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Nr. 24. t» I' Preise vierteljährlich DressEm, lM.ö0Pf. Au beziehen durch tton, LMeißn. challe kais. Post- Anstalten. zu haben. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Kerrmauu Wüller in Dresden. VMS Abonnements-Einladung. Geneigte Bestellungen auf die „Zächstsche Iorfzeitung" für das II. Quartal 1876 bitten wir bei der nächst ge legenen Postanstalt möglichst frühzeitig zu machen. Die Aertags-Krpeditio». Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. Inseratenpreis: Für den Raum einer gespaltenen Zeile 15 Pf. Unter „Eingesandt" SV Pf. Der Bundesrath hat die zum Krieg-leikung-gesetz gehörigen Ausführungsverordnungen mit wenigen Modifikationen ange nommen. Der baierische Bevollmächtigte gab dabei der Annahme Ausdruck, daß durch den BundeSrathSbefchluß der Frage nicht präjudnirt sei, wie sie die verfassungsmäßigen Befugnisse der Reichsbehörden gegenüber dem selbstständigen Eisenbahnwesen Baierns zu gestalten haben werde, und daß selbstredend auch die Heranziehung und Verwendung deS dem bäurischen Heere angehörigen dienstvflicknaen Personal- deutscher Eisenbahnen Sache der baierischen Militärverwaltung bleibe. Auf eine an läßlich der Berathunq über die einzelnen Ausführur g-bestim- mungen des Kriegsleistungsgesetz^s gestellte Anfrage wurde seitens des Reichskanzleramtes die Antwort ertheilt, daß der Entwurf eineS Reglement- über die Beförderueg der bewaffneten Macht und der Kriegsbedürfnisse auf Eisenbahnen, sowie über den zugehörigen Tarif in der Vorbereitung begriffen und dem Abschlusse nahe sei. Die deutsche ReichSeisenbahnfrage ist nun auch im preu ßischen Herrenhause zur Sprache gekommen, insofern der Handels- mimster Achenbach eine Anfrage de- Grafen v. Stollberg, ob die Regierung eine Vorlage bezüglich der Abtretung der preußischen Eisenbahnen an da- Reich einzubringen beabsichtige, bejahend beantwortete, und dazu die Bemerkung machte, daß es lediglich wirthschastliche Motive seien, welche die Regierung im Auge habe, wenn sie auf die Durchdringung de- Gesetze- Werth lege. ES ist keine Frage, daß ein Theil der altkonservativen Partei sich dem Projekte gegenüber ablehnend verhält, ob dies jedoch hinreicht, dasselbe zu vereiteln, muß allerdings vorläufig noch dahin gestellt bleiben, da die Regierung gerade im Herrn- Haufe einer ziemlich ansehnlichen Majorität gewiß sein kann. Die Abreise der Königin von England nach Deutschland erfolgt direkten Nachrichten zufolge am 27. d. M. Die Reist geht über Portsmouth, Cherbourg, Pari-, Straßburg ohne Aden Aufenthalt nach BademBaden, wo die Königin etwa eine Woche lang Aufenthalt zu nehmen beabsichtigt. Hierauf wird die Reise nach Gotha resp. Koburg fortgesetzt; die Rückreise nach England erfolgt dann gegen Ende April. Da der englische Thron folger, der legale Vertreter der Königin Viktoria, erst anfangs Mai von seiner indischen Reise zurückkehrend in England ein- trifft, so muß da- britische Volk während ganzer vier Wochen sich ohne angestammten Herrscher regieren lassen. Im preußischen Abgeordnetenhause ist wieder einmal von Seiten der Centrumspartei der Versuch gemacht, dem Kultus minister Falk GinS anzuhängen und ihn wegen eine- als Prämien in die Schulen einzuführenden Buche- zu verläumden. Diese-Buch ist nämlich der von Grimmelshausen am Ende deS 17. Jahrhunderts herausgegebene, für die Schule jedoch um- gearbeitete, die Gräuel und Verwahrlosung der Zeit des 30'jährigen Krieg- schildernde Liwpli.-iurr ^iwplivissimu». Die Debatte ergab aber sehr bald, we-halb die C ^Numspartei diesem Buche , abhold ist und warum der den Jesuitenorden, den Ablaßkram und die Päpstewirthschaft abkanz lnde 8,m- plivissimur anstößige Stellen enthalten und au- der Schule entfernt werden soll. An der Hand eines Exemplar- der -- selbstredend wesentlich modificirten — Schulausgabe genannten SrettaL Politische Weltschau DevtsÄes Reich. Der 22. März, der Geburtstag unseres -reisen Kaisers Wilhelm ist im ganzen Reiche von den ihm Wohlgesinnten feierlichst begangen worden, während die größeren Zeitungen sich veranlaßt fühlten, auf die Errungenschaften mahnend hiuzuweifen, welche das Reich unter der Führung eines hohenzoller'schm Fürsten bis jetzt zu verzeichnen hatte. Und mit Recht, denn nicht der Lorbeer der auf dem Schlachtfeldern errungenen Sieg- allein ist eS, der seine Stirne ziert, schöner noch ist jener RuhmeSzweig, de- ihm für die innere Befreiung seine- Volke- gebührt. Denn kaum den Frieden zurückgegeben, sahen wir einen andern Feind, die Schlange der Zwietracht, heimlichmitten unter uns da- Haupt erhebend und zischend ihr Gift in die arglosen Seelen de- Volke- ausspritzen. Mit römischer List und Lüge kroch der JesuitiSmuS durch da- Land und suchte dem neugewonnenen Vaterlande die Herzen seiner Bürger abtrünnig zu machen; selbst an die Person unseres Kaiser- heran wagte sich der k«cke Hochmuth des verblendeten Italieners, den schmeichlerische Kriecherei gelehrt bat, den Erdball als den Schemel seiner Füße zu betrachten. Aber ein freies Wort deS deutschen ManneS schmetterte die stolze Anmaßung in ihr Nicht- zurück, und unserm Kaiser danken wir eS, daß der Staat auch über die heimlichen Feinde, die Rom im Innern unseres Lande- großgezogen, nach langer Ohnmacht wieder Herr geworden. Dabei verschmilzt bei keinem anderen deutschen Kaiser der Glanz der Krone so glücklich mit der bescheidenen Würde der Persönlichkeit und einem demüthigen Gottvertrauen al- in Kaiser Wilhelm, mit welchen herrlichen Eigenschaften er selbst Denen Verehrung und Bewunderung abzwingt, die da- Reich hassen. Widerwillig müssen sie in dieser Erscheinung und in diesem Lebenslaufe eine höhere schützende und leitende Macht erkennen. Denn über das dem Menschen sonst gewährte Maß fast hinan- häuft sich deS Guten und Herrlichen viel auf diese- Haupt. Wie nach glorreich beendigtem Kriege der Kaiser da- Denkmal seine- Vater- enthüllte, war e- ihm in diesem Jahre vergönnt, die Jubelfeier deS Geburtstage- seiner Mutter, der unvergeßlichen Königin Luise, zu begehen. Ja, Wünsche des Segen-, Zeichen der Huldigung verbinden sich mit den Hoffnungen, daß die schlichte, herzgewinnende, ehr würdige Majestät Kaiser Wilhelm'- nock auf Jahre hinaus unS erhalten bleiben möge, neue Kraft schöpfend au- dem Wachs- thum he- jungen Reich-, dem wahren Jungbrunnen, der, wenn er auch die weißen Locken nicht mehr brauy oder blond zu färben vermag, doch da- Herz jung erhält und dem Fürsten au- depn unerschöpflichen Quell des Volk-thum- immer auf- Neue große, fruchtbringende Gedanken und erhabene Empfindungen zuführt. Lcht>m»Vre*kiH-er Lechr-auu. I. GuarLai. ZIachWe DochnlmP