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1 AprU 18«. *r. 14. Dmmirst«-, I Mchstschr Porßeitung. de«. Redacteur und Verleger: Friedrich Walther. hen vmch. Post-A»- > - ^in unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Preis r virnekjLhrdL Politische Weltschau. Deutschland. Die Erklärung Dänemarks auf die von der deutschen Bundesversammlung in Betreff der Her- zogthümer Holstein und Lauenburg gestellten Anforderungen ist nunmehr der Oeffentlichkeit übergeben worden. Der In halt dieser Erklärung geht in der Hauptsache dahin: 1) Die dänische Regierung erklärt sich bereit, die Verordnung vom -1. Juni 1854, deren Verfassungsmäßigkeit die Bundesver- saminlung nicht anerkennt, den holsteinischen Ständen zur nachträglichen Genehmigung vorzulegen; zugleich räumt sie ein, daß ein Theil der Angelegenheiten, welche nach der frühern Provinzialverfassung zum Geschäftskreise der holstei nischen Stände gehörten, gegenwärtig den „gemeinschaftlichen Angelegenheiten" zugewiesen ist, und verspricht, hierüber mit den holsteinischen Ständen eine Verständigung herbei zuführen. 2) In Betreff der Stellung der holsteinischen Herzogtümer zur dänischen Gesammtmonarchie erklärt sich die Regierung bereit, in Verhandlungen mit Commissarien deS Bundes zu treten; sie deutet aber zugleich an, daß nach ihrem Dafürhalten nur in wenigen Punkten eine Ueber einstimmung zwischen der Gesammtverfassung und der dem Herzogtum gebührenden Selbständigkeit mangelt. Als Ort der Beratung, welche erst nach Beendigung der Verhand lung mit den holsteinischen Ständen beginnen soll, wird Frankfurt vorgeschlagen. 3) Ferner erklärt sich die dänische Regierung zwar im Allgemeinen bereit, dem Bundesbeschluß vem 25. Febr. gemäß, sich weiterer Verordnungen, welche mit den Anforderungen des Bundes nicht im Einklänge stehen, zu enthalten; sie unterscheidet jedoch dabei, ob die Verord nungen nach der früheren provinzialständischen Verfassung zu dem Gebiet der Gesetzgebung gehören oder nicht. Aus dieser Erklärung Dänemarks ist zu entnehmen, daß es noch ziemlich lange dauern wird, ehe die Angelegenheiten der Herzogtümer zu einem definitiven und befriedigenden Ab schlusse gelangen; dessenungeachtet scheint die dänische Ant wort in Frankfurt a. M. keine ungünstige Aufnahme gefunden zu haben. Zunächst ist die obgedachte Erklärung dem hol steinischen Ausschüsse zur Berichterstattung überwiesen worden. In Baiern haben die Bestrebungen der sogenannten Altlutheraner schon zu manchen Abwegen geführt; neuerdings ist sogar ein dieser Richtung angehörender Pfarrer dazu ver- schritten, eine Art letzte Oelung in seintm Kirchsprengel ein- zuführen. Das Oberconsistorium, an dessen Spitze bekannt lich vr. Harleß steht, ist jedoch diesem Beginnen entschie den entgegengetreten. — In Würtemberg geht man seit dem Abschlusse des Uebereinkommens mit Rom damit um, die früheren Wallfahrtsorte wieder herzustellen und selbige mit Ordensleuten zu versehen; es werden bereits unter der katholischen Bevölkerung Geldsammlungen zu diesem Zwecke veranstaltet. Oesterreich. Die bedenklichen Zustände, welche sich in der letzteren Zeit in Bosnien, der Herzogewina und in Montenegro entwickelt haben, nehmen die ernstliche Sorge der österreichischen Regierung in Anspruch. Die Autorität der Pforte ist iir jenen Ländern ernstlich gefährdet, und A»Lnsigtter IahrULMl II. Cluartal. wenn sich der Sultan genöthigt sieht, mit Waffengewalt einzuschreiten, so kann bei der Erregtheit der slavischen Be völkerung die Bewegung leicht über die Grenzen jener Ge biete hinausgehen. Es sind Proklamationen unter den Auf ständischen verbreitet worden, in welcher alle Christen auf gefordert werden, gegen die Türken zu kämpfen, ihre Häu ser anzuzünden, und Männer, Weiber und Kinder zu ver tilgen; ferner wird ihnen die Hülfe Rußlands versprochen un gesagt, daß sich bereits ein russisches Armeecorps an der Grenze befinde, um den Rajahs beizustehen. Diese Proclomationen sind in Cettinje, dem Wohnsitze des Fürsten von Monte negro, gedruckt und von dort aus verbreitet worden, so daß kein Zweifel über die Betheiligung dieses ehrgeizigen Häupt lings an dem Aufstande mehr vorwaltet. Die Türken haben mittlerweile an der Landzunge bei Klek Truppen auSge- schifft, welche bei Gaska ein Lager beziehen und die Ruh« in der Herzogewina Herstellen sollen. Die Vorstellungen Oesterreichs und die Rüstungen der Pforte scheinen in letzterer Zeit dem Fürsten von Montenegro, welcher die Abtretung einer türkischen Gebietsstrecke verlangt, etwas zur Nach giebigkeit gestimmt zu haben; er soll den Senator Petrono- vich an den türkischen Höchstcommandirenden abgesandl haben, um Friedensunterhandlungen anzuknüpfen. Im Hafen von Cattaro sind bereits einige österreichische Kriegsschiffe^ versammelt und man scheint in Wien die Besorgniß zu hegen, daß auch französische und russische Kriegsfahrzeuge sich dort einfinden werden, um den ferneren Gang der Er eignisse zu überwachen. Schweiz. Die Bundesregierung hat durch ihre leb haften Reklamationen gegen die neuesten französischen Paß maßregeln, deren Belästigungen für die Schweiz als Trenz- land doppelt fühlbar werden, doch einigen Erfolg erzielt. Di« französischen Agenten in der Schweiz sind nämlich ermächtigt worden, das Visum ohne persönliches Erscheinen der Paß-, inhaber zu ertheilen, wenn diese Landesangehörige find und der Paß durch ihre Cantonsregierung unter deren Verant wortung und Empfehlung eingesandt wird. Frankreich. Prinz Georg von Sachsen ist am 24. März Nachts mit Gefolge in Paris eingetroffen und hat, der kaiserlichen Einladung entsprechend, in den Tuilerien Wohnung genommen. Se. königl. Hoheit wird flch am 29. nach London begeben, um dem englischen Hofe einen Be such abzustatten. — Seit lange hat kein auf diplomatischem Gebiete vorgekommener Personalwechsel solches Aufsehen er regt und eine so verschiedenartige Beurtheilung gefunden, als die Ersetzung des bisherigen französischen Gesandten am englischen Hofe, des Herrn von Perflgny, durch den Marschall Pelissier. Die Einen betrachten diese Ernennung als eine versteckte Drohung gegen England und erwarten von dem Auftreten deS auffahrenden und unbeugsamen Marschalls nicht viel Gutes; die Anderen dagegen erblicken in der Berufung des Generals, welcher ^zu den ersten und ausgezeichnetsten Männern des Kaiserreichs gehört, ein« Huldigung, die der Kaiser Napoleon der Allianz darbringt, an deren Erhaltung und Befestigung ihm aufrichtig gelegen sei. Die nächste Zukuyft wird erst Hehren, wer von beiden