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MmLrg, Nr.S. 1. Ickmar 1876. ' ' ' -kostadt» ZMchWe DorfMmg Preis r vlerteijährlich IM.bOPf. gu beziehe« durch alle kais. Poft- ANPRMN. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Kerrman« Wüller in Dresden. 1 Marl entgegen. Me Aerlags - Krveditiei». Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „SLchstsche Vorfjeitnng" für die Monate Aeöruar und März nehmen alle kaiserliche Post- auftalten nnd Postexpeditionen gegen Vorausbezahlung von Erscheint jeden Dien st ag und Freitag früh. Inseratenpreis: Für d«a Raum tinrr gespaltenen Aelle 15 Pf. Unter „Eingesandt" za Pf. Von der Reaieruogspartei der Zukunft zu spüre». Ja, man wird sich schwr ÄchUuLSVrtißtgltrr Satzr-ang. I. inner«, daß ein Vertreter der Regierung, ein Minister sogar, eine ähnliche einmüthige Abweisung erfahren hatte. Der nächstfolgende h 131, der ebenfalls eine Verschärfung enthalt, wurde zunächst vom Abg. Gerlach befürwortet und vom hessischen Ministerpräsidenten Hofmann mit Entschiedenheit gefordert. Letzterer entwarf dabei eine Schilderung von den Umtrieben der staats- und reich-feindlichen Preßorgane seiner engeren Heimath, in denen die ärgsten Schmähungen gegen daS Reich und Hessen an der Tagesordnung seien, ohne daß sich in vielen Fällen dagegen einfchreiten lasse. Die Autorität deS StaatS müsse dadurch auf'S Aeußerste geschädigt werden, wenn man sehe, wie die Ehre des Einzelnen und der Korporationen gegen Schmähungen und Entstellungen mehr ge schützt seien, alS das ganze Gemeinwesen. Abg. vr. Hänel gab das Letztere zwar zu, erkannte aber darin den rich tigen Ausdruck deS Gedanken-, daß der Staat nicht im Gegen satz zur Gesammtheit seiner Bürger aufgefaßt werden dwfe. In ähnlicher Weise äußerte sich dem hessischen Minister glgm- über der Abg. Lasker. Der Staat könne mit dem Einzelnen betreffs der Ehrverletzung nicht gleiä gestellt werden, da derselbe von lebendigen Organen umgeben, gesetzlich den schon strafe, der ihm in irgend einer Weise zu nahe trete. Mit einer Replik deS hessischen Ministerpräsidenten und einigen Bemer kungen des Abg. Bamberger schloß sodann die mitunter etwa- bissige Debatte, worauf die Abstimmung erfolgte und der Paragraph 131 -egen die Stimmen der Konservativen und eineS TheileS der Reichspartei ebenfalls abgelehnt wurde. Die eigentlich entscheidende. Frage in der Strafnovelle, der Arnimparagroph, ist durch die am 29. d. M. erfolgte An nahme desselben gelöst worden, nachdem zuvor die Reich-- regierung (v. Bülow) ihre Zustimmung zum Mehrheits beschlusse im Voraus gegeben und auch der Abg. Hänel sei nen Standpunkt zum Amendement entwickelt hatte. Im Uebri- gen bot diele Sitzung nichts Besonderes, so daß die Berathung rasch von Statten ging. Der Reichskanzler hat in Gemäßheit deS § 12 deS Ge setzes vom 25. Mai 1873 eine Zusammenstellung der dem Reiche angehörigen Grundstücke anfertigen und sie dem Bun- dcsrathe zustellen lassen. Es dürfte gewiß nicht uninteressant sein, zu erfahren, welch einen stattlichen Jmmobilienbefitz das junge Reich den seinigen nennen kann. Die Gesammtsumme aller Reichsqrundstücke beträgt 2530z davon entfallen auf die Eisenlahn-Verwaltung in den Reichslanden 1681 (und zwar find 320 Eisenbahn-Gründstücke durch den Friedensschluß und 1361 durch den Kauf erworben worden), auf die Armee- und Marine-Verwaltung 793 (auf die Festung Mainz komülen allein 146, auf Metz 66, auf Straßburg 54), auf die Post- und Telegraphie 39, auf daS auswärtige und Reichskanzler-Amt 15. Die Auswanderung Deutscher nach überseeischen Ländern ist im abgelaufenen Jahre erheblich geringer gewesen, als in den Vorjahren. ES sind während des Jahres au- den drei deutschen Häfen, Hamburg, Bremen und Stettin im Ganzen nur 56,289 Passagiere befördert worden gegen 75,502 im Jahre 1874 und 134,191 im Jahre 1871. Die Zahl der von Ame rika nach Europa Zurückgewanderten belief sich im vorigen verhältnißmäßig schwache Waffe des vorliegenden Paragraphen, um, wenn irgend möglich, dem drohenden Kampfe mit der blanken Waffe vorzubeugen, der durch konservative und reak tionäre Bestrebungen mit heraufbeschworen sei. Hiergegen protestieren natürlich die Abgg. v. Maltzan und Lucius, stellenweise auch Windt hör st, der den liberalen Parteien die Verantwortlichkeit für die socialistischen Ausschreitungen in die Schuhe schob; einige persönliche Bemerkungen der Abgg. Reichensperger, Bebel und Moufang schloffen sodann die bewegte Diskussion. Al- eS zur Abstimmung kam, erhob sich aber nicht eine einzige Stimme für den Paragraphen. Von der Regierungspartei der Zukunft war absolut gar nichts zu spüren. Ja, man wird sich schwerlich eine- Beispiel- er- Pslittsche Weltschau Deutsches Reich. Der Reichstag hat in seiner Sitzung vom 27. d. M. die zweite Berathung der Strafgesetznoveüe fortgesetzt und sich hauptsächlich mit den 128 und 130 be schäftigt. Die Debatte über den letzten Paragraphen, wonach bekanntlich mit Gefängniß bestraft werden soll, wer in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise verschiedene Klassen der Bevölkerung gegen einander öffentlich aufreizt, oder wer in gleicher Weise die Institute der Ehe, der Familie oder deS EigenthumS öffentlich durch Rede oder Schrift angreift, er hielt eine besondere Bedeutung durch einen sehr ausführlichen Vortrag de- preußischek Minister- deS Innern, Grafen Eulen burg, über die gegenwärtigen Verhältnisse der deutschen So- cialdemvkratie. Bezeichnend sei, so führt derfeldt au-, da von der vereinigten Partei ausgestellte Programm, nach dem die Eycialdernokrati« offenbar auf politischem Gebiete die rothe Republik, auf wirthschaftlichem den Kommunismus und auf religiösem dert AtheiSmuS anstrebe. Die große Masse der Arbeiter werde bewußtlos durch die Leiter der Bewegung mehr und mehr in die Konsequenzen der ganzen Richtung hinein- -ezogen, indem man sie an Bedürfnisse gewöhne, die sie bisher nicht kannten und an deren Befriedigung auch niemals gedacht werden könne. Der Minister verlas daneben eine Menge von ZeituugS-Artikeln und Reden auS socialdemokratischen Ver sammlungen, au- welchen der Charakter der von ihm gekenn zeichneten Agitation allerdings deutlich erkennbar ist. ES wird ausgesprochen, daß die Endziele der Socialdemokratie nicht auf friedlichem Wege, sondern nur durch die Revolution er reicht werden könnten; alle Staatsanwälte, welche bisher mit der socialistischen Organisation in Berührung gekommen seien, behaupteten, daß unseren heutigen Verhältnissen Halt ge boten »erden müsse. AuS diesem Grunde bedürfe man die