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O -k. VT L8. Iahrp. Sonnabend, den 26. April iu>l* ave«ps Geschäftsstelle und SikLaktio«: Dresden-U. 18, Holbeinstratz« 4» Fernsprecher 21368 Postscheckkonto Leipzig N». 147V r »»Sa«»« a mit llluln. veUaoe vlkNellLhrll« In Dresden und ganz Deutsch laut sret Hau« ».»« in Oelterretch «.4« X. «»«,a», 0 vlrneuLdrllch It.L« M. In Dreeden und ganz Deutschland Net Hau» tu 0«,«erreich K.86 X. «, »vch^ch. Gtnzel - Kummer Iv 4. che «oUSzettuna erscheint an «Ulen ochentagen nachmiNag«. c, , Anzeigen > U Annahme doiilAeschütlsanzeiaeiiblS IVUHi, , du» gamiiicnanzeigeii bis r l Uhr vorn«. PrctS tiirdie Pelit Lpattzetle tU 4, ImReNc- nuleil i gamitiei« Anzeigen 20 4 Für undeullich geschriebene, sowie durch gern »necher aufgegebene Anzeigen rönnen Ion di> iuetnnlwoi ltichleil für die AichtigkeUdes leitet nicht übernehmen. Lvrechslunbe der Redaktion: 111« Uhr vormittag«. L , Einzige katholisch» dWesMrwig »> Srgim »er Zentrumspuiuei Aargabe ^ mU illustriert« Nuryad* am «u der Wocheabeilag^ Lekmmken, pucier >ü' 7t«»I«rd»tI»,i, iüe LnS«»SVN»lt0N, rue 6autps!og« st knarmse äuswskl psrfümeris Zctiws^loss, L°."z7y ao Die sieben SchwRbeu. Unser tapferes (»Zesaiutministeiiniil hat in r.uuem lestun-gsähnlich armierren Palast, hinter einer Posteuiette, niebis an die Zähne bewaffnet ist. einen heroischen Streich gegen die Spartakisten ssesührt. Es hat die llteichsregierung ersucht, den Belagerungszustand non Reichs loegen über den Freistatt Sachsen zu verhängen. Wahrscheinlich hat unser -.reiflicher Jnstizmiuister Tr. Ha r n i ich '.nährend seines mehrtägigen Ei-holuiig-mirlanbes in das Land „Unbekannt" die Gesetzbücher eifrig geivälzt und dabei heraiisgernnden, dag es ein preußisches'Ntstlageriingsgesetz ans dem Jahre „Anno Tobak" gibt. das den heutigen Perbältnissen mehr angcpaßt ist. wie das sächsische, wenigstens lautet die hier wtgende Negiernngsbegrnndnng so: „Die Verhängung des Belagerungszustandes über Sachsens seitens des Reichspräsidenten Eberl ist darauf zurück,;usnhrcn, daß die sächsischen Bestimmt»,- rsen über den Belagerungszüstand außerordentlich milde sind und nicht«misreiche» zur Bekämpfung der Sparta kisten. Sie sehen mir Strafen bis zu last M. oder ent sprechende Haft vor. Das preußische Belagernngszu- standsgeseb, das nun auch ans Sachsen angewendet werden kan n, siebt dagegen Gefängnisstrafen bks zu einem Fahre vor für diejenigen, die einem Verbot, das während des Belagerungszustandes erlassen wird, znwidcrhairdcln oder zur Zuwiderhandlung anffoidern oder dazu anf- reizen." Wir erlauben uns in aller Bescheidenheit anderer Mei nung zu sein wie die hohen Herren. Wir denken dabei an .den berühmten Spruch der sieben Schwaben „Hanenrann geh du voran". Ist eS nicht kläglich, ist es nicht für jeden Sachsen beschämend, daß unser Ministerpräsident sich hinter Fern; Ebert und Herrn Scheidemann verkriecht, um nun als Beauftragter des Reiches, dem etwaigen Stnrinlauf in der Volkskammer die Unterschriften genannter Herren ent gegen,stihaltcn, So eine Blamage ist noch nie da gewesen. In der letzten Sitzung der Volkskammer vor Ostern riet der Präsident der sächsischen verfassunggeben den Versammlung, Herr Fräßdorf, dem Ministerium zur Der Negierung möchte ich von dieser Stelle ans sagen: sie soll die Macht des Staates anwenden, che es zu spät ist. Und wenn sie glaubt, in den gegenwärtigen Gesetzen die Macht nicht zu haben, dann soll sie die Macht usurpieren, dazu hat sie auch das Recht, und die Volkskammer wird nachträglich die Negieriingsmaßnahmen decken. Unserer Meinung noch hätte die Regierung auch das Recht gehabt, wenn die sächsischen Gesetzesbestimmungen nicht ansreichten. sie eben abznändern. Auf eimnal diese Ächtung vor Recht und Gesetz, ans einmal scheinen sie unabänderlich. War nicht auch einmal Recht und Gesetz, daß es einen König von Sachsen gab. Ta gab es für die Herren an scheinend keine Gewisscnbedcnken, Recht und Gesetz »mzii- stoßen. Und das sächsische Belagerungsgesetz ist doch von einer königlichen Negierung gegeben und trägt die Unter- ichrift des Königs. Oder sollte es vielleicht sogar noch ein kurfürstliches Signum tragen? Nein, mit solchen Spitz findigkeiten soll man uns nicht kommen. Allzuviel Selbst vertrauen bat dieie Staats-Weisheit sicherlich nicht diktiert. Da ist es nicht zu verwundern, daß die Unabhängigen und Spartakisten sich über alle Maßnahinen unserer furchtbaren Gewalthaber hinwegscben, daß der Arbeiterrat von Leipzig den Befehl des „Oberbefehlshabers" Kirchhofs mit Holin- gelächter empfängt. Ja, regieren ist eben doch etwas an deres, als wie im A.- und S>Rat Reden halten. Ist das eines Ministeriums würdig von: Flugzeug aus Skandal- geschichten in Leipzig ausstreuen zu lassen? Daß unser Ministerium für Militärwescn sich von Herrn Schöning in Leipzig hat übers Ohr hauen lassen, ist unseres Eracksten? kein Grund, diese Tatsache durch Militärflieger zu ver breiten: es gibt dazu genügend andere Weg«. Jeder treibt, wie er's versteht. Unsere Regierung liebt es, ihre Gegner ins Unrecht zu setzen, das scheint ihrer hohen Staatsweisheit letzter Schluß zu sein. Kein Wunder, daß bei solcher Regiererei der „Dresdner Volkszeitunq" himmelangst vor der Gegenrevolution des braven und geduldigen Bürgertums wird. Kein Wunder, daß der Vorschlag eines reinsozialistischen Ministeriums für das Reich bst ibr keine Sympathien findet. Das sieben» köpsiae Ministerium Grndnaner (Herr Kirchhofs ist unseres Wilsens noch nicht znm Minister avanciert, sonst wären cs j och:» ichc-int wohl selbst dem heutigen Regierungsorgau nicht den Beweis erbracht zu l)aben, daß die Revolution „den schichtigen freie Bahn schuf". Tenn, daß Tüchtigzein und Sozialdeinokratsein ein und dasselbe sein muß, war früher wenigstens ein sozialdemokratisches Dogma. Wir versprechen dem heutigen Ministciiiim und der ganzen Mehrheitssozialdemokratie in Sachsen, wenn sie so weiter wirtschaften, nur noch eine kurze Lebensfrist als nlleinherrschende Partei. Tic entsetzliche Angst vor ihren lieben Brüdern zur Linken und dem phantastischen Gegen- revolntionsgespenst von rechts hat sie vollkommen gelähmt. An alte ordnungsliebenden Elemente tritt min die brennende Frage heran, wie wollen wir uns vor dem Terror der Radikalen schützen. Wollen wir uns in aller (Niiiiitsriihe vergewaltigen lassen wie in München? Krieg und Knegsgescbrei tönt nicht mehr weit hinten ans der Türkei, sondern vor unseren Häusern. Wir meinen, daß cs höchste Zeit sei, sich zu rühren. Wer kann uns noch die Sicherheit für Leib und Leben garantieren? Die Negie rung, die sich hinter den Bratenrock von Papa Ebert ver kriecht, die kann es nicht. t>. v. >V. Damaschke. Hk Es gibt auch heute noch bei »ns in Tentjchtand eine große Anzahl von Leuten, denen der Name Damaschte ein Buch mit sieben Siegeln ist. Das ist bezeichnend für unsere ganze soziale Struktur. Tenn es beweist daß das soziale Verständnis in weiten Voltskreiscn noch nicht tief genug cingedrnngen ist. Adolf Damaschke verkörpert ein System, verkörpert eine Bewegung, die nur langsam sich dnrchringen konnte, sich aber doch schließlich Bahn gebrochen hat. An dieser Be wegung, die mit Adolf Damaschte innig verknüpft ist, kann heute niemand mehr vorübergehen. Den kräftigsten Nährboden für die radikalen »nd revo lutionären Strömungen in unserem Vaterlande bildeten, darüber kann gar kein Zweifel bestehen, die Woh n u ngs - Verhältnisse in unterem Vaterlande. In der Grün derzeit der 70 er Jahre hat wildes Speknlantentnm sich des Bodens bemächtigt, hat Mietskasernen ohne Rücksicht ans die gesnndheitlichen Verhältnisse darauf errichtet, und aus den Wohnungen ein Handclsodjekt schlimmster Sorte ge macht. Es darf bei dieser Gelegenbeit gleich daran erinnert werden, daß bis znni Ausbruch der jetzigen Revolution die letzten Barrikadenkämpfe in Berlin im Jahre 1871 statt- sanden, als die Massen ans dem Kriege zurückkehrten, in Baracken ans dem Tempelhofer Felde nntergcbracht werden mußten, oder gar keine Unterkunft in Berlin fanden. Mit klarem Blicke hak der Lehrer Kdolf Damaichke bald erkannt, worin das Gnmdüdel der Wohiumgsver- hältnisse zu snckzen sei. Er hat gesehen, daß nur eine Re form des Bodens hier eine entscheidende Aenderung herbei- sühren kennte. Schon vorher hatte eine kleine Boden- reformbewegnng bestanden. Sie lag aber nicht in geschickten Händen. Das wurde anders, als der Lehrer Damaschke seinen Beruf austrab und die neue Bewegung entschieden in die Hand »ahm. Er ist ein Mann von unbeugsamer Energie, von unermüdlicher Arbeitskraft, der für das von ihm richtig E> kannte mit seinem ganzen Ich eingetreten ist, der für die'e Bewegung im wabrsten Sinne des Wortes gedarbt »nd gehungert bat und der nicht eher geruht hat. bis sie ein machtvoller Faktor im öffentlichen Leben wurde. Er hat von vornherein seine Bewegung politisch auf völlig neutralen Boden gestellt. Heute gehören dem Bund deutscher V o d e n r e f o r m e r und der mit ihm ver bundenen Hoi m st ä t t en b e w e g u n g Männer aller pciitischen Richtungen und nicht zuletzt hervorragende Köpfe der Z e n t r n m s pa r te i und des katholischen Vol kes an. Als mit Kriegsbeginn Damaschke die Heimstätten- bewegung kraftvoll in die Hand nahm, war cs der Cari- t a s v er b a n d für das k a t h o l i s che T e » t s chl a n d, der als eine der ersten Oraanisationen sich dieser Beweanng anschloß. Z» den Stützen der Bodenrcformbcwegiing über haupt gehört keil langem -- anerkannt auch von seinen poli tischen Gegnern — der Zentrumsabgeordnete Tr. E » g e a Jaeger in Speyer, der bereits in den Jahren 1002 ,, > 1008 ein grundlegendes zweibändiges Werk über die W o nungsfrage (Verlag der Germania, Berlin) hcransg-- geben hat. das einst im Reichstage der damalige Staats sekretär des Innern G ra f P clsa d o w s k y als das beste bezeichnest, was auf diesem Gebiete üderbaupt erschienen »st. Ein oollstümliwei' Auszug aus diesem umfangreiche i Werte unter Berücksichtigung der neueren Verhältnisse ist dann uustr dem Titel „ 's r » n d r i ß d e r W o l> ir >: n g - frag e u u d W o h n u n g S p o I i t i k " von Di- Eugen Jaeger im Voltsvereiiisveriog in M.-Giaddach erschienen. Mit Recht weist jaeger daraus bin. daß mit der Herrschaft des eutsesirlirn .uopitalismiis der Grundiatz vei'ch'uwnd, der st-it Euljielmii'g des Städteweie.is in Deulichland ge- gölten: daß Stadterweitening »nd Bodeupoikik eine ösjont- liche Angelegenheit seien. Dr. Faeger sührt dam a. a. sol gendes ans: „Ter Lileralismus verlangte, daß der Boden entgegen seiner Natur in Wirlschait und Rem! gleich jeder beliebig vermehrbaien Ware zu behandeln sei, die volle Freiheit des Baugewerbe.. Beieiii.guig aller bauvoli.zeiliche» Vorschrif ten, nicht einmal ein Bebauungsplan dürfe amgestellt wer den. So blieb das- Wohnimgsweieii fast ganz sich selbst überlassen, i» verliängnisoollner Weist geiade in einer Zeil. als mit dem Anitommen der Industrie, etwa von 1880 ab. besonders aber nach ld-70 das mächtige Annbwellen diu Stcidto und der Bevölkerung dem Tlaare und den Gemeinde I auch ans diesem Gebiete große Ausgaben zuwies, die sie atze- geblendet von dem Zauberworte des „freiem Spiels Kräfte" im llnkerichied zum Mittelalter lauge peil nult verstanden haben. Die mächtig heranwacl'stnde indnstrictzo Arbeiterschaft verlor den Schutz ihrer wirtschaftlich-:-, ge sundheitlichen und sittlichen amleressen: ie mehr die groß- i Massen in den städtischen und industriellen Minelvunckt i sich anhänsten, desto mehr sielen sie tniderstandslas in d e Hände der privaitavitalistischen Wolmmigsversorguno .» > Bodenspekulation, die nicht bloß die Arbeitsfrüchte der städtischen Voltsmasse sondern auch den größten Teil d«r nationalen Kapitalisierung in luliiirwidriger Weise im Boden aufsangt. So hat das von jeder össentlich-rechtlich-> Leitung freigebliebenc Privatuincruehmeitiu» unserem Volke dnrchreg die schlechte st e For »> d e s N o ! - »nngswesens ansgcnötigt und dos in euiee Zeit, d.i die allgemeine Volksbildung ausstieg, die Bautechnk »iae hohe Stufe erreichte und gleichzeitig große Kapital ,:asf-i-. heranwuchsen, eine treffliche Kreditorganistiio» entstand und dje städtische Bodenrente eine stark oussteigende Rich tung anahm. Wohl empfahl der Liberalismus de» bedränz- ten Volksschichten die Selbsthilfe, aber diest rst obne recht liche und finanzielle Förderung durch Staat und Gemeinde gerade auf dem Gebiete des Wohnungswesens wirkungslos. Die Politk des Gehenlassens bat im Wohmingswefen ebrnlo versagt wie im ganzen Wirtschaftsleben." Wir haben das angcsührt, um zu zeigen, wie oerade in den Kreisen der Z e n t r » m s v a r t e i die Wohnungsnöte und die Notwendigkeit ihrer Abhilfe vollste- Veistäiidttis gesiinden haben. Adolf Damaschke selbst bat seine Gedanken und Ideen in dem lestnswerten Buche „Die Bodenreform. Grnndsätzlichcs und Geschichtliches zur Eikcnutm'S und llebcrwindiing der sozialxn Not" niedergcleat. Von stinen übrigen Merken nennen wir nur noch seine ..Geschichte der Nationalökonomie" und seine „Aufgaben der Gerne!vde po litik". Seine sämtlichen Werke sind im Verlage von Gustav Fi'cher in Jena erschienen. Wir wiesen eingangs darauf hin, daß es auch setz! noch weite Kreise gibt, denen Damaschke, und seine Bodeiiresoirn- bcwegiing rinbekannt sind. Einen großen Teil Schuld daran, trägt ohne Zweifel die liberale Presse und die ebensallS in rein kapitalistischem Fahrwasser schwebende sarblvs- Presse, die zumeist bis in die jüngste Zeit hinein Tamaschst und sein Werk so gut wie totgeschwiegen haben. Dabei ist viel^ fach der Glaube erweckt worden, als sei Damaschke ein Feind der Hausbesitzer überhaupt. Das ist falsch. Die b e r e ch-- tigten Interessen der Hausbesitzer bat Damaschke niemals angetastct. Hingegen hat er sich stets mit oller Energie und mit vollem Rechte gegen die vnhängnisvolle Boden spekulation gewandt und gcugen die Au § schrei t » n- gen ans dem G eb i e t e d e s W o b n n n g s m a r k t es. Niemand wird abstreiten wollen, daß auch heute noch, ja heute mehr denn je ans dem Wohmingsmarkts gesündigt wird. Gewiß, die Rohstoffe und Baumateriali g sind unendlich gestiegen. Ostnuß ist richtig, daß der jetzi w Wobnimgsmangel in erster Linie auf das Tarniedcrlieg'ui des Baugewerbes'»»- damit der Bautätigkeit zuriickznführeil ist. Aber wer wollte abstreiten, daß es gerade jetzt manch» Hausbesitzer gibt, die trotz der MietSämter die No'!,, g g