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Htr. 24. 15. Zum 1849 Freitag, ' für da-Vierteljadr Ü-n Ku hadm. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. R Sächsische Porßeitung Politische »eltschau. Deutschland Lu» Frankfurt a. M. wird verstchrrt, daß die Eenttalgewalt schon früher wiederholt preußische militärische Hülfe beansprucht habe, um di« «ewegunq m Süddeutschlaad innerhalb der Schranken zu hallen < di« sie nun hiaauSgegangen ist. Preußen hat aber diesem Gesuche nicht entsprochen, und e» wird der ohnehin in der deutschen Angelegenheit vielfach und gerechterweise ange- griffen« preußischen Politik ziemlich deutlich der Vorwurf gemacht, sie habe es abfichtttch darauf angefangen, die gegen wärtigen Zustände unbehindert herbeikommen -u lassen. Im Lebrigen scheint sich die Spannung zwischen dem RerchS- verweftr uad der preußischen Krone in den letzten Tagen gemildert zu haben. Man hat gegenseitig Noten gewechselt, «nd eS soll sich nun ergeben Haven, daß die Meinung, als «olle Preußen den ReichSverweser von der EentralgOvalt verdrängen, auf einem „Mißverständnisse" beruhe. Die Miße Verständnisse spielen überhaupt eine -roße Rolle in unserer Zeit. Die ZeitungSaugabe, al- habe der. Reich-verweser Frankfurt verlassen, hat sich nicht bestätigt; er hat vielmehr von dort unterm 10. Juni eine Ansprache an da- badische Volk erlassen. — Eine Anzahl der nicht mit nach Stuttgart gegangenen Reichstagsabgeordneten, Herr v. Gagern an der Spitze, wird sich den 26. Juni in Gotha versammeln, um sich über die deutschen Angelegenheiten zu berathen und aus dem Schiffbruche zu retten, was etwa noch zu retten ist. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und der Herzog von Anhalt-Bernburg, welche sich früher für die deutsche ReichSverfaffung aussprachen, Haden sich jetzt b«d eilt, ihren Beitritt zu der von den drei königlichen Regier ungen vorgelegten Verfassung zu erklären. Auch der Groß- Herzog von Baden soll sich in ähnlichem Sinne ausgesprochen haben, doch liegt hierüber eine amtliche Mittheilung noch nicht vor. Mehre andere von den kleineren Regierungen schei nen denselben Weg betreten zu wollen, haben aber mindestens die ständische Einwilligung hierzu al- Bedingung aufgestellt. Au- der bairischen Pfalz bringt unS die letzte Woche wenig Reue- von Wichtigkeit; die Bewegung scheint ihre Kräfte mehr in Baden zu entwickeln, doch werden die nächsten Tage schon zu entscheidenden Schritten führen, da zahlreiche Truppenmaffen bereits im Anzuge sind. In Spey er hatte sich der Gemeinderath geweigert, die Beschlüsse der provisorischen Regierung auszuführen; letztere betrachtete dieß al- einen Act „offener Rebellion" und ordneve eine Neuwahl jener Behörde an; die Bürger wählten aber fast ille früheren Mitglieder wieder. Überhaupt geht au- den öffentlichen Erlassen hervor, daß die provisorische Reaier- un^ mit ihren Verfügungen im Volke auf vielfachen Wi derstand stoßt. 3m Grvßhkrzogthum Baden hat die provisorische Rtglerung da» ganz« «and in Belagerungszustand erklärt, da mich hier,d,e neuen Machthaber der Gewalt bedürfen um ihren Anordnungen Geltung zu verschaffen. Luch ist der Ln.zS«,Nister ermächtigt worden, wenn er e» für ac- «gnet hält, das Standrecht zu »blicken; ,,tz^ ist auch «Ser Zahraan«. II. Duartal. bereit« geschehen, und eine besonder« hierzu ernannte „Stand- rechtScommisfion" hat das Nöthige zu leiten. Die provi sorische Regierung beklagt sich, daß man ihr die Steuern verweigert und der Aushebung von Wehrmannschaften mit Gewalt entgegentritt. Namentlich weigern sich die Land-? leute, die jungen Mannschaften zum Kampfe zu stellen, da dadurch die Feldarbeiten völlig unterbrochen werden. ES werden deßhalb ExecutionStruppen auf die Dörfer geschickt, um die Bauern mit Gewalt zum Gehorsam zu zwingen; diese wehren sich aber ihrer Haut, und so ist e- an mehren Orten zu blutigen Erceffen gekommen. Die Geldnoth steigt mit jedem Tage höher, und die provisorische Regierung hat deßhalb beschlossen, die Gehalte und Pensionen der Beam-: ten rc. nur zu drei Viertheilen und zu zwei Dritttheilen au-zu-ahlen, während die Hochbesoldeten vorläufig ganz ohne Gehalt bleiben sollen, die Nachzahlung bleibt bessern Zatten Vorbehalt«. Im Uebrigen wird in einer Wei^e zu „freiwilligen" Geldbeiträgen aufgefordert, welche deutlich ge nug zeigt, daß man nöthigen Falls zur Gewalt geneigt, ist, um da- Erforderliche zu , nehmen, wo man e- eben, findet. Bemerkenswert!) ist e-, daß i« Seekreise, wo Struve dm letzten Aufstand organisirte, uad wo man sonst gern zu einem Pntsche geneigt war, jetzt wenig oder gar keine Sympathie für die Revolution zu finden ist. Die Leute find durch Schaden klug geworden; sie weigern fich, der provisorischen Regierung zu folgen und sagen, der Großherzog sei gut, nur seine Minister hätten mitunter nicht viel getaugt und dem Lande zu viej Steuern aufge legt; aber die jetzigen wären noch viel schlimmer, denn jetzt werde man unter dem Aushängeschilde„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" geplündert und bestohlen rc. Die schönsten Reden gegen diese für die Regierung eben nicht schmeichel hafte Auffaffungsweise blieben ohne Erfolg, und die Leute ging« wieder an ihre Arbeit, während die zur V-lk-bewaff- nuna abgehenden Commissare unverrichteter Sache nach Karttruhe zurückkehrten. — Die Wahlen zur constituirenden Versammlung für Baden GM «otst alle rm Ginne der pro visorischen Regierung ausgefallen; am 10. Juni follte die feierliche Eröffnung jemr Versammlung stattfinden. — In der Nähe Von Wein Helm hat am L. Juni ein Gefecht zwischen hessischem Militär und badisch« Kreischaaren statt gefunden, bei welchem eS mehre Lodte gab; die Kreischaarm zogen sich nach Dossenbach zurück, die Hessen besetzten Wem* heim; sie haben aber diese Stadt, nachdem sie dort übel gehaust, wieder verlass«. Am 10. Juni haben die bei Frankfurt vereinigten Hruppen ihre Stellung verlassen, um nach der hessisch-badiW«Sränze vorzurücken; am 12. Juni soll der Angriff beginnen. — JnKarl-ruhe ist e- am 6. Juni zu einem ernstlichen Gon-iett im eigen« Lager der jetzigen Machthaber gekommen. Brentano (Mit glied der provisorisch« Regierung) wollte die drutsch-schwei- »erische Legion aus Karlsruhe entfernt wissen, weil er fürch* tete, sie würde sich von dem durch Sdmve, Tzschirner und Genossen gebildet« „Club de-.entschiedenen Fortschritt-" zur Proclamirung der rochen Republik hinräßen lassen. Die Legion weigerte sich aber zu marschiren, und Brentano ließ