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»kr.»»« L». Jahr« Geschiist.stelr >«» «»da««»», « «. 1«, Holbeinstratze 4» Dienstag, 23. Dezember '»1' Fer»s»r«ch« 218« Postscheckkonto LetpziL Sk». 147*7 W«»«alpaat«, «ItttePthrlich tn der »eschüsttstelle oder von der Post «»»«holl «««gab« d un! iültslr. -vetla», Ntesaav« » a^tv In Dresden und ganz Deutschland frei Hau» «uSgade L 4.V8 »tilÄgad« » » SS ^k. — M« »ttchssschr «ollSzettuiig erscheint an allen Wochen tagen nachm. — Sprechstunde der Redaltsmi. I t dt» tS Uhr vorm. Anzeige«, Unnahme von »eschaftSanzetgen dt» I« Uhr, von Familien«,,eigen dt» IL Uhr vorm. — Prrt» skr dt» Pettt-SpaltzeUe 00 z. tm Reklameteil l.8U Familten-tlnzetgen 80^. — Kür undeutlich geschrieben«, sowie dueHFerst- sprecher -usgegedene Anzeigen wnnen wir dt« «erantwortlichkeU kür dte Richtigkeit de» Lerte» nicht Iwoenehmen. Atempause V Di« Nationalversammlung ist in die Weihnachts ferien gegangen und auch die Sächsische Volkskammer hat die Debatte über die Schulfrage abgebrochen, um sie am 8. Januar wieder aufzunehmen. Vielleicht haben es sich bis dahin die sächsischen Rechtsparteien überlegt, was sic denn nun in der Schulfrage eigentlich für eine Stellung einnehmen wollen. Ihre Stellungnahme bei der Interpella tion vor einer Woche war nicht gehauen und nicht gestochen und ließ jede klare Linie vermissen. Mit einer schwanken den Haltung in dieser Frage wird aber nicht nur nichts er reicht, sondern lediglich die Situation verschlimmert. Viel erhoffen wir nach der Wandlung des Herrn Oberkonsisto- rialrats Költzsch allerdings nicht mehr und man wird es unS nicht verübeln, wenn wir hier recht skeptisch geworden sind. Die „Kreuzzeitung" beschäftigt sich in ihrer letzten Sonn- tagsnummer mit den sächsischen Verhältnissen, zollt der Ar beit der sächsischen Katholiken hohe Anerkennung und muß bekennen, daß das Zentrum es ist, das durch die Tat für die konfessionelle Schule «intritt. Das Blatt hat dann die Liebenswürdigkeit, einen kleinen Anbiederungsver'uch zu machen. Es gi.bt bekannt, daß es gegen ein Zusammen gehen mit dem Zentrum in kulturellen Fragen an sich nichts einzuwenden habe. Das freut uns sehr, aber wir gestatten uns unsererseits zu fragen, wo denn die Freunde der.,Kreuz- Seitnng" im entscheidenden Moment in der Nationalver sammlung gewesen sind und warum sie denn trotzdem gegen das Schulkompromiß gestimmt haben. Aber ab gesehen davon, ist auch sonst die Bereitwilligkeit der „Kreuz- izeitung" eine sehr problematische. Denn dieses Blatt, das früher das führende der preußischen Konservativen war, hat seine Führerrolle in der deutschationalen Presse seit der Revolution an die rechtsradikale „Deutsche Zeitung" ab- geben müssen. Jedoch auch die „Krenzzeituna" 'elbst macbt ihr freundliches Angebot von einer Bedingung/abhängig. Sie bringt nämlich sehr deutlich zum Ausdruck, daß ein solches Zusammengehen nur möglich sei, wenn das Zen trum sich von Erzberger trennen, wenn es diesen fallen lassen würde. Das Zentrum — und mag sich schließlich der einzelne zu Erzberger stellen, wie er will — müßte, wenn im Ernste eine solche Forderung gestellt würde, diese natür lich mit aller Deutlichkeit zurückweisen, aenn eine solche For derung würde eine Anmaßung sondergleichen bedeuten. Wer in der Zentrumspartei sitzt und bleiben kann, darüber hat einzig und allein unsere Partei selbst zu entscheiden und weder die „Kreuzzeitnng" noch die deutschnationale Partei hat darüber zu befinden. Wir würden ja sonst hübsche Zu stände im Parteileben bekommen und die „Kreuzzeitnng" darf überzeugt sein, daß eS an Gegenforderungen sicher nicht mangeln würde. Aber daß ein Blatt wie das ge nannte es überhaupt riskiert, etwas derartiges durchblicken zu lassen, ist bezeichnend für die heute bei den Konservati ven herrschende Psyche. Man macht also 'eine Stellung zu einer derartigen Prinzipienfrage von dem Bleiben oder Gehen einer Person in einer anderen Partei abhängig! Wahrhaftig, wir haben es hier mit dein Gipfel konserva tiver Bescheidenheit zu tun! Wer unsere Zeitung kennt und sie genau verfolgt, weiß, Laß wir nicht in den Verdacht kommen, der Sozialdemokra tie irgendwie freundlich gesinnt zu sein. Aber wir müssen fcststellen, daß heute auch in der konioroariven-deutschngtio. nalen Partei Sitten eingerisscn sinn die dem Kampscston der Linken in nichts mehr nachstehen. Das ist besoulcr-s auch in Sachsen der Fall, wo die deutschnationale Part«! vollständig in das Fahrwasser des Herrn Wulle von der > „Deutschen Zeitung" gelangt ist, der bekannklich ani 20. No vember in einer Versammlung den Kampf auf der Straße proklamiert hat. Nun hat neulich Herr Hilgenberg von dieser Partei in der NationalversamuRniig dem Minister Erzberger keinen geringeren Vorwurf als den gemacht, katz er sagte: Wenn Erzberger durch seine Steuerpolitik das deutsche Volk schon an die Kette internationaler Wirt- Ichaftssklaverci logen wolle, dann möge er doch Len Feind lieber gleich in das Ruhrgebiet «inmarschieren lassen. Diesem Satze folgte natürlich ein ungeheurer Entrüstungs sturm in der Nationalversammlung und auch darüber hin aus hat dieses Gcbahren selbst bei einsichtigen Konserva tiven, wie wir wissen, außerordentlich unangenehm berührt. Was aber tut die Deutschnationale Volkspartei in Dres den? Der Erweiterte Vorstand der Deutschnatioalen Volkspartei in Dresden sanote am 1». Dezember wlgendes Telegramm an Hugenberg: .Ti«- Ortsgruppe Dresden der Deutschnati»nalen Vilkspartei spracht eem Abgevrdnetcn Hu genberg ihren Dank aus für sein Amin'ten in der Nationalversammlung und für die Brandmarkung der Handlungsweise des Reichsminist,rS Eriberger. Nicht die Anch-'.nigev de» Abgeordneten Hugenberg, die auch durch dte unerhö trn Erzbergerschen Unterstellungen nicht verdunkelt werde» können, verletzen das Nationalgcfühl des deutschen Volke» auf d«S schwerste, sondern da» Treiben de» Reichsminister» Erzberger. Die Ausführungen de» Abgeordneten Hugenberg geben viel mehr nur einen kleinen Teil der Empfindungen de» Ab scheu S und der Empörung wieder, von denen da» deutsche Volk tn weit sten Kreiien, über alle Parteizugehörigkeit hinan», gegen dir Erzbergerschen Machenschaften erfüllt ist und die eS schon längst in der Nationalversammlung zum Ausdruck gebracht z» sehen wünschte. gez. Sanitklsrat Dr. O> Kreisch mar." Die Deutschnationalen können auf diese Leistung ihrer Führer in Dresden, die wir hiermit niedriger hän gen, wirkllch stolz sein! Selbst der Herrn Erzberger ge wiß nicht freundlich gesinnte „Dresdner Anzeiger" (Nr. 554) erklärt zwar sehr milde, aber doch immerhin deutlich genug, „daß die Form der .Kundgebung der Ortsgruppe Dresden der Deutschnationalen Volkspartei dem sachlichen Zwecke nicht recht dienlich ist, eine Reform der Erzbergerschen Steuerpolitik auf dem kürzesten Wege zu erreichen". Und angesichts dieser Dinge nimmt sich das Ansinnen der „Kieiiz- zeitunig" noch viel reizvoller aus, als es auch sonst schon ist. Im übrigen haben wir den Eindruck, daß es den Rechts parteien oder wenigstens einer Reihe ihrer Anhänger bei ihrer glänzenden Isolierung doch nicht so ganz behaglich zu- mute ist. TaS kam auch in einer schwach besuchten Versam.n- lung der nationalliberalen Deutschen Volkspartei am Sonn abend in Dresden zum Ausd-nck. Es wurden zwar recht große Worte gegen die Regierung gesprochen, aber einmal rang sich der Redner, Syndikus Dr. Schneider aus Berlin, doch zu dem Bekenntnis durch, daß auch die Deutsche Volks- Partei nicht abgeneigt wäre, mit Mehrheitssozialisten in einer Regierung zusammenzusitzen. Sie will das allerdings erst nach den nächsten Wahlen und dieser Wunsch ist auch verständlich, da er nämlich vorher wohl kaum mehr durch- zuführen sein wird. Wie sich dazu die Mchrheitssozialisten stellen, wissen wir nicht und interessiert uns im Augenblick auch wenig. Um so interessanter aber ist für uns die Fest stellung, daß diese Erklärung nicht mehr und nicht weniger besagt, als daß heute und in nächster Zeit eben eine Regie rung ohne Sozialisten nicht möglich ist, wenn wir einiger- maßen ruhige Verhältnisse erhalten und behalten wollen. Sicher ohne es zu wollen, hat damit der Redner die Politik des Zentrums glänzend gerechtfertigt Die Weihnachtstage sind eine Atempause nicht nur für die Parlamentarier, sondern für die Politik überhaupt. Wird sic für die Radikalen links und rechts auch die Er kenntnis für die hohe Bedeutung der Verantwortlichkeit in der Politik bringen? Wir wünschten, daß es so wäre, dar auf hoffen dürfen wir leider nicht. Iwl. Die tschechische Kirche am Vorabend eines Schismas? (Von unserem eigenen Korrespondenten) Prag, 10. Dezember 1919 Es schien, als ob es dem tatkräftigen neuen Odcrhirten aus den Reihen des tschechischen Klerus, Prof. Kor dar, der mit kluger und fester Hand seit Ende Oktober d. Js. dis am Boden schleisenden Zügel der tirchiichen Leitung aus genommen und mit väterlichster Geduld der bedenklichen tt'äri ug unter der tschechischen Geistlichkeit, die sich seit dem Umstürze zeigte, gegenüber zuwartete, gelingen sollte, die ge'chlossene Einheit eines um den Episkopat eng gescharten Klerus und d«S katholischen Volkes wiederherzustellen. Auch hatte es den Anschein, als ob die .Hoffnungen der Kirchen feinde ans ein hellflackerndes Schisma in der tschechoslowakischen Republik zunichte würden^ Diese An nahme war um so begründeter, als der Vorsitzende keS tschechischen Klcrusverbandes (Jednota), Dekan Kroiher, mit einer Verbandsabordnung bei der Beglückwünschung deS neuen Erzbischofs das Versprechen abgegeben hatte, ider Klerusverband würde alle Reformwünsche dem Episkopat zur Beratung und Weiterleitung an den heiligen Stuhl unterbreiten, dessen endgültiger Entscheidung der Klerus sich unbedingt unterwerfen würde. Diese Zusicherung mag in jenem Augenblick ernst und aufrichtig gemeint gewesen sein. Welcher Wert ihr jedoch tatsächlich innewohnte, konnte niemanden zweifelhaft sein, der dabei den führenden Einfluß der „O hnisko" (Feueresse), des linken Flügels, in der Jednota in Rechnung stellte. Nach den Tendenzberichten, welche die in» Sommer nach Nom entsandte KleruSabordnung über ihr» „Erfolge" zu verbreiten gewußt hatte, glaubten die Re former sich rosafarbener Erwartungen über Abänderung des Zölibatsgesetzes zugunsten des Tschcchenklerus und Ge- staltung der Landessprache bei der hl. Messe hingeben zu dürfen. Daher zunächst eine gewisse Zurückhaltung. Als sie aber mit Verwirklichung ihrer Träume nicht mehr rech nen konnten, setzte sofort wieder die wüsteste Agitation und Quertreiberei gegen die kirchliche Autorität und den heiligen Stuhl in de«» Reformerorgan „Pravo Naroda" und in der tschechischen Presse vom Schlage der freidenkerischen „Norod- ni Lisch" und der „Narodni Politika" ein. Unter der Begründung, Rom wolle absichtlich und aus Eigensinn die tschechische Sprache beim Gottesdienst nicht zulassen, wurde von führenden Männern der Reformer» wie dem Pilsener Katecheten Professor Farffy und dem Schriftsteller Pfarrer Baar in genannten Blättern der Schlachtruf erhoben: „Wir müssen juns entrö« mern (I). wie wir uns entö st erreichet! habe n." Den Höhepunkt aber erreichte dieses imkirchliche Trer« ben in einer siebenseitigen Sonderbeilage, die „als Manuskript gedruckt", zur D e z e m b e r n u m m e r deS Verbandsorgans „Jednota" erschienen ist. Allgemein Wurde es warm begrüßt, als der böhmisch-mährische Episko pat sich auf seiner Augustkonferenz entschloß, js einen ge meinsamen Hirtenbrief an den Klerus und an die Gläubi gen zu erlassen. In dem Hirtenschreiben an die Geistlich keit wurde die Frage gestellt: „Wodurch soll dis cnt-christ- lichte Welt der Kirche wiedergewonnen werden?" und dahin beantwortet: „Ihr werdet sagen, durch Erneuerung der christlichen Gesinnung und des christlichen Lebens des Vol kes. Und wir setzen hinzu: Die Vorbedingung dieses reli« giöscn Uilfschwunges ist die Regeneration des Klerus" Voll väterlicher Liebe wurden die Bedingungen hierzu im Hinblick auf die unter dem Tschechenklerus herrschenden Sondervcrhältnissc ausführlich dargelegt, und auch „ein Wort über Reformen" gesprochen. Besonders eingehend fand die von dein linken Flügel der Jednota nachdrücklichst geforderte „Reform des Zölibatsgesetzes" Behandlung. Solches war aber keineswegs nach dem Geschmack deS tschechischen „Reformklerus". Und so wagte nicht etwa die „Ohnisko", sondern der Ausschuß des Gcbecho'iowakischsn katholischen Klerusverbandes" das m der katholischen .Kirche Unerhörte und entschloß sich in erwähnter Beilage zu einer überheblichen Kritik der feierlichsten Aenße- rung des bischöflichen Lehramtes, des ge meinsamen Hirtenbriefes. Dieses gegen das väterliche Hirtenwort des Episkopates gerichtete Machwerk ist ein anmaßendes Gemisch von widerlichem Größenwahn und pharisäins>cr Sckieiicheiligreit, ein raffiniert«'?' Gebräu von haßten Phrasen und allen möglichen der Kirchenfeind lichkeit -mUehisten Anklagen. „Schöne Worte, wert der Geschichte von heute," „Worts zum Jahrestag der Selbständiakeit der Republik" hätten d'-' Reformer gern aus dem Hirtenbriefe vernommen, nicht Erinnerung an ihre Pflichten. Sie glauben auch die Tren nung von Kirche und Staat im Gegensatz zum Episkopat begrüßen zu dürfen. Was aber hierfür an Gründen vor« gebracht wird, schwankt zwischen einer unglanblichen Ober« flächlickkeit der Bewertung dieses weittragenden Problems und eine- jämmerliche!'. Handlangerarbeit für die kultnr« lämpf-'Nche Negierung. ES wü>'de zu weit führen, wollte mea alle Aeußernnaen einer psti "w-.n'g nseneu, unkirchlichen Gesinnung wie sie das resorme : ' Schriftstück atmet, bc« st'Uchien. Zumal die 21 Grünte, die gegen des Zölibats« ae'etz gelt-nd gemacht werden, durchaus nicht Rni'vruch aus Neueuldecknngen machen können, nur eine raffinierte Zu« sammeirstellung der Einwände von Zölibatsgegnern aller! Zeiten Präsentieren. Aber auf zwei Geständnisse iei hinge« wiesen, die gar manches zu erklären vermöoen, was sonst ii« der Bewegung unerklärlich erscheint. „Wir verlangen,* heißt es, „die Möglichkeit, dich Brevier für uns ganz der«