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WWWWMWWWWWWWWWW Rr. 2S1. - 4. Jahrga«g. Mtl AF/ und Ktaötbote. ^ Freitag, 12. Dezember 1884. 1 Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Bororte: AltchenmihMendors, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, «ablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Sch-«-». Die Abonnenten erhalten «it de« Anzeiger allwöchentlich 3 Unterhaltungs Blätter, sowie das 8seitige, reich» illustrirte humoristische Anzeiger-Bilderbuch. Nbnrmeutentsbestellrmae«, vierteljährl. IVO Pf. (Zntr. 40 Pf.), mouaü. VO Pf. (Z«tr. iv Pf.), nehmen an dir BerlagSexpeditwu und Ausgabestellen in Chemnitz und obige« Boroneu. Außerhalb dieser Ort« km« der An^iger nnr bei den Postanstalten — PoftzeitungS-Liste 7. Nachtrag Nr. 10VS — bestellt werde«. I« Oesterreich-Ungarn ist der Chemnitzer Anzeiger zum AbounementSpreise von vierteljährlich 1 Gulden 41 Kr., monatlich 47 Kr. («xkl. Agiozuschlag) durch die Postanstalteu zu beziehen. Jnsertionspreis: di« schmal» (Ispaltige) KorpnSzrile oder deren Nan« 1» Pfennig». — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Ans groß, Annonce» »nd Wiederholungen Nabnit. — Annoncen-Annahme für dir nächst» Nnmmer bis Mittag. — AnSgab« jeden Lochantag NachmittNtz. Aunoneeubestellunaen von auswärts wolle man de« JusertionSbetrag stet» beifügen (kleinere Vstrügl in Briefmarken) je 8 Silben der gewöhnlichen Korpusschrift bilden eine Zeile und kosten Iv Pfennig«. BerlagS-Expedition: Vkexande« Wied«, «uchdruckerei, Lhemnitz, Theaterstratze 48 (ehemalige- Bezirksgericht, gegenüber dem Kasi«»). Bekanntmachung. Der Metevialwaarenhändler Herr Theodor Oswald Reichel in Rottluff beabsichtigt, in dem uuter Nr i>86 de« BraudverstcherungS-Kataster«, Nr. Illo des Flurbuch- für Rottluff gelegenen Grundstücke «ine Schlächterei zu «richte». I» Gemäßheit 8 17 der Reich-gewerbeordnung vom 1. Juli 1888 wird die« «it der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, »om Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen Chemnitz, am 9. Dezember 1884. Die Königliche AmtShanptmannschaft. Sch »edler. Beyer. Bekanntmachung. Der Gastwirlh Herr Friedrich Brun» Lorenz iu «lteudorf »eabsichtigt, tu dem unter Nr. 888 des Hrand»ersicheru»g««>atasterS, Nr. 48 d de« Flurbuchs für Altendorf, gelegene» Grundstücke «in« Schlächterei zu errichte». In Gemäßheit 8 17 der Reich-gewerbeordnung vom 1. Juli 188» wird die- mit der Aufforderung hierdurch bekanut gemacht, etwaige Ei,»enduuge« hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, »om Erscheinen dieser Bekanntmoqnng an Berechnet, allhier «nzubringen. Chemnitz, am 9. Dezember 1884. Die Königliche AmtShauptmanuschaft. Schwedler. Beyer. Bekanntmach ung, die Errichtung einer gemeinsamen Meldestelle betreffend. Nachdem wir aus Grund von 8 49 d«S ReichSgeseheS vom 15. Juni I»8L betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, für die Gemeinde trankenversicherung und sämmtliche Ortskcankenkaffeu hiesiger Stadt eine ge meinsame Meldestelle, deren Geschäft-lokal sich bis aus Weiteres im Rath- haase — links 2 Treppen, Zimmer Nr. 57 — befindet, errichtet haben, bringe» wir dies mit dem Vemerke» zur öffentlichen Kenntniß, daß alle ge setzlich vorgeschriebe»«« An--- - für die sicherung und die sämmtlichen Orttkrankenkaffen der Stadt Chemnitz bei der gemeinsamen Meldestelle zu bewirken sind Weiter wird auf Grund von 8 78 de- obgedachten Gesetze- angeordnet, daß all« hier bestehenden Krankenkaffen, deren Mitgliedschaft van der Ver pflichtung, der Gemeindekrankenverstcherun- oder einer Ortskrankenkaff« anzu- gehören, befreit, jeden Austritt eines Mitgliedes, bei Vermeidung der in 8 81 de- Gesetzes gedrohten Strafen binnen einer Woche bei der gemeinsamen Meldestelle zur Anzeige zu bringen haben. Zur Erstattung dieser Anzeigen ist für jede Kaffe, sofern deren Borstand nicht «iue andere Person benennt, der Kaffen- und Rechnungsführer derselben verpflichtet. Chemnitz, am 19. Dezember 1884. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andre, vr., Oberbürgermeister.F. Im Handelsregister für de» Landbezirk der Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus dem die hiesige Firma Akiicn-Lagerbier-Brauerei zu Schloß- Chemnitz betreffenden Folium 65 verlautbart, daß lt. Beschlusses der General- hier betr. Versammlung vom 4 Dezember 1884 die 88 >, 2, 4, 5, 8, 9, 10, II, 12, 14. 15, 16, 17, 18, 19, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 29, »0,31 und SS des Statut, ! abgeändert worden sind, daß der 8 23 in Wegfall gekommen ist und daß dem-, zufolge die H8 24 bis mit 32 die Bezeichnung 23 bi» mit 3l erhalten haben. Die- wird mit dem Hinzufügen bekannt gemacht, daß alle von der Ge sellschaft ausgehenden Bekanntmachungen in dem Deutschen Reichsanzeiger erfolgen, daß eS jedoch dem Vorstand« und Aussicht-rathe freisteht, Bekannt- j machungen der Gesellschaft auch noch in anderen Blättern zu veröffentlichen, sowie, daß zur Giltigkeit der Zeichnung der Firma, falls der Vorstand nur I aus einem Direktor besteht, die Handzeichnung diese« einen Direktors, falls der Vorstand au» zwei oder mehreren Direktoren besteht, die Handzeichnung zweier Direktor» oder die eines Direktors uad eines Prokuristen e forder- Lhemnitz, a« 8. Dezember 1884 i Könrgl. Amtsgericht. Abth. L. j ^ Rohr. Tr. ! Wießner in Chemnitz die Firma C K. Meßner daselbst au» dem NaLass« de« bisherigen Inhaber» derselben, Herr» Carl Friedrich Wießner, znr Feri- sührung übernommen hat. Lhemnitz, am IO. Dezember 1884. > . i König,. Amtsgericht, «tthl. ». - , NÄr. ' ' , , v Ttz Im Handelsregister für den Stadtbezirk de« untetzeichnete» », wurde heute auf Folium 1797 verlautbart, daß Frau Agnes »rr». , geb. Scharnagel in Berlin die Firma L. «. Scharnagel L Schmücket» h» Lhemnitz an» dem Nachlasse de» bisherigen Inhaber» derselben» »eS Kons» mann» Herrn Eduard Wilhelm Rudolf Schnmckert, zur Fortführung üi«- nomme» hat Lhemnitz, am 10. Dezember >884. König!. Amtsgericht, Abth. 8. ^. Nohr. W-.,,,' Die Bekanntmachung vom 7. Oktober d. I.» Fanny Helene Ragler von hat sich Chemnitz, 9. De^mber 1884. erledigt. iHW er Königlich« AmtSauwalt. I. «: Lechla. I« Handelsregister sür den Etadtbezirl des Unterzeichneten AmtSaericht» wurde heute ans Folium. 696 vtrlautbarr, daß Frau Therese Wilqelmine Erledigt hat sich die Vorladung de» Steinmetz Jahaim Gottlieb Thiele an» End« den» 14. Nooember o. durch Ermittelung derselbe». Lhemnitz, den 9. Dezember 1884. ' Königliche Staatsanwaltschaft- vr. Schmidt. Im Auktionssaale des hiesigen JustizgebäudeS solle» Freitag, den 12. Dezember 1884, Vormittag» 9 Uhr verschiedene Gegenstände, insbesondere Klriderselrettre, Spiegel, Sophal, Uhren, Waschtische, Kommoden, Leuchter, Lampen, Nähmaschinen, Ladenntetz» silien, Doppelfenster, Jalousien, Drehbänke, Büffet», PianinaS, Frauen- «nd Kinderröcke, Kleider, Hemden, Schürzen, Filzhüte, Stiesel, u. s. M.» gehr» sosortig« baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Gericht» Vollzieher«; Lhemnitz, den S. Dezember 1884, , Lange. TäseSchr««» IS. Dezeutber. 1853. Lromwell wird Pratektor. 1766. Gottsched f. 1877. Serbien erklärt den Krieg an die Pforte. Lelegseamme -«s GH-mwitz-v Rkwz-ige»». Vom 10. Dezember. Berlin. Die neue demokratische Bereinigung hat einen Auf ruf an die Demokraten Norddeutschlands behuf» Beitritt» zur demo kratischen Partei erlassen. Wien. Beim Personenzuge der Aspangbahn nächst Bieder mannsdorf wurden durch den Orkan die vier letzten Waggon» «n» den BerbindungSketten gerissen und über die Dammböschung ge schleudert. Glücklicherweise waren die Waggons, welche vollständig zertrümmert wurden, schwach besetzt. Ein HandlungSreisender und ein Kondukteur wurden lebensgefährlich, eine Frau mit einem Säugling und noch andere Passagiere leicht verletzt. — Auch bei der Station Neufeld sollen einige Waggon« über den Damm geschleudert sein. Details fehlen jedoch noch. Der Sturm richtete viele Unfälle an. Wien. In diplomatischen Kreisen wird allgemein angenommen, daß kein Kabinet den englischen Vorschlägen in Betreff Egyptens znstimmen wird. Die diesbezüglichen Vorverhandlungen dürften lange Zeit in Anspruch nehmen; dieselben sind bisher über da» AnfaugS- ftadium noch nicht hinaus gelaugt. — Die heute beendete gemeinsame Kollkonfereuz erzielte eine Einigung zwischen Oesterreich und Ungarn über jene Kampfzölle, bi« bei einer etwaigen Zollerhöhung für Roh Produkte seiten» Frankreichs, gegen letztere» anzuwenden seien Wien. Der Gewerbeausschuß begann die Debatte über das UnfallverstcherungSgesetz. Der Referent, Fürst Lichtenstein, befürwortete die Regierungsvorlage. Die Abgeordneten der Linken finden die Grenzen de» Gesetze» zu eng und die vierwöchige Karenzzeit zu kurz. Der Regierungsvertreter Steinbach kündigte die Vorlage eine» Kranken- lafsengesetzeS an. — In der Dynamitfabrik in Altdlron <Prcußisch- Schlefien) explodirten 800 Kilogramm Nitroglyzerin, wobei der Fabrik perwalter und zwei Arbeiter getödtet würden. Wien. Der Eisenbahnausschuß genehmigte die Vorlage betr. die Einlösung der Albrechtbahn durch den Staat in der vom Herren haus angenommenen Fassung. — Auf eine bezügliche Anfrage er- »lederte der HaudelSminister Pino, er habe allerdings der Länderbank die Borkonzession für eine 190 Kilometer lange Linie Stryj- PodwoloczySka auf Grund des LokalbahngesetzeS ertheilt, was jedoch die definitive KonzesfionSertheilung nicht präjudizire. Rom. Eine Meldung der „Agencia Stafani" au» Aden besagt, die Nachricht, daß Italien Zulo bei Mafsowah beseht habe, sei un- »egründet. Athen. Der Bericht der Kammrrkommission empfiehlt die An nahme de» HaudelSvertra,rs mit Deutschland. Pari» Die indirekte» Steuein de» November blieben um -,238,100 Fr. gegen den Voranschlag und um 3,280,000 Fr. gegen den November 1883 zurück. — Der Minister de» Innern, Waldeck- Nouffeau, wird am 21. d. M. vor den Arbeitem der Eyndikatskam- «eru von Pari» anläßlich einer PreiSvertheilnng eine Rede halten. (Weitere Telegramme stehe dritte Seite.) Ehi««r. Da» Reich der Mitte lenkt durch den Krieg mit Frankreich die Aufmerksamkeit der zivilisirten Welt mehr al» bisher auf sich; chine sische Gesandte und Diplomaten kommen und gehen, um Europa für China zu interesfiren. Und China ist ei» interessante» Land, leider «der anscheinend dem Untergange geweiht, e» sei denn, daß eS sich erhebe, um seine« Despotismus abzustreifen und in den Weltverkehr so «inzutretrn, daß die modern« Kultur ihm die Segnungen wahrer Zivilisation brk»»ü And-e» errette. Der Despotismus hatULHina au den Rand de» Elends und Berverbens gebracht. Seine Städte sind im Beifall, und schmutzig, seine Straßen, nicht wunderbare Schöpf-' ungen, sind elende Wege, gefährlich und vernachlässigt. Im westlichen China giebt es noch heute wunderbare Hängebrücken und mächtige Wegebauten, aber die Eisenketten find verrostet, da- Holz ist verfault und da» Steinwerk zerbröckelt. Die Straßen find fast unpassirbar und durch Räuberbanden unsicher; man braucht heutzutage mehrere Monate, um vom chinessischen Meere au» nach dem Hochland von Tibet zu gelangen. Auf den Flüssen vermitteln elende Dschunken den Verkehr, denn die fremden Dampfschiffe dürfen nicht über die VertragShäsen hinaus Vordringen. Die Verkehrsmittel zu Lande sind ^ erbärmlich, die Fracht wird auf Kanen oder auf dem Rücken von Thieren und Menschen fortgeschafft. Die Provinzen sind durch un- passirbare Barrieren abgesondert, so daß in einer Ueberfluß, in der andern Hungersnoth herrschen kann. Bei der letzten Nolh in West- China herrschte daselbst der Kannibalismus. Das sind die Folgen beständiger Jsolirung. In mancher Provinz wird die chinesische Landschaft in günstigen Jahren al» selten schön beschrieben; die Felder erglänzen in reichen Ernten, die Reisfelder stehen üppig, die Hügel sind mit Thee und Blumen be deckt, die Wohnstätten sauber und eS herrscht gute Ordnung und Unabhängigkeit. Die Landwirthe aber sind in ihren Kenntnissen weit hinter dem europäischen Bauer und dem amerikanischen Farmer zu rück. Ihre rohen Pflüge brechen den Boden schlecht um; eS fehlen ihnen die gewöhnlichen Ackergeräthschafter», Früchte und Gemüse sind wenig mannigfaltig und armselig. Die Häuser sind ohne bequeme Einrichtungen, Manieren, Sitten und Moral sind oft barbarisch. Die Chinesen gehen geistig zu Grunde. Der Gedanke an Frei heit und Unabhängigkeit hat sie nie erreicht. Ihre Literatur ist das Produtt serviler Geister, die eS niemals gewagt haben, über die Oberherrschaft des SohneS des Himmels zu disputiren. Poeten und Philosophen rutschen vor den Despoten auf den Knieen herum. Gle'ch den Persern, Arabern und Egyptern haben die Chinesen niemals versucht, frei zu sein, und darum gehen sie allmählich unter. Sie haben selbst ihre eigenen Erfindungen wieder verloren. Das China von heute steht tief unter dem China der Zeit Marko Polo's. Sein großer Kanal ist eine Ruine; sein Zivildienst eine Quelle der Korruption; seine Schulen find die Schulen de» Mittelalter»; seine immense Bevölkerung ist im Innern sklavisch unterdrückt, an den Küsten die Beute fremder Nationen. Die Kunst, feines Porzellan herzustellen, ist verloren gegangen; sogar der Thee wird von Jahr zu Jahr schlechter. Alle Kriege enden für China unglücklich; die größten Anstreng ungen der Negierung, Armee und Flotte zu verbessern, scheitern an dem schlechten menschlichen »Material". Ein gräuliche» Kastenwesen, eine verworrene Verwaltung und erbärmliche Justiz verhindern jeden Fortschritt. Frankreich bedroht Annam und hat Formosa genommen; England und Rußland bedrohen da» Reich der Mitte von andern Seiten. Dampf, Elektrizität, Eisenbahnen und die Presse nähern sich seinen Grenzen; e- handelt sich für China um Untergang oder um Wiederaufleben. Mit einem Eisenbahnnetze bedeckt und von euro päischer oder amerikanischer Thätigkeit durchdrungen, könnnte Chinas noch einer der glücklichsten Flecke der Erde werden; al» ein freie» Volk vermöchten die Chinesen sich zu erheben und ihr immenses Reich könnte dem Welthandel einen neuen Impuls geben, aber vorher müßte eS den Despotismus zertrümmern. Motttische -r«»dfchü«. Deutsches Reich. In der gestrigen (11.) Plenatfitzung de» Reichstage» wurden zunächst die Anträge eiledigt, welche die «enderung der auf die Wahlprüfnng bezüglichen Bestimmungen betreffe«. Berichterstetter ist der Abg. Freih«, tz. Stauffenberg (dfr.). ES handelt sich dabei bekanntlich um eine anderweitige Zn» sammensetzuog und Organisation der WablprüfungS-Kommisstoo zn, Verhinderung mannigfacher, namentlich in der letzt« LegiSlatnr- periode zu Taye getretenen Mißstände und Verschleppung der Wahl- Prüfungen. Die GeschäftSordnungS-Kommission Wünsche, daß die Sach« schleunig zur Erledigung gelange, damit die WahlprüfungS-Kommisfion so bald als möglich gewählt werde «nd ihre Arbeiten beginnen könne. Abg. Ackermann meinte, daß der Reichstag de« leicht fertigen Einbringen von Wahlprotesten nicht Vorschub leisten dürfe. Abg. Hasenclever erklärte sich mit dem Anträge des Referent« einverstanden, da er nur für die laufende Session Geltung Hab« solle. Im klebrigen hätten die Wahlproteste an sich ihr Nützliche», wenn sie auch die Wahlprüfuugen im Hause erschwerte«. Abg. vr. Marquardsen sprach für den Antrag der Geschäftsordnung»« Kommission, ebenso Abg. Rickert, während Abg. Liebknecht da für hielt, daß den eigentlichen bestehende« Schäden durch den em pfohlenen Antrag nicht werde abgeholfen werden. In der Entscheidung über die Wahlen liege zugleich eine Machtfrage, bei welcher der Reichstag allein zu entscheiden haben müßte, um den Willen de» Volkes zum vollen Ausdruck zu bringen. Abg. Windthorst erklärte sich für den vorliegenden Antrag; Abg. von Gramatzki glanbt« dagegen nicht, daß auf dem vorgeschlagenen Wege die beabsichtigte Besserung werde erreicht werden. Nach längerer Debatte wurden di« Anträge der Kommission iudeß angenommen. — ES folgt die erst« Ba- rathung der Anträge Reichensperger und Munckel auf Wiederein führung der Berufungsinstanz im Strafversahr«n. Reichensperger begründet den Antrag eingehend; die öffentlich» Meinung fordere ein« Berufung auch gegen die llrtheile der Straf kammern. Staatssekretär ».Schilling: Die fünfjährige Erfahrung habe dem Reichskanzler eine ernste Prüfung der Frage wünschen»« werlh erscheinen kaffen. Er sei im Begriff, mit den verbündete« Regierungen darüber in Berathung zu treten. Der Reichskanzler hoffe im Anschluß au die Anträge eine bezügliche Vorlage bald ein« bringen zu können und beabsichtige gleichzeitig eine Anzahl nutzloser und lästiger Einrichtungen in der Gerichtspflege, so in Bezug auf di« zu häufigen SchwurgerichtSfitzungen vielleicht auch auf die allzu große Zahl der Geschworenen zu beseitigen oder zu beschränken. Bel einem zustimmenden Votum werde da» bei der Berathung hervorgetretene Material nach Möglichkeit benutzt werden. Ab geordneter von Buel spricht sür die Anträge, vr. Hart mann: Die Konservativen halten die Reichsjustizgesetzgebung für reformbedürftig und stellen sich deshalb zu den Anträgen freund lich, machen aber die Berufungsfrage nicht zur Parteisache. Er, per sönlich, halte die Berufung allein ohne andere Reformen für eine» mangelhaften Nothbehelf. Die Berufung sei entbehrlich, wo die Wie deraufnahme de» Verfahrens zulässig sei. Liege nur dasselbe that- sächliche Material vor. so sei die zweite Instanz schlechter inkormirt als die erste. Redner wünscht die Bestimmung, daß jeder Staats anwalt erst Richter gewesen sein müsse, daß er nicht immer Staats anwalt bleibt, daß für «inen Wechsel gesorgt werde, sonst verknöchere da» Institut. Der Staatsanwalt erkenne e» nnr als sein« Pflicht» Schuldige zn verfolgen, nicht aber dafür zu sorgen, daß Niemand unschuldig verfolgt oder zu hart bestraft werde (lebhafter Beifall von allen Seiten.) Rach längerer Debatte wir» die Weiterberathung bi» zur nächsten Sitzung vertagt. — LS gewinnt den Anschein, als ob der bekannte Wedel!« M a l ch o w' s ch e« u t r « g vor Weihnachten nicht mehr znr Berathnng t« Reichstag kämmen wird, k» finde« Sandin», ge« über die Stellung der ein zelne» Parteien zu demselben statt; auch über die Stellung de, Ne gierung zu dem Anträge ist Sicheres noch nicht bekannt. Der An tragsteller selbst erklärt übrigens, daß er auch aus andere Vorschläge, einzugehen bereit ist. Sr hat den Gesetzentwurf nicht eingebracht, »etl « ihn sür die beste Lösung der Börseust,«erfrag« hü» /JA