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Nummer 284 — 23. Jahrgang «mal wöchtl. «ez„aspre<S: f. Dezber. 2 R.-M.'anSM. «estellgrld. BereilMUng »e» ««urige« nach Rent..Mark. Preise: Die elnpesvaltene Petitzeile MH. f. Kamille», u. BereinSan,., Gesuche 20 H. Die Petit-Reklamezeil« »S mm breit. 1 Osfertengeblthr fü, Selbstabholer Kl H, bei Uebersenbung d. Los» auberbem Porto- i-lchlaa. ,Preis s. » «tnzeltuumne, 1- «entca-Psennla. itzrsch<isttich«r Lest: Sloief ffohmaaa. Dresden. Sücklisctie Dienstag, 9. Dezember 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt sede Verpflichtung aus Lieferung sowie Srfiillung v. Anz.-Aufträgen « Leistung v. Schadenersatz Kiir undeutlich u. d. Kernipr. übermittelte Anzeigen übernehmen w<r keine Be» antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit Nückportck nicht versehene Maimskripte werven nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmi/tag«. Hauptschristleiter: Dr. IoiekLlbe«t.Lr«sdea voWmluna »«lchgttSfteN» d»» »tchslsch«» V«U»«»ttuua und »»»« and «„«»«> ««r»nIa-Bul»drua,r,> «mbH. l». H,lbil,islras,e «S. stenirul SL72S. PaN- IlbeikkonioDreSden I<7!N Kür ckristlicke Politik unä Kultur Vtedaktton der SächNsilie" V,ir«„in„ln DreLdru. N. is Holbeinstraße «6 »ennu M7LS und VKN» Die Reichslagswahl Das deutsche Volk hat am gestrigen 7. Dezember gegen die Erwartung vieler sich in seiner übergroßen Mehrheit an der Wahl beteiligt. Wenn auch nicht rest los alle erfaßt wurden, so bedeutet doch schon der Um stand allein, daß die Beteiligung größer war als am 4. Mai, einen wesentlichen Fortschritt zur Ver nunft. Die Ausübung der Wahl als solche war ja die erste Pflicht des Volkes. Diese größere Wahlbeteili gung war nicht etwa auf eine stärkere Wahlagitation zurückzuführen, sondern man hat im Laufe der Zeit eine gewisse Einsicht darüber bekommen, daß man den Augenblick nützen soll, um nicht später sich in fruchtlosen Verärgerungen und Schimpfereien zu erge hen. Diejenigen, die auch diesmal noch nicht den Weg zum Wahllokal fanden, haben kein Interesse am Wohl ergehen ihres Volkes (vielleicht geht es ihnen persönlich zu gut) oder sie schwingen sich überhaupt zu keinem staatspolitischeil Denken auf, sind also in der Art veran lagt, daß bei ihnen ein wichtiger günstiger Bestandteil fehlt. Solche Wähler würden dann allerdings auch kaum i» der Lage sein, etwas Vernünftiges zu wählen. Das Merkmal der Vernunft nun kam gestern auch in manchen anderen rein äußerlichen Dingen zum Aus druck. Die Straßen (und auch die Wahllokale) waren nicht mehr (allerdings auf Grund der neuen Wahlver ordnung) mit jeilen marktschreierischen Elementen an gefüllt, die einem Passanten Dutzende von Wahlzetteln und dergleichen in die Hand drücken. Alles hatte eine gewisse Gemessenheit und Ruhe angenommen. Nur die schwarz-weiß-roten Jünger durchzogen beispielsweise in Dresden in Kolonnen und auf Lastautos die Stadt. Sie muhten auch den 7. Dezember dazu benutzen, die alten ehrenvollen Farben mit ihrem Gejohle und sinnlosem Gebaren in den Schmutz zu ziehen. Es kann sein, daß einige zarte Iüngferlein herzinniglich und mit leuchten den Augen den heldenhaften Jünglingen ihre Sympa thien schenkte. Die Gesamtheit des Volkes aber wandte sich mit Abscheu von solchem Treiben ab. Die Stärke der einzelnen aus der Wahl hervor gegangenen Parteien ist zwar noch nicht endgültig zu übersehen, aber man erkennt doch bereits in großen Zü gen die Resultate. An erster Stelle wird im nächsten Reichstag die Sozialdemokratie stehen. Auf Kosten der Kommunisten hat sie einen nicht unbedeutenden Gewinn zu verzeichnen. Während die Sozialdemokratie seit lan gem nicht mehr praktisch in der Regierung saß, konnte sie naturgemäß ihre Haupttütigkeit auf die Partei an statt auf das Vaterland verlegen. Es kam ihr auch in solcher Verfassung der Anschein zugute, als trüge sie keine Verantwortung für alle dem Volke etwa mißlich erscheinenden Verordnungen der Negierung. Immerhin muß man bedenken, daß ihrabsoluter Zuwachs nicht so groß verbleibt, wenn man die Wähler in Betracht zieht, die ihr von den noch mehr nach links stehenden Parteien zuflossen. In Wirklichkeit handelt es sich hier also um die zunehmende Einsicht der ganz links ste henden Flügelparteien, die dann natürlicherweise bei der ihr nahestehenden sozialistischen Bruderpartei landen mußten. Das hinzngekommene Material ist deshalb nicht etwa ein Beweis dafür, daß bei dieser Wahl die Politik der Sozialdemokratie gerechtfertigt worden wä re. — Aehnlich, ja vielleicht noch viel schärfer liegen die Dinge bei der Deutschnattonalen Volkspartei, die an zweiter Stelle im zukünftigen Reichstag stehen wird. Die Deutschnationalen haben auf Kosten der Deutschvöl kischen und der noch weiter nach rechts stehenden Grup pen gewonnen. Wären ihnen diese Stimmen nicht zu geflossen, hätten sie erheblich abgenommen. Man ver gleiche nur die gewaltig abnehmenden Zahlen der Völkischen und die dementsprechend geringe Zunah me der Deutschnationalen in den drei sächsischen Wahl kreisen. Von einem Sieg dieser Partei ist also garnicht zu reden. Wer mit den sattsam bekannten hakenkreuz- lrrtschen und mit den sich von Negation und politischen Dummheiten nährenden Elementen seine Lücken stopfen muß. wird daraus kein Wachsen des Parteiansehens kon struieren können. Die drei Regierungsparteien haben zu- sammengenominen ihren Bestand wesentlich vergrößert. Die Deutsche Bolkspartei hat nicht unerheblich zuge- nommen. Die Demokraten haben im großen und gan zen ihren Bestand gewahrt. Am bedeutungsvollsten, speziell auch in Sachsen, ist der Sieg des Zen trums. Während am 4. Mai in den drei sächsischen Wahlkreisen zusammen 18 774 Zentrumsstiminen aufge bracht wurden, steigerte sich gestern die Zahl auf 25 978, also rund 26000 Stimmen. Das bedeutet einen Zuwachs van über 7000 Stimmen. Auch in Sachsen ist das Zentrum also einen gewaltigen Schritt vorwärts ge kommen. Es ist eine Zahl erreicht wie nie zuvor. Die sächsischen Stimmen kommen restlos der Reichsliste zu gute, so daß keine einzige Stimme verloren geht. Auch aus dem Reich lauten die Berichte über die Erfolge des Zentrums überaus günstig. Es bewahrheitet sich also von neuem, daß die Partei der Mitte unerschütterlich in allen Wahlen ihren Bestand sichert und sogar neue Man date hinzugewinnt. Damit ist für das Zentrum doku mentiert, daß es als die Partei innerhalb der deutschen Nation dasteht, die eine einheitliche große Linie verfolgt, woran sich die Wähler stets und ständig ohne irre zu werden, orientieren können. Demokroten und Deutsche Volkspartei konnten ihre Mandate nur in dem Verhältnis sickern, wie sie sich der Politik des Zen trums mehr oder weniger anschlossen. Bedeutungsvoll ist auch, daß die sogenannten Flü gel- und Splitterparteien entweder ganz ungeheure Ver luste erlitten oder sozusagen im Nichts verschwanden. Wie die künftige Konstellation im Reichstag aus- sehen wird, ist gegenwärtig noch nicht zu sage». Jeden falls aber liegt in dem gestrigen Wahlergebnis eine über wältigende Zustimmung zum politischen Kurs der Mitte. Damit aber wurde gleichzeitig ein Bekenntnis zur poli tischen Führerschaft des Reichskanzlers Marx ausge sprochen. Die Ergebnisse in Sachsen Mürels Msüen-l Sozialdemokraten Deutschnationale Volkspartei Deutsche Zentrumspartel Kommunistische Partei Deutsche Bolkspartei National-Sozialisten Deutsche Demokratische Partei Wirtschaftspartei Deutschsoz. Partei Reichsbund für Aufwertung Wendische Dolkspartei Hänßer-Bund Ünabh. Eoz. Partei Deutschlands Christi. Soz. Volksgem. Freiwirtschaftsbund Polnische Volkspartei 371 538 233 359 15 342 64 682 146 394 15 163 80 362 38 433 10148 9 256 4 395 319 3 287 2 212 554 265 (334 615) (225 218) (11 782) (80 925) (126 274) (43 812) (92 139) (-) (23 151) l-) (6 422) (649) (7 241) (5 622) (-) (756) Zusammen 995 709 Mürels Miß 1. Sozialdemokraten 258 304 2. Deutschnationale 133 979 3. Deutsche Zentrumspartel 4 964 4. Kommunisten 91 041 5. Deutsche Volkspartei 134 773 6. National-Sozialisten 13 267 7. Demokraten 56170 9. Wirtschaftspartei 17 859 13. Unabhängige 6 100 14. Freier Wirtschaftsbund 520 15. Deutsch-Soziale 2 105 16. Neichsbund für Aufwertung 2 799 17. Häußerbund 822 18. Polen 149 19. Christlich-Soziale 1241 20. Aufwertungs- und Aufbaupartei 773 21. Aufwertungs- u. Wiederaufbaupartei 475 (211 834) (126 058) (3 320) (109 646) (115 936) (55 317) (50 418) (-) (11 676) (-) (5 561) (-) (809) (282) (2 978) zusammen 724 841 Mürels MM-! 1. Sozialdemokraten 305 942 (251 335) 2. Deutschnationale 179 213 (159 907) 3. Zentrum 8 672 (3 672) 4. Kommunisten 138 746 (182 532) 5. Deutsche Volkspartei 128 667 (109 421) 6. Nationalsozialisten 39 820 (70 717) 7. Deutschdemokratische Partei 55 479 (58 283) 9. Wirtsch. P. d. D. Mittelst. 67 832 (72 826) 13. Deutschsoz. Partei 3120 (3 868) 14. Reichsb. f. Aufwertg. 6 936 (-) 15. Häußerbund 374 (675) 16. P. f. Volkswohlfahrt 5 954 (-) 17. Unabhängige Sozialdemokratie l 2 058 19. Freiwirtsch. Bd. 1179 Dresden - Stadl 7. Dezember: 4. Mai 1. Sozialdemokraten (Fleißner) 131 270 (115 090) 2. Deutschnat. Volksp. (Quaatz) 67 87 t (59 984) 3. Zentrumspartei (Marx) 5 176 (4 228) 4. Kommunisten (Rädel) 23 499 (28 957) 5. Deutsche Volkspartei (Heinze) 57 169 (52 595) 6. Nat. soz. Freiheitsbew. (v. Mücke) 5 613 120 910) 7. Deutschdem. Partei (v. Külz) 34 016 (34 902) 9. Wirtsch. P. d. D. Mittelst. (Beier) 11 401 ( -) 13. Deutschsoz. Partei (Petzold) 5 192 (12 068) 14. Reichsb. f. Aufwertg. (Koester) 3 618 (—) l4. Wend. Volksp. (Spittank) 131 (177) 16. Häußerbund (Kapphahn) 115 (126) 17. Unabhängige (Wiegmann) 1 259 (2 784) 18. Christi, soz. Volksgem. (Heßlein) 721 (1 120) 19. Freiwirtsckaftsbund (Beckmann) 152 (—) 20. Polnische Volksp. (Karolczak) 112 (251) Leipzig-S-a-l Sozialdemokraten 1428!9 (114658) Deutschnationale 51 196 (47 804) Zentrum 3 416 (2 591) Kommunisten 51 276 (58 937) Deutsche Volkspartei 85 719 !75 913) National-Sozialisten 8 306 (36 601) Demokraten' 31 277 (26 124) Wirtschaftspartei 7 841 (—) U. S. P. 4 316 (6 806) Freier Mirtsckaftsbund 234 (—) Deutsch-Soziale 1353 (3 511) Neichsbund für Aufwertung 1 427 (—) häußerbund 214 (587) Polen 108 (193) Christlich-Soziale 782 (1 476) Deutsche Aufwertungs- u. Aufbaupactei 483 (—) Aufw. und Wiederaufbau 133 (—) Chemnitz-Sladt Sozialdemokraten 56 896 (43 857) Deutschnationale 29 693 (30 891 Zentrum 1301 (1 110) Kommunisten 26 >79 (33 518! Deutsche Volkspartei 26 778 (23 856 National-Sozialisten 5 265 (12 588 Demokraten 9 377 (8 823 Wirtschaftspartei 9 700 (9144 Deutsch-Soziale 376 (329 Reicksbund für Aufwertung 947 (-) Häußer 51 (106) Partei für Volkswohlfahrt 1903 (-) U. S. P. 195 Freier Wirtschaftsbund 413 (-)