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Nr. 284 — Jahrgang «rlchetnt tügltch nach», mit »usnahme der Sonn- und Aesltage. AvSaad« 1. > Mt „Die Zeit tn V-»rt und Bild' riertcljührlich 8,16 Sn Dresden durch Boten 8,40 In gant Deutschland n:et Hau! 8,I>8 4k. MnSaabe Ohne illustrierte Beilage diertelj 1,8V 4». I» Dresden d. Bolen 8,1V 4k. In ganz Deutschland frei Hau» 8,88 4k. - Sinzel-Nc. 1V ^ - ZeitungSdreirl. Nr. «888. »>!. > ! DtenSrag de« 8. November AVIV Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden die «lgelstaltene Petitzeile oder d- rrn Nainn -»I 18 Nellanicn mit 8V 1 die Zeile derechnet, » üLiedertzolungei» entsprechenden istadatt Buchdrntkerei, Redaktion und vleschüslSktelle, Dresden, Pillnttzer Strafte 4». — Fernsprecher I486 gtt« Rückgabe unverlangt. Schriftstücke keinrVerdiadlichlei« Redaktion»-Sprechstunde: 11—18 Uhr. Große Volksvereinsversammlung in Leipzig. Leipzig» den 6. November 1910. Einen durchaus erhebenden und festlichen Verlauf nahm die allgemeine große Versammlung, die der Volks- verein für das katholische Deutschland am Sonntag den 6. November nachmittags im großen Saale des Zentral theaters zu Leipzig veranstaltete. Der Saal sowie auch die Tribünen, auf denen besonders die Damen Platz ge nommen, waren sehr gut besetzt und eine gehobene Stim mung machte sich allerseits bemerkbar. Der Herr Geschäfts führer Kaplan Königs eröffnete mit dem katholischen Gruße die Versammlung, begrüßte die Erschienenen aufs herz lichste. besonders den hochw. Herrn Superior Stranz, dis hochw. Herren Geistlichen von nah und fern, die Freunde und Förderer, sowie alle lieben Gäste und Mitarbeiter des Vereins, und übergab den Vorsitz dem Herrn Lehrer Rückert, der nach kurzen einleitenden Worten in die Tages ordnung eintrat. Er erteilte dem hochw. Herrn Königl. Hofprediger Kanonikus Kummer aus Dresden das Wort zu seinem Vortrage über das Thema: „Der katholische Glaube, auch heute noch eine frohe Botschaft." In be geisterter Hingabe unterzog sich der Herr Nefc.vnt seiner schönen Aufgabe. Und er fand aufmerksame hörer, die seinen gediegenen Ausführungen und tief-, sinnigen Spekulationen in atemloser Stille bis zum Schlüsse lauschten. Daß der katholische Glaube auch heute noch dem Christen eine frohe, eine wahre, ja rein beseligende Botschaft ist, wußte er in ebenso eindringlicher als über zeugender Weise aus dem Natur- und dem Menschenleben, aus der Wissenschaft wie aus der Geschichte nachzuweisen und darzulegen. Der Fels, auf dem die Botschaft ruht, ist Petrus und die lange Kette seiner Nachfolger bis auf den heutigen Tag. Das Christentum und das Papsttum sind aufeinander angewiesen. Sie bestehen in- und durch einander. Das Papsttum ist gewiß eine menschliche, aber auch eine göttliche Einrichtung. Die Feinde der Kirche wollen diesen Felsen auswuchten und alles, was auf ihm ruht, ins Meer stürzen. Besonders unsere Zeit stürmt heftig gegen die katholische Kirche, diesen Fels der Wahrheit, an. Wir wollen die Angriffe, welche die moderne Zeit gegen die frohe Botschaft der Kirche erhebt, einmal des näheren untersuchen. Der erste Angriffspunkt lautet: Die frohe Bot- schaft steht im Gegensatz zur Wissenschaft. Dazu ist zu bemerken: Die Wissenschaft sucht gewiß auch die Wahrheit, aber sie bedarf dazu langer Zeit und großer Mühe. Sodann gibt es Wahrheiten, die die Wissenschaft mit all ihren Hilfsmitteln nicht ergründen kann. So kann z. B. der Mensch nicht aus sich selbst die Ursache und den Zweck seines Daseins ergründen. Aber die Wissenschaft drängt uns gerade auf eine Botschaft, die vom Himmel kommt. Denn der Glaube ist das Fundament der über sinnlichen Wahrheiten. Der Mensch kann aus sich selbst ebensowenig den Zweck wie die Ursache seines eigenen Seins ergründen. Die moderne Wissenschaft spricht da gegen von der geschlossenen Naturkausalität. Die Natur muß durch Natur erklärt werden. Der Unglaube will sich vor einem höchsten Herrn und Gott nicht beugen. Darum kommt er zu solchen unsinnigen Sätzen. Der Unglaube verblendet. Die modernen Gelehrten haben sodann eine große Furcht vor einem überweltlichen Schöpfer. Daher kommen sie zu den unglaublichsten Ideen. Sie sprechen von einer Entwicklung durch Entwicklung. Sie sehen über dem Kunstwerk der Schöpfung nicht den Herrn und Schöpfer. Wenn aber Gott nur die Natur ist, dann steckt er in den Fesseln der Natur. Dann sind wir Menschen schließ lich besser daran als Gott. Denn der Mensch zwingt durch seine Erfindungen die Naturkräfto wie die Naturdinge in seinen Dienst. Besonders eifern die Modernen gegen das Wunder. Die Wunder, auf die sich das Christentum beruft, halten sie für unmöglich. Die Natur ist aber nicht gegen die Wunder, sondern weist direkt auf Gott und seine Wunderkraft hin. Fragen wir doch die Ungläubigen: „Woher kommt das Leben in der Natur, das organische Leben der Pflanzen und Tiere und das weit vollkommenere geistige Leben des Menschen? Woher hat das Weizenkorn seine Lebenskraft? Wem verdankt das Tier seine Triebe? Von wem hat endlich der Mensch seine persönliche Lebenskraft? Und eigentümlich, während die Moderne das persön liche Leben auf der einen Seite leugnet, weiß sie auf der anderen Seite nicht genug Lobeserhebungen auf die Per sönlichkeit zu tun. Und so ist ersichtlich, daß die Natur wissenschaft geradezu auf eine frohe Botschaft hindrängt, die vom Himmel kommt. Die Natur, ruft unS gleichsam zu:-„Hebe dich empor, o Mensch, aus dem Staube gleich der Pflanze zum Lichte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, zu Jesus Christus, dem Bringer der frohen Botschaft. Aber auch die Menschheitsgeschichte weist in ihrer Ent wicklung und in ihren Gott gesandten Boten hin auf den Glauben als die frohe Botschaft. Gehen wir von den Glaubensboten des Alten Testamentes, von Moses und den Propheten auf Christus. Er ist eS vor allem, der uns durch seine Wunder zum Glauben an seine frohe Botschaft erheben will. Das Auferstehungswunder beglaubigt aufs herrlichste die frohe Botschaft Christi. Und die Apostel, erst furchtsam und verzagt, verkünden nach der Herabkunft des hl. Geistes die Auferstehung, leiden, dulden und sterben für diese Wahrheit. Wie die Apostel, so beglaubigt sich auch die Kirche, die sich eben auf dieselben Apostel aufbaut, durch Wunder. — Auf zwölf einfache Fischer baute Jesus Christus seine frohe Botschaft. Wie war es möglich, daß diese Stif tung Christi bestehen konnte, da doch das Heidentum mit aller Macht dagegen anstürmte? Und schon nach 300 Jahren hat das Christentum siegreich den damaligen heidnischen Staat durchdrungen. Ist das nicht ein Wunder? Und wie steht es gegenwärtig mit der Existenz der katholischen Kirche? Wo ist der alte römische Staat? Wo sind die Gründungen der Völkerwanderung? Weltreiche sind ver schwunden. Die katholische Kirche aber steht heute trotz aller Anfeindungen in herrlichster Blüte. — Die katho lische Kirche hat aber nicht nur die frohe Botschaft in alle Welt hinausgetragen, sie hat auch die Lehre Jesu Christi — und das ist nicht weniger wunderbar — in voller Unver änderlichkeit bis in die Gegenwart bewahrt. Und wenn man ihr vorwirft, sie habe doch ganz neue Lehren ver kündigt, so ist das durchaus falsch. Sie hat nur die Konse quenzen, die Folgerungen aus der von Christus verkündeten Lehre gezogen, aber keine neuen Wahrheiten erfunden. Nicht bloß gibt es Natur-, nicht bloß Menschenwerke. Es gibt auch Gotteswerke hier auf Erden. Gott läßt seine frohe Botschaft an uns ergehen. Das muß uns freuen, Daß er uns nicht zur Anerkennung dieser Botschaft zwingt, das muß uns noch mehr freuen. Frei willig will er von uns verehrt und geliebt werden. Der Inhalt seiner frohen Botschaft lautet: Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um uns zu erlösen und endlich in den Himmel zu führen. Der Kirche hat er seine Gnadenmittel anvertraut. Ihr hat er das hl. Meßopfer darzubringen aufgetragen. Die Werke der Menschen will er vergelten. Darum sollen wir allenthalben auf seine frohe Botsckiast hören und ihr folgen. — Aber die Feinde der Kirche möchten den Menschen zum Tiere erniedrigen. Allein auch viele schwachgläubige Christen suchen die frohe Botschaft nicht im eigenen Hause. Der Herr hat seine Botschaft niedergelegt auf einen Felsen. Und der Fels in unserer Zeit ist der Papst Pius X. Alle jene, die da wirklich an die frohe Botschaft glauben, sollten verehrungsvoll cmporblicken zu dem Felsenmanne unserer Tage. — Aber was geschieht? Wird nicht gerade das Haupt der Kirche aufs schmählichste beschimpft? Haben wir nicht solches erst jüngst erlebt? Noch sind uns die Schmähungen des Bürgermeisters von Nom in schmerzlicher Erinnerung. Wir als Katholiken, die wir uns als Kinder unseres hl. Vaters betrachten, erheben gegen diese Schmähungen lauten und vernehmlichen Protest. Wir verehren und lieben in dem Papste den Stellver treter Christi auf Erden. Und jede Schmach, die ihm an getan wird, betrachten wir als uns selbst zugefügt. Die Versammlung spendete den kraftvollen Aus führungen des hochw. Redners begeisterten Beifall, und der Vorsitzende drückte ihm in lebhaften Worten im Namen aller den innigsten Dank aus. Der Vorsitzende brachte hierauf eine Protestresolution zur Vorlesung, die allge meine Zustimmung fand. Sie lautete: „Die anläßlich der allgemeinen' Versammlung des Volksvereins für das katholische Deutschland im großen Saale des Zentraltheaters versammelten Katholiken Leipzigs erheben einmütig flammenden Protest gegen die dem hl. Vater Pius X. und in ihm der ganzen katholischen Kirche jüngst vom römischen Stadtoberhaupt zugefügten Schmähungen, wodurch sie ihre religiösen Gefühle aufs schwerste verletzt sehen. Sie nehmen den innigsten Anteil an dem Schmerz des hl. Vaters und erneuern zugleich das Gelöbnis, in unwandelbarer Liebe und Treue und in er gebenen: Gehorsam allezeit zu ihm als dem Stellvertreter Christi auf Erden zu stehen." Der Vorsitzende brachte die Zustimmungsschreiben zu der Protestresolution, die aus Werdau, Wurzen, Zipsen- dorf und Zeitz eingelaufen waren, zur Vorlesung. In warmen Worten gedachte er hiernach der höchsten Autori täten, unseres hochverehrten Kaisers und Königs, und ließ seine Worte in ein dreifaches Hoch ausklingen, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Der zweite Festredner Herr Lehrer Bedrich ergriff nunmehr das Wort. Er sprach über das Apostolat der Presse. Als Gründer für dieses Apostolat bezeichnete er der Charakteristik des falschen Egoismus und des modernen Sozialismus ausgehend, forderte er, den gesunden und wahren Egoismus und Sozialismus als Antrieb für das Apostolat der katholischen Presse. Die echte Selbstliebe, die wahre Nächstenliebe und die innige Gottesliebe verpflichten uns für unsere, für die katholische Presse, insonderheit für die „Sächsische Volkszeitung" kraftvoll einzutreten Auch seinen Darbietungen zollte die Versammlung kräftigen Beifall und herzlichen Dank. In seinem Schlußworte empfahl der Herr Geschäftsführer der Versammlung die Schriften des Konvertiten Nuville sowie den Benno kalender, ermunterte zum Besuche des in Kürze statt- findenden Basars und verbreitete sich über die Zwecke und Mittel des Volksvercins, den er durch Beitritt nnd Mit- arbeit zu unterstützen bat. Denn auf dem Boden des Christentums will der Volksverein das Wohl und Glück deS einzelnen wie des ganzen Volkes aufbauen. Der Vorsitzende, allen für die treue Mitarbeit dankend, wünschte schließlich, daß die Anwesenden die hohe Begeiste- ning, die sie hier an den Tag gelegt, mit hinaustragen, in soziale Taten umsetzen und bis zur nächsten großen Ver sammlung bewahren möchten. Der „Sieg" des Genossen. Statt des verblichenen großen christlichsozialen Partei führers und Bürgermeisters Dr. Lueger wurde in der Leopoldstadt nicht der christlichsoziale Kandidat, der Gast wirtsgehilfe Preyer, sondern der Sozialdemokrat Schuhmeier, der Redakteur der „Volkstribüne", in den niederösterreichischen Landtag gewählt. Freilich erst in der Stichwahl und mit einer geringen Mehrheit (12 700 gegen 11 600 bei 600 unbeschriebenenen und ungültigen Zetteln). Im ersten Wahlgange hatte Preyer 10 832, Schuhmeier nur 8171 Stimmen erhalten. Im zweiten Wahlgange jedoch vereinigten sich auf den radikalen Sozialisten sowohl die deutschfortschrittlicheil als auch jüdischen Stimmen, also alle. Parteien, die nicht christlichsozial sind. Dazu wird unS aus Wien geschrieben: Des „glänzenden Sieges" über die Christlichsozialen, den ganz Preßisrael im ersten „Siegesräusche bejubelte, beginnt man sich jetzt sowohl im freisinnig-liberalen wie im roten Lager zu schämen. Die Zahlen sprechen ja allzu deutlich dafür, daß dieser „Sieg" nicht ein sozial demokratischer Erfolg, sondern ein vorübergehender Erfolg der vereinigten Gegner des Christen tums, namentlich des Judentums ist. Krampf haft sucht daher die „Arbeiterzeitung" durch allerlei Aus flüchte und Derdrehungskünste die Tatsachen zu verdecken, daß „Genosse" und „Volksvertreter" Schuhmeier in Wahr heit nichts anderes ist als der Erwählte des volksausbeute rischen, jüdischen Großkapitalistcn- und Wuchertums, Mancher rote Wähler dürfte nunmehr nachdenklich gestimmt werden und sich die Frage vorlegen, warum wohl die Börsenmakler, die Kartellisten und Grobkapitalisten, die Mehl- und Produktenwuchercr und die jüdischen Lebens mittel- und Allesverteuerer zum „Genossen" Schuhmeiec mehr Zutrauen hatten als zum Christlichsozialen' Preyer. Es wird in ihnen die Erkenntnis des volksverräterischen Treibens der Sozialdemokratie als Judenschutztrnppe auf dämmern und sie werden daraus die notwendigen Folge rungen ziehen. Auf die Dauer läßt sich eben auch der ge duldigste Arier und Christ die Rolle eines willenlosen Werkzeuges und Knechtes des Judentunis nicht gefallen. Dies nun fürchten die sozialdemokratischen Führer, und so sucht der Erwählte Israels, der ungekrönte König des zionistischen Wien diesen bösen „gelben Fleck", mit dem seine sozialdemokratische Ehre nunmehr öffentlich verun ziert ist, zu bemänteln, wobei ihn die .Arbeiterzeitung" kräftigst zu unterstützen sucht. Umsonst: Unerbittlich ist die Sprache der Zahlen. Klipp und klar reden sie folgender maßen: Von den 28 879 Wählern der Leopoldstadt sind 43 Prozent jüdischer Abstammung, was eine Zahl von 12 415 jüdischen Wählern ergibt. Es bleiben hiermit nur 16 464 christliche, arische Wähler übrig. Nun vereinigte der christlichsoziale Gemeinderat Preyer 11626 durchwegs christliche Stimmen auf sich. Schuhmeier hätte also im besten Falle, wenn alle christlichen Wähler zur Urne gegangen wären (nach Abzug eines Teiles der leeren und zer splitterten, als von christlichen Wählern abgegeben) 4400 christliche Stimmen auf sich vereinigen können. Somit ein Drittel seiner ganzen Stimmenzahl. Nun gingen aber 3902 Wähler überhaupt nicht zur Urne. Unter diesen sind mindestens 2000 christliche Wähler (viele mit Preyer unzu friedene), die aus verschiedenen Gründen nicht zur Wahl gingen oder gehen konnten. Somit kann Schuhmeier im Höchstfälle nur 2400 arisch, christliche Stimmen erhalten haben, was nicht einmal einem Zehntel der Gesamtwähler zahl der Leopoldstaüt entspricht oder weniger als einem Fünftel (18,8 Prozent) jener Stimmenzahl. 12 761, die Schuhmeier auf sich vereinigte. Alle sozialistischen Ver drehungskünste und Ableugunngsversuche vermögen also den häßlichen „gelben Fleck" auf der Ehre der sozialdemo kratischen Partei nicht reinzuwaschen, nicht die Tatsache zu verdunkeln, daß Schuhmeier zu mindest 10 000 jüdische Wählerstiminen erhalten, er somit tatsächlich der Erwählte Israels ist, ein echter Judenvertreter der prozentual mehr jüdische Stimmen auf sich vereinigte, als einzelne zio nistische Reichsratskandidaten in Galizien. Das christliche, ehrlich schaffende Volk Oesterreichs wird aber aus dieser geradezu schamlosen, öffentlichen Selbstentlarvung der Sozialdemokratie als Schutz truppe deS voM- bewuchernden, parasytischen, jüdischen Großkapitalisten- und Spekulantentums seine Folgerungen ziehen. Darauf kann