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Sächsische Volkszeitung : 27.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192407272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-27
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.07.1924
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Nummer 173 — 23. Jahrgang 6mal wöchentl. Bezugspreis: für Juli 2R.-M. auSschl, Bestellgeld. Bercchilung der Anzeigen nach Nent.-Mark. Preise: Die eingespaltene Petitzeile 30 ^>, f. Familien« u. VereinSanz., Gesuche 20 H. Die PeNt-Reklamezeile 6g nim breit, 1 Ofsertengebllhr für Selbstabholer 20 H, bei Uebersendung d. d. Post außerdem Porto zuschlag. Preis f. V. Einzelnummer 10 Nenten-Psennig. Geschästlicher Teil: Joses Fohmann, Dresden. Sonntag, den 27. Juli 1924 Im Falle höherer Gewalt erlischt tede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anz-Aufträgen u Leistung v. Schadenersatz Für undeutlich u, d. Fernspr. übermittelte Anzeigen übernehmen w'r keine Ver antwortung. Unverlangt etngesandte u. mit Rückporto nicht versehene Manustripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 5 bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschriftleiter: D r. I o s e s A l b e r t. Tiesden; tscschäilsslclle der Sächsische» VolkS»ciI> »a und Trink »ild Verla» - Saxonia-Buchdrurkcrci GmbH., DrcSdcn-A. 16. Holbeiiislrabe -IN, Fernrut 32722, Po!t- ichelkIm»oTree-!>en 14737 ' 1MWI1« Wü Bifik«' Sie W1 «er Ml!- Jos»Lebe« Redaktion der Lächstschen Volkszeitung ch Dresden. LU 16. Holbeinstras;c16. Fernrm 3272 und 3N538 Man nimm! einen neuen Anlaus „Ob sie gleich das Böse wollen..." Alz die Novemberrevolte in Sachsen i.auf der ganzen Linie gesiegt" hatte, gab es noch keine Kommunisten in Sachsen, wenn man nicht die Kinderei des Herr» Otto Rühle als Kommunismus ansehen will. Das war aber auch gor nicht nötig, denn die Herren Unabhängigen besorgten schon das kommunistische Geschäft, und zwar nachdrücklicher noch als heute die Kommunisten. Es läßt sich mit Leichtigkeit der Nachweis führen, das; auf das Schuld konto der Unabhängigen in Sachsen mehr Blutopser kommen, als sie der Kommunismus bisher verschuldet hat. Wir brauchen dabei nur an die Vorgänge in Dresden im Jahre 1919, an die verschiedenen blutigen Kämpfe auf dem Postplatz, an die schweren Kämpfe in Chemnitz und vor allem an die Bluttage der unseligen Republik Leipzig zu erinnern, wo die kurze Herrschaft der „Leip ziger Zaunkönige", Fritz Geyer sen. und Dr. Kurt Geyer, mit schwerer Blutschuld befleckt ist. Dabei soll niemals vergessen wer den, daß einer der Groszen in Leipzig, damals wie heute, Herr Liebmann war, einstmals sächsischer Innenminister. Aber die Unabhängigen hatten Zulauf und zwar so viel Zulauf, das; den damaligen Mehrheitssozialisien angst und bange war, da diese die Regierung in Sachsen inue hatten und von der Verantwor tung gehemmt waren, sich in den gleichen uferlosen Phrasen und Versprechungen zu ergehen, wie die Unabhängigen es konnten. Die Partei war in Gefahr, und nach dem ersten sozialistischen Glaubenssatz: „Recht oder Unrecht, meine Partei" galt einem grosien Teil der sächsischen Mehrheitssozialisten die Partei alles, das Vaterland und das Gemeinwohl wenig oder nichts. So er stand den Mehrheitssozialisten ein „großer Führer" in dem Chem nitzer Fellisch, dessen Mundwerk allerdings von besonderem Ausmaße war. Dieser faßte den genialen Plan, die Werbekrast der Unabhängigen dadurch zu unterminieren, daß er die Phrase von der Vereinigung des Proletariats in die Debatte warf und sie nicht mehr ruhen ließ. Und faßte die Vereinigung so auf, Las; er den Unabhängigen nachlief, sich ihnen anpatzte und schließlich mit großem Geschick es so weit brachte, daß dieser Teil der So zialdemokraten, der seiner Führung sich unterwarf, sich von den Unabhängigen unterschied wie ein Ei von dem anderen. Selbst verständlich war auch die sozialistische Presse, die zu dem Einfluß- gebiet dieser Männer gehörte, den Unabhängigen nach Form und Inhalt bald nicht nur gleich, sondern übertraf sie sogar in ihrer rüden Hetze. Der damalige Ministerpräsident Dr. Graduauer mußte über die Klinge springen, und die besten sächsischen Ge nossen wurden dem „Vereinigungswerk" mit den Unabhängigen geopfert. Die Wahlen 1920 und 1921 zwar ließen klar erkennen, daß das Unabhängigengespenst nur eine Vogelscheuche war. aver der rührende VereinigungScifer des Herrn Fellisch uid Genossen minderte sich nicht. Bis schließlich die Unabhängigen i" die Re gierung ausgenommen und trotz ihrer zah -»mäßigen Unterlegen heit den üherragenden Einfluß in der sächsischen Negierung er hielten. Als aber trotzdem die Unabhängigen ihren inneren Bankerott nicht mehr verheimlichen konnten, kein Geld mehr in der Kasse hatten und sozusagen Konkurs anzumelden gezwungen waren, bequemte sich Herr Lipinski, den talentvollen jungen Mann Fellisch mit seiner Anhängerchaft so heftig ans Herz zu drücken, daß diesem der Atem völlig ausging, und der Wille der Un abhängigen völlig ausschlaggehcnd in der Partei wurde und heute noch ist. Daß das Ansehen der ganzen Sozialdemokratie damit zerschlagen wurde, daß die Mitgliederzahl ständig zurückging und die Liquidation der deutschen Sozialdemokratie unaufhaltsam ist, hat diese Herren nicht gestört, sondern sie haben ihre Bemühungen nicht aufgcgeben, durch ihre Torheit den Zusammenbruch der einst so stolzen Sozialdemokratie zu beschleunigen. Das Bild hat sich vor kurzer Zeit wiederholt, wie ja alle Erscheinungen in der Geschichte wicderzukehren Pflegen, allerdings manchmal mit der kleinen Abänderung, das; sie einmal vielleicht als Tragödie und das anderem«! als Farce sich abspielen. Den Unabhängigen entstand bald eine Konkurrenz in den Kommunisten, die den Leistungen der Unabhängigen um viele Pferdelängen vor aus waren, so daß sich der süße Pöbel jetzt den Kommunisten mit der gleichen Begeisterung zuwandte, wie einst den Unabhängigen auf dem Zenith ihre? Ruhmes? Wenn man l»c Sache natürlich hei Licht besieht, so bestanden und bestehen zwischen den Unab hängigen von einst und den Kommunisten von heute nicht einmal Gradunterschiede. Kein Wunder also, daß das „geistige Baud" zwischen diesen wahren Blutsbrüdern nicht zerreißen kann, son dern sofort so fest angeknüpft wurde, daß daran die Firma Dr. Zeigner-Böttcher sich längere Zeit klammen konnte, bis die Reichswehr allerdings mit leichtem Schwerthieb das Seil zer hieb. Wie der bekannte Greis saß Herr Felliscb ohnmächtig auf dem Dache des Hauses, das er ohne Fundamente gebaut, machte noch einen krampfhaften Versuch, das HauS zu stützen, und brach mit dem ganzen Gebäude elend zusammen. Noch einmal schien die Vernunft zu siegen: der größte Teil der sozialdemokratischen Landtagsfraktion schnitt energisch das'' Tischtuch zwischen den Kommunisten und ihrem Wurmfortsatz, den radikalen Sozialisten um Liebmann, entzwei und fand sich mit dem größten Teile des sächsischen Bürgertums zu gemein samer Arbeit für das Wohl der Allgemeinheit zusammen. An statt aber in die Offensive überzugehen, blieben sie in der Defen sive und überließen dem radikalen Flügel, oder besser Unab hängigen oder auch Kommunisten, das Feld. Der Neichsparteitag der Sozialdemokratie sollte Einigkeit unter den sächsischen Ge nossen stiften und die geschlossene Front wieder Herstellen. Kurz entschlossen entfernte er daS Wort „Vereinigte" aus dem sozia listischen Firmtnschild und verfügte die Vereinigung der säch sischen Genossen allerdings mit der Maßgabe, daß die endgültige ^Vereinigung auf einem sächsischen Landeswarteitag vor sich gehen sollte. Die gemäßigten Sozialisten kamen zurück in die weiß- grünen Grenzpfählc und verkündeten äugenzwinkernd, das; sie einen großen Sieg errungen und die Herren Genossen um Arzt ,und Lieb mann eine mächtige Kopfwäsche in Berlin bezogen hätten. Sie freuten sich ihres- SieaeS. Die Radikalen dagegen schwiegen. Dafür arbeiteten sic. Sie haben ja auch keinen Grund, sich irgendwie aufzuregen; denn die „sächsische Ver einigung" Wird ein anderes Gesicht haben, als die großen Pro- M»zWk AMS IM Mo» London, 26. Juli. (Drahtbericht.) Die Vorarbeiten zu den Sitzungen, die am Montag der erste politische Ausschuß, die fünf Delegationssiihrer und am Nachmittag die gesamte Konferenz abhalten wird, sind nn volle» G mge. Sicher wird eine ganze Reihe neuer Vorschläge vorbereitet. Die französischen Delegierten iverden aus Anregung des französischen Finanzministers Clementel eine Reihe von fran zösischen Bankiers nach London berufen, unter ihnen vor allem der Direktor der Vanque de Paris et de Boys Las. Finaly und den Direktor der Banque Parisienne. Wie cs heißt, soll man in Kreisen der französischen Delegation ernstlich daran denken, dem im „Daily Telegraph" und anderen Blättern ge gebenem Rate zu folgen und mit amerikanischen und anderen Finanzmännern ein Abkommen zu t.essen versuchen, das weniger ungünstig für Frankreich wäre, als die Haltung der Londoner und Ncuyorker Bankiers. Bor allen Dingen habe man an das Bankhaus Cohn, Loeb u. Co. gedacht, dem auch der Frankreich stets freundlich gesinnte Bankiers Kahn angehört. Es ist nicht klar, ob HerrIot selbst an ein derar tiges Vorgehen denkt. Jedenfalls nimmt man an, daß Herriot den amerikanischen Finanzlcuten versichern werde, daß Fran k- reich nicht mehr daran denke, selbständig Sank tion e n zu ergreifen, und daß es alles zu tun bereit sei, um die Ausführungen des Sachverständigenplanes zu sichern. Gerüchte, nach denen M a c d o n a l d in den nächstfolgenden Sitzungen der, Konferenz die militärische Räumung des Ruhrgebietes verlangen soll zum Beweise, daß Frankreich bei der Annahme des Gutachtens keinen Hintergedanken habe, sind amtlich noch nicht bestätigt worden. London, 26. Juli. Am Montag wird der Führer der französischen Bankiers In London eintreffen. Noch größeren Wert legt man in französischen Kreisen daraus, daß der amerikaniscki« Bankier und Schwiegersohn Morgan s. Harries, aus Paris in London angekommen ist. Es hat den Anschein, daß sich hier die ersten Anzeichen für eine bevor stehende Verständigung zeigen. London, 26. Juli. Ein hervorragendes Mitglied der amerikanischen Finanzwelt erklärte in einer privaten Unter redung unter anderem: Er betrachte die Durchführung der An leihe unter rein geschäftlichen Gesichtspunkten. Solange eine Möglichkeit offen ist, daß Maßnahmen, wie die Ruhrbesetzung, sich wiederholen können, ist für uns keine Garantie vorhanden, selbst wenn Deutschland hierher kommen und sich mit der Möglichkeit weiterer Besetzungen einverstanden erklären sollte, so wird das amerikanische Publi kum nicht für eine solche Sache Geld hergeben. Tie Wal street will unter solchen Bedingungen von der Anleihe nichts wissen. Man wird die Zeichnung also auf dem Lande im privaten Publikum unterbringen müssen und das ist durchaus keine leichte pheten in Berlin es ahnen. Die Radikalen haben die ganze sozia listische Presse Sachsens fest in der Hand, in allen Redaktionen sitzen Männer ihres G-eisles und aus den einflußreichen Pariei ämtern haben sie alles hinausgeworfen, was sich ihrem Diktat nicht fügte. Also können sie getrost den sächsischen Landesparteitag er warten, der seinen programmäßigen Verlauf nehmen wird, nach ihrem Dime. Für die geeignete „Zusammensetzung" des Landcs- parteitäges werden sie schon sorgen, das haben sie bei dem säch sischen Landesparteitag am 7. Januar dieses Jahres schlagend be wiesen. Herr Liebmann, Herr Arzt und die Cheinnitz- Zwickauer Genossen haben kurzerhand alle ausgeschlossen, die den Standpunkt der gemüßigten Mehrheit der Landtagsfraktion teil ten, so daß die Beschlüsse dieses Landesparteitages eigentlich ein stimmig. also nur gegen eine ganz verschwindende Minderheit ge faßt wurden. Die gemäßigten Sozialisten kommen auch heute noch nicht in den sozialistischen Zeitungen zu Wort; sie geben sich auch keine Mühe, ihren Standpunkt zu vertreten und den sozia- listisch-orientierten Arbeitern zu zeigen, daß das Wohl und Wehe gerade der Arbeiterschaft nur von einer Negierung abhängen kann, die nicht das Wob! einer Klasse, sondern das Wohl der Allgemein heit im Auge hat; daß also die Arbeiterschaft nur gedeihen kann im Zusammenhänge und nicht in Feindschaft mit allen Gliedern des deutschen Volkes. Sie hatten es so leicht, den sozialistischen Arbeitern zu zeigen, welch eine Katastrophe der Wahnsinn der Zeigner-Licbmann-Arzt-Vöttchcr und Genossen über Sachsen ge bracht -und wie daS Vertrauen de? In- und Auslandes zu Sachsen wiedergckehrt ist, seitdem mit der ganzen Vcrbrecherwirtschaft Zeigners Schluß gemacht ist. Aber sic sitzen da und starren in daS Antlitz der aktiveren Radikalen, wie daS Kaninchen in die faszi nierenden Augen einer Schlange. Bergehoch sind die Entschließun gen aus dem Lande gegen jede Koalition mit dem Bürgertum und für den schärfsten Klassenhaß schon gewachsen. Sie werden noch weiter anschwellcn und auf dem Landesparteitage im Sep tember werden die gemäßigten Sozialisten vollständig von der Flut dieser Entschließungen verschlungen werden. Dann werden sie sich, was das wahrscheinlichere ist, löblich unterwerfen; denn sonst flögen sie aus der Partei und verlören erbarmungslos ihre Existenz nach berühmten Mustern. Die Rechnung des Herrn Arzt, der sich eigentlich zum un umstrittenen Führer in Sachsen aufgeschwnngen hat, ist sehr einfach. Daß sich Herr Arzt in Radikalismen überschlägt, ist kein Wunder. Sein Ruf ist selbst für Sozialisten reichlich ramponiert, und zudem sind die Novembersozialistcn ei» solches Danaäer- geschenk für die Genossen geworden, daß sich immer hartnäckiger der Widerstand gegen diese Parteizertrümmcrcr erhebt. Also muß der „große" Genosse Arzt durch einen übergroßen Radikalismus alles cinzuschüchtcrn versuchen und nach dem Grundsatz handeln: Ausgabe. Wenn die deutsch-amerikanischen Bankiers die Sache in die Hand nehmen würden, würden sich auch die amerikani schen Bankhäuser zurückziehen. Wenn die amerikanische» Bankiers sich so hartnäckig zeige», so hat oas einen besonderen Grund. Man must daran erinnern, daß diese amerikanischen Finanzkreise die Stützung des französische» Franken durch Gewährung eines nmerita- »ischen Kredits vollzogen haben. Sie haben es darum auch in der Hand, sofort wieder dem französischen Franken die Stützung zu entziehen, wenn ihnen nicht mehr genügende Sicherheiten ge- boten erscheinen. Das führt aber auch dazu, daß die Amerikaner geltend machen, daß bei dem Eintreten eigenmächtiger Sanktionen, insbesondere von Frankreich her, die französische Währung absolut keine Garantie gäbe, weil sie ebenso, wie in diesem Falle die deutsche, in Zerfall käme. Das sind die tieferen Ursachen dafür, daß die Amerikaner auf Garantien drängen, die ihnen nicht, nur die Zinsen, sondern in erster Linie das Kapital sichern. 8» MkilmW Mil« lll W Ihre Ankunft in Paris erwartet Paris, 28. Juli. 80 Vertreter der nordamerikanischen Großbanken sind gestern in Gens eingetrossen. Sie beabsich tigen, sich während ihres Aufenthaltes in Europa über die all gemeine wirtschaftliche Lage zu unterrichten. Sie haben sofort nach ihrer Ankunft dem Generalsekretär des Völ kerbundes einen Besuch abgestattet und in einer Unterredung erklärt, die Rettung Europas hänge von der Annahme des Sach- vcrständigenplanes ab. Dieser Plan sei in jeder Hinsicht aus gezeichnet. Falls die Londoner Konferenz mit einem Fchl- schlag enden sollte, so würde das eine Katastrophe für Europa bedeuten. Die Bankiers haben noch gestern ihr« Reise »ach Montreux fortgesetzt und werden sich von dieser Stadt aus direkt nach Paris begeben. Präsident Coolidge optimistt ch Neu York, 26. Juli. Die „Associated Preß" meldet aus Washington: Präsident Coolidge ist hinsichtlich des Ergeb nisses der Londoner Konferenz noch immer optimistisch. Er ist fest davon überzeugt, daß die Notwendigkeit für eine Regelung des Reparationsprobleins alle Schwierigkeiten, die in der Konferenz entstehen werden, überwinden wird. Der Präsident würdigt vollkommen die Schwierigkeiten, die eine Einigung verzögern, aber er ist der Ansicht, daß die Forderung nach einem wirtschaftlichen Wieder aufbau Europas viel zu stark ist, als daß eine Vereinba rung nicht Zustandekommen würde. Einladung Denlschlands am Montag Paris, 28. Juli (Drahtberirht). Der Londoner Be richterstatter des „Quolidien" meldet seinem Blatte, zwischen den juristischen Sachverständige» Fromageno» und Cecil Knst habe eine Unterredung Uber die Einladung Deutschlands zur Konferenz stattgesunden. Demnach wird dieamtliche „oderiiit, dum inetuant", Für den jainmervollen geistigen Bankerott der Sozialdemokratie ist Herr Arzt der beste Beweis. Welch geistige OeLc unter ihnen herrscht, kann nicht schlagender bewiesen werden, als wenn dieser hohle Phrasenniann die einzige geistige Potenz ist, die die Sozialdemokratie jetzt in Sachsen auf- zuweisen hat, und Hessen Diktat sie sich willenlos fügt, lind Herr Arzt stellt die dummschlaue Rechnung ans, wie sie einst die Un abhängigen in ihrer Sündcnmaienblntc aufmachten, Auch den verbohrtesten Genosse» hat inzwischen die Erkenntnis ansgehen müssen, daß die schönen roten Tage zu Ende sind, und daß die Partei sich in unaufhaltsainel Auflösung befindet. Mit den glei chen Mitteln, mit denen man in der Vorkriegszeit in bequemer Opposition groß geworden ist glaubt man heute »och; die weg. strömende Arbeiterschaft bei der alte» Fahne hasten z» können, weswegen man an das negative Ende der Vorkriegszeit den nega tiven Anfang der Nachkriegszeit wieder anknüpfen will. Doch diese Rechnung hat ein außerordentlich großes Loch. Eine Zeit liegt da zwischen, wo die Sozialdemokratie an der Macht war, wo sie also die Versprechungen der Vorkriegszeit hätte erfülle» können und müssen. Jämmerlicher hat niemals eine Partei, hat niemals ein System versagt, als die sozialistische Partei, als der Marxis mus, der ihr Glanbensdogina geworden ist. Statt des Znknnsis- staates mit all seinen Schönheiten und seiner Schlarasfenseligkeit für die Arbeiterschaft, ist eine Hölle geworden, wo der Arbeiter nur gerade glücklich sein kann, nicht als Sklave eines Fremden noch mit der Peitsche traktiert zu werden. Die Herren November sozialistcn haben ihre Rolle ansgesi'ielt und haben für die Zu kunft von niemanden von keiner Partei etwas mehr zu er warten. Und die Partei, die sie jubelnd in ihren Reiben anfnahm, die ihnen sofort Stellen anberiranke, wird mit diesem Choleri- bazillus der Novembersozialisien ihren Untergang beschleunigen. Und so haben diese Gesinnnngsakrohalen, die auf de» Schultern einer Partei ihr eigenes Wohl 'und nur ihre persönlichste» Vorteile zu erreiche» hofften, schon bewiesen und werde» eS noch schlagend in der nächsten Gegenwart beweisen, daß cs eine ausgicicbende Gerechtigkeit in der Westgeschichte gibt, an denen,sich daS Worä des Dichters bewahrheitet: „Ob sie gleich das Böse »vollem fördern müssen sie daS Rechte." ^ Sie zogen aus, daS Bürgertum, wozu auch selbstverständlich die ernstdenkende Arbeiterschaft gehört, zu zerschmettern und haben die ewige Kraft der Persönlichkeit und des GeweinsinnS erst recht deutlich bewiesen, die ewig über die Negation und den Klassen- kampf triumphieren wird. Da? wollen wir ihnen danken; denn da? Plus, da? auS all dem Wahnsinn der letzten Jahre hcrauS- wächst, wird in absehbarer Zukunft sein: «die innere Einheit deL deutschen Vaterlandes." --0
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