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SSSWW Nr. 147. — 4. Jahrgang. Donnerstag, 26. Juni 1884. Unparteiisches Tageblatt sür Chemnitz und die Vororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönas. jUbonneuientsbestellungen, Vierteljahr!. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 45 Pf. (Zutr. 1b Ps.). nehmen Jnsertiorrspreis: di« schmale (Ispaltige) KorpuSzeile öder derenRanm 1b Pfennige. — »n die Berlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige.— Auf groß« Annoncen «nd Wiederholungen Rabatt. — zeig« nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. Annoncen - Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). ^ . Bekanntmachung Am 5. Juni d. IS. ist in einem Hause hiesiger Stadt die nachstehend unter -t- näher beschriebene unbekannte Mannsperson in bewußtlosem Zu stande aufgefunden und in das StadtkrankenhauS untergebracht worden, dort aber am 7. Juni d. IS., ohne zum Bewußtsein zurückgekehrt zu sein, ver storben. Man ersucht um gefällige Mittheilung aller Wahrnehmungen, die zur Ermittelung der Personenidentität dienen können und bemerkt, daß der Unbe kannte bei seiner Ausfindung einen wie „SchiPPan" klingenden Namen gelallt hat, sowie daß die Effekten, mit denen er bekleidet gewesen, im hiesigen Ver sorghause zu Jedermanns Ansicht ausbewahrt sind. Chemnitz, de» 23. Juni 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrö, Oberbürgermeister. Prße. -s- Signalement: Alter ca. 50Jahre. Größe übermittel, Statur kräftig, Gesichtssorm dickes volles Gesicht, Haare dunkelblond (grau melirt), Augen braue» dunkelblond, Bart blonder Schnurrbart, Stirn frei, Nase dick, Mund gewöhnlich, Kinn rund. Kleidung: dunkler graiigeniusterter Stoffrock, braun- und schwarz- karrirte Gurthosen, schwarz- und graugemusterte Stoffweste, rothbraune Aermcl- lacke mit 2 äußeren Seitentaschen, schwarz- und wcißgestrciftes Shawltuch, schwarz-, roth- und weißgestreistes Leinwandhemd, gelb- und rothgekästeltes Taschentuch, schwarzgemustcrte Mütze, rindlederne Schaftstiefel mit Eisen aus den Absätzen. ' 1. Schlosser Anton Paul Kinader, geboren am II. April IP57 in Chemnitz, 2. Kaufmann Friedrich Ernst Otto, geboren am 2. April 1856 in Dresden, 3. Schmied Heinrich Franz Richter, geboren am 9. Februar 1856 in Crosse», 4. Schlosser Ernst Emil Otto, geboren am 9. April 1853 in Nieder-Rabenstenr, 5. Kaufmann Julius Ziegert, geboren am 9. Juli 1854 in Coblenz, 6. Bäcker August Albin Richter, geboren am 25. Juli 1855 in Rittersgrün, 7. Strumpfwirker Ernst LouiS Stendel, geboren am 21. August 1852 in Altenhain, 8. Expedient Hugo Oskar Mäckel, geboren am 8. Juli 1855 in Chemnitz, 9. Kupferschmied Gustav Moritz Schilde, geboren am 6. August 1858 in Äöhrlgen, 10 Bäcker Heinrich Rother, geboren am 26. Februar 1857 in Hohenölsee, sämmtlich zuletzt hier aufhältlich, werden beschuldigt, Nr. 1 als beurlaubter Reservist t ohne Erlaubnis! auSgewan- Nr. 2—3 als Wehrniänner der Landwehr! dcrt zu sein, Nr. 9 u. 10 als Ersatzreservist 1. Klasse ausgewandert zu sei», ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertrelung gegen 8 360, Nr. 3 dcS Strafgesetzbuchs. Dieselben werden auf den 11. August 1884 Vormittags 9 Uhr vor das Königliche Schöffengericht hier — Justizgebäude — zur Hauplver- handlung geladen. Bei uiientschuldigtcn« Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach Z 472 der Strafprozeßordnung von den Königl. Landwehrbezirkskonuuaudos zu Chemnitz bez. Wesel ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden. Chemnitz, den >9. Juni 1884. Der Königliche Amtsanwalt. I. V.: Lechla. > 13. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Chemnitz, am 26. Juni 1884, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Berichte des Finanz ausschusses über: a. den Beschluß, das von den Herren März, Türk und Seim zur Regulirung an der Langestraße abzutreteude Areal mit 70 M. pro lUMeter zu entschädigen; b. den Beschluß, das LeichenhauS auf dem alten Friedhof abzubrcchen; v. den Beschluß, für die Sparkassenfiliale einen dritten Expedienten mit 1200 Mk. Gehalt anzustellen, sowie das Postulat von 310 Mk. zu baulichen Veränderungen daselbst. 3. Berichte des KontrolausschusseS über: a. die Rechnung der 1. Gruppe von Stiftungen zu Unterstützungs zwecken aus daS Jahr 1883; d. die Rechnung der Forstkasse auf das Jahr 1883: v. die Rechnung des AichamteS aus das Jahr 1883 : 6. die Rechnung des Standesamtes auf das Jahr 1^83. 4. Berichte des VersassungsauSschuffeS über: ». den Rathsbeschluß, die Verwendung der Beyer'schen Kaution betr.; d. den Rathsbeschluß, die Anstellung eines nenen besoldeten Stadtraths rc. betr.; v. den Rathsbeschluß, Milvollziehung der Kaufverträge durch die Stadt verordneten betr.; 6. den Rathsbeschluß, Herabsetzung des Zinsfußes sür Sparkasseneinlagen betr. Hierauf geheime Sitzung. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Rechtsanwalt vr. Enzmann. Bekanntmachung. Der zeitherige Rathsexpedient Herr Ernst Seifert ist als Rathsregistratqr gewählt und heute in Pflicht genommen worden. Chemnitz, am 24. Juni 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andro, Oberbürgermeister. Beste und billigste Bezugsquelle in Illiii»«,»» - und » für das Alter von S—15 Jahren. Bestellungen nach M°°k m A-M-. Z-i. «st Bch- --.»Uh». T. Adam Nachf., W. Strien», Chemnitz, Markt 7. d'ndiälc für VVösoliwnnSvIu — Kontor- und Kaden-K!»i'»iitunA0ll * Vainpltisvblsrvi Ottv ATiiHipQrt^ /vivklrmvrste. * Küodsn- und sVii'tdsedattswöböl — Kmdsi'wödol — 9ednld8ntcs. Ltle Lrte» prallt. Llvdel u. Oorütlre für Kontore, vureaux, Oveolriiftv u. Kilden. — Vösstruifsllllslv IN live k>»88ktg0. — Lite Li-tsn prallt. Mellen- u. IV irtl, soll alt« wobei. — Lite Lite» prallt. Kindvrmödsl u. Kullrvvorlle. Einladung zum Abonnement. Bestellungen anf den „Chemnitzer Anzeiger für das am 1. Juli beginnende 3. Quartal 1884 wer den in Chemnitz und den Bororten von den sowie von der Verlags-Expedition (Theaterstraste 48), ansterhalb dagegen nur von den Postanstalte» entgegengenommen. Abonnementspreis vierteljiihrlich 1 Mark 25 Pf. (Zutragen 45 Pf); durch die Post bezogen 1 Mark SV Pf. (einschließlich Postanfschlag). Der „Chemnitzer Anzeiger" ist eingetragen im Postzeitttngs - Preis - Verzeichnis; unter Nr. 105« (siebenter Nachtrag). Unsere werthen Postabonnente» ersuchen wir, ihre Bestell«»gen ans den täglich erscheinenden „Chemnitzer Anzeiger" für das S. Quartal bei den betr. Postan stalten baldigst z» erneuern, da bei verspäteter Be stellung die Post von den Abonnenten für Nachlieferung bereits erschienener Nummern ein Nachlieferungs-Porto von IO Pf. erhebt. Am 1. Juli beginnt im unterhaltenden Dheile der Sensationsroman von Ewald August König „Im Jrrenhanfe". 1541. 1817. 1859. 1864. 1866. 1877. 1879. Tageschronik. 2«. Juni. Pizzaro gest. Schulze (Dichter der „bezauberten Rose") gest. Friede zu Tientsin. Erneuerung des schleswig-holsteinischen Krieges. Gefechte bei Liebenau, Turnau, Böhmisch-Aicha und Podol. Schlacht bei Plewna- Der Khedlve abgcsetzt. Telegramme -e- Chemnitzer -knzeigers. Vom 24. Juni. Wien. Zu dem anläßlich des Ausbruches der Cholera in Toulon einberufenen obersten Sanitätsrath von Frankreich wird Wahr sendungen nach Varna befördert, der Anschluß-Postbampser nach Kow stantinopcl hat. Die Konvention tritt 3 Monate nach der Unterfertig «ng in Kraft. Pest. Ueber dreißig Ortschaften im JnundationSaebiet der 'Theiß, Szamos und Tur find überschwemmt und die Eime ist ver nichtet. Petersburg. Nach Berichten aus Nischny-Nowgorod haben daselbst am 19. Juni Ausschreitungen des Pöbels gegen die Juden stattgefunden. Gegen 8'/z Uhr Abends verbreitete sich in der Vor stadt Kunawino das Gerücht, die Juden hätten ein Christenkind ent wendet und in die Synagoge gebracht. Infolgedessen fanden Zu sammenrottungen des Pöbels vor der Synagoge statt. Die Polizei vermochte anfänglich nicht die Tumultanten auseinanderzutreiben und erbat sich Verstärkung vom Gouverneur, der erschien und befahl, daß das Militär, welches sich im Lager außerhalb der Stadt befand, Hilfe leiste. Inzwischen hatte der Pöbelhaufen vorübergehende Juden überfallen und mißhandelt, war in die Synagoge eingedrungen und hatte die dort Anwesenden mißhandelt. Die Volksmasse war mittler weile auf 2000 Personen angewachsen und ein Theil davon demolirte ein Haus, worin eine Judenfamilie wohnte, sowie andere Wohnungen der Juden, deren Insassen sich flüchteten. De» vereinten Anstreng ungen der Polizei, zweier Kompagnien Infanterie und einer Sotnie Kosaken gelang es endlich gegen 10 Uhr Abends die Ordnung wieder herzustellen. Einige Juden sollen getödtet und mehrere verwundet sei». Sechs Häuser sollen beschädigt und viel jüdisches Eigevthum zertrümmert und auf die Straße geworfen sein. Am folgenden Morgen traf ein ganzes Bataillon zur Verhütung einer Wiederholung der Unruhen ein. De» Mißhandelten wurde seitens der Behörden Hilfe geleistet. Es sind 150 Verhaftungen vorgenommen worden. In Kunawino wohnen 10 bis 15 jüdische Familien. Odessa Der Adjutant der Gendarmerieverwaltung, Kapitän Gidschen, wurde in seiner Wohnung mit durchschossener Schläfe und einer Dolchwunde in der Brust todt anfgefunden. Wahrscheinlich liegt ein Selbstmord vor. Paris, 25. Juni, Mittags. Nach gestern Abend aus Toulon eingelaufener Meldung meint der dorthin abgesandte Delegirte des Handelsministers vi-. Bronardel, daß die daselbst austretende Cholera nur sporadischen Charakters sei. Gestern sind acht Cholerafälle im Militär-Hospital, zwei im Zivilhospital vorgekommen, doch ist kein Todesfall zu verzeichnen Die Bevölkerung fängt an, sich wieder zu beruhigen. Paris, 25. Juni, Mittags. Nach offizieller Meldung aus Toulon von gestern Nachmittag 5 Uhr ist unter der Zivilbevölkerung ein einzjger, im Marinehospital kein weiterer Choleratodcsfall vorge kommen. Die neuen Fälle scheinen nicht schwerer Natur zu sein. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Reichstag erledigte gestern den Gesetz entwurf betr. die Fürsorge für die Wittmen und Waisen von Ange- scheinlich auch ein hervorragender Kliniker Wiens beigezogen werden, ^ hörigen des Ncichsheeres und der kaiserlichen Marine in zweiter Lesung um über die zu ergreifenden Maßregeln zu berathen. — Der Kaiser ^ und hielt unter Ablehnung der der Regierungsvorlage günstigeren erließ auf dem Gnadenwege den Abgeordneten Jstoczy und Wahr- ^ Amendements nach längerer Debatte die Kommissionsbeschlüsse durch mann die wegen Duellvergehens bemessene Strafe von acht Tagen weg aufrecht. Die hierauf folgende Erledigung einiger Petitionen gab Staatsgcfängniß. — Das Wasser in den galizischen Flüsse» nimmt zu keiner eingehenderen Debatte Veranlassung. Schließlich kam der allmählich ab. Auf allen Strecken der Karl-Ludwigbahu ist der V«r- > Bericht der Wahlprüsungskommission über die'Wahl des Abg.Leuschner kehr wieder ausgenommen. (17. Wahlkreis drS Königreichs Sachsen) zur Verhandlung. Die Wien. Nach der „Pol Korr." enthält die türkisch-bulgarische gegen dieselbe eingelaufenen Proteste gründen sich auf das widerrecht- Postkonvention folgende Bestimmungen: Zweimal wöchentlich geht die lich erfolgte Verbot sozialdemokratischer Volksversammlungen in türkische Post von Koustantinopel ab mittels türkischer Dampf-Boote Glauchau und Meerane, die Verhaftung und widerrechtliche Gefangen- nach Varna, viermal wöchentlich auf dem Landwege mittels beson-s Haltung sozialdemokratischer Zetlclvertheiler in Glauchau, den mit derer Elsenbahnpostzüge, welche die Postkolli bis Tatar Bazardschik Rücksicht auf eine Erklärung des Amtshauptmanns von Hausen im bringen; von hier erfolgt die Beförderung durch Eilboten bis, konservativen Verein gefaßten Beschluß, es solle mit Hilfe des Appa- Jchtiman an der bulgarischen Grenze, von Jchliman bis Rustschuk rats der Gemeindeverwaltungen die Wahl Leuschners betrieben werden, durch bulgarische Eilboten. In ^Rustschuk errichtet die bulgarische sowie endlich auf eine Reihe von Verstößen gegen das Reichswahl- Negierung einen regelmäßigen Trajektdienst zur Verbindung mit Giurgiewo. Auf der Eisenbahn Rustschuk-Varna wird ein Spezial insofern als einer Anzahl von Bürgern, die mit der Zahlung er Steuern und des Schulgeldes im Rückstände waren, das Wahl Postzug eingeführt, der aus Europa via Giurgiewo einlangende Post- recht dadurch abgeschnitten wurde, daß man diese Rückstände der Armenkasse überwies und diese Beträge dann den betr. Restanten ohne deren Misten als Armen-Unterstützung anrechnete. Die Kom mission schlägt vor: 1. Die Wahl des Abgeordneten Leuschner sür ungiltig zu erklären. 2. Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, den Bericht der Wahlprüfungskommission über die Leuschner'sche Wahl zur Kenntniß der königlich sächsischen Staatsregierung zu dringen. — Nach längerer Diskussion wird dieser Kommissionsantrag gegen die Stimmen der Konservativen und einzelner Nationalliberalen ange nommen. Hiermit war die Tagesordnung erschöpft und es n urde die nächste Sitzung auf heute Vormittag 11 Uhr anberaumt. — Die „Nat. Ztg." bringt über die gestrige Sitzung der Budgetkommission des Reichstags, in welcher über die Dampfer- Subventionsvorlage berathen wurde, längere Berichte, und resumirt im Besonderen die Aeußerungen des Reichskanzlers in folgender Weise: Die Erklärungen des Fürsten Bismarck lauten ungefähr: Ich konsta- tire zunächst die erfreuliche Thatsache, daß nach einer gestern einge laufenen Depesche des Londoner Botschafters die englische Negierung mit Bezug auf die Angra-Pequena-Angclegenheit ihre längst erwartete und den Wünschen Deutschlands entsprechende Entscheidung kundge geben hat, daß demnach die Lüderitz'schen Erwerbungen in Südafrika ohne Widerspruch Englands unter den deutschen Schutz gestellt seien. Rücksichtlich der in der Kongo-Frage schwebenden Differenzen ist die deutsche Negierung entschlossen, die Bildung eines Freistaates am Kongofluste zu unterstützen und dahin zu wirke», daß der Handel mit diesen Territorien auch für Deutschland von allen Abgaben be freit bleibe. Auf seine Stellung zur Kolonialpolitik im Allgemeinen eingehend erklärte der Reichskanzler, daß nach seiner Ansicht das Reich nicht Kolonieen gründen und mit einem burcaukratischen Apparat versehen, sondern nur die aus sich selbst herauswachsenden Unter nehmungen deutscher Reichsangehöriger schützen solle. Unter diesen Gesichtspunkten allein sei seine Stellung zur Angra-Peqnena-Ange- legenheit aufzufassen, wie auch zu anderen sonstigen Unternehmungen, von welchen jetzt zu sprechen noch nicht die Zeit sei. Daß das Deutsche Reich einen derarligen Schutz auSzuüben in der Lage sein werde, brauche nicht in Zweifel gezogen zu werden. Seine Bundesgenossenschast sei unter allen Umständen werthvoll genug, daß auch die zur See mächtigen Staaten auf Deutschlands Interessen die entsprechende Rücksicht nehmen würden. Weiter erllärte der Kanzler: Die Macht des Deutschen Reiches sei nicht zu unterschätzen, es sei durchaus nicht nöthig, daß die „Nasen stüber", wie ein Vorredner sich ausgedrückt, draußen in den Kolonien empfunden würden, er wollte an dieser Stelle nur dieses konstatiren: Frankreich z. B. liege vor den Thoren von Metz, und wenn durch dasselbe deutschen Reichsangehörige» in fernen Ländern Unbill zuge- sügt würde, dann würde dies eben in der Gegend von Metz in der Rückwirkung nicht ausbleiben. Auf diese Weise würde das Reich immer in der Lage sein, seine Kolonien zu schützen, auch ohne der überlegenen Flotte anderer Nationen direkt gewachsen zu sein. Wieder holt sprach der Kanzler sein Bedauern aus, daß, wie eS den Anschein habe, man es zu einer weiteren Verhandlung im Plenum über die Dampfervorlage nicht kommen lassen wolle; er würde den grüßten Werth darauf legen, daß durch eine namentliche Abstimmung jeder einzelne Abgeordnete in die Lage versetzt sein würde, den M»th seiner Meinung zu beweisen. Wie im Uebrigen er den Zusammenhang zwischen der Kolonialfrage und der Dampfervorlage anerkenne, so liege derselbe schon in der Einheitlichkeit seiner Person mit de» Vor lagen. Ihm erscheinen diese Dinge vollständig untrennbar und er müsse deshalb erklären, daß die Ablehnung der Dampfervoilage sür ihn eine Entmuthigung in Bezug ans diese ganze Politik enthalten würde. Ihre Beschlußfassung hat die Kommission bis nächsten Freitag vertagt. In ihrer gestrigen Abendausgabe kommt die „Nat.-Zlg." nochmals auf die Aeußerungen des Fürsten Bismarck zurück und schreibt: Fürst Bismarck betonte, daß er allerdings ein Ver trauensvotum für seine überseeische Politik in der Dampservorlage beansprucht habe. Wolle man ihm das Vertrauen nicht gewähren, so möge man soviel Bedingungen und Klauseln in die Vorlage setzen, als man wolle. Nur zur Abstimmung möge man die Sache bringen, damit er Wiste, woran er sei. Was England betrifft, so erklärte Fürst Bismarck, daß dieses selbst wegen einer verhältnißmäßig so unbedcu-