Volltext Seite (XML)
dk. 87. — 4. Achrglmz. Sosvtag, 13. «prü 1884. AA//»/ laSlbole. ^ und lln-ariettfches Tageblatt für Chemnitz m» »ie Vororte: Mchemnih, Altenöors Nemsdorf, Borna, Furth, Gablenz, Glösa, Heldersdarf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schöua» Abonnementsbettellungen, vierteljährl. 125 Pf. (Zutr. 40 Pf.), monatl. 42 Pf. (Zutr. 15 Pf.), nehmen Kn die Berlagsexpedition u. Ausgabestellen in Chemnitz u. obigen Vororten. Außerhalb dieser Orte kann der An- triger nur b. d. Postanstalten—Postztgs-Liste 7. Nachtrag Nr. 1059 —(vierteljährl. 150 Pf.) bestellt werden. JnsertionspreiS: di« schmale (Ispaltige) KorpuSzeile »der deren Raum 15 Pfennige. — — Unter Angesandt pro Zelle 30 Pfennige. — Auf große Annoncen «nd Wiederholungen Rabatt. —- Annoncen-Annahme für die nächst« Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jede» Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: -kl-xander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Kasino). Die Nacht vorbei — im Osten steigt die Sonne, Mit ihren Strahlen weckt sie Wald und Flur, Ein heißes Sehnen, nie geahnte Wonne Regt sich in uns beim Anblick der Natur. Vorbei der Winter — Alles athmet Leben, Der Vöglein Lied ertönt zu Gottes Preis. — Mit wundersa« geheimnißvollem Beben Durchzieht ein Zephyrhauch die Fluren leis. Am Mermorgen. Noch Alles füll — da tönen Glockenklänge Aus allen Orten ringsum an das Ohr, Wie weihevoll erhebende Gesänge, Wie wenn in Sphären sich Musik verlor, Wie Engelschöre klingt's vom Himmel nieder — So stimmungsvoll, beseligend und rein; Ein hehrer Ostersang klingt in uns wieder: Christ ist erstanden! Ehre Gott allein! Der Herr erstand! So künden es die Glocken Beredt und laut hickms in's weite Land, Von allen Seiten klinget «it Frohlocken Zurück das Echo: Jesus Christ erstand! Er war es, der durch Todes starre Banden Emporgerungen sich aus finstrem Grab, Und der, weil er vom Tode auferstanden, Beweis von göttlicher Erbarmung gab. Wir athmen auf! — Frei ist das Herz vom Drucke Und in's Gemüth zieht Osterstimmung ein I« holden Blüthenglanz und Blumenschmucks Scheint uns das Leben herrlicher zu sein. Drum lasset alles bange Zagen fallen, Der Auferstandne hat uns ja befreit — Und wenn am Morgen Osterglocken schallen, Berührt uns All' ein Hauch der Ewigkeit! Drum sei gegrüßt, Du schöner Ostermorgen, Erschienen untz in prächt'gem Lenzesschmuck, Du nimmst von uns die bangen, schweren Sorgen, Erlösest uns von argem Winterdruck; Uns allen bringst Du neues Hoffen wieder Auf uns auch fällt ein heitrer Sonnenschein, Vor Gottes Allmacht beugm wir uns nieder: Christ ist erstanden! Ehre Gott allein! „ ,, , 0. Distel. i, - 1898. 1631. 1S9ö. 1759. 1819. 1864. 1629. 1778. 1861. 1864. 1865. 1876. 1134. 1659. 1697. 1771. 1881. SkageSchronik. 18. April. Edikt von Nantes. Einnahme von Frankfurt a. M. durch Gustav Adolf. Lafontaine gest. Händel gest. Erstürmung der Düppler Schanzen. Schneider, berühmter Orgelspieler (in Dresden), gest. 14. April. Huyghens. Astronom, geb. Heinicke, Begründer des deutschen Taubstummenunterrichts, gest. Präsident Lincoln erklärt den aufrührerischen Südstaaten den Krieg. Einschiffung des Erzherzogs Max in Triest nach Mexiko. Lincoln ermordet. Die serbische Regierung gewährt Genugthuung für die Demonstrationen vor dem österreichischen Konsulate in Belgrad. 15. April Albrecht, der Bär, mit der Nordmark belehnt. Simon Dach gest. Karl XII. wird König von Schweden. Walter Scott geb. Hinrichtung der 5 Kaisermörder in Petersburg. Telegramme de» Chemnitzer Anzeiger». Vom 11. April. Berlin. Der Kaiser, welcher eine recht gute Nacht gehabt hat, ist heute gleich nach 9 Uhr aufgestanden und wohnte um 12 Uhr dem Gottesdienste in dem zur Kapelle umgewandelten Fahnenzimmer im Schlosse bei. Berlin. Der ständige Ausschuß des LandeSeisenbahnrathS be schloß in seiner letzten Sitzung: 1. Die Uebertragung der für den SpirituS-Export gewährten Ennäßigungen auf den Lokoverkehr nach den Hafenstädten Hamburg und Danzig und auf den Lokoverkehr von Halle abzulehnen. 2. Die Befürwortung des beantragten Ausnahme- tarifs für Rohjute von den deutschen Seehäfen nach Meißen zu em pfehlen und ebenso die Aufnahme des Artikels Kleie in die bestehenden Ausnahmetarife für Getreide von Rumänien und Galizien nach den Nordseehäfen. Wien. Die „Polit. Corresp." publizirt einen Erlaß des Mi nisters des Innern, welcher den bekannten Statthalterei-Erlaß auf hebt. Letzterer habe Verhandlungen mit Ungarn veranlaßt, infolge deren Oesterreich Aufklärungen erhielt, welche es darüber beruhigen, daß Ungarn die veterinärpolizeilichen Vorschriften gegenüber den be stehenden und den neuen Märkten so handhabt, daß keine Gefahr der Einschleppung von Thierseuchen besteht. Somit ist der Erlaß gegen standslos. Die Statthaltern möge Weitere» veranlassen. Wien. Der „Ochsenkrieg" ist als vollständig beendet zu betrachten. Statthalter Possinger gab einen Erlaß heraus, wodurch der frühere Erlaß widerrufen und die Beschaustation Marchegg aufgehoben wird. — Der Ackerbauminister weigert sich, auf die Propositionen der ungarischen Viehmäster wegen der Abänderung der Wiener Markt ordnung einzugehen. Kairo. Die Differenzen zwischen Nubar Pascha und Clifford Lloyd sind nunmehr, wie eS heißt, in befriedigender Weise beigelegt; beide würden aus ihren Posten verbleiben, und würde Clifford Lloyd seine Thätigkeit auf die Funktionen eines Unterstaatssekretärs be- schränken, und zwar als egyptischer Beamter, nicht als englischer. Birmingham, 12. April, Mittags. Gestern wurde ein In- dividnum, Namens Daly, in Birkenhead verhaftet. Bei demselben wurden 3 Bomben und mehrere Flaschen gefunden, deren Inhalt vermuthlich au» Nitroglyzerin besteht. Daly wohnte seit 6 Monaten in Birmingham und wurde unausgesetzt polizeilich überwacht, da die Be hörden Grund hatten anzunehmen, daß er ein Abgesandter der irischen Dynamitpartei sei. Am Mittwoch reiste Daly nach Birkenhead und wurde von Detektives verfolgt. Abends wurde ein zweites Individuum, Namens Egon, verhaftet, bei welchem Daly gewohnt hat. In dessen Wohnung Wurden ebenfalls Explosionsstoffe vorgefunden. Aachrichttir a*s CheAuritz urtd U»kgjege«d. Chemnitz, den IS. April 1884. —Ein besondere Vergünstigung wird den Mitgliedern des hiesigen Entomologischen Vereines insofern gewährt, als die Herren Forstbeamten unserer Gegend denselben gegen Vorzeigung einer Ver einskarte das Betreten der benachbarten Wälder überall freundlich gestatten. Der genannte, seit 2 Jahren hier bestehende Verein ver folgt den Zweck, den Sinn für Insektenkunde in unserer Stadt zu beleben und namentlich durch genaue Erforschung der Insekten unserer Umgegend wissenschaftlich zu fördern. —n. Unter den Schülern unserer städtischen Realschule I. Ordnung, welche das diesjährige Osterprogramm derselben aufführt, sind 168 aus Chemnitz gebürtig. Die Zahl der aus Chemnitz gebürtigen Schüler des Kgl. Gymnasiums beträgt nach Ausweis de» jüngst veröffentlichten Gymnasialprogramms 211. Daß mehr junge Leute sich dem Gymnasium als der Realschule zuwenden, dürfte seine Erklärung zunächst wohl in dem Berechtigungswesen finden. Gegenwärtig erhält bekanntlich der Gymnasiast nach Absolvirung des Kursus vom Staate alle diejenigen Berechtigungen hinsichtlich der Wahl des Berufes, welche dem Realschüler am Schluffe des Kursus zugesprochen werden, der Realschüler erhält aber nicht umgekehrt alle Rechte des Gymnasiasten, sondern muß sich hinsichtlich der Wahl des Berufes gewisse Beschränkungen gefallen lassen, obgleich die Schulzeit bei beiden von gleich langer Dauer ist. — In Verfolg eines Beschlusses des Bundesrathes, betreffend die Ausspielung geringwerthiger Gegenstände auf Jahrmärkten rc., hat das königliche Ministerium des Innern ver ordnet, daß fortan den auf Jahrmärkten und bei Gelegenheit von Volksbelustigungen üblichen öffentlichen Ausspielungen geringwerthiger Gegenstände die obrigkeitliche Erlaubniß nur dann zu ertheilen ist, wenn die Zahl der beabsichtigten einzelnen Ausspielungen und die Zahl der bei jeder derselben auszugebenden Spielausweise durch einen vorzulegenven Plan festgesetzt ist, und wenn die Spielausweise, falls mehrere Ausspielungen beabsichtigt sind, neben ihrer Nummer auch eine Serienbezeichnung tragen. — Der in Chemnitz gewählte sächsische Landtagsabgeordnete, Herr v. Bollmar, liegt gegenwärtig schwer erkrankt in München darnieder. Sein Zustand gilt als ein recht gefährlicher. Herr von Vollmar, der gegenwärtig Wohl das eigentliche Haupt der deut schen Sozialdemokratie ist, stammt bekanntlich aus Baiern. —U. Der hiesige Pfropfen-Verein, dessen edle Bestrebungen genügend bekannt sind, hält nächsten Montag» den 2. Feiertag, seine letzte Abendunterhaltung dieser Saison im Saale zu Stadt Mannheim ab. Ein sehr vorzüglich gewählte» Programm wird dafür sorgen, den Anwesenden >inen angenehmen Abend zu bereiten und dürste demnach, behufs Erzielung eines günstigen Resultates, genanntem Verein ein recht gefülltes Haus zu wünschen sein. — Der von uns in der Nummer vom Mittwoch erwähnte Exzeß zwischen einem auf der Straße beraubten Handelsmanne und einem der T,äter fand in einer an der Uferstraße gelegenen Herbergestatt. — Dem Jahresbericht des Vereins Chemnitzer Wirkschule sür Ostern 1884 zufolge erhielten von Ostern bis Michaelis 1883 49 Schüler praktischen und von diesen 45 Schüler Unterricht in der technologischen Wirkerei; von Michaelis 1883 bi» Ostern 1884 besuchten 41 Schüler die Anstalt, von denen 31 Unter richt in der technologischen Wirkerei nahmen. Die Gesammtzahl der Schüler betrug demnach 90. — Hinsichtlich des Zweckes, welchen die von genanntem Verein gegründete Lehranstalt verfolgt, erfahren wir aus dem Jahresberichte, daß dieselbe ihren ordentlichen und außer ordentlichen Mitgliedern Gelegenheit bietet, die Wirkwaarenfabrikation in Theorie und Praxis kennen zu lernen. Es dürfte daher die Theilnahme am Unterrichte d-njenigen jungen Leuten zu empfehlen sein, welche als Werkmeister in Wirkereien, als Wirkmaschinenbauer, als Kommis in Strumpf- und Handschuhgeschäften, als Lageristen in Strumpfgarnhandlungcn, oder als Werkmeister in Strumpffabriken fungiren wollen. Der Lehrgang umfaßt zwei, beziehentlich drei Kurs« mit je halbjährlicher Unterrichtsdauer, und zwar beginnt der Lehr- kursuS zu Ostern und Michaelis. Die zu erfüllenden Vorbedingung« sind: 1) die erfolgte Konfirmation, bez. das erfüllte Lebensalter von 14 Jahren; 2) die deutsche Reichsangehörigkeit; 3) die volle Unbe scholtenheit. — Da der genannte Jahresbericht über alle sonstige» Punkte in eingehendster Weise Auskunft ertheilt, so verweisen wir im Uebrigen auf denselben und erwähnen nur noch, daß die Anzahl der Gönner und Mitglieder des Vereins 146 beträgt und da» in der 20. März 1883 stattgefundenen Generalversammlung de» Verein» der derzeitige Vorsteher Herr August Wittig, als Vorsteher wieder» zum Kassirer Herr Max Lindner und zu Ausschußmitgliederu die Herren vr. )ur. Enzmann, H. F. Küchenmeister, E. W. Bößneck und H. H. Donner gewählt worden. — Reinbold'S großes mechanische» Theater am Brühl hat sich ebenfalls mit Fleiß und Umsicht gerüstet, um sein« Besuchern während der Osterfeiertage wirkliche Fe st Vorstellungen bieten zu können. Zunächst sei bemerkt, daß Sonntag und Montag wiederum Nachmittags 3 Uhr Kindervorstellungen stattfinden. Unseren Kleinen ist somit eine recht willkommene Gelegenheit zu ge eigneter festtäglicher Unterhaltung geboten, zumal wenn, wie es dm Anschein hat, die Witterung zum Spazierengehen nicht günstig ist. In den Hauptvorstellungen, welche Abends 7 Uhr beginnen, gelangen während der Feiertage folgende Stücke zur Aufführung: Am 1. Feiertag »Aschenbrödel, oder der gläserne Pantoffel".' Zum Schluß Apotheose In der 2. Abtheilung des Stückes findet ein Ballettanz statt. Am 2. Osterfeiertag wird gegeben das Schau spiel: „Marie-Annel, ein Mädchen aus dem Bolle". Darauf ei» Nachspiel. Dienstag, am 3. Feiertage kommt zur Darstellung da« große Ritterschauspiel „Die Kreuzritter oder die eingemauerte Braut." Zum Schluffe Idestrum wuuäi. Das Reinbold'sche Kunsttheater bietet bekanntlich in dem jetzigen geräumigen Gebäude einen recht an genehmen Aufenthalt und beste Unterhaltung in nur würdiger Form. Das mit dem Theater verbundene Restaurant trägt auch allen mate riellen Genußbedürfniffen besten» Rechnung. Es sei hierauf nochmal» besonders hingewiesen. —0. Wie eine kleine unschuldige Neckerei oft schlimme Folgen nach sich ziehen kann, beweist ein Vorfall, der sich am vergangenen Donnerstag in einer hiesigen an der Zwickauerftraße gelegenen Fabrik zugetragen hat. Während der Mittagspause warf nämlich dort ein jüngerer Arbeiter eine Eierschale in keineswegs beleidigender Absicht nach dem Kopfe eines älteren Arbeiters. Dieser an sich unbedeutende Spaß wurde aber von Letzterem falsch aufgefaßt und erging sich derselbe nun in Be leidigungen gegen den jüngeren Arbeiter wie gegen dessen Vater. Al» dieser ihn über die Sache zur Rede stellen wollte, schlug der Aeltere mit einem Hobel, den er in der Hand hatte, nach dem Kopfe de» Andern uno brachte diesem hierdurch eine ganz bedeutende, ca. IV, Zmtr. tiefe Wunde am Kopfe bei. —* Einem hiesigen Schirmfabrikanten waren während der letztvergangeuen Monate wiederholt kleinere Beträge auS seiner Portokaffe gestohlen worden. Al» Dieb wurde der Laufbursche de» Bestohlenen ermittelt. Derselbe war geständig, zirka 16 Mal Beträge von 10 Pf. an bis zu 3 Mk. aus der ihm zugänglichen Kaffe ge stohlen zu haben. Weiter war er noch geständig, zu verschiedene» Malen auch kleinere Geldbeträge aus den Kleidtaschen eines im Ge schäft mit thätigen Gehilfen gestohlen zu haben. —* In der Maschinenfabrik Germania wurde ei» Kesselschmied von dem Drehling einer Winde in das linke Auge go schlagen und ihm dasselbe nicht unerheblich verletzt. —* In derselben Fabrik verunglückte der Führer eines a« Dache hinlaufenden Krahns, als er mit Hilft mehrerer anderer Ar beiter ein zirka 200 Ztr. schweres Gußstück zu heben hatte, in der Weise, daß, nachdem dasselbe gehoben und er, um das Zurückgehen der Kurbel zu verhindern, einen Einleger in das Zahnrad gelegt hatte, letzterer plötzlich heraussprang und die sich nunmehr in rasender