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Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861021
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-21
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 21.10.1886
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M 2LS — 8. Jahrgang. Sächsischer Der jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „SLchstsche Landes.Anzeiger' mit täglich einem besonderen Unterhal tungsblatte kostet monatlich 60 Pfg. (mit Ektrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 7» Pfg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstalte». Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. QuarlalCislnbahil'FahrplanhestfürSachsen, sowie im 4. Quartal dieWeihnachtsbeigabe Mstrirles Iahresbuch desLandes>«nze>gers und zn Neujahr Jllustr. Landboten-Mender. Lgg-ks-Aiirklser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger" Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnerstag, 2t. October 188S. rzugte: . Bei Wiederholung grotzerAnnoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbctrag (in Briefmarken) beifügen tte 8 Silben Cortzusschrift bilden ca. I Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, Buchvruckerei, Chemnitz. Theaterstraße ö (Fernsprechstelle Nr. 138). Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - s Jllnstrireos U»t«rh»lt»ngsb«att - s Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler - s. Sächsische Gerichts-Zeitnna - s. Sächsisches Allerlei. - Ertta-Beiblatt Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Die auf bez, Fol. 188. 452, 1244. 128 l, 1282, 1384. 2136, 2839. 2397, 2479. 2564 . 2717. 2767. 2843, 2846 und 2898 de» Handelsregisters für den Stadtbezirk Chemnitz und aus Fol. 220 und 266 des Handelsregisters für den Landbezirk Chemnitz eingetragenen Firmen: Joh. Gotthold Fischer, G. W. Pohland )r„ Emil Dudeistädt, M. Wetzel, Cgrl Ernst Esche, Edmund Hevschkel, Winckler u. Co., Georg Kieber, Gustav Becker u. Comp., Dresdner Cichorien- und Kasfee-Surrogat-Fabrik Teichel u Llauß, Robert Chmielorz. Rasch u. Bischoff, Emil Bär, Julius Ammisch, Bruno Müller und Schöne u SalewSky, sämmtlich in Chemnitz, sowie Eisenhüttenwerk Vorwärts Ed. Mamroth in Harthan und A. W, Temmler in Neustadt sind erloschen. Chemnitz, am 18. October 1886. Königliches Amtsgericht. «el-graphische Nachrichten. Vom 19. October. Braunschweig. Dem „Brauusch. Tageblatt- zufolge ist der bekauute wrlfisch gestaute Rrchtsanwalt Dedekind iu Wvlfenbüttel gefier« verhaftet und in da- hiesige UutersuchuugSgefäuguiß gebracht worden. Nordhause». B»i Schernberg, zwischen Ebelede» und Hohe», «bla, entgleist« heute ei« Personenzug, wobei ei« Wage« umgeschlagen oud «I, Streckenarbeiter getödtet wurde. Die Passagiere blieben unverletzt. Hannover. Bon hier ist,Rechtsanwalt von Hartmann flüchtig geworden, über dessen Vermögen der CoucnrS verhängt ist. Paris. Lvrd Churchill ist hier ein getroffen und hat mit Minister Freycinet eine Unterredung gehabt. Petersburg. Sin Circular der Ober preßvrrwaltnng verbietet den Redactioue», über eine« am Sonnabend im technologischen In. stitnt stattgehabten Vorfall z« schreiben, von dem nnr soviel bekannt äst, daß Schüler dieser Anstalt den Rector im Gebäude insulti« haben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 20. October. Deutsches Reich. Dem BnnvcSrath sind jetzt die Special- Etats des Reich-kanzler», der Reichskanzlei, des RechnnugShose», des Reichs-Eisenbahn-Amtes «nd der Reichr-Justiz-Amte» zugegangen. In letzterem find 850000 Marl als erst« Rate zur Erbannna de» Reichsgerichtes in Leipzig eingestellt. — Der russische Thronfolger soll, wie bereit» mitgrthrilt, von einem Luugenleidrn befallen sein. Daz» schreibt die .Boss. Zig.-: In ärztlichen Kreisen spricht man von «ine« andere« Leide«, das wenig oder gar keine Hvfst>nng auf Heilung lassen werde. Einer der namhafteste« Speeialärzte Rußlands, Profeffor Hosmauu, wurde vom Kaiser von Rsßland dieserhalb consultirt; die Antkauft, welche der Kaiser von dem UuiversitätSprofeffor erhielt, befriedigte ihn jedoch so wenig, daß er dem Arzte den Dank sofort echt russisch ertheilte. So, wie gesagt, erzählt man sich in ärztlichen Kreisen. — Amtliches Resultat der Reichstags Ersatzwahl im Wahlkreis« Sonderburg Haderslrbe«. Abgegeben wurden 10790 Stimme»; davon «hielt Johanns«» (Däne) 7810. Bachmauu (stets) 2967 Stimmen, den Rest Bebel. — Der nächstjährige ReichshauShaltsetat wird bestimmt ein« Geldsumme für Kasernrnbante» fordern und damit znr Lösung der KaserniruugSsrag«, zur vollständigen Kasernirnng des Reichsheere», beitragen. Bo» dem Erlasse eine» KaseruIruugSgesrtzr», nach welche« die vesammtkosteu der Kasernenbautrn ca. 175 Millionen Mark br tragen sollten, hatte die ReichSregiernng bereit» im Jahr« 1876 Abstand genommen, da an eine Zofiimmnng de» Reichstages nicht zu deute« war. ES wird vielmehr beabsichtigt, die Kasernirungrsrag, nach und «ach ihrer Lösung «tgege« zu führe» »nd alljährlich im Etat di« Mittel für die im Lause der EtalSjahre» weiter z« führe«, den oder ne» z» beginnenden Kasrrmnbauten zu fordern. In drr Ausstellung der Kostenüberschläge find «enerdingS Aendernngeu ring«, treten, «nd zwar infolge de» Beschluss«- des Reichstages, .den Bunde»- Der Sternlrug. Bo» Adolf Strrcksuß. Schluß. Nachdruck verboten. Durch verschiedene Zeugenaussagen wurde sestgestellt, daß Andre- an dem Tage de» Morde» in einem granwollrnrn Sommerrock, mit dem Gewehr auf dem Rücken, nach der Dieb-Haide aus die Jagd ge- gange« sei «nd daß Gravald an jenem Tage Schnhe und blauwollen« Strümpfe getragen habe. Werder wußte sich ein paar Fäden von der Wolle, aus denen die Strümpfe de» Herrn von Heiwald grstrickt waren, und von dem graue» Jagdrock de» Gutsherr« zu verschaffen. Da» blaue» im Walde gefnudeue Wollenhaar war weit gröber, die schwarzen Flecke» auf den Wollenfiocken stände» Wester aaSeiuauder als aus der Probe, sie stimmte» dagegen, w°s durch Ewald sestgestellt wurde, ebenso genau mit den Wollensäde» vom Rock« des Andres überein, wir da» blaue Härchen mit der Stärke der Wolle in den blaue» Strümpfen Grawald». Mit einem unermüdlichen Eifer sammelte Ewald «rne Beweise. Tr stellt« fest, daß Bat« Grawald in den letzten Jahre« weit größere Kapitalien an-gellehe» hatte, als er auf redliche Weis« erworben habe« konnte; es war nicht leicht, dies zu «forsche»; denn drr schlau« Berbrecher hatte Sorge getragen, den Betrag seine» Vermögens geheim z« halten. SS war in vielen kleine» Summe» verliehen und die Schuldner hatte» ihm versprechen müssen, nicht darüber zu plaudern. Da st« weist in Noth gewesen «aren, wen» ihnen der gute Bat« Grawald mit eine« Darlrhu anlgrholfe« hatte, schrieben sie seine« Wunsch der edelwüthigen Absicht, im Gehrim«» wohlzuthnn, zu; nnr ihre überflrömeude Dankbarkeit bewegte sie, dem harmlosen Prosessor zu erzählen, wie gut, wir rdelmüthig der treffliche WIrth vom Sternkrug sei. De» schlagendsten Beweis für die Schuld Grawald'S hatte endlich die Entdeckung de» geheimen GeldkastrnS im Weinkeller gegeben. Ewald hatte eine stille Nachtstunde, als alle HauSgenvffen längst in ihren Betten lagen, benutzt, um seine Nachschlüssel zu ge« brauchen. Er fand in dem Kasten noch de« größten Theil de» dem ermordete« Henn von-Scharnau geraubten Geldes und außerdem eine Uhr «it schwerer goldener Kette; er erkannte sie sofort nach der rath zu ersuche», eine Revision der Kostenüberschläge auf Grund der notorisch billiger gewordenen Preise vornehmen zu kaffe« und das Ergebuiß dem Reichstage vorzulegen." — Der RrichSanzekger publieirt eine kaiserliche Verordnung, welch« den kaiserlichen Commiffar für daS Schutzgebiet de» Marshall-. Brown, und Providence-Jnselu ermächtigt, für die allgemein« Ver waltung, da» Zoll- und Stenerwese« Verordnungen zn «lassen, die aber der nachträglichen Bestätigung deS Reichskanzlers bedürfen. — Die feierliche Einweihung der neuen Hasenanlagen in Wilhelmshaven wird am Sonnabend den 13. November Nachmittag» 1 Uhr bestimmt statefinden Das Panzerschiff Friedrich Karl ist ausrrsehen, die erste Durchfahrt von der Rhede in den neuen Ha'en zu mache». — Der englische Kriegsminister Smith ist au» Dresden in Berlin augekommeu uud reist von da über Köln nach London. — Als erste Frucht der Thätigkeit der russischen Fabriken- Commission im Grenzbezirk wird die Ausweisung des DirectorS Glücksmann vom Milowicer Kohlenbergwerk gemeldet. Deeselbe hat mit Frau und Kindern Rußland verlassen müssen. — Im Regierungsbezirk Erfurt werde» eiugreifend« Maßnahmen gegen die Trunksucht vorbereitet. Die Gastwirthe sollen fnselfreien Branntwein verkaufe»; vor Morgens 8 Uhr ist der Branntweinver- kauf zu verbiete», ebenso der Bnkans an Personen unter 16 Jahren. Gegen Trunkenbolde soll ohne Rücksicht ans deren Stand vorgegaugen «erde«. Größer« Arbeitgeber sollen eieusallS geeignete Einrichtungen gegen den übermäßigen Brauutweinkousum treffen. — Die Aussichten für die Durchführung der Kaualifirnug der Mosel seitens de- preußischen Staates haben sich, den .Berliner Pol. Nachrichten- znfolge, neuerdings insofern gebessert, als sowohl di« Kosten «ach de« neuesten Ermittelung«» sich niedriger stelle« dürste«, als anfänglich angenommen wurde, wie auch die Bereitwilligkeit der Interessenten, zu den Kosten brizntragen, gestiegen ist. Genauere trch- «ische Vorarbeit,« haben freilich erst stattzufinden. — Daß in der deutschen Kriminaljnstiz eine allzugroße Milde z» Tage tritt, wird von der .Köln. Ztg.- durch nachstehende Aus- sührungeu behauptet: .Mau weiß, daß di« Körperverletzungen sich in den letzten Jahren ganz außerordentlich vermehrte«, und man dürste des halb wohl erwarten, daß die Gerichte recht scharf nnd schneidig gegen diese Ausschreitungen verginge«. Die Statistik zeigt leider, daß dir» nicht der Fall ist. Beinahe die Hälfte aller rinsacheu Körperverletz, unge« wurde »it Geldstrafe «nd 46.36 Prozent «1» «t^üugutp »I» zn drei Monaten bestraft; im Ganze» wurden also 96,14 Prozent mit Geldstrafe und de» geringsten Freiheitsstrafe belegt. Nicht besser ist es bei den gefährlichen Körperverletzungen, bekanntlich denjenigen Vergehe», bei welche» eine ruchlos« Gefinnung besonder» hervortritt; 58,66 Prozent derselben wurde» mit Gefäugniß unter drei Monate», 19,21 Prozent mit Geldstrafe «nd 18 22 Prozent mit Gesängniß bis z« eiuem Jahre geahndet. Di« höhere» Strafsätze weisen nur sehr kleine Prozentsätze ans; ans Gesängniß von einem bis zwei Jahren entsalleu 2.64 Prozent, anf zwei Jahre und darüber 0.96 Prozent. Um den Umfang, in welchem hier von der Geld- strafe Gebranch gemacht wird, richtig zn würdigen, muß man be denke», daß das Besetz dieselbe «n, ausnahmsweise znläßt, während e» al» Normalstrafe die Gesängnißstrafe betrachtet, die Im Gewöhn- lichen nicht unter zwei Monate heruutergehen soll. Und trotzdem wird nahezu der fünfte Theil aller Vernrtheilten ausschließlich mit Geld bestraft, und trotzdem wird kaum gegen drei Prvcrut eine Freihettsstras« ausgesprochen, welch« di« Grenze eines Jahre» überschreitet. Wahrhaft klassisch find aber die Strafgröße« bei den Diebstählen. Bei dem einfachen, ersten Dieb stahl« wurde in 89.71 Proc. Gesängniß unter drei Monaten ausge sprochen, Gesängniß bl» zu einem Jahr« in 5,88 Proc.; bei einfachem Diebstähle i« wiederholte» Rücksalle wurde «och in 53,76 Proc Gesängniß unter einem Jahre verhängt, während da» Gesetz Zuchthaus bis z« zehn Jahre» androht. Und so geht e» weiter durch alle Rubriken de» Strafgesetzes hindurch I- Beschre bung, welche er «it sich führte, al» die Uhr, welche dem er- mordeten Viehhändler Saworsli geraubt worden war. Selbst der schlaueste Verbrecher begeht irgend eine« thörichteu Streich, der ihn endlich entlarvt. So hatte auch Vater Grawald sich nicht entschließen können, dir werthvolle goldene Uhr und Ketie iw Walde zu vergraben; « bewahrt« sie in de« geheimen Kaste» ans, de« er so sicher verborge» zn haben meint«, daß kein Menschenang«, am wenigsten das des lächerlichen kleine» Naturforscher», ihn ans. znflnden vermöge. Nach der Verhaftung Grawald- häuften sich gegen ihn und Andres die Beweise täglich mehr. Da» Kücheubeil, welches der alt« Friedrich vom Sternkrng mitgenommen hatte, paßte «it seiner Schneide vollkommen iu die tiefe Schiideispalte, welche der Kopf des Ermordeten zeigte; die Stricke, mit welche» di« Steine in dir Kleider der Leiche gebunden waren, um dies« auf dem Boden deS Sumpf- loche» frstznhaltru, zeigten sich als Abschnitte einer Vater Grawald gehörigen Leine, welche er stets, ebenso wie da» Beil, im Wagen mit sich führte. ES war dies ein« durch die schlechten Weg«, auf denen leicht ein Rad brach, geboten« Vorsichtsmaßregel. Ein schlecht ausgewaschener Blutfleck in dem grauen Rock« de» Andre», die genaue Uebereinstimmung zwischen dem Schuhwerk deS Vater» «nd de» Sohne» mit den im Morast durch Werder gemessenen Fußspuren vervollständigten die Reihe der Beweismittel. Grawald blieb im Gesängniß seinem System trotzigen Leugnen- treu, er weigerte sich, dir ihm vom Untersuchungsrichter vorgelegten Fragen zu beantworten. Alle die sich mehr und mehr gegen ihn hänfeuden Beweise wie» er als Erfindungen de» Polizeiraths Werder, der ihn verderben wolle, um Herrn von Heiwald weiß zu brennen, zurück. Bei dieser Aenhernng blieb er fest. Niemals verwickelte er sich in Widersprüche, «eil er uiemolS zu bewege» war, eine bestimmte Anssagr zu machen. Ans seinen harten, srsteu Sinn wirkt« anch die sonst für Verbrecher so sürchterllche Einzelhaft nicht. Ex saß den ganzen Tag fast regungslos in seiner einsame» Zelle. Andres war anfangs ebenso trotzig, aber seine Kraft brach bald zusammen. Als ihm der Untersuchungsrichter die ganze Kette der gegen ihn vorliegenden Beweisgründe entrollt«, als er ihm sagt«, daß die Geschworenen gegen ihn da» Schuldig sprechen würden, auch wenn er nicht gestehe, daß aber ein renmüthlge» Geständniß ihm eins Milderung seiner Straf« «wirken werde, al» dann in der rin« Frankreich. Eine zweite Ministerkrifis hat in Paris da» Licht der Welt erblickt, di« aber kaum viel zu bedeute» hat. In der Kammer tadelten einige radikale Gegner die Regierung, weil sie bei den Streiknnruhen in Vierzo» Gewalt habe avwendeu lasse» und beantragten ein Mißtrauensvotum. Der Minister de» Innern, Sarrirn, erklärte, die Regierung habe nur ihre Pflicht gethan, nnd verlangte «In volles Vertrauensvotum. Da» ertheilte di« Kammer aber nicht, sonder» ging nur über de» TadelSanirag zur Tages ordnung üb«. Der Minister drohte mit seinem Rücktritt, hat sich aber bereit finden lassen, seine Demission znnächst noch zu verschieben, da ihm viele Abgeordnete erklärte«, e» habe bei der Abstimmung i» drr Kammer ein Mißverfiänbniß obgewaltet. Der Minister wird nun also wohl anf seinem Posten verbleibt«. — Der rach Pari» zurückgelehrte Häuptling der Patrlolenliga, Mr. Dvronlöde, macht viel Wesens von seiner antidentschen Rundreise. Ueber seinen Aufent halt tu Rußland sagte er folgende» besonder» bemrrleuswerthr Wort«: »Wenn Sie die warmen Trtvksprüche. mit welchen man mir ant wortete, gehört, wen« Sie den Ausbruch der franzöfische« Sympathie» gesehen, wenn Sie in allen Massen drr Gesellschaft, vom Mndschit an bi» zvm General, diesen Haß gegen di« Deutschen, der zum mindesten edenso stark wie der unsere, bemerkt hätten, daun würde« Sie mit ml» sagen: DaS franzöfisch-rusfische Bündntß ist «ine ab gemachte Sache; Frankreich braucht nur zu wollen! Die franzöfische Republik «nd da» rnsfische Kaiserreich habe« gemeinschaftliche Interessen und einen gemeinschastlichen Haß, die innere Politik hat iu diesen Fragen nicht witznreden uud de, zwi chen den RegiernugSforwen beider Reich« bestehende Unterschied wird die Sympathie nicht auf halten, welche die beide« Völker hiurelßt, sich über Deutschland herüber die Hand z» reiche«. Sin Beispiel: Die Osficiere der rnsfische» Armee« folgen »it leidenschaftliche« Interesse dem Auftretr« des Generals Boulanger, weil st« in ihm ein« große militärisch« Kraft, «in schwere» Gewicht sehen, welche» die Waage Deutschland» znm Sinken bringen kann!- — Ein großer Miuisterrath fand Dienstag in Pari» statt, der die Ministerkrisen beseitige« soll. Da» Cabinrt wird wahrscheinlich in der Kammer ei« Gesammtvertrauen»- votnm verlangen nnd davon sein Verbleiben im Amt abhängig mache«. Vorläufig haben sowohl der Minister de» Innern, Sarrirn, als der Finanzmiuiftrr Tarnst ihre EntlassungSgesuch« zurückgezogen. Freycinet verhandelt mit einflußreichen Abgeordnete«, damit die Kammer keine neaen Schwierigkeiten macht. Matte». Italienische Blätter melde», die Regierung werde Maßregel« ergreife», um die AnSbreitong de-Jesulti-mnS in Italien zu hindern. Die Maßnahmen solle« sehr scharfer Natur sein. Rußland. An» Petersburg wird der „Köln. Ztg - trlegra- phlrt: Ls verlautet «it Bestimmtheit, daß General KaulbarS bald au» Sophia zurückberufen werden wird. Der Kaiser ist sehr «nge. halten über den Verlauf der Dinge, beabsichtigt jedoch vorläufig keine Besetzung und behält sich seine Entschließungen vor. Katkow drang kürzlich bei einem persönliche« Empfang auf thatkräftige» Handel«, doch bliebe« sein« Rathschläge erfolglos. I» den Petersburger Ge sellschaftskreisen herrscht über die so unglücklich verlaufene Sendmr- «aulbar»' allgemeine Unzufriedenheit, «an legt aber da» Scheiter» derselben »icht de« Geueral zur Last, da «a« meint, derselbe führe nur buchstäblich di« ihm gewordene« Befehle au». UebrigeuS spricht man nicht mehr so leichtweg von der Möglichkeit eine» Kriege», wie unmittelbar nach der Entfernung Fürst Alexander'»; Im Allgemeine« glaubt und hofft man, daß schließlich Alle» friedlich verlause« werde. Am allerwenigsten ist mau in leitende» Kreise« kriegerisch gestimmt; dort glaubt man, durch Abwarte» mehr zu gewinnen, al» durch Urbrrfiürzung. Mau «eint, bk« Einigkeit unter de« vulgare» werde «icht allzulange anhalteu. Eparrieu. Galeote, der Mörder de» Bischofs von Madrid, ist, wie bereit» mitgetheilt, zum Tode verurthrilt worden. Sein Ver- theidiger wird Berufung gegen da» Urtheil «inlegr» und mau nimmt allgemein an, daß er begnadigt werden wird. sameu Zell« sein Gewissen rege wurde, als er, durch stundenlange Verhöre bei Tage ermüdet, doch in der Nacht sich ruhelos aus de» Lager wälzte, da vermochte er den alte« Trotz «icht mehr aufrecht zu erhalten. Er legt« ein umfassende» Geständniß nicht nur de» Morde» de» Herrn von Scharna«, sondern auch der früher in G«. meinschast mit seinem Vater nnd seine« verstorbene« Bruder be- gangenen Verbreche« ab. Grawald hatte mit seinen beide« Söhnen de« Viehhändler Saworski erschlage» «nd beraubt nnd auch den Postraub, dessen Opfer der Condncteur geworden war, begangen, endlich mit Andre» de» Herrn von Scharuau erschlage». Andre» verschwieg, nachdem er einmal zn« Geständniß gebracht worden war, nicht» wehr; selbst ein« vierte Mordihat an einem Reisenden, de, im Sternkrug eiugekehrt war, ent- deckt« er, obgleich der Richter ihn nach derselben gar richt fragte, denn vo» jenem verschollenen Unglückliche», dessen Namen Andre» selbst »icht kennte, wnßte Niemand etwa». Beruhigt durch die Srlelchternng seine» Gewissen» ging Andre» in sein Gesängniß zurück Grawald wurde sofort «ach dem Verhör de» Sohne» vor den UntersnchungSrlchter gerufen; dieser ließ ihm da» anfgenommen« Pro tokoll Wort für Wort vorlrseu; aber auch die» erschütterte den er graut«« Berbrecher nicht. Sr blieb bei seinem Leugnen. Man führte ihn in sein Gesängniß zurück. Al» ihm der Schließer am anderen Morgen die Gesangexensuppe brachte, fand er ihn tvdt aus seinem Bette. Er hat'« sich auf «»erklärliche Weis« rin M.ffer zu verschaffen gewu t uud diese» fich mit sicherer Hand in» Herz gestoßen. Andre» blieb bet seine« Geständniß Er wurde znm Tod« ver- urtheilt, aber vo« de« Monarchen zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Die Verhaftung BrawaldS nnd die Anfsuchung der Leiche des ermordeten Henn von Scharna« war die letzt« Amtshandlung des Polizeirath» Werder. Schon am folgenden Tage kehrte er, ohne «och einen Besuch in Growberg gemacht zu haben, nach M" zurück. E, reichte sofort seinen Abschied rin. Vergeben» bat ihn sriu Schwager, der Polizei-Direktor, im Dienst, iu welche« er fich so glänzend ausgezeichnet habe» zu bleibe». Werder ließ fich «icht bewegen. »Nie wieder,- sagte er fest ent-
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