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iichsischt V orh Mmg. 56. Jahrgang Dienstag, den 4. Decemöer 1894 Mr. 143 'S -dienst: r Diak. Feuilleton Obersten Lenoc und auf seine Gattin lautete — nun Zredigt: Kinder- . 9 Uhr >: Herr Jnferate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Miltag angenomnien und kosten: diclspali.Zeilc I5Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. predigt« Abend» ;: Hen stredigt: Kinder» ,9 Uhr lfrauen: 8 Uhr ,: Herr Unter» Pastor >9 Uhr 9 Uhr Kinder» ruhende Linke zitterte heftig und die kteine Hand er» greifend, sagte ich: «Fassen Sie Muth, Madame und sagen Sie mir, inwiefern ich Ihnen dienen kann." Im Stillen freilich wünschte ich, der «Dienst" möchte nicht allzu lange in Anspruch nehmen, denn aus dem Restaurant klang Lellergeklapper und mein Magen knurrte bedenklich. Die Hand fester auf nuinen dargebotenen Arm legend, schritt die Dame an meiner Seite langsam auf und ab und schüchtern zu mir aufblickend, begann sie: «Ich bin eine Amerikanerin und befinde mich auf dem Wege nach Rußland, woh n mein Mann mir vorangereist ist. Ter Paß, mit welchem er die Reise antrat, lautet auf uns Beide; ich habe mich niemals um diese Dinge bekümmert und erst hier in Eydtkuhnen ist mn's klar geworden, daß ich die Grenze nicht über schreiten darf, wenn ich nicht im Besitze eines Passes bin." «In der That — das »st schlimm", nickte ich be dauernd, «aber ich bin leider außer Stand', Ihnen zu helfen, Madame. Ich kenne hier absolut Niemanden, ich bin ein Amerikaner, ohne officielle Stellung, ein früherer Militär, der jetzt nach Petersburg reist, um Verwardte zu besuchen." reffen Sie aber ohne Madame Lenoc —" «Ja — meine Frau entschloß sich erst im letzten Augenblicke, nicht mitzureisen", ful ich der Dame un geduldig in's Wort, denn ich war wirklich sehr hungrig. «Run wohl — so werden Sie mich dem Paß» beam en gegenüber für Ihre Frau gelten lassen und Meine officielle Gattin. Roman von R. H. Savage. (1. Fortsetzung.) Jetzt war Eydtkuhnen erreicht; wegen der Revision der Pässe und des Gepäcks findet hier ein Aufenthalt von zwe« und einer halben Stunde statt und mitunter erweist sich dieser lange Zeitraum noch ungenügend für die Bewältigung der Geschäfts, welches eine endlose Kette von Nörgeleien und Chikanen süc den Reisenden bildet. Als der Zug hielt, blickte ich sehnsüchtig auf das elegante Restaurant des Stationsgebäudes, denn ich empfand Hunger und Durst, aber ein starkes eisernes Güter belehrte mich, gleich den anderen Reisenden, daß erst die Formalitäten hinsichtlich der Pässe und der Effekten erfüllt werden mutzten, bevor dem Magen sein Recht wurde. Wachtposten, bis an die Zähne bewaffnet, spazierten vor dem Gitter auf und ab und mit eir.er Langsamkeit, welche auch den geduldigsten Reisenden zur Verzweiflung bringen mußte, ging Vie Revision der Pässe vor sich. In buntem Gemische drängten alle Passagiere dem Gitter zu, dessen enge Pforte uns zu den Fleischtöpfen wenn mcht AegyptenS, so doch Rußlands zu geleiten verhieß. Jetzt kam die Reihe an mich und meinen Paß ent faltend, näherte ich mich dem bärbeißig dreinschauenden r Hit,-» t: Herr tisston-» Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften D resden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. vermrtworüicher Redakteur und Verleger Kerrmau» Müller m Dresden. rm. 10 tschmar. Borm. rmahls- ,9 Uh,: Stein- ng mit Adends Pfarrer Kn ks illsemelck Miklllli! Bei Aufgabe von kleineren Inseraten ersuchen Wir die geehrten Besteller von hier und auswärts den Betrag dafür (pro 1-spalNge Zeile — 12 Silben 15 Pfg.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken einsenden zu wollen. - Die Inserate «üffen am Tage v or Erscheinen deS Blattes bis RA Uhr mittags in unserer Expedition sein. Die Verlags-Expedition. Inserate»- Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendanr, Haasenstein LVoglcr, Rudolf Mosse, G. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, SesselSdorf u. s. w. eleganter Schnitt sicherlich dem Atelier Worth in Paris entstammte, hob die schlanken und doch vollen Formen aus's Bortheilhafüste hervor, der Mantel war mit Blau» uchsbesatz verbrämt und ein kleines Mützchen aus dem» elben Pelze bedeckte den Kopf; die Rechte der Dame leckte in einem zierlichen Muffe; die auf meinem Arme Predigt Laidk. Seichte: tredigt: 2 Uhr ß. - 7 llhr r: Herr i. 9 Uhr Harleß. lt nach- öünerS» Hilf». ältlichen Osficler, der den amerikanischen Adler prüfend : beschaule und dann kopfrickend sagte: „Alles in Ord» nung — passirt!" Erleichtert aufathmend faltete ich meinen Paß, der auf mich und meine Gattin lautete, da Laura sich erst ! im letzten Moment entschlossen hatte, rn Paris zu ! bleiben, wieder zusammen und wollte eben nach dem > Gepäckraume schreiten, als sich eine kleine Hand auf meinen Arm legte und eine zarte, süße Stimme im reinsten Englisch bittend flüsterte: «O mein Herr, ! dürfte ich Sie um eine kurze Unterredung bitten?" Angenehm überrascht, blickte ich auf die Besitzerin i der bezaubernden Stimme; vor mir stand eine auffallend i schöne, mit seltenem Liebreize auSgestattete junge Dame in eleganter Kleidung und da ich von jeher ein be» geisterier Verehrer schöner Frauen gewesen bin, zog ich > den Hut und sagte freundlich lächelnd: „Befehlen Sie über mich, Madame." Die schöne Fremde schlug die feuchtschimmernden s dunklen Augen voll zu mir auf und auf den korallen» ! rothen Lippen zitterten Worte, welche auszusprechen es ihr offenbar an Muth gebrach. Williges braunes Haar umrahmte das reizende, an eine antike Gemme er innernde Gesichtchen, dessen kindlich likblick er Ausdruck ! etzle». r: Hen Beichte fließen te »nd »arm. Kinder» wie dieses sich zu der Frage stellt, ist einstweilen noch nicht bekannt. Die Zahl der bei dem Fürsten Bismarck ein- gelaufenen Beileidstelegramme beträgt bis jetzt weit über 1100. DaS preußische Staatsministerium und der Bundesrath haben in corpore kondolirt. Gleichzeitig be- ginnen auch die brieflichen Kondolenzen von Städten, deren Ehrenbürger der Fürst ist, von Korporationen, Vereinen und Privaten in größtem Umfange einzulaufen. Auch viele Hunderte von Kränzen waren zu dem Begräbnisse der Fürstin in Varzin eingetroffen. In Kreisen, die dem Hause Bismarck näher stehen, glaubt man nicht, daß die Fürstin ihre endgiltige Ruhestätte in Varzin finden werde. In Schönhausen, wo sich auch daS Bismarck-Museum befindet, ruhen alle Vorfahren deS Fürsten er hat mehrmals bemerkt, daß auch er dort seine Ruhestätte finden wolle, wie denn auch kürzlich in Schönhausen eine Familiengruft in Bau genommen worden ist. Man nimmt daher an, daß die Leiche der Fürstin später nach Schönhausen gebracht werden wird. Wie nachträglich bekannt wird, hatte Prof. Schweninger bereits in ven letzten Tagen den greisen Bismarck darauf vorbereitet, daß seine Gattin einer unvermeid lichen Katastrophe entgegenginge. Am Freitag äußerte die sehr hinfällige Kranke den dringenden Wunsch, zum letzten Male noch gemeinsam mit ihrem Gemahle Ab schied von allen jenen Stellen ihres ländlichen Besitzes zu nehmen, wo sie in langer Ehe so unbeschreiblich glückliche Stunden verlebten. Sorgsam in die Equi page verpackt, vollzog sich in Begleitung ihres Gatten die tieftraurige Rundfahrt durch Feld und Wald; dann kehrte die Kranke in's Bett zurück, um nicht mehr auf- zustehen. Bei ihrem Todesaugenblick waren anwesend ihre Tochter Gräfin Rantzau, Professor Schweninger, Or. Chrhsander und eine alte Dienerin. Da abend- vorher anscheinend eine kleine Besserung eingetreten war, hatte sich der Fürst zur Ruhe begeben und trat morgens in s Krankenzimmer, als seine Enkelkinder weinend bereits um das Todtenbett standen. Das vor treffliche gesundheitliche Befinden BiSmarck's berechtigt zu der Hoffnung, daß er trotz der tiefen Erschütterung, die ihm einen schweren Schlag beibrachte, doch ohne Gefährdung der eigenen Gesundheit diese herbste Prü fung seines Alters überwinden werde. Als Geschenk des inzwischen verstorbenen Czaren an Kaiser Wilhelm trafen auf dem Bahnhofe Trakehnen 27 Stück Schwarzwild, 20 Sauen und 7 Keiler ein. Einer der größten Keiler kam todt an; er maaß über 2 Meter in der Länge. Ueber die Heimath der schwarzen Borstenthiere berichtete der russische Forstbeamte, der den Transport begleitete, interessante Einzelheiten. Der Wald, aus dem die Borm, Borm Planitz. agiriuS. Borm, gesaug: Hier- Herr 8 Uhr: kenbach. r: Herr vorstehenden Reichstagstagung schon jetzt als ausge schlossen gelten kann. Zur Hebung der deutschen Getreidepreise werden bei der gegenwärtigen gedrückten Lage der Landwirthschaft die verschiedenartigsten Vorschläge ge macht. Theoretisch ganz interessant sind in dieser Beziehung die Ausführungen des Reichstagsabgeord neten Geheimrath Gamp in einem Aufsatze der letz ten Nummer des „Deutschen Wochenblattes". Der selbe hält die bisher zur Hebung der Getreidepreise gemachten Vorschläge in absehbarer Zeit für unaus. führbar und erklärt dies im Besonderen betreffs des Vorschlages des Herrn v. Graß-Klanin auf Errichtung staatlicher Kornsilos wie betreffs des Antrages Kanitz auf staatliche Monopolisirung der Einfuhr ausländi schen Getreides. Dagegen hat Herr Gamp für den nothleidenden Getreidebau ein eigenes Rettungspro gramm entworfen, das im Wesentlichen auf die Be gründung einer großen staatlich en Mühlenindustrie hinauskommt. Nach seinem Vorschläge soll der Staat, zunächst in den östlichen Provinzen Preußens, unter Benutzung der in denselben zahlreich vorhandenen Wasserkräfte eine größere Anzahl von Mühlen errich. ten, welche die Aufgabe haben, die in diesen Provin zen über den lokalen Bedarf hinaus vorhandenen Ge treidemengen zu verarbeiten und die daraus gewonne nen Mühlenprodukte möglichst nach dem Auslande aus zuführen. Diese Mühlen sollen den einheimischen Pro- ducenten für das Getreide diejenigen Preise bezahlen, welche sich auS der Verwerthung der Mühlensabrikate nach Deckung der Betriebskosten und unter Berücksich tigung einer etwa dreiprocentigen Verzinsung deS Anlage-Kapitals ergeben. Nach seinem Plane würden vorläufig in den östlichen Provinzen 8 bis 10 Mühlen zu errichten sein, von denen jede etwa 15,000 Tonnen Getreide jährlich verarbeiten könnte. Herr Gamp ver spricht sich von der Ausführung dieses Planes haupt sächlich, daß durch Ersparniß an Transportkosten und Ausnutzung aller Vortheile des Großbetriebes diese staatlichen Mühlen den Landwirthen in den östlichen Provinzen ihr Getreide mindestens mit durchschnittlich 15 M. pro Tonne höher werden bezahlen können, ohne daß der Staat irgend welche erheblichen finanziellen Opfer zu bringen brauche; in weiterer Folge werde auch der Preisstand des Getreides allgemein in diesen Provinzen um den angegebenen Betrag gehoben werden. Die Berathung über die Börsenreformvorlage zwischen den Kommissaren des Reichsamtes des Innern, i des Reichsjustizamtes, des Reichsbankpräsidiums und des preußischen Handelsministeriums sind nunmehr geschlossen. Der Gesetzentwurf geht in der jetzigen Fassung zunächst an das preußische Justizministerium; Uzped u. Redaktion DreSSea-ReustsSt L. Meißner »ässe 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Dannerstag und Eonnabend früh. ASannementü» Preis: Rerteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch di« kaiserlichen Post- mftaltcn und durch unsere Boten. Vri freier Lieferung in« Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. ..... . ..Als Sie Ihren Paß vorwiesen, mein Herr, stand in entzückendem Gegtnsotz- zu der herrlich geformten ! ich hinter Ihnen und sah, daß das Dokument auf den Büste stand. Eine dunkelbraune Reisetoilette, deren i"" e: Drrs. »mahl-- Borm Rittag- Nachw »teufte-, n Stist, Abenh- ich der rr Pasi. r: Hm >te imd - . Wolff, rger. nc Diak. predigt. : Hm 11 Uhr der die , 12 Uhr Albert, -rmana. tSstraße Abend» Borm. Kinder» mn. r Diak. imahlS. - '/.t2 iakonuS hte und »lat. — affe zu. Gotte-. . 4 Uhr. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Aufgaben, welche dem am Mittwoch zusammentretenden Reichstage zur Erledigung Vorbehalten sind, lassen sich jetzt an nähernd übersehen. Neben dem Haushaltsvoranschlag, der gegen den vorjährigen keine wesentlichen Abwei chungen enthalten soll und dem Gesetzentwürfe zur Be kämpfung der Umsturzparteien dürfte in den Vorder grund der Berathungen treten die Novelle betreffend die Aenderung des GerichtsverfassungSgesetzes und der Strasproceßordnung und betreffend die Entschädigung unschuldig Verurtheilter. Diese Novelle ist bereits vor Monaten veröffentlicht und vom Bundesrathe ange nommen. Die Reichstagsabgeordneten haben also ge. nugsam Gelegenheit gehabt, sich auf diese für unsere Rechtsprechung überaus wichtige und dringliche Ma terie gründlich vorzubereiten. Auch die Gesetzentwürfe betreffend die Regelung der Privatrechtsverhältnisse der Binnenschifffahrt und der Flößerei sind soweit fertig gestellt, daß sie schon alsbald dem Reichstage zugehen konnten. Ferner werden die Gesetzentwürfe zur Be. kämpsung des unlauteren Wettbewerbes, sowie zur Re form der Börsenordnungen noch in dieser Tagung zur Erledigung kommen müssen. Doch sind diese Entwürfe, soweit bisher bekannt geworden, noch nicht einmal vom preußischen Staatsministerium genehmigt worden, so daß wohl noch mehrere Monate vergehen werden, ehe sie dem Reichstag unterbreitet werden können. Auch die Steuergesetze sind bisher noch nicht dem Bundes rathe zugegangen, ihre Einbringung in den Reichstag wird also schwerlich vor Weihnachten zu erwarten sein. Endlich verlautet, daß auch der vom Reichspostamt ausgearbeitete Entwurf zur Aenderung des Gebühren- s tarises für die Zeitungsversendung bei den übrigen amtlichen Instanzen auf solche Bedenken und Weite rungen gestoßen ist, daß seine Erledigung in der be-