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ächsischk VarßMiG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andrnann. 44. Jahrgang Dienstag, den 24. Januar 1882 »l- r-sun, j ^kunfi,7" eine dauernde Einrichtung bleiben werde. Damit war die zweite Lesung der Hamburger Vorlage erledigt. Das HauS genehmigte schließlich noch in dritter Berathung die Korsularkonvention mit Griechenland und die revidirte internationale ReblauSkonvention. Der im Reicheamt deS Innern ausgearbeitete „Ent- Jaserate werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten; dielspalt.ZeilelüPf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Der Reichstag trat am_ der Hamburger Vorlage ein. Die Kommission stellte der Regierungsvorlage einen neuen ersten Paragraphen voran, welcher bestimmt, daß Art. 34 der Veifassung auch auf daö neue Frrihafengebiet Anwendung finden solle. Abg. Hänel beantragte einen Zusatz, wonach Schiffe, die unter Zollflagge und Leuchte hindurchfahren, von jeder zollamtlichen Behandlung befreit sein sollten, denn ohne diese Befreiung würde die Freihaftnsttllung illusorisch sein. Er prctestirte nebenbei auf das Entschiedenste gegen die Berechtigung deS BundeSrathS, die Materie allein zu ordnen. Abg. v. Kleist-Retzow bekämpfte den An trag Hänels und der Finanzminister Bitter trat ihm mit der Erklärung entgegen, daß ein Druck auf Hamburg ebenso wenig wie ein solcher auf den Reichstag seitens der ReichSregierung auSgeübt worden sei, umsoweniger als die letztere bei ihrem Vorgehen in dieser Frage sich lediglich auf dem Boden deS Rechts und der Verfassung gehalten habe. Auf daS von Hänel geschilderte, den Lhatsachen widerstreitende Verhältniß zwischen Bundes rath und Reichskanzler einzugehrn, entspreche weder dem Interesse deS letzteren noch des ersteren. Nachdem Abg. Langwerth v. Simmern dem Abg. Hänel bei- gestimmt, «klärte Abg. Windt Horst, daß er, gerade weil er bundesstaatlich gesinnt sei und zu den Partikularisten gezählt werde, für die Vorlage stimme. Heute handele es sich nicht mehr darum, ob man den Antrag Ham burgs auf Eintritt in den Zollverein annehmen wolle oder nicht. Nachdem sich der Bundeskommifsar Geh. Rath Neumann bemüht hatte, den Nachweis zu führen, daß das VereinSzopgesetz dem BundrSrathe daS Recht gebe, die vorgesehenen Zollerleichterungen zu schaffen, bemerkte Abg. Hänel, daß es sich hier nicht um Erleichterungen, sondern um gänzliche Befreiungen handle, zu denen der Bundesrath allein nicht berechtigt sei. h 1 wurde hierauf nach dem Vorschläge der Kommission angenommen, der Antrag Hänel dagegen abgelehnt. h 2 verlangt die Bewilligung des Zuschusses von 40 Millionen Mark. Abg. Sandtmann, einer der Ver treter Hamburgs, bezeugte, daß man dort ni^-t ganz frei und aus eigenem Entschluß gehandelt habe, alS man sich für den Anschluß entschied; man gab nur dem Drucke nach, um endlich Frieden zu haben, obwohl man sich dadurch schwer drückende Opfer auflud. Im Verhältniß zu diesen Opfern sei der vom Reiche geforderte Zuschuß ein so mäßiger, daß seine Bewilligung — um so mehr alö nicht nur hamburgische Interessen inS Spiel kommen — als ein Akt der Billigkeit wohl beansprucht werden könne. Abg. Bamberger gruppirte noch einmal sämmt- liche gegen den Entwurf sprechenden Gesichtspunkte, um seine Ablehnung zu empfehlen. Er warnte die Hanse- städte durch momentane Unbequemlichkeiten sich in eine Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Reichstag naht sich seinem Ende und dürfte mit der Genehmigung der für den Hamburger Zollanschluß geforderten Summen seine letzte bedeutende Arbeit erledigt haben. Noch vor Thor- schluß soll am Dienstag bei Gelegenheit der dritten EtatSberathung der Erlaß vom 4. Januar im Reichs tage zur Sprache gebracht werden. Von der Fort schrittspartei wird der Abg. Hänel, von der liberalen Vereinigung der Abg. v. Etauffrnberg, von den Na- tionalliberalen der Abg. v. Bennigsen daS Wort neh men. Fürst Biömarck hat die Absicht, sich an der De batte zu betheiligen; rS ist jedoch noch zweifelhaft, ob sein Gesundheitszustand es ihm erlauben wird. Von der Ausdehnung der dritten Etatslelung hängt jetzt lediglich noch der Schluß des Reichstages ab, der am Mittwoch zu ermöglichen wäre, am Donnerstag jidoch spätestens mit Bestimmtheit zu «warten ist. Zur Stunde soll noch kein Beschluß darüber gefaßt sein, ob der Reichstag nach der bevorstehenden Erledigung seiner Ge schäfte geschlossen oder nur vertagt werden soll. Das erstere ist jedoch das Wahrscheinlichere, da bisher roch nicht unbedingt feststeht, daß eine Frühjahrssession statt finden wird. Sollte der Reichstag zu einer solchen be rufen werden, waS allerdings den Wünschen der ReichS- regierung entspricht, so würde es zwar, wie der Staats sekretär des Innern schon jüngst im Reichstage hervorhob, an Arbeit nicht fehlen, indeß dürfte auf die Entscheidung über die Frage der Berufung von erheblichem Einfluß sein, ob eS gelingt, die Unfallversicherungövorlage recht zeitig fertig zu stellen. Für die künftigen ReichstagS- wahlen würde eS von hoher Bedeutung sein, wenn der von klerikaler Seite befürwortete Vorschlag, die Berliner Stadtverordneten-Versammlung aufzulösen, in Ausfüh rung käme. In Berlin ist eine neue Eivtheilung der städtischen Wahlbezirke seit Jahren dringlich geworden, da in Folge der Anhäufung der Bevölkerung es jetzt Wahlbezirke im Innern von 5000 und in den Vorstädten solche von 100,000 Seelen giebt. Kleinliche persönliche Interessen der Stadtverordneten, die sich an ihre Man date klammerten, verhinderten bis jetzt eine Reform und nunmehr verlautet, die Regierung beabsichtige, die Stadtverordneten-Versammlung aufzulösen, um zu einer Regelung dieser Frage zu gelangen. Die Auflösung kann auf den Antrag deS Staatsminifirriums durch könig liche Verordnung «folgen, worauf binnen sechs Monaten Neuwahlen — im vorliegenden Falle nach vorheriger Neueintheilung der Wahlbezirke — zu erfolgen haben; für die Zwischenzeit würde die Regierung «ommissäre ernennen, welche dem Magistrat gegenüber die Befugnisse der Stadtverordneten-Versammlung auSzuüben haben. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Inserate»- Annahmesteüent Die Arnoldische Buchkandiunm Jnoalidendank, Hassenstein LBogler, Rudolf Moste, G. L. Daube L Ea. in Dre-den, Leipjl-, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. . Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. surunsl zu ihren HauS vertagte darauf"die wattige Beun h^g 8^ Sonnabend wurde die «b S»'°,°w b-wmo-M« °" ».'s"»-" Ä F^mbura doch so wie so bedeutende Aufwendungen mochm "am um im W«»d-->d.I ,-uku-«°Mig ,u M, er iBremen) betonte eS als «ne allgemeine UfaAng, daß der Anschluß der freien Städte zu erfolgen hab ' Er halte diese Auffassung für eine wohlbegründete und erwarte große Vortheile von dem Anschluß, zunächst den daß dadurch die deutsche Ausfuhr gefordert werde. Aba v Kardorff erklärte für d.e Vorlage zu stimmen, wenn auch die Landwirthschaft geschädigt s«, denn man hätte den Hamburgern die Spritmdustrie nicht lassen sollen Abg. Richter (Hagen) wandte sich gegen da» Bestreben, die Krage zu einer nationalen Sache au zi^ bauschen, <n statt die Gründe für und w.der rem sachlich abEägen. Lediglich der W'üe deS Kanzler- s« maß gebend und für seine Macht könne man falls dw Vor lage angenommen werden sollte, k«n besseres Beispiel anführen als daß er im Stande war, tue Verhältmffe einer solchen bedeutenden Stadt von Grund auS umzu- q,stallen. Finanzminister Bitter hob die wirthschäft- liehen Vortheile des Zollanschlusses hervor. Abg. W in dt- horst meinte, wenn das Reich 40 Millionen gebe, dann müßten die Hamburger immer noch mehr al- 100 Millionen zahlen. Zur Sicherung Hamburgs wäre es aber wünschenSwerth, wenn der Reichskanzler sich nochmals über die einschlagenden Verhältnisse äußerte. Finanzminister Bitter entgegnete, daß der Reichskanzler noch auf demselben Standpunkte stehe, wie in dem Briefe an den Ministerresidenten Krüger, der übrigens mit allerhöchster Ermächtigung geschrieben sei; die jetzige Zollbehandlung würde als dauernde Einrichtung betrachtet. Nach einigen Bemerkungen der Abgg. Bamberger und v. Minnigerode schloß die D batte. Bei namentlicher Abstimmung erklärten sich ron 273 Stimmen 171 für, 102 gegen die Vorlage. Die übrigen Paragraphen, welche die gewöhnlichen Ausführungsbestimmungen über die Aufnahme der Anleihe rc. enthalten, wurden mit dem Zusätze genehmigt, daß die jährlich zu verwendenden Be träge in den Etat einzustellen seien. Ebenso genehmigte das Haus die Resolution, welche die Erwartung au»- spricht, daß die jetzige Zollbehandlung auf der Unterelbe Lxped. u. Redaktion Dresden-Neustadt v. Meißner Taste 3. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. früh. Abonnements- drei». Vierteljahr!. M. l,50. Zu beziehen durch di« kaiserlichen Poit- «nstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in- HauS erhebt die Post noch eme Ge bühr von 25 Pfg. Feuilleton. Die achte Todsünde. Roman von U. Höffer. (20. Fortsetzung.) .Natürlich! — ach, daS ist eS ja gnade, Kousin unS hört doch Niemand? — Denken Sie sich nur, ein ziemlich gemein auSsehender Mensch war diesen Abend hier und begehrte die Tante unter vier Augen zu sprechen. Sie redeten im Kabinet äußerst heftig, ich Hötte Ihren Namen, Leo, der Fremde rief ihn im drohenden Lone, — ja, und da horchte ich hinter der Portiöre. SS war vielleicht sehr schlecht von mir, ich schäme mich dessen, ab denncch zog mich'S unwiderstehlich, alles zuerfahren." Die kleine Dame schluchzte, ihre Hände zitterten. „L.o, der Mensch sagte, Sie hätten vor einem Monat einen Wechsel ausgestellt und diesen dann nicht einlösen können, nun wolle er, um zu seinem Gelbe zu kommen, L> Papier einklagen, oder nein, eS war ein andere- Wort, — protestiren, glaube ich!" — ^o'S Herz schlug heftig. „Weiter," drängte er. „Bitt-, mein Fräulein, waS antwortete ihm die Mutter?" „O Gott, Kousin, eS war schrecklich. Tante Klara str'-te gelassen weiter. „DaS ist Sache der Firma Wo"ram," versetzte sie, „mich kümmert - nicht." „Da schlug der Fremde mit geballter Faust hart auf >ie Tischplatte. „So, Madame, Sie wollen also in Reichthum und Ueberfiuß weiter schwelgen, indeß Ihr Herr Sohn ehrliche Leute auf da» Glattei- führt und fi« zu Grunde richtet. Wer konnte wissen, baß da» zweierlei ist, Wolfram'sches Privatvermögen und Wolf- ! ram'scheS Geschäftskapital. — Ich sage Ihnen, von allen Dächern sollen die Spatzen diese skandalöse Ge- ! schichte erzählen." Und da ging die Tante gemessenen Schritte- zum Klingelzuge. AIS der Bediente erschien, zeigte sie auf den fremden Mann. „Otffnrn Sie diesem Herrn die Thür, LouiS, — ich bin für ihn künftig nie mehr zu ! Hause." „DaS frappirte wohl dem Menschen, oder die Wuth - schnürte ihm die Kehle zusammen, er ging ohne ein ; weiteres Wort hinaus und ich flüchtete zitternd an daS Instrument, wo ich zu spielen begann, um nur schweigen ! zu dürfen. Die Tante ist doch — — ach, Leo, ich i fürchte mich vor ihr. Statt ganz vernichtet zu sein, schien sie heimlich eine Art von Triumph zu empfinden." Leo'S blasses Gesicht überzog sich im Augenblick mit Purpurrvihe. „Sie sind sehr gütig, Kousine," versetzte er beinahe ! stammelnd. „Bitte, machen Sie von dem Gehörten einstweilen noch keinen Gebrauch, — eS wird wirklich früh genug in Jedermann s Mund gelangen." Er wollte sich mit einem flüchtigen Gruße verab schieden, aber Helene hielt ibn zurück. „Noch eine Frage, Kousin, — gerade die schwerste, delikateste. O, ! lieber Gott, ich erfuhr nicht, «m wie viel Geld fich'S handelte, — ich — bitte, Leo, sagen Sie mir's! — Sollte eS mehr sein, al- hundert oder hundertundzwanzig Thaler?" Sein Erstaunen wuchs. „Fräulein Helene, we-halb? — — aber bitte, weinen Sie doch nicht so sehr." Er zog ihre Hände vom Gesicht herab und behielt sie in den seinigen. „WeShalb wünschen Sie die Höhe dieser Unglücks summe kennen zu lernen, Helene?" „Ach, wenn eS ausreichend wäre, — ich habe die Uhr mit Kette, meine Ohrringe, meine —" „Helene!" Er umfaßte plötzlich die zarte kleine Gestalt und küßte gerührt den Mund, der so mitleidsvoll klagte. „Sprechen Sie ein solche- Wort nie wieder au», Kousine, — gewiß, ich bin dessen nicht werth, alle Ihre Güte, Ihre Opfer könnten den Gang deS Schicksals nicht aufhalten. Aber dennoch danke ich Ihnen tausend — tausendmal." Und sie bi- an die Freitreppe begleitend, verbeugte er sich zum Abschied. An diesem Abend seiner Mutter entgegenzutretrn, wäre ihm unmöglich gewesen, er haßte sie beinahe. ^^Elvürdig, daß doch die äußeren Angelegenheiten eine solche Macht entfalten konnten. Leo'S Herz klopfte, alS er einige Minuten später in seinem einsamen Zimmer de- Fremden gedachte, der da so erbittert auSgerufen: Ihr Herr Sohn führt ehrliche Leute auf da» Glatt«- und richtet sie zu Grunde! . d" alte Ehrhorn, eia einfacher, streng arbeitender Mann, ein Instrumentenmacher, dessen ganze Habe, etwa zwölf bi- zwanzig Fortepiano», zwischen hier und einem iüdamenkani'chen Hafer vlatz auf dem h""* die unerfadrenen Leute Geschäft überredet, hatte von den Unterneh- großen Londoner Häuser auf seine eigene« Verhältnisse ohne Weitere» geschloffen und Wechsel