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Nummer 256 — L8. Jahrgang sy^Setn« «mal »Schentl.«II »« Mustr. Grer«»»evag«n .Lt« Well» und der kinderveilaz« .Frohmut». lowl« den LertbeUagen Gt. Venno-Blatt». »llntrrhaltung und wissen». .Die W«U der »rau», ,«er»iltcher «at-eder». »Da» gute vuch», .Fllmrund. «»au». MonaUIcher v«zn»»i»e»i» » Mt. «ins»!. «»Nellaeid. Htnzelnummee tv 4 Sonnabend- u. Sonntagnimimer idv 4. HauvIschristleUerr L». G. Le»«»!,». Dretben. SüchUche Dtenslag» den S. November 1S2S «verta,»,et, »re»»en A»,«tg»ndreis«, Di« Igekvalteiie VetttgeOe »«» 4 Familien- an,et««n u.Ttellengelucbe!tO 4 Die PeiitreNamezeile. Mmm breU. t Fkir An,eisten autzerbald des VerbreNunstSstebieteS 4«4 dieVeUtreklamezelle SZrlelgeb. NN 4 Im Falle hbherer Gewalt erittcht >ede «rrvsichiung aus Lieferung towte irsüllung v. An,eigen-ilultrSgen ». Leislung d. ELadenerlatz. »elASMiiber DE Artur Lenk Dresden. «elchitftsfteL». Dr»lk«.v«rl»,, Germania, A^G. svr «erlast und Drutt«rei.KUtaleDr»« den. Dre«d»nM.1. PoUerslratzel?. FernruiSIMS. BoMcheckionto Dresden rnn. Bankkonto Gtadtdink Leiden »tr. «NI» Für christliche Politik un- Kultur Redaktion de« ESGftsche« ivolkdzeituna DreSden-AUsiadl 1. Polierstrahe N. Fernrut MI> und »,0i2. Tar-ieus Kabinett Neugliederung der Varleie«? Nochmals eine »»Regierung Polneare ohne Poineare" in Frankreich Paris, 4. November. Andrö Tar-ieu hat am Sonnabend sein Kabinett end gültig gebildet. Die Ministerliste lautete folgendermaßen: Ministerpräsident und Inneres Andrü Tardieu : Justiz ministerium: Senator Lucien Hubert: Finanzministerium: Senator Ch 6 ron : Auswärtiges: Briand : Krieg: Magi- not: Marine: Georges Leygues: Landwirtschaft: Hen ne s s y : Oefsentliche Arbeiten: Pernot sUnterstaatssekretär Mallarmä): Handel: Pierre Etienne F l a n d i n : Luftfahrt- ministdrium: Laurent-Eynac: Kolonien: Piütri: Ar beitsminister: Loucheur: Unterricht: Senator Pierre Mar- raud: Pensionsministerium: Senator Gallet: Ministe rium für Post. Telephon und Telegraphenwesen: Germain Martin: Ministerium für Handelsmarine: Rollin. Ministerpräsident Tardieu gab den Pressevertretern a. n. folgende Erklärungen ab: Mit der Wiederaufnahme der zxirlamentarischen Arbeiten werden mir alsbald die bedeu tungsvollen internationalen Abkommen von den Kammern prüfen lassen. Auch dürfen die Beratungen des Haushalts und der Fiuanzreform, die damit Zusammenhängen, nicht mehr ver zögert werden. Das sind unsere unmittelbaren Ziele. Um sie zu ereichen. habe ich Republikaner „guten Willens" vereinigt, die von dem Geist der Zusammenarbeit erfüllt sind, der in unserer Zeit nötig ist. Wir hoffen, datz die Kammern uns ihre Mithilfe gewähren. Das Kabinett Tardieu ist ohne die erstrebte Unter stützung der N a d i ka l s o z i a l i ste n zustande gekommen. Die Urteile der Presse sind dementsprechend zurückhaltend. So schreibt Matin: Ein unparteiiscizer Zeuge kann heute nicht daran denken, Voraussagen für die Zukunft zu machen. Bis Donnersiag, also bis zu dem Tage, an dem das neue Kabinett vor das Parlament tritt, weichen die verschiedenen persönliche» Enttäuschungen Zeit zur Eutsixinuuug gefunden haben. Erst dann wird man über die Erfolgsaussichten des neuen Ministe riums urteilen können. Jetzt l>ereits kann man jedoch mildem Eharakter und der palitisck>cn Geschicklichkeit des Führers der neuen Regierung rechnen, der eine eindeutige Debatte Hervor rufen und sie mit seinem bekannten Mut zu Ende führen wird, „Ere nonvelle" fragt: Auf welche Mehrheit, um nicht zu sagen, auf welche Minderheit wird sich diese widerspruchs volle Ministerformation stützen? Briand behält das Außen ministerium: wir Kannen es nur billigen, daß er aus dieser seltsamen Schlacht die Friedenspolitik gerettet hat. Das ernste Problem, das durch die Ratifizierung des Poung Planes auf geworfen wird, ist nicht gelost. Es ist von Wichtigkeit, daß der einzige Mann, der in der Lage ist, es im Sinne van Loearno, d, h, im Sinne der Aussöknung Euroims zu löse». Außen minister bleibt. Das, und znmr dos allein, wird das Land begreifen, — Die „R e p u b l i g n e". das Organ Dalaüicrs, schreibt: Die Radikalen werden sich dem Kabinett Tardieu, gegenüber nicht vorbedacht feindselig verhalte», aber sie werden nicht das Mandat vergessen, das die Demokratie ihnen anvcr- traut Kat, Sie iverden nicht nachiaüsn, aufmerksam über der Konsolidierung des Friedens zu wachen. Nach -er Schlacht Welche Folgen wird die Annahme des Volksbegehrens haben? tO B ^-4 Fi .Q u-, nzs cck s-> kl Berlin, 4 November, Nach genauer Ueberprüsunci der bis Sonnabendabend vorlie- geichen amtlichen Zahlen der Eintragungen für das Voiks- bezebren „Freiheitsgesctz" liegt nunmehr folgender voAäufiges Er gebnis vor: d) 10 11 -» 1L 13 o N 1b 16 17 ' 15 rd IS rs ri A t,5iL "c cm 17 18 IS SO 81 S2 33 84 SS Sttmmkiel» Ostpreußen Berlin Potsdam II Potsdam I Frankfurt a. d. O. Pommern Breslau Liegnitz Oppeln Magdeburg Merseburg Thüringen Schleswig-Holstein Weser-Ems Osthannover Südhann.-Braunschwetg Westfalen-Nord Westfalen-Süd Hessen-Nassau Köln-Aachen Koblenz-Trier Düsseldorf Ost Düsseldorf West Oberbayern-Schwaben Niederbayern Franken Pfalz DrcÄ>en»Bauh«n Leipzig Chemnitz-Zwickau Württemberg Baden Hessen-Darmstadt Hamburg Mecklenburg Stimm- Elnlkagungrn o't'n ., Y. berechtigt« Volksbegehren 1 341 042 330 738 24,66 1 540 «81 05 655 6,21 1 286 OS» 130 470 10,15 t 27044S 190 076 14,06 1 056 202 108 733 18,82 1 172 255 3^8 206 33,12 1 233 250 104230 13.32 78S «50 103800 13 15 822 711 62 2,7 7,56 1 005 723 18, 346 16,55 937 603 175 070 18.67 1 473 188 210 160 16,30 1011 380 140 246 13,17 956 030 111 983 11,70 670 185 134 868 10,85 1 802 321 113 300 11,00 1 554 601 57 738 3.71 1 601 821 50 944 3.18 1 644 865 80 72 4 5.46 1.32 1 436 372 18 028 776 332 S687 1,25 1 462 IIS 20 206 2.00 1 121 280 35 462 8.16 1 «>08 005 68 807 4.28 500 842 15 524 - 2,63 1 620 203 217 308 13 30 500 188 16 680 2.83 1 200 108 122 81S 9,45 017 080 82102 8.08 1 247 715 108 5,3 15,91 1717104 110 551 6.44 1 405 624 32 325 2,16 913 361 27 735 3,01 887 310 35 63« 4.02 588 448 122770 20,86 41 673 45S 4 1U 81, IV.0V Dieses Ergebnis weicht nur wenig von den in unserer letzten Nmmner gemeldeten Zahle» ab. in der ersten Berechnung ivaren etioaS über tmisend Stimmen mehr angegeben worden, An der Tatsache, daß der Volksentscheid statt finde» wird, ändert da» nichts, Dieser Volksentscheid dürft« freilich erst in etwa zwei Monaten stattfinden. Bekanntlich hat bi« Regierung das im Volks begehren eingebrochte Gesetz unter Darlegung ihrer Stellungnahme dem Reichstag zu unterbreiten. Der Reichstag tritt aber voraus sichtlich erst im Dezember wieder zusanmieu, so daß erst nach Weih nachten, ettva im Januar, der Volksenlscheid stattsinden dürste, Die Ablehnung des Gesetzentwurfes im Reichstag ist ja angesichts der bestellenden Mchrheitsverhällnisse ohne iveitcres sicl>er. Wir haben bereit» dargelegt, daß das „Froiheitsgesctz" im Volksentscheid unter keinen ttmstöüd-n angenommen »rechen wird. Von fette» der Rogierungsvarieien wird zweifessos die Parole aus-gegeben werden, dem Volksentscheid fern zu bleiben. Damit siebt das Ergebnis von vornherein fest. Den» Beteiligung der Mehrheit der Stimmberechtigten — also von 21 Millionen Wählern! — a» dem Volksentscheid ist nolwendig, wenn der umstrittene Entwurf entgegen dem Willen des Reichstage? Gesetz werde» soll Irrig ist die Auffassung s-die wir zu unserem Erstaune» i» Nr, 517 des Dresdner Anzeigers vertrete» finden,, das; bei einem „ickwcrhis- suiigsänderndcn Gesetz die einfache Mehrheit der abgegebenen gül tigen Stimme» e»Isch>eide, »»abhängig von der W ihtt-eteiliaung. Diese Auffassung widerspricht dem ganz eiichentigeu Wortlaut der Neichsverfasiung, Die Manager des Volksbegehrens sind sieb selbstverständlich auch klar darüber, daß sic in eine sichere R iederlaae lnneiu- geben. Der Ne ich, Ausschuß für das Volksbegehren erläßt einen Ausruf, der ein wenig nach Atembeklcmmung kliuat: „Die Ein tragung in die Ebrenliste de? deutschen Volkes »>'r ein Bekenntnis und eine Tat," Es wird nicht ganz einfach für di« Ginvr»c» des Volksbegehrens sei», sich wieder zuiammcnzufindcn. »och dem sie sich in den letzte» Tage» so erfolgreich auseiuandcrmanäoriert diben. Ein hartes Urteil über das Uniernebme» Hugenbergs fällt die deutsch»atio»ale „Berliner Vörsenzeitung": „Eine starke Welle politischer Erregung hat das deutsche Volk tage- und mochenlang erschüttert, Huste folgt s <bmerz - liehe Enttäuschung für alle die, die von einem be-ßen Herzen getriel«», dem Vegebre» zugestimmt haben, folgt ein säbez Ernvebe» für die, oie i» iraumdgsier llierkeminng der politischen Schichtungen und Slimmuiige» der Wäblerschafl ge- glaub! lntten, im Nu das Drei- oder Biersachc dessen, ums tat sächlich erreicht wurde, au Jg-Sägern zusanuneirbrinae» zu kön nen, ,,, ES ist auch zu bedenken, Das; unter den Beiahern -cs .Volksbegehrens sich allermindestens ein Drittel Natioual- sozia listen befinden, Tatsächlich ist also das Ergebnis des Volksbegehrens nicht die OÜouiwrimg -es wirklich oorbau-eucu, aber weit über Hugenbcrg un- Stahlhelm diuaus sich breiten den nationalen Willens des nichlmarristiscb.» Dentsihland ge worden," Die Erkenntnis, d<zß H i t t c r o e r e i g e n t t i ch e Diegcr heim Volksliegehre-,, ist und daß der „Eriolq" Hugenbergs u, erster Linie darin besteht, de» Nationalsozialisten Wähler znziisühre», dürste in den nächsten Wochen in inuncr weitere lireise der Deut'ck- »akionaleu Partei bringe». Wir glauben, daß -sie G>enieinden>,ioleu in all den Orten, i» denen die Deuti'chnatiouale» nicht sich au, Gcmeinschasls-listen gesicl'ert Gide», -en gewaltigen Abmarich ans dem deutschlwtionalen ins »atioiwlsozialistiche Lager deu-tlich zei gen nnrde». Das Volksbegeinen lxrt gesiegt, aber es ist e» „Pyrrhus-Sieg", auch Hugcuberg kam, ausrufe»: „Noch ei» solei^r Sieg, uud ich bin verloren!" — Nun, die Niederlage, die ibm beim Volksentscheid sicher bevorstcbt, wird ibm die gleichen Dienste tun, Tann ivivd nun, in der Deulchuatioiialen Partei hoffentlich ernxiche». Denn so wie bist,er geht es nickt weiter. Die Erfolg« des Kurses Hugcnberg liege» deute vor alle, Augen: Läh mung der Dculschnalionalen Partei. Stärkung der Nationalsozia listen und Befestigung der Macht »ec Sozialdemokratie. 0. r. Die Diskussion über eine Neugliede rung des deutschen Parteiwcsens, die schon seit langem einen hervorragenden Raum in der Erörte rung aktueller Zeitfragen in der deutschen Oeffentlichkeit einnimmt, hat durch die politischen Borgänge der jüngsten Zeit einen neuen fruchtbaren Anstoß erfahren. Der Tod des Führers der Deutschen Volkspartei und mehr noch die als politische Tat — wenn man sie überhaupt als solche bewerten will — so unvernünftige Aktion des Volks, begehrens hat diesen Auseinandersetzungen neue Nahrung gegeben. Das bislang mehr stimmungsmäßige Empfinden für die sich im Untergrund des deutschen Parteiwesens voll ziehenden Verlagerungen, das in den zahlreichen Reden politischer Führer und in den Erörterungen der Presse einen zum Teil nur vorsichtig nngedeitteten Ausdruck fand, beginnt langsam in konkreteren Vorschlägen Gestalt anzu nehmen. Wir haben unsere Leser über die hauptsächlichsten Kundgebungen aus diesem Gebiete, soweit das im Nahmen einer Tageszeitung möglich ist, auf dem Laufenden gehal ten und können uns daher heute daraus beschränken, die verschiedenen Bewegungen kurz zu skizzieren: Wir sehen hier einmal die unter dem Begriff der „National- l i b e r a l e n V e r e i n i g u n g" bekannten, auf einen Zu sammenschluß der beiden liberalen Parteien gerichteten Be strebungen, die allerdings in der demokratischen und volks parteilichen Presse selbst zum Teil eine recht kühle Auf nahme finden. Daneben spielen Kräfte, die sich am besten unter dem Namen der „jungkonservativen Be wegung" zusammenfassen lasten. Eingesetzt hat diese Be wegung mit der Aufrichtung der Parteidiktatur Hugen bergs, und sie fand ihren ersten organisatorischen Ausdruck in der Gründung der Landvolkpartei, die heute noch, wie ihr Verhalten zum Volksbegehren gezeigt hat, den Deutsch nationalen gegenüber eine unsichere Hilfsstellung ein- nimmt, in deren jungbäuerlichen Kreisen sich aber mehr und mehr eine starke Unzufriedenheit mit der rein nega tiven Einstellung der Rechtsparteien zum Staate bemerk bar macht. Auf der jüngsten Tagung in Halle hat einer der Führer der Partei, Landrat D r. Gereke, versucht, einen deutlichen Trennungsstrich gegenüber Hugenberg zu ziehen und den Wunsch seiner Anhänger nach einer lona. len und positiven Mitarbeit am Staate be tont. Daß die Unzufriedenheit im Lager der Rechten sich nicht allein auf die bäuerlichen Kreise erstreckt, haben im übrigen die verschiedenen krisenhaften Vorgänge in der Deutschnationalen Partei seit der Ucbernahme der Füh rung durch Hugenberg gezeigt. Der gestern veröffentlichte Aufruf des „I u n g d e u t s ch e n Ordens" ist der erste größere Versuch, eine organisatorische Ausnahme stellung für die Kräfte zu schaffen, die eure rein plutokra- tisch orientierte Führung ablehnen und die au, staats bejahender christlich-konservativer Basis eine tiefere ethische Fundierung ihrer politischen Haltung er streben, Als dritte -Bewegung, allerdings von weniger grundsätzlicher Bedeutung, seien in diesem Zusammenbang noch gewisse Bürgerblockideologien erwähnt, die in der Hauptsache sich an den Nächstliegenden politischen Ausgaben, wie Finanz- und Steuerreform, zu orientieren suchen. Wir verkennen die Wichtigkeit dieser konkreten poli tischen Aufgaben nicht. Im Gegenteil: Wir sind uns durch aus der Tatsache bewußt, daß alle politischen Grundsätze ohne ihre Anwendung auf die Praris keinen Sinn habe». Aber wir verschließen uns auch auf der andern Seite nicht der Erkenntnis, daß die Wurzel der heutigen Partei misere in Deutschland tiefer liegt, daß es vielfach gerade an der notwendigen g r u n d s ä tz l i ch e n Orientie rung fehlt. Wenn das Volk heute in seinen breiten Massen der Volksvertretung im Parlament mehr denn je mit einer gewissen Skepsis gcgenübersteht, sy liegt das eben in der Hauptsache daran, daß es im parlamentarischen Be trieb vielfach nur noch parteipolitische Taktik und besten falls eine gegenseitige Aushandeluug materieller Klnssen- interessen zu erkennen vermag uud die große verbin dende politische Linie vermißt. Es ist bczeich- Neugrnpviernng zunächst den Begrif „Partei" meist ängst- nend, daß »tan heute bei den Versuchen einer politischen lich zu vermeiden sucht, und das lleberhandnehmen de» Bündewesens in Deutschland läßt sich sicher nicht allein mit dem Schlagwort „jugendliche Romantik" abtun. Mit einer lediglich äußeren Umgruppte» rung unseres Parteiwcsens auf der Grundlage eines par lamentarischen Rechcnexempels würden sich diese Schwierig, ketten nicht beheben lassen, Parteien lassen sich nicht künst lich schaffen. Sie müssen organisch wachsen und sich entfalten als Ausdruck der politischen Problemlage. Wir können nicht einfach das ideale Zweiparteiensystem der angelsächsischen Länder aus Deutschland übertragen, so sehr es auch zu begrüßen wäre, wenn die Opposition in den