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72 E/pcd u R,daft,o» Diesdeo-Nciista-I kl M.ißnrr Waffe 4. LPIe Zeitung erscheint rtcnstaß, ronnerstas und SavnaSenS früh rldVuncmcnt»- Preis: WierteljShrl M 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten Vei freier Lieferung kn« HauS erhebt die Post noch eine we- dühr von 25 Pfg. Sächsische D ocheiluG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. NmtSblatt für dir kgl. NmtShauptmannschaftm Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de» kgl. Amtsgericht» Dresden, sowie für die kgl. Fochrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. Inserate werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.Zeile lSPsg. Unter Eingesandt: SOPsg. Jnseraten- Aonatzmesteleu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Hausenstein LBogler, Rudolf Mosse, ». L. Daube L Eo. m Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. ». f. w. Mr. 153. Dienstag, dm 30. Decemöer 1890. 52. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Auf da- mit 1. Januar beginnende erste Quartal der „GLchflschen Dorfzeitung", „Areiundfünfzigster Jayrgang", nehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und Landpostboten gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Bestellungen an; auch kann da- Blatt, wenn eS verlangt Wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn abend pünktlich in- Hau- gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei un- (Neustadt, kl. Meißner, gaffe 4), oder bei den von un- angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel lungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereit- arschienenen Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der .Sächsischen Dorfzeitung- durch dieselbe sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus gedehnteste Verbreitung. Die Verlag-»Expedition. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Wohl noch niehat ein Gesetz bei seiner Durchführung die Mitwirkung so weiter Kreise er fordert, Wieda- am 1. Januar 1891 in Kraft tretende Alters- und Invalidität--Versicherung-gesetz. Millionen Hilfe verheißend, nimmt es auch die Mitwirkung von Mil lionen in Anspruch. Wohl fast in jedem Haushalte wird zur Zeit die Frage erörtert: was haben wir zu thun, um den unS neu auferlegten Pflichten zu genügen? Die HaushaltungSvorstände können nicht dringend genug ermahnt werden, sich über diese Frage genau zu informiren, da jeder Verstoß gegen da- Gesetz an dem Arbeitgeber mit empfindlichen Geldstrafen geahndet wird. Inzwischen hat am 27. December bei allen ReichS-Postonstalten der Verkauf der Beitragsmarken für die Alters- und Invaliditäts-Versicherung begonnen. Der Jahresbedarf an Marken für das Reichs-Post- gebiet ist auf 625 Millionen Stück veranschlagt. Außer dem Verkaufe besorgt die Post auch die Bestellung der Marken, die Abführung des dafür erzielten Erlöse- an die Versicherungsanstalten und das Reich u. s. w. Die Post wird ferner auch die Renten vorschußweise zu zahlen haben. Man hat für den BeharrungSzufiand den Bettag der von der Reichs-Postverwaltung au-zu- zahlenden Invalidität-- und Altersbezüge auf mehr als 200 Millionen M. jährlich berechnet. Diese Summe vertheilt sich auf etwa eine Million Empfänger, deren jeder zwölf Mal im Jahre — am ersten eine- jeden Monats — auf der Post zu erscheinen haben wird, um die ihm zukommende Unterstützung in Empfang zu nehmen. Der Kaiser richtete unter dem. 24 d. M. an den Berliner Magistrat, welcher ihm anläßlich der Geburt de- jüngsten Prinzen die besten Glückwünsche der Reichs- Hauptstadt schriftlich dargebracht hatte, das nachstehende Handschreiben: .DaS frohe Ereigniß in meiner Familie, durch welches GotteS Gnade mir al- schönste Gabe zu dem bevorstehenden segenspendenden Feste den sechsten Sohn bescheert hat, ist, wie ich zu meiner Freude wahrgenommen habe, auch von der Berliner Bürger, schäft in wärmster Weise begrüßt worden. Als einen beredten Ausdruck dieser freudigen Antheilnahme habe ich die Adresse de- Magistrat- meiner Haupt- und Residenzstadt mit Befriedigung entgegengenommen, in welcher für mich und meine Gemahlin, sowie für den Neugeborenen tiefempfundene Glück- und Segen-Wünsche dargebracht werden. Für diese neueste Kundgebung treuer Gesinnung und Anhänglichkeit spreche ich meinen aufrichtigen Dank au-.* — In ähnlichem Sinne äußerte sich der Monarch einer ihm nahestehenden Persönlich, keit gegenüber, indem er betonte: „Das Jahr 1890 war für mich ein sehr glückliche-. Es hat mir einen neuen Besitz gebracht — die Insel Helgoland — und jetzt noch einen Sohn. Je mehr ich in den Jahren vorrücke, um so tiefer fühle ich mich durchdrungen vom Glauben an GotteS Güte.* — Verschiedene Blätter wissen noch einen weiteren und zwar sehr beachtenS- werthen Ausspruch mitzutheilen, welchen der Kaiser jüngst gethan haben soll. Danach äußerte der Monarch: „Unser HohenzollernhauS muß dem deutschen Volke das Vorbild in allen Tugenden sein, vor Allem müssen wir die Menge den geheiligten Charakter des Famillen- ! lebens hochfchätzen lehren. Für da- Volk ebenso wie für mich liegt in dem Kultus de- Familienlebens eine wesentliche Stärke.* — Ganz in unserem Sinne gesprochen! Der Centralvorstand der deutschen Innung-- verbände hat an den Reichstag eine Petition gerichtet, worin die Wiedereinführung von Legitimation-papieren für alle gewerblichen Arbeiter befürwortet wird. ES heißt in diesem Schriftstücke u. A.: „Wir wollen Ordnung im Hause und in der Werkstatt halten und dazu ist eS erforderlich, daß der Geselle sich über seine Person und über die gesetzliche Lösung seiner früheren Arbeit-Verhältnisse au-weist. Wir beabsichtigen keines wegs unsere SewerbSgehilfen der Polizeivifitation zu überantworten, aber wir wünschen, daß eine Konttole über den Arbeitsantritt und ArbeitSauSttitt von den Innungen au-geübt werde. Die Befürchtung dar Arbeiter, die Legitimationspapiere möchten infolge gewisser unter den Arbeitgebern vereinbarter Geheim zeichen zu einem politischen Drucke au-gebeutet werden, tst für die gewerbliche Praxis haltlos; eher wäre schon da- Gegentheil anzunehmen, daß nemlich seitens der Arbeitnehmer über die Meister geheime Konduitenlisten geführt würden. Den befürchteten Uebergrtffen läßt sich übrigen- auch, um ängstliche Gemüther völlig zu beruhigen, durch Androhung hoher Geldstrafen be- gegnen. Die Arbeiter selbst sollten insofern ein ent gegenkommende- Interesse an der Einführung der obligatorischen Legitimationsausweise bekunden, al- jetzt, da keinerlei Konttole über die Arbeit suchende» Gesellen geübt wird, alle diejenigen Bedrückungen erst recht eintreten können, welche von der gesetzlichen Einführung der Arbeitsbücher befürchtet werden. Der gewerbliche Arbeiter, behauptet man, werde zum Menschen zweiter Klaffe degradirt, wenn er beim Ein- ttitte in die Arbeit sich erst über seine Persou legitimiren solle. Solchem Phrasenthume gegenüber hat der selbstständige deutsche Gewerbe stand dre Ver pflichtung, immer wieder von Neuem für eine natür liche Ordnung im Gewerbsleben zum Nutzen der Gesammtwohlfahrt seine Stimme zu erheben.* Wie bereits mitgetheilt, empfing Fürst Bi-marck jüngst eine Deputatton der Stadt Straßburg, um an deren Händen eine ErgebenheitSadreffe entgegenzu nehmen. Bei dieser Gelegenheit äußerle der Fürst u A.: ES sei von jeher sein Verlangen gewesen, Straßburg für Deutschland wieder zu gewinnen und gleichzeitig die Ecke von Weißenburg zu erringen, wo der Geßlerhut stand, vor dem Deutschland seine Reverenz machen mußte. Nachdem da- Wert mit Gotte- Hilfe gelungen, hätte er am liebsten eine chinesische Mauer auf dem Rücken der Vogesen erbauen mögen, damit die Ueberwucherung de- FranzosenthumS dem auf keimenden deutschen Vaterland-gefühle nicht hinderlich würde. Er hasse die Franzosen al- solche nicht, auch gestehe er ihnen manche guten nationalen Eigen schaften zu, aber ihre Nachbarschaft halte er für ge fährlich. Wenn wir von Frankreich soweit entfernt wären, wie die Russen, dann würden Frankreich und Deutschland die besten Freunde werden. AuS diesen Gründen habe er auch Herr Paßzwang eingeführt, iu der Hoffnung, eS sollten die Beziehungen zwischen Feuilleton Aus Mmwege«. Kriminal-Novelle von Carl Zastrow. (20. Fortsetzung.) „Es half mir wenig. Ich war kaum durch die Hinterthür in da- HauS getreten, al- ich einen leisen, ganz leisen Schlag auf meinen Schultern fühlte, so un gefähr, al- wäre eine Fledermaus darüber hinweg- gehuscht. Ich wußte zur Genüge, wer hinter mir stand. Wilde verzweiflungsvolle Wuth ergreift mich. „Bist Du noch nicht zufrieden?* schrie ich, „wa- willst Du noch verd— Schatten?* Da- Gespenst stand im Rahmen der Hofthüre. Die unheimliche Gestalt hebt dunkel sich vom bleichen Grau der nächtlichen Atmosphäre ab. Sie schüttelt langsam feierlich da- Todtenhaupt. In ihrer Rechten funkelt wieder da- entsetzliche Mordinstrument. Und sie faßt eS am Griffe, holt wett au-, stößt e» sich zwei Mal in die Brust und überreicht eS mir dann mit einer Verbeugung, in welcher die feierliche Aufforderung enthalten ist, e- gefälligst ebenso zu machen. Dazu verspürte ich nun freilich nicht die geringste Neigung. Und wer wollte e- mir verargen? Allein da- Gespenst ließ mir keine Ruhe. ES schlich hinter mir her, wenn ich promenirte ober ritt. E» blickte mir beim Schreibe» über die Schulter. ES grinste mir au- dem Spiegel entgegen, wenn ich mit meiner Toilette beschäftigt war. Der Aufenthalt auf meine« Gute wurde mir bald unerträglich. Ich verkanste e- und ging auf Reisen. Ziellos schweifte ich hierhin, dorthin. Das Gespenst ist mir gefolgt. Wenn ich mich umwende, steht eS hinter mir, mit spöttischer Feierlichkeit mir den Dolch Präsenttrend zum blutige» Abschlusse meine- Dasein-. Hin und wieder treten Ruhepausen in dieser wilden Jagd ein. Wen« ich, von Reuequalen und Selbstvorwürfen gepeinigt, in finsterer Schwermuth dahinträume und in der That den Gedanken in's Auge fasse, «ein fluchwürdige- Dasein abzuschließen, dann ist eS fern, dann sehe ich eS nicht. Mit dem Moment jedoch, wo die Liebe zum Leben zurückkehrt, ist e- wieder da. Und wenn ich mich in taumelnder Lust in den Wirbel de- Vergessen- stürzen will, steht eS dicht hinter mir. Ich fühle seinen eiskalten Aihem um meine Schläfe wehen, seine Rechte centnerschwer aus meiner Schulter lasten. E- reißt mir den Becher der Freude von den Lippen. Es stellt sich zwischen mich und die lockende Freude. ES kauert ein gluthäugiger Riesenwolf sich am Fußende meine- Bette- nieder, wenn der Schlaf der Betäubuna sich auf meine Lider senken will. Nun, Fürst, wissen «ie alles! Und ich bitte Sie, sagen Sie mir, wa» Sie über die Sache denken. Sie sind ein Mann von Wett und Urtheil-kraft. Deshalb wende ich mich an Sie. De-Halb theile ich Ihnen mit, «a- ich bi-hcr noch keiner Menschenseele anvertraut. Geben Sie mir einen Rath. Soll ich die Mahnung des Geistes befolgen und durch einen gutgezielten Mefferstoß die Höllenqualen «einer Brust für immer zum Schweigen bringen?* Die beide» Männer hatte« einen großen baumfreie» Platz erreicht, u« welchen ring- sich eiserne Bänke zogen. Die Sterne leuchteten in voller Klarheit am Veiten Himmel-dome. In dem dunklen Eichenwalde, «elcher den Platz iu seinen schwarzen Rahmen spannte, rauschte e- leise. Zur Rechten öffnete sich die Schatten nacht ein wenig. Man konnte dort einen Theil de- südlichen Himmels überblicken, über welchen zuweilen ein schwacher Wetterleuchten hinzuckte. AdlerSberg hatte sich wie in tiefer Erschöpfung auf einer Bank niedergelassen. Der Fürst war seinem Beispiele gefolgt. -Nein*, erwiedertc er ruhig auf de- Grafen angst volle Frage. „Eines Phantoms wegen, durch eine krank hafte Verstimmung meiner Nerven hervorgerufen, würde ich mir da» Lebenslicht nicht au-blasen.* Er schwieg einige Sekunden lang und fügte dann im Tone eisiger Zurückhaltung hinzu: „Ich glaube übrigens nicht in der Lage zu sein, Ihnen in dieser heiklen Angelegenheit einen Rath gebe» zu können, mein Herr! Meiner Ansicht nach hätten Sie überhaupt bester gethan, einen Genossen auf der Bahn de- verbrechen- zu Ihrem vertrauten zu wählen. Ich muß nochmal- betonen, daß ich durchau- nicht begreife, womit gerade ich die Ehre eine- so weitgehenden vertrauen-, wie Sie eS mir zu zollen belieben, verdient haben sollte. Kann ich mich in Ihre Loge hineinversetzen? Bin ich etwa ein Mörder?* Die letzten Worte Nongen scharf uud drohend »uv schienen eine einschüchterude Wirkung auf den Zuhörer zu üben. „Still, um Gotte-wille«, spreche» Sie nicht so laut*, mahnte er, „Gott behüte, daß ich Sie für ei»e» schuldbefleckten Man» hielte. Rei», »ein. ich mei»te nur, Sie könnten vielleicht einmal i« Lebe» ähnliche