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M. 207. — 4. Jlchrgall,. Mittwich, 3 September I«L tMbole. Unparteiisches Tageblatt sür Ehemnitz und Umgegend besonders für die Bororte: Altcheomitz, Altendors, Bernsdors, Borna, Ebersdors, Furch, Gablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönas. 3 Unterhaltungs Blätter, Die Abonnenten erhalten mit dem Anzeiger allwöchentlich Abomiemeutsbeftelllmgen, vierteljährl. IKOPf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. KO Pf. (Zutr. 1k Pf.). nehmen an die Verlagsexpedition und Ausgabestellen in Chemnitz und obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte tanu de» Artiger nnr bei den Postanstalteu — PostztgS-Liste 7. Nachtrag Nr. 10S9 — bestellt werden. LiL ILA: AnzeigrrBilderbuch JnfertionSpreiS: di« schmal« (Ispaltige) Sorpn-zeile oder der« Simm IS Pfennig». —- — Unter Eingesandt pro Zelle 30 Pfennige. — Auf groß, Annonce» nnd Wiederholungen Rabatt. — Annonce«.Annahme für di« nächst« Nnmmer bis Mittag. — ««»gab, jeden «ochentag Nachmittag. Berlags-Expedition: Wkexandee Wiede, Buchdruckerei, Ehemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kafi«o> Uadrilr für ^VLsollwangelu — Lontor- und liadso-LillriolrtnnAon * Vampttlsvltlsrvl Oll» iO»>PG»Vkt, 2vlvk»nsr8ti'. * Lüodsu- und Wirtbsodaktsmüdsl — Liodsrmüdsl — 8okuII»LaIka. Taaeschronik. 3. September 1658. Oliver Eromwell gest. 1704. Joses Juffieu, Naturforscher, geb 1745. Archenholb, Historiker, geb. 1783. Nordamerika unabhängig. 1877. Thier-gest. Telegramme des Chemnitzer -knzeigers. Vom 1. September. Berlin. Die „Kreuzzeitung" weist gegenüber der Nachricht, daß die Kaiserentrevue aufgeschoben fei, darauf hin, daß der Tag noch gar nicht festgestellt worden, und erllärt, der Reichskanzler werde Barzin fürs Erste nicht verlosten, vielmehr im Laufe dieser Woche den Besuch des Staatssekretär Bötticher erhalten, behufs Besprechung der ParlamentSeampagne. — Die „National-Zeitung" meldet: Die Bundesregierungen sind bereits verständigt von der kaiserlichen Ver fügung, betreffs Anberaumung der bevorstehenden Reichstagswahlen, und ersucht, die nöthigen Vorbereitungen zu treffen. Berlin. Von hier aus sind in den letzten Tagen die Bundes regierungen verständigt worden, daß eine kaiserliche Verfügung wegen der Anberaumung der Neuwahlen für.den Reichstag für die nächste Zeit zu erwarten stehe, und es sich daher empfehle, um Zeitverlust zu vermeiden, die Wahlvorbereitungen möglichst zu fördern. München. Während der gestrigen Aufführung der Götter dämmerung im Hoftheater ereignete sich eine furchtbare Szene: Während des Borspieles des dritten Aktes ertönten plötzlich 4 Mal entsetzliche markdurchdringende Schreie. Das Orchester hörte auf zu spielen. Ein Besucher des Theater-, Architekt Hummel aus Wien, war plötzlich wahnfinnig geworden, hatte sich aus «ine im Parquet neben ihm fitzende Dame, die Fra« des Musikalienhändlers Schmidt, gestürzt und versuchte dieselbe zu erwürgen. Sechs Herren stürzten sich auf den Rasenden und es entstand eine schreckliche Rauferei, bis unter Hilfe eines Arztes der Irrsinnige hinaustransportirt wurde. Triest. Der Lloyddampfer „Mars" ist mit der ostindischen Ueberlandspost aus Alexandrien hier eingetroffen. Rom. Die klerikalen Journale bringen eine päpstliche Enchklika an den gesammten katholischen Episkopat, welche, an die vorjährige Enchklika bezüglich der Rosenkranzandacht erinnernd, zu erhöhter An dacht ermahnt, um den Triumph der Kirche zu sichern und Italien vor weiteren Verheerungen der Cholera zu bewahren. London Der „Time-" wird aus Fu-tscheu gemeldet: Die Chinesen blockirten Limpoo; auf das englische Kriegsschiff „Admiral Dowell" wurde geschossen. Der englische Konsul entkam nur mit ge nauer Noth aus dem Palaste des Vizekönigs in chinesischem Anzug. Die Franzosen hoffen, China mit den neutralen Mächten in Konflikt zu bringen. Courbet un» Lespes sind abgefahre», zwei französische Kanonenboote bleiben hier. Der „Admiral Dowell" befinde sich in der Nähe der Pagode. New - Aork. Die sinkenden Grubenarbeiter des Kohlendistriktes Hockiug (Ohio) begannen Sonnabends die ersten Ruhestörungen. Sie griffen die zum Schutz der Gruben aufgestellten Wachen an, tödteten «inen Wächter, verwundeten zwei andere und durchschnitten den Delegraphendraht. Die Sinkenden lagern bei den Gruben, um die Nichtstrikenden am Arbeiten zu verhindern, Zur Hetzstellung der Ruhe werden Truppen abgesendet. Der Gouverneur von Ohio begab sich Persönlich an Ort und Stelle. Der Sheriff wurde angewiesen, die Tumultuanten heute zum Auseinandergehen aufzufordern. Nach den letzten Meldungen hat die Zahl der Ruhestörer zugenommen. London, 2. September. Der „Times" wird au» Peking von heute stütz telegraphirt: In den Straßen find Anschläge an- gehcftet, worin der Krieg gegen Frankeich Prollaairt und gleichzeitig allen Bewohnern unter strengen Strafen anbefohlen wird, sich jeder Belästigung der Angehörigen anderer Nationen zu enthalten. Frankreich un- England. Der alt« Argwohn der Franzosen gegen die Engländer, welcher niemals ganz eingeschläfert war, ist durch die Verwickelungen mit China plötzlich wieder wach gerufen. Bekanntlich ist dieses Mißtrauen geschichtlich nur zu wohl begründet und hat daher in der französischen Presse stets ein lebhaftes Echo gefunden, so z. B. jetzt wieder im „Petit Journal". Dasselbe schreibt: „Sind die Engländer den Fran zosen in Wirklichkeit nicht feindlich gesinnt, wie es doch den Anschein hat, so haben sie eine ausgezeichnete Gelegenheit sich durch die That als Freunde der Franzosen zu erweisen. Doch davon später. Vorher wollen wir in großen Zügen den Lesern die neuere Geschichte des be harrlichen Antagonismus der Engländer gegen die Franzosen in's Gedächtniß rufen. Es ist eine geschichtliche Thatsache, daß in den letzten fünfzig Jahren die verschiedenen französischen Regierungen die Allianz mir England zum Angelpunkte ihrer auswärtigen Politik ge macht haben und stets schlecht dabei weggekommen sind; denn Frank reich hat immer Alles hergcben müssen, England dagegen Alles ein zustecken verstanden. Wurve gemeinschaftlich Krieg geführt, wie in der Krim, in China, endlich in Mexiko, wo England die Franzosen kurz nach der Landung im Stich ließ, so ruhte die Hauptlast aus Frankreich, fast alle Bortheile aber waren auf Seiten der Engländer. — Eröffnete Frankeich neue Handelsstraßen, wie den Suez- oder jetzt den Panama-Kanal, so stieß es von Anfang an auf die Feindselig- teil der angelsächsischen Raffe, trotzdem später beim Suez-Kanal der Löwenantheil der zu erntenden Früchte der englischen Schifffahrt in den Schooß fiel; nach Eröffnung des Panama-Kanals für den inter- ipltionalcn Verkehr wird sich England wohl oder übel in die Vortheile desselben mit den Bereinigten Staaten theilen müssen. — Bestand die schwierige Aufgabe in dem Abschluß eines Handelsvertrages, so opferte Frankeich seine einträglichen Schutzzölle, während da» englische Parlament nur die Aufgabe der Akzise auf Wein und Alkohol be willigte und das britische Kabinet die Einfuhr spanischer Weine und deutschen Alkohols zu begünstigen fortfuhr. — Die Franzosen waren also gut genug, um den Engländer« die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Sucht Frankeich seine Kolonialherrschaft in Afrika oder in Asien auszudehnen, so ist England redlich bemüht, durch versteckte Feindseligkeiten diese Pläne zu durchkreuzen. Dazu verwendet es geschickt seine Presse, Missionäre und Konsular agenten, und Frankreichs zivilisirende Aktion wird möglichst lahm gelegt. Wie verfuhr England der Juli-Monarchie gegenüber in Algier? Hat es nicht in jüngster Zeit in Tonkin, in Egypten, am Kongo, in Madagaskar und endlich in China den Fran- zvsen hinreichende Beweise seiner Eigennützigkeit gegeben? Denn den Engländern scheint eS so vorzukommen, als ob jede Entwickelung de» Einflusses, des Reichthums, der Industrie und des Handels der Fran zosen ein Diebstahl an dem Einflüsse, dem Reichthume, der Industrie und dem Handel der Engländer wäre. In dem industriellen und kommerziellen Wettkampfe, der seit dreißig Jahren unter den Völkern Europa's entstanden ist, einem Wettstreite, der durch die Entwickelung der Eisenbahnnetze und der Dampfschifffahrt am Wesentlichsten ver schärft wird, sucht jedes Land die Durchfuhr der Maaren zwischen Okzident und Orient, zwischen Nord und Süd durch sein Gebiet zu lenken. So hatte Frankeich den Mont-Cenis-Tunnel mit großem Kostenaufwande hergestellt, um den Transport der englischen Maaren nach dem Orient oder Italien über seine Grenzen herbeizuführen. Deutschland hat dann vermittelst des St. Gotthardt-Tunnels eine kürzere Route sür den gleichen Zweck geschaffen. Natürlich wprde dadurch der betreffende englische Handelsverkehr über Anders und Rotterdam den Rhein entlang gelenk. Um diese mächtige Pulsader des Weltverkehrs wieder für Frankeich zu gewinnen, haben einige französische Ingenieure das bekannte Projekt eines unterseeischen Tunnels nach England, andere die Konstruktton einer Brücke über den Kanal vorgeschlagen. Es hatte sich bereits eine Gesellschaft für die Erbauung des Tunnels, eines immensen und großartigen Unternehmens, gebildet, das sowohl in England als in Frankreich von den ersten Industriellen protegirt wurde. Das Interesse Englands war hier identisch mit dem- jenigen Frankreichs, und man hatte allen Grund zu glauben, daß die beiden Regierungen sich zu Gunsten des Projektes erklären würden. Aber das englische Mißtrauen hat sich als stärker erwiesen. Man hat die Parlamentsmitglieder mit dem Gespenste einer französischen JnvasionSarmee eingeschüchtert, die eines Tages den schwerbelasteten Zügen aus der Tiefe des Tunnels entsteigen könnte, um England zum zweiten Male zu erobern und — das Parlament hat die Konzession zum Bau des Tunnels abgeschlagen. Diese Befürchtungen waren ganz ungerechtfertigt, übertrieben. Wir brauchen das Kindische der selben nicht näher darzulegen, sondern möchten zur Beruhigung der Engländer an Stelle des Tunnels die Ueberbrückung des Kanals Vor schlägen. Wenn uns unser Gedächtniß nicht täuscht, so sind innerhalb der letzten zwanzig Jahre zwei oder drei Projekte für die Ueberbrückung auf getaucht. Die zu dem Zweck unternommenen Studien, die Bohrungen, die Lothungen der Tiefe des Meeres rc. haben die Pläne wesentlich modifizirt. Derjenige Entwurf, welcher heute die meiste Aussicht auf Realisirnng hat, wurde von den Handelskammern in reifliche Er wägung gezogen und zu seinen Gunsten haben sich mehrere Gutachten der General-Inspektoren für Brücken- nnd Chaufseebauten erklärt. Der Urheber desselben, Herr Värard ds Sainto-^nne, ist vor einiger Zeit gestorben, ohne die Ausführung seines Entwurfes zu erleben. Diese röhrenförmige Brücke soll eine Länge von 36 Kilo- Politische Rundschau. Deutsches Reich. Im Befinden der Prinzessin Wilhelm ist nunmehr erfreulicher Welse definitiv eine Wendung zum Besseren ein getreten. Ta» gestern Mittag auSgegebene Ballett« lautet: Der Zustand Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Wilhelm ist andauernd befriedigend. Komplikationen sind bisher nicht ««getreten. Da der fernere Verlauf der Krankheit voraussichtlich ein langsamer sein wird, werden Bulletin» nur von Zeit zu Zeit erfolgen. — Mit dem 9. September Kitt da» Gesetz vom 9. Juni d. I. gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Spreng stoffen vollständig in Kraft, wonach die Herstellung, der Vertrieb um» der Besitz von Sprengstoffen, sowie die Nnführnng derselben aus dem Auslande, unbeschadet der bestehenden gesetzlichen Beschränkungen nur mit polizeilicher Genehmigung zulässig ist. — Der preußische Staatsrath soll im Laufe des kommende« OKober wieder einberufen werden. Andererseits wird jedoch gemeldet, daß an entscheidender Stelle hierüber noch kein definitiver Beschluß gefaßt worden sei. —Der Besuch, welchen der Vertreter Frankreichs am Berliner Hofe, Baron de Courcel, dem Fürsten Bismarck in Barzin abgestattet hat, ist diesseits wie jenseits der Vogesen ein Gegenstand eifriger Er örterungen. Sehr bemerkenswerth ist, was da» offiziöse „Paris* über dessen Besuch schreibt; es heißt in dem betreffenden Artikel u. A.: „Die Wahrheit, glauben wir, ist, daß unser Botschafter die präziseste« Versicherungen über die ProjeKe unserer Regierung in China hat nach Barzin überbringen sollen. In dem Augenblick, wo Deutschlcmd durch die unbeskeitbare Korrektheit seiner Haltung un» gegenüber dazu beiträgt, zu verhindern, daß China aus die Hilfe einer euro päischen Macht rechnen könnte, war es ganz natürlich, daß da» Ministerium Ferry in reziproker Freimüthigkät uudLoyamät unsere» mächtigen Nachbar über den wahren Charakter unserer bewaffnete« Intervention informirte. Es handelt sich weder nm besondere Unter handlungen bezüglich einer späteren Allianz, noch um Disknsstone» über einen speziellen Punkt der europäischen Politik^ sondern es liegt einfach eine äußere Manifestation der absoluten Neukalität Deutschlands in der chinesischen Frage vor, und diese sehr bezeichnende Manifestation ist nur geschehen, um auf die englisch-chinesischen Lügen von eine« Schiedsspruch oder einer bedrohenden Intervention Deutschlands in unseren Angelegenheiten zu antworten." Frmikreiih. Von den tonangebenden französischen Blätter» wird die Situation in Ostasten, Dank den Erfolgen Admiral Tourbet'», in recht hoffnungsvollem Lichte bewachtet. Man huldigt der Anficht» daß China, in der Erkenntniß, wie sehr cs der französischen Politik mit ihrer Aktion ernst sei, und Angesichts der Zurückhaltung der neutralen Mächte, binnen Kurzem gelindere Saiten aufzieheu werde. Namentlich die Journale „Paris" und „Temps" sprechen sich in diesem Sinne aus, letzteres Blatt meint, das Bombardement von Fu- tscheu werde den Tsung-li-Uamen veranlassen, sich wieder auf die Seite des friedliebenden Li Hung-Tschang zu neigen. — General Britzre de l'Jsle wird dm General Millot nur provisorisch in dem Truppen» kommando in Tonkin ersetzen. — Die Flotteu-Abtheilungeu in de« Gewässern von Tonkin und China sollen künftig ein einziges Ge schwader unter der Bezeichnung „Geschwader des äußersten Osten»" bilden. — „National" will wissen, daß Admiral Courdet unbeschränkte Vollmacht sür die Operationen gegenüber China erhalten hätte. Schweiz. Die schärfere Praxis der schweizerischen Polizeibe hörden gegenüber den dortigen Anarchisten hat auch in Burgdorf, Kanton Bern, zu Entdeckungen geführt. Die Polizei hat in genanntem Ort zwei fremde Individuen verhaftet und ihre Wohnungen durch sucht, wobei sich mehrere anarchistische Schriften vorgefunden habe« sollen. Es sind ein Mechaniker und ein Färber, beide aus Böhmen, Meter erhalten und von dem Kap Griz - Nez nach Folkestone gelegt gebürtig; denselben wurden mehrere Exemplare des berüchtigten Pla werden. Die Pfeiler würden in Distanzen von je 300 Meter er- kates der Exekution von New-Aork (.Zum Gedächtniß an den tapfere« richtet werden und die eigentliche Brücke 50 Meter über dem Niveau Mörder Hermann Stellmacher"), sowie einige Exemplare der Most'schen der Fluth liegen Die größte Tiefe des Kanal» beträgt 46 Meter. Die Pfeiler würden also eine Maximalhöhe von zirka 100 Meter oberhalb der Fundamentirung erreichen. Darin liegt nichts Außer ordentliches, wenn man sich erinnert, daß die Brücke von Brooklyn nach New Jork eine Spannweite von 486,50 Meter von Achse zu Achse, Pfeiler und Wirderlager von 115 Meter Höhe hat. Ein sol cher Bau würde sicherlich eines der Wunderwerke sein, welche bis auf den heutigen Tag der menschliche Geist ersonnen hat. Frankreich kann sich rühmen, zu diesen Riesenarbeiten die Initiative ergriffen zu haben. Erst der Mont-Cenis-Tunnel hat den großen Tunnels des St. Gotthardt und von Arlberg Bahn gebrochen, erst der Durchstich der Landenge von Suez hat den Gedanken an die Kanäle von Panama und Korinth als durchführbar erscheinen lassen. Alle diese Arbeiten verdankt man der Initiative französischer Ingenieure und französischen Kapitals. Hoffen wir, schließt das „Petit-Journal" seinen inskuktiven Ar tikel, daß wir mit diesem internationalen Brückenbau mehr Glück haben als mit dem Tunnel, daß die Engländer, da sie keine unter irdische Invasion mehr zu befürchten brauchen, nnr ihr kommerzielles Interesse zu Rathe ziehen, was sie dahin führen muß, da» Schaffen der raschesten und billigsten Transportmittel sür ihren immensen Handel mit Europa und Asien aus allen Kräften zu erleichtern. Viel leicht wird dies Interesse stärker sein als ihre Feindseligkeit und ihr Mißtrauen. Die Zustimmung Englands würde als eine Bürgschaft de» Frieden- angesehen werden!" — Wir glauben indeß, daß die alte nationale Abneigung zwischen den Engländern und Franzosen eine zu große ist, als daß vorerst die Ausführung des so schön entwickelten Planes Wahrscheinlichkeit für sich haben sollte — sehr zu Gunsten Deutschlands! „Freiheit" abgenommen. Gegen die Beiden ist eine Untersuchung eingeleitet. England. Der Tod des Lord Ampthill hat in England eine» an Konsternation grenzenden Eindruck gemacht. Die Aktton vr. Nachtigals an der Westküste Afrikas in einem fast unmittelbaren An schlüsse an die Nffaire von Angra Pequena, die gereizte Sprache d» deutschen Presse gegen England, die Nachricht, daß Brugsch Bey mit einer offiziellen Misston des Fürsten Bismarck nach Persien entsendet wurde und andere Anzeichen haben den englischen Politikern viel zu denken gegeben, und man ist tief von der Nothwendigkeit durchdrungen, gegenwärtig einen Mann in Berlin zu besitzen, der über die Autorität und den Takt verfügt, um die delikaten Fragen, die sich ergeben haben, mit Geschick und Erfolg zu behandeln und die drohende Entfremdung beider Länder zu bannen. Doch wo einen solchen finden? Jener englische Staatsmann, der in letzter Zeit unstreitig das größte Geschick an den Tag gelegt hat, ist Herr Göschen, er ist aber nicht Diplomat vom Fach, hat überdies eine große politische Karriere vor sich und besitzt zu viel Unabhängigkeit und Charakterstärke, um einzuwilligen, daß er der Agent einer Politik werde, die er mißbilligt. Bon de» geschulten Diplomaten ist Lord Dufferin der gewiegteste; aber ma« braucht ihn in Konstantinopel, wo er zur Stunde mit dem Phantom der türkischen Suzeränetät über Egypten hantiren muß, und sein et was harter und ein wenig zänkischer Charakter — er ist eben Ir länder — würde ihn kaum zu einer persona xrirt» in Berlin mache». So ist e» denn wahrscheinlich, daß die Wahl auf einen Mann mit soliden Eigenschaften fallen wird, der noch nicht Gelegenheit hatte, durch glänzende Leistungen die Aufmerksamkeit der Welt zu errege«. Man nennt unter anderen Kandidaten auch Mr. Graut Duff, Gou verneur von Madras, der vorzüglich deutsch spricht und bereit- all» Diplomat gedient hat.