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Nummer 22K — 29. Jahrgang Erscheint «mal wSchtl. mit tllustr.Gratisbeilagen.Heimat und Weit' und der Kinderbeilage .Frohmul". sowie de» Texibeilagc» »Et. Benno-Blatt'. .Unterhaltung und Wissen', .Die Welt der Drau". .Aerztlicher Ratgeber". .Das gute Buch". .Filmrund» Ehau". Monatlicher Bezugspreis 3 ^ einlchl. Bestellgeld. Einzelnummer IV Sonnabend- u. Sonnlagnum :->:r itU Hauptschristletterl Dr. G. DeScziik, Dresden. Sachflsche Dienskaa, den 3V. September 1936 BerlagSort, DrrSdtu Slnzetgenpreise: Die Igelpaltene petitzeile SU Familie,« anzeigen ».Stellengesuche !i« Die pelttretlamezeile. 88 ma» breit. I Für Anzeigen autzerhalb des Verbreitungsgebiete- 4U die pelttretlamezeile I.SU Briefgcb.St»^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowis Erfüllung v. Anzeigen < Ausirügen ». Leistung v. Schadenersatz, Geschästticher Teil: Franz Bnngar-, Dresden. iSeichttftSftrllr, Drntt u.Beriag r Germania. A.^S. für Verlag und Drnikerei, Filiale Dresden, Dresden»?!. 1. PolierstraheN. FernrusSWIL. Vostscheiklonto Dresden r783. Banlkonto Stadtbant Dresden Nr nNIst Für christliche Politik und Kultur Redaktion d». Sächsischen DreSden-AUsladt t. Polierstratze 17. und 4I0I2. 2 bd » I.1 ß s > c > Regierungsprogramm ferlig Einmütige Beschlüsse -es Kabinetts Berlin, 29. Sepieniber. Amtlich wird mitgeteilt: Die Beratungen des Rcichskabinetts Uber ein Eesamtpro- gramm wurden am heutigen Sonnabend, wie beabsichtigt, zu Ende geführt. Die mehrtägigen eingehenden Verhandlungen unter Vorsitz des Reichskanazlers Dr. BrUning und unter Hinzuziehung des Reichsbankpräfidenten Dr. Luther und des preußischen Finanzministers Dr. Höpker-Aschosf führten zu einstimmigen Entschließungen des Reichskabinetts. Auf Grund Dieser Beschlüsse wird am Sonntag die technische Zusammenstel- Sung des aus zahlreichen Einzclproblemen bestehenden Eesamt- programms fertiggestellt werde». Eine abschließende Kabinctts- fitzung zur Verabschiedung der formulierten Vorschläge ist als dann für Moiitagnachmittag vorgesehen: eine öffentliche Ver lautbarung der Reichsregierung über das Gejamtprogramm er folgt im Lause des Dienstag. * Die Nervosität, die in vielen Kreisen herrscht, hat teilweise auch bereits auf die Presse iibergegrifsen. Es werden ein schneidende Beschlüsse der Reichsregierung bereits ausführlich erörtert, obgleich diese Beschlüsse — wie aus der amtlichen Ver lautbarung hervorgeht — ja erst am Montag endgültig gefaßt werden. Wir lehnen cs von uns aus ab, Unruhe in die Be völkerung zu tragen durch Bekanntmachung von Einzelheiten der geplanten Regierungsmaßnahmen, die doch »och in keiner Weise feststehen. Wir sind der Ucberzeugung, daß die Negie rung Maßnahmen van solcher Tragiveite, wie sie erwartet werden müssen, nicht einfach übers Knie brechen kann. Die Negierung muß gründliche Arbeit leisten. Uns hilft nicht Nervosität, sondern/ allein kaltes und ruhiges Blut. .Hat die Regierung ihre Beratungen abgeschlossen, so ivird sie — daran ist kein Zweifel — die unbedingte Führung übernehmen. Die Regierung darf keinen Zweifel darüber lassen, daß sie den Willen und die Ermächtigung hat, ihre Pflicht gegenüber dem deutschen Volke auch dann zu erfüllen, wenn Fraktions- egoismuz und Parteibedenken wider Erwarten und gegen die Einsicht der verantwortungsbewußten Führer eine feste Mehr heit im Reichstag verhindern sollten. . . Die Regierung muß alle Parteien missen lassen, daß die Zeit für solche Methoden des Verhandelns zu ernst ist. Das ist unsere Meinung und das ist von den verschiedensten Seiten schon wiederholt aus gesprochen und gefordert worden. Die Lage in Ostoberschlesien Kommt es zum Streik? Kattowitz, 20. September. In einer Extraausgabe veröffentlicht heute die Polska Zachodnia ein Interview mit dem Wojcmoden Grazyn- fki über die Auflösung des schlesischen Sejms. Der Wojewode erklärte, die Hauptursache der Auflösung liege darin, daß das Kompromiß, das zwischen ihm und dem Senio renkonvent des Sejm über den Budgetkonflikt geschlossen wor den ist, von den Oppositionsparteien bei der Beratung über das Teilbudget vom 1. 10. 1930 bis 31. 3. 1931 nicht eingehakten wor den ist. Trotz der energischen Arbeit der Opposition werde er sein Wirtschaftsprogramm für die Wojewodschaft im. bisherigen Sinne weiter verfolgen und unter allen Umständen auf dessen Durchführung dringen, da nach seiner Ansicht die Mehrheit des schlesischen Volkes seine Politik billige. Zu der von der Opposition betriebenen Keneral- streiksidee erklärte der Wojew«^, er könne nicht glauben, daß sich die oberschlesische Arbeiterschaft zum Streik Hinreißen lasse. Sollte aber dennoch ein Streik inszeniert werden, der einen politischen Hintergrund habe, so stehe er auf dem Stand- Punkt, daß ein solcher Streik gesetzwidrig sei und mit allen Mitteln niedergerungen werden müsse. In derselben Extraausgabe der Polska Zachodnia ver öffentlichen die regierungsfreundlichen Gewerkschaften einen Aufruf, in dem die Arbeiterschaft aufgefordert wird, der Arbeit ruhig weiter nachzugehen, da ein Generalstreik unter den gegenwärtigen Umstünden ein Verbrechen am oberschlesischcn Volke bedeute. In den Oppositionsparteien wird die Ansicht vertreten, daß es wohl kaum zum Generalstreik kommen werde. Zaunius conkra CurUus Genf, 27, September. Der Völkerbundsrat hat heute gemäß dem Antrag des Juristischen Komitees beschlossen, den Antrag der Deutschen Re gierung auf Behandlung der Memclbeschwerdc aus die Tages ordnung einer seiner nächsten Sitzungen zu setzen. Zum Bericht erstatter wurde auf Vorschlag des Präsidenten der Delegierte Norwegens bestimmt. Der litauische Außenminister Zaunius, der am Ratstisch Platz genommen hatte, gab zu Beginn der Verhandlungen eine längere Erklärung ab, in der er wiederum die vollkommen haltlose Auffassung vertrat, daß die memelländische Beschwerde nicht zulässig sei. Er wandte sich gegen das juristische Gutachten, dem er seine Zustimmung nicht geben könne. Gleichwohl wolle er sich einer Behandlung der Frage durch den Rat nicht widcrsetzen. Gr behalte sich aber vor, die Frage des Petitionsrechtes grund- Mtzlich durch ein Gutachten des Haager Gerichtshofes klären zu »sjen, LXr deutsche Außenminister D r. Eurtius gab seiner Ge nugtuung darüber Ausdruck, daß das Juristen-Komitee in seinem Gutachten ausdrücklich festgestellt habe, daß die deutsche Regie rung sich an die Bestimmungen 17, Absatz 1 der Memel-Konven tion gehalten habe. Eine andere Antwort des Iuristen-Komitees auf den Einspruch der litauischen Regierung habe er gar nicht erwartet. In den Erklärungen des litauischen Außenministers sei nur die von praktischer Bedeutung, daß die litauische Regie rung sich einer Behandlung der Frage durch den Rat zur Zeit nicht formell widersctze. Damit sei der Weg frei, und er bitte, daß der Rat sich auf den Standpunkt stelle, die Frage auf die Tagesordnung zu setzen. Dr. Eurtius wies sodann in gemäßigter, aber sehr bestimm ter Form die Ausführungen des litauischen Vertreters über das P e t i t i o n s r e cht zurück. Das ganze Verfahren habe bereits im Jahre 1926 eine ausreichende Aufklärung erhalten. Es sei nicht möglich, das" Recht der Ratsmitgliedcr zu bestreiten, sich aller Informationen zu bedienen, woher sie auch stammten. Ent scheidend sei nur die Frage, ob ein Ratsmitglied nach gewissen hafter Prüfung einer Frage zu der Auffassung komme, daß das vorhandene Material nicht nur ausreichend sei, sondern gerade dazu zwinge, die betreffende-Frage vor den Rat zu bringen. Diese Voraussetzungen habe die deutsche Regierung in ihrem Antrag ausgesprochen. Dr. Eurtius erklärte, er weise den An griff des litauischen Vertreters auf Vas Recht der Ratsmitglieder nachdrücklich zurück. Im übrigen sei bereits in dem Iuristen- gutachten von 1926 unzweideutig festgestcllt worden, daß ein un mittelbarer Verkehr zwischen den Memelländern und den Nats- mitgliedern zulässig sei. Nach der Erklärung des deutschen Außenministers beschloß der Rat auf Vorschlag des Präsidenten, die Mcmclbeschwerde offiziell auf die Tagesordnung des Rats zu setzen. Die erste Sitzung des Rats wird voraussichtlich Anfang der kommenden Woche stattfinden. Es ist allgemein aufgefallen, daß der litauische Außenminister nicht nur den Gouverneur des Memellandes Mcrkys, sondern sogar die litauischen Gesandten in Paris und Nom nach hier berufen habe. Man hört vielfach die Meinung, Zaunius wolle seinem Lande eine gewisse Rückendeckung verschaffen. . Krise ln Spanien? Madrid, 29. September. Auf der Madrider Stierkampf- arcna fand «m Sonntag eine große Kundgebung sämlliä)er republikanischen Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten statt. An der Kundgebung nahmen etwa 20 060 Personen teil. Die Redner der verschiedenen republikanischen Parteien for derte» die Abdankung des Königs und die Errichtung der Repu. blik, wobei sie mit einer Revolution drohten und das Militär aussorderten, sich zur Republik zu bekennen. Unter den Red nern traten besonders hervor der Führer der Radikalsozialisten. Marcelino Domingo, der Führer der radikalen Republi kaner, Lerronx, und der Begründer der rechtsrepüblikani- schen Partei, der ehemalige Minister Zamora. Die Kundgebung verlief in vollster Ruhe. Liberale oder christliche Slaalsparkei? Was die französischen Radikalen »nv Katholiken aus der Reichstagswahl folgern. Parks, 28. September. v. v. ik». Dke Lehren, die aus den deutschen Wahlen ges zogen werden, sind so tausendfältig und widerspruchsvoll daß man lieber nicht versuchen möchte, sie wiederzugeben Es gibt keine mögliche und unmögliche Erklärung, die man nicht im In- und Ausland für das einigermaßen übe« raschende Ergebnis des 14. September gefunden hält« Ebenso mannigfaltig wie die Deutungen sind auch die Wirkungen; namentlich in Paris. Nach der> ersten Bestürzung, die Wasser auf die Mühlen der ewi« Feindseligen brachte und Entmutigung für die ruhig Den^ kenden, steht man nunmehr ab wartend der weiterem Entwicklung gegenüber. In der Oeffentlichkeit beschwich« tigen die Einen, während die Anderen das erwachte Miß^ trauen eifrig weiterschüren wie eine heilige Flamme. Aber auch die Taktiker in den Parteien nützen den, außenpolitischen Augenblick. Dis Radikalen nähern sich ihrem Parteikongreß. Ihr Führer Herriot hat in Lyon am letzten Sonntag ein Stichwort ausgegeben, das in einer Resolution seinen Niederschlag fand: „Fortführung der europäischen Versöhnung unter Wahrung de« nationalen Sicherheit". Am gleichen Tag» äußerte sich eine andere führende Persönlichkeit der Lina ken, Herr Painlevö, in ganz dem nämlichen Sinn. Sin», das nur außenpolitische Programm vunlte, um ihrer selbst und um der Doktrin willen verkündet? Oder werden st« ins Regierungslagcr hinübergerufen, und sollten die Worw bei den Parteien der Mehrheit Widerhall finden? WM man die außenpolitische Gemeinsamkeit betonen, den inne-( reu Zwist für den Augenblick zurückstellen und die breit« Front unter dem Kennwort „nationale Sicherheit" wieder errichten? Und die innerdeutsche Krise würde den nicht unwillkommenen Anlaß zu solcher Sammlung bieten? Derj radikale Kongreß von Grenoble wird wohl einiges Licht in die Wünsche bringen, die man hegt, und in die Möglichkeiten, die.man sieht. Die radikale Partei hat ihre ganz besondere Auffassung über die Notwendigkeiten begründet, die sich der deutschen. Innenpolitik aufdrängen. „Nur der Triumph und die Ve« einigung der Linken kann den dauerhaften Frieden unter den Völkern gewährleisten", schrieb Herr Herriot in seiner Vorschau auf den 14. September. Bor einigen Tagen: führte die „Ere nouvelle" den Gedanken zur Theorie fort;, „Die deutschen Wahlen offenbaren die Notwendigkeit einer -radikalen Partei. Deutschland hat das Unglück, eine solch« Partei zu entbehren." Wirklich ein Unglück? Biel eher atmet man-erleichtert auf, wenn man die näher« Kennzeichnung dieser Partei erfährt, und sagh -sich „Das fehlte uns gerade noch!" Denn wir lesen: „Dis radikale Partei ist eine philosophische Partei, die sich weder -der Herrschaft der katholischen Kirche noch der Protestant fischen Sekten unterwerfen will. 6ie stützt sich auf ein« liberale, humanitäre Lehre (und eine freimaurerische Ges meinschaft, D. Schrift!.), die den aufeinanderfolgendes Versionen des Alten Testamentes und des Evangeliums die Enzyklopädie entgegenstellt." Den aufwühlenden ideologischen und historischen Zwists der Frankreich in zwei weltanschauliche Lager getrennt hau diesen Zwist, dem auf deutschem Boden, ganz besonder« aber innerhalb der katholischen Volksgemeinschaft, jeds Wurzel fehlt, wollen wohlmeinende Doktrinäre als Hells -mittel zur Einfuhr empfehlen! Die Glaubensspaltung wäre Ruhe und Eintracht im Vergleich der Erweckung eines Kampfes, der seit anderthalb Jahrhunderten Frankreich Aerreißt. Mit Befriedigung ist im Gegenteil festzustellem daß wenigstens dieser Hader uns erspart blieb, daß ganz im Gegenteil eine Partei besteht, die verwirklicht hat, was m Frankreich noch heute eine Unmöglichkeit erscheint: de«^ modernen Staat und die ständische Volksgemeinschaft auf chri stlicher Grundlage. Die Selbstempfehluna des französischen Radikalismus als „philosophischer Partei"! beweist im Grunde nur das Bedauern, dag feine Jdee< /nicht benötigt werden. Doch auch in Frankreich steht sich der Radikalismus—» so wenig er es auch eingesteht -- einer katholisch«« llmstellung gegenüber, die ihm nichts weniger als Votz haglich ist. Francois Veuillot, ein Neffe dös bes rühmten Polizisten, polemisiert in „La Eroix" gegen dl« radikalsozialistische Ansicht, als seien dis liberal pazifistlMeri Kreise Monopolinhaber der Verständigungspolitik. „Woll ten unsere Gegner unvoreingenommen dieses ProblLM studieren, so würde es genügen,' wenn sie mit ehrlicher merksamksit die Zeitungen lesen wollten, die den katholisch«« Gedanken in Frankreich verkörpern, um zu erkennen. daA tbre Leaenve kallck und tbre Taktik dabei unloyal ist..DiLW