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Nr. LS» LS. Jahrg. Geschäftsstelle und Redairtionr Dresden «A. LS, Holbeinstratze 4S TicnSlag, 15. Jul: Fernsprecher 21SSS Postscheidkonto Leipzi« Nr. 14 7? Bezugspreis, Ausgabe X mit tlliislr. Beilage vierteljährlich ».88 In DreSven und ganz Deutschland frei Hau« ».»« — Ausgabe » vierteljährlich ».88 In Dresden und ganz Deutschland frei Haus S.UV — Die Sächsische vollSzettung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. — Sprechstunde der Redaktion: 11 bis 1» Uhr vormittags. Anzeigen > Nimahme von Geschäflsanzcige» bis 1« Uhr, von Familtcna,«zeigen bis II Uhr vorn,. — Preis Ni- dl« Petit-Spaltzetlc 40 im Rcklamcteil 1 .tk. Familien-Anzeigen M —Für nudcntlich geschriebene, sowie durch 7 spreche» ausgegebcne Anzeigen können wir die Beranlworllichkeil siir die Richtigkeit des Textes nicht iivkrncamcii. Das Zustandekommen des Schu - kompromisies ^ Nach den aus Weimar vorliegenden Meldungen kann kaum ein Zweifel darüber mehr bestehen, daß das Schnlkoinproniiß zivi'chen Zentriim und Sozialdemokratie in der Nationalversammlung gesichert ist. Es beruht auf der Anerkennung der gegenseitigen Freiheit, wie wir sie hier immer gefordert haben. Tamit ist aber für das christliche Volk die konfessionelle Schule gesichert. lieber die Einzelheiten des Kompromisses wird inis ans Weimar folgendes gemeldet: „Im Artikel 113 Abs. 3 heißt es jetzt: Ob die Schn.e innerhalb der Gemeinden für alle Bekenntnisse gemeinsam oder nach Bekenntnissen getrennt oder bekcnntnissrci (welt lich) kein soll, entscheidet d,e, r W i l l e d e r E r z i e h n n g s- berechtigten, soweit dies mit einem geordneten Schnl- tetriebe zu vereinigen ist. Das Nähere bestimmt ein baldigst zn erlassendes Neichsgesctz. Art. 113 Abs. 3 lautet jetzt folgendermaßen: Für den Zu gang Minderbemittelter zu den mittleren und höheren Schulen sind durch das Reich, die Länder und die Gemein den öffentliche Mittel bereitznstellen, insbesondere Er- pehnngsbeihilfen für die Eltern von Kindern, die zur Aus bildung ans mittleren und höheren Schulen für geeiguer erachtet werden, bis zur Beendigung der Ausbildung. Oer Art. 1! I soll jetzt heißen: P r i v a t s ch n l c n als Ersatz für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landesgesetzen. Die Ge nehmigung ist zu erteilen, wenn die Privatschulen in ihren Lehrzielen und Einrichtungen, sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte n i ch t h i n t e r d e n ö f f e n t - l i ch en Schiiten zn r ü ck sl ehcn und im Falle der Er hebung von Schulgeld durch Abstufung des Schulgeldes auch iniuderbemittcltcn Volksschichten zugänglich gemacht werden. Ei» weiterer Absatz heißt: Privatvvlksschulen sind mir ziizulnsscn, wenn für eine Minderheit von Erzichnngs- bcrcchtigtcn, deren Wille nach Art. 143 Abs. 2 zu bcrücksich- .igen ist, eine öffentliche Volksschule ihres Bekenntnisses in der Gcnicindc nicht besteht. Art. 116, Ms. l lautete in der ursprünglichen Fassung: ! „In allen Schulen ist persönliche und staatsbürgerliche Tüch- ! tigteit und sittliche Bildung auf deutscher volkstümlicher j Grundlage im Geiste der Völkerversöhnnng zu erstreben." Hier soll hinter dein Worte „Tüchtigkeit" das Wort „Ar- beitsfrendigkeit" cingesügt werden. I» Artikel 116, Abs. 1, hieß cs bisher: „Ter Neligions- witerricht ist ordentlicher Lehrgegenstand der Schule." Hier wird hinzngesügt: „Mit Ausnahme der bckenntnissrcicn (weltlichen) Schule." Absätz 2 lautete bisher: „Tic Erteilung des Religions unterrichts und die Vornahme kirchlicher Verrichtungen blci- i den der Willenserklärung der Lehrer überlassen. Gegen l den Willen des Erziehungsberechtigten darf kein Schüler ! zinn Besuche des Religionsunterrichtes oder zur Teilnahme ! an kirchlichen Feiern und Handlungen gezwungen werden." ! Dieser Absatz lautet jetzt: „Die Erteilung religiösen Unter- i richts und die Vornahme kirchlicher Verrichtungen bleiben ! der Willenserklärung der Lehrer, die Teilnahme an reli- i giösen Unterrichtsfächern und kirchlichen Feiern und Hand- ^ langen der Willenserklärung der Erziehnngsberechtigten ! überlassen." ^ Absatz 3 hieß bis jetzt: „Tie theologischen Fakultäten s an den Universitäten bleiben erhalten." Diese Auffassung wird eingeschränkt, und zwar in folgender Art: „Tie be stehenden theologischen Fakultäten an den Hochschulen blei ben erhalten." Für uns in Sachsen ist besonders der Absatz von Wich tigkeit, dor die Zulassung von P r i v at v o l k s s ch n l e n bestimmt, wenn für eine Minderheit von Erziehungs berechtigten eine öffentliche Volksschule ihres Bekennt nisses in der Gemeinde nicht besteht. Damit ist zum Aus druck gebracht, daß selbst in solchen Gemeinden, in denen keine öffentliche konfessionelle Schule besteht, konfessionelle Privatvolksschulen errichtet werden können. Tie ösfcnl Achen konfessionellen Schulen haben natürlich bestehen zu bleiben — auch in Sachsen. Tamit werden sich auch die Herren Arzt und Genossen abfinden müssen — falls es nicht ihren freisinnigen oder sonstigen Freunden in der Nationalver sammlung noch gelinge,, sollte, die Sache zn Fall zu bringen. Sonderbarerweise nimmt auch der „Dresdner '-Un ze iger" gegen das Kompromiß in der ihm eigenen Art Stellung. Allerdings nach der Rede des Abg. Kaiser in der Volkskammer ist es besser zn sagen: Nicht tonde-tze, wei e. Ann-At :-.a zn l reuen, . ... - - Haltung der christlichen Schule dnrchgesetzt hat, scheint er darüber sehr betrübt zu sein. Es 'hat ja a»w einige Ver wunderung erregt, daß der Abo. Tr. Heinze ans „juristi schen" Gründen cifrigst bestrebt war, das Zustandekommen dieses Versassnngsabsatzes z» vereiteln. Vor Tis ch e las maus anders! Immerhin, der „Dresdner Anzeiger" ist ein gelehriger Schüler und wandelt nun ohne Erröten ans den Spuren Tr. Kaisers und Genossen. Er erklärt, die Zentrniuspolitik sei die voranssetznngsloscste Wissenschaft der Gegenwart und ihre Führer seien Meister des diplomn- tischen Stiles »nd Spieles. Das soll natürlich Spott sein. .Der „Anzeiger" kann sich seine Satire ruhig sparen; sie wirkt nicht webr. Hier sprechen die nackten Tatsachen: Das Zentrum hat etwas erreicht, und die rechtstehenden Purleien haben nicht nur nichts erreicht, sondern haben durch ihre blinde Opposition das Znskandclommen des Vers »ssnngs- wcrk-es noch sehr erschwert. Als bei den Wahlen vom lst. Januar in Sachsen di e rechtsstehenden Parteien den Anschluß ans Zentrum suchten und sogar nichts sehnlicher wünschten, als daß ihnen das Zentrum ohne eigene Kandi- datenansstellnng seine gesamten Stimmen znführen möge, haben wir uns mit einer Listenverbindnng einverstanden erklärt in der Voraussetzung, daß die Gewählte» in kultu rellen Fragen, vor allem aber in der Schnlfrage nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch sich einsctzen würden. Tatsächlich baden die rechtsstehenden Parteien nur durch diese Listenverbindnng vermocht, einen Kandidaten mehr dnrchznbringe», als Amen aus eigener Knast möglich ge wesen wäre . Tie Erwartungen, die man nach der damaliger, Stellungnahme ans die Herren setzen tonnte, haben sie b i s jetzt nichi erfüllt. Die A.'.griffe ans der gegnerischen Presse verlangen, daß hier einmal Fraktur gesprochen wird, lim so mehr verdienen unsere Freunde vom Zentrum Aner kennung, daß sie mit solcher Energie gerade die schwierigen sächsischen Verhältnisse im Auge behalten haben und das Banner der kulturellen Freiheit Hochhalten. Iml. sj Die Volksabstimmung in Böhmen Ans Prag wird uns geschrieben: Das imperialistisch nationalistische Regime, daß Massa- ryk und Kramarz in der neuen tschechoslowakischen Republik an flüchte!>?», hat 'eine erste große Niederlage erlitten. Die Gemeindewahlen, die im gesamten, durch die Bestimmungen des Vertragsentwurfes von St. Gcrmain vorläufig terri torial festgelegten Staatsgebiet stattgefnndcn haben, braclst len im tschechischen Sprachbereich den überwältigenden Sieg der Sozialisten, einen Sie» der die ganze politische Kon stellation der Prager Negierung ninstößt und hier z» den wcitostgehenden Konsegnenzen führen muß. Im geschlosse nen deutschen Sprachbereich aber, in Dentschbölmien, im deutschen Sudetcnland »nd im deutschen Südmähren, 'er gaben die Wahle» den klaren und unzweifelhaften Beweis für das unbedingte, i-eine Dentschbölnncn in diesen! Gebiet und für die Unrichtigkeit der tschechischen Propaganda, die auch hier immer von einer gemischtsprachigen Bevölkerung zn erzählen wnßte, und darauf in Paris ihre gefälschte Ar gumentation ansbante. Tie Tschechen selbst haben diese Volksabstimmung dnrchpcfühit, unter ihrer Kontrolle hat sie stattgefnnden und sic werden heute ihr Ergebnis auch anerkennen müssen. Was in den Monaten seit dem Zusammenbruche ge schehen tonnte, um die geringen tschechischen Minderheiten in den rein deutschen Gebieten zu stärken, ist von der Prager Negierung und von dem großen Tschechijiernngsvrrein ge tan worden. Tschechische Beamte, Lehrer nstv. wurden nach Dentschböhnien versetzt, Tausende von deutschen Arbeitern ausgewiesen und durch tschechische Arbeiter ersetzt die tsche chischen BesatzuttgStrnppen in den deutschen Städten er hielten das Recht, an den Wahlen teilzunchmen, und wo es nur irgendwie möglich war, wurde mit rücksichtsloser Bruta lität und Gewalt länger als ein halbes Jahr für dieses Plebiszit agitiert, — und das Ergebnis in Dentschböhnien ist deutsches Land, in dem die Tschechen als verschwindende, national gar nicht in Betracht kommende Minderheit woh nen. Selbst in den Jndnstricbezirken, wo die wirtt'chas!- licljen Verhältnisse der letzten Jahre ein Einstcllen tschechi scher Arbeiter in die Fabriken znm Teil notwendig machten, sind die.erreichten tschechischen Wahlziffern lächerlich gering. In der Industriestadt Reichenberg znm Beispiel, wo di? Tschechen immer über eine starte Minderheit zn verfüg -1 behaupteten, wurden 37 deutsche und st tschechische Vertre! in den Gemeinderat entsendet. Im ganzen Bezirk Fric - land wurden insgesamt nur drei Tschechen gewählt, in d a Gemeind"», des BezKfes Denlstb-Gabel kein einzige» in Teplitz-Schönan, das in dem großen Kohlenindnstrst e», biet liegt, 33 Deutsche. 3 Inden und 6 Tschechen, in oer: Stadt Aussig 33 Deutsche und 7 Tscheche::, dagegen im- Be zirk Aussig kein Tscheche. in dein weg -a seines deutsche!» Kriegsgerichtes viel umstrittene» Tianrena» 3! Deul'cge und 2 Tschechen nstv. In Buir ist da: Wahlergebnis be sonders bezeichnend. Die Tschechen haben Briir immer al- I sozusagen ha'.btichechische Stadt proklamiert, und als sie bei. ! der Besetzung Tent'chbö-Hmens die Gcmeindevertrelnng u- Stadt anflösten, ernannten sie in den neuen Verwalt»»-' ! törper mehr als die Hälfte tschechische Vertreler. Bei Gar ! Wahlen wurden nun Ali Deutsche und nur 6 tschechisch-? V ».-- i treter in den Gemeinderat berufen. Karlsbad, das ?ie ' Tschechen als ihren Wellt,irort in Anspruch nehme» a?d ! hat mit allen llmgebnngsorten zn'amim-n nur eine., , i zigcn tschechischen Gemei»decat erl'-aAen. j Aber nicht nur iin geschlossenen deutsche» Sr:aA j sondern auch an der Sprachgrenze, wo die Dralststen i» . , ! letzten Jabren hart bedrängt wurden, haben die Asche. .» ! eine volle Niederlage erlitten. In Pnich-aliu bettpiels' ; einen! v:eln-astritte»?:i Ort, den die Tschechen seit lau- :, s für sich allein reklamiert haben, sind zwcüdritte' der M j da-le ans die Deutschen und nur ein Drittel ans die a a , ! entfalle». Dabei können sich die Tschechen teinesn? : t -- s ans berufen, daß die deutschen Städte in Böhme». w o l nur Marburg, Eilli und Pettan in Südsteiennari ?rr i inicln in einer sonst überwiegend slawischen Nmgeb' g ! bilden, denn gerade in Böhmen und Mähren hat »ich >r ' ae' .'!'loü?»t'n deutst! rn S'"'ac! gebiete das st an ? ' - d : A i reiner denticl: erhalten als die Slädie, >vo dar. en ,» > -Hg von indnsrriellen Art :'-?>'» '»? : ei» gcwiiser ttcl cchijcher Eiw.-.'ala.g bet-beigeslihrt ? e. i Nirgends so wie in Tenticl'böhmcn und in Deutsch c!'l>' .-» l und Mähren hält der deutsche Bauer seine 'Nation l a > ist auch darauf bedacht, ancb sein Geineimvcsen rci.: ' : c, zn erhalten. So haben auch die Wahlen gezeigt dB. A>.- Dorfgemeinden völlig deutsch sind. Die amtliche ü.r -- .,e. Wahlstattstik berechnet, daß genau ein Drittel alle: ab--?- gebenen Slinunen den Deutsche» und zweim-ilt ! ;-n. Tschechen zngefallen sind. Dabei wäre aber zu beeüch...p. tige», daß di,' Prager Regierung in einer Anzahl drnAc'ra Städte, die ihr ans diesem oder jenem Grnnde :a, oio Vornahme von Gemeindetvahlen noch nicht genügend be arbeitet schienen, die Wahl im letzten Moment abaeia ' i.A. sonst hätte sich das Stimmenverhältnis zweifellos »oo ?, zugunsten der Deutschen verschoben. Aber auch diese Ziffern sprechen wohl eine genügeaö deutliche Sprache. Ein Drittel des tt'chechvilowati'ch?:! Staates ist deutsch, und dieses Dentichtnm ist nicht etwa in hundert tleine Splitter zersprenat, sondern wobnt seit Jahrhnnderen in einem geschlossene!' völlig einheitlich:».». Siedlungsgebiet. Eine lautere Anklage gegen den t> i-cchi- schen Imperialismus, als das Ergebnis diese,' vo den Tscheche» selbst veranslallelen und so weit als möglm de- einflnßlen Voltsabstinimnng ist ivohl nicht webe dembir. Wen» die Friedenskonferenz sieh nicht dem Vorwurf ans- setzen Null, geflissentlich für alles, was dem Rechte,;nm Zeu gen dienen kam», taube Ohren zu habe», dann muß es ai,»e Volksabstimmung zur Kenntnis nehmen und muß auch ilue Entscheidung danach treffen. Dentschböhnien und das dcntsche Sndetenland sind rein deutsche, geschlossene Sied- Inngsgebiete, die deutsch bleiben wollen. Die Zukunft unserer Wirtschaft Von volkswirtschaftlicher Seite wird »ns geschrieben: Die Enlenle hat belannttich die Aushebung de» Blockade und die Versorgung Deutschlands inil Rohstosscm und Lebensmittc!» von der schnellen Raiisi.ziernng dcs F-riedensvertrageS abhängig gemacht. In dcn besetzten rbei-, nisch-cn (Gebieten sind nngehenre Mengen Waren aller Art angchäiift, um sie alsbald nach Oeffnniig der Grenzen üb?r den Rhein in das Innere Deutschlands zu schaffen. Die Absicht der Entente ist, den deutsch-?,» Markt mit die' ac Gegenständen zn üherflnten und dadurch die eigene Fabri kation in unserem Lande nnniögl'^' zn machen. Nanientlich Amerika hat einen reichen Uebers .! an billigen Produkten, die noch, bevor England und F>> »Areich in der Lage sein werden, mit Dentschlan- in HandelAiezieimiige» .zn treten, in das unbesetzte Gebiet geschasst werden sollen. Wir haben gewiß ein großes Interesse daran, möglichst bald in d.'w Besitz der nottl'endigste» LebenSmiltel wd Bedarfsartikel zu gelange», aber keineswegs können »nd dürfen wir .zngebrn, daß durch Lieferung von Ferligfahritaten liniere eigene Industrie zur Arbeitslosigkeit verurteilt wird. Die Rest -- regie :'!w hc'c''ästigt 'stb diber a''»?:ihttctl:c'> nüi ^en M -