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älhsislhe V orh kiluG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. - 44. Jahrgang Dienstag, den 12. Septemöer 1882 -»serate»- «»»aHmeftele»» Di« Nriwldffch» Mittwoch ». FreittiG Mttag »»V koste«: dtelspolt.ZeilelSPH . U»ter Eingesenwtt ßtzp«d. ». Nedaktto« Wre»»e>-Neustadt st. Meiner «aste 3. Ol« A«it»n, «Icheiol Dienst««, O»>«erst«, »ud G»»»ate»d Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neusta t für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter DreS en, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. waltung für überflüssig erklärt. Damit ist der Magistrat, welcher die WahlbrzirkSeintheilung möglichst beeilt, ron der schlimmsten Sorge befreit und in der Lage, jeder gehässigen Agitation gegen die jetzige städtische Vertretung Berlin- die Spitze adzubrechen. Der Oberbürgermeister von Forckenbeck unterbrach seine Kur in LaraSp und eilte soforr nach Berlin, um mit dem Magistrate alle erforderlichen Schritte schleunigst -u vereinbaren. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlich eine officielle Bekanntmachung, in welcher der deutsche Kaiser anläß lich der ihm sowohl im Laufe deS Sommers als auch bei der Sedanfrier von zahlreichen patriotischen Vereinen und Versammlungen von Kriegern, Schützen u. s. w. zugegangenen Huldigung-Telegramme, den Bestrebungen dieser Vereine seine Anerkennung zollt und versichert, durch alle diese Kundgebungen auf daS Angenehmste berührt worden zu fein. Der Gesundheitszustand deS Monarchen, über den sich die Kaiserin von BreSlau auS nach Babelsberg täglich telegraphisch berichten läßt, giebt zu keinen Besorgnissen Veranlassung, trotzdem ter Kaiser den Kronprinzen wie mit dem Empfang der Deputation ter Lurnexschaft, so auch mit der Entgegen nahme der HuldigungSadreffe der BreSlauer Studenten schaft beauftragte. Eine größere Ausfahrt des Kaisers im offenen Wagen bewies am Freitag taS Wohlbefinden deS greisen Monarchen, dem nur die lobenSwerthe Sorgfalt der Aerzte Schonung auferlegt. Die Illumination der Stadt BreSlau, bei welcher selbst die entlegensten Straßen von GaS- und Kerzenlicht strahlten, war durch da» chrnlichst« Wrtt« begünstigt. Alle öffentlichen Gebäude, Denkmäler, Lhürme waren turch GaS, Lichter und bengalische Flammen erleuchtet, ganz besonders traten daS RathhauS, die Kirchen, die Thürme und Terrassen der LiebigS-Höhe, der Lauentzien-Platz, taS StändehauS und das Etablissement der „Schlesischen Zeitung" durch glänzende Illumination hervor. Am Freitag Vormittag hatte die deutsche Kror Prinzessin im Auftrage der Kaiserin daS Kloster der barmherzigen Brüder besucht, woselbst sie von dem Fürstbischof Herzog im großen Ornat, dem Prior mit dem Konvent, der Herzogin von Ratibor und dem Minister Or. Frieden thal empfangen wurde und besonders dem Kinderspital reiche Spenden widmete. Sonnabend in früher Morgen stunde empfing ter Kaiser die Studer tendeputation, die er vorher mcht hatte annehmen können und sprach der selben seine Freude aus über die in der Adresse kund- gegebenen Gesinnungen, von denen er wünsche, daß sie immer festere Wurzeln im Volke fassen möchten. ES seien seit 1848 ja mancherlei beklagenswerthe Strömungen zu Tage getreten und Manches sei vorgrkommen, was man in Deutschland nicht für möglich gehalten hätte. Der Höchste habe ihn auf einen schweren Posten U-v»»e«e«t-- Prei»r MttljLhrl. M 1§0. beziehe» durch die kaiserliche« Post, wßelten und durch rmserr Boten. Sei freier Lieferung di» Hau» erbebt di« Poft noch eine <Se- Mr do» 2k» Pfg. Haasenstein LV»«I Send off Moste, ». L. Dar.de » t in Dresden, Leip. Hambnrg, veolu Politische Weltschau. Deutsches Reich. Als am 8. Septbr. 1872 eine von dem damaligen Oberbürgermeister Hobrecht geführte Deputation vor dem Fürsten BiSmarck erschien, um dem selben daS Diplom als Ehrenbürger der Haupt- und Resi denzstadt Berlin zu überreichen, da waren der deutsche Reichskanzler und die kommunalen Behörden der deutschen Reichshauptstadt in einem so herzlichen Verhältniß, daß damals Niemand ahnen konnte, rS werde sich das Band zwischen der Stadtvertretung und dem berühmtesten Ehrenbürger Berlins wieder lockern. Inzwischen erfreut sich Berlin nicht mehr deS ministeriellen Wohlwollen-, weil dasselbe nicht nur konsequent oppositionell wählte, weil der jetzige Oberbürgermeister da- Schlagwort von der geeinten liberalen Partei auSgab und überhaupt die Kommunalverwaltung sich etwa- mehr alS nöthig mit Politik beschäftigte. AuS dem letzteren Grunde fehlte eS bisher an Zeit, «ine neue Wahlbeznkseintheilung zu vollziehen, welche die Regierung im Interesse der mangelnden Vertretung der in letzter Zeit bedeutend an- gewachsenen Vorstädte Berlins wiederholt verlangt hatte. Statt einer Ergänzungswahl der Stadtverordneten steht nun eine gänzliche Neuwahl derselben in Aussicht, worüber besonders in denjenigen Kreisen Heller Jubel herrscht, die das städtische Kollegium der fortschrittlichen Agitation er tziehen, aber dafür für ihre politischen Zwecke benutzen möchten. Zu den Wahlen für den preußischen Landtag werden nun diejenigen der Berliner Stadtverordneten treten und owfSNnw wird der Partrchader, vielleicht sogar der Rassenhaß, in der Reichshauptstadt im Wahlkampfe auflodern. Genau 10 Jahre nach der festlichen Stunde der EhrenbürgerschaftSertheilung an den Fürsten Bis marck trat am vorigen Freitag der Berliner Magistrat zusammen und faßte mit Rücksicht auf die der Stadt verordnetenversammlung bevorstehende Auflösung den Beschluß, mit der Aufstellung einer neuen Wahlein- theilung sofort zu beginnen. In dem Bescheide, wel cher dem Magistrate auf seine Eingabe an den preußi schen Monarchen durch den Minister v. Puttkamer am 1. Septbr. zugegangen ist, wird ausdrücklich versichert, die Auflösung erfolge nicht etwa aus politischen, sondern nur um den durch die Ungleichheit der Wählergruppen innerhalb Berlin- seit Jahren festgestelltrn Ungerechtigkeiten ein Ende zu machen. Unter Beziehung auf Rönne's staats rechtliche Erörterungen wird außerdem regierungsseitig auSgeführt, daß eine Auflösung der Stadtverordneten versammlung ein Hoheitsrecht wie jedeö andere ist, dessen Ausübung lediglich von Zweckmäßigkeitsgründen abhängt. Für den Kall, daß die Neuwahlen unverzüglich nach der binnen drei Wochen erfolgenden Auflösung stallfinden, hat der Minister v. Puttkamer jede kommissarische Ver weiterzuführer^ , Krstrebteauf friedlichem Wege von ihm versucht^ Schwert zu ziehen, zu erreichen; 870 g-zw ,g ^schlanKS Fürsten. HA " A?tt^war eS der siegte, denn den Sieg giebt der S^ann begab sich der Kaiser mit den übriger, .V Stadtbahnhofe au- Mittelst Extra- zuges zur va Spitze seine» Leib. Kürassier- letzteren ö"* » ja, Schritt und dann im Regiment-, Dasselbe geschah seitens deS Kron- Trabe verführte. D^ Agiere und der 8. Dra- V°n d7m in find mit °.n nSIHig.n Sqnip-g.» w. dm Lmn- p«in,m und di- »°" O-«-""» m 'unj'Ä'lh'-f. wä-e -« d-r »-«M-dm R-gi-mn, höchst erwünscht, wenn der leidige Kulturkampf endlich beseitigt und sowohl die unbequeme Frage, waS mit den Staat-pfarrern geschehen sA die künftige Behandlung der Mischehen betrifft, au» der Welt geschafft würde. In Bezug auf die erstere Angelegenheit giebt die „Lnpz A. der bestimmter, Erwartung Ausdruck, daß „dre übrigen Herren" den, vom „Staatspfarrrr" Krnty dieser Tag« gegebenen Bei spiel reuiger Unterwerfung baldigst folgen würden und fügt hinzu: „Er ist daS nicht nur im Interesse der Kirche, sondern ebenso in ihrem eigenen wie im Interesse de» Staate» zu wünschen, der dadurch au« einer immer hin peinlichen Lage befreit wird." Die Lösung der anderen Frage erscheint fast noch schwieriger. Den, Vernehmen nach sind in Rheinpreußen neuerdmgs die Bürgermeistereiämter aufgefordert worden, schteunigff über die in ihren Bezirken bestehende Praxi» der katho lischen Geistlichen hinsichtlich der gemischten Ehen zw berichten. Selbstverständlich werden die Bürgermeister in dieser Sache nur wiedergeb.n können, waS zu ihrer Kenntniß gelangt ist; die katholischen Geistlichen aber werden, falls man sie auffordert, jede Auskunft ver weigern, da sie nicht verpflichtet, ja nicht einmal be rechtigt sind, der weltlichen Behörde Rede und Antwort zu stehen über etwas, waS unbestritten allein vor da» Forum ihrer Kirche gehört. Die Berliner „Germania" meint dazu: „Naiürlich wird jeder Geistliche oder katho lische Laie antworten, daß die Regierung, wenn sie über kirchliche Dinge sich Kenntnisse erwerben wolle, sich ge fälligst an die Bischöfe, refp. den heil. Stuhl, wenden möge, welche allein berechtigt sich, mit der weltlichen Macht über derartige Angelegenheiten zu verhandeln." Die deutsche Kaiserin veranlaßte den Frauenverein zu Straßburg im Elsaß eine Sammlung zum Besten Feuilleton. Von der Rache des Waldes. Bon Fritz Brentano. l10. Fortsetzung.) Sine unbestimmte Angst in seinem Innern trieb ihn weiter und weiter in neue unwirthdare Gegen den, wo sein Drang nach harter, mühevoller Arbeit frische Nahrung fand und mit Staunen blickte Judith oft auf die gewaltige Lhatkraft ihres Manne-, die spielend die schwersten Anstrengungen überwand. So waren sie in ihrem Grenzerleben da angelangt, wo wir zuerst die Bekanntschaft der jungen Frau machten. Hier wohnten sie seit beinahe zwei Jahren schon, denn als ihm sein erstes Kind geboren wurde, da war endlich ein neuer, friedlicherer Geist über den Ulrich gekommen. Mit einem unendlich dankbaren Blick gen Himmel hatte er daS neugeborene Mädchen auf feine Arme genommen - und eS mit heißen Thränen brthaut, die unaufhaltsam seinen Augen entquollen — die ersten seit langer — s langer Zeit. Ihm war, alS fei daS Kind rin Pfand ; der göttlichen Gnade — ein Zeichen, daß er doch i noch Verzeihung finden könne für seine schwere Schuld. Armer Ulrich! „Wo aber Blutschuld liegt auf einer Stätte, da umschweben sie rächende Geister und lauern auf den wiederkrhrenden Mörder!" — — — Wochen waren seit dem gehrimnißvollen Besuch deS Indianer» in der kleinen Ansiedlung vergangen. Judith dachtedeffelben bereit» nicht mehr; desto schwerer aber lastete j der Gedanke an Tahitta auf der Seele Ulrichs und er i wußte warum. Der Häuptling hatte die Spur deS , jungen Indianers verfolgt, der auS dem Lager der Sioux verschwunden war und nie dahin zurückkehren konnte, da ! er einige hundert Schritte von dem Blockhause erschossen i in kühler Erde gebettet lag. Dieter hatte die That < begangen, hatte den jungen Krieger niedergestreckt, alS ? dieser aus dem Hinterhalt einen Pfeil auf ihn abge schossen, der ihm nahe am Leben vorüber gegangen war. : ES war rin wohlberechtigter Akt der Nothwehr gewesen — und waS galt überdies damals daS Leben eine- Wilden — trotzdem hatte Ulrich gemeinsam mit seinem Gefährten die Spuren deS Vorfalls auf daS Sorgfältigste verborgen und dem letzteren die strengste Weisung ge geben, desselben mit keiner Silbe Judith gegenüber zu gedenken. Er kannte die wilde Rachsucht der Urein wohner des Landes und fürchtete das Schlimmste, im Falle sie entdeckten, wo und wie ihr Gefährte sein Ende ge funden hatte. Dieter hatte freilich reinen Mund gehalten, aber er hatte eine Unvorsichtigkeit begangen, welche alle Vorsicht zu Schanden gemacht und sie trotzdem drm Haß der Wilden überliefert batte. Er hatte die Mokkassin» deS Erschossenen für sich benutzt und war mit diesen von einem der indianischen Späher, die auSgeschickt waren, den Verbleib ihres Gefährten auSzuforschen, gesehen worden. Ulrich war außer sich, alS er diesen Umstand gewahr wurde, allein eS war nun einmal geschehen und selbst die sofortige Vertilgung der verrätherischen Fußbekleidung konnte den sträflichen Leichtsinn deS Gefährten nicht wieder gut machen. Kort — weg, weit weg aus der Gegend, da» war sein einziger Gedanke. In die Nähe größerer Ansiedlungen wollte er ziehen, um dem Schutz und der Hilfe entschlossener Männer nahe zu sein, die damals kein Ansiedler dem anderen versagte, wenn eS sich darum handelte, gegen die gemeinsamen Feinde Aller — die blutdürstigen Indianer zusammen zu stehen. Aber eS galt noch so Manche- für die lange und be schwerliche Reife durch die Wälder vorzubereten. Früher freilich, alS die beiden Europäer noch allein hausten, da hätte eS solcher Vorbereitungen nicht brdurft. Da genügte die Büchse über der Schulter, da« gefüllte Puloerhorn und die schwere Axt an der Seite, für die längsten und mühevollsten Märsche, während jetzt Weik» und Kind und die nothwendigsten Lebensmittel für da» letztere ganz andere Transportmittel erforderten. Vor Allem galt eS, den schweren Wagen in Stand zu setzen, mittelst dessen die Familie jetzt ihre Reisen machte und unter dessen Leinendach Mutter und Kind, sowie die unvermeidliche Ziege, die mühsam von weit her geschafft worben war, Schutz fanden. Dann lahmte eine- der starken Zugpferde und Wochen vergingen, ehe da» Thier sich soweit erholt hatte, daß eS wieder zu ter Reise tauglich war. Ulrich hatte während dieser Zeit, die ihm ewe Ewigkeit dünkte, die strengsten Vorsichtsmaßregeln getroffen und Tag und Nacht eine Wachsamkeit geübt, die seine treu« Liebe für die Seinm am besten bekundete. Nie wuder hatte er sich aas Schußweite von dem Block, » ü" ""d auch Dieter mußte sich stets so anging, wenn er der noth- wendigsten Jagd oblag. ^rieb die» Verhalt«» ihr«S MannrS ihrer "icht «ieder allein zu lassen, w«nn lhr auch nicht entfernt zu Sinne kam, mit welch'