Volltext Seite (XML)
Nr LV. Jahrg. L ir !S'ÜZ. den 20. Aug«p 1918 nber.vs - OOH- iA H Iß G A l.>- ^ k?' t-tIs Csk^7flLft«lle «red NebakEon» D»«o^<«« .'!. IS, H«It,eiustkatz« TS F«-»spvoch« LLLtttt Postschrck^vlUo LvLp-tL A». 147-7 -> U,u ttlvr» vtUi>8» N« I.4V M In Dresden unk g« ' land kc» Kau« S.«t v- »»«ab« « viektrllühril» !t. 1« 4P, gn D>>-«a»» und u«„z H,uil«k>!a'>» KM HMP «Utt 4»i tn 0«IKkr,i» t.»«I L IO »t, «MMch, «ol»^Mma ry»M* «0 - »ok»ei«at,«i naM»1K aq». I H' «i>U»tv»oi "SkNLÄW'A'NA ^V^KLSKLrS'T' ü^Küü^-E»z^«N» «W1»lA»l KUNIttl MU -0» »o«Mmc«. - »- EP»rchftu»d» d« rk»»«Ean: II—IS Nh» vorm. V - - > Einzig« katholische Tageszettnug im Mut-reich Sachse». Organ der Zentrumspariet. Ausgabe ä mit vwstelerß» UsterhalvWg^beNiWe «d reNg. Wocheubekla-e ZW«b«ch. Avsgade 8 mrr mit der WochenbeUage. Segen des Frühdrusches In der Mühle zu D. ver Dresden wurde dieser Tage tie Annahme von 80 Loris Roggen verweigert, weil er zu feucht war. Auch die Regierung erläßt Weisung, daß, da kiel feuchtes Getreide angeliefert wurde, sie die Annahme verweigere, ingleichcn sind große Posten von Preßheu innen jchimmlich und unbrauchbar befunden worden. Es wurde schon voriges Jahr viel gemunkclt, Elbe und Od<W hätten «rohe Massen von Getreide und Mehl verschluckt, die ver- Lorben sind, damals wurde fleißig dementiert. Heuer Hilst das nicht. Die Frühdruschprämie hat Tausende von Land wirten verleitet, das Getreide unreif zu schneiden, schnell zu .ernten, zu dreschen und abzuliefern. Nun haben wir den Segen: der Roggen hat ohnedies schwer durch Frost und Lager gelitten; der Ertrag ist dadurch geschmälert. Und nun kommt hinzu, daß, weil das Getreide feucht, ein gut Teil von Körnern in den Aehren geblieben ist, die statt als Nahrung zu dienen, in den Dung wandern. Ja, wenn man so mit Brotfrucht umgeht, dann ist es kein Wunder, daß wir nie aus dem „Durchhungern" herauskommen und Zuflucht nehmen müssen zur rettenden „Kohlrübe" Ich war unlängst in einer Mühle; da standen ganze Reihen von Säcken mit Getreide von Selbstversorgern. In der Mühle roch es dumpf: in den Säcken herrschte eine Tem peratur, daß man Eier sieden konnte. Dieses nasse Getreide kommt auf den Mühlgang und verschmiert die Steine. Der Müller zeigte das Mehl; es war eine graue, schmierige Masse, Nanz wie das Seifenpulver, das jetzt im Handel ist. Vom Müller ging ich zum Bäcker; er zeigte mir das Mehl, das er vom Kommunalverband erhalten hatte und schlug die Hände über den Kopf: welch' schwer verdauliches Brot muß solches nicht einwandfreies Mehl liefern I Ich nahm die Ueberzeugung mit, daß die Landwirte ihr ganzes vorjähriges Getreide abgeliefert hatten und haß die rigorosen und nicht einwandfreien Nachuntersuchungen zum mindesten überflüssig waren; wäre noch altes Getreide im Lande, so würde der Bauer dieses in die Mühle geben oder doch mit neuem mengen, um selbst ein schmackhaftes und gesunde Brot zu haben. Wie nötig brauchten wir jetzt etwas altes Getreide; doch ist da jeder Vorstoß gegen das System „Schnell alles erfassen und von der Hand in den Mund" vergeblich. Das Fazit ist: Ein gut Teil der Henrigen Brotfrucht ist bereits verdorben; das künstliche Trocknen des nassen Ge treides kann nur eine noch größere Kürzung der Nation zur Folge haben und im nächsten Frühjahre sind wir wieder aus dem toten Punkte, wie bisher. Ohne Plan und System geht es nicht; beides aber muß vernünftig sein. Ein Anrennen gegen 50jährige Erfahrung, wie ich sie habe und gegen Natur gesetze bringt statt Segen nur Fluch. Alles Getreide muß in der Scheuer erst nach- und auSreifen; der Prozeß des Vrühens beträgt mindestens -1—6 Wochen lbei trockener Ein fahrt) und dann erst kann man ans Dreschen denken und keim- und mahlfähige Ware liefern. Das System des Früh- druschos hetzt uns den Hunger auf den Rücken. Was Deutsch. Land an Brotfrucht liefert, was jeder Landwirt abgeben kann, das läßt bald nach der Ernte sich seststellen. Nach dieser Vor schützung ist der Plan aufzustellen für die Brotmenge aus den Kopf. Dem Landwirte aber soll man auflegen: alle 8 Mo nate da>s auf ihn entfallende Quantum abzuliesern. das letzte im Juni vor der Ernte. Tie Unsummen, die auf den Früh drusch vergeudet werden, sollen so verteilt werden, daß dem Landwirte von der Ernte ab jedes Quartal ein höherer Satz für das Getreide gewährt wird, derart, daß im Juni bei Ab- lierferung der letzten Rate der Preis am höchsten ist. Der verdient nicht die Prämie, der schnell abdrischt und die Sorge für sein naß und unreif geliefertes Getreide dem Staate überläßt, sondern der, der es getreulich gepflegt und eine Frucht liefert,, die die Gesundheit des Volkes nicht unter- gräbt. Fort mit der Druschprämie: sie ist ein Kuckucksei, das der Verband für Meuchelmord uns ins Nest gelegt, um unsere Aushungerung unter der Flagge eines faulen Systems zu erreichen. In den Mulilen steht das feuchte Getreide in Säcken. Ja. ein vernünftiger Mensch würde es doch ausschütten, da- mit es an die Luft kommt und der Derwesungsprozeß einge schränkt wird. Aber rn*n: der allmächtige Kommunalver- band schickt einen Revisor um den anderen in die Mühle: alles muß zu jeder Stunde im Sacke sein und bis auf das Pfund stimmen -- aber auch verderben. Freilich geht es ohne Re vision nicht; nimmer aber darf diese Revision auf den Zweck angeschnitten sein, daß dem Volke für sein Geld verdorbene Nahrungsmittel zugeführt werden. Wenn wir alles das hätten, was in diesen vier Jahren als Folge des „Systems" und verkehrter Anordnungen an Getreide, Karto^eln, Eiern usw. verdorben und beiseite ge worfen wurde, wir könnten getrost ein Jahr davon leben, ohne — hungern und Hamstern zu müssen! ->« »- »I!! ,> I Das Neveste vom Tage I ZN MW SE AMMW («inttich. DL.B.) «»oße» Hauptqarti«,. den LO. August 1Sl8. WeMchM Heeresgruppe Aronpriag Rupprecht: Südwestlich von Bailleul steigerte sich die Artillerie tätigkeit mehrfach zu großer Stärke. Auf den: Kanipffelöe des 18. August erneuerte der Feind gestern abend seine An- griffe. Sie kamen südlich'bon Meteren in unserem zusam- mengefaßten Feuer nicht zur Entwickelung. Nördlich von Bieur-Berquin wurden sie im Nahkampfe abgewiesen. Bei derseits der Lys nahmen wir vor einigen Tagen unsere West- lich von Merville weit vorgeschobenen Posten ohne Kampf in eine Linie östlich des Ortes zurück. Merville wurde ge stern nacht von feindlichen Abteilungen besetzt. Bei Lens und an der Scarpe wurden englische Vorstöße abgewiesen. Heeresgruppe »eueraloberst vo» Boeh«: Nördlich von Lihons griffen unsere Sturmtrupps die vorderen englischen Postenlinien an, nahmen ihre Besatzung gefangen und wehrten mehrfache Gegenangriffe des Fein- des ab. Südwestlich von Ehaulnes schlugen wir einen am Abend nach kurzem Feuerschlag vorbrcchenden feindlichen Angriff zurück. Nordwestlich von Noye griff der Franzose erneut mit Panzerwagen an. Er wurde abgewiesen. Zwischen Beuvreignes und der Oise tagsüber erbitterter Kampf. In breiter Front ging hier der Franzose zum Teil mit frisch eingesetzten Divisionen wiederholt zu starken An- griffen vor. Südlich von Crapeau-Mesnil brachen seine Angriffe vor unseren Linien zusanrmen. Beiderseits von Fresmeres scheiterten sie an unserem Gegenstoß. In heftigem Nahkarnpfe wurde der Feind zwischen Lassigny und Thies- court abgewiesen: Teile unserer vorderen Linie, in die er vorübergehend eindrang, wurden wieder gesäubert. Ebenso hielten wir unsere bis zur Oise anschließenden Linien gegen hartnäckige Angriffe des Gegners; bis zum Abend war der Feind in seine Ausgangsstellungen zurückgoworfen. Zwischen Oise und Aisne nahm der Feuerkampf am Nachmittage wieder große Stärke an. Gegen Abend setzte der Feind seine Jnfanterieangriffe zwischen Carlspont und Nouvron fort. Auf beiden Angriffsflügeln wurde er im Nah kämpfe abgewiesen; in der Mitte der Front hielt unser Artilleriefeuer die Infanterie des Feindes vor unseren Stellungen nieder. Zwischen Maas und Mosel drangen unsere Erknn- dungsabteilnngen mehrfach in die feindlichen Gräben ein. Leutnant Veltjens errang seinen 29., 30 und 31., Vizc- feldwebel May seinen 21., 22. und 23., Leutnant Roth seinen 22. Luftsieg. Der Erste Weneralquaistiermrist«»: Ludendorsf. 10 000 Lt-Arren vr-rseritt Berlin, 19. August. Amtlich. Neue Erfolge unserer Mittelmccr-U-Bootc: Vier Dampfer von zusammen etwa 16 000 Bruttorcgistcrtonncn. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Kriegszustand zwischen Rußland und England. Der formelle Kriegszustand Rußlands mit England soll, wie verschiedene Blätter melden, am 16. August eingetreten sein. Französische Offiziere bei den Tschecho-Slowaken. Pariser Blätter teilen mit, daß sich unter den Tschecho- Slowaken 200 französische Offizier befinden. Unzufriedenheit in Frankreich. In französischen Blättern der äußersten Linken wird gesagt: Was. in diesem Augenblicke vor sich geht, ist uner hört. Tie französische Republik oder vielmehr die, die über Macht verfügen, um in ihrem Namen zu sprechen, haben bestimmt, daß sie an einer militärischen Intervention in Rußland teilnehmen. Sie haben niemand befragt. Clemen- rean hat Frankreich in datz schlimmste der Abenteuer ge worfen. Hauptversammlung des Verbandes karh. kausm. Vereinigungen Deutschlands Bonn, 16. August. Der Vorabend des heutigen ersten Versammlungstages hatte die über 150 anwesenden Vertreter der kath. kaufmännischen Vereine zu einem ztvanglosen ge mütlichen Beisammensein mit den Bonner Verbandsbrüdern im Bürgeivcrein vereinigt. Mußte man dabei unsere jün geren Mitglieder, die im Felde stehen, vermissen, so konnten sich uMso mehr Veteranen des Verbandes begrüßen, die zu dieser ersten Kriegstagung des Verbandes hierher gekom men waren. Den Beratungen am heutigen Tage ging ein feierliches Hochamt in der altchrwürdigen Mllnsterkircye vorauf. Um 9 Uhr begannen die Verhandlungen mit einer herzlichen Begrüßungsrede des Vorsitzenden des Verbandsausschusses, Herrn Weismantel, weläzer die anwesenden Ehrengäste. Herrn Geheimrat Schultzeals Vertreter der Stadt Botin, Herrn Handelskammersyndikus D r. UHIitzsch, Herrn Reichstagsabgeordneten Henry begrüßte und das Kaiser hoch ausbrachte. Zuin ersten Vorsitzenden der Tagung würde Herr Mayer. München, zum zweiten Vorsitzenden Herr- Wolters, Viersen, gonxihlt. Inzwischen war Herr Weitz- bischofDr. Lausberg aus Köln erschienen, der die Grüße und den Segen Se. Eminenz des Herrn Kardinal-Erzbischofs von Köln überbrachte und in warmen Worten unseren Be strebungen besten Erfolg wünschte. Sodamr ergriff der Vor- sitzende der Derbandsleitung, Herr Dr. Tewes das Wort zu seinem ersten Referat über Uebergangswirtschaft und Mittelstandsfragen, welches sich nach lebhafter Aussprache zu Entschließungen der Versammlung verdichtete, betr. die „Mit wirkung des Handels bei der Lebensmittelversorgung," „Preiswirtschaft," „Kriegswucherrecht." Kriegshilfskassen," „Demobilmachung" usw. Um 12 Uhr wurden die Verhaus- lungeir unterbrochen durch eine gemeinschaftliche Mahlzeit in der von der Stadt freundlichst zur Verfügung gestellten Umbetzsität'skriegsküche. Schon um chs>2 Uhr wurden die Be ratungen fortgesetzt. Herr Dr. Tewes besprach in seinem zweiten Referate in geschickter Form Angestelltenfragen und die aus den verschiedenen Gauverbänden vorliegenden An träge allgemeinen Interesses. Eine sehr angeregte Aus sprache, an der sich auch in sehr beifällig aufgenommener Rede des Feldgeistlichen Pater Timpe beteiligte, fand ihren Niederschlag in Entschließungen betr. „Gehaltsfrage," „Kauf- mannskammern," „Wiedereinstellung der Kriegsteilnehmer," Angestelltenversicherung," Sonntagsruhe". Die im weiteren Verlaufe der Versammlung besprochenen Anträge über „Ver kehrswesen," „Wasserstraße," „Steuerermäßigung," Förde rung der Auslandsziele" sowie über „Hebung des Vereins lebens im.Kriege," „Jugend- »nd Jungmännerabteilungen," „Kaufmännische Jugendheime," „Kaufmännische Gruppen in den kath. Jünglingsvereinen" legten Zeugnis ab von dcr jleißigcn und zielbewussten Arbeit der einzelnen Vereine so wohl wie der Verbandsleitung. Abends 6 Uhr war ein ge meinschaftliches Essen im Bürgervcrein und am Abend hatte der Bonner Bruderverein zu einem unter Musik und Ge- sangsvorträgen sehr schön verlaufenen Familicnabend ein- gcladen. Herr Dr. TewöS hielt dabei die Festrede. Eine Sammlung zum besten der Witwen- und Waisenkasse des Verbandes ergab den erfreulichen Betrag von fast 14 000 Mk. Bonn, 17. August. Der heutige zweite Bcratungs- tag wurde mit einem Neguiem für die verstorbenen Mitglie der der Stcrbekaste sowie für die gefallenen und verstorbenen Mitglieder des Verbandes in der Münsterkirche eingclcitet. Punkt 9 Uhr begann die Versammlung im großen Saale des Bürgervereinc'. in welcher insbesondere Verbandsange- legenhciten. wie einige vom Vorstände und dem Venwaltungs- rat beantragte Satzungsänderungen zur Beratung standen. Auch hierfür hatte Herr Tr. Tewes wieder ein sehr ein gehendes Referat erstattet. Däs wichtigste Ergebnis deS heutigen Tages ist die beschlossene Erhöhung des Verbands- beitrages auf 10 Mk. für däs Jahr für jedes Verbandmit glied. für welches ein bestimmter Beitrag in irgend einer Form erhoben wird. Durch diesen Beschluß ist es nun mög lich, den weiter beantragten und durch die Versammlung beschlossenen Ausbau der WohlfahrtSeinrichtnngen des Ver- bandcs, afia.' der Unterstütziingskassc, der Stellenlosen-Ver- sicherimg, der Witwen- und Waisenkasse vorzunehmen. Nach Genehmigung des GesstchstSberichtes und der Abrechnung über das abgclaufene Geschäftsjahr sowie des ausgestellten Voranschlages für das kommende Jahr konnte der Vor sitzende mit den: Danke an den Bonner Bruderverein und die Herren der Presse die arbeitsreiche und erfolgreiche Ta gung schließen. Nachdem um Ve3 Uhr beginnenden gemein schaftlichen Mittagessen fand dann noch die Gcneralversamm- luw der Sterbelasse statt. Dein Ernst der Zeit entsprechend wn- e von den sonst bei den Hauptversammlungen üblichen V-- nstaltiingcn Abstand genommen und die noch anwesen den Teilnehmer werden am Sonntag noch einen Spaziergang zur Godesbnrg unternehmen. 1-0.