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Freilag, 8. Februar 1884. und AM-ole. llupartettfches Tageblatt sür Chemnitz und -ie Vororte: Altchemnitz, Mendorf, Bernsdorf, Borna, Fnrth, U ablenz, Glösa, Helbersdorf, Hilbersdorf, Kappel, Neustadt, Schönau. Abonnement: vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. (Zutragen 40 Pf.), sowie monatlich 42 Pf. (Zutragen 15 Pf.) nehmen entgegen die Verlagsexpedition und die Ausgabestellen des Chemnitzer Anzeigers in Chemnitz und obigen Vororten, sowie sämmtliche Postanstalten. (Postzeitungs-Preisv-rzeichniß für 1884 Nr. 1059. Jnfertionspreiü: die schmale (Ispaltige) Corpuszeile oder deren Raum 15 Pf. —(Local-Anzeige» 10 Pf.) — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pf. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen - Annahme für die nächste Nummer bis Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buckdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemaliges Bezirksgericht, gegenüber dem Casino) Bekanntmachung. Düjenigcn Herren Gemeindevorstände des anitshanptinannschastlichen Bezirks,, welche sich annoch mit der Einreichung des ihnen mittelst Verfügung vom 14.-Dezember l883 zum Zwecke der Durchführung der Bestimmungen des Neichsgesetzes vom 15. Juni 1883, die Krankenversicherung der Arbeiter betreffend, zugefertigten Fragebogens im Rückstände befinden, werden hiermit veranlaßt, diesen Fragebogen, vorschriftsmäßig ausgefüllt, nunmehr binnen 8 Tagen und längstens bis zum 15. Februar dss. Js. bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe von 10 M. anher einznreichen. Chemnitz, den 5. Februar 1884. Die Königliche Amtshauptmannschast. Schwedler. F. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heule aus Folinm 2375 verlautbart, daß der EisengießereibesitzerHerr Franz Richard Schreiler in Chemnitz in die Firma Metall- und Eisengießerei Hugo Schreiter daselbst als Mitinhaber eingctrcten ist. Chemnitz, den 5. Februar 1884. Königliches Amtsgericht, Abth. L. Rohr. Tr. Freitag den K. Februar 1884 von Vorm 9 Uhr sollen im Auktionssaale des hiesigen Justizgebäudcs 1 Web- und 1 Bohr maschine, 1 Bandftkge, Garne, Garnwinde», Waagen, Schleifwagenräder, Winterstoffe, Sommer- und Winterhüte. Sammet, Spitzen, Federn, Band, Regulator, Sophas, Bettstellen, Tische, Waschtische, Kleidcrsekretäre, Spiegel, Nähmaschinen, Blumenstöcke, Kopihüllen, div. Krage», 1 Gewehrschrank, 1 großer Wagen u. s. w. gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Chemnitz. Gerber. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Gerichtsräume werden nur dringende Sachen expedirt am 11- Februar dieses Jahres in der Nachlaß- und Vornumdschaftsablheilung und in den Expeditionen für Strafsachen Nr. 46 bis 40 am 12. Februar dieses Jahres in de» übrigen Expeditionen für Strafsachen Nr. 39 bis 22, am 13. Februar dieses Jahres in der Abtheilung für Konkurs- und streitige Civilsachen und in den Expe ditione» der Sportelkasse für streitige Civil- und für Strafsachen und der Gerichtsvollzieher und am 14. Februar dieses Jahres in der Abtheilung für Grund- und Hypothekensachen und in der Haupt- Sportel« und Depositen-Kasse. Chemnitz, am 31. Januar 1884. Königliches Amtsgericht. Beyer. Tageschronik. 8. Februar. 1587. Maria Stuart gcst. >7l8. Die Kartoffel wird in Sachsen eingesührt. >725. Peter der Große gest. 1871. Moritz von Schwind gest. 1873. König Amadeus von Spanien dankt ab. 1877. David Strauß gest. Telegramme des Chemnitzer Anzeigers. Vom 6. Februar. Ber ln. Zn Abgcordnctenkreise» gilt das Zustandekommen der Slenergcsetze für unwahrscheinlich, nachdem die Kommission gestern mit großer Majorität die Aufhebung der 3. und 4. Steuerfluse ab- gclehnt hat. München Die Kammer nahm den Antrag des Finanzaus schusses an, den Gymnasial-Geschichtsunterricht, wo immer möglich, nach den Konfessionen getrennt zu ertheilen. Wien. In dem Wiener Gemeinderathe war in Betreff der Petition an den Reichsrath, wonach die von der Regierung erlassenen Ausuahmeversügungen nur beschränkte Anwendung finden sollen, der Dringlichkeitsantrag cingebracht worden. Uebcr diesen Antrag wurde mit 65 gegen 21 Stimmen eine motivirte Tagesordnung beschlossen. London. Wie der „Daily Telegraph" meldet, sei unverzüglich nach dem Empfang der Meldung von der Niederlage Baker Paschas an alle nach Indien unterwegs befindlichen Truppenschiffe telegraphisch der Befehl ergangen, Halt zu machen. Kairo. Die Niederlage Baker Pascha's ist eine um so schmäh lichere, als die Feinde nur Speerwaffen führten. 17 europäische Offiziere sind gefallen. Baker ist mit dem Rest der Truppen gestern in Suakim angekommen. Die Besatzungen Suakims sind mit briti schen Marine-Mannschafte» besetzt. Der diplomatische Agent Frank reichs ersuchte seine Negierung um Absenkung eines französischen Kriegsschiffes zum Schutze der Franzosen in Suakim. Die von Sin- kat zum Fouragiren ausgesandten Truppen-Corps wurden niedergemacht. Paris. Ein Telegramm Courbet's aus Hanoi vom 25. Jan. melde!: Die Provinzen Sontah, Hanoi, Haidzuong, Namdinh, Haiphong sind ruhig. Berlin, 7. Februar, Mittags. Aus London wird gemeldet, daß 500 Matrosen, Marineinfanterie beordert worden sind, nach Suakim abzugehcn. Dem „Daily-News" wurde aus Kairo mitge- theilt, daß am 6. Februar Gordon wegen Erhebung der Arabcrstämme seine Weiterreise siftirte und vorläufig in Korosko bleibt. Ueber di-Nkothwe«digkeit einer Abänderung -eS von den Abgeordneten des Volkes zu leistebtden EideS. Man legt sich oft die Frage vor, wieso im Laufe der Zeit bei den Parlamentariern Deutschlands zwei Tugenden mehr und mehr in Abnahme gekommen zu sein scheinen, welche einst zu den höchsten Charakterzierden des deutschen Volkes gerechnet wurden; nämlich der strenge Gerechtigkeitssinn und die Loyalität. Die elftere Tugend kann aller dings nur so lange ausgcübt werden, als der Charakter eines Mannes auf der Grundlage der ganzen und vollen Unparteilichkeit steht. Daß die Unparteilichkeit schon in dem Augenblicke verloren geht, als sich Jemand zur Vertretung einer Partei meldet, um ähnlich dem Wesen eines Advokaten zu verfahren, der alles nur irgendwie Erdenkliche ausbietct seinen Gegner mattzusetzen, — selbst dann, wenn derselbe in hauptsächlichen Punkten im Rechte wäre, — und dem er jedoch nicht das geringste Zugeständniß macht, — ist eigentlich nur selbst verständlich Daß bei solchem advokatorischcn Wesen, mit welchem heutzutage die parlamentarischen Aktionen betrieben werden, auch die Loyalität verloren geht, ist ebenfalls selbstredend. Und daß das Beispiel, welches die Landtage und bezw. der Reichstag dem Volke geben, auch auf den Charakter des Letzteren nachlheilig wirten muß, begreift sich ebenfalls von selbst. Freilich muß zur Entschuldigung der Parlamentarier gesagt werden, daß sie ihrerseits meist wieder nur im Aufträge und unter dem Einflüße Jener handeln, welche sich bei den Wahlversammlungen neben den eigentlichen Kandidaten breit machen, an keiner Partei ein gutes Haar lasten, geschweige denn an der Re gierung, die gar von Vielen als die Hauptgegenpartei dargestellt wird Auch muß der Kandidat ja förmlich schwören, daß er genau im Sinne d:r Hauptschreicr seine? Wahlbezirkes sprechen und votiren, und sich bei der ihm vorgeschriebenen Partei-Fraktion auch der üblichen strengen Disziplin unterwerfen wird. Als Konsequenz dessen melden die Telegramme über den Aus fall der Wahlen niemals, wie viel erfahrene und unparteiische Männer gewählt wurden, sondern nur, zu welcher Partei dieselben schon im Vorhinein geschworen haben. Wäre aber dennoch Einer darunter, der die Wahl nur mit dem Vorbehalt annahm daß er gewissenhaft wie z. B. ein Mitglied des Schwurgerichtshofes, erst bei der Verhandlung selbst, und erst nach Anhörung von Rede und Gegenrede, au? Grund seines Gewissens, und seiner persönlichen, aus dem vollen bürgerlichen Leben, in das parlamentarische Getriebe mit hinübergenommenen Er lahrungen sein Urtheil bilden und seine Stimme abgeben werde, so bezeichnet ihn der Telegraph als einen „Wilden". Gegenüber solchen, schon bei der Zusammensetzung der Parlamente waltenden Umständen, braucht man freilich den Kopf nicht weiter darüber sich zu zerbrechen warum nichts Ordentliches geschaffen wird, und warum selbst die besten Intentionen der Regierung oder dieser und jener einzelnen Partei verdächtigt, zurückgewiesen und an Stelle des Vorgeschlagenen so oft ein ganz unbrauchbares Flickwerk, — und auch dieses nur auf dem Kompromißwege, geliefert wird, das alsdann Niemanden befriedigt, und wieder nur zu den thörichsten Rekrimina- tivnen gegen die Negierung selbst den Anlaß giebt. Daß hierin eine Remedur geschaffen werden muß, ist allen Ein sichtigen längst klar, nur wußte man nicht wie. Den, selbstredend will keine Partei, auch die Regierung nicht, die nöthige Freiheit der parlamentarischen Aktion allzusehr beschränken. Das Mittel liegt jedoch sehr nahe. Es ist nämlich höchst nothwendig, daß die Herren Parlamentarier einmal gründlich daran erinnert werden, daß die Unabhängigkeil der persönlichen Uebcrzeugung endlich wieder über die Parteitaktik gestellt werden muß, so daß die Herren, ui» die Erinnerung hieran ihnen täglich anffrischen zu können, vor Antritt ihres hohen Amtes einen Eid zu schwören haben, der von jenem, den sie jetzt schwören, in einigen Punkten wesentlich abweicht. Wenn man nämlich bedenkt, daß schon ein Geschworener, oder auch nur ein Zeuge, schwören muß, daß er ganz unparteiisch, ohne Haß, ohne Freundschaft, ohne jede Rücksicht, und nur nach selbständiger und tiesinncrster Uebcrzeugung urtheilen, beziehungsweise seine Aus sage abgebc» will, so wird mau erst recht, und zwar schon der heutigen Verwilderung des Parteitreibcns gegenüber, von den Abgeordneten, die ein viel wichtigeres bezw noch viel folgenschwereres Amt aus üben als z. B. Beisitzer eines Schwurgerichts, fordern dürfen, daß sie einen solchen Eid leisten, der sic der Beeinflussung des Partcitreibens schon im Vorhinein entrückt, und ihnen auch ihren Wählern gegen über ihre volle Freiheit bei den Parlamentarischen Abstimmungen wieder zurückgiebt. Die richtige Formel für einen solchen Eid dürfte sehr nahclicgen und daß seine Folgen unabsehbar heilsam wären Ein solcher Eid wäre der endlich gefundene richtige Schlüssel zum arg verrosteten Schlosse. Die sofortige Auflösung eines Parlamentes, das einen solchen Eid nicht acceptiren würde, wäre auch noch der Schlüssel zum Herze» und Verstände des Volkes und es wäre dann überhaupt interessant die Namen derjenigen zu wissen, die sich sträuben, den Eid einer vollen Unparteilichkeit zu leisien. Wom sächfifchen Landtage Am Mittwoch setzten beide Kammern anläßlich des das hohe Königshaus betroffenen schweren Trauersalls ihre Sitzungen ans. Ans der Dienstag-Sitzung der Zweiten Kammer, Berathung des Kultus-Etats, ist noch folgendes nachzutragen: Die Zuschüsse sür die Universität Leipzig wurden bewilligt. Bei dem Kapitel der Zuschüsse für das Dresdner Polytechnikum stellte Abg. Starke den Antrag: der Regierung zur Erwägung anheim zu geben, ob es angezeigt er scheint, den Studirenden der Pharmacie neben der Universität Leipzig auch das Polytechnikum für ihre Studien zu eröffnen. Abg. Uhle- mann äußert große Bedenken gegen diesen Antrag, auch Kulturminister v. Gerber kann sich deren nicht entschlagen, verspricht aber eingehende Erwägung der Angelegenheit. Hierauf wird der Antrag Siarkc an genommen und die Zuschüsse für das Polytechnikum einstimmig, sür evangelische Kirchen gegen die 3 Stimmen der Socialdcmokraten be willigt. Bei dem Kapitel Gymnasien und Realschulen verwendet sich der Abg. Heger warm sür die Förderung der körperlichen Pflege bei den Schülern der höheren Lehranstalten, Müllcr-Colditz hält es für gerechtfertigt, daß Realschulen, die sich als absolut nicht lebensfähig erwiesen Härten, die staatliche Unterstützung entzogen würde. Abg. Liebknecht stimmt den Ausführungen der Abgg. Heger und Müller- Colditz bei und äußert den Wunsch, daß die Disziplin auf den höheren Lehranstalten anders als jetzt gehandhabt werde. Er kritisirt sodann den jetzt auf den Gymnasien bestehenden Lehrplan und wünscht völlige Abschaffung der häuslichen Arbeiten. Abg. Kirbach: Um Gerechtigkeit walten zu lassen, wöge man wenigstens den Lehrern — auf die Geistlichkeit erstreckt sich dieser Wunsch nicht — bezüglich ihrer politi schen Thätigkeit einen möglichst großen Spielraum lassen, aber nicht nur nach konservativer, sondern auch nach liberaler Richtung hin. Bis jetzt sei nur Agitation für die erste Richtung gestattet worden, die Gymnasien und Realschulen wären jetzt geradezu Seminarien für die Agitation zu konservativen und antisemi tischen Zwecken Dagegen habe man zwei höhere Beamte ves Kultusministeriums rektifizirt, weil sie einen gemäßigt liberalen Wahlaufruf mitunterzeichnet hätten Kultusminister vr. v. Gerber versichert dieser Anschuldigung gegenüber, daß weder ihm noch einem der zahlreich anwesenden Kommissare ein derartiger Fall bekannt wäre und bittet den Vorredner, ihm den betr. Namen zu nennen. Nachdem Abg. Kirbach privatim mit dem Minister hierüber Rücksprache genommen, erklärte er, daß er, da der Minister auch nach Nennung der Namen bei seiner vorigen Behauptung geblieben wäre, jedenfalls falsch berichtet worden sei. Die Kammer bewilligt hierauf auch die sür Gymnasien und Realschulen eingestellten Po sitionen. Im Anschluß an dieses Kapitel beschließt die Kammer über eine Anzahl Petitionen, diejenige des Stadtraths zu Schneeberg um Errichtung eines Staatsgymnasiums daselbst wird der Negierung zur Erwägung überwiesen. Eine Petition der Stadt Freiberg um einen erhöhten Zuschuß aus Staatsmitteln für die dortige Realschule l. Ordnung wird der Regierung zur Erwägung übergeben, eine gleiche Petition der Stadt Borna aber auf sich beruhen gelassen! — Die Zuschüsse für Lehrerseminarien werden ohne Debatte genehmigt. Bei dem Kapitel Volksschulen bedauert Abg. Heger, daß es noch drei- klassige Volksschulen mit nur einer Lehrkraft gebe. Bei diesem Sy stem müsse entweder die Schule oder der Lehrer, oder auch alle Beide zu Grunde gehen. Er hofft auf baldige Abhilfe. Abg. Lieb knecht stellt das französische Volksschulwcsen als mustergiltig hin. Dort habe man den Religions-Unterricht beseitigt, und die dadurch gewonnene Zeit werde dazu benutzt, die Schüler über die Verhält nisse des öffentlichen Gemeindewesens, über die Rechte und Pflichten der Bürger zu unterrichten. Redner befürwortet noch eine organische Verbindung der Fröbel'schen Kindergärten mit der Volksschule. Kultusminister 1)r. v. Gerber ersucht den Vorredner, ihm diese Em pfehlungen und Winke zu ersparen, sie würden bei ihm doch keinen Anklang finden. Er habe durchaus nicht die Absicht, den Paul Bert'schen Katechismus in den sächsischen Volksschulen einzuführen. Hier hätte man andere, alte und bewährte Grundlagen: die Kinder zur Gottesfurcht (Zuruf links), zur Pietät, zur Ehrfurcht vor dem Alter und zur Achtung vor dem Bestehenden zu erziehen (lebhaftes Bravo!). Die Kammer bewilligt hierauf ohne weitere Debatte den Rest des Kultusetats: die Zuschüsse für Volksschulen, katholische Kirchen und wohlthätige Anstalten, sonstige Kultuszwecke, Taub stummenanstalten, stiftungsmäßige Leistungen für Kirchen- und Schul zwecke, allgemeine Ausgaben und den Reservesond. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Herannahen der Reichstags- session und die große Geschästslast, deren sich der preußische Land tag noch zu erledigen hat, haben den Präsidenten des Abgeordneten hauses bewogen, in der Montagssitzung den Vorschlag von Abend sitzungen zu machen. Diesem Vorschlag aber widersprach besonders Abgeordneter !>> . Windthorst sehr lebhaft unter Hinweis auf die hier mit verbundenen außerordentlichen körperlichen Anstrengungen für die Mitglieder des Hauses. Wen» man indessen bedenkt, daß die Debatte über den Kultusetat allein sechs Sitzungen in Anspruch nahm, so wird das Haus doch noch zu Abcndsitzungen greifen müssen, falls sich über andere Gegenstände ebenfalls so langausgedehnte Debatten entspinnen sollten In der Montagssitzung wurde der Etat der Universitäten unter Vorbringung einer großen Anzahl von lokalen Wünschen erledigt und am Dienstag derjenige der höheren Untcrrichtsanstalten. Es kam hierbei bezüglich einzelner Titel zu lebhaften Debatten und wurden namentlich von Seilen der polnischen Abgeordneten wieder die alten Klagen über die Vernachlässigung der polnischen Sprache und des katholischen Religionsunterrichts an den Gymnasien der Provinz Posen laut. Auch hinsichtlich der Elementarschulen in Posen und Ober- schlesnn brachten die Polen ähnliche Klagen anläßlich der Berathung des Etats sür das Elcmcntarunterrichtswesen vor. Die Diskussion über dieses Kapitel wurde am Mittwoch fortgesetzt, an welchem Tage die Debatte über den Kultusctat beendigt worden sein dürfte — Dem Präsidium des Abgeordnetenhauses ist eine Mittheilung der Regierung zugcgangcn, wonach dieselbe die Erwerbung einer Baustelle für den Neubau eines Abgeordnetenhauses in der Dvrothecnstraße vorschlägt, da sich der Erwerbung des hierzu ursprünglich in Aussicht genommenen Terrains in der Königgrätzcrslraße bedeutende Schwierigkeiten in den Weg stellten. — Die in letzter Zeit zu Stuttgart und Wien begangenen Rcinbmordaltenlate scheinen etwas Ansteckendes an sich zu haben, denn