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Mfcheint täglich »«ch«. mit LuSnahvi« de» Sonn- und Festtage L mit .Die Zeit in «ort und Bild' vierteliLhrlich In Dresden durch Boten »,4V In gan, Deutschland ftei Hau» »8» in Oesterreich 4 4S L » ohne illustrierte Beilage dierteljShrltch 1,8» ä». S» Dresden durch Boten » Iv ä». In ganz Deutschland frei r«-S ».« in 0-,«erreich 4.V, L. - Lin,el.L, ,0 4 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate »»erden die «aelpaltene Petitzeile oder deren Baum mit i« Reklamen mit SV 4 die Zeile berechnet, bei Wiederholung« entsprechende» Rabatt. Buchdrnckerei, Redaktion und GeschästSstellei Dresden, Pillnitz» Strafte 4». — Fernsprecher 1»»» Fit» Rückgabe unverlangt. Schriftstücke keine iYerhindttchklSP Redaktion» Svrechiinnee- >t bis I» Udr. Minister auf der Zagd nach Ordensschwestern Der von der „Sächsischen Volkszeitnng" veröffentlichte „Notschrei aus dem Fürstentum Reusi j. L." hat an vielen Stellen Beachtung gefunden und ist auch von einer Anzahl von Zentrumsblättern abgedruckt worden. Als Gegenstück zu diesem sonderbaren Kulturdokumente ans dem 20. Jahrhundert kann folgende Zuschrift dienen, die uns Herr Abg. Erzberger aus Berlin schickt und deren Lektüre wir auch der Negierung des Fürstentums Neuß j. L. (gez. Graesel) angelegentlichst empfehlen können. Je mehr die R e i ch s p 0 l i t i k sich auf das Zentrum stützen muß, je mehr das Zentrum alle Aufgaben einer wahrhaft nationalen Partei erfüllt und in selbstloser Weise zum Wohle der Allgemeinheit arbeitet, um so mehr strengen sich staatliche Organe an, den Katholiken zu Gemüte zu führen, daß sie nicht gleichberechtigt im deutschen Vaterlande sind. Wo man nicht mit dem letzten Endes alles deckenden Schlagwort von der „Staatsnot wendigkeit" arbeiten kann, da hat die Bureaukratie noch andere Mittel zur Verfügung. Man weiß nicht, soll man sich entrüsten oder soll man lachen, wenn man feststellen muß, daß zwei preußische Ministerien, Regierungspräsi denten und Landräte heute nichts anderes zu tun haben, als hinter schwachen Ordensschwestern herzuspringen und deren Tätigkeit zu jeder Tages- und Nachtstunde zu beob achten. Ist dies eine Aufgabe von Staatsmännern? Alle Welt spottet über die im Mai bekannt gewordene Behand lung protestantischer Mädchen, die bei katholischen Ordens schwestern wohnen und essen wollen, was die Polizei nicht gestattet. Tann kam der ganz unhaltbare Erlaß gegen die Klosterschulen im Auslande. Ich habe meinen Sohn über die Ferien auch in eine Anstalt im Auslande geschickt, sogar zu den Jesuiten und ich sehe min ganz getrost der Bestrafung ob eines solchen „Vergehens" entgegen. Hat man denn gar kein Gefühl dafür, wie man sich his auf die Knochen bla miert durch solche Erlasse? Die Angst vor dem religiösen Einfluß hat aufs neue zwei preußische Minister auf die Jagd nach Ordens schwestern getrieben. In einem Ostseebad hat eine sehr segensreich wirkende Schwesternkongregation ein kleines Erholungsheim errichtet, dieweil die opferfreudigen Schwestern in der Krankenpflege sich auch aufreiben und einmal ausspannen müssen. Ein solches Erholungsheim muß mit der Zeit vergrößert werden; die Kongregation wächst; die Gäste an der Ostsee vermehren sich; sie wünschen gern Aufnahme in einem solchen Heim und so wollen die Schwestern auch neu bauen. Wenn dies Diakonissen tun, hilft man ihnen allseitig und unterstützt sie; besagte vis bsston 6rfri8LfiunZ8-6onbori8 V. kkunä 15 unck 20 ?kK, unsntbsbrliob aut Rsissn uvä ^ustlügsa, srbslton 8is bol Herling L stoekrtrosi, Dreien. dlisäsrlagsn in allou Ltnättoiloii. >bZS Schwestern aber erhalten vom Landrat in den letzten Tagen des Juli folgende Zuschrift: „In der Angelegenheit betr. die Erweiterung der Niederlassung der . . in . . . wün schen die zuständigen Herren Minister noch nähere Fest stellung und Auskunft, in welchem Umfange die neue Tätig keit geplant ist, und welche Kantclen z. B. durch Feststellung einer Höchstzahl der Aufzunehmenden dafür gegeben wer den können, daß die Aufnahme erholungsbedürftiger Per sonen katholischer Konfession in die Niederlassung sich in den Grenzen der Betätigung christlicher Nächstenliebe hält und nicht Erwerbszwecken dient. Auch wäre eine Auskunft darüber erwünscht, ob beabsichtigt ist, außer Ordens schwestern nur Priester aufzunehmen, oder auch andere Per sonen und eventuell bis zu welcher Gesamtzahl." Eine solche bureaukratische Musterleistung muß man zwcinial lesen, ehe man verstehen kann, daß sie am 13. Juli 19l2 ausgefertigt worden ist. An und für sich ist jeder Kommentar überflüssig; aber ich will versuchen, statt der Ordensschwestern hier eine öffentliche Antwort den „zu ständigen Herren Ministern" zu geben: „An unserem .Hause soll in großen Lettern die Aufschrift angebracht werden: „Nach Anordnung von zwei Ministern ist Protestanten der Zutritt verboten!" Wie viele Personen wir aufnehmen werden, kann kein Mensch sagen, da wir die Entwicklung des hiesigen Badeortes nicht in der Hand haben; aber daß auf unserem kleinen Terrain keine Zehntausende wohnen werden, läßt sich durch ministeriellen Augenschein und die hiesige Bauordnung feststellen. Nach der Lehre und dem Beispiel des Stifters der christlichen Religion werden wir außer Ordensschwestern und Priestern auch „andere Per sonen" verpflegen, was ja der barmherzige Samaritan auch getan hat, ohne zuvor den Oberbürgermeister von Jericho oder den Polizeiminister von Jerusalem um seine Ge nehmigung zu fragen — alles in „Betätigung christlicher Nächstenliebe". Sind Befürchtungen wegen „Erwerbs zwecken" vorhanden, so sind wir bereit, uns einem behörd lich genehmigten Pensionstarif zu unterwerfen, da sich dieser auf der Höhe der amtlichen Reisekosten und Tage gelder halten würde, womit unser Haus auskommt. Er- gebenst die Oberin ..." — Natürlich kann die Schwester nicht nach meinem Konzept antworten, obwohl sie zugeben wird, daß eine solche Anfrage nur eine solche Antwort ver dient. Haben wirklich unsere Behörden nichts anderes zu tun, als solche Dinge zu treiben? Dann streiche man ge- gefälligst im ... Landtage einige Dutzend Geheim ratsstellen; die Allgemeinheit kann dadurch nur gewinnen. Wie lange aber müssen Katholiken sich solche kleinlichen und doch empörenden Drangsalierungen gefallen lassen? Wann wird das preußische Staatsministerium diesen Vor kommnissen ein Ende machen? Wenn das Ministerium des Innern aber einen besonderen Tatendrang empfindet, dann kann es diesen auch an der Ostsee entwickeln; denn dort erhebt man lebhafte Klagen über den mangelnden Zu stand der Landungsbrücken. Hier schnelle Abhilfe leisten, dürste mehr Aufgabe des Ministeriums sein, als daß es hinter Ordensschwestern her ist und Dinge wissen will, die wahrhaftig die Oeffentlichkeit nicht berühren, aber die Katholiken verletzen müssen! M. Erzberger, M. d. R. 6. internationaler marianischer Kongreß. Opo. Trier, den b. August 1Sl2. Tic Abcndversaiinnlung im Dome. lind wieder sind all die Tausende, die da zu Maria hoffen, in Hellen Scliaren im Dome erschienen zur Abend versammlung. Hier im Angesichte der Mutter Gottes und ihres Sohnes gibt es keine Gesellschaftsschichten, keine sozia len Klassen. Vorn, an den Stufen der Treppe, die da hinaufführt zu dem mächtigen Hochaltar mit der eindrucks vollen Muttergottesftatuc, hat der Episkopat Platz genom men. Da erhebt sich einer der Kirchenfürsten und schreitet zur Rednertribüne. Es war der als eindrucksvoller Redner von den Katholikentagen bekannte Bischof Dr. Faulhaber- Speyer. Sein Thema lautete: Marienkult und Heilands glaube. Ernst, tief ernst nxir des Redners Gesicht und ernst die Sprache, ernst das Thema. Der Nationalismus will unsere Bevölkerung zum Lichte führen und die Grenzen des Wissens immer weiter hinaufschieben. Wenn aber der Glaube kommt und ruft: „Kommt mit mir auf die Berge Gottes, kommt mit nur zum wahren Licht!", dann wenden die Rationalisten die Augen ab. Sie suchen das Licht und scheuen das Licht. Sie kennen nicht Maria und den gött lichen Weltenlenker, und sie lehnen den Glauben an ihn ab, der auf Schritt und Tritt zu uns spricht. Wenn der Erst beste kommt und sagt: „Ich habe den Nordpol entdeckt!" so glaubt inan es kritiklos, wenn aber die Kirche kommt und beurkundet im heiligen Evangelium das Dasein Gottes, dann wird auf einmal die in Bezug auf die Entdeckung des Nordpols so leichtgläubige Menschheit zu peinlichen Kriti kern. Sie glauben nicht, weil sie nicht sehen. Wenn alles klar vor unseren Augen läge, führte der Redner aus, dann würde und müßte ich irre werden, denn dann wäre bewiesen, daß alles nur Menschen- und nicht Gotteswerk ist. Wir hoffen, daß, wenn der Modernismus scheiden will zwischen dem Christus der Geschichte und dem Christus des Glau bens, die Christenheit sich scharen wird um den Marienkult, um Maria, die uns so laut und eindringlich die Göttlichkeit ihres Sohnes verkündet. Unser Glaube hat das Licht der Wissenschaft nicht zu scheuen. Die Menschheit des 20. Jahr hunderts liegt glaubenskrank im Hospital und unsere marianischen Kongresse wollen sie erinnern an die Mutter, zunächst an die eigene Mutter und dann an die Gottes mutter, und dis Irregeleiteten zurückführen zum Glauben ihrer Kindheit! Im Anschlüsse daran behandelte Graf Ress6guier-Wien da? Thema: Maria und die Not der Zeit. In plastischen, ergreifenden Bildern zeigte er den Anwesenden, wohin die Menschheit unweigerlich geraten muß, wenn sie sich vom Lichte des Glaubens entfernt und sich dem platten Materia- lismus ergibt. Darum zurück zum Gottesglauben, zurück zu Maria! Der hochwürdigste Herr Bischof Pietropaoli von Tre- venti wandte sich in seiner Landessprache an die Versamm- Die Frerndherrlichen bei den Kaisermanövern. Dresden, den 7. August 1S12. Als Gäste Sr. Majestät des Kaisers nehmen alljährlich an den Kaisermanövern auch die fremdherrlichen Offiziere, das heißt die in Berlin beglaubigten Militärattaches der fremden Mächte teil. Zu den „Fremdherrlichen" gehören in diesem Sfirne übrigens auch die Militärattaches Bayerns, Sachsens und Württembergs. Von den Manöver- und Paradebesuchern werden besonders die Ausländer schon, infolge der exotischen Uniformen, die sie tragen, stets mit ganz besonderem Interesse beobachtet und — kritisiert oft anerkennend, oft auch absprechcnd. Jeder einzelne repräsentiert eben seine Armee. So erregte es einst an- läßlich eines Feldgottesdienstes großes Aufsehen, daß bei dem Gebet, bei dem alle Truppen, selbst der oberste Kriegs herr, das Haupt entblößen, nur der türkische Attache mit seinem roten Fez bedeckt blieb. Er konnte freilich nicht gut anders, denn der Mohammedaner bleibt auch, wenn er zu Allah betet, stets bedeckten Hauptes. Dafür legt er aber seine Fußbekleidung ab, denn „der Boden, auf dem er steht, ist heilig!" Die Stiefel konnte der türkische Offizier aller- dings damals nicht gut während des Feldgottesdienstes ab- legcn. Für ihn war ja auch der Boden, auf dem die Christen I zu ihrem Gotte beteten, nicht heilig. j Die Mehrzahl der fremdherrlichen Offiziere erscheint in Uniformen, die sich nach Schnitt, Farbe und Abzeichen denen der französischen Armee nähern. Namentlich die militärischen Vertreter Spaniens, Rumäniens, Argen tiniens, Brasiliens usw. sind so uniformiert. Da nun der deutsche Manöverbesucher stets zunächst nach den Franzosen unter den fremden Offizieren ausschaut, so sügt sich's, daß immer lebhafte Debatten entstehen und jeder seinen Spezialfrauzosen entdeckt haben will: „Was man nicht deklinieren kann, Das sieht man als Franzosen an." Auf die traditionellen roten Hosen aus den 70er Jahren, die durch das Kutschkelied so berühmt geworden sind, muß man dabei freilich verzichten. Sie sind längst nicht mehr typisch für unsere westlichen Nachbarn. Zwei Träger besonders exotischer Uniformen werden ferner oft verwechselt: der Vertreter Japans, diesmal Oberst Tamura, und der von Siam, Oberstleutnant Phra Songsuradej. Weshalb eigentlich Siam schon durch Jahrzehnte auf allen deutschen Manövern militärisch vertreten ist, mag bei der ziemlich geringen Bedeutung Siams als Militärmacht eine offene Frage bleiben. Was die Uniformähnlichkeit anlangt, so werden der bulgarische und der russische Attache oft als Vertreter eines und desselben Landes angesehen. Die russischen Attaches erfreuen sich oft der besonderen Auszeichnung, vom Kaiser mit Ansprachen bedacht zu werden, z. B. früher der Oberst v. Butakoff und sein Nachfolger, der elegante und reiche Prinz Engalytscheff. Beide tragen inzwischen längst Generalsuniformen und gegenwärtig ist Rußland durch den Oberst v. Basarow bei den Kaisermanövern vertreten. Be- sondcrer Popularität erfreut sich auch stets der Militär attache des befreundeten und verbündeten Nachbarstaates Oesterreich, Freih. v. Steininger, der lange die k. k. Armee vertrat, war seinerzeit wohl auch dem Range nach der höchste unter den Fremdherrlichen. Zurzeit ist Oesterreich-Ungarn durch den Major Freiherrn v. Bienerth vertreten. Die Mehrzahl der Attaches steht im Oberstenrange, so der Brasilianer Jullien, der Franzose Pelle, der Italiener Calderari di Palazzolo. Die übrigen fremden Offiziere stehen meist im Range eines Majors und einzelne im Range eines Hauptmanns. Nur die Türkei ist durch den Ober leutnant Fuad Jzzet Bey Babnn vertreten. In den offi ziellen Verzeichnissen der Fremdherrlichen ist übrigens für die Reihenfolge nicht wie sonst immer der Rang des Be- treffenden entscheidend und um auch nicht die Rivalität der Mächte zu provozieren, hat man den netten Ausweg ge funden, das Alphabet heranzuziehen: Amerika mit Haupt mann Samuel Shartle eröffnet den Reigen und die Türkei beschließt ihn. Außer diesen beglaubigten Attaches nehmen in der Regel auch noch andere Ausländer an den großen Manövern als Gäste des Kaisers teil. So begegneten wir früher viel fach Mr. Berlingsly Biglow, einem Amerikaner, der noch von der Kasseler Schulzeit her dem Kaiser nahe stand, später dem Lord Lonsdale. einem englischen Aristokraten, dessen Gast der .Kaiser auch wiederholt auf dessen Jagd gründen war. Gelegentlich kam auch der Maharadja von Kapurtal, ein indischer Fürst, zu den Kaisermanövern, und einmal sah man auch den berühmten chinesischen Sühne prinzen, einen jüngeren Bruder des verstorbenen Kaisers von China. Diesmal wird auch eine größere Abordnung ameri kanischer Offiziere den Kaisermanövern, die, wie nunmehr bestimmt feststeht, zwischen dem 10. und 14. September statt finden, beiwohnen. Die Amerikaner werden von dein deutschen Militärattache in den Vereinigten Staaten von Nordamerika geführt, welcher bereits jetzt in Berlin mit Urlaub eingetroffen ist. Wolfv. Metzsch-Schilbach.