen. -- K a n n ö a s demStaates ch a d e n? 3. In der Pfarrkirche zu Innsbruck wohnt der Herr Pastor einer Seelenmesse bei. Andächtig lauscht er dem lateinischen Gesang, vielleicht der ergreifenden Ehoralmelodie des ge waltigen „I>>i-6 irm'". Wörtlich schreibt er: „Es ist doch ein Segen, daß die Kirchenmusik Angehörige verschiedener Völ ker und Bekenntnisse gleichmäßig zu erbauen und zu erheben vermag." — K an» d a s d^ ni T taatc schaden? 4. ^ Im Garten dec) Hotels znm Steindlhof in Lerlan sitzen viele Gäste. Auch der Herr Kaplan erscheint. Als er sieht, daß die Kellnerin eine Bluse mit kurzen- Aermeln trägt, be- sieblt er ihr, sofort eine andere Bluse anzuziehen. Weder das Mädchen noch ihre Arbeitgeber sagen ein Wort dagegen. Auch die Gäste warten geduldig. — Kann das dem Staate schaden? .6. Tie Wirtslente von Vilgian sind leisrige katholische Ehristen. Damit Sonntag alle Glieder des Hauses den Gottesdienst besuchen können, fahren sie früh vor 4 Uhr zur benachbarten Torfkirche und lassen um 0 Uht> ihre sämt lichen Dienstboten in die Ortskirche gehe». Den Wand schmuck im großen Gastzimmer bilden ein Kruzifix und ein Bild des Kaiserss Franz Joseph. Wenn Dorfbewohner sich im Gastzimmer unterhalten und das Abendgeläut erklingt, so wird die Unterhaltung sofort abgebrochen und erst fort gesetzt. wenn die Gebetsglocke schweigt. — Kanndasdem Staate s chaden? 6. Das Sinnbild des Christentums, das Kreuz unseres Heilandes!, erblickt man in Tirol häufig: es schmückt an Wohnhäusern die Giebelfpitze, eS steht hochaufgerichtet in Gärten und Feldern, an Wegen nnd auf Bergen. — K a n n das dem Staate schaden? 7. Ein 20jähriges Mädchen, das aus einer Dienststellung im Unterlande in ihre Bergheimat znrückkehrt, entwickelt im Gespräch mit Herrn Pastor Vogel folgende Gedanken: „Die reichen Leute im U nterlande spotten über unsere dum men Bauern." Wenn ihnen aber ein Unfall zustöbt, so ge raten sie außer sich und verzweifeln. Wenn dagegen uns ein Ungewitter einen Teil der Flur nnd Ernte vernichtet, so murren wir nicht, sondern gehen mit Gottvertrauen da ran, das zerstörte Anwesen wieder aufzurichten." — Die 16jährige Wirtstochter in Tisens teilt unserem protestan tischen Landsmann mit, daß sie noch in diesem Jahre ins Kloster gehen will. Ter Herr Pastor ratet ihr, sich ein so wichtiges Vorhaben noch ein paar Jahre z» überlegen. Ihre Antwort: „Wenn man länger wartet, kommt man ans andere Gedanken!" — Kann das dem Staate schaden? 8. Im Dorfe Lana instt seiner kerndeutsche» Bevölkerung sind drei schmucke Kirchen, außerdem drei Klöster mit dazu gehörigen Kapellen und zwar ein Kapnzinerklostcr, cni Teutschvrdenshans sür Priester und ein solches für Krenz- schwestcrn, letztere dienen besonders der Schule, auch leiten sie eine Kinderbewahranstalt. Dem Teutschordenhans stat tet unser Erzähler einen Besuch ab: Ein alter freundlicher Pförtner, Priester, die kein unnützes Wort reden, in den Zimmern eine Einfachheit, heilsam für manche protestan tische Psarrfrau. — Kann das dem Staate scha den? . ^ E Das Ne«efte vom Tage ^ M mW »Me TWMW (Amtlich. W.T.B.)' Große» 'H aupkqrt arkler, den 15. Juli 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Südwestlich von ?)pcrn griff der Feind gestern früh nach starker Fencrvurbcrcitniig an und drang in geringer Breite in unser Kniiipsgeliiiidc ein. Beiderseits der Lps tagsüber Artillerietntigteit: sie lebt am Abend amt, an der übrigen Front aus. Heeresgruppe deutscher Kronprinz: Zwischen A i s 11 e und M nr » e blieb die Gesechtstntig teil lebhaft. Ocrtliche Jnsnilteriegcscchte südlich vv» St. Pirre Aigle »»d i»i Snvieres Grunde. Leutnant Lowenhardt errang seinen 35. Lustsweg- Ter Eiste Generalgnartierineisier: Lndendorsf. 16 300 Tonnen versenkt Berlin, I I. April. Amtlich. Im Sperrgebiet um England umrdcii durch die Tätigkeit unserer N Boote Ui 506 Briittvregistertoiiiieii feindlichen Schiffsraumes versenkt. Ter Ehcs dcö Admiralstabs der Marine. Mvstnncr Blätter z»m englischen Bvrgehen. Moskauer Blätter erttäre», das Vorgehen Englands deute daraus hin, daß von dieser Seite ein ernster Schla g gegen d a s r evolutionäre N u ß l an d ge plant werde. Allgemein sei man der Ansicht, daß man sich am P 0 r a b e n d- e i n e s r n s sisch - briti s ch e n K rie g e s b e f i n d e. Die Sowietregiernng treffe alle Vorkeh rungen, um vor llebeiraschnngen geschützt zu sein. „Nowi Wetscherny Tschaß, dessen Beziehungen zur englischen Bot- sclxstt als notorisch gelten, spricht von argem Pessimismus in Petersburger Kreisen, weshalb den in Ninlanf befind lichen Gerüchten von einem unmittelbar bevor- sl e h enden Abb r n ch der Bezie h n ng e n z w i s ch e n R n ß l a n d und der E n t e u t e oder England erhöhte Bedeutung beiznmessen sei. Die Kviisrrenz in Rom. B crlin , 15. Juli. Die gestern in Verfolg der Kon- ferenz von Versailles und der zahlreichen niiniftcriellen und militärischen Beratungen n Nom abgehaltene Mi niste r- ratssitznng dauerte drei Stunden. Tie Blätter messen ihr besondere Bedeutung bei. Es fehlte nur der Finanz- minister. Tie allgemeine militärische Lage wurde Haupt sächlich ans Grund der mit Tiaz nnd anderen Persönlichkei ten getroffenen Vereinbarungen besprochen nnd besonders die militärische Lage Italiens' eingehend geprüft. Der Kricgsministcr erstattete Bericht über de» Verlauf der Un ternehmungen in Albanien. Die Gesellschaft der Rationen. Auf Veranlassung von Leon Bonrgois wurde eine Um frage bei parlamentarischen Gruppenführern peranstaltct. Alle sprachen sich gegen eine Zulassung der Mittelmächte znm Griindiingsansschnß der Gesellschaft der Nationen bis z» dem Augenblicke ans, da der deutsche Reichskanzler nicht bloß bezüglich einzelner Streitpunkte, sondern aller von der En tente in den Vordergrund gestellten Völkerschicksalsfragcn Deutschlands Absichten klar erkennen lassen. 9. In Bozen begegnet dem sächsischen Geistlichen ein Lei- chenzng. In langen Reihen folgen Männer und Frauen dem Sarge, auch Priester und Rönnen. Alle Männer gehen entblößten Hauptes. Sämtliche Leidtragende haben auf ihre Vorbeter acht und 'etzen rechtzeitig mit ihren Gebeten ein. Das hat die gute Wirkung, daß jedes unpassende Geschwätz im Zuge unterbleibt. „Löbliche Sitten haben die Katho liken, das muß man ihnen lassen." — Kann das d tzW* Staate s ch aden? 10. In Meran naht sich Herrn Pastor Vogel in einem lan gen Zuge eine Mädchenschule, begleitet von 2 Schulbrüdern und 5 SchiiUchwostern. Fröhlich, aber gut geordnet folgt die Herde der Kinder ihren priesterlichen Hirten. -- K a n » das dem Staate schaden? 11. In Briren lernt unserer Wanderer die protestantische Witwe eines katholischen österreichischen Beamten kennen, die der Toleranz ihres verstorbenen Mannes ein vorzügliches Ucngnis ausstellt. - Eine Frau Bezirk'samtmann, eine statt liche, edle Erscheinung, erzählt ihm bei der Mittagstafel, daß sie ihre l2jährige Tochter zur weiteren Erziehung einer An stalt der Englischen Fräulein in Brixen zugeführt habe. Tiefe Englischen Fräulein seien den Jesuiten ordenS- verwandt. Ihr Sohn besuche bereits ein Jefuiten-Gymna- sinni. Man tonne doch nicht besser für das Heil seiner Kin der sorgen, als wenn man sie den Vätern Jesu anvertrane. Die Dame hat Eile. Sie will in den Gottesdienst. Höflich grüßend empfiehlt sie sich. Ten Herrn Pastor bewegt dies Gespräch nach lange Zeit. Er schließt seine Reiseschilderung: „Obgleich unsere' evangelische Frömmigkeit grundverschieden ist von der katholischen, müssen wir doch die Glaubentztrene und die Sitteneinsalt, wie sie sich bei den frommen Tirolern ossenbart, gebührend anerkennen." — Können Glau be ns treue nnd S i t t e n ei n f a l t dem Staate s ch aden ? Bevor ich meinerseits schließe, darf ich folgenden Satz des Herrn Pastors nicht übergehen: „In Tirol hat Meran nach vielen Hemmungen die erste evangelische Kirche erhal ten." — Worin bestanden die Hemmungen? Oesterreich hat doch den Anhängern sämtlicher anerkannten Religionsge meinschaften Rechtsgleichheit und Selbftvettvaltung gewährt. (StaatSgrundgesetz vom 21. Dezember 1897, Art. 2, 14 und 15.) Das Protcstantelipatent vom 8. April 1861 sichert den Protestanten volle Freiheit ihres Glaubensbekenntnisses zn sowie das! Recht der gemeinsamen öffentlichen ReligionS- iibiing für immerwährende Zeiten. Es ist ihnen erlaubt, ans gesetzlich zulässige Weise an jedem Orte nach eigenem Ermessen Kirchen und Schulen zu errichten. Sollte die Sache trotzdem irgendwo und wie einen Haken haben, so sage ich: Fort damit! D n l d u n g n n d Freiheitfür alle staatlich anerkannten Konfessionen! Mit Entsetzen blicke ich hin auf die Entkirchlichnng der Massen. Entkirchlichnng ist Entchristlichnng. Ein furcht bares Problem für die lutherische nnd katholische Kirche' Auch die Gebildeten machen beiden Kirchen schwere Sorgen. Der Staat aber ist an allen diesen Fragen beteiligt. Steht doch das Gebäude seiner Regierung nnd der erhabene Thron seines Herrschers ans dem geweihten Boden des Christen tums. Darum sollte er, wenn er Kirchen- und Schulgesetze gibt, sie derart gestalten, daß sie die Entfaltung der Religio nen nicht hemmen, sondern befördern zu seinem nnd seiner Untertanen Glück nnd Segen. Schadet die katholische Kirche dem Staate? «Im Gegenteil! Das Oberanfsichts- g e i c tz a b e r s ch a d e t d c r K i r ch c n nd demStaate. Eck ist die höchste Zeit, daß es fällt — kür immerwährende Zeiten. Deutscher Reichstag. Berlin, 13. Juli. Am BnndeSiatstifche: Vizekanzlern. Payer und Reichsschatzsctretär Graf Rödern. Nor Eintritt in die Tagesordnung kommt der sächsi sche MilitäibcvoIlmächtigte Oberst Schulz ans die Angriffe zurück, die am 4. Juli der sozialdemokrati sche Abgeordnete Hanse gegen den Leipziger Zensor gerichtet hatte, und legt gegen diese teilweise auch persönlichen An griffe nachträglich Verwahrung ein. Er betont die Pflicht treue und Unparteilichkeit gerade dieses Offiziers. Ein große Anzahl von Bittschriften wird nach den Be schlüssen des Ausschusses erledigt. Tann folgt die dritte Lesung des Branntweinmonopolgesetzes. Ein Antrag verschiedener bnkgeLliclier Parteien will statt der tags zuvor bewilligten vier Millionen Mark nur eine Million Mark aus den Monopoleinnahmen zur Bekämpfung der Trunksucht bestimme».