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Sächsische Volkszeitung : 04.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192006040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-06
- Tag 1920-06-04
-
Monat
1920-06
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.06.1920
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M » und gant Deutschland frei Haus M»<iabe 4 10.08 -O, N»<>ad» 8 0.00 Ft. — erscheint an allen »ochentagen nach«. - «vrechstunde der «edaltlon: 11 »t» »» Uhr dar«. «nzetg.n, Annahme von »e,chL„,an,eigen bt, IO Uhr. von 8-mUten-n,kig-» »>» " 7° Prel» stlr dl« P-tti.SvaU,«U, 1.40 Ft. im «ellameieil ».SO F». FmnMen»»,eigen I.»O Ft.- Für undeulltch gelchrteden», >«wie durch Fernihrecher mügegrden» Anzeigen künnen wir dl« BerantwortNch!eN -Ur die Richtigkeit de» »exlel nicht nvernehm-n VoV dev Schlecht Ter Wahlkampf neigt sich seinem Ende zu. Die Parteien haben sich formiert, der Aufmarsch ist vollzogen. Die Geplänkel und Ge fechte haben die gegenseitigen Stellungen offenbar gemacht, und nun holen sie alle zum letzten entscheidenden Schlage am Tage der Ent scheidungsschlacht aus. Ruhiger, als von vielen unter uns vor kurzem noch befürchtet wurde, ruhiger, friedlicher auch, als es gewissen Kreisen lieb war, voll zog sich diesmal jetzt der Kampf. Der große leidenschaftliche Schwung fehlte. Das kam daher, daß eine überragende Idee in diesem jetzigen Ringen fast völlig fehlte. Anders war es noch vor anderthalb Jahren, als di« revolutionäre Auspeitschung noch ihre Wirkungen in den nach Neuem und Neuartigem gierigen Massen tun konnte. Heute ist das Volk in seinen breiten und vielfach unpolitischen Schichten für neue umwälzende Ideen nicht scharf zu machen, die Tagesnotwendigkeiten zwingen vielmehr zu praktischer Arbeit, diese bedingt Verantwortlich keit und nüchterne sachliche Beurteilung der Dinge. Die vielen trüben Erfahrungen der letzten Monate und Jahre haben, wenigstens in den Mittelschichten der Bevölkerung doch auch den Sinn für das Wirkliche geschärft, und auch in den unteren Schichten weiß man Phrasen nnd Wirklichkeiten wohl voneinander zu scheiden. Wo das nicht der Fall ist, liegt es weniger an diesem Unterscheidungsvermögen. als an dem Unterscheidung sw illen. Man will die Wirklichkeit nicht sehen, man will die Tatsachen gewaltsam seinen eigenen egoistischen, Parteiischen und Klaffenzwecken, seinem eigenen politischen Machistre- Btztt nutzbar machen. Dieser Radikalismus ist wirklichkeitsfremd anS SsMlsttion. Zu positivem Schaffen und damit zum Einstellen in die politische Rechnung als werbender Faktor ist er untauglich. Bvn diesem Beiwerk abgesehen, hat sich der Wahlkanrpf im gro ßen und ganzen ziemlich leidenschaftslos vollzogen. Auch in der Wahl- agiation haben sich die Parteilager im wesentlichen so geschieden, wie sie im bisherigen Parlament formiert waren. Daher kommt e», daß die leidenschaftlichere Note k-ei den Oppositionsparteien recht» und kinl» angeschlagen wurde. Namentlich di« Rechtsparteien haben mit einem mustergültigen Eifer und einer vorbildlichen Energie für ihr» Ideen werbend sich ins Zeug gelegt. Für sie gilt eS ja auch in der Tat, alle- zu gewinnen oder alles zu verlieren. Für sie bedeutet die Entscheidung diese- Kampfes di« Entscheidung über das Größte und Höchste, was eS für einen Staatsbürger geben kann, übe« die StaatS- fvrm selber. Ihr Kampf gilt dem Neuen, soweit eS durch revolutio näre Tat und Folgen erwachsen ist. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, denen diese- Neue noch nicht neu genug ist. die nach im mer weiteren radikalen Formen streben und denen ihr Ziel selbst mit der Zerschlagung alles setzt Bestehenden und der Aufrichtung einer Herrschaft, sei es auch in Blut und Trümmern, nicht zu teuer e-rkauft erscheint. Der prinzipielle Geisteskampf ist in dieser Wahlschlacht vkel zu furz gekommen. Großen Ideen und Trägem solcher ist man nur selten begegnet. Die entscheidende Frage, die allerorten die Parteien an die MandalSbewerker hätten richten müssen, wäre di« gewesen: durch welche Taten gedenkt ihr Ruhe. Ordnung nnd Sicherheit im Laude nnd damit den Wiederaufbau unsere» politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben» zu bewerkstelligen? Nicht um die Worte, um die Taten handelt eS sich. Bei dies« Fragestellung hätten viel« Farbe bekennen müssen, die durch Lockungen und Versprechungen, durch Her- ybzernliig der Meinungen anderer, durch da» Zuschieben der Schuld an der jetzigen Lage von sich auf die anderen um Stimmen für sich selbst werben Es ist immer ein Fehler der Deutschen gewesen, daß sie den Blick viel zn viel nach rückwärls richteten. Heute müssen wir den Blick vorwärts und aufwärts richten. Das LoS, unter dem wir heute stehen, ist allen gemeinsam und gemeinsam muß nnS auch der Wille sein, da» furchtbare Schicksal, unter dem wir heute schon stehen nnd da- unserer in Zukunft noch harrt, zu meistern. Beo- sprechungen der einen Pattei, daß sie dem Volke köstlichere Tage zu verschaffen möge, als eine andere Pattei, wären frivol, nein, mehr als das. wären Verbrechen! Die furchtbar hatte Arbeit. die dem Heu. tigen M-ichstage zu erfüllen aufgegeben worden ist, wird geleistet wer- im muffen in treuem Gemeinschaftssinn aller derer, dse eines guten Willens sind. Lorbeeren wird eS bei diesem Schaffen nicht zu ernten gbm. Parteiische oder gar demagogische Agitation müßt« nur der- giftend wirken. Die große Probe auf die Haltbarkeit und Arbeits- fähigkcit de» neuen Reichstages, den nun da» .souveräne" Volk durch seine Stimm,eitel sich bestellt, wird die Stellungnahme dieses Reichs tages zur Bildung einer neuen parlamentarischen Mehrheit und damit einer neuen tragsähigen, nach innen und außen vettrauenSwürdlgen Aeglernng bilden. Daß eine solche zustandekommt, ist heute noch lange keine ausgemachte Sache. Dann aber wird die zweite große Feuerprobe folgen: Die Stellungnahme von Regierung nnd Parlament M den zu lallenden Beschlüssen von Spaa, bei denen im Grunde Heirtschlond« Schicksal erst entschieden, und zwar auf eine materielle Sasi» gestellt werden soll. Da werden so manch« Parteien Gelegen, fett erhalten, die Wechsel, die sie in Wahlreden ihr«, Anhängen, aus- gestellt haben, einzulösen. Tie wenigen Tage und Stunden, die uns noch von der Ent scheidungsschlacht trennen, werden bestimmend sein für ihren Ausgang. Noch einmal gilt es, alle Kräfte einzustellen auf das eine große Ziel, das uns allen kotz aller parteiischen Entzweiung gemeinsam ist: das Wohl unseres Volkes und Landes, das auch das Wohl unserer selbst ist. Wohlan denn, im Vertrauen auf unsere Kraft und unser Recht, im Glauben an die sittlichen Kräfte unseres Volkes und 'm Ver trauen auf den Beistand dessen, der über den Sternen unser aller Ge schick lenkt, gehen wir in die Schlacht! Wählt daher alle die Zentrumsliste Strieder-Ziesch! Zentrum nnd Staat A. F. Die Frage, ob das Zentrum und seine Anhänger natio nal fühlen und handeln, klingt für einen echten Zenkumsmann verwunderlich. Denn schon in dieser Fragestellung erblicken wir eine Beleidigung: haben wir doch unsere Anhänglichkeit zu Volk und Staa, zu jeder Zeit bewiesen durch Aufopferung unseres Gutes nnd Blutes fürs Vaterland. Wir machen aber kein Aufhebens von dieser unserer tiespatriotischen Gesinnungsweise, wohl aber jene, die das Wort „na tional" dauernd im Munde führen, dabei aber häufig nur ihren eige nen Vorteil im Auge haben, sei es die Ergatlerung einer hohen Staats stellung, sei es die Sicherung des großen Portemonnaies vor dem staatlichen Zugriff, sei es in dem Zurücksehnen jener herrlichen Zeiten, wo sie die Alleinherren waren. Wenn jo noch ein Zweifel bestünde an seiner nationalen Zuverlässigkeit, so hat sie das Zentrum in der Zeit der Nationalversammlung dadurch bewiesen, daß cs dem Reich an Steuern gab, was es braucht, wiewohl bekanntlich das Steuer machen für eine Pattei die allerundanlbarste Ausgabe sein kann. Aber was ficht es die Partei anl Sie ist nicht Selbstzweck, sie ist nur Mit tel zum Zweck. Die Partei mag zugrund e gehen, wie der unvergeßliche Gröber sagte, wenn nur das Reich er halten bleibt. Kann es eine größere Opferwilligket, eine höhere nationale Auffassung geben? Wir glauben kaum. Und darum ist es eine unerhörte Beleidigung für uns Zentrumsleute, wenn man uns in unserer entschieden nationalen Gesinnung anzweiselt, weil wir gleich zeitig mit unseren religiösen Gefühlen übernational — nicht inter national an Rom hängen. Denn Glaube und Heimat vertragen und ergänzen sich sehr wohl, wie der Abg. D-r. Herschel neulich in der Zenkumsversammlung hervorhob auf die Ausführungen eines Pr»- testanten, der sagte, er sei bisher in dem Glauben an das „internatio nale" Zentrum gehalten worden, von heute ab- sei er bekehrt. Möchten ihm noch viele folgen und der Wahrheit und besseren Einsicht die Ehre geben. Sollen wir auch noch einen erbitterten Gegner des Zentrum» anführen, der eS vor aller Welt bekennt, daß das Zentrum national unbedingt zuverlässig ist? Vielleicht ist eS gutl Die „Münchner Neuesten Nachrichten" schreiben in Nr. 216 vom 29./30. Mai 1920 („Der Aufmarsch der Parteien und daS Ziel des Kampfes") u. a. „Don der Deutschnationalen Volkspartei wird dem Zentrum Mangel an nationaler Gesinnung vorgeworfen, den diese Patte! ja bekannterweise fast jeder Pattei außer sich selber vor wirft. Waren doch auch schon die Konservativen die Erbpächter der nationalen Gesinnung. Jedenfalls, man' mag sonst zu ihm stehen wie man will, daS Zentrum im Reich hat die Reich» treue mit aller Deutlichkeit gewahrt und durch seine Verfassungsarbeit das einigende Band fest um das Reich geschlungen." Dem brauchen wir eigentlich nichts hinzuzusügen. Kritisieren ist eine kindisch einfache Sache. Wenn die Rechtsparteien den politischen Streik übten, unter keinen Umständen zn positiv« Mitarbeit !m Parla ment und der Negierung bereit waren, sondern an? rein wahltaktischen Gründen ihre ganze Kraft in frircht loser Opposition verpufften: in ein« Zeit, wo alle Kräfte nnd Hände zum Wieder aufbau sich vereinen sollten, den Luxus eine» belustigten Zuschauers sich leisteten, als daS Reich Im Strom zu versinken drohte, da meinen wir, ist die Frage an ganz andere Herren als an das Zentrum nach der nationalen Zuverlässigkeit erlaubt. Aber auch ihnen möchten wir wünschen, daß sie bald zur Einkehr nnd Umkehr kommen. Wir wenig stens werden jederzeit dem Reiche und dem Wohls des Volkes uns wid men, nach wie vor der Wahl, sei es in der Regierung und im Parla ment, sei e» außerhalb. Darum wählt jeder aufrechte, christlich gesinnte Deutsche den Ruhepol des Reiches: denn das Reich muß erhalten bleibenll Die politische Spannung! Auch wenn man von den tollen umherschwirrenden Dutschgerüch- ten d:e auf das Konto „Wahlmache" oder gar .Wahlschwindel" zu sehenden Abstriche macht, bleibt doch noch ein recht beträchtlich« Rest an Tatsächlichem übrig, der unse-re höchst« «usinerksnmkeit beansprucht. Eine unleugbare Nervosität beherrscht die Stunde. Di- ge- samte politische Sage befindet sich heute in einem Fieberzustande. Mit der Wahlarbeit nnd dem Interesse, da» man dem Wahlergebnis ent. gegenbringt, hängen diese Dinge merkwürdigerweis, nur wenig zu sammen. Die Spannung und Unruhe kommen vielmehr daher, daß man die Blicke jetzt schon über die lediglich als Etappe angesehene Wahl hinaus nach dem Punkte richtet, an welchem es sich entscheiden soll was nun mit unserer politischen Geschäftsführung und mit ihr mit unserem künftigen inner- wie außenpolitischen Schicksal werden soll. Indiesen — wenn man so sagen will — parteiischen Sorgen liegt die Wurzel für all die Nervosität, die wir in diesen Tagen um uns herum wahrnehmen. Von den Wahlen und ihrem Ergebnis erwartet die Opposition, die sich mit den heute geschaffenen Verhältnissen nicht abfinden kann oder nicht absinden mag, eine Umkehr der Dinge in einem ihrem Wunsche entsprechenden Sinne. Dieses Ziel kann erreicht werden, wenn es gelingt, die jetzige Koalition der Mittelparteien zu zerschlagen. Die beiden Extreme würden dann den Kampf um die Macht, der jetzt i» dem einen wie in dem anderen Falle unausbleiblich ist, ausfechten müssen. Nur darüber ist man sich heute noch nicht klar. wer in diesem Machtkampf« zuerst den Vortritt haben wird. ES gibt Kreise aus der äußersten Linken dis da glauben, über eine Diktatur von rechts durch eine leidenschaftliche Aufwühlung des ganzen Volkes zu einer sestbe- gründeten Diktatur des Proletariats mit swojetistischen Gewaltmitteln zu kommen. ES gibt anderseits in den äußersten, freilich nicht parla mentarisch gedeckten Rechtskreiscn Auffassungen, die dahin gehen, auf umgekehrtem Wege zu verfahren, erst ganz durch den Sumpf zu schrei ten, um dann ein Ordnungsregiment verankern zu können. Diese selt same Vermischung beider Auffassungen macht sich des weiteren in dem sogenannten National-Bolschewismus geltend, der aus eine gemein same Vereinigung der äußerst rechts wie äußerst linls stehenden radi kalen Kreise hinarbeitet, wobei aber aus beiden Seite» !m Hintergründe die Absicht steht, ihre ureigensten Exttemziele trotz allem zu »erfolgen, und die anderen lediglich als Helfer zu benutzen, sie dann aber recht zeitig abzustoßen. Aus dies« geschilderten Atmosphäre heraus sind auch die jetzigen Dinge zu verstehen, die sich in einer ganz offenbaren Verschärfung der Spannung äußern. Das Reichswehrministerlum hat sich nun selbst in Bewegung setzen müssen, um die Oefsentlichkeit über die Putsch, gerüchte zu beruhigen. Ter Reichswehrminister bat erklären lassen, daß diesmal ein Putsch von vornherein dem allerstärksten Widerstande begegnen würde. Die Regierung würde nicht ein zweites Mal von ihrem Sitze sich entfernen. Wenn es sein müsse, würde der Kamps an Ott und Stelle ausgenommen. Der Befehlshaber von Groß-Berlin hat eine Lohalitätserklärung abgegeben, und seine Druvpen der Negie rung zur Verfügung gestellt, außerdem hat der frühere Kriegsminist«, General Reinhard, der schon während des Kapv-PutscheS ent schieden auf seiten der Negierung stand, nunmehr eine neue Brigade aufgestellt, die aus absolut zuverlässigen republika nischen Elementen besteht, und zum Schutze der Reichshauptstadt gegen Putsche, woher sie auch kommen mögen, dienen soll. Hand in Hand damit gegen die geradezu drakonischen Skafmaßnahmen, die durch eine Verordnung des Reichspräsidenten gegen diePutschabsichten, wie sie von Freikorps und anderen militärischen Formationen nach de» darüber in der letzten Zeit verbreiteten Mitteilungen angeblich ins Werk gesetzt werden sollen, getroffen worden sind. Es ist dabei nicht uninteressant, festzustellen, daß die „Freiheit", das Organ der Unab hängigen, das immer am lautesten gegen die bezeichnten Putschpläne der Freikorps schrie, nun mit einem Male Siurm läuft gegen die „Verordnung des Reichspräsidenten", die sie als einen neuen „Mt der Willkür" brandmarkt. Der Grund für diese Stellungnahme ist all«, dings sehr einleuchtend: Tie Unabhängigen fürchten, daß diese scharfen Maßregeln nicht nur gegen rechts, sondern auch gegen links angeiven- det werden können, nnd im letzteren Falle werden ja die vorab "cm unabhängig« Seite geschaffenen oder noch in der Bildung begriffenen roten Arbeiterwehren bedroht. Gerade in diesem Augen- blicke haben ja die Unabhängigen eine erneute wilde Propaganda für die Bewaffnung der Arbeiterschaft entfaltet, allerdings nur kür eine im Sinne der Unabhängigen „zuverlässige" Arbeiterschaft, llnd erst vor wenigen Tagen hat ganz offen auf dem Tempelhof« Felde in Berlin eine von Unabhängigen und Kommunisten geleitete Soldaten versammlung stattfinden können, in welcher zur sofortigen Schaffung ein« roten Armee durch unverzügliche Bewaffnung der vrolttarischsn Arbeiterschaft unter Ausschluß sedcs kürgerlichen Elementes aufge rufen wurde. Man darf in diesem Zusammenhänge auch daran er- Innern, daß die „Rote Fahne", das Organ der Berliner Kommunisten, «klärt hat, daß der Kampf um die Machtstellung des Proletariats „mit 21-Zentimeter und größeren Kalibern" ausgesuchten würde. Die Linke treibt nur ein« Vettuschungsvolitik, wenn sie durch Lärm von Rechtspiitschen von ihren eigenen Machenschaften ablenken will. Die größere Gefahr ist ganz unzweifelhaft links in suche». Wir dürfen freilich nicht verkennen, daß gerade die süngsten, gegen die Freikorps-Formationen sich richtenden oben erwähnten Skakerlasse in jenen Kreisen, die sich ohnehin durch die Auslösungen oor die schwerste Existenzfrage gestellt sehen, geradezu eine Verzweiflungsstimmung her- vorzurnfen geeignet sind. Man darf die Gefahren, die an- einer solchen Sachlage erwach sen, keineswegs gering schätzen. Leider gedeiht der Weizen der Lin ken un!« den obwaltenden Umständen nur m gut. Es ist Tatsache, daß allentkalben im Nk'cbe gefährliche Wühlereien im Gange sind. Die versteckten und auch offenen Vorbereitungen zu Puttchen »on links her haben bereits zur Flucht zahlreich« OksizicrSsawilien vom Lande nach den Städten geführt. Eine Alarmnachri'cht. daß an Offiziere die amtliche Warnung ergangen sei. in bestimmten Näcbten nicht in ihren gewöhnlichen Schlafftätten zu übernachten, um einer von links be absichtigten „Borthelomäusnackt" zu entgehen, hat die allgemeine Verwirrung nur noch gesteigert, um so mehr als tatsächlich dieser, übrigens von keinerlei amtlichen Seite ergangenen Warnung Folge ge. leistet wurde. Den Angaben von recht«, daß die Putschisten von links zu ein-m bestimmten Tennin losschlagen wollten — man nennt dort die Zeit bis spätestens 13. Juni — begegnen dies- letzteren mit dem Hinweise darauf, daß von rechts ber noch vor den Wahlen, spätesten» unmittelbar nach d-nselben „loSgeschlaqen werden solle". Der Zustand, in dem wir geaenwättig leben, ist aui die Dauer anetträglih. Man kann nur wünschen daß die Wablen eine Klärung bringen. Was aber, wenn sie einwandfrei nicht ertrügen? Dann ertt keginnen die Gefah ren, dann erst werden sie auch mit einem Male riesengroß Var uns stehen Darum ist unsere Laae beute io »ngebeuer gespannt! Darum b-anipnicht sie da» fieberische Interesse seke» einzelnen unter unSl Darum muß aber auch ein jeder, ob Mann oder Frau, und an welchem Vlake persönlich oder beruflich er au» stehe, sich d« ungeheuren Wich^ tigkeit der kommenden Entscheidung bewußt sein. V K,
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