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Areitag, Nr. 28. 7. MM 187« X . - E - Nmstadt- Dresdo«, in der Expedi tion, Goffe Nr. S, zu haben. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheiut jeden D i e n st a g und F r e i t a g früh. Inseratenpreis: Für txn Raum einer gespaltenen Seil« 18 Pf. Unter „Eingesandt" so Pf. Verantwortlicher Redakteur und Verleger; Aerrman« Wüller in Dresden. Politische Weltscha«. me ahn LchvmddrrisiUÜer Lahrgrua. U. UnarLal. Te«1sches Reich«. Die ablehnende Haltung der süddeutschen Regierungen und Lande-vertretungev hinsichtlich der Eisenbahn frage findet doch nicht tn allen Kreisen ihre volle Zustimmung, wie eine am 1. April in Ulm stattgefundene Volksversammlung zu be weisen scheint, welche einstunmig die Haltung ihre- Abge ordneten Pfeiffer anerkannte und der Energie deS Reichs kanzlers zusttmyite, mit dem er dem Eisenbahnunwesen im deutsche« Reiche ein Ende zu machen suche. BemerkenSwerth aber ist eS gewiß, daß unter den 6 Stimmen, welche sich für den Elben'schm Antrag in Stuttgart aussprachen, gerade die Vertreter der beiden größten Städte des Landes Stuttgart und Ulm befanden. Man tröstet sich damit, daß auch im Jahre 1867, als erst ganz wenige Stimmen im Lande sich für einen Anschluß an den damaligen deutschen Nordbund aussprachen, die alte Reichsstadt Ulm unter den ersten war, die ihr Votum in diesem Sinne abgab. So meint man, dürfte eS auch bald mit der Eisenbahnfrage Athen und iy wenigen Jahren viel leicht schon das, was heute von einer kleinen Minorität be fürwortet sei, von Men als das allein Richtige und das allein Vernünftige anerkannt werden. DaS Projekt der Koncentration de- deutschen Eisenbahnwesens hat übrigens nicht verfehlt auch die Aufmerksamkeit Frankreichs auf sich zu ziehen. So heißt es in der „Rovus äss äsux Klovlies", man werde das große Experiment, wie es auch ausfallen möge, als.ein für die Welt wohl zu beachtendes ansehen müssen. Im Ganzen kommt die gewundene und bei allem Hochmuth den Neck nicht verbergende Ausführung auf dasselbe hinaus, was eine Stnmne im „Journal des DebatS" ehrlich und offen genug eingestand: daß von allen großen europäischen Staaten das deutsche Reich sich allein im Stande sehe, dieses für die gesammte Weltwirthschakt funda mentale Experiment zu machen, und zwar zur guten Hälfte deshalb, weil dasselbe allein von allen jenen Staaten nicht ge- N-lhigt werde, einen großen Theil seiner Einnahmen zur Verzinsung unproduktiver Schulden zu verwenden. Die aufgestellten Volks- wirthsch-ftlichen; Gesichtspunkte, nach welchen der Bau und Betrieb von Eisenbahnen durch den Staat sich als zu themr errpeise, werden ferner in §iner Notiz der „Nat.-Ztg." widerlegt. ES stelle sich nämlich heraus, daß das auf je 1Os).y00. Wagenachskilometer entfallende Beamteypersonal bei den preußischen StaatSbahnen in der Bahn Verwaltung 0,8 ff, t» der TranSportverwaltung 0,65 Kopf, in der Allge- Herr Veraltung Al5 Kopf, bei den unter StaatSverwal- boatbahtlen 0.8, beziehungsweise 0,76. bezw. »en unter Gesellschaft-Verwaltung stehenden dagegen 1.0, bezw. 0.80, b-zw. 0,16 Kopf, be- Aagez zusammen also bei den Staats- und unter StaatS- Verwaltung stehenden Bahnen 1,60, bei den von Gesellschaften o^rivatbahnen dagegen 1,96 Kopf, Der Staat ach Veshältniß deS auf seinen Bahnstrecken Herr- hrS nicht allein sticht mehr Beamte, wie die Pri^ dern circa t8 Prozent «enigfr. Die annoncirte Begegnung , deS K mit der Königin Victoria von England sol Zeitung" zufolge hauptsächlich mit de» Projekte eines Ver tragsabschlusses zwischen dem deutschen Reiche und dem Her» zog von Edinburg in Verbindung stehen, in welchem der Letztere gegm eine jährliche Rente und den Nießbrauch der Medeieommiß- güter deS herzoglichen HauseS auf die Thronfolge im Herzog- thum Koburg Verzicht leiste. Es wird das Gerücht übrigens von obiger Zeitung vorläufig noch unter Reserve gebracht, ob wohl die Möglichkeit eines solchen Abkommen- nicht ausge schlossen ist. Auf Grund zustimmender schriftlicher Voten der meisten Mitglieder der Reichsjustizkommisfion ist die Wiederaufnahme der Verhandlungen Um drei Wochen hinauSgeschoben. In zwischen ist eine Zusammenstellung der bisher gepflogenen Ver handlungen im Buchhändel (Berlin, Kortkaw.p) erschienen, welche die schwer zugänglichen Protokolle der Justizwmmisfion entbehrlich macht und die Mitglieder sofort in dm Stand setzt, sich über den bisherigen Gang der Berathungm infor- miren zu können. Der „Skaatsarrzeiger" bringt einen refumirendeu Artikel über die Errichtung und .die Aufgabe'deS Reichsgesundheit-- amts. Diese letztere soll nun darin bestehen, da- Reich in der Ausübung der ihm zugewiesenen Aufsicht über die medi- cinal- und veterinärpolizeilichen Angelegenheiten zu unterstützen, von den hierfür in den einzelnen BundeSstaateN bestehende« Einrichtungen Kenntniß zu nehmen, die vom Rkiche ausgehende Gesetzgebung votzubereiten, die Ausführung der erlassenen Ge setze zu überwachen, die Wirkungen der im Interesse der öffent lichen Gesundheitspflege ergriffenen Maßnahmm zu beobachten und in geeigneten Fällen den Staats- und dm Gemeindebehörden Auskunft zu eNheilenz, außerdem habe das Amt die Entwicke lung der Medizmalgesetzgebung in außerdeutschm Ländern zu ver folgen und die Herstellung einer genügenden medicinischen Statistik für Deutschland zu organifiren. . Au dem Ende wird die Be hörde auS drei Personen — zweiMerztm, bezw. einem Arzte und einem Statistiker und einem Verwaltangsbeamtm — ge bildet. Die Rang- und Besoldung-Verhältnisse de- Direktor-, der Mitglieder und Subaltern beamten entsprechen denjenigen bei dem statistischen Amte, bezw. der Normal-Aichungs-Kom- mission. Das ReichSoberhandelSgericht hat wiederum eine Ent scheidung getroffm, denn Bekanntwerden von einigem Nutzen sein dürfte. Nach Artikel 319 de- Havd^lSgesetzbuche- kann der Mangel der vertragsmäßigen. Beschaffenheit der Waare von dem Käufer nicht geltend gemacht werden, wenn derselbe erst nach Ablauf von 6 Monaten seit der Adli»f«rmg an dm Käufer entdeckt worden ist. Diese Bestimmung de- Handels gesetzbuches bezieht sich nach einem Erkenntnisse de- Reichs- Handelsgerichts nur auf Qualität--, nicht aber auf Quanti» tätS-AuSsttlluvgm. Die Ansprüche gegen den Verkäufer wegen Quantitgt-'Man-el verjähren in A Monaten nach der Ablieferung an den Käufer nicht und können ohne Zeltbeschra«* kuvß erhOHM- werden. Jy? pr-uß^schem Abgeordneten Hause ist vor Kurzem, der Bericht der bekanntm Eisenbahn-Untersuchung-kommiffio« zum 28