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t r Kummer 2SS — 2-. yatzrK«»g Icholnl «mal wöchll. mit tllustr. SraNSVrllagrn.Heimat und keU' und der ttinderdcilage .grohmul'. sowie den Te^beilagen Et. Benno-Bt-Ut'. .Unierhaitnng und Wisse»'. .Die Welt der Iw»'. .«erztlichsr Ratgeber'. .Da» gute Buch". .Fttmrnnd« Kau' Monatlicher tvezogSpret» S einschi. Bestellgeld, ßinzelnummer 1<» g. Sonnabend« u. Sonntagnummer ittt Haubtichristieiter^ De. w. sveitrzh», Dresden. SächMe Diensla«, den 4. November 1830 iverlagSorti Dre-den »la,el«eapreil«; Die Iges,ia»ene petitzcile »U Familien« anzetgen ».Stellengesuche L« g. Die petitretiamezeile. 8» mm breit, l Für Nnzetgen autzerhalb de» «ecbreilungSgedtete» 4V 4. die pctilrellamezeile I Brsesgcb.NUg. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Srsüllung d. Anzeigen - Ausirügen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäsilicher Leis: Frau» Bungarh, Dresden. oolksseiluna tveiMnstSftrUe, Drall u.Pertag - Germania. A^G. für Verlag und Drullerei. Filiale Drctden. Drerdrn.il.>. Poliersirahel?. gernru'LIlllL. LostschecklonloDresden r7>n .Nanltonta Swdtbnn! Dresden itlr. .>N1-t Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volklzeitung DreSden-Allstadi l. Polierstrasze >7. Fsrnrru Ml> und rillt 2. Brüning über AutzenpoMik Die offenen Möglichkeiten -es Bvungplanes — Das wahre Gefichl der Sicherhettsfrage Ernste Worte an Frankreich Paris. F. November. ..Pclir Parisien" verösfen sticht eine lungere Erklärung. die Reichskanzler Tr. Brüning dem diplomatischen Redakteur dieser Zeiulng. Herrn Bourg.'s, anläßlich seiner kürzlichen Anwesen heit in Berlin gegeben hat. In dieser Erklärung heißt es u. a.: Ich habe ivicderholt und anch in meiner letzten Regie rungserklärung nach den Wahlen erneut betont, daß die bis herige Außenpolitik, die sich als höchstes Ziel d>« Errin g u n g der nationalen Freiheit sowie der moralischen und materiellen Gleichberechtigung gesetzt hat. wie bisher unter Ablehnung aller Abenleuer in organischer Weitereu.- w'cklung auf dem Wege des Friedens weiter geführt werden so'I. Liese Poiilik ist in ihren Grundsätzen. in der loqalen Durchführung der internationalen Vertrage und ln dem sried- lichen Zusammenwirken der Völker sestgelcgt. Sie ist nicht Tis.se eil>er Person, einer Pariei oder einer Parlcikoalition. sonder,, (Femeingnt des iveilans grüßten Teiles des deutschen Poikes. Darin liegt anch die Stärke der deutschen Friedens politik. die sich in ihrer beharrlichen Kontinuität allen Bestre bungen zu, Erörterung und Sicherung des Friedens niemals versagt hat. Die Rheinlandränmnng war eine große Etappe ans dem Wege dieser deutschen Besreinngspolilik. Mit Bezug ans die bekannte Genier Rede Brianüs. er klärte der Reichskanzler: Nicht Haß und Kriegsdrohung sind aus de,, Wahlurnen des 1-1. September heroorgegangem son dern der Ausdruck eines tief bedrückten und doch starken Vol kes, das um seine nationale Zukunft ringt. Tie Stimmen, die wir aus Frankreich hören, bringen fast iibcveinslimmend eine Enttäuschung zun, Ausdruck, daß die Konzessionen, die Frank reich durch Erleichterung der Reparationen und durch vorzei tige Räumung gemacht zu haben glaubte, in Teulschland nicht genügend gewürdigt würden. Darin liegt eine Verkennung der möglichen Auswirkung dieser verein'lmrten Maßnahmen.' Ei» halbes Jahr nach dem Inkrasttrete,, des Aoungplans sind bereits allerorts Diskussionen über die Möglichkeit seiner Durchführung entstanden. Frankreich als Hauptgläubiger muß «insehen, daß keine deutsche Regierung ihrem Volke eine Mst- Uardenschuld, die in ihrer lFesamtheit immer wieder als drückendst empfunden wird, durch die an sich begrULensiverte Ermäßigung um einige hundert Millionen iragbarer erscheinen lassen kann. Wenn gleichzeitig die schwerste Wirtschafte- und Finanzkrise dazu zwingt, mehrere Milliarden noiie Steuern und Lasten aufzuerlegen, iss es selbstverständlich, daß jede deutsche Regierung sich alle vertragsmäßig zur Abwehr vo„ Gefahren sür Wirtschaft und Währung zur Vsrsüaung stehende,, Maßnah me n 0 s s c n h a l! e n m u ß, sü: den Fall, daß sich die Voraus setzungen für die Erfüllung dieser Zahlungen nicht en,stellen sollten. Andererseits scheint uns die Enttäuschung Frankreichs Uber die angeblich nicht genügende Anerkennung der vorzeitigen Rheinlandräumung nicht gerechtfertigt. Die immer wieder hin- ausgcschobeno Entscheidung hat die Wirkung und den Eindruck dieser lang erwarteten Maßnahme, die zudem nicht ohne neue Härten und Belastungen vor sich ging, sehr abgeschwächt. Die endgültige Aufgabe dieser militärischen Sicherheits maßnahme hat indes keineswegs die Diskussion über die Sicherheitssrage ein für allemal aus der Welt geschasst. Immer wieder wird das Sicherheitsproblein gleichsam als Ausdruck eines anhalten den Mißtrauens in den Vordergrund gestellt. Frankreich dürste hierbei vielleicht verkennen, daß man angesichts eines entwafs- neten Volkes, dessen Grenzen nach allen Richtungen offen sind und das von wassenstarrenden Nachbarn umgeben ist, nicht im mer von neuem die Forderung nach Sicherheit dem rechtmäßi gen Verlangen nach Abrüstung cnlgegenstellen kann, ohne die Unantastbarkeit feierlich eingegangener Verträge anzuzweifeln, deren Urheber zu sein gerade Frankreich sich zu rühmen weiß Nach unserer Auffassung haben alle Staaten gleiches Recht aus Sicherheit und mir verstehen nicht, warum hier mit zweierlei Maß gemessen werden soll. Tie letzten außenpolitischen Vereinbarungen, die zweisel- los als ein wesentlicher Schritt auf dem Wege der Liquidation des Krieges angesehen werden können, werden erst dann zur volle» Auswirkung geiangen, wenn cne beiden Hauptkontraben- ten. Deutschland und Frankreich, in friedlicher Zusammenarbeit mit den großen Nachbarstaaten den Boden für eine aufrichtige Verständigung weiterhin pflegen und entschlossen auf dem ge meinsam beschritlenen Wege weitergehen. Eine Politik des Küh len Abmartens ist hier nicht an, Platze. In Frankreich herrscht vielfach die Meinung, daß es falsch sei, Deutschland immer neues Entgegenkommen zu zeigen, da es stets nach Erreichung eines Zieles sich nicht zufrieden gebe, sondern mit immer neuen Forderungen hervortrete. In der Tat steht die deutsche Außenpolitik ebenso wie die auch anderer Staaten noch vor vielen unerreichten Zielen Deutschland ist noch weit entfernt von der vollen Souveränität seiner Groß- mnchtstellung. Viele Fragen, deren Lösung vertraglich vor gesehen ist, sind heute noch N'cht bereinigt, ja. zum Teil noch nicht einmal ernstlich in Angriff genommen. Solange dieser un natürliche Zustand andauert, der vor mehr als einen, IahrzelmI in Ausnutzung der durch diesen Krieg geschossenen Machtver- hällnisse festgelegt wurde, wird Deutschland mit allen ihm zu Geboie stellenden friedlichen Bütteln auf eine Aenöeruna hinzu- wirken versuchen und nach wie vor mit seinen berechtigten An sprüchen stervortrelen. deren Ausgleich, weit entfernt. Veunrulit, gung kervorzuruten, zur Förderung des Friedens die nen wird. Die Deutsche Volksparlei droht Berlin, 3. November. Der stelloertretende Patteivorsitzende der Deutschen Volk spar lei. der Abgeordnete Dingeiden, hat am Sonntag vor den, Reichsansschuß dieser P-arlei eine Rede über die parlameniarische Halinng der DBP. gehalten. Für diese Haltung, so führte er nach dem Berichte der National!i1>eralen Korespandenz ans, bleibe enlsei>eiüend die Tatsache, daß eine durchgreifende und großzügige Reform ans steuer-. sozial und wirtschäftspolitischem Gebiete zur Rettung des Vaterlandes er forderlich sei. Nur weil die Regierung durch ihr Programm die gleiche grundsätzliche Einstellung bekundet habe, bade die Frak tion die Beraniwortung dafür übernehmen können, der Regie rung die Arbeit zu ermöglichen. Sie stehe der Regierung in fraktioneller Ungebnndenheit »ist eigener Veränlworlung gegenüber und habe die Aufgabe, darüber zu wachen, daß die k'are Linie des Reformwillens nicht durch irgendwelche sozia, listische Einflüsse adgedoqen werde. Jede Nachgiebigkeit gegen- über sozialistischen Verwässerungswünschen müsse eine völlige Schwenkung der Reichslagsfraktion der DVP, zur Folge baden. In diesem Falle müsse die Regierung sich bewußt sein, dan eine solche Entwicklung zugleich die Gefaßr ihres Sturzes durch die Mehrheit der bürgerlichen Parteien bedeuten könne. Die Annahme der Entschließung Ser Abrüstung im Aus- ivärtige,, Ausschuß bmveise. daß es möglich sei. sür die kommen de» internationalen Auseinandersetzungen auch die in der nationalsozialistischen Bewegung entlialtenen naiio nalen Kräfte einzusetzen. In, weiteren Verlauf seiner Rede legte Dingelden die Grundznge der Poiilik der Deutschen Tsoikstxntei für die nächste Zukunft dar. Er trat dabei für eine verfassnngsrechi- licke Reform zur Gesundung des Pariameniarismns. insöeson. üere sür eine Stärkung der Reichspräsidialgeivalt, für eine erste Kummer und für eine Reicksresori» ein. Ans den, Gebiete der Sozial- nnd Mirtschaft-wolitm oettanire er eine an, dein Boden der Prira'wirftchaft as.fgebaule großzügige Zusammenfassung von Arbeitgeber» und Arbeitnehmern durch eine Neubelebung des Gedankens der Arbeitsgemeinschaft. * Man Hai die Deuftcbe Bolk.oariei schon zu der Zeit, ais sie noch inner der Führung Slrestmanns stand ..Partei Dreh scheibe" genannt. Nack dein lode d eses Führers bemüh', sich die DVP. erst recht, diesen ..Ehrennamen" zu verdienen. Vor der Vöahl lxn Herr 0 Kardorft im Namen der Voikspartei von der Tribüne d.» Re.Äs'.ags herab dem Nationals0zialismus Felde „»getagt. Jetzt spricht Hc-.-r Dingelden «wenn auch in vorsichtiger Formt von einem Zu'ammenaehcn mir den Mannen Hitlers. So wie die DVP in Thüringen nnd Sachsen sich a bereits zu solcher Zusammen.,'beit bereitgeftuiden ba.l Herr Dingelden wäre Kein Polksnarieiler. wenn er ücb nicht selbst widerspräche. Erst wendet er sich gegen a c w-ia listischen Einllline. droht sogar m-t dem Sturz der Remernng — und dann fordert er an' dem Gebiete der Souai -und Wir:, iclmftsl'ol'.tik Wiederherstellung der AzbettsgeineinschaE um scheu Arbeitnehmern und Ar'oeitg.ebeO». W r können n ein an nehmen, daß Herr D.»ariden die souaii'ti'Lei: Aroe '.nehmer und ihre Droainsalwn. d-e freien Gewerkschaften, von dieser Arbeitsgemeinschaft ausschließen will. Er fordert also leckst für die Wirlieimfts- und Sozialpolitik die Mitarbeit und d e Ein flußnahme der Sozialisten. d:e er im ersten Tel! seiner Rede io entschieden aögelehni hatte! lieber diese Widersprüche in der vo'b-'-lxnfteiliche:! Polft-.k nnd i der die zunehmende Ved-euiunaslonakei'.. der d ' DVP nach dem Tode Stresemanns r>er!aüen ftt 'oll d e Korke Geste gegen die Regierung Brüning hinivegtauichen. Die Regierung wird diese Gelte demeinsprechend ewu -ckaizen necke- Das deulsch-sranzösische Problem und die krlegsschuldsrage Von August Bach. Wladimir d'Ormesson hat in seinem Buch: „Vertrauen zu Deutschland?" einmal geschrieben: „Die Kriegsschuld srage, die Deutsche und Franzosen unwiderruflich in zwei Lager spaltet, ist so schwerwiegend und begreift in sich eine solche Fülle von Gefühlen und Vorstellungen, daß sie uns bei allen unseren heiklen Auseinandersetzungen stets an erster Stelle entgegentritt, selbst beim Vertrauensproblem." Diese Formulierung ist sehr zutreffend. Leider. Denn ge rade in der moralischen Herabsetzung eines Volkes liegt jc das zutiefst Verletzende, das nur schwer in mühseliger Ar« beit überbrückt werden kann. Der Franzose spricht so gerne in schönen Worten von Menschheit und Frieden, doch diese eine Frage umgehen sie alle, nur die Frage der Verantwortlichkeit für den Krieg ist ausgeschlossen von der großen Diskussion, die in diesen Tagen und Wochen seit dem 1-t. September zwischen Deutschland und Freuistrelch geführt wird. Rur in nega tivem Sinne Irehrt die Frage in allen Abhandlungen und Aufsätzen der großen französischen Zeitschriften und Presse wieder. In seinem Leilartihel vom 17. 10. schreibt der T e m p s zur Rede des Re'chshanzlers: ..Der Reichs- Han zier war schlecht beraten, als er van den Enttäuschun gen des deutschen Volks sproch. mährend dies doch die größten Vorteile erlangt hat. die je einer besiegten Macht gewahrt wurden, zumal diese denKricg. in dein sie unter legen war. herausgefordert hatte und sür ihn vor der Geschichte verantwortlich bleibt." Ter gleiche Gedanken gang spricht aus zwei großen Abhandlungen, die in den letzten Heften der ..Revue des deux mondes" und der ..Revue de Paris" veröffentlicht werden. „Was ist der Friede?", fragt d'Ormesson in der „Revue de Paris". Und er gibt die Antwort: „Der Friede, das ist die Gesundbeit, das gute Arbeiten des europäischen Organismus". Wobei er selbst sofort hinzufügt. daß diese Gesundheit und diese gute Ver fassung des europäischen Organismus nicht vorhanden sind. Aber d'Ormesson bleibt an der Oberfläche basten, wenn er die Ursachen der enroväischen Depression nur in dem Ver lust materieller Werte siebt. Die Einstellung großer Volker zueinander beruht nur zu einem Teil auf dem Austausch materieller Güter. Es gilt, vor allem eine geistige und moralische Basis w schaMn. In seiner bedeutsamen Berliner Rede am 17. Oktober, die hoffentlich auch in Frankreich beachtet wird, sagte Tho- m a s M a i, n : ..Die wirksamste Sicherheit Frankreichs ist die seelische Gesundheit des deutschen Volkes. Dufte Ge sundheit ist gestört durch umveise Friedeusbedingungen. Darum möge Frankreich mit sieb reden lassen, wie es ge sitteten Völkern geziemt, überwie schlimmsten Punkts eines Vertrages, dein Dauerlosigkeit von Anfang an der Stirn geschrieben sind." Warum weigern sich die franzö sischen Polftiker so hartnäckig, eine oder vielleicht die un. weftesteFriedensbed'.ngung. d:e B ersaiIler Schuld, auklage. fallen zu lassen? Genügt allein die Antwort, dag man in Frankreich eine Revision des Ver sailler Vertrages befürch:er? Ist es wirklich die Angst, dis den französischen, sonst so redebegeisterien Politikern hier d'e Zunge bindet? Die miliiäriicke Sicixrbeit Frankreichs ist beute in höchstem Maße gewährleistet. Der gewaltige Befestigungsgürtel an der französischen Oslgrcnz«. über dessen Ausmaße und Stärke jetzt der ..Matin" in einer großen Artikelserie von Stephane Lauzanne berichtet, soll 103-1 vollendet sein. Was befürchtet Frankreich heute noch? Wie aber kann durch die von Frankreich gewünscht« Verewigung der Versailler Kricgsschuldlbese da? Ver trauen Deutschlands zu Frankreich gestärkt werden'.' Was bedeuten dagegen die Worte Poinearss in seiner Diskussion mit dem Parncr Journalisten RenS Gerin. daß seine Anklagen sich nicht gegen das deutsche 'Volk, sondern nur gegen seine Regierung von 101t richte ten! Als Brockdorn-Rantzau in Versailles auf den Um schwung in Deutschland binwies. antwortete ibm Eiemencean. daß das deutsche Volk seit Jahrzehnten die lästerliche Politik gebilligt habe und daher mitverantwort lich sei. Die Zeit der Legenden ist vorbei. Bon den euro päischen Großinä.blen. die in den ersten Augusttagen 1914 ihre Armeen mobil machte», ist keine in den Krieg hinein gezogen worden, keine Ration kann von sich sagen, daß st« das Opfer eines Ueberfalls war. Auch Frankreich nicht. Die deutsche Regierung hat mit voller Ueberlegung und unter Risiko auch der letzten Konsequenzen dem Bundes genossen un der Donau ihre Unterstützung zugesagt Dis deutsche Regierung hat den europäischen Krieg nicht ge wollt. aber sie ist auch nicht ängstlich ihm ausgewichen. Abe»