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Nr. 107. — 4. «Mn und KtMbole. Donnerstag,' 8. Mai 1884. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, -ÄerSdorf, Kappel, Neustadt, Schöna»^ Mbomrementsbestellungen, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen an die VerlagSexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- »riger nur b. d. Postanstalten—PostztgS-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. JnfertionSpreiS: die schmal« (Ispaltige) — Unter Emgesandt pro Zelle 30 Pfennige. — An Annonce».Annahm« für di« nächste Nummer bi» KvrPnSzeilr oder deren Raum 15 Pfennig«. — ^ " > Annonce« und Wiederholungen Rabatt. — — Legate jeden Wochentag Nachmittag. luf gwß, Mittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht- gegenüber dem Kasino). Beste und billigste Bezugsquelle in «p- 14»»«^« - und für das Alter von »—IS Jahren. Bestei «mh «dm,»d-. Adam s Rachf., W. Striem, Chemnitz, Martt 7. Bestellungen Bekanntmachung. Frau Luise Martha verehel- Weibflog hier, Leipzigerstraße Nr. 102 Wohnhaft, ist heute als Hebamme für die Stadt Chemnitz in Pflicht genommen -worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Chemnitz, am 1. Mai 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. " ' " elfter. Andre, Oberbürgermeist Bekanntmachung. Wegen SchleußenbaueS wird die Wiesenstrasie Logenstraße vom nächsten Sonnabend, den 10. d. verkehr bis auf Weitere- gesperrt. Chemnitz, den 6. Mai 1884. Das Polizeiamt. Siebdrat- F. vischen der Annen- und fltS., ab für den Fahr- Btr. Konkursverfahren. lieber das Vermögen des Färbers Carl Hermann Wunderlich zu 'Chemnitz wird heute am 6. Mai 1884 Vormittags halb 1l Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Plant zu Chemnitz wird zum Konkursverwalter er nannt. KonknrSforderungen sind bis zum 31. Mai 1884'bei dem Gerichte an- zumelden- ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeransschusses und eintrelenden Falles .über die in 8 120 der Konknrsordnnng bezeichnet«« Gegenstände auf den 2l. Mai 1884 Bormiltags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 13. Juni 1884 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ausgegeben, nichts un den Gemeinschuldner zu verabsolgcn oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Kon kursverwalter bi» zum 6. Juni 1884 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. , Nohr. Beglaubigt: Akt. Pötzsch, Gerschr. Belamntmachuna über in hiesiger Stadt verübte Diebstähle Es wurden gestohlen: seit Anfang April ». v. aus einem Haust an der Annabergerstraße: ein Paar langschäftige, ro thgesülterte, rindlederne Stiefel mit Doppelsohlen und Sporenkasten; am 12. April aus einem Hause an der .Leipzigerstrabe: 300 Zahlen gezwirnte rohe Zwickclseide und 180 Zahlen rohe Chappeseide; am IS. April aus einem Hause an der Blankenauerstraße: zwei weiß und roth gemusterte Kommodendecken mit dergleichen Fransen; am 16. April auS einem Laden an der Königstraße: 10 Meter blau und weiß gestreiftes leinenes Schürzcnzeug: auS einem Basthause an der Langestraße: «in Packet, enthaltend 5 kleine Knabenanjüge von verschiedenem Stoff und verschiedener Fa?on; am 17. April aus einem Hause an der Martinstraße: «ine gelb angestrichcne Waschwanne mit eisernen Reifen; auS einer Halle im Schlachtviehyos: ei» schwarz und grau gestreiftes Stoffjacket mit blauem Äermelfutter, eine schwarze Stoffjacke und Rindstalg; am 19. April aus einem Laden an der Annabergerstraße: ein schwarzer halbwollener Regenschirm mit braunem Holzstab und Hakengriff; von einem Stand am Holzmarkt: ein Korb mit Pöklingen; aus einem Hause am Brühl: eine silberne Zylinderuhr mit deffektem Zifferblatt, Rückseite generbt, in deren Mitte zwei Hänschen, mit Stheiliger Haarkette mit emaillirtem Goldbeschläge und Medaillon; aus einer Ziegelei an der Uferstraße: «in 10 Kilo schwerer Schinken; am 20. April von einem Neubau am Georgplatz: ein neu gestählte» Handbeil: am 21. April aus einem Hause an der neuen Dresdnerstrabe: eine silberne Zylinderuhr mit Goldrand, Sekunda und Stahlzeigern, Zifferblatt mit gelbem Rand, mit daran befindlich gewesener kurzer goldener Kette mit Quaste, unechtem Uhrschlüffel und Maschinenbauerzeichen, bestehend in Winkel und Hammer; ein goldener Ring mit wappenähnlichem milchblauen Stein, eine schwarze Stoffweste, eine schwarze gemusterte Stoffhose, eine dunkelbraun und grau karrirte Stoffhose und ein Paar roßlederne Schaftstiefel mit Doppelsohlen und Lederstruppen: am 23. April auS einem Hause an der Bergstraße: ein große» graues Strohtuch; aus eine« Laden an der äußeren Rochlitzerstraße: ein Paar gestickte Hosenträger, schwarzer Grund mit bunten Blumen und den Buchstaben 8. »der L.; am 24. April au» dem Bahnhoss restaurant: ein schwarzer Flokkone'überzieher mit schwarzem Futter und mit rechtsseitigem Billettäschchcn, am Henkel der Name Bernstein befindlich, eine Tasche, enthaltend eine kleine Verbandtasche mit Messer, Scheere, Nadel rc., ein Medizinalkalender und ei» Paar braune Glacehandschuhe; am 25. April aus einem Hause an der Göthesiraße: ein Dutzend neue ungesäumte weiße Taschentücher, ein Paar neue Zcugschuhc mit Oummizwickel, ein Paar roth- wollene Strümpfe und ein weißes 8. Vk. gez. Taschentuch: am 26. April aus einem Laden an der äußeren Rochlitzerstraße: «in neuer, gelb an- lestrlchcner Handkorb mit zwei Deckeln; aus einem Hause an der Bismarck- straße: eine blaue Hose und ein graues Jacket; am 28. April von einem Wagenaus derDrezdnerstraße: eine karmolsinrothe wollene Decke mit schwar zer Kante; auS einem Wagen in der Schulgaffe: ein Sack mit zwei 6-Pfund- Broden ; aus einem Hause an der unteren Hainstraße: ein Fünftel-Original- Loos b. Klaffe der sächs. Lande»-Lotterie, Nr- 44l1>; am SO. April auS einem Hause an der Kajernenstraße: eine silberne Ankeruhr mit Goldrand, Sekunda und blauen Zeigern, mit neusilberner Kapsel, eine kleingliedrige silberne Kette mit Knebel und ein österreichisches Geldstück als Angehänge; aus einem Hause an der Lohgaffe: eine silberne Zylinderuhr mit Sekunda Rückseite eine Tulpe gravirt. mit großgliederiger Nickelkett«. r Solches wird zur Ermittelung der Diebe und Medererlangung der ge- stohlenen Gegenstände bekannt gemacht. Chemnitz, den 3. Mai 1884. Das Polizeiamt. Siebdrat. Kars. 2. das HauS-, Fabrik-, Barten- und Teichgrundstück Nr- 90b, 106b 762d und 76S de» Flurbuches, Nr. 1668 des Kataster-„Fol. 222 des Grund- und Hypothekenbuche» für BurkhardtSdorf, einschließlich der zu der vorhandenen Wasserkraft gehörige» maschinellen und sonstigen Anlagen, welche Grundstücke am 12. April 1884 ohne Berücksichtigung der Oblastr» aus zu l- 10,320 Mark, zu 2. 27,650 Mark gewürdert worden sind, noch- wendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hie siger Gerichtsstelle aushängende» Anschlag hierdurch bekannt gemacht wirb. Chemnitz, am 2b. April 1884. König!. Amtsgericht, Abtheilung 8. Nohr. Sch. Bekanntmachung. Die Tischlerarbeiten für die innere Einrichtung des Schulgebäude» «r der äußeren Rochlitzerstraße sollen durch Submission vergeben werden. Blankette und AuSführungsbcdingungen können gegen Vergütung der :eibgebühren bei der Unterzeichneten Verwaltung entnommen werden, wo selbst auch die Angebote bis zum 13. dss. M., Mittag» 12 Uhr, einza- reichen sind. Chemnitz, den b. Mai 1884. Die Stadtbauverwaltung. Hechler, Stadtbaurath. Grundstücksversteigerung. Bon dem Unterzeichneten König!. Amtsgericht solle» den 15. Juli 1884 die der Agnes verehel. Pax, geh. PSßler, in Burkhardisdorf zugehörigen Grundstücke, als: 1. das aus den Parzellen Nr. 98a. 98d, 762a, 763, 764, 766 bi» 773 des Flurbuchs für Burkhardtsdorf bestehende, mit einem Wohn- Hause und einem Teichhause nebst Schuppenanbau bebaute Grund stück Nr. 166 des Katasters, Fol 175 des Grund- und Hypotheken buches für Burkhardtsdors, 10. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Chemnitz, am 8. Mai 1884, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Bericht Le» Beo» offungs-AuSschusseS über: die Pferdebahnvorlage. 3. Berichte deS Kontrol- slusschusses über: ». die Rechnung der II. Gruppe von Stiftungen z» Unterstützungszwecken aus da» Jahr 1883; d. die Rechnung von Stiftung«» für Bildungszwecke auf das Jahr 1883; o. die Rechnung de» Fond» der ausgelösten Weißgerberinnung auf da- Jahr 1883- ä. die Rechnung der riedr. Aug. Ziesche Stiftung auf das Jahr 1883; o. die Rechnung der iürgermeister Müller-Stiftung auf da- Jahr 1883; t. die Rechnung der Schillerstistung zu Chemnitz aus da» Jahr 1883; g. die Rechnung, dev Theodor Esche-Stiftung für Bolkshildung auf da» Jahr 1883; ft. die Rechnung des Reservefonds der Stadt Chemnitz auf da- Jahr 1883; 1. die Rechnung der Wittwen« und Watsenpensionskaffe der städtischen Beamten auf das Jahr 1883; t. di« Rechnung der Verwaltung des Echloßteiche» «nd Schlotzmühleu- grundstückeS auf das Jahr 1883; I. die Rechnung der Subvention«« auf du» Jahr 1883; m. da» Gesuch des Handarbeiters Johann Bettermann an» Großtschernitz in Böhmen um Aufnahme in den sächsischen StaatSunterthan«» verband; n. das Gesuch des Schuhmachers Franz Gröger aus JoachimSthal in Böhmen um Aufnahme in den sächsischen StaatSunterthanenverband. Der Stadtverordneten-Borsteher Rechtsanwalt vr. Enzmann. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Lokalitäten bleibt die Expedition der städtische» Leihanstalt Donnerstag, den 8. Mai dieses Jahres geschloffen. Chemnitz, de» S. Mai 1884. Die Verwaltung der städtischen Leihanstalt. Kunze. Tageschronik. 8. Mai. 1360. Friede zu Bretigny. 1429. Jcanne d'Arc entsetzt Orleans. 1520. Luther geächtet. 1660. Die Stuarte nach England zurückberusen 188l. Kongreß der deutschen Kricgervercine in Frankfurt a. M. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 6. Mai Berlin. Windthorst hat feine bekannten Abänderungsanträge Hum Sozialistengesetz für die 2. Plenarlesung cingebracht. Berlin Der „Reichs auzeiger" veröffentlicht einen Erlaß des Handelsministers an die Oberpräsidenten, welcher auf das bei Mittler und Sohn hier erscheinende deutsche Handelsarchio als fortlaufende -Sammlung aller für Handel und Verkehr wichtigen Gesetze, Verträge und Anordnungen des Inlandes und Auslandes und auf die darin besonders für die Exportindustrie enthaltenen Fingerzeige aufmerksam macht- Darmstadt. Die Prinzessin von Wales reiste heute Nach mittag um 5'/.Uhr mit denPnnzessinen Luise, Viktoria und Maud «ach Gmunden, der Prinz von Wales um 6»/. Uhr nach Potsdam. Hanau. Das hiesige Komitee zur Errichtung eines National- Denkmals für die Gebrüder Grimm hat eine Zuschrift des Kultus ministers erhalten, worin derselbe seine lebhafte Sympathie für das -von Pietät und Patriotismus getragene Unternehmen, sowie den Wunsch ausspricht, daß der Aulruf den kräftigsten Wiederhall finden möge. Gleichzeitig wird ein Beitrag auS den augenblicklich disponiblen Fonds gewährt. Paris. „National" sagt: Li-Fong-Pao, der Gesandte Chinas, der morgen von Ferry empfangen wird, laste sich von dem deutschen Dolmetscher Traugoll Krcyer begleiten, der den Krieg gegen Frank reich mitgemacht habe und als Franzosenhasser bekannt sei. Diese Wahl werde die diplomatischen Verhandlungen nicht erleichtern. Paris. Von den mit dem Gesandten Li-Fong Pao hergekommencn Leiden Mitgliedern der chinesischen Gesandtschaft, ist der Militärattache Tscheng-Ki-Tong zum Legationssekrelär ernannt worden, nachdem das andere Mitglied, der Sekretär vr. Kreyer, bereits vor einiger Zeit vom Beamten vierter Klasse zum Beamten zweiter Klasse befördert 'worden ist. Kairo. Die bereits signalisirte Rekognoszirungs - Expedition nilauswärtS wird außer von einer Beduinen Eskorte noch von 500 Beduinen des Gawazi-StammeS begleitet werden. Diese sollen einen Kordon zwischen Assuan und Dongola mit dem Hauptquartier in der Oase Kharga bilden, von wo häufig Patrouillen entsendet werden, um zu verhindern, daß Emissäre zum Mahdi hindurchkommen. Die telegraphische Verbindung mit Berber ist noch immer unterbrochen. Dongola ist ruhig. Nach Meldungen aus Suakin von heute ist daselbst seit dem Abzüge der englischen Truppen alles ruhig. Die Zahl der befreundelen Stämme nimmt täglich zu. Dem Reuterschen Bureau zufolge beantragte die cgyptische Regiemng, auf der Konferenz offiziell vertreten zu sein, wenn auch nur mit berathender Stimme. Die Antwort der englischen Regierung ist noch nicht eingegangen. Kairo Einer Meldung des Reuter'schen Bureaus zufolge beantragte die egyptische Regierung auf der Konferenz offiziell ver treten zu sein, wenn auch nur mit berathender Stimme. Die Ant wort der englischen Regierung ist noch nicht eingegangen. London. Aus Alexandria meldet man der „Times", daß die Telegraphenbeamten in Berber den Ort verlassen haben — Ferner hin erklärt die „Times", sie sei vollständig davon überzeugt, daß es nicht thnnlich sei, Gordon durch eine private Unternehmung zu retten. New-Aork. In den Staaten New-Uork, New-Jersey und Pennsylvanien haben zahlreiche Waldbrände staltgesunden. Der Kohlen distrikt von Pennsylvanien wurde von einer besonders verheerenden Fcuersbrunst heimgesucht; die Stadt Brichin ist vollständig zerstört, gegen 3000 Personen sind obdachlos, mehrere Personen haben bei der Feuersbrunst das Leben verloren. S Klasse der 1«S. König!. Sächs. LandeS-Lotterie. 4. ZiehungStag: Mittwoch, den 7. Mai 1884. 150V« Mk. auf Nr.: 3981 45448. »««« Mk. auf Nr.: 26082 74276 78276 98732. SO«« Mk. auf Nr.: 5295 5747 6293 7561 9389 15210 17442 18153 28871 312 8 31370 32144 33691 38871 38947 3/1634 40232 40562 44433 47103 51223 53714 56173 57476 61294 62034 64200 71902 78258 82639 84364 84970 89296 91269 91369 9206S. L««« Mk. auf Nr : 1741 2783 3701 906» 10258 16210 17789 19806 20617 21070 21935 23999 25224 26351 26476 26857 29538 32066 32317 35-,48 36116 38256 39597 40099 40291 41449 47147,47230 48371 54038 55116 55574 57634 58282 62021 6285/64365 71857 8^865 81665 87377 87528 »2683 93590 94128 97430 99148. Der Ssterreichische Kronprinz an -er unteren Donau. Es war in der Thai ein sehr glücklicher Schachzug der öster reichischen Diplomatie, als im Rathe des Kaiser- Franz Josef die Reise deS Kronprinzeupaares an den Hof des Großsultans und an die Höfe der jungen Königreiche an der unteren Donau beschlosten wurde. Denn eS war wirklich nöthig, daß zu dem Austausche freund schaftlicher diplomatischer Noten, der die öffentliche Meinung in jenen Gegenden denn doch nur ziemlich kalt gelaffen hatte, auch noch eine ostentative Bestätigung der geschloffenen Freundschafts-Bündnisse durch ein an Ort und Stelle gesprochene- warmes Wort folge. Am Hose deS gegenwärtig regierenden Großtürken hatte sich ohnehin noch kein Fürst des Abendlandes zum Besuche eingefundcn, und was speziell die Beziehungen der Türkei zu Oesterreich betrifft so mag vor dem Besuche deS österreichischen Thronfolgers beim Sul tan noch so manches Bedenken wegen de» seinerzeiligen Vorschriften» Oesterreich», betreffend die Besetzung Bosnien» und der Herzegowina- vorgewaltet haben Zwei ehrlich und warm gesprochene Worte zwischen den Trägern der Macht selbst, applaniren da weit mehr, als alle Schriften von Ministern, die vielleicht übermorgen nicht mehr im Amte sind, und an den Hüten der Könige von Rumänien und Serbien galt es «och andere Sachen in'S Geleis zu bringen. Diese beiden Fürsten haben sich zwar bei ihren mehrmaligen Besuchen beim Wien« Hofe längst Klarheit geholt über den Verlaß auf künftige freund schaftliche Beziehungen von Seiten der österreichischen Doppel-Monarchie. Kaiser Franz Josef gleicht in Beziehung aus die Unverbrüchlichkeit seines Wortes seinem erhabenen Verwandten und Verbündeten in Berlin. Aber die österreichische Diplomatie und bezw. die öster reichischen Agenten waren es, die in den genannten beiden junge» Königreichen Fehler auf Fehler machten» und welche die dortige Be völkerung von Zeit zu Zeit aufregten. Denn Oesterreich hatte nur allzulange Zeit mit Rußland förmlich gewetteifert, in Bukarest wie in Belgrad förmlich befehlen zu wollen und selbst noch als der Ber liner Vertrag eine neue Ordnung der Dinge geschaffen und jene beide» Staaten von jeder fremden Suprematie befreit hatte, spielten sich die österreichischen Agenten als „Kaiserliche" auf, die im Wettlause mit den russischen Agenten hier immer noch einen Vorrang bean spruchen zu dürfen behaupteten. Derartige Eitelkeiten sind eine traditionelle Eigenschaft der österreichischen Beamten, bezüglich deren ihnen aber etwa» zu gute gehalten werden darf, weil dieselbe nur allzuties in der Erinnerung an die Metternich'sche absolutistische Zeit wurzelt, wo Oesterreich fast allmächtig war. — Nachdem sich aber Oesterreich auch noch i» neuester Zeit ein Uebergewicht auf der Donau zu sichern wußte» dauerte die nationale Erregung gegen dasselbe in beiden Königreiche» erst recht fort, und die dortigen Bevölkerungen blieben in dem Gv- ! fühle befangen, als ob Oesterreich ihnen die völlige Gleichberechtigung noch immer vorenthalten wollte. Die» Alles hat sich anläßlich de» Besuches de» so liebens würdigen österreichischen Kronprinzen-Paares wie mit einem Schlage geändert. Als nun der Kaiser von Oesterreich durch seinen Sohn den König Karl und da» Königreich Rumänien als freundlich ae- sinnter-Nachbar begrüßen ließ, und als Kronprinz Rudolph bn» Toaste erklärte, daß die beiden Reiche durch „große ge meinschaftliche Interessen" verbunden seien, da jubelte das rumänische Volk förmlich auf, es sah sich von dem großen Nach bar als vollberechtigt anerkannt, und all seine Sympa.hien gehören seit dieser Stunde Oesterreich; denn mit seinen übrigen Nachbarn ist die Freundschaft ohnehin keine allzu herzliche, — am wenigsten mit Rußland, dem eS der Rumänier niemals vergessen wird, daß es ihm wenige Wochen nach geleisteter Kriegshilfe gegen die Türkei» Bcssarabie» geraubt hat.